Goldene Konfirmation - Helmut Schröder - E-Book

Goldene Konfirmation E-Book

Helmut Schröder

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Beschreibung

Ein spannender Kurzkrimi, der mit einigen lustigen Versen gewürzt ist. Beinahe hat er das Genre eines Liebesromans. Im Grunde ist es eher eine mehrgleisige Erzählung mit einer kunterbunten Mischung aus Humor, Alltags- und Begleitlyrik und unterschwelligen philosophischen Betrachtungen zur Paardynamik.

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Helmut Schröder

Goldene Konfirmation

Kurzer Krimi mit drei Liebesgeschichten und etwas Poesie

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Goldene Konfirmation

Impressum neobooks

Goldene Konfirmation

Liste der wichtigsten Personen:

Alfred Schack, Mordopfer, 66 Jahre

Liebespaar Senioren: Michael Hübner, 66Jahre, leitender Ausbilder für Rettungssanitäter, und Karin Götze, 65Jahre, ehrenamtliche Gemeindehelferin, Hausfrau

Liebespaar Junioren: Kurt Wagner, 32 Jahre, Kriminalassistent, und Susanne Siberski, 30 Jahre, Kriminalassistentin

Gleichgeschlechtliches Liebespaar: Hartmut Moses, 41 Jahre, Oberkommissar und Jörg Eigenrauch, 35 Jahre, Sportlehrer, Kreismeister im Stabhochsprung

Ehefrau des Mordopfers: Irmgard Schack, 63 Jahre

Freund der Frau Schack: Igor Propov, 62 Jahre, Sägewerksarbeiter, 62 Jahre

Freundin der Frau Schack: Christa Kuhlmann, 58 Jahre

Hauptkommissar Manfred Bleichert, Chef der Kommissariate Lüneburg und Uelzen, 57 Jahre

Rechtsmediziner Dr. Eginhard Strack, 61 Jahe

Pastor Martin Sauer, 52 Jahre

Goldene Konfirmanden: Günther Mollock, Jürgen Kellner

Nachbarin: Frau Gerda Wittwer, 63 Jahre

Horst Niedergerke, Gartenbesitzer, 60 Jahre

Rüdiger Schoppe, Graupapageibesitzer, 36 Jahre

Papgeien: Maria und Kalle

Wer war denn nun der Täter?

Die Antwort gibt es später.

Was sind das für Geschichten,

die uns die Liebe bringt?

Worauf kann man verzichten,

was schreibt man unbedingt?

Bei unsren Liebespaaren,

da gibt es Jung und Alt

Gleichwohl wird man erfahren:

Sie sind ganz schön verknallt!

Sie lieben sich ganz zärtlich

und küssen sich sehr oft.

Es ist ganz klar ersichtlich,

wer auf den andren hofft.

Doch Alfred wurde umgebracht,

wie konnte das gescheh`n ?

Wer kommt denn da nur in Betracht?

Ihr werdet es ja sehn!

Goldene Konfirmation

Seit fünfzig Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. Er hätte sie auf der Straße mit Sicherheit nicht wiedererkannt. Damals waren sie beide fünfzehn gewesen. Vor einem halben Jahrhundert waren sie in der gleichen Kirchengemeinde konfirmiert worden.

Michael wusste noch ihren Vornamen: Karin. Über viele Jahre hatte er sich nicht mehr an ihren Nachnamen erinnern können. Dann fiel das entscheidende Tor für Deutschland im Finale der Fußball-WM. Schlagartig kam die Erinnerung: Götze hieß sie, Karin Götze, genau wie Mario Götze, der Torschütze zum Siegtor gegen Argentinien, den die Fans lieben. Er hatte Karin damals sehr verehrt, war zum ersten Mal in seinem jungen Leben richtig verliebt gewesen.

Seine große Fußballbegeisterung war ihm manchmal fast peinlich, aber er hätte Mario Götze küssen können, als dieser das herrliche 1:0 gegen Argentinien erzielte. Vor fünfzig Jahren hätte er Karin Götze gerne küssen wollen, obwohl sie niemals ein Tor für Deutschland geschossen hatte!

Karin zu küssen hätte für ihn unbeschreiblich schön sein können. Aber dazu war es nicht gekommen. Damals wäre ein Kuss schon sehr viel gewesen. Michael war sozusagen „von ihrem Gruß beglückt und folgte errötend ihren Spuren“, wie Goethe es so schön ausdrückte. Aber bevor er Karin näher kommen konnte, hatte sie den Mädchenschwarm Ludwig kennengelernt, einen großen breitschultrigen und blendend aussehenden 16-jährigen Burschen, gegen den er keine Chance hatte. Bis dahin hatte sie ihn nur einmal angelächelt und ihn damit verzaubert. Dann galt ihr Lächeln offensichtlich nur noch diesem Ludwig. Denkbar war, dass sie ihn später geheiratet hatte.

Der Treffpunkt zur Goldenen Konfirmation war an einem Sonntag um 9 Uhr angesetzt. Erst hatte Michael kaum Neigung verspürt, sich telefonisch im Büro des Gemeindepastors anzumelden. Dieser frühe Termin, bei zwei Stunden Anreise, ließ ihn beinahe noch weiter von einer Teilnahme abrücken. Ob es möglich sei, erst eine Stunde später, so gegen 10 Uhr dazuzukommen, hatte er die freundliche Dame im Kirchenbüro gefragt. „Aber selbstverständlich!“ antwortete sie. „Lassen Sie es uns bitte nur wissen, ob Sie zum gemeinsamen Mittagessen bleiben werden.“

Beiläufig hatte er sich erkundigt, ob eine Karin Götze auch auf der Liste stünde, was ihm bestätigt wurde. Sie lebte also noch, aber ob sie kommen würde, wusste niemand. Es konnte ihm auch keiner sagen, ob sein alter, bester Freund Jürgen oder seine damaligen Nachbarn und Spielkameraden Paul und Alfred , die ebenfalls auf den Konfirmandenlisten der St.-Petri-Gemeinde der Jahre 1963 und 1964 standen, kommen würden. Aber er war enorm daran interessiert, sie wiederzusehen und mit ihnen über alte Zeiten zu plaudern. Er meldete sich an, auch auf die Gefahr hin, dass außer ihm nur fremde Jubilare dabei waren. Aber falls Karin Götze käme, fände er es spannend, ob ihr Lächeln noch so zauberhaft wie damals sein würde.

Der Ausflug nach Uelzen ist schon etwas Besonderes für Michael Hübner, gewissermaßen eine Reise in die Vergangenheit. Er kann sich im Zug nach Uelzen, an immer mehr Einzelheiten aus seiner Jugend erinnern. Je näher er der Kleinstadt Uelzen kommt, um so mehr innere Bilder tauchen auf, manches ist so deutlich und klar, als sei es gerade eben erst geschehen. Er hätte nie geglaubt, dass dies alles wieder auftauchen kann.

xxx

Oberkommissar Hartmut Moses vom Kriminalkommissariat Uelzen ist ein höflicher, einfühlsamer Mensch. Bei Verhören wird er nie unfreundlich oder barsch.

Wenn er merkt, dass es dem Verhörten zu viel wird, legt er eine Pause ein. Nicht um einen starken Kaffee zu trinken, wie es alle Kommissare tun, er löscht vielmehr mit Apfelschorle seinen Durst. Eine Flasche Apfelschorle hat er - wie sein Markenzeichen - immer bei sich.

In diesen dienstlichen Pausen muss er fast immer an seinen Freund Jörg Eigenrauch denken, einen Sportlehrer. Er mag den athletischen Körper des Freundes, der einer der besten Stabhochspringer des Landkreises Uelzen ist. Er findet ihn sehr gut aussehend. Nach vier Jahren Partnerschaft ist er immer noch frisch verliebt und freut sich über viele gemeinsame Unternehmungen mit Jörg. Da er selber nicht so sportlich ist, sich aber fit halten möchte, bittet er ihn öfter zum gemeinsamen Joggen in den nahe gelegenen Uelzener Stadtwald. Sie machen in Laufpausen gymnastische Übungen. Direkt am Wald haben sie eine schöne große Wohnung und sind glücklich miteinander.

Sein Vorgesetzter, der Hauptkommissar Bleichert, der auch für das Kommissariat der größeren Nachbarstadt Lüneburg zuständig ist, sagt, passend zur ländlichen Umgebung: „Er ist mein bestes Pferd im Stall!“ Hartmut Moses ist immer freundlich, höflich und einfühlsam. Von einem Kommissar würde man eher erwarten, dass er etwas zu direkt und ruppig ist. Aber Hartmut mag solche Kollegen eigentlich nicht, obwohl er, wenn es erforderlich wird, auch streng sein kann.

Eine Vielzahl von schwierigen Fällen hat er gelöst, er bleibt dennoch bescheiden und eher zurückhaltend. Seine Logik und Beweisführung ist häufig verblüffend und manchmal regelrecht genial. Bei einem psychologischen „Eignungs- und Verwendungstest“ der Polizeischule war ihm ein Intelligenzquotient von 149 bescheinigt worden, aber er hatte sich nie etwas darauf eingebildet.

Es ist ein goldener Oktober und die Sonne bringt bunte Laubblätter in vielen warmen Farben zum Leuchten. Früh am Morgen liegt auf den Wiesen noch ein leichter Nebelschleier und Hartmut fällt ein vertontes Gedicht, ein Lied aus dem Musikunterricht des Gymnasiums wieder ein: „Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen. Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt, den blauen Himmel unverstellt, herbstkräftig die gedämpfte Welt im warmen Golde fließen.“ Im Musikunterricht mussten sie dieses Kunstlied, wie es genannt wird, oft einzeln vorsingen. Wer es gut singen konnte und die Töne richtig traf, bekam die Note Eins. Hartmut zählte auch zu diesen „Einsern“. Er war gut im Singen geübt, denn mit seiner Mutter hatte er früher oft Wander- und Volkslieder gesungen.

Hartmut Moses hat gestern, am Sonntag, bei diesem herrlichen Wetter, seinem Freund Jörg beim Stabhochsprung zugeschaut. Es waren die Kreismeisterschaften. Bei der Siegerehrung ist Hartmut mächtig stolz, als eine Frauenstimme über Lautsprecher verkündet: “Der neue Kreismeister im Stabhochsprung mit einer übersprungenen Höhe von 4,70 Metern heißt Jörg Eigenrauch!“ Wenn er nicht wieder vom Verletzungspech verfolgt ist, könnte Jörg bei den niedersächsischen Landesmeisterschaften im nächsten Jahr eine gute Rolle spielen.

Am schönsten ist aber für Hartmut der Augenblick, als Jörg unmittelbar nach der Siegerehrung zu ihm herübergelaufen kommt und ihn vor allen Menschen umarmt. Jörg darf Hartmuts Apfelschorlen-Flasche leertrinken - wie gut dass er sie dabei hat! Die Uelzener Allgemeine Zeitung soll ruhig über die Liebe zwischen dem Kommissar und dem Sportler berichten, die allermeisten wissen ohnehin Bescheid. Sie sind beide immer ganz offen mit ihrer Beziehung umgegangen und haben sich damit völlig unnötige Gespräche und Erklärungen erspart.

Jäh wird Hartmut aus seinen Träumen gerissen: „Bei der Goldenen Konfirmation in der St.-Petri Kirche ist heute einer der Jubilare tot umgefallen!“ Mit diesen Worten empfängt ihn seine Sekretärin. „Er heißt Alfred Schack und starb mit 66 Jahren. Er war verheiratet, hat einen Sohn. Pastor Sauer rief an und sagte, dass andere goldene Konfirmanden noch Reanimationsversuche gemacht hätten, aber erfolglos.“

Eben hat Hartmut noch im Autoradio den Schlager von Udo Jürgens gehört „Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an,“ und nun stirbt hier jemand genau in diesem Alter! Er muss erst einmal einen großen Schluck Apfelschorle zu sich nehmen.

„Gibt es denn Anhaltspunkte für einen unnatürlichen Tod?“ fragt ihn schon im nächsten Moment sein Chef, der aus seiner Zimmertür herausschaut. „Sekunde bitte, ich habe noch keine Ahnung von diesem Todesfall“, gibt Hartmut zu bedenken, „aber ich fahre sofort mit Assistent Wagner zur St.-Petri Kirche.“ Hartmut findet den Hauptkommissar manchmal zu hastig und neugierig, aber er hält sich mit Bemerkungen über diese Eigenschaft zurück.

Kurt Wagner ist noch unerfahren, dabei jedoch wirklich sehr bemüht und gefällig. Er setzt sich gleich ans Steuer und fährt seinen Oberkommissar etwas forsch zur Kirchengemeinde. Ein eng bemessener Parkplatz hinter dem Glockenturm ist gerade noch frei. Der Notarztwagen steht vor dem Eingang zum Gemeindebüro, das Blaulicht läuft lautlos.

Hartmut bittet den Notarzt darum, den Pathologen Dr. Struck die Obduktion durchführen zu lassen. Privatdozent Dr. Eginhard Struck ist seiner Meinung nach der beste Pathologe und Rechtsmediziner in Uelzen. Der Notarzt weist ihn auf den bevorstehenden Urlaub von Dr. Struck hin:

“Na, hoffentlich klappt das noch!“ Er begründet den Verdacht auf einen plötzlichen unnatürlichen Tod: „Der Schaum vor dem Mund kommt nicht von einem Lungenödem, sondern vielleicht von einem toxischen Mageninhalt!“

Pastor Sauer kommt auf Hartmut zu, begrüßt ihn und sagt: „Die geschiedene Ehefrau des Verstorbenen haben wir nicht erreicht, sie wohnt offenbar auf Sylt. Eine Nachbarin berichtete, dass die Eheleute getrennt leben.“ Der Pastor zeigt Hartmut den Tisch, an dem der Verstorbene zuletzt stand, ein runder Stehtisch mit einer weißen Decke und halbleeren Sektgläsern. Die goldenen Konfirmanden sitzen betroffen in einer großen Runde, einige haben Tränen in den Augen. „Hier ist er plötzlich umgefallen und war offenbar sofort tot“, sagt Pastor Sauer leise.

„Ein Schnelltest auf toxische Mageninhalte wird bereits durchgeführt. Das Ergebnis wird in einer halben Stunde vorliegen“, meldet der Assistent Wagner. „Ich bitte darum, sämtliche benutzte Sektgläser ebenfalls ins toxikologische Labor zu bringen“, sagt Hartmut und fragt, wer den Sekt eingeschenkt hat und wann das war. Dann verkündet er nachdrücklich, dass niemand den Raum verlassen darf.

Eine junge Gemeindehelferin meldet sich. Sie habe nichts Auffälliges bemerkt, auch an den von ihr selbst geöffneten Sektflaschen sei ihr nichts aufgefallen. Hartmut bittet sie, genau darüber nachzudenken, ob ein anderer Mensch im Raum war, während sie den Sekt einschenkte.

„Zu Anfang war ich alleine, aber als ich etwa die Hälfte fertig hatte, kamen schon die ersten Gäste. Die Gläser habe ich alle etwa dreiviertel vollgeschenkt. In etwa zehn Gläsern war eine Mischung aus Sekt und Orangensaft. Reiner Orangensaft befand sich in fünf Gläsern.“

„Gut, das haben sie detailliert dargestellt,“ lobt Hartmut die Helferin, die vor Aufregung zittert. Der Oberkommissar bittet darum, dass keiner der Anwesenden den Raum verlässt. „Wer hat mit Alfred Schack an einem Tisch gestanden?“ fährt er fort. Es melden sich drei Herren: Paul Mollock, Jürgen Kellner und Michael Hübner.

„Ist Ihnen hier am Tisch etwas aufgefallen?“ fragt Moses die drei Herren. „Wer hatte Herrn Schack in der Mitte?“ „Herr Schack stand zwischen Herrn Mollock und mir“, antwortet Michael Hübner „mir gegenüber stand Jürgen, also Herr Kellner.“