Hardlove – verliebt - Meredith Wild - E-Book

Hardlove – verliebt E-Book

Meredith Wild

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Beschreibung

Werden Erica und Blake ihr Happy End bekommen?

Als Erica und Blake sich das Jawort geben, glauben sie, ihr Happy End endlich gefunden zu haben. Alle Geheimnisse zwischen der toughen Startup-Unternehmerin und dem attraktiven Investor sind gelüftet, alle Hindernisse überwunden. Doch dann kehren sie aus den Flitterwochen zurück und finden sich inmitten eines handfesten Skandals wieder. Ericas schlimmster Albtraum scheint wahr zu werden. Und Blake muss sich entscheiden: Wird er für Erica kämpfen? Oder wird er es zulassen, dass seine dunkle Vergangenheit gewinnt und ihre Liebe ein für alle Mal zerstört?

Das große Finale der HARD-Reihe von Spiegel-Bestseller-Autorin Meredith Wild


Die HARD-Reihe:

1. Hardwired - verführt

2. Hardpressed - verloren

3. Hardline - verfallen

4. Hardlimit - vereint

5. Hardlove - verliebt

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Seitenzahl: 389

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. KapitelEpilogBonusDanksagungenDie AutorinDie Romane von Meredith Wild bei LYXImpressum

MEREDITH WILD

Hardlove

Verliebt

Band 5

Roman

Ins Deutsche übertragenvon Freya Gehrke

Zu diesem Buch

Als Erica und Blake sich das Jawort geben, glauben sie, ihr Happy End endlich gefunden zu haben. Die Dämonen ihrer Vergangenheit scheinen besiegt und all die Lügen und Geheimnisse, die ihre Liebe bedrohten, vergessen. Niemals hätte Erica geglaubt, dass sie mit einem Mann so glücklich sein könnte, niemals, dass sie sich jemandem so hingeben könnte, ohne dabei ihre Unabhängigkeit zu verlieren. Aber mit Blake ist alles anders, und Erica ist bereit, das nächste Kapitel mit ihm aufzuschlagen. Doch als die beiden aus den Flitterwochen zurückkehren, erwartet sie eine böse Überraschung: Das FBI steht vor ihrer Tür und beschuldigt Blake, das Ergebnis der vor Kurzem abgehaltenen Gouverneurswahl manipuliert zu haben – die Ericas Vater gewonnen hat. Nur jemand mit Blakes Wissen und Können hätte sich unbemerkt in die Wahlcomputer hacken können. Erica ist sich vollkommen sicher, dass Blake unschuldig ist. Doch als dieser sich weigert, mit dem FBI zu sprechen oder bei der Suche nach dem wahren Täter zu helfen, steht plötzlich nicht nur seine Freiheit auf dem Spiel, sondern auch das Leben, das Erica und er sich gemeinsam aufbauen wollten. Und Blake muss sich entscheiden: Wird er für ihre Liebe kämpfen? Oder wird er es zulassen, dass seine dunkle Vergangenheit gewinnt und sie ein für alle Mal zerstört?

Für meine drei kleinen Wunder …

1. KAPITEL

Dublin, Irland

Erica

Wir traten durch die schwarz gestrichenen Türen des The Widow. Lautes Gelächter erhob sich über das stete Stimmengewirr der Gäste, die sich in den engen Sitznischen entlang der Wände des Pubs drängten. Ich nahm Blake an der Hand und drang tiefer in den Raum vor, in dessen Mitte das Herzstück, eine viereckige alte Bar, stand.

Hinter der nächsten Ecke sah ich Erkennen in einem Gesicht aufleuchten, dann wurde mein erfreutes Lächeln erwidert.

»Professor!«

Ich ließ Blake los und bahnte mir den Weg zu Brendan Quinlan, meinem ehemaligen Professor in Harvard. Rasch stand er auf und begrüßte mich mit einer festen Umarmung. Der Stoff seiner Strickjacke fühlte sich rau unter meinen Fingern an, und sein grau meliertes dunkles Haar kitzelte an meiner Wange.

»Erica! Wie schön, dich zu sehen. Wie ist es dir ergangen?«

Wie um alles in der Welt sollte ich all die Irrungen und Wirrungen zusammenfassen, die ich in den wenigen Monaten seit meinem Uni-Abschluss erlebt hatte? Und doch ging es mir in diesem Moment …

»Mir geht’s fantastisch.« Ich lächelte breit und spürte Blakes Wärme hinter mir, dann seine Hand unaufdringlich an meinem unteren Rücken.

Ich schaute zu dem Mann empor, der seit meiner letzten Begegnung mit Brendan mein Herz voll und ganz für sich erobert hatte. Für unsere Hochzeit vor ein paar Tagen hatte Blake sich das dunkelbraune Haar ordentlich schneiden lassen. Sein muskulöser, definierter Oberkörper war im Augenblick unter einer leichten Strickjacke verborgen, aber seine Jeans spannte an genau den richtigen Stellen über den Konturen seiner Oberschenkel. Es mochte ja sein, dass ich als Frischvermählte voreingenommen war, aber allein war ich mit meiner Bewunderung nicht. Blake zog die Blicke auf sich, selbst in den wenigen Minuten, seit wir den Pub betreten hatten. Und weil er mir gehörte, war es mir jetzt auch gleichgültig, wer da guckte.

Der Professor streckte Blake die Hand hin. »Und Sie müssen der glückliche Auserwählte sein.«

Blake schlug ein, und in den Winkeln seiner grünbraunen Augen bildeten sich feine Fältchen, als er lächelte. »Und wie glücklich ich bin. Schön, Sie kennenzulernen. Erica spricht nur in den höchsten Tönen von Ihnen.«

»Genau wie von Ihnen. Sie zwei sind ja ein beeindruckendes Paar.« Sein Blick huschte zwischen uns hin und her. »Die Marktexpertin und der Mogul.«

Lachend schmiegte ich mich an Blake. »Marktexpertin? Also, ob ich schon so weit bin, weiß ich nicht.«

Mit einer Geste lud der Professor uns ein, sich mit ihm an den abgewetzten Holztisch zu setzen. »Daran solltest du nie zweifeln! Aber ob es nun so ist oder nicht – es gibt jedenfalls einen tollen Buchtitel ab. Vielleicht muss ich euch den klauen.«

Als er mir zuzwinkerte, spürte ich einen kleinen Stich im Herzen. Seine Freundschaft und väterliche Begleitung hatten mir gefehlt. Nachdem er immer für mich da gewesen war, hatte er sich ganz plötzlich in ein Sabbatjahr verabschiedet, gerade als ich meine eigene Firma gründete. Stundenlang hatten wir gemeinsam über meinem Businessplan gesessen und Ideen durchgespielt. Und das alles, während ich nebenher noch meinen Master machte. Ohne seine Unterstützung hätte ich das alles nie geschafft.

Zum selben Zeitpunkt, als ich Blake kennenlernte, war Brendan nach Irland abgereist. Natürlich hatte er dafür seine Gründe gehabt. Er wollte seinen Traum verwirklichen, einen, der mit seinem Unterrichtsfach an der Uni – Betriebswissenschaften – wenig zu tun hatte. Und darüber wollte ich unbedingt mehr hören.

»Wie läuft es mit dem Roman?«

»Fantastisch. Hier gibt’s jede Menge Charaktere, die mich inspirieren. Stimmt’s, Mary?«

Gerade war die Kellnerin an unserem Tisch eingetroffen, eine Frau mit dichten schwarzen Locken, die sie mit einer Haarspange am Hinterkopf gebändigt hatte. In der Hand hielt sie ein Pint, das bis zum Rand mit feinschaumigem Dunkelbier gefüllt war. Sie setzte das Glas ab und richtete sich auf, um die Hände über den Bändern ihrer kleinen schwarzen Schürze in die Hüften zu stemmen.

»Belästigt er Sie? Ich kann ihn rausschmeißen. Wäre nicht das erste Mal, was, Bren?« Sie zwinkerte.

Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Nicht nötig, Liebes. Ich bin ganz brav heute.«

Wir bestellten noch zwei Bier, und dann lauschte ich, erhitzt von Alkohol und Gelächter, fasziniert von Brendans Geschichten von seinen einheimischen Freunden und Abenteuern. Auch über Harvard redeten wir und schwelgten in Erinnerungen. Nur den guten, die anderen ließ ich wohlweislich ruhen. Von diesen Schatten würde Brendan nie erfahren, und ich hoffte inständig, ihm würde auch nie zu Ohren kommen, wie dicht Max davorgestanden hatte, die Geschichte zu wiederholen. Vielleicht würde er von den Nötigungsvorwürfen gegen seinen ehemaligen Schüler Wind bekommen, wenn er zurück nach Boston kam, aber zumindest für den Augenblick war er weit genug weg von all dem.

Blake und Brendan unterhielten sich gerade über eins von Blakes Geschäftsvorhaben, als Mary wiederkam, um unsere leeren Gläser abzuräumen.

»Da ist sie. Meine Zukünftige«, raunte Brendan, und irgendwie war sein Akzent deutlicher als bei unserer Ankunft.

»Ach du.« Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm und konnte ein Lächeln kaum verbergen.

Er strahlte förmlich und wandte sich wieder uns zu. »Trinkt ihr noch einen mit?«

Mit einem Blick auf Marys Tablett voller leerer Gläser schüttelte ich den Kopf. Wir hätten noch bis in die Puppen weitermachen können, aber morgen hätten wir es bitter bereut. »Ich brauch nichts mehr. Aber bestellt ruhig noch was, wenn ihr wollt.«

Blake lehnte sich zurück und legte mir einen Arm um die Schultern. »Ach nein, wir sollten zurück ins Hotel gehen. Es wird langsam spät.«

Verständnisvoll nickte Brendan. »Natürlich. Ich bringe euch noch nach draußen.«

»Ich kümmere mich um die Rechnung und komme dann nach«, erklärte Blake.

Zwar erhob Brendan Protest, doch Mary ignorierte seine inständigen Bitten, zahlen zu dürfen. Als er es schließlich aufgab, ließen wir den Lärm des Pubs hinter uns und traten zu zweit auf die belebte, aber deutlich ruhigere Straße hinaus. Der Halbmond warf einen blassen Schimmer über die Pflastersteine, auf denen noch die Spuren eines Regenschauers glänzten, den wir während unserer Zeit im Pub offensichtlich verpasst hatten.

Ich schob die Hände in meine Manteltaschen und blickte mich um.

»Schön, nicht wahr?« Brendan sog tief die Abendluft in sich auf.

»Das ist es wirklich. Ich freu mich so, dass wir uns sehen konnten, Professor.«

Er lachte leise. »Brendan! Ich flehe dich an, nenn mich Brendan. Wenigstens, bis du deine Dissertation anfängst, dann finden wir schon eine Lösung.«

Ich lachte. »Wohl kaum, aber meinetwegen.«

»Ich nehme an, was du durchgemacht hast, war dir Ausbildung genug.« Sein Lächeln verblasste ein bisschen, und sein Blick ging an mir vorbei in die Ferne. »Das mit Max tut mir wirklich leid. Ich hatte keine Ahnung, dass er sich als eine solche Enttäuschung entpuppen würde, Erica. Ich hatte gedacht, er hätte sich geändert …«

Ich senkte den Blick, um nicht durchscheinen zu lassen, was für eine herbe Enttäuschung er letztendlich wirklich gewesen war.

»Ist schon gut. Alles lange vorbei«, entgegnete ich leise und dachte an die E-Mail zurück, mit der ich den Professor über Max’ Machenschaften informiert hatte. Zusammen mit meiner ehemaligen Angestellten Risa hatte der Kerl Firmendaten gestohlen und sie dazu benutzt, ein Konkurrenzunternehmen aufzubauen. Ich hatte dem Professor kein schlechtes Gewissen machen wollen – mein Wunsch war nur gewesen, ihn davor zu bewahren, noch weitere ahnungslose Studenten auf der Suche nach Unterstützung in Max’ Fänge zu schicken.

Max hatte sich als weit gefährlicher erwiesen, als ich ihm anfangs zugetraut hatte. Wäre ich nicht in diese enge Verbindung mit Blake hineingerutscht, hätte er vielleicht auch nicht ganz so großes Interesse daran gehabt, mich zu ruinieren, wo immer es ihm möglich war. Aber ich würde nicht nach Ausreden für ihn suchen, und noch weniger wollte ich, dass irgendjemand dasselbe durchmachen musste wie ich.

»Vielleicht hat es ja in gewisser Weise doch sein Gutes gehabt. Weil du so Blake begegnet bist. Der Silberstreif am Horizont, wie man so schön sagt.«

»Wohl wahr. Die letzten Monate waren hart, aber ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.«

Ich war immer unheimlich stolz auf meine Unabhängigkeit gewesen. Man hatte mich verlassen, verletzt und enttäuscht. Man hatte mich unterschätzt und abgewiesen. Niemals hätte ich damit gerechnet, mich einem anderen Menschen so nahe zu fühlen. Ohne Blake an meiner Seite hätte ich die letzten Monate nicht durchgestanden. Und weder das Hier und Jetzt noch meine Zukunft konnte ich mir ohne seine Liebe und Unterstützung vorstellen. Nach allem, was wir gemeinsam erlebt hatten, war es mir leichter gefallen, Ja zu sagen, ihm die Treue zu schwören und ihm mein Vertrauen zu schenken.

»Seid ihr so weit?« Blake war aus der Tür und an meine Seite getreten, was mich sofort auf andere Gedanken brachte.

Was mir nur recht war. Das Wiedersehen mit meinem alten Freund und Mentor war schön gewesen, aber jetzt wollte ich mit Blake allein sein, an einem ruhigen Plätzchen nur für uns zwei. Immerhin waren wir in den Flitterwochen.

Lächelnd biss ich mir auf die Unterlippe. In den Flitterwochen – mit meinem Ehemann.

Ich drehte mich für eine letzte Umarmung noch einmal zum Professor, und unter wortreichen Verabschiedungen trennten sich unsere Wege.

Dann machten Blake und ich uns auf den mittlerweile vertrauten Weg zurück ins Hotel, durch die dunklen, holprigen Sträßchen abseits vom Stadtzentrum Dublins. In der Luft hingen ein Hauch von Regen und der zarte Duft der frischen Blumen, die vor Stunden hier in den Straßen zum Verkauf angeboten worden waren.

Ich hielt Blakes Hand, bestaunte die architektonischen Details der Gebäude, die die altehrwürdigen Straßen säumten, und grüßte die fröhlichen Gesichter, die uns entgegenkamen. Es war schon beinahe Mitternacht, aber unser Tagesablauf war völlig aus dem Lot und ich hatte es nicht eilig, solange wir nur zusammen waren.

Die Begegnung mit meinem ehemaligen Professor hatte mich an eine Zeit in meinem Leben erinnert, als alles so noch so viel einfacher gewesen war. Seit jener ersten Begegnung im Konferenzraum bei Angelcom, die Professor Quinlan mit Max’ anfänglicher Unterstützung in die Wege geleitet hatte, war so viel geschehen. Damals hatte ich nicht ahnen können, dass ich mich Hals über Kopf in den unverschämten Investor verlieben würde, der mir gegenübersaß … dass ich seine Frau werden würde. Doch hier waren wir, so eng miteinander verbunden, wie zwei Menschen es nur sein konnten.

Blake zog mich enger an sich und streifte meine Wange mit einem sanften Kuss. »Brendan gefällt mir. Ich kann verstehen, warum er dir ein Freund geworden ist.«

Ich lächelte. »Es ist komisch, ihn als Freund zu bezeichnen, obwohl er so viel mehr für mich war, aber es stimmt. Er hat mich ermutigt, die Firma zu gründen, trotz all meiner Zweifel. Er ist der Grund für den Weg, den ich eingeschlagen habe.«

»Ein Weg, der dich geradewegs zu mir geführt hat.« Er drückte meine Hand. »Ich Glückspilz.«

Ich schaute kurz auf und gab ihm im Gehen einen Kuss auf die Wange. Auch ich war ein Glückspilz, das konnte ich nicht abstreiten.

Ich hatte immer davon geträumt, einmal mein eigenes Unternehmen zu führen, doch die Realität übertraf alle Erwartungen. Mit der Hilfe meiner Freunde Sid und Alli hatte ich eine florierende Firma aufgebaut, die immerhin so erfolgreich war, dass sie das Interesse von Investoren geweckt hatte. Doch nur wenige Tage, nachdem ich meine Unternehmensanteile überschrieben hatte, war herausgekommen, dass nun Isaac Perry und Blakes Ex die Zügel in der Hand hielten. Diese Erkenntnis war ein schwerer Schlag gewesen – von dem ich mich immer noch nicht ganz erholt hatte.

Ich dachte an den Tag zurück, an dem ich zum letzten Mal einen Fuß ins Firmenbüro von Clozpin gesetzt hatte, noch ahnungslos, was ich mit meiner Unterschrift angerichtet hatte. Damals hatte ich mir vor Augen gehalten, dass, was auch immer jetzt geschah – ob die Firma weiter wuchs oder vor die Wand gefahren wurde –, ich niemals an diesen Punkt würde zurückkehren können.

»Du bist so still. Woran denkst du gerade?«, fragte Blake.

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Die Firma, schätze ich. Manchmal kann ich immer noch nicht glauben, dass ich jetzt nichts mehr damit zu tun habe.«

»Davon darfst du dich nicht auffressen lassen«, warnte er leise. »Das liegt in der Vergangenheit, und vor dir liegt eine strahlende Zukunft.«

»Ich versuche ja, nicht dran zu denken.«

Er schwieg einen Moment, bevor er wieder das Wort ergriff. »Ich weiß, es tut immer noch weh. Und ich finde es furchtbar, dass du etwas verloren hast, das du mit so viel Herzblut aufgebaut hast. Aber dafür bist du jetzt frei. Die Welt liegt dir zu Füßen. Trotz allem, was geschehen ist – das ist keine schlechte Ausgangsposition.«

Vielleicht hatte er recht, aber es lag noch so vieles im Ungewissen, was meine berufliche Zukunft betraf. »Clozpin hat mir eine Aufgabe gegeben, ein Ziel. Ich kann nur hoffen, dass Geoffs neues Projekt das auch kann. Wenigstens ist der Großteil des Teams noch dabei, sodass es sich nicht komplett fremd anfühlen wird.«

Als, dank Blakes Einsatz, neues Mitglied des Investorengremiums bei Angelcom saß ich nun direkt an der Quelle. Geoff Wells war Programmierer und besaß denselben Unternehmergeist wie ich. Daher hatten Sid, Alli und ich sein Konzept nach dem Desaster mit Clozpin als unser nächstes vielversprechendes Projekt auserkoren.

»Ich bin schon lange genug als Investor tätig, dass ich Leidenschaft erkenne, wenn ich sie sehe. In Geoff sehe ich sie, genau wie ich sie von Anfang an in dir gesehen habe. Du wirst mit Sicherheit alles geben, um dieses Unternehmen zum Erfolg zu bringen. Das liegt in deiner Natur. Glaub mir. Dass irgendwann mal nicht alles ganz nach Plan verläuft, ändert daran nichts.«

Wieder stieg Enttäuschung, das schreckliche Gefühl des Versagens in mir auf. Je mehr Zeit verstrich, desto besser konnte ich mich gefühlsmäßig von dem distanzieren, was Isaac und Sophia getan hatten. Desto besser konnte ich diese Erfahrung als das betrachten, was sie war – ein Kapitel … eine Lektion, die ich so bald nicht vergessen würde. Mittlerweile war der Schmerz, die Firma zu verlieren, die mir so viel bedeutet hatte, nicht mehr ganz so groß, doch die Wunden waren immer noch frisch.

»Mag sein. Aber ich kann nicht umhin, mich irgendwie als … Versagerin zu fühlen.« Die Schuld quälte mich wie ein böser Traum, den ich nicht abschütteln konnte.

Blake schaute zu mir herunter. »Du hast nicht versagt. Du hast gelernt.«

Ich scharrte im Gehen mit der Schuhsohle über die Steine und wich seinem Blick aus.

»Ich habe auch so meine Erfahrungen gemacht, weißt du. Du solltest mir vertrauen.«

Sarkastisch grinste ich ihn an. »Das ist natürlich der Hauptgrund, aus dem ich dich geheiratet hab. Wegen deines Geschäftstalents und deines Erfahrungsreichtums.«

Er hob eine Augenbraue.

»Und weil du bergeweise Geld hast«, schob ich rasch hinterher.

»Versuchst du mir gerade beizubringen, dass du mich nicht wegen meines umwerfend guten Aussehens geheiratet hast? Jetzt bin ich aber beleidigt.«

Ich schürzte die Lippen und versuchte, ernst zu schauen. »Ich denke, den Ausschlag hat dein außergewöhnliches Können im Bett gegeben. Ich finde, das ist deine Paradedisziplin.«

»Na« – er lachte, und in seinen Augen lag ein vergnügtes Funkeln – »wenigstens habe ich jetzt meine Aufgabe.«

Er packte mich beim Hintern und drückte ihn fest. Lachend schubste ich ihn weg und sah, dass wir auf einen Straßenmusiker zusteuerten, der mit schmelzender Stimme ein äußerst spärliches Publikum unterhielt. In der Nähe stand ein kleines Grüppchen Touristen, das sich auf Französisch unterhielt, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite saß ein älterer, schmuddeliger Obdachloser, der beseelt grinste.

Während die Touristen weiterschlenderten, verlangsamten wir unsere Schritte. Das Lied war traurig, aber erfüllt von Liebe, der Sänger sehr gefühlvoll. Blake drehte mich zu sich und brachte uns Brust an Brust. Und so wiegte er uns zur Musik hin und her, die Finger mit meinen verschränkt, sein Atem in meinem Haar. Ich lehnte mich an ihn, schloss die Augen und hielt mich an seinem großen Körper fest, wie ich mich an jedem dieser magischen Momente zwischen uns festhielt.

Durch den breiten Akzent des Sängers hatte ich Mühe, den Text zu verstehen, doch schließlich gelang es mir.

When misfortune falls sure no man can shun it.

I was blindfolded I’ll ne’er deny.

Now at nights when I go to my bed of slumber,

the thoughts of my true love run in my mind.

Die Stimme des jungen Mannes verklang in der Nacht. Das Volkslied war schwermütig, allein sein leidenschaftlicher Gesang verlieh ihm Leichtigkeit. Wie so vieles im Leben war Schmerz nur das, was man selbst daraus machte. Und er hatte aus etwas Traurigem etwas Wunderschönes erschaffen.

Seufzend schmiegte ich mich an Blakes Brust. Von seinem Körper ging eine wohlige Wärme aus. Sein Herzschlag war eine stete Erinnerung an seine Unterstützung, seine Liebe – eine Naturgewalt, die mich gerettet, verwandelt und geheilt hatte, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Blake hob mein Kinn, und der Schimmer in seinen Augen spiegelte die Leidenschaft in meinem Herzen wider. Seine vollen Lippen teilten sich, doch er zögerte, und uns verband ein Moment des wortlosen Verstehens.

»Ich will dir die ganze Welt zeigen, Erica.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, auch nur eine Minute ohne dich zu sein«, flüsterte ich.

Langsam kam er zum Stehen und strich mit der Fingerspitze über meine Lippen. Auf seinem Gesicht lag ein so tiefernster Ausdruck, dass ich kaum zu atmen wagte.

»Und ich werde dich dazu bringen, dich noch einmal völlig neu in mich zu verlieben. Jeden Morgen und jeden Abend. In jeder Stadt und an jeder Meeresküste. Ich werde dich daran erinnern, warum du mir gehörst und warum ich schon immer dir gehört habe.«

Bebend holte ich Luft und spürte, wie sein Versprechen mich bis in meine Seele durchdrang. Ich schluckte schwer und fand meine Stimme wieder. »Ich glaube, da bist du auf dem richtigen Weg.«

Dann reckte ich mich ihm entgegen, bis sich unsere Lippen trafen. Anfangs sanft und gemächlich, dann inniger, bis dieser Kuss mich alles andere vergessen ließ.

Als eine raue Stimme uns unterbrach, lösten wir uns ein Stück voneinander.

»Na los, Kleiner, ab nach Hause und nimm sie dir, bevor sie sich’s noch mal anders überlegt.«

Hinter uns zeigte der Mann, der sich für die Nacht in einem Hauseingang eingerichtet hatte, ein lückenhaftes Grinsen und unterstrich seinen weisen Rat mit einem Schwenk seiner kleinen Schnapsflasche.

Ich lächelte. Als sein Blick dunkel wurde, wusste ich, dass Blake sich das nicht zweimal würde sagen lassen.

»Das hab ich vor«, raunte er mit samtiger Stimme und herrlich drohendem Unterton.

Meine Haut begann zu kribbeln, während er erneut über meinen Mund herfiel, mit einem Kuss, der noch so viel mehr in Aussicht stellte.

2. KAPITEL

Blake

Ich saß allein im Dunkeln und kam einfach nicht zur Ruhe. Draußen schwappte das Wasser um die Pfähle, auf denen unser Luxusbungalow über dem kristallklaren Meer schwebte. Über dem Horizont lag der Schimmer des Mondes. In ungleichmäßigen Linien rollten die Wellen heran. Dann kam der unausweichliche Aufprall von Salzwasser auf Land. Diesen Ablauf konnte ich genauso wenig aufhalten wie die Zeit selbst.

Der meditationsartige Rhythmus des Geräuschs hätte mich beruhigen sollen, doch ich war alles andere als ruhig und von Schlaf weit entfernt. Stunden waren zu Tagen geworden, und irgendwie waren die Tage zu Wochen verschmolzen. Keinen Moment davon hatten wir verschwendet, und trotzdem befiel mich jedes Mal, wenn ich an das Ende der Flitterwochen dachte, ein ungutes Gefühl. In unserem hektischen Leben war ein Monat eine Ewigkeit, und trotzdem reichte es nicht. Schon in wenigen Tagen würden wir nach Boston zurückkehren, und das gefiel mir ganz und gar nicht.

Als wir vor einer Woche auf Malé gelandet waren, war die Veränderung beinahe augenblicklich spürbar gewesen. Vielleicht, weil wir es beide hatten kommen sehen. Vielleicht, weil es auf diesen Inseln nichts als friedliche Stille gab. Keine geschäftigen Stadtzentren, keine Verabredungen mit Freunden. Keine Sehenswürdigkeiten, nichts, wo man exzessiv Geld ausgeben konnte. Nur unsere Körper und ein entspanntes Schweigen zwischen uns vor der Kulisse dieses paradiesischen Fleckchens. Das Schweigen war natürlich, behaglich. Doch gleichzeitig bedrückte uns die Aussicht auf das, was uns zu Hause erwartete und dem sich noch keiner von uns wieder stellen wollte.

Müde seufzte ich und griff nach meinem Laptop. Ich wurde einfach diese Unruhe nicht los. Mein Monitor erhellte die beinahe schwarze Nacht um mich herum.

Im Schlafzimmer schlummerte Erica, wie ich hoffte, tief und fest. Den ganzen Abend war sie unruhig gewesen. Ich wusste nicht, ob mein innerer Aufruhr auf sie abfärbte oder wir beide von denselben Sorgen und Ängsten geplagt wurden.

Wir hatten einander versprochen, den Stecker zu ziehen, uns zu entspannen, und dennoch saß ich hier an meinem Rechner und überlegte, wie ich sie beschützen konnte. Denn das war meine wichtigste Verantwortung als Ericas Mann. Für ihre Sicherheit zu sorgen, während wir die halbe Welt bereisten, war eine Sache. Zu Hause sah das ganz anders aus.

Ich wollte derjenige sein, der für sie kämpfte. Für ihre Sicherheit und ihr Glück. Auch wenn Erica jung war, hatte sie schon mehr durchgestanden, als je ein Mensch erdulden müssen sollte. Ich mochte ja versuchen, zwischen ihr und mir die Oberhand zu behalten, aber nicht einen Moment hatte ich an ihrer Kraft gezweifelt. Trotzdem – ich hatte das Versprechen abgegeben, sie zu beschützen.

Als ich meine Mails überflog, kämpfte ich gegen den Impuls an, die To-do-Liste abzuarbeiten, die sich über die vergangenen Wochen angesammelt hatte. Für diese nachtschlafende Zeit war sie deutlich zu lang. Nein, die Arbeit würde warten müssen.

Ich rief einen neuen Tab auf und befasste mich mit den aktuellen Nachrichten. International bedeutsame Entwicklungen hatten wir an allen Orten mitbekommen, die wir besucht hatten, von Paris bis Kapstadt. Aber aus Boston war nichts darunter gewesen. Und jetzt leuchtete mir an prominenter Stelle die Titelseite des Boston Globe entgegen, dessen Schlagzeile verkündete, dass Daniel Fitzgerald als Gouverneur von Massachusetts gewählt worden war. Mit einem erdrutschartigen Sieg.

»Pisser«, murmelte ich, bevor ich auf den Link klickte, um mehr zu erfahren.

Ich hasste den Mann. Ich hasste es, dass er Ericas einziges verbliebenes Familienmitglied war und doch nichts als Angst und Entsetzen in ihr Leben gebracht hatte. Wenn sie vor irgendjemandem beschützt werden musste, dann vor ihm. Ich gab mir große Mühe, meine Ansichten dazu für mich zu behalten, denn wann immer die Sprache auf Daniel kam, trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen. Was aber wohl eher an seinem jahrelangen Desinteresse an ihr lag und der Tatsache, dass er sie immer wieder aufs Neue im Stich gelassen hatte.

Ganz egal, was sie sagte – oder nicht sagte –, ich würde nicht zulassen, dass er noch einmal einen Keil zwischen uns trieb. Und ich würde sicherstellen, dass er sich aus unserem Leben raushielt.

Der Artikel ging noch einmal auf die letzten Monate des Wahlkampfs ein. Den tragischen Tod seines Stiefsohns Mark – des Mannes, der Erica vor einigen Jahren vergewaltigt hatte, was nur eine Handvoll Menschen wussten. Dann die äußerst öffentliche Enthüllung, dass er eine uneheliche Tochter hatte. Erica. Und schließlich die Schießerei …

Ich schloss die Augen, und mir drehte sich der Magen um, als ich an Ericas blutüberströmten Körper in meinen Armen zurückdachte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Stärke gezeigt, für sie – in jenen grauenhaften Minuten, von denen ich dachte, es seien die letzten, die wir miteinander hätten.

Sie war mein Ein und Alles. Als ihre Lider sich flatternd geschlossen hatten und die Wärme langsam aus ihrem Körper gewichen war, hatte mich eine tiefe Verzweiflung erfasst. Ich hatte geglaubt, ich hätte sie verloren. Hatte sie festgehalten, vor Zorn und Verzweiflung bebend. Alles in mir hatte gegen einen übermächtigen Schrei angekämpft, der aus mir hervorbrechen wollte. Gegen den Drang, Daniel ausfindig zu machen und meine Rache über ihn niedergehen zu lassen.

Daniel hatte den Mann erschossen, der sie verletzt hatte, aber er würde sie niemals beschützen können. Würde ihr nur noch mehr Schmerz bereiten, weiter auf ihrem gebrochenen Herzen herumtrampeln, das sie so tapfer vor mir zu verbergen versuchte. In meiner Fantasie hatte ich tausend Varianten durchgespielt, wie ich den Mann ruinieren könnte, doch ich wusste es besser. Stattdessen stellte ich diese Pläne zurück und vertraute darauf, dass ein Mann wie er mehr als fähig dazu war, sich selbst zu ruinieren, wenn man ihm nur genug Zeit ließ.

Wie durch ein Wunder hatte Erica überlebt. Als sie das Bewusstsein verlor, war mir, als würde mein Herz stehen bleiben. Ich lebte und atmete – und existierte doch nur am Rande des Überlebens, bis die Ärzte mir versprachen, sie würde sich wieder erholen. Und in dem Moment, als sie in ihrem Krankenhausbett die Augen geöffnet hatte, war Wärme in mein Herz geströmt, hatte meine Adern geflutet, und die Welt war wieder zu einem Ort geworden, an dem ich leben konnte. Sie war bei mir. Sicher und ganz die Meine. Doch nie wieder die Alte.

Damals hatte ich nicht gewusst, was wir womöglich noch verloren hatten. Ich öffnete die Augen. Langsam löste ich die geballten Fäuste und versuchte, nicht daran zu denken, was ihre Verletzungen uns verwehren könnten.

Unsanft klappte ich den Laptop zu und lehnte mich vor. Ich raufte mir das Haar. Himmel, nur fünf Minuten online, und mein Kopf lief Amok mit düsteren Gedanken. Wut über das, was verloren war, eine nagende Angst vor dem, was uns noch bevorstehen mochte.

In der nächsten Sekunde hörte ich Ericas leise Schritte über den kühlen Marmorboden unseres Bungalows tappen. Ich wandte mich um. Der Mondschein war gerade hell genug, um in der Dunkelheit ihre Silhouette auszumachen.

»Hey.« Sie blieb neben mir stehen, und ihr fragender Blick landete auf dem Laptop vor mir.

»Wieso bist du denn auf?«, fragte ich.

»Ich dachte, du wolltest nicht arbeiten, bis wir wieder zurück sind.«

»Hab ich auch nicht.« Ich griff nach ihrer Hand und strich mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. »Versprochen.«

Ihre Haut war warm, beinahe heiß. Das mochte bloß am tropischen Klima der Malediven liegen, doch darauf wollte ich mich nicht verlassen.

»Alles in Ordnung?«

Sie antwortete mit einem stummen Nicken.

»Hast du wieder geträumt?«

»Mir geht’s gut«, murmelte sie.

Bei dem verzagten Ton in ihrer Stimme horchte ich auf. Hass auf die Menschen, die ihr viel zu oft den Schlaf raubten, überkam mich, und mein Magen zog sich zusammen. Instinktiv wollte ich sie an mich ziehen, die inneren Dämonen vertreiben. Doch im Nachhall der Schrecken der Nacht – die glücklicherweise in den letzten Wochen weniger geworden waren – konnte es manchmal passieren, dass sie mich mit dem Schlimmsten darunter verwechselte. Bevor ich nachhaken konnte, löste sie sich von mir und trat zurück.

»Ich gehe kurz schwimmen. Bin gleich wieder da.«

Sie machte sich auf den Weg zu dem Infinity-Pool, dessen Rand mit dem endlosen Ozean dahinter verschmolz. Im Gehen zog sie sich das lose Schlafshirt über den Kopf, das stellenweise klamm an ihrem Körper klebte. Ihr Höschen glitt zu Boden, und das Mondlicht streichelte ihre Kurven. Als sie ins Wasser hinabstieg, breiteten sich ihre langen blonden Haare auf der Oberfläche aus, bis sie ganz untertauchte und sich meinem Blick entzog.

In meinem Unterleib prickelte die Lust, aber in meinem Herzen spürte ich etwas noch viel Tiefgreifenderes. Ich erhob mich und folgte ihr an den Beckenrand. Sie stand in der Mitte, das Haar vom Wasser glatt nach hinten gestrichen, die Brüste im niedrigen Wasser kaum bedeckt. Es juckte mich in den Fingern, sie zu berühren. Es war, als könnte nichts meinen steten Hunger nach ihr je wirklich befriedigen.

»Macht’s dir was aus, wenn ich dazukomme?« Der Unterton in meiner Stimme, der ahnen ließ, dass ich mehr wollte, war kaum zu überhören.

Sie lächelte. »Natürlich nicht.«

Ich zog mich aus und stieg ins erfrischend kühle Wasser. Langsam ging ich auf sie zu und blieb stehen, bevor wir einander berührten. Uns trennten nur wenige Zentimeter. Am liebsten hätte ich sie an mich gerissen und ihr gezeigt, wie sehr ich sie wollte. Doch ich wartete, zügelte meine Ungeduld.

Einen langen Moment später streckte sie die Hand nach mir aus. Federleicht krabbelten ihre Fingerspitzen an meinem Oberkörper hinauf. Sachte fing ich sie ein und drückte ihre Hand an mein rasendes Herz. All der bittersüße Schmerz, all die überströmende Liebe, die ich empfand, galten ihr allein.

Ihre Lippen teilten sich. Nur ein einziger Schritt genügte, um die kurze Distanz zwischen uns zu überbrücken. Ich konnte mich nicht länger zurückhalten. Ich streckte die Arme aus und zog sie an mich, sodass ihre Haut über meine glitt. Um uns herum breiteten sich kleine Wellen aus. Als ich ihre Hand in meinen Nacken führte, legte sie auch die andere dazu. Dann verschränkte sie die Finger ineinander und hielt mich eng an sich gedrückt. Ich spürte ihre Wärme an meiner Haut und ließ den Atem entweichen, den ich angehalten hatte, ohne es zu bemerken.

»Erica«, flüsterte ich und drückte leicht die Lippen auf ihre. Meine Frau. Die zweiundzwanzigjährige Schönheit, die mir das Wichtigste im Leben war. Ich wollte ihr alles geben – oder, falls es mir nicht gelang, sie zumindest für das entschädigen, was andere ihr genommen hatten.

Das hatte ich in jenem Augenblick, als ich ihr meinen Ring angesteckt und sie für immer zu der Meinen gemacht hatte, im Stillen geschworen. Ich wollte ihr den Trost und die Geborgenheit schenken, die ich nur dann fand, wenn wir einander liebten.

Jedes Mal bedeutete mehr als das vorherige.

Während meine Gedanken um die unermessliche Liebe kreisten, die ich für sie empfand, wurde mein Kuss inniger. Leise seufzend knabberte sie an meiner Unterlippe und sandte damit einen Schwall von Blut gen Süden. Für eine Sekunde löste ich mich von ihr, um Luft zu holen, doch sofort zog sie mich wieder an sich. Stöhnend drückte ich mich fest an ihren Leib. Ich wollte sie, jetzt und hier. Aber etwas hielt mich davon ab.

Ich legte ihr eine Hand an die Wange und schaute ihr tief in die Augen, die mittlerweile lustvernebelt waren. Ich suchte nach der Antwort auf eine Frage, die ich ihr noch nicht hatte stellen können. Weil ich nicht den Schmerz in diesen hellblauen Tiefen sehen wollte, die dem Meer um uns herum so sehr glichen.

Verwirrt runzelte sie leicht die Stirn. »Was ist los?«

Meine wunderschöne Frau … Ich strich ihr mit dem Daumen über die Lippen. »Ich will dich etwas fragen, und ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest.«

»Dann frag.«

»Erica …« Ich hielt inne, und für einen Moment blieben mir die Worte im Halse stecken. »Willst du wirklich ein Baby?«

Sie erstarrte und versuchte, den Blick zu senken, doch ich ließ es nicht zu. Ich hob ihr Kinn, sodass sie mich anschauen musste.

»Sag es mir«, flüsterte ich. »Ich will wissen, ob das wirklich dein Wunsch ist.«

Sie schluckte und ließ die Hände an meiner Brust hinabgleiten. »Ich will alles mir dir teilen, Blake.«

»Das will ich auch.«

»Ich weiß nicht, ob wir dafür schon bereit sind, aber …«

»Aber was?«, hakte ich nach und achtete darauf, mit ruhiger Stimme zu sprechen. Auf keinen Fall würde ich mir anmerken lassen, wie sehr mein Herz in Erwartung dessen, was sie mir nun eröffnete, hämmerte.

Sie holte tief Luft. »Ich hab Angst, wenn wir jetzt noch warten … kriegen wir nie wieder eine Chance.« Sie kaute auf der Unterlippe. »Es ist noch so früh. Zu früh vielleicht. Ich weiß nicht, ob das überhaupt was für dich ist. Außerdem … will ich dich nicht enttäuschen.«

Ich nahm ihre Hand und drückte sie sanft. »Das ist unmöglich. Das weißt du doch, oder?«

Als ihr Blick zu meinem huschte, spielte die Andeutung eines Lächelns um ihre Lippen.

In meinem Kopf wirbelten hundert zusammenhanglose Gedanken durcheinander. Über so viele Jahre hatte ich mich allein auf die Arbeit konzentriert. Bis meine Beziehung mit Erica meinen Blick auf die Dinge grundlegend veränderte. Die Frage, ob ich Vater werden wollte, hatte sich mir nie gestellt. Der Gedanke verunsicherte mich. Und doch dachte ich plötzlich: Ja. Ich wollte Erica ein Kind schenken. Ich wollte sehen, wie sich ihr Bauch mit unserem Baby darin rundete. Ich wollte diese Erfahrung machen, so überwältigend und beängstigend sie mir auch erschien.

Aber jetzt stand alles auf der Kippe. Wann, wie, ob … Das Schlimmste daran war, dass es nicht mehr nur allein in meinen Händen lag.

Als Hacker konnte ich in einige der ausgeklügeltsten Systeme der Welt eindringen, aber auf die Biologie ihres Körpers und den Schaden, der darin angerichtet worden war, hatte ich keinen Einfluss – und die Folgen blieben abzuwarten.

Reichtum, Einfluss und der neueste Stand der Technik waren für mich frei verfügbar. Für all das hatte ich hart gearbeitet, und in vielerlei Hinsicht war das Ausmaß an Kontrolle, das ich dadurch über meine Welt hatte, für mich selbstverständlich. Doch jetzt lag die Frau, die ich liebte, in meinen Armen, und trotz allem waren wir dem Schicksal und den Launen der Natur ausgeliefert.

Diese Tatsache war frustrierend und motivierend zugleich. Ich würde tun, was immer in meiner Macht stand, um uns näher zueinanderzubringen. Komme, was wolle, ich würde ihr jedes Bedürfnis, jeden Wunsch erfüllen. Bei diesem Gedanken drückte ich sie unwillkürlich fester an mich. »Ich will, was du willst. Und ich bin bereit, wenn du denkst, dass du es auch bist.«

Um ihre Lippen spielte ein kleines Lächeln. »Wir werden nie bereit sein. Ich glaube, wir müssen einfach nur verrückt genug sein, es zu probieren.«

Mit festem Blick schaute ich sie an. »Glaub mir, ich probiere es.«

Ihr Atem ging schneller, und ein Schauer rieselte über meine Haut. Ausgesprochen hatte ich es nicht, aber es stimmte. Seit ihre Wunden abgeheilt waren, hatten wir jede Nacht miteinander geschlafen. Außerdem hatte sie nicht wieder angefangen, die Pille zu nehmen. Während ich sie tiefer und härter denn je nahm, hoffte ich insgeheim, dass ich ihr damit das schenken würde, von dem wir beide fürchteten, dass es uns auf immer verwehrt bleiben würde.

Natürlich würden wir uns auch gegenseitig genügen. Ich würde nie einen anderen Menschen brauchen – nur sie in meinem Bett, in meinen Armen, an jedem Tag meines Lebens. Aber es war ihr Wunsch, und tief in meinem Inneren wollte ich es auch.

In ihren Augen glomm ein Hoffnungsschimmer auf und verbarg die Traurigkeit, die ich zuvor dort gesehen hatte. »Wie kannst du so viel Vertrauen ins Schicksal haben – nach allem, was wir durchgemacht haben?«

Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich hab das Gefühl, wenn wir es nur genug wollen, dann wird es auch passieren. Vielleicht bin ich es aber auch einfach nur nicht gewohnt, ein Nein zu hören.«

Ich drückte sie an mich und küsste sie erneut, diesmal eindringlicher. Wie ihr weicher Körper sich an mich presste, war die herrlichste Folter. Der Kuss wurde drängend, unsere Zungen rangen miteinander. Ihr Geschmack weckte meinen Hunger. Als sie mich mit dem Unterleib streifte, wurde ich hart. Ich wollte sie zu der Meinen machen, mich tief in sie versenken, wieder und wieder.

Mit einem Stöhnen hob ich ihre Oberschenkel um meine Taille. Sie klammerte sich an mich, als ich mit ihr aus dem Pool stieg.

Das Gefühl ihrer Beine, die fest um mich geschlungen waren, ihrer Fingerspitzen, die über meine Kopfhaut strichen, überwältigte meine Sinne. Ich sah, roch, hörte nur sie, wie schon viele Male zuvor. Zwischen unseren Küssen musste ich mich zwingen, die Augen zu öffnen, um den Weg zu dem Pavillon neben dem Pool zu finden. Behutsam ließ ich sie auf das weiße Frotteetuch sinken, das auf der Sonnenliege ausgebreitet war, und sie zog mich zu sich herunter.

Erica

Bebend glitten meine Finger über Blakes Schultern. Das Wasser lief über seine Haut und tropfte von seinen Haaren auf mich herab. Hinter ihm breitete sich in endlosem Dunkelblau der Nachthimmel aus. Durch den zarten Stoffbehang des Pavillons schimmerten die Sterne. Noch vor wenigen Minuten hatte ich darum gekämpft, meinem Unterbewusstsein zu entfliehen, den Szenen, die ich im Kopf immer wieder aufs Neue durchlebte. Jetzt lag ich in Blakes Armen, und alles war gut.

Noch war ich nicht überzeugt, dass seine Frage nicht doch ein Traum gewesen war. Natürlich hatte ich mich damit beschäftigt. Jedes Mal, wenn wir uns liebten, bestand die Möglichkeit, doch ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass auch er sich ein Kind wünschte, dass er es versuchte …

Ich presste mich an ihn, als ein Strom der Begierde durch meinen Körper rauschte. Stöhnend fiel er über meinen Mund her. Ich schmeckte die Liebe in unserem Kuss, ein süßes Aroma auf seiner Zunge, mit der er mich neckte und liebkoste. Fest spürte ich seinen Körper über meinem, mit straff gespannten Muskeln rieb er sich an mir. Hatte es je einen Moment gegeben, in dem ich ihn mehr geliebt hatte als jetzt? Ich konnte mich nicht erinnern. Das Herz schwoll mir in meiner Brust.

»Ich liebe dich«, stieß ich atemlos hervor, als wir uns voneinander lösten. »Gott, ich will dich so sehr.«

Er bedeckte mein Kinn mit kleinen Küssen bis zu der empfindsamen Stelle unter meinem Ohr, wo er saugte und knabberte, dass mir ein Schauer nach dem anderen über die Haut rieselte.

»Erica«, flüsterte er an meinem Hals, »heute Nacht will ich dir ein Kind machen.«

Mir stockte der Atem. Ich fand keine Worte. Für meine Zweifel. Meine Ängste. Er würde sie mir ohnehin ausreden. Würde sie klein und haltlos erscheinen lassen. Denn wenn er, wenn wir etwas wollten, war nichts unmöglich.

»Das will ich auch«, antwortete ich leise.

Mit feuchter Hand strich er mir über die Wange und hielt mich mit seinem Blick gefangen. Das Mondlicht glitzerte in den Tröpfchen auf seiner Haut. »Ich weiß, du hast Angst.«

Auch wenn ich es nicht zugeben wollte – er hatte recht. Also nickte ich nur, ohne meine Gedanken auszusprechen. Nicht heute Nacht.

»Die hab ich auch. Wenn wir das versuchen … Wenn wir das wirklich durchziehen wollen, dann muss ich es in deinen Augen sehen. Wenn ich mit dir Liebe mache, muss ich wissen, dass du daran glaubst.«

»Ich will es, Blake.« Meine Stimme bebte, und mein Herz zog sich zusammen. »Mach Liebe mit mir … bitte.«

Gierig fuhr ich mit den Händen über seine harten Brustmuskeln und den straffen Waschbrettbauch. Seine Erektion pochte an meiner Haut, heiß und fordernd. Ich umfasste ihn und massierte das samtige Fleisch bis zur Eichel. Seufzend schob er sich mit einer langsamen Bewegung zwischen meine Fingerspitzen.

Mittlerweile war ich feucht, was offensichtlich wurde, als er sein Gewicht verlagerte, sodass sein Schaft zwischen meinen Schamlippen hindurchglitt. Er wiederholte die Bewegung und sandte kleine Elektroschocks von Lust durch meinen Kitzler, bis ich es nicht länger aushielt. Ich kippte das Becken, um ihn in mich einführen zu können. Stattdessen umfasste er seinen Penis und neckte nur mit der Eichel meinen Eingang. Ich musste ein frustriertes Stöhnen unterdrücken. Der Mann liebte es, mich zu quälen. Dann, den Blick fest auf die intime Stelle gerichtet, die uns verband, schob er sich langsam in mich.

»Himmel, du bist so wunderschön.«

Er packte mein Knie und hielt meine Beine gespreizt, während er weiter in mich eindrang. Ich schnappte nach Luft und genoss das Gefühl, wie er mich ausfüllte, wie mein Körper sich für ihn dehnte. Ich krallte die Fingernägel in seinen Unterarm.

»Zu sehen, wie ich in dich gleite … ist kaum auszuhalten. Dabei würde ich jedes Mal am liebsten einfach alle Kontrolle fahren lassen.«

Ich reckte mich ihm entgegen. »Ich will dich tief in mir.«

Stöhnend umfasste er meine Brust, dann spürte ich seinen heißen Körper auf meinem. Die Härchen auf seiner Brust kitzelten meine Nippel, die aufgerichtet und hochempfindlich waren. Mit einem tiefen Stoß küsste er mich. Dann gab er mir genau das, worum ich gebeten hatte – wie jede Nacht, seit ich seine Frau geworden war.

Nichts hatte sich je so richtig angefühlt.

Ich ließ den Kopf in die Kissen sinken und zog ihn zu mir herunter, so dicht wie nur irgend möglich. In der Luft lagen nur das Rauschen der Wellen und meine Lustschreie, während er mich liebte. Ich presste die Lider zusammen und wartete auf die Woge der Lust, die mich mit fortreißen würde.

»Erica … Sieh mich an.«

Ich öffnete die Augen, und mein Blickfeld war ausgefüllt vom Gesicht des einzigen Mannes, den ich je geliebt hatte. Heftig atmend, die Lippen geteilt. Die Muskeln straff gespannt vor Anstrengung. Der Anblick war berauschend … atemberaubend.

In diesem Augenblick waren wir nur allzu menschlich, umgeben vom grenzenlosen Ozean auf diesem winzigen Eiland. Nur zwei kleine Herzen, die in dieser Welt schlugen. Doch was wir wollten, schien plötzlich unermesslich groß, zu groß, um es wirklich zu begreifen. Ein Lebensfunke, so fein und zerbrechlich. Bei dieser Erkenntnis begann mein Herz zu hämmern.

Die Energie, die zwischen uns pulsierte, wurde noch intensiver, als er mit einer Hand meine Hüfte umklammerte und die andere besitzergreifend mit meinen Fingern verschränkte. Sein eindringlicher Blick hielt mich fest, wenn ich ihm zu entgleiten drohte. Also klammerte ich mich an ihn, wo immer ich konnte. Mein Körper strebte der Erlösung entgegen, wie ein Tau, das sich immer straffer spannte.

»Ich hab noch nie etwas mehr gewollt als dich. Nichts hatte je eine solche Macht über mich«, schwor er.

»Ich gehöre dir.«

»Für immer«, stieß er rau hervor und presste einen harten Kuss auf meine Lippen. Dann schob er einen Arm unter meine Hüfte und drang in einem anderen Winkel in mich ein.

»Blake!«, flehte ich.

Seine Miene wurde weich. Eine beinahe schmerzliche Verwundbarkeit überzog seine schönen Gesichtszüge, während er uns weiter auf jenen Himmel zutrieb, den wir nur ineinander finden konnten.

»Jetzt, Baby. Lass dich gehen. Lass alles los, nur für mich.«

Und von einem Moment auf den nächsten riss das Tau. Als er tief in mir war. In meinem Herzen. In meinem Körper. Unter harschen Küssen, mit brennender Haut, unsere Leiber vereint, kamen wir gemeinsam. Gemeinsam erreichten wir jenen perfekten Punkt und landeten sicher in den Armen des anderen. Das Gefühl wogte durch mich hindurch, vibrierte zwischen uns, bis wir beide still wurden.

Ineinander verschlungen lagen wir da, umgeben von der wundervoll warmen Nachtluft. Das leise Rauschen, mit dem die Wellen auf den Strand liefen, war das einzige Geräusch neben unserem langsam ruhiger werdenden Atem.

Blake schloss die Augen und atmete tief aus. »Gott, wie ich dich liebe.«

Ich seufzte und gab mich dem warmen, schwerelosen Wohlbehagen hin, in seinen Armen zu liegen. Träge ließ ich die Finger über seine Haut tänzeln, während ich daran zurückdachte, was gerade zwischen uns geschehen war.

Heute war es anders gewesen. Heute hatten wir etwas miteinander geteilt, das ich nicht benennen konnte. Hoffnung vielleicht, oder Vertrauen aufs Schicksal. Wir hatten nach einem Traum gegriffen, den nur wir miteinander erschaffen konnten, im Glauben, dass er irgendwie wahr werden würde.

Ein Sturm von Emotionen brach über mich herein, in diesem verwundbaren postkoitalen Zustand vielleicht heftiger, als er es sonst getan hätte. Ich schloss die brennenden Augen. Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich, mich zu beruhigen, und wurde langsamer in meinen Liebkosungen.

»Ich sollte mich mal sauber machen.« Ich brauchte ein paar Minuten allein, um mich wieder zu fangen. Diesen Augenblick wollte ich nicht mit meinen Tränen ruinieren.

»Nein«, entgegnete Blake, immer noch auf mir, an mich geschmiegt, in mir. »Wir müssen meine kleinen Jungs da drin ihre Arbeit tun lassen. Bleib noch ein bisschen liegen.«

Ich lachte leise und versuchte, nicht daran zu denken, dass das womöglich verlorene Liebesmüh war. Stattdessen strich ich ihm das Haar aus dem Gesicht. Seine Augen funkelten im Mondlicht.

Ich schüttelte den Kopf. »Du bist ja fest entschlossen, was?«

Zärtlich lächelte er mich an, küsste mich und verschränkte unsere Finger ineinander. »Oh Erica, du hast ja keine Ahnung.«

»Ach, ich denke schon.« Ich bog mich ihm entgegen. Ich wusste sehr gut, wie entschlossen er sein konnte. So entschlossen, dass seit meiner Bekanntschaft mit diesem Mann meine Nächte lang waren und der Morgen immer zu früh kam.

Er brummte, und seine Augen verdunkelten sich aufs Neue. »Du machst mich schon wieder hart.«

Mit den Zehenspitzen fuhr ich seine Waden aufwärts, bis meine Fersen an die muskelbepackte Rückseite seiner Oberschenkel stießen. Ich drückte das Becken in die Höhe und nahm ihn wieder voll in mich auf. Seine Erektion war kein bisschen geschrumpft, seit er gekommen war. Wie zum Beweis begegnete er meiner Bewegung mit einem leichten Stoß. Ich zog mich um ihn zusammen und genoss erneut die herrliche Reibung.

»Dann lass es uns noch mal versuchen«, wisperte ich.

3. KAPITEL

Erica

Die Flitterwochen waren eine Flucht gewesen. Eine wundervolle, dekadente Flucht. Doch eine Woche später rief uns das reale Leben zurück in die Heimat, fort von dem letzten Ziel unserer Reise, einer Insel, auf der wir uns schon wie zu Hause gefühlt hatten.

Als wir sonnengebräunt und erholt in Boston landeten, verdeckten dünne graue Wolken die Sonne, und der nahende Winter war bereits zu spüren. Ich schauderte, als eine kalte Bö über das Rollfeld fegte. Eine unliebsame Erinnerung an das unausweichliche Voranschreiten der Zeit.

Ein Stück weit entfernt sah ich einen schwarzen Escalade parken. Als wir uns ihm näherten, kam ein hochgewachsener, massiger Mann um die Motorhaube herum. Ganz in Schwarz gekleidet war er eine Furcht einflößende Gestalt – allerdings eine, die ich gut kannte.

»Clay!« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um das Tier von einem Mann zu umarmen, das es sich über die letzten paar Monate zur Aufgabe gemacht hatte, uns zu beschützen. »Sie haben uns gefehlt.«

Das entlockte ihm ein verlegenes Lächeln. »Wie war Ihr Urlaub?«

»Unglaublich, aber wir freuen uns tatsächlich darüber, wieder hier zu sein.« Irgendwann wurde man immer aus dem Paradies geworfen.

»Schön, dass Sie wieder bei uns sind.« Er schaute zu Blake. »Nach Hause?«

Blake nickte knapp. »Nach Hause.«