Grundlagen Bildgestaltung - Fotoschule des Sehens - E-Book

Grundlagen Bildgestaltung E-Book

Fotoschule des Sehens

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Beschreibung

Bildgestaltung – endlich verständlich: Horizont, Perspektive, Goldener Schnitt – ein gutes Foto erkennt man an einer guten Komposition. Die Bildideen, Anleitungen und Tipps in diesem Ratgeber lassen selbst Anfänger schnell professionelle Aufnahmen machen. Und das, ohne sich lange mit Theorie aufzuhalten: Schritt für Schritt lernen Sie, unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten einzusetzen. Der perfekte Ratgeber für alle, die den Einstieg in die gelungene Bildgestaltung suchen! Mit Beispielen für alle wichtigen Gestaltungsmöglichkeiten.

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INHALT

Über die Fotoschule des Sehens

Vorwort

Warum eigentlich Bildgestaltung?

Bildgestaltungselemente

Mit grafischen Elementen gestalten

Gestalten beim Bildaufbau

Mit der Kamera gestalten

Gestalten mit Elementen des Bilddesigns

Los geht’s: Vorbereitungen

Alles dabei? Kameraausrüstung und Ausrüstungs-Check

Mit der Kamera per Du

Kamerasucher auf das Auge einstellen

Blende

Schärfentiefe im Bild

Belichtungszeit

Frei aus der Hand fotografieren, Bildstabilisator und Stativ

ISO und das „Tauschgeschäft“

Zusammenspiel von Zeit, ISO und Blende (ZIB)

Weniger ist mehr: nur ein Autofokusmessfeld

Autofokusmodi AF-S/One Shot und AF-C/AI-Servo

Belichten mit dem Belichtungsprogramm AV/A

Belichtungsmessen in der Mitte des Bildes

Die Geheimtaste zur Belichtungskorrektur

Reihenaufnahme/Serienaufnahme

Objektiv-Brennweiten

Nützliche Filter

Ein paar Tipps für scharfe Fotos

Fotoworkshops

Mit grafischen Elementen gestalten

Ein einzelner Punkt fällt auf

Mehrere Punkte werden zur gedachten Linie

Horizontale Linien bringen Tiefe

Vertikale Linien verwehren den Durchgang

Diagonale mit starker Richtungsdynamik

Sanfte Kurven

Kreis durch Spiegelung

Dreiecke ordnen und stabilisieren

Gestalten beim Bildaufbau

Vogelperspektive

Augenhöhe schafft Nähe

Froschperspektive auf der Straße

Maßarbeit: Es kommt auf Zentimeter an

Dramatik durch stürzende Linien

Weniger ist mehr

Symmetrie auch bei Vögeln

Spiegelung mit Wellenlinie

Schattenspiel

Goldener Schnitt und mehr

Motiv mal mittig setzen

Fluchtpunkt im Zentrum des Bildes

Fluchtpunkt außerhalb des Bildes

In Speirichtung mehr Platz lassen

Beherzt anschneiden

Kreis oder gebogene Linien im Sand?

Hebt sich ab: rotes Motiv auf schwarzem Grund

Was zusammengehört

Mit der Kamera gestalten

Ist der aber lang …

Hoch hinaus mit Hochformat

Quadratisch, praktisch … rund

Vorsicht, schräg!

Weg von der Schärfe

Länger belichten zeigt Bewegung

Belichtungszeit ganz kurz

Schärfe gezielt legen

Unschärfe durch Zoomen

Felsenkrabbe mit Bokeh

Schleudergang

Kamera leicht kippen

Schnelle Fahrt durch Mitziehen der Kamera

Weißabgleich bewusst ändern

Scherenschnitt

Blick ins Schaufenster

Grauverlaufsfilter mal quer gestellt

Neblige Meeresküste durch Graufilter

Gestalten mit Elementen des Bilddesigns

Rot fällt auf

Wie doch die Zeit vergeht

Sehnsucht in Blau

Leuchtend gelb

Gut getarnt in gedeckten Farben

Die Zeitmaschine lässt grüßen

Muster-Foto

Fast fühlbar

Gegenlicht

Dämonisches Licht

Streiflicht

Spannendes Auflicht

Der Standort bestimmt die Lichtwirkung

Mischlicht zur blauen Stunde

Farbkontrast und mehr

Hell-Dunkel-Kontrast

ÜBER DIE FOTOSCHULE DES SEHENS

Der Fotografenmeister Peter Uhl gründete zusammen mit seiner Frau, der Diplom-Biologin und Fotografin Martina Walther-Uhl, 2008 die Fotoschule des Sehens.

Zunächst starteten sie mit einem kleinen Fotoseminarangebot im Raum Hannover. Doch aufgrund stark wachsender Nachfrage zu verschiedensten Fotothemen vergrößerten sie kontinuierlich ihr Fotoseminarangebot, nicht nur thematisch, sondern auch regional. Heute bieten beide als Fotoschule des Sehens europaweit etwa 100 ein- und mehrtägige Fotoseminare pro Jahr an. Das komplette Seminarangebot ist auf der Website www.fotoschule-des-sehens.de ersichtlich.

Der Erfolg liegt nicht nur im fundierten fachlichen Wissen, das beide in den Fotoseminaren vermitteln. Eine große Rolle spielt auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge der Fotografie leicht verständlich und für jedermann schnell erfassbar zu beschreiben. Die Seminaratmosphäre ist so gestaltet, dass jede Frage ernst genommen und ausführlich beantwortet wird.

In allen Fotoseminaren kommt immer wieder ein Leitsatz für die Fotografie zum Ausdruck: Fotografieren soll Spaß machen und neue Sichtweisen ermöglichen, aber nicht zum Leistungsdruck werden.

VORWORT

In unseren Seminaren hören wir oftmals von Teilnehmern, dass ihnen ihre eigenen Bilder langweilig erscheinen und sie gekommen sind, weil sie sich Anregungen erhoffen, ihre Bilder interessanter zu gestalten. Andere erzählen, dass sie Bildgestaltung ganz automatisch aus dem Bauch heraus machen, können aber nicht beschreiben, warum sie den Bildausschnitt genau so gewählt haben und nicht anders. Meist wird dann gesagt: „Es gefällt mir so besser als anders.“ Das ist eine gute Ausgangsbasis, wenn man sagen kann, was einem besser gefällt. Doch noch besser wäre es, auch zu wissen, warum. Denn oftmals ist es die bewusste Bildgestaltung, die den Unterschied macht zwischen einem Foto, das einem nicht gefällt, und einem interessanten Foto, bei dem die Vorstellung davon, wie es aussehen soll, bereits vorhanden war.

Damit sich unsere Teilnehmer bewusst mit Bildgestaltungselementen auseinandersetzen, gehen wir in unseren Seminaren zum Thema Bildgestaltung den umgekehrten Weg: Wir stellen ihnen zunächst einige Elemente der Bildgestaltung vor, und die Teilnehmer sollen danach versuchen, diese auf dem gemeinsamen Fotospaziergang durch die Stadt fotografisch umzusetzen. Hier wird also das Motiv anhand des fotografisch umzusetzenden Bildgestaltungselements gesucht. Keine leichte Aufgabe, aber der Umweg lohnt sich, um sich ernsthaft mit den Bildgestaltungselementen auseinanderzusetzen und sie zu verinnerlichen.

In unserem Buch „Grundlagen der Bildgestaltung“ werden wir verschiedene Möglichkeiten, mit denen Sie Fotos gestalten können, aufführen und viele einzelne Bildgestaltungselemente vorstellen, sodass Sie eine ganze Palette von Ideen an der Hand haben, mit denen Sie Ihre Bilder bewusster und anders gestalten können.

Viel Spaß beim Ausprobieren wünschen Ihnen

Peter Uhl und Martina Walther-Uhl

von der Fotoschule des Sehens

WARUM EIGENTLICH BILDGESTALTUNG?

Beim Fotografieren macht man sich häufig gar keine Gedanken, wie die Aufnahme hinterher wirken soll, und ist beim Betrachten des Bildergebnisses vielleicht enttäuscht, hatte man die Szene doch anders wahrgenommen. Das Foto erscheint dem Fotografierenden langweilig, flach und entspricht nicht der erlebten Situation. Das kann es auch nicht, denn es ist ein Unterschied, wie wir sehen und wie die Kamera „sieht“.

Der erste große Unterschied ist, dass wir dreidimensional sehen, das Foto aber immer nur zwei Dimensionen hat, nämlich hoch und breit. Die Tiefe, also die Räumlichkeit, geht im Foto erst einmal verloren. Der zweite Unterschied ist, dass wir Dinge nicht nur mit den Augen sehen, sondern mit allen Sinnen wahrnehmen. Die Kamera erlebt die Situation nur mit ihrem „Auge“, also dem Objektiv. Und der dritte Unterschied ist, dass wir beim Erleben einer Situation oftmals ganz selektiv auf etwas schauen und den Rest einfach ausblenden. Auf dem Foto muss das Ausblenden bewusst geschehen, sonst sind die vom Motiv ablenkenden Gegenstände mit auf dem Bild drauf.

Dies sind nur ein paar Unterschiede zwischen dem, wie wir unsere Umwelt erleben und wie anders die Kamera sie „sieht“. Ihre Fotos interessanter und ausdrucksstärker zu machen gelingt, wenn Sie die Möglichkeiten der Bildgestaltung kennen und bewusst einsetzen. Mit bewusster Bildgestaltung kann man den Blick des Betrachters lenken. Somit wird die Gestaltung des Bildes zur wichtigen Tätigkeit beim Fotografieren, sei es durch Anwendung bestimmter Techniken bei der Aufnahme oder durch gezieltes Einbeziehen oder Weglassen bei der Wahl des Bildausschnitts.

BILDGESTALTUNGSELEMENTE

Vorweg gesagt: Oftmals sind in einem einzigen Foto gleichzeitig mehrere Gestaltungsmittel enthalten, das lässt sich nicht immer trennen. Trotzdem werden wir Ihnen im Folgenden die Bildgestaltungselemente einzeln vorstellen und auch später in den Workshops immer das zugrunde liegende Hauptgestaltungsmittel benennen.

Unsere Auswahl der Bildgestaltungselemente ist nicht allumfassend und auch nicht abschließend, sondern eben eine Auswahl. Sicher gibt es noch mehr Möglichkeiten, Fotos bewusst zu gestalten, doch die Bildgestaltungselemente, die wir Ihnen vorstellen, sind am geläufigsten und bekanntesten. Zur besseren Übersicht haben wir sie in vier Gruppen zusammengefasst:

• Grafische Elemente

• Bildaufbau

• Mit der Kamera gestalten und

• Bilddesign

Mit grafischen Elementen gestalten

Die grafischen Elemente Punkte, Linien und Flächen können gut für die Gestaltung von Fotos eingesetzt werden, um den Blick des Betrachters einzufangen und zu führen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten grafischen Elemente und Ihre Wirkungen auf den Bildbetrachter vor.

Einer oder mehrere Punkte

Wenn wir von Punkten reden, meinen wir nicht winzig kleine Pünktchen in der Größe von Nadelspitzen, sondern Bereiche im Bild, die sich durch ihre Farbe und Form gut von ihrer Bildumgebung abheben. Ein Punkt füllt im Foto zwar nur einen kleinen Bereich aus, ist also klein im Verhältnis zum Rest des Bildes, erregt aber die Aufmerksamkeit des Betrachters, wenn er sich gut vom Rest des Bildes abhebt, z. B. durch seine Farbe oder seine Helligkeit. Ein einzelner Punkt im Bild wirkt ruhig und hält den Blick des Betrachters fest. Mehrere Punkte werden übrigens, wenn sie dicht nebeneinander liegen, als Linie wahrgenommen.

Doch Vorsicht: So wie Sie durch einen bewusst gesetzten Punkt im Foto den Blick des Betrachters lenken können, tun dies unbeabsichtigte Punkte im Bild ebenfalls, z. B. ein Stück Papier, das sich mit aufs Foto geschlichen hat, oder ein heller Lichtfleck, der, einmal wahrgenommen, den Blick des Betrachters immer wieder vom Motiv wegzieht.

Siehe Workshop „Ein einzelner Punkt fällt auf“.

Horizontale und vertikale Linien

Linien ziehen den Blick des Betrachters nicht nur an, sondern führen ihn zusätzlich durch das Bild. Dabei können Linien auf den Fotos durch verschiedene Weise entstehen, z. B. wenn das Motiv selbst wie eine Linie wirkt (z. B. Horizont, Bäume) oder als gedachte Linien durch einzelne nahe beieinanderliegende Bildelemente, z. B. wie weiter oben erwähnt einzelne Punkte.

Je nach ihrer Ausrichtung im Bild wirken Linien sehr unterschiedlich. Horizontale Linien vermitteln den Eindruck von Ruhe. Liegen mehrere horizontale Linien im

Siehe Workshop „Vertikale Linien verwehren Durchgang“.

Bild hintereinander, bekommt das Foto räumliche Tiefe. Bei vertikalen, also senkrechten, Linien als Motiv können Sie gut bei der Aufnahme das Hochformat wählen. Mehrere vertikale Linien nebeneinander erwecken allerdings schnell den Eindruck einer Art Barriere oder eines Zaunes, bspw. mehrere Bäume nebeneinander, die den „Eintritt“ ins Bild erschweren (siehe Workshop „Vertikale Linien verwehren den Durchgang“). Ein weiteres Bildgestaltungsmittel mittels Linienführung ist der Fluchtpunkt (siehe „Gestalten beim Bildaufbau: Fluchtpunkt“).

Diagonalen

Sie haben die stärkste Dynamik unter den Linien. Bei Hoch- und Querformat unterscheiden sich die Diagonalen im Bild stark voneinander, da eine Diagonale im Hochformat natürlich sehr viel steiler ist als eine im Querformat. Eine von links unten nach rechts oben verlaufende Diagonale wirkt harmonisch. Eine Diagonale von links oben nach rechts unten abfallend dagegen lässt unseren Blick schnell aus dem Bild herausrutschen. Je nachdem, wie Sie die Diagonalen ins Bild legen, führen sie uns entweder hinauf oder hinab. Legen Sie zwei gegenläufige Diagonalen ins Bild, heben sich die beiden Linien in ihrer Dynamik auf, und das Bild wirkt wieder neutraler.

Kurven

Kurven sind nichts anderes als geschwungene Linien. Sie erscheinen aber weicher, oftmals natürlicher und fließend. Das Auge folgt dem Verlauf der Kurve oder der Kurven im Bild. Somit eignen sich Kurven bestens zur Blickführung des Betrachters. In der Natur finden Sie öfter Kurven, z. B. bei den übereinanderliegenden Blättern des Farns (siehe Workshop „Sanfte Kurven“).

Flächen

Hierzu zählen Kreise, Ovale, Dreiecke, Rechtecke und Quadrate. Auf die Dreiecke und die Kreise möchten wir kurz eingehen: Anders als Linien, die immer in bestimmte Richtungen zeigen und somit in mehr oder weniger dynamische Beziehung mit dem Bildrand treten, weist der Kreis in keine bestimmte Richtung. Sein Durchmesser ist an allen Stellen gleich, er wirkt geschlossen und stabil. Platzieren Sie einen Kreis im oberen Bereich des Fotos, wirkt er schwebend, weiter unten im Foto dagegen erscheint er schwer und träge.

Dreiecke bringen Ordnung ins Bild. Gedachte Dreiecke lassen sich leicht finden und fotografisch umsetzen. Denn zur gedanklichen Konstruktion eines Dreiecks benötigt der Fotograf nur drei Elemente im Bildausschnitt, die der Betrachter des Bildes später dann meist unbewusst durch imaginäre Linien miteinander verbindet.

Gestalten beim Bildaufbau

Ihre Möglichkeiten, den Bildaufbau interessant zu gestalten, sind vielfältig. Einige der bekanntesten Gestaltungselemente des Bildaufbaus sind sicherlich der Goldene Schnitt und der Fluchtpunkt. Doch auch mittels Kamerahöhe, Perspektive und Aufnahmestandort können Sie Ihre Fotos beeinflussen, Dinge im Foto hervorheben oder auch ausschließen. Ebenso machen wir Sie mit den Schlussfolgerungen, die sich aus den Gesetzen der Gestaltpsychologie für fotografische Bildgestaltung ergeben, vertraut. Und natürlich mit noch weiteren Aspekten, mit denen Sie Ihre Fotos bewusster gestalten und abwechslungsreicher machen können.

Perspektive und Standort

Die Wahl von Perspektive und Standort kann einen ziemlich großen Einfluss auf die Wirkung Ihrer Fotos haben. Oftmals werden Fotos vom ersten besten Standort gemacht und aus Augenhöhe des Fotografen. Häufig ist diese – abhängig vom Motiv – aber zu hoch oder zu niedrig für ein spannendes Foto. Denn spannend wird ein Foto beispielsweise immer dann, wenn wir Dinge einmal anders sehen als gewohnt. Und dies kann durch einen bewusst gewählten Standort und eine von der gewöhnlichen Sichtweise abweichende Aufnahmehöhe geschehen.

Verschiedene Standorte und Perspektiven vermitteln andere Eindrücke und auch andere Gefühle von dem, was man sieht. Für ausdrucksstarke Fotos ist es also wichtig, sich um das Motiv herumzubewegen, verschiedene Standorte auszuprobieren und die neue Sichtweise auf sich wirken zu lassen. Ebenso kann ein Schritt nach links oder rechts bewirken, dass störende Elemente von dem neuen Standort aus aufgenommen nicht mehr im Bildausschnitt auftauchen oder dass sich Überschneidungen vermeiden lassen (siehe Workshop „Maßarbeit: Es kommt auf Zentimeter an“).

Bei einer Perspektive mit Blick von oben (Vogelperspektive) auf kleine Dinge, z. B. kleine Kinder oder kleine Tiere, kann der Hintergrund – meist der Boden – viel zu dominant werden. Außerdem wird Ihr Motiv aus der Sicht von oben leicht zusammengedrückt, also nochmals verkleinert. Dagegen sind Straßenszenen – egal ob bei Tag oder bei Nacht – von oben betrachtet interessant. Eine Perspektive auf Augenhöhe wirkt bei Menschen natürlich und bei kleinen Tieren oftmals spannend und überraschend. Wenn Sie mit der Kamera nach unten gehen und eine niedrigere Perspektive wählen – die Froschperspektive –, wirkt Ihr Motiv größer, teilweise sogar bedrohlich durch die schräg nach oben gehaltene Kamera. Aber auch Straßen erscheinen durch diese sehr niedrige Aufnahmeperspektive ungewohnt und dadurch interessant (siehe Workshop „Froschperspektive auf der Straße“).

WICHTIG: PERSPEKTIVE BEEINFLUSST HINTERGRUND!

Beachten Sie, dass die Wahl der Perspektive und des Standortes auch immer den Hintergrund mitbeeinflusst. Eine Veränderung ändert nicht nur die Wirkung des Motivs, sondern nimmt auch Einfluss auf Vorder- und Hintergrund. Ein Schritt nach rechts oder links bzw. eine veränderte Aufnahmehöhe können Wunder wirken. Denn wer kennt das nicht: das Foto, bei dem einer Person unbeabsichtigt ein Straßenschild oder ein Ast am Hinterkopf „herauswächst“.

Stürzende Linien

Sicher haben Sie schon mal von sogenannten „stürzenden Linien“ gehört. Diese entstehen immer dann, wenn die Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv (siehe Kapitel „Objektivbrennweiten“) nicht parallel zur Aufnahmefläche – also beispielsweise nicht parallel zu einem Gebäude – gehalten wird. Und das passiert schnell, wenn das Gebäude nicht ganz aufs Bild passt und man die Kamera einfach etwas nach oben kippt, damit Dach oder Turmspitze mit aufs Bild kommen. Auf dem Foto sieht das Haus dann so aus, als würde es umfallen, und zwar deshalb, weil die senkrechten parallelen Linien des Hauses auf einen gemeinsamen Punkt zulaufen. In der Architekturfotografie möchte man diesen Effekt vermeiden. Aber man kann ihn auch ganz bewusst als Bildgestaltungselement einsetzen, nicht nur bei Gebäuden, sondern auch bei Personen oder Tieren. Der Effekt ist dynamisch, dramatisch, manchmal auch einfach nur lustig, je nach Stärke des Effektes und nach Motiv.

Symmetrien

Symmetrien werden oftmals als sehr ästhetisch und schön wahrgenommen. Man findet sie in Spiegelungen im Wasser, aber oftmals auch im Motiv selbst, z. B. in Kirchen, die spiegelsymmetrisch gebaut wurden, oder in Pflanzen. Symmetrien gliedern das Bild und bringen Ruhe und Ordnung hinein. Diese Ruhe kann aber auch schnell langweilig wirken. Beim Fotografieren von symmetrischen Motiven sollten Sie darauf achten, die Symmetrie einzuhalten oder das Motiv ganz bewusst asymmetrisch darzustellen. Denn nur ein bisschen von der Symmetrie abzuweichen wirkt schnell wie nachlässig aufgenommen.

Spiegelungen und Reflexionen

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