Heart of Fire - Meredith Wild - E-Book
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Meredith Wild

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Beschreibung

Er wurde im Himmel erschaffen. Sie ist der Hölle versprochen.  Professor Maximus Kane kann seine Leidenschaft für die atemberaubende und mysteriöse Studentin Kara Valari nicht mehr verleugnen. Doch dieser nachzugeben, zieht weitaus mehr nach sich als einen Verstoß gegen die Universitätsrichtlinien. Kara hat sich ihrem vorherbestimmten Schicksal widersetzt und dadurch höhere Mächte erzürnt. Nun muss sie sich den höllischen Konsequenzen stellen.   

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Richard Betzenbichler

© Meredith Wild & Angel Payne 2020

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Heart of Fire«, Waterhouse Press LLC 2020

© Piper Verlag GmbH, München 2022

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: zero-media.net, München

Coverabbildung: FinePic®, München

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Zitat

Widmung

Kapitel 1

Maximus

Kapitel 2

Kara

Kapitel 3

Maximus

Kapitel 4

Kara

Kapitel 5

Maximus

Kapitel 6

Kara

Kapitel 7

Maximus

Kapitel 8

Kara

Kapitel 9

Maximus

Kapitel 10

Kara

Kapitel 11

Maximus

Kapitel 12

Kara

Kapitel 13

Maximus

Kapitel 14

Kara

Kapitel 15

Maximus

Kapitel 16

Kara

Kapitel 17

Maximus

Kapitel 18

Kara

Kapitel 19

Maximus

Kapitel 20

Kara

Kapitel 21

Maximus

Kapitel 22

Kara

Kapitel 23

Maximus

Kapitel 24

Kara

Kapitel 25

Maximus

Danksagung

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

So meine Kraft, die eben ganz zunichte:

Voll guten Mutes ward mein Herz hinfort,

Und ich begann, getrost von Angesichte:

– Dante Alighieri, Inferno II

Für Aedan, mein kleines Feuer

Meredith

Für Thomas, der all meine Flammen sieht

und die Hitze trotzdem nicht fürchtet

Angel

Kapitel 1

Maximus

»Hier beginnt ein neues Leben.«

Mein raues Flüstern verhallt in der Stille von Karas Schlafzimmer, das in den letzten vierundzwanzig Stunden zu einem perfekten Zufluchtsort geworden ist.

Es hatte sich nicht richtig und schon gar nicht sicher angefühlt, in meiner Wohnung in Downtown L. A. zu bleiben, nachdem gestern Abend dieser Mann vorbeischneite, der behauptete, er sei mein lange verschollener Vater – und, o ja, der Allvater des Olymps und jedes unsterblichen Wesens darin. Kurz danach wimmelte es in meiner Straße von Paparazzi. Dagegen gleicht der Blick auf die Hollywood Hills geradezu einer ländlichen Szenerie.

Die Sterne über den verschlafenen Hängen werden langsam von der beginnenden Dämmerung verschluckt, während ich die Zeile ein weiteres Mal wiederhole. Dantes Worte haben sich immer wie die eines Seelenverwandten angefühlt, aber bei keinem der hundert Male, wenn ich im La Vita Nuova gelesen habe, hat dieses Gefühl solch einen Widerhall in mir gefunden. Oder solch ein Verlangen in mir geweckt, dagegen anzukämpfen.

Aber gegen was ankämpfen? Ich habe das Schicksal angefleht, Tage, Monate und Jahre, mich dorthin zu bringen, wo ich jetzt bin. Aber mein Flehen war nicht sehr spezifisch. Vielleicht war das der Fehler. Ich habe nie gebeten, die Wahrheit solle vernünftig sein. Oder logisch. Oder glaubhaft.

Denn sie ist absolut nichts davon.

Ich blinzele heftig und erwarte, aufzuwachen und diesen bizarren Fiebertraum mit einem Lachen abzutun. Wenn ich das tue, wird es wieder gestern Morgen in meiner Wohnung sein, als mein nackter warmer Körper eng an die Frau geschmiegt lag, die so viel von meinem Herzen, meinem Geist und meiner Seele erobert hat. Kein Fremder wird an meiner Tür klopfen, hereinspaziert kommen und eine Behauptung aufstellen, die derart bescheuert ist, dass ich mich fragen sollte, welchem Irrenhaus er entflohen ist und wie viel Mist er sich vorher in die Venen gespritzt hat. Denn das wäre die logischste Erklärung, wenn jemand behauptet, der König der Götter zu sein. Schlimmer noch, dass er und ich siebenundzwanzig Jahre Vatertag nachzuholen haben.

Dann musste Z seine dritte Bombe zünden – vergleichsweise eine kleinere Explosion, aber trotzdem ein Kracher. Selbst im Nachhinein. Vielleicht jetzt sogar noch mehr, wenn man bedenkt, wie klein, unschuldig und weich Kara in dem großen Bett hinter mir zu sein scheint. Ihre entspannten Lippen. Die dunklen, dicken Wellen ihres Haars auf dem luxuriösen weißen Leinen. Ihre sehnsüchtig zu Fäusten geballten Hände. Selbst die symmetrischen, schlanken Ovale ihrer Fingernägel.

Sie sieht aus wie ein Engel.

Aber sie ist meine perfekte kleine Dämonin.

Und allmählich glaube ich tatsächlich, dass sie ganz mir gehört.

Ich drehe mich wieder zum Fenster und meine Gedanken plagen sich mit den Optionen herum. Es ist schlimm genug, dass dieser Anspruch meine Sinne und mein Blut derart dominiert … Das Blut, das sie nicht begehren dürften. Dank meiner DNA verzehre ich mich ausschließlich nach ihr.

Und da haben wir wieder das Schicksal, das erneut mit mir spielt. Denn ich könnte sie jetzt wegen der DNA, die ihr Fluch ist, und dem Schicksal, an das sie gekettet ist, jeden Moment verlieren. Als wir auf diese Vereinbarung gepfiffen haben, haben wir uns nicht gerade beliebter gemacht, auch wenn mein Vater – oder wer immer er sein mag – angeboten hat, ein gutes Wort für uns einzulegen. Gestern Morgen war ich verzweifelt genug, um dem Mann zu trauen. Ich hatte keine andere Wahl. Die habe ich noch immer nicht. Außer … ich hätte sie. Falls all das in Wirklichkeit nicht passiert. Falls Z nicht mehr als ein Speed-Junkie aus einem Müllcontainer in der Pennergegend ist, statt wie versprochen mit Hades zu verhandeln.

Aber möchte ich diese Theorie wirklich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen?

»Maximus Kane, bitte sag mir, dass du nicht schon vor den Vögeln wach bist.«

Hier ist die Antwort auf meine Zweifel. Hier, in dem melodischen Klang von Karas schlaftrunkener Stimme. In ihrem Anblick, der den Hunger in meinen Augen stillt, als sie sich wohlig unter der Bettdecke rekelt. Vor allem in jeder Nuance ihres inquisitorischen Blicks, der mir verrät, dass ihr mein brütendes Schweigen nicht entgangen ist.

In der Trainingshose, die ich vor ein paar Stunden angezogen habe, beginnt sich etwas zu regen. Überflüssig zu sagen, dass mir nicht mehr nach Brüten ist. Nicht im Traum, jetzt, wo sie wach ist und sich wieder auf mich konzentriert. Dieser Gesichtsausdruck rechtfertigt vollkommen die gestrige überstürzte Flucht. Was sichere Zufluchtsorte angeht, könnte ich mir deutlich Schlimmeres vorstellen, wenn ich mir den großzügigen Innenhof, die gut bestückte Bibliothek und all die nur denkbaren modernen Annehmlichkeiten anschaue. Aber im Moment geht es nicht um die Bäume, die Hügel oder das HollywoodSign.

Hier zu sein, mit dieser atemberaubenden Schönheit, ist wie ein Traum. Der auch noch in dieser Sekunde anhält, in der ich so fasziniert bin wie beim allerersten Mal, als sie mich berührt und verwandelt hat.

Ich zucke mit den Schultern und versuche, mich lässig charmant zu geben. »Mehr Würmer für mich. Ich teile sogar.«

Kara setzt sich auf und zieht die Beine an. »Ich würde dir die Würmer überlassen, wenn ich stattdessen erfahre, was in deinem hübschen Kopf vor sich geht.«

Wieder zucke ich mit den Schultern, um meine Unruhe zu überspielen. Ich kann problemlos vor hundert Studierenden reden, aber dieses weibliche Wesen kann mich mit einem einzigen Blick aus der Fassung bringen. »Schlaf und ich waren noch nie die besten Freunde«, erwidere ich schließlich. »Ein paar Stunden pro Nacht, und ich bin fit.«

»Hmm.« Sie legt den Kopf schief. »Das ergibt Sinn, denke ich.«

»Denkst du? Wieso?«

»Nun, wenn man sich alles so durch den Kopf gehen lässt.«

»Alles? Was zum Beispiel?« Ich bin nicht auf eine Konfrontation aus, aber ich muss es aus einer anderen Quelle als aus meinem eigenen Kopf hören. »Sag es noch mal, Kara. Für mich.«

Sie reckt das Kinn vor. »Alles, zum Beispiel dass du ein Halbgott bist.«

Ihre Augen funkeln und erinnern mich an die Wunderkerzen, mit denen Jesse und ich in den Sommern unserer Kindheit gespielt haben. Die Erinnerungen an Glück und Hoffnung zaubern beinahe ein Lächeln auf meine Lippen, aber hier und jetzt sind die Erinnerungen gerade unzusammenhängend. Anders.

»Du kannst es ruhig aussprechen, Maximus. Und falls du darüber reden möchtest … nun, ich werde nicht verängstigt davonstürmen.«

»Nein.« Ich lasse mich auf die Matratze sinken, die unter meinem Gewicht aufstöhnt. »Aber ich werde das tun.«

»Wieso?« Ihre Verwirrung ist echt. Das spüre ich genauso wie ihre Wärme, die mich überflutet, sobald sie die Beine streckt und sich an mich schmiegt. »Du musst doch schon eine Ahnung gehabt haben. Zumindest einen Hauch. Du hattest doch bereits Fragen gestellt. Du hast mich ohne Scheu daran teilhaben lassen.«

Ich packe sie am Handgelenk. »Ab jetzt werde ich dich an allem teilhaben lassen.«

Sie stößt einen Seufzer aus, der meine Schulter wärmt. »Auch jetzt?«, hakt sie nach. »Jetzt, wo du weißt, was ich bin?«

Ich drehe mich einem Impuls folgend um und ziehe sie an mich, bis sie, umschlungen von meinen Armen, auf meinem Schoß sitzt. Die Bettdecke, die die Struktur von geschlagener Butter hat, legt sich noch enger um sie. »Jetzt erst recht«, erwidere ich und fahre mit dem Fingerknöchel über ihre Wange. »Jetzt, wo ich weiß, wer du bist.«

Auch wenn sie die Lippen zu einem Lächeln verzieht, schafft es der Funke der Erleichterung nicht bis in ihre Augen. »Genau«, murmelt sie. »Wer ich bin. Kara Valari, Brut der Dämonen, die deine Existenz kräftig ins Wanken gebracht hat.«

»Nein.« Ich lege die Hand an ihren Nacken und drücke ihn sanft, um mir ihre Aufmerksamkeit zu sichern. »Du bist Kara Valari, das tapfere und brillante Wesen, das seiner Familie Paroli bietet und dem Schicksal, das sie für dich ausersehen hatten. Du bist die Dämonin, die es gewagt hat zu sagen, was nicht in Ordnung ist, aber du bist auch der Mensch, der sich für so viel mehr eingesetzt hat. Du hast dich unglaublich für uns eingesetzt.«

Endlich kehrt das Selbstvertrauen in ihre großen Augen und den Ausdruck ihrer vollen Lippen zurück. Das ist nicht viel, reicht aber, dass ich meinen Griff lockere.

»Heißt das … du glaubst mir wirklich? Dass wir, dass ich …?«

»Dass du eine Dämonin bist.« Ich lächele und küsse sie auf ihre zarte Stirn. »Das war mir doch schon so gut wie klar, meine Schöne. Ich bin derjenige, der sämtliche Drehbücher deines Großvaters gelesen hat, um der Sache auf den Grund zu gehen, erinnerst du dich?«

Dafür werde ich mit einem melodischen Kara-Kichern belohnt. »Na, das verdient eine Tapferkeitsmedaille. Oder einen Ritterschlag. Vielleicht beides.«

»Bedeutet eins von beiden ein paar mehr Stunden mit dir im Bett?« Ich grinse sie schalkhaft an. »Vielleicht ein paar Tage? Wochen?«

Sie sieht mich mit blitzenden Augen an. »Ich bezweifle, dass die Alameda University Ihnen ein Sabbatjahr genehmigen würde, Professor.«

Das ist der Flirt-Todesstoß. Dennoch versuche ich, den leichten Ton beizubehalten, indem ich erwidere: »Oh, ich kann mir so gar nicht vorstellen, dass sie sich weigern.«

Sie reißt die Augen noch weiter auf. »Moment mal. Was?«, hakt sie nach. »Was geht da vor sich?«

Ich stöhne und grinse sie an. »Vermutlich nur eine E-Mail, die über Nacht hereingekommen ist.«

»Eine E-Mail von wem?«, will sie wissen.

Mein Stöhnen verwandelt sich in ein tiefes, protestierendes Knurren. Dennoch erwidere ich: »Von den Vorsitzenden des Fakultätsgremiums.«

»Die sich wie geäußert haben?«

Das fragt sie schon deutlich zurückhaltender. Es widerstrebt mir, die Ursache für ihren überaus vorsichtigen Ton zu sein.

»Sie finden, ein paar Tage weit weg von meinen Pflichten wären vielleicht eine gute Idee.«

Sie schnappt nach Luft. Nicht leise. Auch nicht vorsichtig. »Wieso?«

»Es ist nur ein Vorschlag. Nicht automatisch ein Befehl. Aber ich bin nicht unbedingt in der Position, mich an diesem Punkt zu widersetzen. Nicht wenn ich meinen Job behalten möchte.«

Sie rutscht von meinem Schoß herunter, zwar nicht weit weg, aber doch weit genug, um mich ihre Frustration spüren zu lassen. »Du liebst doch deinen Job.«

Ich widerstehe dem Drang, sie zu küssen. Diese Frau … wie gut sie mich bereits kennt. Wie sie zudem schätzt, was sie sieht.

»Ja«, erwidere ich liebevoll. »Du hast recht. Ich liebe meinen Job.«

»Und sie treffen solch eine Entscheidung und halten dich von diesem Job fern.«

»Keine Entscheidung.« Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. »Nur ein Vorschlag. Du erinnerst dich?«

Kara will das nicht gelten lassen. »Was zum Teufel denken sie sich dabei? Das ist nicht die erste ›Promiaffäre‹ auf dem Campus. Erinnerst du dich noch, wie sie die Cafeteria umorganisiert haben, als die Mikrobiologiestudentin ihren Boyband-Liebhaber zu Besuch hatte? Und wie sie die Umkleideräume abgesperrt haben, als alle glaubten, er hätte sie wegen der Volleyballtrainerin sitzen lassen? Soll ich dir noch weitere Beispiele nennen?«

»Ich könnte das vermutlich genauso tun«, erwidere ich. »Verdammt, einige von ihnen habe ich als Teil des Lehrkörpers an der Alameda selbst miterlebt. Aber das ist anders, und das wissen wir beide.«

»Wegen mir.« Sie rutscht noch weiter weg und zieht dabei die Decke wie ein beschützendes Kraftfeld mit sich. »Weil ich nachlässig war und nicht genau auf Kameras geachtet und mir eingebildet habe, wir würden unter dem Radar fliegen.«

»Alles Dinge, weswegen es genauso mein Fehler ist.« Ich drehe mich um und bewege mich die Matratze hinauf, bis ich vor ihr angelangt bin. »Das kapierst du doch wohl? Wir sind hier zu zweit, Kara. Zwei Hälften des Magnets. Zwei Ausläufer desselben Sturms. Zwei Menschen, die an jenem Tag in der Kontrollkabine nicht vorsichtig genug waren – mit allem.«

»Würdest du trotzdem alles noch mal so machen?«, fragt sie und sieht mich durchdringend an.

Ich lasse die Finger an der Außenseite ihres Oberschenkels hochwandern und ergötze mich an dem Zittern, das ich unter der luxuriösen Bettdecke auslöse. »Ich würde nicht das Geringste ändern.«

»Seltsam … eigentlich müssten sie dich fürchten, du bist der Gott.«

Ich lehne mich wieder nach hinten und schüttele den Kopf, ohne mich um das Chaos in meinem Gehirn zu kümmern. Ihre Worte dringen nicht richtig zu mir durch, obwohl mir meine Intuition sagt, dass sie recht hat. »Ich meine, falls selbst nur die Hälfte dieses Wahnsinns real ist, bin das trotzdem nicht ich.«

Wieder legt Kara den Kopf schief. »Falls dieser Wahnsinn real ist?«

Ich recke das Kinn vor. »Du weißt schon, was ich meine. Wir müssen uns doch eingestehen, dass ich vielleicht nicht …« Ich zögere einen kurzen Moment. »Dass Z nicht … nun, dass er nicht zurückkommen wird. Dass er nur irgendein Penner von der Straße war, der ein paar der Wohnungen in dem Gebäude ausspionieren wollte.«

»Genau.« Ihr Gesicht verzieht sich vor Anspannung. »Weil Penner von der Straße maßgeschneiderte italienische Anzüge tragen und so riechen, als hätte ihr Aftershave genauso viel gekostet.«

»Natürlich. Wenn sie vor Kurzem jemanden beklaut haben, ist das eine Möglichkeit.«

»Eine Möglichkeit, an die du glaubst, obwohl dir die Wahrheit ins Gesicht springt.«

»Springen würde ich nicht gerade sagen.« Ich deute auf das pfirsichfarbene und grüne Mosaik der Hügel. Jenseits der Schlucht joggen ein paar Frühaufsteher auf dem Montlake-Drive-Pfad. »Inzwischen sind vierundzwanzig Stunden vergangen, Kara.« Nicht dass ich mitzählen würde oder so. »Und wir haben noch immer nichts von ihm gehört.«

Vielleicht fälle ich vorschnell ein Urteil. Vielleicht bin ich unvernünftig. Ich kann dem Typen ja keine Nachricht schicken, dass ich hier und nicht in der Wohnung bin. Aber wenn er wirklich Zeus ist, braucht er dann eine Adresse?

»Was dir die perfekte Entschuldigung liefert, nicht ein Wort von dem zu glauben, was er dir erzählt hat?«

»Na ja, es ist nicht so, dass ich ihm nicht glaube.«

»Aber es ist leichter für dich, ihn als dahergelaufenen Irren abzuschreiben, als seine Behauptung ernst zu nehmen. Es ist sogar leichter für dich zu glauben, dass ich eine Dämonin bin, als dir die Wahrheit über dein Erbe einzugestehen.«

Ich lege die Hand auf ihr anderes Knie und schiebe unwillkürlich ihre Beine auseinander und mich dazwischen.

Ich mache weiter, bis es genau passt. Bis sich alles wieder ganz richtig anfühlt. Bis ich ihren Puls genauso hören kann wie meinen, der Schlag unserer Herzen perfekt synchron ist. Bis sie die Arme um meinen Hals und die Beine um meine Taille schlingt und meine Erektion an ihrem Eingang liegt.

Die DNA in meinem Blut spielt keine Rolle mehr, weil darin nichts mehr ist außer ihr.

Meine stumme Behauptung von vorher? Dass sie mir ganz und gar gehört? Ich habe mich geirrt. Komplett geirrt. Es genau verkehrt herum gesehen.

Denn ich gehöre ganz und gar ihr.

»Ich denke, die einzige Wahrheit, die von Bedeutung ist, ist diese hier«, sage ich. »Hier und jetzt.« Ich bemächtige mich ihres Munds und lasse meine Zunge langsame Kreise beschreiben, bis wir uns widerwillig seufzend voneinander lösen. »Außerdem hoffe ich, dass uns niemand hier aufsucht. Nie wieder.«

»Hmm«, erwidert sie ein wenig träumerisch. »Was für ein schöner Wunsch.« Sie vergräbt die Hände in meinen Haaren und streicht träge über meine Kopfhaut. »Wir könnten Hippies sein. Am Strand leben. In einer Jurte.«

Ich kichere, das Gesicht an ihren Hals gepresst. »Mit unserem Hund Bubba?«

»Natürlich. Aber Bubba muss sich verziehen, wenn ich mit dir Spaß haben will.«

»Wer sagt, dass wir es in der Jurte machen?«

»Ohhh.« Sie lacht, leichthin und doch rau, während ich mich mit zärtlichen Bissen zu ihrem Ohr vorarbeite. »Also einfach draußen auf dem Sand? Mir gefällt, wie du denkst, Maximus Kane.«

Ihr Lob inspiriert mich zu weiteren Taten. Mit einem entschiedenen Ruck und einem kräftigen Stoß befördere ich uns beide auf den Boden. Mein triumphierendes Lachen mischt sich mit Karas erschrockenem Aufschrei, und während sich der weiße Stoff erst über uns aufbläht und sich dann auf uns legt, küssen wir uns immer leidenschaftlicher. Ihr Mund ist warm und weit geöffnet, bereit, von mir erforscht und genossen zu werden. Ihr Körper ist nackt und schön und wartet darauf, dass ich ihn berühre und errege. Aber das Beste an allem ist ihre Leidenschaft, die sich jetzt voller Feuer wieder auf mich richtet … vor allem die Flammen in ihren Augen, die mich zu versengen drohen.

Eingehüllt von diesem faszinierenden Lodern ringe ich meiner ausgedörrten Kehle ein paar Worte ab. »Ich denke, wir sollten so tun, als wäre das unter uns Sand.«

»Und jetzt liebe ich es, wie du denkst.«

Ich ziehe sie an mich und lege einen ihrer Schenkel um meinen, während ich ihren Kopf mit meinem Bizeps stütze. Ich brauche einen Kuss, und ich raube ihn mir. Ihr Mund ist so heiß und üppig wie immer, passend zu der Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen, die mir verrät, dass sie mehr als bereit für mich ist. Und Himmel, bin ich bereit für sie!

Sie stöhnt, als wäre jede Einzelheit der Botschaft meiner Psyche bei ihr angekommen. Wieder einmal bin ich dankbar für Karas Hyperempathie. Verschwinde, kleine Dämonin, verschwinde.

Nein.

Bleib, kleine Dämonin, bleib.

Sie lächelt. »Also«, flüstert sie und zieht immerzu am Bund meiner Hose. »Falls du darauf bestehst …«

Ich komme nicht dazu, ihr zu antworten. Ein lautes Klopfen an der Eingangstür hält mich davon ab.

Ich erstarre. Kara spannt sich ebenfalls an, scheint allerdings von diesem Überfall um sechs Uhr morgens nicht so überrascht zu sein.

»Mach mal langsam, Olympionike«, ruft sie tadelnd und küsst mich zärtlich. »Das ist nur Kell. Sie war bestimmt knutschen.«

Ich küsse sie ebenfalls, lasse die Augen aber offen und sehe sie fragend an. »Knutschen?«

»Das macht sie nun mal. Aber zurück zu dem, was wir gerade gemacht haben. Irgendwas mit imaginärem Sand … und wie ich mit dir Spaß habe …«

Ich lasse zu, dass sie mich erneut küsst, kann ihrer Lust aber noch immer nicht nachgeben. Irgendwas – Instinkt, sechster Sinn, Vorahnung oder so – nagt an meiner Libido. Irgendwas an dem Rhythmus der Schritte draußen im Wohnzimmer. Schritte, die sich nicht auf Kells Schlafzimmer zu bewegen … oder auch nur auf die Küche.

»Kara? Bist du wach?«

Ich atme etwas leichter. Okay, es ist wirklich Kell.

»Kara.«

Verdammter Mist. Sie ist es doch nicht. Aber ich erkenne die Stimme sofort.

»Kara!« Veronica Valaris erneutes Rufen scheint selbst die Wände zu erschüttern. »Komm raus. Sofort.«

Kapitel 2

Kara

Meiner Mutter um diese Uhrzeit gegenübertreten zu müssen wird mir dadurch erträglich, dass Z direkt hinter mir steht. Trotz Maximus’ Zweifeln und all seiner ungeklärten Gefühle in Bezug auf Z macht mir die Anwesenheit dieses Manns hier ein wenig Hoffnung. Der eisige Blick meiner Mutter gibt meiner Überzeugung Auftrieb, dass er einen Ausweg aus dieser Misere gefunden hat. Sonst würde sie nicht so elend ausschauen.

Die Arme hat sie fest vor der Brust verschränkt, was ihren schweren Busen unter dem Leopardenstoff ihrer Bluse noch betont. Schweigen breitet sich im Zimmer aus wie frühmorgendlicher Nebel. Nur dass es eher seltsam als friedlich ist.

Kell tritt von einem Fuß auf den anderen, den Blick auf irgendeine vermeintlich interessante Stelle draußen gerichtet. Alles an ihrer Haltung zeugt von ihrer Schuld.

»Du hast ihr gesagt, dass ich hier bin«, stoße ich voll bitterer Resignation hervor.

Ihre dunklen Augen sind weit aufgerissen, fast ein Spiegel meiner eigenen. »So war das nicht.«

»Ich hatte nur darum gebeten, mich hier ein bisschen verkriechen zu können«, rufe ich ihr in Erinnerung.

»Verkriechen? Nachdem du solch einen Sprengkopf gezündet hast?«, erregt sich meine Mutter. »Außerdem gab es nicht so viele Möglichkeiten, wo du stecken konntest, Liebling.« Das letzte Wort sagt sie mit einer klebrigen Süße, die so gar nicht zu ihrer angespannten Haltung passt. »Du hast mich nicht zurückgerufen, was dir einfach nicht ähnlich sieht.«

Sie richtet den Blick auf den Mann, der neben mir steht, und lässt ihn zu der Stelle unterhalb seines Hosenbunds wandern. Ihre Nasenlöcher vibrieren leicht. »Zumindest bist du anspruchsvoll, Kara. Es hätte ja auch ein Mensch sein können.«

Z reagiert darauf mit einem leisen Lachen. Er geht im Wohnzimmer umher und betrachtet neugierig die Einrichtung. »Ganz mein Sohn.« Die eingehende Überprüfung und die Bemerkung fühlen sich wie Übergriffe an.

Ich weiß nicht, ob mich dieses Gespräch eher in die Defensive treibt oder mir einfach nur peinlich ist. »Ich wüsste nicht, was das in Anbetracht der Lage für eine Rolle spielt.«

»Oh, Liebling. Es spielt durchaus eine Rolle.«

»Wieso?«, frage ich aggressiv.

»Maximus ist ein Halbgott«, erwidert sie geringschätzig und löst die Arme. »Das ist nicht gut, aber es verändert die Situation.«

»Welche Situation?« Meine Stimme zittert und verrät die Sorge, die mich unablässig quält, seit ich meinen Schwur gebrochen habe. »Kommen sie mich holen?«

Maximus nimmt besitzergreifend meine Hand in seine warme. Ich würde mich gern an ihn kuscheln, wage es aber nicht.

»Es ist mir gelungen, mit Arden etwas auszuhandeln.« Meine Mutter streicht ihr kurzes schwarzes Haar hinter das Ohr, was ihre teuren Armbänder klingeln lässt. »Obwohl du ihn in ziemlich übler Stimmung zurückgelassen hast, als du vorgestern Abend davongelaufen bist. Ich hatte keine Ahnung, wie begeistert er bereits von dir war.«

Maximus packt meine Hand fester und schiebt sich ein Stück vor mich, als könne er mich vor der bloßen Erwähnung des Manns, dem ich versprochen war, schützen.

»Er kommt nicht mal ansatzweise in ihre Nähe.«

»Wieso sollte er? Sie hat ihm nichts zu bieten. Dafür haben Sie gesorgt«, fährt sie ihn an.

Wenn dieses Thema nicht an sich schon seltsam wäre, würde ich sie korrigieren. Maximus hat mich nicht verführt, außer man würde die Wochen in seinem Seminar als Verführung werten, in denen er voller Leidenschaft Seite um Seite von Dantes Erzählungen vorgetragen hat. Natürlich war es sehr viel mehr als das. Tausend kurze Momente, die unsere Seelen enger und enger miteinander verwoben haben, bis ich mir nicht mehr vorstellen konnte, mich einem anderen hinzugeben.

Aber nichts davon ist von Bedeutung, falls ich unsere Beziehung nicht überlebe. Vor diesem Moment habe ich daran gezweifelt. Aber jetzt macht mir irgendwas an der so ganz anderen Haltung meiner Mutter neue Hoffnung.

»Was soll das heißen? Sind wir in Sicherheit?«

»Was Maximus angeht, habe ich an der Universität meine Beziehungen spielen lassen. Sie haben zugestimmt, die Sache nicht weiter zu verfolgen.« Sie schaut den Mann, den ich liebe, durchdringend an. »Sie sollten am Freitag wieder anfangen können, Professor.«

Erleichtert atme ich auf. Nicht nur die Angst, den endgültigen Preis für unsere Affäre zahlen zu müssen, hat auf mir gelastet, sondern auch die Vorstellung, dass Maximus alles verlieren würde, wofür er so hart gearbeitet hat, weil ich mich nicht von ihm fernhalten konnte. Sein Lebensunterhalt. Seine Leidenschaft.

»Bedeutet das …« Allein die Frage macht mir Angst, doch die Erleichterung, die mich durchflutet, gibt mir Auftrieb. »Kann ich auch wieder zurück?«

Erneut zucken die Nasenflügel meiner Mutter. »Das kannst du. Vorläufig.«

Ich kann nicht anders als breit zu lächeln.

»Vorläufig?«, zerstört Maximus’ Frage den Moment der Hochstimmung.

Meine Mutter antwortet, bevor ich es erklären kann: »Kara hat sich einverstanden erklärt, ihr Studium an der Alameda University abzubrechen. Natürlich, um Sie und Ihre Karriere zu schützen. Wir konnten nicht zulassen, dass Sie beide noch weitere, für die Presse interessante Szenen liefern. Einer von beiden musste gehen, sie oder Sie.«

Maximus schaut mich völlig verwirrt an. »Kara, wieso hast du mir das nicht erzählt?«

Ich drehe mich zu ihm, lege die Hand auf seinen Brustkorb und schaue in sein gequältes Gesicht hinauf. »Es spielte keine Rolle«, flüstere ich. »Nichts spielte eine Rolle.« Nichts außer Maximus und der Nacht, von der ich glaubte, sie würde meine letzte sein.

»Kara.« Die durchdringende Stimme meiner Mutter lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Das hat nichts mit Sentimentalität zu tun. Dich an die Alameda zurückzuschicken, hat auch nichts mit meiner Zustimmung oder deren Fehlen zu tun – es geht ausschließlich um deine langfristige Sicherheit.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Dass ihr bereits zusammen gesehen wurdet, hat den Weg zu zerstören gedroht, für den du geboren wurdest. Wäre Maximus bloß ein Sterblicher, hätte ich vermutlich nichts zu deinem Schutz tun können. Man könnte sagen, dass wir bis zu einer endgültigen Entscheidung in der Luft hängen. Aber vielleicht können wir die Sichtbarkeit zu unserem Vorteil nutzen.«

Maximus lacht laut auf. »Sichtbarkeit? Im Sinne einer Beziehung unter den Blicken der Öffentlichkeit?«

Z hält mit dem Umherlaufen inne. »Genau das meint sie.«

»Aber … ist das nicht gefährlich?«, frage ich.

Z zuckt mit den Schultern. »Nennen Sie es PR. Nennen Sie es Politik. Und wenn Sie schon dabei sind, nennen Sie es ruhig auch Ave Maria.«

Fassungslos starre ich ihn an. »Wie bitte?«

»Sehen Sie es mal so«, fährt er fort. »Ungehorsame Subjekte sind leichter zu beseitigen, wenn nur sehr wenige wissen, dass es sie überhaupt gibt. Man löscht das Problem aus. Einfach so.« Er schnippt mit den Fingern, wobei winzige Energiefunken von ihren Spitzen fliegen. »Sie, Kara, sind eine Valeri – was beutetet, dass Sie die einzigartige Fähigkeit besitzen, sich direkt im Rampenlicht zu positionieren. Und bis dieses Problem gelöst ist, ist das Rampenlicht für Sie der sicherste Ort. Sollte jemand irgendetwas wagen, sind alle Blicke auf Sie gerichtet. Auf euch beide.«

Ich löse mich aus Maximus’ Umarmung und trete auf Z zu. Mir fehlen die Worte. Eigentlich sollte ich dankbar sein für den Vorteil, den das Schicksal Maximus und mir verschafft. Dennoch suche ich noch immer nach einem überzeugenden Argument, weshalb wir unsere Leben friedlich weiterleben sollten. Etwas Besseres als den Medienrummel, mit dem ich groß geworden bin. »Bitte. Es muss doch eine andere Lösung geben. Können wir nicht noch ein bisschen länger unter dem Radar fliegen? Bis Sie die Sache geklärt haben.«

Z zupft am Kragen seines hellblauen Hemds, dessen Farbe genau der seiner Augen gleicht. »Wie Veronica bereits sagte, ist noch alles in der Schwebe.«

»Sie hatten gesagt, Sie würden ein paar Anrufe tätigen«, erinnere ich ihn anklagender, als ich vermutlich das Recht habe.

»Das habe ich und das werde ich. Bei meinen Brüdern und mir steht demnächst mal wieder ein Familientreffen an. Es gibt einen Grund, weshalb man diese furchtbaren Treffen organisiert. Zu viel Zeit vergeht, es kommt zu Missverständnissen. Der Groll wird heftiger. Vorschriften werden ein wenig zu ernst genommen. Wir müssen das bloß alles klären.«

»Wenn es so einfach ist …«

»Es ist ganz und gar nicht einfach«, erwidert er rasch mit dem Selbstvertrauen eines Gotts, der alles weiß. »Aber nichts ist jemals einfach. In der gesamten Geschichte ist nie irgendetwas einfach gewesen. Das kann ich Ihnen versichern.«

Meine Anspannung entlädt sich in einem Seufzer. »Und Sie glauben wirklich, das wird funktionieren?«

»Liebling«, schaltet sich meine Mutter ein. »Es gibt nichts, was ich besser kann als Öffentlichkeitsarbeit. Gut, schlecht oder hässlich. Wenn wir ein Medienspektakel auslösen müssen, um die Götter unter Kontrolle zu behalten, dann bin ich die Beste für den Job.«

Ich schweige einen Moment, um ihr voller Arroganz hervorgebrachtes Versprechen und ihre Entschlossenheit auf mich wirken zu lassen. »Wieso hilfst du mir eigentlich?«

Sie zuckt zusammen. »Fragst du mich das ernsthaft?«

»Als wir das letzte Mal geredet haben, war dein Entwurf für mein Leben ein ganz anderer. Du hast mich aus der Alameda gedrängt, hast mir verboten, Maximus jemals wiederzusehen, hast mir Arden aufgedrängt …«

»Mein Ziel war nie, dein Glück zu garantieren. Das kam immer an zweiter Stelle hinter deiner Sicherheit. Ich wollte dich auf den Weg bringen, der dir vorbestimmt war. Du hast dich mir widersetzt, aber hier bin ich wieder und tue, was nötig ist, damit du in Sicherheit bist. Ich stehe nicht hier, um Liebe und Romantik zu schützen. Zum Teufel mit all dem Schwachsinn. Ich tue das, weil du meine Tochter bist, und ich werde nicht zulassen, dass man dich mir wegnimmt.« Mit einem leisen Zischen lässt sie den Atem entweichen. »Jedenfalls nicht kampflos.«

Auch mein Atem geht unregelmäßig. Das unerwartete Gefühl, das mich überwältigt, macht jedes Luftholen fast schon schmerzhaft. Nie hätte ich gedacht, dass ich ihr so viel bedeute. Aber vielleicht haben wir die Welt nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet – uns auf so unterschiedliche Dinge konzentriert, dass ich nicht mehr auf ihre Liebe gezählt habe. Vielleicht konnte sie mir nicht die Wärme und das Liebevolle geben, das man von einer Mutter erwartet. Aber trotz all ihrer verletzenden Worte und ihrer Ichbezogenheit kann ich nicht ignorieren, wie rasch sie sich jetzt hinter mich gestellt hat. Ihre Zähne sind leicht gebleckt, und sie ähnelt einem angriffsbereiten wilden Tier, das seine Jungen verteidigt.

Obwohl wir selten einer Meinung waren, glaube ich, was ich jetzt sehe. Ich vertraue darauf. Genug jedenfalls, um dem Plan zuzustimmen, der meinen Instinkten zuwiderläuft und alle meine Sicherheiten zerstört. Ein Plan, der auch Maximus’ Leben unwiderruflich verändern wird, denn mehr als nur einmal mit einer Valari in den Medien aufzutauchen, hat Folgen, die er noch gar nicht abschätzen kann.

Aber uns bleibt keine andere Wahl. Wenn das der einzige Plan ist, dann muss ich danach handeln.

»Was müssen wir tun?«, frage ich schließlich.

»Nun.« Meine Mutter wirft Z rasch einen Blick zu, dann richtet sie ihn wieder auf mich. »Man wird euch natürlich zusammen sehen und nach und nach auch mit dem Rest von uns.«

»Und Arden? Er lässt das einfach so geschehen?«, hake ich nach. »Einfach so?«

Meine Mutter schürzt leicht die Lippen. »Nicht ganz.«

»Und das heißt?«, bohre ich nach.

»Er hatte sich dich bereits ausgesucht, aber letztendlich haben wir uns einigen können. Er hat seine Erwartungen zurückgeschraubt und sich umorientiert.«

In den paar Sekunden zwischen dem unauffälligen Blick meiner Mutter zu meiner Schwester, die daraufhin anfängt, nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten, wird mir klar, was gespielt wird.

Voller Entsetzen und mit einer Wut, die von unserem dämonischen Erbe zeugt, brülle ich los. »NEIN!«

Mein Mutter reckt das Kinn vor. »Es war die einzige Lösung.«

»Nein.« Diesmal knurre ich es und trete zwischen die beiden Frauen, um mich schützend vor meine kleine Schwester zu stellen. Kaum tue ich das, packt Kell meine Schulter mit festem Griff.

»K-Dämonin«, flüstert sie mit rauer Stimme. »Bitte mach die Sache nicht noch schlimmer.«

»Kell, es ist nicht deine Aufgabe, diese Katastrophe abzuwenden.«

Meine Mutter verdreht die Augen. »Du machst ein Drama daraus. Bitte. Sie könnte es weit schlechter treffen als mit Arden Prieto.«

»Er ist eine Schlange!«

»Er ist ein Dämon, und ihm wurde etwas versprochen, was er nun nie haben kann. Er ist wütend, und deine Existenz steht auf dem Spiel. Was hast du erwartet, Kara? Dass du deinem Herzen folgen kannst und niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird?«

»Ich habe gar nichts erwartet. Ich wurde in diesen Albtraum hineingeboren und gegen meinen Willen gezwungen, nach diesen Gesetzen zu leben. Genau wie sie.«

Meine Mutter schnaubt. »Nun, wenn dein Großvater nicht …«

»Wenn Grandpa nicht getan hätte, was er getan hat, wäre keiner von uns hier und würde ihn dafür büßen lassen. Stimmt’s?«

Sie richtet sich kerzengerade auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Die Blicke aller sind auf sie gerichtet. »Wir alle müssen unsere Rolle spielen, nicht wahr?«

»Es ist schon okay, Kara«, murmelt Kell mit leiser Stimme, die ihre Worte Lügen straft.

Ich richte den Blick wieder auf sie. »Es ist nicht okay.«

»Doch, verdammt. Das ist es wohl. Ich bin nicht wie du.« Sie schluckt heftig. »Ich tue, was ich tun muss, egal was es ist. Vor allem, wenn du dadurch Zeit gewinnst.«

Kapitel 3

Maximus

»Komm, wir fahren ein bisschen rum.«

Es gelingt mir nicht, meinen mangelnden Enthusiasmus über den Vorschlag des Mannes zu verbergen, der neben mir steht. Z zeigt keine Reaktion, außer dass sein spitzbübisches Lächeln noch ein bisschen breiter wird. Wir sind gerade auf der Terrasse von Karas und Kells Wohnzimmer, isoliert von den anderen. Der kühle Morgen kämpft um seinen Verbleib, aber in diesen Hügeln gewinnt die Sonne Südkaliforniens immer die Oberhand. Ihre Hitze erwärmt rasch die Steinplatten unter meinen nackten Füßen.

Aber das ist der einzig warme Teil an mir.

Ich rechne nicht damit, bald aufzutauen, denn die Eiseskälte reicht bis in mein Knochenmark und bis in die Zellen meines Bluts. Bis tief in die Eingeweide, die in einem Krieg kämpfen, der schlimmer ist als die Kämpfe der Zornigen in den Sümpfen des Styx. Eigentlich sollte ich erleichtert und dankbar sein, aber ich kann nicht aufhören, Veronica Valaris Abmachung eher als Ultimatum denn als Lösung zu betrachten. Eine Verfügung, die – Überraschung, Überraschung – den Glanz ihres Imperiums vermutlich ins Millionenfache steigern wird.

Aber Bitterkeit hilft mir gerade nicht weiter. Egal wie sehr es mich wieder nach drinnen zieht, um mir Kara zu schnappen und mit ihr an einen entlegenen Winkel dieser Erde zu verschwinden, wo uns niemand findet, muss ich doch der Logik den Vortritt lassen. Das bedeutet auch, mich der Realität unserer Situation zu stellen. Wenn wir die Rache der Unterwelt überleben wollen, müssen wir Feuer vielleicht wirklich mit Feuer bekämpfen. Selbst wenn dieser Feuersturm aus Überschriften, Scheinwerferlicht und den Blitzlichtern der Paparazzi besteht.

Kurz gesagt: mein schlimmster Albtraum – obwohl er sich im Handumdrehen auflöst, als ich wieder nach drinnen schaue. Kara und mich trennt nur eine Glasscheibe, und sie sieht mich im selben Moment an wie ich sie. Sofort springt mir mein Spiegelbild, das sie anstarrt, ins Auge. Den Mann, den ich sehe, erkenne ich nicht, denn er hat noch nie existiert. Ich bin mehr als hingerissen von ihr. Ich bin ihr ergeben. Völlig fixiert auf ihr Glück und auf ihre Sicherheit.

Vor allem Letzteres.

Deshalb lasse ich mich fürs Erste auf Mama Valari und ihre riskante Strategie ein. Was auch heißt, dass ich das Versprechen halten muss, das ich Z gegeben habe. Es steht an, einige Zeit mit ihm zu verbringen, damit wir uns besser kennenlernen können, jedenfalls wenn ich glauben soll, was alle um mich herum zu glauben scheinen. Dass ich der Sohn eines Gotts bin. Der Sohn von Zeus höchstpersönlich.

Zumindest diese Wiedervereinigung dürfte interessant werden.

Mühsam zwinge ich mich, den Blick erneut auf den Mann zu richten, der in das immer grellere Sonnenlicht lächelt, als hätte er den riesigen Feuerball selbst erschaffen.

»Ein bisschen rumfahren«, sage ich. »Heißt das, du kannst nicht einfach mit den Fingern schnippen und uns dahin befördern, wo du uns haben möchtest?«

Er hebt die Hand und dreht sie um. Als er die Finger bewegt, sprühen sie silbriges Licht, das regenbogenfarbige Netze bildet. »Immer eine Möglichkeit«, erwidert Z. »Aber ich habe gehört, dass Rumfahren eine gute Gelegenheit bietet, um sich auszusprechen.«

»Dann ist es das also, was du willst? Reden?«

»Würdest du lieber hierbleiben?«

»Du verwechselst mich mit jemandem, der irgendwas von dem hier machen möchte.« Ich zucke mit den Schultern. »Vermutlich hatte ich einfach etwas anderes erwartet.«

Seine Stimme schwankt ebenso zwischen Ernst und Humor. »Was zum Beispiel?«

Ich betrachte ihn in Ruhe und frage mich tatsächlich, ob ich den Damm einreißen soll. Ihm ernsthaft jeden Gedanken erzählen soll, der mir durch den Kopf rast. Aber das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Je schneller ich dieses Vater-Sohn-Treffen hinter mich bringe, desto besser.

»Unwichtig«, sage ich schließlich. »Also, wohin fahren wir?«

»Ebenfalls unwichtig. Lass uns einfach einsteigen und losfahren.« Er sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an, als versuche er erneut, meine Gedanken zu lesen. »Gibt es irgendeinen Ort, wo du gern hin möchtest?«

Ja. Den abgelegensten Ort der Welt. Mit der Frau, die ich zurücklasse. An einem Tag, an dem sie mich unbedingt braucht.

Ich schiebe diese Überlegungen beiseite. Sie bringen gerade nichts. Sie rufen mir nur die Qual ins Gedächtnis, die meine süße kleine Dämonin aushalten muss. Sie ist einem Leben unter Prietos Knute entkommen, und jetzt muss ihre Schwester dafür dieses schreckliche Schicksal erdulden.

Ihr Herz ist gebrochen. Sie ist verletzlich. Ich sollte sie nicht verlassen.

Aber ich muss.

Das verbittert mich, und es gelingt mir nicht, diese Emotion ganz aus meiner Stimme herauszuhalten. »Ein Ort, wo ich gern hin möchte? Zum Beispiel ein Park, in dem du nie mit mir Fangen gespielt hast, oder die Schulen, wo du nie an den Elternabenden teilgenommen hast? Etwas in der Art?«

Z ballt die Finger wieder zur Faust, wobei das Resultat nicht ganz eine Faust ist. Dass er erneut angespannt ist, ist dennoch spürbar. »Du bist ein wenig frustriert. Verstehe.«

»Frustriert?« Ich schüttele den Kopf. »Über dieses Stadium bin ich schon seit der fünften Klasse hinaus.«

»Na gut. Wütend. Verwirrt. Das verstehe ich beides. Ehrlich gesagt, geht es mir nicht anders.«

»Danke für die Bestätigung.«

Sein leises, fast schon anerkennendes Kichern löst seltsame Dinge in mir aus, aber ich schiebe sie weg. Ich kann es mir nicht leisten, mich gerade in seinem Stolz zu sonnen. Die Versuchung ist absurd. Lächerlich. Je schneller Z von mir bekommt, was er will, desto schneller kann ich wieder an Karas Seite sein.

»Komm, lass uns gehen«, sagt er freundlich. »Am besten fährst wohl du.«

Hinter dem Steuer meines Pick-ups fühle ich mich immer gleich ein bisschen besser. Ein paar Minuten später empfinde ich das Schweigen zwischen uns, das sich bis in die Vororte Encino, Woodland Hills und Calabasas ausdehnt, als zusätzlichen Bonus.

Schließlich bricht Z das Schweigen. »Märkte mit Vollwert-Essen. Als ob es ihnen mit Algensmoothies und der Herstellung ihrer eigenen Mandelbutter besser ginge. Wieso begreifen nicht mehr von ihnen, dass ein Spaziergang in der Sonne und ein Orgasmus am Nachmittag die gleiche Wirkung haben?«

Beinahe hätte ich gelacht, tue es aber doch nicht. »Ist das dein Ernst?«

»Das ist mein Ernst, und ich habe recht.«