Gölfünfäx - Kiki Blu - E-Book

Gölfünfäx E-Book

Kiki Blu

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Beschreibung

Nach langer Irrfahrt erreicht das schrottreife Raumschiff Titanicus sein erstes geplantes Ziel außerhalb des Sonnensystems: den sonderbaren Planeten Uiopü. Allerdings verläuft die Ankunft nicht annähernd so reibungslos wie erhofft. Und so nehmen sie die Hilfe der einheimischen Klö in Anspruch, die ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Obwohl ihre Gastgeber zunächst harmlos und nett erscheinen, entdeckt Kiki eine ganz andere Seite der technikliebenden Klö. Anstatt den Aufenthalt zu genießen und sich ihrem Schicksal hinzugeben, suchen Kiki und Max verzweifelt nach einer Alternative zum vereinbarten Deal. »Gölfünfäx« ist die fünfte Episode der elfteiligen Roman-Serie »Kaffeesucht, Sex und ein Ticket ins All«.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Kaffeesucht, Sex und ein Ticket ins All

 

Kiki Blu

Impressum

Kaffeesucht, Sex und ein Ticket ins All – gölFÜNFäx © 2020 Daniela Rohr

1.Auflage Oktober 2020

Alle Rechte vorbehalten

 

Autorin(nen): Kiki Blu (Daniela Rohr)

Hausstockweg 3

12107 Berlin

 

www.danielarohr.de

[email protected]

 

Korrektorat/Lektorat: Klara Bellis, Tobias Benda & Andreas Hagemann

 

Abschließendes Korrektorat: Claudia Heinen

 

Illustrationen

»Uiopüs Skyline« von Marcel Röschert

»Crew der Sexy Bitch«, »Sumpflandschaft«, »Gölfünfäx & Hingelfobb« & »Schneckchen« von Daniela Rohr

 

Covergestaltung: Daniela Rohr

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Vorworte mit Bild

Filmriss

Sexy Bitch

Nummer 237

Weltraumschrott

Kapselkarussell

Die Wackelpuddingatmosphäre

Honigtopf

Dornblümchen

Schrankgeflüster

Max’ Abenteuer

Übles Nachspiel

Geruchsbelästigung

Empfangsstörung

Der Hingelfobb

Backstage

Das Rülpskonzert

Mutter?

Nachworte

Vorworte mit Bild

(Wieder einmal eine Zusammenfassung der vorigen Episoden mit Zuhilfenahme einer beinahe unleserlichen Sternkarte.)

 

Werte Leser/&*§+x=°?Innen,

 

dieses Buch ist der fünfte Teil einer elfteiligen Serie. Haben Sie bereits »fluggemEINSchaft«, »schwanZWEIn«, »runDREIse« und »selbstzerstörungsaktiVIERung« gelesen? Nein? Dann empfehle ich Ihnen, das nachzuholen, bevor Sie dieses Buch hier weiterlesen. Denn die Episoden der Reihe bauen alle aufeinander auf. Der übernächste Absatz besteht übrigens ausschließlich aus Spoilern der ersten vier Teile, sodass Sie jetzt wirklich aufhören sollten, weiterzulesen (sofern Sie die vorigen Teile nicht kennen), um sich den Rest zu kaufen.

 

Sie kennen die ersten vier Episoden, erinnern sich aber nur noch vage an die Geschehnisse? Das ist nicht verwunderlich, da die Autorin mal wieder etwas länger benötigte, als sie eigentlich vorhatte – wofür sie sich an dieser Stelle erneut demütigst entschuldigt. Damit Sie direkt den Anschluss an die bisherigen Ereignisse finden, folgt nun exklusiv für Sie ein kurzer Rückblick mit Anschauungsmaterial – oder wie es in Fernsehserien immer so schön heißt: Was bisher geschah … (Achtung Spoileralarm!)

 

Die kaffeesüchtige Kiki Blu (eine inzwischen arbeitslose Raumfahrttechnikerin und verzweifelte Singlefrau) und ihr synthetischer Freund Max Mustermann (ein Prostidruide mit Saftschubsenvergangenheit) sind seit nunmehr vier Episoden mit dem schrottreifen Raumschiff Titanicus – gelenkt vom vierzehnjährigen Pieh Loth – durch die Galaxis gereist. Grund für ihre Reise war Kikis unvergesslicher One-Night-Stand mit dem Außerirdischen Graf Aggron – einem Anunnaki vom Planeten Vyrchterlig. Dieser erleichterte Kiki nämlich um ihren Vibrator und verschwand anschließend fast spurlos.

Wütend über den dreisten Diebstahl kaufte Kiki sich ein billiges Flugticket nach Vyrchterlig, um ihr Eigentum zurückzuholen. Allerdings hoffte sie auch darauf, dass dieser unwiderstehliche Sexgott, der sich sogar als Berühmtheit entpuppte, sie nur beklaut hatte, um sie wiederzusehen.

Doch das stellte sich in einer unfassbar peinlichen Begegnung mit der Nibiru und ihrer arroganten Crew als übler Trugschluss heraus. Der fiese Captain, der sich darüber lustig machte, dass Pieh vergessen hatte, zu tanken war nur der Anfang. Denn Graf Aggron setzte dem noch eins drauf, indem er Kiki mit seinen kränkenden Worten so tief verletzte, dass sie danach alles riskiert hat, nur um nicht tatenlos herumsitzen zu müssen. Daher entschlossen sie sich kurzerhand, illegale Gefilde anzusteuern, um die Titanicus mit einem neuen Spritkristall zu versorgen.

Trotz ihrer prekären Lage und den Unmengen an Aufgaben, die Kiki erledigen musste, blieb ihr genügend Zeit, um dem Selbstmitleid zu verfallen. Verständlich: Denn in Sachen Männer schien sie bisher wahrhaftig vom Pech verfolgt zu sein. Bei jedem Funken Hoffnung auf Liebe schlug das Universum erbarmungslos zu: So tötete es schon den leichtsinnigen Abenteurer Krass Pauer, der von Piraten erschossen wurde. Und auf der Suche nach einem neuen Spritkristall auf dem Filmklischeeplaneten opferte sich der muskulöse Soldat Gugh, der Kiki zuvor noch schöne Augen gemacht hatte, in selbstloser Dummheit für ihr telePhone. Selbst Max musste einiges einstecken und verletzte sich auf der Mission so schwer, dass Kiki ihn notdürftig reparieren musste. Seitdem kleidete ein improvisiertes Stück Technik aus Kaugummi, Kuchengabel und Klebeband sein linkes Auge und sorgte dafür, dass er nicht willkürlich seltsame Charakterzüge annahm.

Trotz der zahlreichen Widrigkeiten schafften sie es, endlich einen neuen Spritkristall zu besorgen, um ihre Reise fortzusetzen. Leider kostete das kleine Abenteuer drei Passagieren das Leben: den beiden Helden Hans und Gugh, die auf dem Filmklischeeplaneten Taribouäou draufgingen, und dem Bankster Schwaddel Frunz, der praktischerweise von einem Spion der Einheimischen getötet wurde, bevor er Kiki wegen eines Arschtritts verklagen konnte.

Und dann gab es da noch all die lieb gewonnenen Gerätschaften, die in den Technikhimmel wanderten: Zum einen war da das baufällige Shuttle der Titanicus, das mitsamt dem Spion explodierte, weil Kiki ein paar wichtige Teile in Max’ Auge verbaut hatte. Und natürlich die von den Klö gebaute Selbstzerstörungsbox der Titanicus, die sich zwar als Attrappe entpuppte, aber dennoch das Schiff verlassen musste.

Es hätte trotz all der Opfer ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis für unsere Helden sein können, wenn sie da nicht diese Kameras einer fremden Spezies auf dem Planeten Taribouäou entdeckt hätten, die vermutlich die gesamte illegale Erstkontaktsituation mit versehentlicher Kriegserklärung gefilmt hatten. Äußerst ungelegen kam dann noch hinzu, dass ausgerechnet die Raumaufsichtsbehörde sie am Ende der Episode kontaktiert hat und Kiki, Max und Pieh sich nun offenbar für ihre illegalen Aktivitäten verantworten müssen.

Aber immerhin hat Kiki einen halbwegs adäquaten Kaffee-Ersatz auf dem Planeten gefunden. Soweit zu den bisherigen Geschehnissen …

 

Auf der nächsten Seite finden Sie eine offizielle Sternkarte der Spazzzeline mit Reiseroute der Titanicus – und einer von Kiki erstellten anschaulichen Erweiterung der bisherigen tatsächlichen Route.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß mit Episode 5!

 

Daniela Rohr

Episode 5

 

 

 

gölFÜNFäx

Filmriss

Ich hatte schon einige schlimme Aufwach-Erlebnisse nach feuchtfröhlichen Nächten, aber das hier übertrifft wirklich alles. Das fensterlose Zimmer, in dem ich eben erwachte, sieht aus, als hätte hier letzte Nacht eine Rockband ihre erste Galaxietournee gefeiert. Der Boden ist gesprenkelt mit zerrissenen Klamotten, Essensresten und irgendwelchen Flüssigkeiten, die nur teilweise vom Teppichboden aufgesaugt wurden. Einige der Möbel sehen demoliert aus. Und zu allem Überfluss ist das Bett, in dem ich liege, verschmiert mit undefinierbarem schwarzem Schleim. Dass mein nackter Körper ebenfalls davon bedeckt ist, kommt noch erschwerend hinzu.

Scheint eine krasse Party gewesen zu sein. Dafür spricht auch mein brummender Schädel, der sich anfühlt, als hätte ich ihn mehrere Male gegen die Wand geschlagen. Oder die fiesen Muskelschmerzen, die meinen gesamten Körper durchziehen, wie nach meiner ersten komplett durchgevögelten Nacht. Außerdem ist mir so übel, dass ich das Gefühl habe, mich jeden Moment übergeben zu müssen – also der klassische Kater. Nur komisch, dass mein rechter Daumen in einem Verband steckt. Wäre ja alles halb so wild, wenn ich wüsste, wie ich hierhergekommen bin und wo dieses hier überhaupt ist.

Ich sollte erst mal nach einer Möglichkeit suchen, mich sauber zu machen, und mir etwas anziehen. Vielleicht kann ich mich in erfrischtem Zustand ja wieder an irgendwas erinnern.

 

Ich war eben im »Badezimmer«. Hier gibt es keine Dusche. Nur eine Toilette, ein Waschbecken und eine Liege mit einem roten Knopf daneben, den ich mich aber nicht zu drücken traue. Ich musste mich also mit einer Katzenwäsche begnügen. Beim Blick in den Spiegel fiel mir zudem auf, dass dieser schwarze Schleim auch in meinem Gesicht klebte – vor allem um den Mund herum.

Mir tut zwar immer noch alles weh, aber wenigstens sehe ich jetzt nicht mehr aus, als wäre ich in einen Topf mit geleeartiger Tinte gefallen. Vielleicht bin ich jetzt auch in der Lage, zu rekonstruieren, was vorgefallen ist, und wo – beim verfickten Gammablitz – ich eigentlich bin.

Es scheint jedenfalls ein Hotelzimmer zu sein. Dafür spricht die simple Tatsache, dass im Badezimmer ein flauschiger Bademantel liegt, auf dem in edlen Buchstaben Hotel Stilblüte steht. Der Stil hier ist zwar etwas eigenartig – eine Mischung aus geometrischen Formen, floralen Mustern und Stilelementen, die irgendwie an Insekten erinnern –, aber trotzdem sehr schick. Das edle Bett sieht aus, als würde es auf riesigen Käferbeinen stehen und der Stoff des Bettbezugs – also das, was nicht von schwarzem Schleim überdeckt wird – erinnert mich an Schmetterlingsflügel: bunt und schimmernd. So etwas will ich auch in meiner Wohnung. Also den Stoff, nicht den Schleim.

Ich würde ja mal auf vier bis fünf Sterne Alienhotel tippen. Denn der Raum misst bestimmt an die dreißig bis vierzig Quadratmeter und die Ausstattung scheint doch insgesamt eher der gehobenen Preisklasse zu entsprechen. Will ich wissen, was dieses Zimmer pro Nacht kostet? Vermutlich lieber nicht.

Um aber mal zurück zum Zustand des Zimmers zu kommen, der den Preis garantiert in die Höhe treiben wird: In einer Ecke steht ein riesiger Buffettisch, der fast komplett leer gefressen wurde. Ja, gefressen – als wäre eine Horde Schweine darüber hergefallen. Die letzten Reste lassen zwar darauf schließen, dass es sehr appetitlich war, aber da ich mich gerade fühle, als hätte ich das ganze Buffet allein vertilgt, muss ich bereits beim Gedanken an etwas zu essen würgen. Allerdings sehe ich da auch Kaffee. Echter Kaffee! Der geht immer.

Dennoch: Was ist hier passiert? Und wo ist eigentlich Max? Okay. Mal zurückspulen. Woran kann ich mich noch erinnern? Das Letzte, was ich in mein Tagebuch geschrieben habe, war Max’ Nachricht, dass die Raumaufsichtsbehörde auf uns wartet.

Sexy Bitch

Taribouäou war nicht explodiert, die Titanicus stand wieder in vollem Saft und wir befanden uns auf dem Weg zurück zu unserer Reiseroute. Nachdem Max mir mitgeteilt hatte, dass die Raumaufsichtsbehörde uns angefunkt habe, gesellten wir uns zu Pieh, der zappelig auf dem Pilotensessel herumrutschte und an seiner Asthmarette nuckelte.

»Fuck, fuck, fuck!«, schrie er. Ich hatte den Pimpf noch nie so nervös gesehen. Aber es stand auch einiges auf dem Spiel: seine Lizenz als Co-Pilot und unser aller Freiheit. Max würde sogar noch Schlimmeres blühen: die Verschrottung. »Was machen wir jetz’? Was erzählen wir denen?« Er starrte mich verzweifelt an und erwartete offenbar eine Lösung.

»Öhm.« Mehr brachte ich nicht hervor.

»Öhm? ÖHM?«

»Woher soll ich denn wissen, was wir denen erzählen?«, pflaumte ich ihn an.

»Jedenfalls nicht die Wahrheit«, verkündete Max das Offensichtliche. »Wir sollten uns eine plausible Geschichte ausdenken, um unsere Verstöße gegen das Gesetz zu verschleiern.«

»Ach, meinst du?«, grummelte Pieh in kaum überhörbarem Sarkasmus.

»Wir könnten ihnen erzählen, dass wir uns verflogen haben«, schlug ich vor. Nicht gerade der ausgefeilteste Plan, aber immerhin besser als Öhm.

»Und wie erklären wir unsern neuen Kristall? Und dass wir unsern Selbstzerstörungskasten von Bord geworfen haben? Außerdem haben die doch eh alles auf Video!« Pieh zerrte sich seine Fliegerbrille vom Kopf und warf sie in eine Ecke. »Wir sind am Arsch!«

»Wir haben der Raumaufsichtsbehörde keine Nachricht übermittelt«, begann Max, seine wohlüberlegte Lösung unseres Problems zu erklären. »Abgesehen von der Crew der Nibiru weiß niemand, dass wir ein Problem mit dem Sprit hatten. Dementsprechend steht deren Wort gegen unseres. Theoretisch könnten wir unterwegs ein anderes Schiff getroffen haben, das uns aufgetankt hat. Der Selbstzerstörungskasten könnte eine Fehlfunktion gehabt haben, weswegen wir ihn entfernen mussten. Und die Kameras können unmöglich von der Raumaufsichtsbehörde stammen. Die einzige Behörde, die Überwachungskameras installiert, ist Galaktopol. Allerdings würden die nicht die Raumaufsichtsbehörde schicken, um uns festzunehmen.«

Pieh und ich starrten uns nachdenklich an. Max hatte recht. Dennoch war es riskant. Wir besaßen keinerlei Beweise für diese Behauptungen und ob die restlichen Passagiere unsere Geschichte stützen würden, war keinesfalls sicher. Viel Zeit, um nach anderen Möglichkeiten zu suchen, blieb uns jedoch nicht. Denn wenige Sekunden später befanden wir uns in Kommunikationsreichweite.

Das Signal einer einkommenden Verbindung leuchtete auf. Pieh starrte mich zweifelnd an. Dann begann er, mit dem Kopf zu nicken, murmelte was von »Ich schaffe das« und betätigte mit zittrigen Fingern den Knopf.

Die harte Stimme einer Frau schallte durch das Cockpit wie der Vorbote einer Naturkatastrophe. »Hier spricht Birte van Boom, Bedienstete der Raumaufsichtsbehörde und stellvertretender Captain der Sexy Bitch. Spreche ich mit dem Piloten der Titanicus?«

Pieh verharrte mit seiner Hand über dem Knopf, der die Kommunikation in beide Richtungen öffnete, und atmete tief ein. Während er sich konzentrieren musste, um unsere löchrige Ausrede zum Besten zu geben, musste ich mich zusammenreißen, um beim Namen des Raumschiffs nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Was für ein Vollpfosten nannte ein Raumschiff denn Sexy Bitch?

»Hier spricht Pieh Loth, Captain der Titanicus und …«

»Na, endlich.« Die Strenge im Tonfall des stellvertretenden Captains war wie weggeblasen. Birte klang so erleichtert, wie ich klang, wenn ich endlich mal wieder richtigen Kaffee zu trinken bekam. Zudem wirkte sie nun eher wütend und genervt. »Wissen Sie, wie schwer es war, Ihr Raumschiff zu finden?«

Pieh blickte verdutzt auf die Gegensprechanlage. »Äh. Wir haben uns … verflogen? Wir wussten nich’, dass wir in Sperr…«

»Das wollen wir gar nicht wissen«, unterbrach Birte unsere hastig ausgedachte Notlüge. »Halten Sie besser den Mund, bevor Sie noch etwas Unüberlegtes sagen, und hören Sie mir zu. Wir sind nicht in offizieller Mission hier, sondern wollen nur unseren Captain abholen.«

»Ihren Captain?«

»Ja, sein Name ist Krass Pauer.«

Mir rutschte mein Herz in den Hals und stopfte mir für eine Sekunde die Kehle zu. Hastig drückte ich die Stummtaste und sah Pieh fest in die Augen. »Krass Pauer ist tot. Ich saß neben ihm, als wir von der Erde aus starteten. Er hat sich beim Piratenüberfall abknallen lassen. Erzähl das denen bloß nicht!«

Pieh öffnete wieder die Kommunikation und stammelte: »Wir äh … wer?«

»Bitte ersparen Sie uns Ihre Lügengeschichten«, entgegnete Birte streng. »Wir wissen, dass Captain Pauer mit der Titanicus nach Vyrchterlig fliegen wollte und noch vor Ihrer Ankunft am Raumhafen Wölkchen von Piraten erschossen wurde.« Sie legte eine kurze Pause ein und ich glaubte, ein genervtes Seufzen zu hören. Von Trauer fehlte jedoch jede Spur. »Sie haben nichts von uns zu befürchten. Es ist schließlich nicht Ihre Schuld. Wir wollen lediglich seine Leiche abholen. Am übermittelten Treffpunkt kommen wir an Bord und nehmen seine sterblichen Überreste an uns. Selbstverständlich erwarten wir Ihre uneingeschränkte Kooperation. Sexy Bitch, Ende.«

Mir war die Kinnlade heruntergefallen und Pieh ebenfalls.

»Wir haben ’ne Leiche an Bord?«

»Wieso ist das niemandem aufgefallen?«, fragte ich angewidert.

Max hingegen strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Das ist doch großartig. Sobald wir Krass Pauer übergeben haben, können wir unbehelligt weiterfliegen. Unser Problem mit der Raumaufsichtsbehörde wäre somit erledigt.«

Ich starrte ihn an, als hätte er gerade das Dämlichste gesagt, was jemals seinen künstlichen Lippen entfleucht war. Doch auch diesmal hatte er recht. Offenbar waren Pieh und ich geistig noch auf Taribouäou, wo einfach alles schiefgegangen war, was schiefgehen konnte. Aber scheinbar hatten wir endlich wieder das Glück auf unserer Seite.

 

Eine halbe Stunde später dockte die Sexy Bitch an die Titanicus an. Beim Anblick des hochmodernen Raumschiffs hatte sich auch halbwegs der Name erklärt. Denn mit viel schmutziger Phantasie erinnerte es doch ein wenig an den Körper einer nackten Frau. Während wir im Lagerraum auf unsere Gäste warteten, fragte ich mich, ob bereits der Designer diese Intention hatte oder erst der Namensgeber aus diesem ansehnlichen Raumschiff eine sexistische Botschaft gemacht hatte.

Doch dann öffnete sich die Luke zur Sexy Bitch und zwei Gestalten marschierten durch die Luftschleuse auf unser Begrüßungskomitee zu. In vorderster Front stolzierte eine enorm große, muskelbepackte Powerfrau mit streng zusammengebundenen weißen Haaren und perfekt sitzender Uniform durch den Gang. Die drei Sternchen an ihrem Kragen bestätigten meinen Verdacht, dass es sich hierbei um Birte van Boom handelte. Auf den ersten Blick wirkte sie wie eine leichenblasse, übergroße Bodybuilderin. Doch ihre Perlmutt schimmernde weiße Haut und die schwarzen Klauen, die bei ihrer Spezies die Fingernägel ersetzten, nötigten Max dazu, mir die passenden Infos zu dieser imposanten Gestalt ins Ohr zu flüstern.

»Der stellvertretende Captain ist eine Kahori. Ihre Spezies besaß fünf Planetensysteme, die alle in einem Krieg gegen die Löprüm mit Biowaffen verseucht wurden. Die Kahori sind eine sehr stolze Rasse und ebenso leicht zu verärgern. Also halte dich lieber zurück.«

Ich warf Max einen pikierten Blick zu, doch anstatt mich zu beschweren, zog ich es vor, noch ein paar Infos einzuholen. »Was ist mit dem Zwerg, der ihr hinterherrennt?«

Hinter Muskelberg-Birte hechtete ein kleines Kind durch die Luftschleuse. Statt Haaren besaß es jedoch riesige Hautgeschwulste, die ein wenig wie schlaffe Penisse aussahen.

»Der Kleinere ist ein Freduran. Eine hoch technisierte Spezies, deren Heimat bei einem wissenschaftlichen Experiment in ein schwarzes Loch gesaugt wurde. Die Überlebenden schlossen sich den Zapper Lots an. Von ihnen stammt auch die Konstruktion vom Raumhafen Wölkchen. Sie sind sehr ängstlich, aber umgänglich. Bezeichne sie aber nicht als Kinder oder Zwerge. Das hören sie gar nicht gern.«

»Und ’s riesige Vieh, das kaum durch die Luftschleuse passt?«, fragte Pieh, der aufgeregt an seiner Asthmarette zog.

»Das ist ein Schwunst.«

Ich musterte das Wesen, das sich wie eine gigantische Made durch die schmale Schleuse presste und auf eine Art und Weise fortbewegte, die ich lediglich als Umstülpen bezeichnen könnte. Wie geht das? Zunächst war ich mir nicht mal sicher, ob dieses Ding überhaupt so etwas wie Sinnesorgane besaß, da ich lediglich diese nikotingelbe Masse sah, die ich nicht direkt als Lebewesen identifiziert hätte, sondern eher als eine Art Chemieunfall.

»Die Schwunsts lebten im Boden ihres Heimatplaneten, bis sie ihn so tief ausgehöhlt hatten, dass er in sich zusammenbrach. Eine sehr freundliche Spezies, aber nicht sonderlich fortgeschritten. Sie haben nie eine eigene Raumfahrt entwickelt – lediglich ein Notsignal, das sie kurz vor der Vernichtung ihrer Welt starteten. Die Zapper Lots haben sie gerettet und in ihre Reihen aufgenommen, obwohl sie noch nicht im galaktischen Leben integriert waren. Denn bei Verhandlungen sind sie unglaublich praktisch.«

»Inwiefern ist eine schwabbelige Made praktisch?«, fragte ich angewidert.

»Das wirst du gleich merken.

---ENDE DER LESEPROBE---