Trusting us - Hattrick für die Liebe - Svea Lundberg - E-Book

Trusting us - Hattrick für die Liebe E-Book

Svea Lundberg

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Beschreibung

»Du bist so viele erste Male für mich. Vor allem bist du das erste Mal Liebe. Und ich will, dass es auch das letzte Mal bleibt.« Keine Gefühle. Keine Ablenkung. Caden hat ein klares Ziel vor Augen: Er will es direkt nach seinem Abschluss an der Boston University in die NHL schaffen. Eine Beziehung wäre auf diesem sportlichen Karriereweg nur hinderlich und überhaupt verliebt Caden sich nicht. Schon gar nicht in Noah Fowler, den Flügelstürmer der Ohio State University. Immerhin ist er sein Gegner auf dem Eis und noch dazu ein Mann. Noah hat es bereits bei ihrer ersten Begegnung auf dem Eis geahnt: Caden Brown ist ätzend! Sohn reicher Eltern und gefeierter Teamcaptain, dem alles zuzufliegen scheint. Ganz im Gegensatz zu Noah, der hart um jeden Schritt in Richtung Profiliga kämpft und sich zwischen eigenen Träumen und dem, was andere von ihm erwarten, aufreibt. Nein, auf gar keinen Fall wird er Caden jemals mögen. Dass Caden und Noah miteinander im Bett landen, ist ein Versehen, das nichts zu bedeuten hat und sich keinesfalls wiederholen wird. Aber warum, verdammt, weckt Noah mit seinem Lachen, seiner provokanten Art und seiner Leidenschaft für Eishockey diese Sehnsucht in Caden, sich zum ersten Mal auf ›mehr‹ einzulassen? Und warum ist es Noah mit einem Mal so wichtig, der Einzige für Caden zu sein? ~~~~~ In »Trusting us« erwartet dich eine Rivals to Lovers MM Hockey Romance zum Mitfiebern. Spannungsgeladene Action auf dem Eis, heimliche Blicke im Sommer-Hockey-Camp, sehnsüchtige Küsse und eine wohldosierte Portion Spice. ~~~~~ Alle Bände der Reihe »Boston Heated Hearts« sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Hier und da tauchen allerdings bereits bekannte Figuren wieder auf.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1 – Caden

Kapitel 2 – Noah

Kapitel 3 – Caden

Kapitel 4 – Noah

Kapitel 5 – Caden

Kapitel 6 – Caden

Kapitel 7 – Noah

Kapitel 8 – Noah

Kapitel 9 – Caden

Kapitel 10 – Noah

Kapitel 11 – Caden

Kapitel 12 – Noah

Kapitel 13 – Caden

Kapitel 14 – Noah

Kapitel 15 – Noah

Kapitel 16 – Noah

Kapitel 17 – Caden

Kapitel 18 – Caden

Kapitel 19 – Noah

Kapitel 20 – Caden

Kapitel 21 – Noah

Kapitel 22 – Caden

Kapitel 23 – Noah

Kapitel 24 – Caden

Kapitel 25 – Noah

Kapitel 26 – Caden

Kapitel 27 – Noah

Kapitel 28 – Noah

Kapitel 29 – Caden

Kapitel 30 – Noah

Kapitel 31 – Caden

Epilog

Nachwort und Danksagung

Glossar

Über die Autorin

Boston Heated Hearts Reihe

TRUSTING US

Hattrick für die Liebe

Caden & Noah

MM Hockey Romance

von

Svea Lundberg

Impressum

Copyright © 2025 Svea Lundberg

Julia Fränkle-Cholewa

Zwerchweg 54

75305 Neuenbürg

[email protected]

www.svealundberg.net

Lektorat: Tanya Carpenter

Covergestaltung/Illustration: Regina Mars

www.reginamars.de

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte sind vorbehalten.

Die in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

»Du bist so viele erste Male für mich. Vor allem bist du das erste Mal Liebe. Und ich will, dass es auch das letzte Mal bleibt.«

Keine Gefühle. Keine Ablenkung. Caden hat ein klares Ziel vor Augen: Er will es direkt nach seinem Abschluss an der Boston University in die NHL schaffen. Eine Beziehung wäre auf diesem sportlichen Karriereweg nur hinderlich und überhaupt verliebt Caden sich nicht. Schon gar nicht in Noah Fowler, den Flügelstürmer der Ohio State University. Immerhin ist er sein Gegner auf dem Eis und noch dazu ein Mann.

Noah hat es bereits bei ihrer ersten Begegnung auf dem Eis geahnt: Caden Brown ist ätzend! Sohn reicher Eltern und gefeierter Teamcaptain, dem alles zuzufliegen scheint. Ganz im Gegensatz zu Noah, der hart um jeden Schritt in Richtung Profiliga kämpft und sich zwischen eigenen Träumen und dem, was andere von ihm erwarten, aufreibt. Nein, auf gar keinen Fall wird er Caden jemals mögen.

Dass Caden und Noah miteinander im Bett landen, ist ein Versehen, das nichts zu bedeuten hat und sich keinesfalls wiederholen wird. Aber warum, verdammt, weckt Noah mit seinem Lachen, seiner provokanten Art und seiner Leidenschaft für Eishockey diese Sehnsucht in Caden, sich zum ersten Mal auf ›mehr‹ einzulassen? Und warum ist es Noah mit einem Mal so wichtig, der Einzige für Caden zu sein?

In »Trusting us« erwartet dich eine Rivals to Lovers MM Hockey Romance zum Mitfiebern. Spannungsgeladene Action auf dem Eis, heimliche Blicke im Sommer-Hockey-Camp, sehnsüchtige Küsse und eine wohldosierte Portion spice mit softem primal play inklusive.

Alle Bände der Reihe »Boston Heated Hearts« sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Hier und da tauchen allerdings bereits bekannte Figuren wieder auf.

Bislang innerhalb der Reihe erschienen:

»Trusting him – Liebe erfriert nicht – Bennet & Riley«

»Trusting us – Hattrick für die Liebe – Caden & Noah«

Vorwort

Liebe*r Leser*in,

nachdem im ersten Band der Boston Heated Hearts Bennet und Riley ihre gemeinsame Geschichte erzählen durften, ist nun Caden an der Reihe. Mir war beim Schreiben von »Trusting him« schnell klar, dass ich auch ihm einen eigenen Roman widmen möchte, und ich habe mich sehr gefreut, wie viele von euch mir geschrieben haben, dass sie sich ein Happy End für Caden wünschen.

Bevor du, liebe*r Leser*in, nun mit Cadens – und Noahs – Geschichte startest, möchte ich dich auf ein paar Dinge hinweisen:

Dieser Roman spielt an der Boston University und in diversen Eiskockey-Trainingslagern. Er nimmt Bezug auf das Eishockey-Team der BU sowie auf Teams der NHL (National Hockey League). Die Handlung des Romans ist jedoch rein fiktiv. Ähnlichkeiten zu real existierenden Spielern – egal ob aktive oder ehemalige – sind reiner Zufall. Es wird kein real existierendes Team namentlich benannt, sondern nur von bspw. ›Team der Boston University‹ oder ›NHL-Team von Boston‹ gesprochen. Zwar habe ich mich bezüglich des Spielplans und der Camp-Termine an realen Ereignissen orientiert, mir jedoch schriftstellerische Freiheiten genommen.

Für all jene Leser*innen, die bislang kaum Berührungspunkte mit Eishockey hatten, habe ich am Ende des Romans ein Glossar über die wichtigsten im Roman enthaltenen Begrifflichkeiten eingefügt.

Bitte beachte auch die Content Notes:

In diesem Roman werden Alkoholkonsum beschrieben und Themen wie Outing und Queerfeindlichkeit im Profisport behandelt.

Nun wünsche ich dir schöne Lesestunden mit Caden und Noah!

Alles Liebe

deine Svea

Kapitel 1 – Caden

April 2024

Selten war ein Spiel so hart wie dieses!

Im vergangenen Jahr hat uns das Team der University of Minnesota in den Semifinals aus dem Turnier gekickt. Dieses Jahr stehen wir gegen die Ohio State im Finale der Frozen Four und jeder Einzelne von uns will diesen Pokal holen.

Mein Team will es.

Ich will es.

Und unsere Gegner wollen es ebenso. Allen voran Noah Fowler.

Selten hat mich ein Spieler eines gegnerischen Teams so zur Weißglut getrieben, wie er es tut. Mit seiner unfassbaren Wendigkeit auf dem Eis, mit seinen unerwarteten Spielzügen – und seinem herausfordernd überheblichen Lächeln, jedes Mal wenn sich unsere Blicke für einen Sekundenbruchteil streifen.

Jetzt gerade haben wir keine Zeit, einander anzusehen. Ich habe keine Zeit, mich auf etwas anderes zu konzentrieren als den Puck. Die Defense des gegnerischen Teams. Deren Tor, in dem ich den Puck in den beiden zurückliegenden Spieldritteln bereits zweimal versenkt habe. Direkt hintereinander. Damit ist der Hattrick zum Greifen nahe. Ein natural hattrick sogar, weil bislang niemand nach mir einen Treffer erzielt hat.

Ebenso zum Greifen nahe ist die Trophäe der Frozen Four.

Den Puck sicher an meiner Schlägerkelle jage ich über das Eis. Umlaufe den Linksverteidiger der Ohio State. Aus dem Augenwinkel realisiere ich Wyatt, der mit mir mitläuft, bereit, einen Pass anzunehmen, und dann … kracht plötzlich ein Körper in meinen hinein. Wie aus dem Nichts ist Noah fucking Fowler neben mir und treibt mich in Richtung Bande. Blitzschnell verändere ich die Kellenführung am Puck, sodass er mit seinem Schläger nicht rankommt. Was ist das überhaupt für ein kleines, gekrümmtes Ding? Wer zum Teufel spielt mit einer solchen Kelle?

Die Gedanken zerfasern sofort wieder, als Fowler und ich gemeinsam gegen die Bande krachen. Dank Schutzkleidung unter dem Trikot und Adrenalin im Blut ist da keinerlei Schmerz, dennoch presst mir der Aufprall die Luft keuchend aus der Lunge. Ihm ebenso. Was uns nicht an einem erbitterten Fight um den Puck hindert. In meinen Ohren hallen die Geräusche, die unsere Schläger auf dem Eis verursachen und wenn sie gegeneinanderprallen. Sein und mein harter Atem, geknurrte Flüche. Darüber dumpf das Grölen der Zuschauer.

Dieser Kerl geht mir auf den Sack! Ich checke ihn, er keucht und … schnappt sich den Puck.

Sofort setze ich ihm nach, Wyatt ist ebenfalls an ihm dran. Unsere Defense baut sich auf, Blake mit seinem beeindruckend breiten Körper direkt in seiner Laufbahn. Rechts ist kein Durchkommen. Er wird nach links ausweichen und ich komme ihm zuvor, indem ich meine Schritte nach li–

Er schlägt einen Haken nach rechts. Vollkommen unerwartet. Zwängt sich durch einen quasi nicht existenten Leerraum unserer Defense und donnert den Puck mit einer solchen Geschwindigkeit aufs Tor, dass unser Goalie …

Er hält ihn.

»Fuck! JAAA!!!« Ich brülle Frust und Erleichterung gleichermaßen heraus, als Anthony den Schuss tatsächlich abfängt.

Fowler knallt schräg neben dem Tor gegen die Bande, schlägt die flache Hand dagegen, sodass das bruchsichere Glas nur so wackelt. Seinen Fluch höre ich über den Jubel der Fans der BU nicht, dennoch verpasst mir das Bild eine gewisse Genugtuung. Dass er mir zuvor den Puck abgejagt hat, verpackt mein Ego jedoch immer noch nicht.

Im Ernst, es ist weiß Gott nicht das erste Mal, dass Fowler und ich uns in einem Spiel begegnen. Aber ich habe ihn bislang nie übermäßig wahrgenommen. Wann zum Teufel ist der Kerl so gut geworden?

Coachs Pfiff vom Bandenrand unterbricht meine Gedanken. Er nimmt mich aus dem Spiel, schickt stattdessen Liam aufs Eis. Mit größtem Respekt für unseren Goalie und dennoch ordentlich Frust im Bauch klettere ich über die Bande. Zu meinem Patzer sagt Coach nichts. Muss er auch nicht. Mich selbst wurmt es am allermeisten.

Kaum dass ich mich auf die Bank fallen lasse, streckt mir Bennet meine Wasserflasche hin. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände: Er ist ebenso verblüfft wie ich selbst, dass ich mir von Fowler den Puck habe klauen lassen.

Fuck, Mann, das hier ist nicht nur eines der Spiele für mich, weil es das Finale der College-Meisterschaften ist. Sondern auch, weil es statt wie unsere übrigen Spiele in der Agganis Arena, in TD Garden ausgetragen wird. In der Heimspielarena des NHL-Teams von Boston. Das Team, für das ich vor inzwischen zwei Jahren gedraftet wurde. Das Team, von dem ich immer geträumt habe. Nach diesem Semester bin ich mit dem Studium fertig. Dann ist endlich die Chance, wirklich Teil dieses Team zu werden, zum Greifen nahe. Ich kann es mir zur Hölle noch mal nicht leisten, jetzt abzukacken. Ich muss heute gut sein. Der Beste auf dem Eis.

Während ich mir einige Spritzer Wasser in den Mund schütte, geht mein Blick zur Hallendecke. Wie Mahnmale hängen von dieser die Meisterschaftsbanner herab.

Ich – will – so – sehr ein Teil dieses Teams sein. Ich muss.

Mit einem rauen Laut in der Kehle knalle ich die Flasche neben mir auf die Bank, stehe wieder auf und trete an die Bande. Noch ist das hier mein Team. Bin ich der Captain. Und ich werde mir den Arsch dafür aufreißen, dass wir die Trophäe der Frozen Four nach Hause holen.

Aktuell steht es drei zu drei und es sind nur noch knapp zehn Minuten reguläre Spielzeit übrig. Mit jeder verstreichenden Minute wird das Spiel härter, bis schließlich Wyatt wegen übermäßiger Härte mit einer Zeitstrafe auf die Bank geschickt wird. Ich balle die Hände in meinen dicken Handschuhen zu Fäusten. Ich kann den zornbrodelnden Siegeswillen verstehen, der in unserem Nesthäkchen glüht. Aber wir alle müssen die Nerven behalten.

Für zwei Minuten steht mein Team in Unterzahl auf dem Eis und die Ohio State nutzt ihr Powerplay sofort. Oder genauer: Noah Fowler nutzt eine winzige Unachtsamkeit in unserer Defense und liftet den Puck in einer obszön lässigen Bewegung ins Tor.

»Fuck, fuck … fuck!« Wie zuvor er gegen das Sicherheitsglas, schlage ich die flache Hand auf die Kante der Bande. Drehe mich im nächsten Moment zu Coach um. »Lass mich wieder aufs Eis.«

Er misst mich mit einem langen Blick. »Gleich …«, ist alles, was er sagt, ehe er zunächst den aktuellen Mittelstürmer vom Eis holt und Bennet drauf schickt.

Fünf Minuten vor Ende der Partie schwinge ich mich dann endlich wieder über die Bande. Das Gefühl von Eis unter den Kufen meiner Schlittschuhe befeuert sofort wieder diesen Cocktail aus Adrenalin und Endorphinen in mir. Wie ich diesen Sport liebe!

Und wie mir Fowler auf den Sack geht!

Auch er ist wieder im Spiel, sodass wir uns nach einer kurzen Spielunterbrechung wegen eines Icings der Ohio State in deren Spieldrittel neben dem Bullykreis gegenüberstehen. Der Anpfiff in der Verteidigungszone des Gegners ist die Chance für den Ausgleich. Bennet muss dieses Face-Off gewinnen!

»Hey. Brown.«

Ich beiße die Zähne aufeinander und ignoriere sowohl Fowlers Stimme dicht neben mir, als auch, dass er seine Kelle kaum merklich, fast schon sacht an meine stößt.

»Ich glaube, jemand hat dir einen zu großen Schläger gegeben. Mir scheint, du könntest damit nicht so gut umgehen.«

Scheißkerl! Hat er gesehen, dass ich den Puck in diesem Spiel bereits zweimal versenkt habe?

Aber klar, er erinnert sich nur daran, wie er ihn mir abgenommen hat.

»Sicher besser als du«, gebe ich knurrend zurück und fokussiere mit Blicken weiter Bennet und den Mittelstürmer der Ohio State, die ihre Positionen im Bullykreis bezogen haben.

»Mmh, sei dir da mal nicht so sicher. Ich hab Erfahrung mit großen Dingen.«

Gott, das ist so lächerli-

Mir bleibt das Schnauben im Hals stecken.

Der Puck fällt.

Bennet gewinnt ihn, passt ihn zu mir und ich … reagiere einen Sekundenbruchteil zu spät und Fowler hat den Puck.

Nicht – sein – fucking – Ernst!

Hat er mir gerade wirklich schon wieder den Puck abgejagt? Er – mir?

Doch Unglauben hin oder her, dieses Mal lasse ich ihn nicht davonkommen. Wir liefern uns ein erbittertes Duell auf dem Eis und ich schaffe es, die Scheibe zurückzuerobern. Jage erneut mit ihr auf das gegnerische Tor zu. Im Augenwinkel realisiere ich Bennet. Ich könnte zu ihm abspielen, aber verdammt, ich bin selbst in bester Position für einen weiteren Torschuss und damit für einen potenziellen Hattrick. Mit einem solchen könnte ich meinen Patzer von vorhin – meine beiden Patzer – ausgleichen.

Auf Sicherheit und für das Team spielen oder riskieren und selbst mit einer Glanzleistung brillieren?

Binnen eines Herzschlags treffe ich eine Entscheidung – und spiele den Puck zu Bennet. Ich weiß genau, wie er ihn haben will. Über die Jahre hinweg, die wir mittlerweile für die Boston University miteinander auf dem Eis stehen, sind wir ein eingespieltes Team geworden. Ich passe ihm den Puck in genau dem Winkel zu, in dem er ihn braucht. Ein verdammter Traumpass! Wenn wir so zusammen auf dem Eis sind, sind wir nahezu unschlagbar.

Ganz kurz flammt Bedauern darüber in mir auf, dass wir das bald nicht mehr sein werden. Keine Teamkollegen mehr. Wenn ich vom College ab und hoffentlich auf direktem Weg in die NHL gehe und er noch zwei weitere Semester an der BU bleibt. Wahrscheinlich wird er meine Position als Teamcaptain übernehmen. Ich gönne es ihm von Herzen, denn Bennet ist nicht nur ein feiner Kerl, sondern auch ein verdammt guter Spieler. Was er auch nun beweist, indem er den Puck versenkt und damit erneut den Spielstand ausgleicht.

Unter dem Lärm der Fans und meinem eigenen Jubel und dem meiner Teamkollegen schnellt mein Blick zu dem riesigen Display unter der Decke. Vier zu vier und noch etwas mehr als drei Minuten zu spielen.

Fowler gleitet in einem für einen Eishockeyspieler überraschend eleganten Schwung an mir vorbei und wirft mir ein unmissverständliches Grinsen zu. Unmissverständlich und … zweideutig? Das Licht der Arena erzeugt ein Funkeln in seinen Augen, von denen ich keine Ahnung habe, welche Farbe sie eigentlich haben, aber ich … Gott, was interessiert mich seine Augenfarbe?

Ich wende mich Bennet zu, klopfe ihm kräftig auf die gepolsterte Schulter. Ich weiß, dass seine Augen braun sind, mit einigen grünlichen Schattierungen darin. Was unerheblich ist.

»Komm schon, Mann, holen wir uns die Trophäe, Cap!« Er grinst mich breit an und ich nicke.

Genau das ist es, was wir tun werden. Und kein Gegner wird uns daran hindern. Schon gar nicht … er.

In den nächsten Minuten leistet unsere Defense erstklassige Arbeit. Der Ohio State gelingt kein einziger Torschuss mehr. Uns hingegen drei. Wobei keiner rein geht. Die Uhr läuft gnadenlos ab. Keiner von uns hat Lust, in die Overtime zu gehen. Ich sehe meinen Jungs an, dass sie erledigt sind. Das bin ich auch, dennoch vibriert mein Körper. Ich will noch mal aufs Eis! Weiß aber auch, dass Coach meinen Shift bis zur letzten Minute hinauszögern wird. Ich bin sein Ass in der Hinterhand, ebenso wie Bennet.

Auf der Uhr läuft bereits die letzte Minute herunter, als Coach uns wieder aufs Eis schickt.

Noch einen Treffer. Wir brauchen nur noch den einen perfekten Schuss aufs Tor.

Während einer kurzen Spielunterbrechung, in der der Captain der Ohio State mit dem Schiedsrichter diskutiert, laufe ich Schleifen zwischen den Jungs hindurch, schwöre sie ein, die letzte Minute noch einmal alles zu geben. Dann ist der Puck wieder im Spiel. Einer der Stürmer der Ohio State – nicht Fowler, der sitzt auf der Bank – dringt gefährlich in unsere Verteidigungszone ein. Doch an Blake kommt er nicht vorbei. Der nimmt ihm den Puck ab und passt ihn zu Bennet. Noch während dieser die Scheibe annimmt, machen Zayn und ich kehrt und gleiten in die Angriffszone. Bilden Bennets rechten und linken Flügel. Dieses Mal jedoch steht die Defense wie eine Mauer vor dem Tor und sowohl an Zayn als auch an mir klebt einer unserer Gegner. Kurz vor dem Tor versucht einer der Verteidiger Bennet den Puck abzunehmen, doch er lässt sich nicht beirren. Fährt mit der Scheibe sicher an der Kelle eine Schleife hinterm Tor vorbei. Ich ahne … – mein Körper reagiert bereits, noch ehe die Vermutung wissentlich in mein Hirn gedrungen ist. Mit zwei, drei blitzschnellen Schritten laufe ich mich von meinem Gegner frei. In diesem Moment passt Bennet bereits zu Zayn. Der donnert den Puck Richtung Tor. Der Goalie – oder einer der Verteidiger, es geht alles so rasend schnell – lässt ihn abprallen. In meine Richtung. Noch zwei Schritte. Ich hole aus. Erwische den Puck mit Wucht und versetzte ihm einen leichten Drall, sodass der flache Schuss kaum zu halten sein dürfte.

Er ist nicht zu halten.

Die Scheibe saust zwischen den Beinen der Verteidiger und des Goalies hindurch.

Treffer!

Hattrick!

Sieg!

In meinen Adern explodiert ein regelrechter Endorphincocktail. Noch während sich ein Triumphschrei in meiner Kehle formt, fliegt mein Blick zur Uhr.

Noch sechsunddreißig Sekunden zu spielen. Der Schiedsrichter wird nach dem Bully in die Overtime gehen, um der Ohio State noch eine winzige Chance auf einen erneuten Ausgleich zu lass–

Jegliche Gedanken über einen möglichen weiteren Spielverlauf verpuffen urplötzlich, als der erste der Jungs in mich hineindonnert.

»Ja, Cap, JAAA!« Es ist Zayn, der mich im Freudentaumel schier umreißt. In der nächsten Sekunde wirft Bennet von der anderen Seite seine Arme um mich. Blake folgt und wir taumeln alle gemeinsam gegen die Bande. Um uns herum bricht das Grölen der Fans los, die Musik wird aufgedreht. Für lange, glückliche Sekunden dröhnt der Jubel wie ein Donnerschlag durch die TD Garden Arena. Unter all dem Jubeln und Schulterklopfen sehe ich hoch zur Arenadecke und zu den Meisterschaftsbannern des NHL-Teams, das bald meines sein könnte. Hölle, ich will das viel zu sehr!

Minuten später, als das Spiel längst beendet ist und ich meinen Teamkollegen signalisiere, sich mit mir in Reihe aufzustellen, um das übliche Händeschütteln auszutauschen, pulsiert noch immer das Adrenalin in mir. Fuck, Mann, wir haben tatsächlich die Frozen Four gewonnen! In dem Jahr, in dem ich vom College ab und zum Profieishockey gehen werde. Das ist so perfektes Timing, dass mein Hattrick beinahe nebensächlich wird.

Aber auch nur beinahe. Dass Fowler mir die Dreier-Tor-Reihe, ohne dass ein anderer Spieler einen Treffer dazwischen landet, verleidet hat, habe ich nicht vergessen. Es schießt mir spätestens dann wieder ins Bewusstsein, als er auf mich zugleitet und wir zeitgleich die Hände nacheinander ausstrecken. Es ist ein reiner Automatismus. Die Berührung allerdings schießt mir kribbelig in die Finger. Ebenso wie ich hat er in den dicken Handschuhen geschwitzt. Seine Haut ist feucht an meiner. Sein Händedruck fest wie der aller Jungs und gleichzeitig … keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund bin ich abgelenkt vom Anblick seiner Frisur, die gerade gar keine wirkliche ist. Seinen Helm hat er wie ich selbst bereits abgezogen. Die blonden Haare kleben ihm verschwitzt am Kopf. An der Stirn. Eine Strähne über der etwas dunkleren Augenbraue.

»Glückwunsch!« Sein Grinsen ist so breit, als nähme er gerade meine Glückwünsche entgegen, nicht umgekehrt. Dass er und seine Mannschaft das Finale der College-Meisterschaften verloren haben, scheint ihn nicht allzu sehr zu jucken. Für mich vollkommen unbegreiflich. Ich meine, offensichtlich hat er sich in den letzten Monaten auf dem Eis enorm gesteigert. Was er wohl kaum hätte, läge ihm nichts an dem Sport. Er ist – so ungern ich das zugebe – wirklich gut. Und unberechenbar. Als Spieler ebenso wie als … Gott, warum zerbreche ich mir überhaupt den Kopf über ihn?

»Danke. Gut gespielt.«

Ich will meine Hand aus seiner zurückziehen, doch er hält sie fest. Irritiert blinzle ich ihn an. Sein Blick bohrt sich in meinen. ›Graublau‹, schießt es mir durch den Kopf, ›seine Augen sind graublau.‹

»Dito. Kannst ja doch mit großen Sachen umgehen.« Er zwinkert mir zu und ich reiße schnaubend meine Hand aus seiner.

»Geh weiter, Fowler, du hältst alle auf.«

Das stimmt – und auch das scheint ihn kein bisschen zu interessieren. Seine Miene ist Gleichgültigkeit und Herausforderung in einem. Nur … wozu fordert er mich heraus? Und warum interessiert es mich überhaupt?

Er gleitet an mir vorbei und ich wende mich rasch dem ihm nachfolgenden Spieler zu. Gebe diesem die Hand.

»Glückwunsch«, sagt auch er. Sein Schweiß mischt sich mit meinem und Fowlers. In mir kribbelt der Drang, die Handfläche am Eis abzuwischen. Oder alternativ die Finger zur Faust zu schließen, um … ja, um was? Um mich daran zu erinnern, wie sich seine Hand an meiner anfühlt? Was für ein Blödsinn! Ich habe eindeutig zu viel Adrenalin im Schädel.

Nachdem alle Spieler durch sind, schütteln wir noch den Coaches und Managern der Ohio State die Hände. Kaum sind sie an mir vorbei, schlingt mir Bennet, der als mein Alternate Captain direkt neben mir stand, von hinten einen Arm um die Brust. Sein harter Körper drückt sich durch das Trikot und die Polster an meinen.

»Du warst so fucking gut heute, Cap!«

Grinsend äuge ich über die Schulter zu ihm. »Ich weiß.« Ich drehe mich weiter zu ihm und gebe ihm eine leichte Kopfnuss. Etwas, das wir normalerweise nach einem Tortreffer mit Helm auf dem Kopf tun.

»Autsch.« Er lacht, verharrt jedoch in der Position.

»Du hast gut gespielt«, gebe ich sein Kompliment zurück. Nicht aus Freundlichkeit, sondern weil es wirklich so ist. Bereits als Bennet vor inzwischen zweieinhalb Jahren zum ersten Mal im Sommercamp der Boston University vor mir auf dem Eis stand, wusste ich, dass er das Zeug hat, ein Großer in unserem Sport zu werden. Der Draftpick, den er im vergangenen Sommer von Pittsburgh erhalten hat, bestätigte meine Überzeugung. Vielleicht werden wir uns in nicht so ferner Zukunft in der NHL gegenüberstehen. Dann wären wir Rivalen auf dem Eis. Gerade jetzt sind wir Teamkollegen, Mitbewohner, Kumpels …

»Okay, wir waren verdammt gut.« Zusammen. Letzteres sagt er nicht, es ist nur in meinem Kopf. Aber die Art, wie er noch einen langen Moment seine Stirn an meine gelehnt lässt, spricht Bände. Mein Herz pocht noch immer den harten Rhythmus des Triumphes und der Anstrengung. Wir sind ein so gutes Team auf dem Eis. In meiner Brust ziept etwas.

Bennet löst sich von mir, sieht an mir vorbei rüber zu dem Block auf der Tribüne, in dem noch immer einige Kommilitonen und andere Fans der BU unseren Sieg feiern. Ich weiß, wo genau er hinsieht und folge der Blickrichtung. In meinem Magen verknotet sich etwas, fängt gleichzeitig an zu flattern.

Ellie und Riley stehen mit ein paar von Bennets und meinen Freunden auf der Tribüne. Während Ellie mir zuwinkt, hängt der Blick ihres Bruders allein auf Bennet. Natürlich. Dass die beiden zusammengehören, lässt sich nicht bestreiten. Und ja, ich habe auch eingesehen, dass die Beziehung Bennets Eishockeykarriere nicht im Weg steht. Dass Riley voll hinter Bennet und dessen Ambitionen, nach seinem Studium den Sprung in die NHL zu schaffen, steht. Trotzdem … bin ich kein Fan von Riley Sullivan. Von seiner und Bennets Lovestory.

Von Ellie und unserer Nicht-Lovestory dafür umso mehr.

Rasch wende ich den Blick zu ihr zurück. Sie strahlt übers ganz Gesicht und selbst über die Distanz hinweg kann ich das Funkeln in ihren Augen erkennen. Ich winke ihr kurz zu und sie legt daraufhin die Hände um den Mund und jubelt und hüpft dabei auf der Tribüne herum, was mich zum Grinsen bringt. Ellie ist absolut verrückt und absolut wundervoll. Und am wundervollsten ist es, dass sie unsere Nicht-Beziehung ebenso locker sieht, wie ich das tue. Wir haben einfach eine gute Zeit miteinander. Egal, was ihr Bruder darüber denkt. Denn ja, ich weiß, dass er es nicht toll findet, dass seine kleine Schwester und ich miteinander schlafen. Aber tja, ich finde es auch nach wie vor nicht berauschend, dass er und Bennet auf Wolke sieben schweben. Warum das so ist, stelle ich nicht weiter infrage. Unseren Zwist haben wir geklärt. Dennoch sind Sullivan und ich einfach nicht die besten Freunde. Waren wir schon nicht, als er noch im Team war. Bennet hingegen ist einer meiner besten, wenn nicht sogar der beste Freund. Und wenn es ihn glücklich macht, mit Sullivan zusammen zu sein, dann bitte. Letztlich ist sowieso das hier das Wichtigste: Eishockey. Und dass wir verdammt noch mal die Frozen Four gewonnen haben!

Kapitel 2 – Noah

Die Enttäuschung steht meinen Teamkollegen ins Gesicht geschrieben. Auch noch, nachdem unser Headcoach uns neuen Mut zugesprochen hat. Aber die Jungs sind taff, ebenso wie ich. So schmerzlich die Niederlage auch ist, ich sehe das Positive: Schätze, ich habe ein wirklich gutes Spiel hingelegt.

Als wollte Matt, unser Teamcaptain, mich in meinen Gedanken bestätigen, grinst er mir vielsagend zu. »Wir müssen noch unseren ›man of the match‹ küren. Ich würde mal sagen, dein Tor war ziemlich lässig.«

Zustimmendes Gemurmel unter den anderen Spielern ertönt, einige von ihnen Klopfen mit den Fäusten auf Bänke und Helme. Zugegeben, die Anerkennung des Teams schmeichelt mir. Dass wir nach jedem Spiel mannschaftsintern diese Ehrung symbolisch vornehmen, hat Tradition an unserer Uni. Und ich wiederum habe insbesondere im letzten Jahr hart dafür gearbeitet, sie zu bekommen. Mit anderen Worten: Ich habe in den letzten Monaten wie ein Irrer trainiert.

»Nicht nur das Tor«, meint Taylor. »Ich hab’s gefeiert, wie du Brown den Puck abgelaufen hast.«

Prompt muss ich grinsen. »Danke, Jungs!« Nacheinander kommen alle Teamkollegen zu mir und klopfen mir auf die Schulter oder wir umarmen uns kurz. Ehe wir uns weiter aus den verschwitzten Klamotten und der Schutzausstattung schälen. Dabei wandern meine Gedanken zurück zu Brown und unseren Fights auf dem Eis.

Ich habe nichts gegen ihn persönlich, ich finde ihn nur irgendwie … ätzend. Und ganz sexy. Ich kenne ihn nicht näher, außer eben von den Spielen, die wir gegeneinander bestritten haben. Aber er hat so eine gewisse ›Ich-bin-verdammt-gut-und-weiß-das‹-Aura, die mich reizt, ihn herauszufordern. Fakt ist: Caden Brown ist verdammt gut – und das gefühlt seit jeher. Nicht, dass ich seine bisherige Karriere explizit verfolgt hätte, aber als Draftpick aus dem vorletzten Jahr und Teamcaptain der BU hört man eben von ihm. Seine Eishockeykarriere zeigte von Anfang an steil nach oben. Wohingegen meine bislang ziemlich holprig verlief und ich mir stets den Arsch aufreißen musste. Was nicht heißen soll, dass Brown nichts tut. Ganz sicher trainiert auch er verdammt hart und all das. Aber er ist eben so … perfekt. Nahezu fehlerfrei in seinen Spielzügen – außer, ich verleide sie ihm, sorry, not sorry. Er ist immer im Fokus, eloquent in der Redeführung mit dem Schiedsrichter, ein guter Motivator und Anführer für sein Team, und nebenbei Sohn reicher Eltern und … jepp, verdammt gutaussehend. Kurzum: Brown gibt sicherlich alles für den Sport, aber er hat eben auch eine privilegierte Basis, auf der er es sich locker leisten kann. Wohingegen ich jeden Tag kämpfe. Worüber ich mich nicht beklagen oder ihm etwas vorhalten will, wofür er nichts kann. Es ist nur … Ich habe einfach Gefallen daran gefunden, ihn zu reizen.

Noch immer zumindest innerlich grinsend schnappe ich mir mein Handtuch aus meiner Sporttasche und gehe nach dem Cool-down gemeinsam mit den anderen Jungs duschen.

»Was machen wir heute noch?«, will ich von Taylor wissen, der unter dem Wasserstrahl neben meinem steht. Dass ich ihn frage, ist kein Zufall. Neben Jeremy ist er derjenige im Team, den ich auch als Kumpel bezeichnen würde. Ich verstehe mich mit jedem der Jungs ›okay‹, spüre aber durchaus, dass manche von ihnen mir mit etwas mehr Distanz begegnen als den anderen. Sei es, weil ich keinen Hehl aus meiner sexuellen Orientierung mache oder weil ich ihren Sprüchen kontra gebe. Auf meine Art. Über sexistische Witze lachen die meisten von ihnen, aber eben nur solange sie sich über Frauen unterhalten. Sobald ich es ihnen gleichtue und verlauten lasse, dass ich mal wieder Bock auf einen Schwanz oder Männerarsch hätte, winden sie sich plötzlich unwohl. Was für mich jedoch nur ein Ansporn ist, weiterzumachen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Denn es ist die sicherste Methode, um herauszufinden, wer nur peinlich berührt ist und bei wem echte Queerfeindlichkeit dahintersteckt.

Ich bin innerhalb des Teams nie offen angefeindet worden, weiß aber natürlich, dass Homosexualität in einem ›harten Sport‹ wie Eishockey ein potenziell schwieriges Thema ist. Taylor und Jeremy und auch unser Teamcaptain waren diejenigen, die von vornherein vollkommen entspannt mit meinem beiläufig eingeflossenen Outing umgegangen sind und klare Kante gegen Sprüche unter der Gürtellinie zeigen. Dass wir Kerle uns untereinander foppen und auch mal ein grenzwertiger Spruch kommt, ist das eine. Das stört mich nicht und ich teile selbst gern aus. Aber alles hat seine Grenzen.

»Taylor?«, hake ich noch mal nach, als er am Ende meines gedanklichen Exkurses noch immer nicht geantwortet hat.

»Huh, was?«

Anscheinend hat er meine erste Frage über das Rauschen der Duschen gar nicht gehört, oder aber … »Träumst du schon von dem Puckbunny, das du heute Nacht flachlegen wirst, oder was?«

Lachend schüttelt er sich die nassen Locken aus dem Gesicht und dreht den Wasserstrahl ab. »Nope. Ich date doch diese supersüße Eiskunstläuferin. Hannah.«

»Uh, stimmt, war mir entfallen, sorry.« Dann hat er wohl gerade von ihr geträumt. Ich frage jedoch nicht nach. »Bedeutet ›du datest‹, dass du heute Abend brav im Hotelzimmer sitzen wirst oder gehen wir noch einen trinken?« Unsere Rückreise nach Columbus startet morgen Vormittag um elf. Eine humane Zeit. Als hätte unser Manager uns ein bisschen Zeit zum Ausnüchtern nach einer rauschenden Siegesfeier einräumen wollen. Nun wird es eben eher ein Niederlagen-Frust-Trinken.

»Joaaa«, entgegnet Taylor gedehnt, während er bereits nach seinem Handtuch greift. So richtig in Partylaune scheint er nicht zu sein. »Ein Absacker in ’ner Bar geht schon.«

Das denke ich doch auch. Zufrieden nickend – zumindest soweit zufrieden, wie man es nach einem verlorenen Meisterschaftsfinale eben sein kann – strecke ich den Kopf unter den Wasserstrahl, um mir das Shampoo aus den Haaren zu waschen.

Wie zu erwarten hat sich vor TD Garden eine Menschentraube gebildet. Leute, die darauf warten, dass die Spieler rauskommen, und hoffen, ein paar Fotos und Autogramme ergattern zu können, ehe wir in den Bus steigen, der uns ans Hotel bringt. Jepp, selbst als College-Spieler sind wir begehrt, auch wenn es natürlich kein Vergleich ist zu dem Hype, der um die Stars der NHL kursiert. Und auch wenn die allermeisten dieser Menschen am heutigen Abend wohl eher für das Team der Boston University da sind als für das der Ohio State.

Einem Automatismus folgend, zupfe ich am Revers meines Jacketts herum. Ich bin einfach kein Anzugtyp und jetzt schon froh, wenn ich mich nachher wieder in legerere Klamotten werfen kann.

»Na dann, auf ins Getümmel.« Jeremy neben mir klingt, als hätte er die weniger als eine Stunde zurückliegende Niederlage bereits verschmerzt. Im Gegensatz zu Taylor und mir wird er sich heute Nacht definitiv ein Mädel aufreißen. Ob er gleich hier unter den Fangirls der BU fündig wird? Ich bezweifle, dass alle von ihnen so ›loyal‹ ihrem Team gegenüber sind. Letztlich ist ein sexy Eishockeyspieler ein sexy Eishockeyspieler, oder nicht? Egal welche Trikotfarben er trägt. Muss man die Klamotten eben ausziehen.

So oder so lasse ich Jeremy, Taylor und die anderen Jungs allein auf den Teambus zugehen. Clark Handerson winkt mich zu sich heran.

Ich hatte nicht gewusst, dass mein Agent extra von Columbus einfliegt, um das Spiel live mitzuverfolgen. Wundern tut es mich allerdings nicht. Ich würde ja jetzt sagen, dass es verdammtes Glück ist, dass ich einen so engagierten Top-Agenten wie ihn auf mich aufmerksam machen konnte, aber es wäre nicht die ganze Wahrheit. Die ist, dass er sehr wohl überzeugt von meinem Können und meinen Chancen auf einen Platz in einer der Profiligen ist, aber auch, dass mein Onkel es war, der Clark quasi auf mich angesetzt hat.

»Wirklich gut gespielt, Noah!« Er begrüßt mich mit einem festen Händedruck.

»Danke!« Ich kann nichts dagegen tun, dass mein Herzschlag bei seinem Lob ein paar raschere Takte aufnimmt, und seine Worte sinnbildlich Öl ins Hoffnungsfeuer in meinem Inneren tropfen. Mein Onkel ist fest davon überzeugt, dass Clark es schaffen wird, mich an ein Profiteam zu vermitteln, und Shit, ich – will – das!

»Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich kommende Woche einige Calls haben werde, die dich betreffen. Mit deiner heutigen Performance – auch wenn es am Ende nicht der Pokal war – hast du einen guten Grundstein für Verhandlungen gelegt.«

Und da ist es passiert: In meinem Inneren brennt es lichterloh.

»Wow! Danke!«, entfährt es mir vielleicht ein bisschen zu euphorisch. Aber tja, darin, meine Emotionen zu verstecken, war ich noch nie gut. Vielleicht mit ein Grund, weshalb es bislang für kein ernsthaftes Interesse eines Profiteams gereicht hat. Ich bin wie mein Spielstil: offenherzig, impulsiv, spontan. Mein Onkel und Clark nennen mich dafür einen ›game changer‹. Einen, der ein Spiel durch unerwartete Aktionen herumreißen kann. Mir ist aber auch klar, dass manche mich als Risiko ansehen, weil meine Leistungen Höhen und Tiefen haben. Wie hat Clark vor ein paar Wochen zu mir gesagt: »Wir brauchen ein Team, das mutig genug für dich ist, und ein solches werde ich finden.«

Ich hoffe wirklich, dass ihm das gelingen wird.

Ein wenig beflügelt von dem kurzen Gespräch mit meinem Agenten steuere ich wenige Minuten später auf den Teambus zu. Die meisten der Jungs sind bereits eingestiegen. Jeremy allerdings steht noch davor und flirtet ganz offensichtlich mit einer Blondine, die über ihrem dicken Rollkragenpullover ein Trikot des Teams der BU trägt. Innerlich grinsend gehe ich weiter, komme jedoch nur ein paar Schritte weit. Vollkommen unerwartet springt mir ein Mädel in den Weg. Ihre kastanienbraunen Haare fallen in Wellen über ihren beeindruckend voluminösen Wollschal, der zu Teilen das Trikot bedeckt, das sie trägt. Dennoch erkenne ich es auf Anhieb anhand der Farbe eindeutig. Und die Zahl, die darauf prangt, habe ich am heutigen Abend definitiv schon einige Male gesehen.

»Hey, Noah! Kennst du mich noch?« Erwartungsvoll lächelt sie mich an. Ihre großen braunen Augen strahlen regelrecht.

Ich hingegen bin … irritiert. Sie kommt mir tatsächlich bekannt vor, aber ich kann sie beim besten Willen nicht zuordnen. Wäre ich Jeremy oder Taylor würde ich mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit annehmen, ich hätte mal was mit ihr gehabt. Da ich jedoch ich bin, ist das ausgeschlossen. Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau. Wenn man mal den nur halb freiwilligen Kuss mit Page Abbot mit vierzehn beim Flaschendrehen ausklammert.

»Ähm … ich würde ja jetzt sagen, du bist zu hübsch, als dass ich dich hätte vergessen können, aber ich gestehe, ich habe es.«

Lachend wirft sie in einer koketten Geste die Haare zurück. Wobei dennoch die meisten der Strähnen an dem Wollschal haften bleiben. »Ich meinte nicht diese Art von ›kennen‹. Ich bin Ellie Sullivan. Wir waren beide auf der Highschool in Barnstable. Du warst eine Klasse über meinem Bruder. Riley.«

Ellie Sullivan … Riley Sullivan … dunkel klingelt da etwas bei mir. »Spielt dein Bruder auch Eishockey?«

»Quasi. Bis vor etwas mehr als einem Jahr war er im Team der BU. Jetzt nicht mehr. Aber er ist mit Bennet Marson zusammen.«

»Ah, klar!«, sage ich schnell, weil ich mich durch ihre Worte tatsächlich erinnere. Mehr an Riley als an sie, um ehrlich zu sein. Dass er und Bennet Marson ein Paar sind, hatte ich nicht auf dem Schirm, aber ich weiß, dass Marson queer und out ist. »Dann trägst du aber irgendwie das falsche Trikot, oder?«

Ihr Grinsen wird noch eine Spur breiter. »Nöö. Es reicht, wenn Riley Bennets Trikot trägt, finde ich. Meins ist schon richtig so.«

Ihre Andeutung und der leicht verschwörerische Zug um ihre Lippen befeuern meine Neugier. Und irgendwie ist zwischen Ellie und mir sofort diese Art von Sympathie da, die mir vermittelt, es sei okay, ein bisschen nachzuhaken.

Ich neige mich ein kleines Stück zu ihr. »Also geht da was zwischen dir und Brown?«

Sie erwidert meine Geste, senkt ebenfalls verschwörerisch die Stimme. »Ich bin nicht seine feste Freundin, wenn du verstehst …«

Tue ich – und auch nicht. Unweigerlich huscht mein Blick zu Brown, der sich in diesem Moment aus der Menschentraube löst und suchend umsieht.

Shit, er ist definitiv ein Anzugtyp. Er sieht verdammt gut aus in dem wie maßgeschneidert sitzenden Sakko und der ebenso edlen Hose. Mit seinen nahezu schwarzen Haaren, die noch leicht feucht von der Dusche im etwas zu grellen Licht des Vorplatzes der Arena glänzen, und den symmetrisch-kantigen Gesichtszügen ist er schlicht ein verdammt schöner Mann. Auf eine markante Art.

Rein durch meine Musterung versuche ich zu ergründen, ob er der Typ privilegiertes Arschloch ist, das neben einer ›festen Freundin‹ auch noch eine ›zum Spaß‹ hat, oder ob er für solche Spielchen zu korrekt ist. So korrekt wie auf dem Eis.

»Bedeutet, ihr habt einfach was Lockeres?«, mutmaße ich an Ellie gewandt und ihr schlichtes Nicken bestätigt mir, dass sie wohl eher keine heimliche Affäre für ihn ist. Dennoch ist das … interessant.

Caden Brown ist interessant.

Aus dem Augenwinkel realisiere ich, dass er Blickkontakt zu Ellie sucht, den sie erwidert. Ehe sie sich wieder mir zuwendet. »Na ja, ich muss … Witzig, dich hier getroffen zu haben. Wie sieht’s aus, bist du bald mal wieder zu Hause in Barnstable? Hast du Bock, dass wir uns mal treffen? Einfach quatschen … Vielleicht hat Riley auch Zeit, wenn Semesterferien sind.«

Ich verzichte darauf, klarzustellen, dass ich nicht direkt aus Barnstable komme, sondern aus Hyannis. »Klar, warum nicht? Ich weiß noch nicht genau, wann ich von Columbus rüberfliege. Hast du Insta? Dann können wir einfach mal schreiben …«

»Machen wir.« Sie schenkt mir wieder dieses Lächeln, bei dem förmlich die Sonne aufgeht. »Finde ich dich?«

»NoahFowler2002 – nicht so schwer zu merken.«

»Perfekt. Dann mach’s gut.«

»Du auch«, sage ich noch, wobei sie sich schon halb umgedreht hat. Kurz sehe ich ihr nach, dann schweift mein Blick erneut zu Brown, dem sie entgegengeht. Er steht mit Marson und Ellies Bruder nur wenige Schritte entfernt. Hat ihr Gespräch mit mir anscheinend mit Argusaugen beobachtet. Weiß er, dass ich rein gar kein Interesse an Frauen habe? Seine Miene lässt eher darauf schließen, dass er mich gern erdolchen würde. Ob für meine Unterhaltung mit Ellie oder dafür, dass ich ihm den Puck geklaut habe, sei mal dahingestellt.

Ich kann nicht anders, grinse ihm provozierend zu, woraufhin er sich nach einem weiteren schier tödlichen Blick abwendet und einen Arm um Ellie legt.

Tsss, immer diese demonstrativen Besitzansprüche … Wo sie doch nicht seine Freundin ist. Als ob es in einer ›richtigen‹ Beziehung gerechtfertigter wäre. Ist es nicht. Und dennoch ist es eine Art von Gehabe, die ein feines Kribbeln in meinem Nacken entstehen lässt. Jepp, ich gebe zu, ich stehe auf diese ›Du-gehörst-zu-mir‹-Attitüde. Zumindest, wenn es eine einvernehmliche Sache ist.

Durch gespitzte Ohren höre ich, wie Brown Ellie fragt, woher wir uns kennen.

Sie entgegnet nur: »Erzähl ich dir gleich«, und wendet sich dann ihrem Bruder zu. Mit gedämpfter Stimme, aber doch laut genug, dass ich sie hören kann, fragt sie: »Findest du nicht auch, dass er noch heißer ist als früher?«

Ich verkneife mir ein Auflachen und drehe mich weg, in Richtung Teambus. Unser Coach winkt mir bereits zu und drängt zum Aufbruch. Ich schnappe gerade noch Browns ungläubiges Schnauben auf, ehe ich mich vollends abwende und breit grinsend rüber zum Bus gehe.

Kapitel 3 – Caden

»Findest du nicht auch, dass er noch heißer ist als früher?«

Das meint sie nicht ernst?!

Ungläubig sehe ich zwischen Ellie und Riley hin und her, dann springt mein Blick zu Fowler. Er hat sich abgewandt und geht auf den Teambus der Ohio State zu. Einen langen Moment klebt mein Blick an seiner Rückansicht.

»Ähm«, macht Bennet neben mir.

Dann ertönt Rileys Stimme: »Ganz dünnes Eis, Schwesterchen.«

»Warum? Bennet kann das ab, oder? Und Caden und ich sind nicht exklusiv, außerdem –«

Riley öffnet bereits den Mund, doch ich komme ihm zuvor: »Er ist ein Rivale.«

»Gooott, ihr und eure überzogenen Hockeyrivalitäten.« Ellie verdreht die Augen, eher belustigt als genervt, wie mir scheint. Sie hat ja keine Ahnung. »Ich bleibe dabei: Er ist heiß.«

Aus zusammengekniffenen Augen sehe ich Fowler nach. Mal abgesehen davon, dass ich noch nie drüber nachgedacht habe, ob ein Kerl ›heiß‹ ist … Okay, vielleicht mal rein hypothetisch drüber nachgedacht, aber nicht … so. Verdammt, ja, doch, Fowler hat zumindest einen netten Arsch. Rein – hypothetisch.

Energisch wende ich mich ab und mache eine Kopfbewegung in Richtung unseres Teambusses. »Können wir Fowler vergessen und in die Gänge kommen?«

Die Frage ist eigentlich mehr an Bennet gerichtet, aber an seiner statt neckt mich Ellie. »Na, an uns liegt’s nicht. Ihr müsst euch ja nur endlich von euren Groupies losreißen.«

»Puckbunnys«, korrigiere ich sie halbherzig und ziehe sie an ihrem überdimensionalen Wollschal zu mir. »Du willst mich also loswerden?«, murmele ich auf ihre Lippen, die sich an meinen zu einem Schmunzeln verziehen.

»Ich bin sicher nicht dein Puckbunny.« Ellie küsst mich und natürlich weiß ich, dass sie recht hat. Sie interessiert sich eigentlich nicht besonders für Eishockey. Oder eher: Sie tut es erst, seit sie mich kennt. Was ihrem Bruder, der früher ja selbst gespielt hat, ordentlich am Ego kratzt.

Vor dem heutigen Spiel war Ellie lediglich bei einem einzigen dabei. Das Finale der Frozen Four wollte sie sich dann aber doch nicht entgehen lassen. Vermutlich weniger, weil sie das Spiel an sich so brennend interessierte, als vielmehr, weil sie die Stimmung in TD Garden miterleben und mir einen Gefallen tun wollte. Und ja, zugegeben, meinem Ego gefällt es, dass sie nun hier in meinem Trikot steht.

Ich löse mich wieder von Ellie.

Bennet hat Riley ebenfalls einen flüchtigen Kuss gegeben. »Dann bis nachher.« Er tritt an meine Seite.

Tatsächlich werden noch eine oder zwei Stunden vergehen, ehe wir nach Hause in unsere WG kommen. Das gesamte Team fährt mit dem Bus zurück zur Agganis Arena, unserer eigentlichen Heimspielstätte. Dort wird es noch eine Feierlichkeit mit den Coaches, Managern und allen, die auf irgendeine Art zum Hockeyteam der BU gehören, geben.

»Ihr schreibt uns noch, wo’s dann später hingeht?«, versichert Ellie sich.

»Klar.« Ich habe einen Plan, wo das Team und unsere Freunde es heute Nacht krachen lassen werden. Allerdings muss ich noch mal kurz meinen Dad anrufen, ob es auch wirklich dabei bleibt.

Natürlich hält mein Dad Wort: Anlässlich unseres Triumphes bei den Collegemeisterschaften lässt er für das gesamte Team samt Anhang eine Nacht in einem der angesagtesten Clubs Bostons springen. Inklusive VIP-Lounge und drei Hostessen, die uns am Platz mit Getränken versorgen. Wir haben Glück, dass der Club in Downtown an diesem Samstag ein 18+ Event hat. Normalerweise kommt man hier erst mit einundzwanzig rein. Das ist der Grund, weshalb wir Teamfeiern meist in einer der WGs auf dem Campus oder in einem der Verbindungshäuser austragen. Aber auch wenn diese Abende immer legendär sind, wäre all das dem Sieg bei den Frozen Four nicht angemessen.

»Schon echt ’ne geile Location hier!« Wyatt, unser Nesthäkchen im Team, lehnt sich auf einer der opulenten Sitzlounges zurück und lässt den Blick demonstrativ durch die breite Glasfront über die riesige Tanzfläche unter uns schweifen. Als sähe er diesen Ausblick gerade zum ersten Mal. Mittlerweile sind wir seit drei oder vier Stunden im Club, aber da Wyatt gerade erst neunzehn geworden ist, sieht er Clubs wie diesen sehr selten von innen.

Ich im Grunde auch. Aber nicht, weil ich nicht rein dürfte, sondern weil ich nicht so oft groß feiern gehe. Gemütliche Abende mit Trinkspielen in der WG sind das eine, aber es richtig krachen zu lassen, leiste ich mir nur selten. Meine Prioritäten liegen ganz klar auf Eishockey. Auf dem taffen Training. Aktuell mehr als je zuvor. Außerdem muss ich kommende Woche mit Lernen anfangen. Meine Abschlussprüfungen stehen bevor. Anfang Mai werde ich mit dem Studium fertig sein und dann … ja, dann gibt es nur noch Eishockey und meinen Traum von der NHL.

»Echt klasse von deinem Dad, dass er den Abend für uns alle springen lässt.« Wyatts Worte reißen mich aus meinen Gedanken.

»Ja, echt!«, stimme ich ihm zu und meine es auch so. Dass meine Eltern die Kohle haben, um eine Horde durstiger und feierwütiger Hockeyspieler und deren Freundinnen – oder eben Freund, wie in Bennets Fall – mit ausreichend Champagner und Longdrinks zu versorgen, ist die eine Sache. Die andere, wichtigere ist, dass meine Eltern, insbesondere mein Dad, stolz auf mich sind. Auf das, was ich bislang auf dem Eis erreicht habe und noch erreichen kann. Werde! Ich werde den Traum leben, den er vor Jahren aufgegeben hat. Für meine Mom und für mich. Denn Fakt ist, gäbe es mich nicht, hätte mein Dad damals den Sprung in die NHL oder zumindest die AHL geschafft. Er hat meinetwegen und wegen meiner Mom auf die Hockeykarriere verzichtet, also verfolge ich sie für uns beide.

Erneut werde ich aus meinen Gedanken geholt, dieses Mal von Bennet. Er hält mir ein Glas, dessen nahezu durchsichtiger Inhalt stark nach Gin Tonic aussieht, vor die Nase. Ich ergreife es. Der Alkohol zirkuliert bereits spürbar in meiner Blutbahn, aber einen oder zwei Drinks werde ich mir noch genehmigen. Ich könnte es mir leisten, mal einen Abend über die Stränge zu schlagen, werde es jedoch nicht tun. Als Captain trage ich Verantwortung fürs Team, auch abseits des Eises.

»Auf diesen gigantischen Tag und unser fucking gutes Spiel!« Mit etwas zu viel Schwung stößt Bennet sein Glas gegen meines, sodass Gin Tonic über seine Finger schwappt. »Hoppla.« Grinsend hebt Bennet die Hand samt Glas und lutscht die Tropfen von seinen Fingern.

Ich blinzle. Schwitze. In dieser VIP-Lounge ist es verdammt warm.

»Aufs Team«, sage ich, obwohl mich über die Musik und die pumpenden Bässe hinweg sicherlich nur Bennet hören kann.

»Auf den besten Cap der Welt.«

Zeitgleich heben wir die Gläser an unsere Lippen und nehmen je einen großen Schluck. Beißend und samtig gleichermaßen rinnt der Alkohol meine Kehle hinab. Ertränkt das aufsteigende Prickeln von Stolz und … irgendetwas anderem.

Wir stoßen auch mit Wyatt an, der sich gerade erhebt und dann gemeinsam mit Blake, dessen Freundin Hayley, und Anthony, einem unserer Goalies, die Lounge verlässt, um unten auf der Tanzfläche zu eskalieren. Alles im Rahmen natürlich, da wird Blake schon aufpassen. Immerhin müssen wir darauf achten, dass unsere Teammitglieder, die unter einundzwanzig sind, keinen Alkohol abbekommen.

Bennet und ich lehnen uns indessen lässig gegen die verglaste Umrandung der Lounge und sehen dem Treiben unten im Club zu.

»Wenn das heute nicht dein finales Ticket ins Team war, weiß ich auch nicht.« Es ist offensichtlich, von welchem Team Bennet redet.

In einem langen Atemzug stoße ich die Luft aus. »Das finale Ticket gibt’s erst im Main Camp im September.« Und davor stehen noch das Development Camp direkt nach dem diesjährigen Draft und das Rookie Camp an. Das alles weiß Bennet natürlich selbst. Nach seinem Draft im vergangenen Jahr war er selbst bereits beim Development Camp von Pittsburgh, hat sich dann aber – so wie ich selbst damals auch – dazu entschieden, erst mal das College fertig zu machen.

»Du wirst den Managern und Coaches im Camp beweisen, wie sehr du dich seit dem Draft weiterentwickelt hast. Das hast du heute gezeigt.«

Mal abgesehen von dem Moment, in dem ich mir von Fowler den Puck habe abnehmen lassen. Fuck, Mann, das wurmt mich immer noch.

Energisch straffe ich mich. »Werde ich!« Dieses Mal bin ich derjenige, der sein Glas gegen Bennets stößt.

Es ist weit nach Mitternacht, als ich das nächste Mal einen Blick auf die Uhr werfe und mich anschließend nach Ellie umsehe. Ich weiß, dass auch Riley auf seine Schwester achtet, dennoch ist sie letztlich mit mir hier und ich fühle mich für sie verantwortlich. Generell und weil sie nun mal auch erst zarte achtzehn ist. Wäre sie nicht volljährig, hätte ich sie im vergangenen Dezember, als ich sie kennengelernt habe, gar nicht erst nach ihrer Nummer gefragt. Geschweige denn etwas mit ihr angefangen. Auch, wenn das schade gewesen wäre. Denn ich mochte von Anfang an, wie taff sie ist, und habe mich schnell in ihr süßes Lächeln und die winzigen Sommersprossen verkuckt. Und ja, ganz eventuell gefiel mir auch der Gedanke, wie sehr es Sullivan anpissen würde, wenn ich was mit seiner kleinen Schwester anfange.

---ENDE DER LESEPROBE---