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Meredith Wild

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Beschreibung

Ein einziges Treffen hat ihr Leben für immer verändert

Ericas und Blakes Beziehung war vom allerersten Augenblick an stürmischer, intensiver und leidenschaftlicher als alles, was die beiden je zuvor erlebt haben. Obwohl Blake eine dominante und kontrollierende Seite hat, ist es ihm gelungen, Ericas Vertrauen zu gewinnen. Endlich ist sie bereit, die hohen Mauern um sich herum einzureißen und sich Blake hinzugeben. Doch dann holen die Dämonen ihrer Vergangenheit sie erneut ein. Und Erica muss eine Entscheidung treffen, die ihre Liebe zu Blake für immer zerstören könnte.

Band 2 der HARD-Reihe. Band 3 (Hardline - verfallen) erscheint im November 2016.

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Seitenzahl: 411

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. KapitelDanksagungDie AutorinImpressum

MEREDITH WILD

Hardpressed – verloren

Band 2

Roman

Ins Deutsche übertragen von Freya Gehrke

Zu diesem Buch

Erica hatte keine Chance: In dem Moment, als sie den Konferenzraum der Investmentfirma Angelcom betrat und Blake Landon zum ersten Mal in die Augen sah, wusste sie, dass nichts mehr sein würde wie zuvor. Das Verlangen, das der geheimnisvolle Selfmade-Milliardär in ihr hervorrief, war überwältigend und die Affäre, in die sie sich stürzten, intensiver als alles, was Erica je zuvor erlebt hat. Dabei weiß die junge Unternehmerin, dass sie mit dem Feuer spielt. Denn Blake ist nicht nur sexy und erfolgreich. Da ist auch eine dunkle, dominante Seite an ihm, die zwar unglaublich aufregend, aber ebenso unberechenbar ist. Und sosehr es sich Blake auch wünscht – Erica wird die Kontrolle über sich und ihre Firma niemals aus der Hand geben. Doch je mehr Zeit Erica mit Blake verbringt und je mehr sie über ihn herausfindet, desto größer wird ihr Vertrauen in ihn. Bald ist sie bereit, die hohen Mauern, die sie all die Jahre lang zum Schutz um sich errichtet hatte, eine nach der anderen einzureißen. Sie gibt sich Blake hin, verliert sich völlig in ihm … Doch dann holen die Dämonen ihrer Vergangenheit sie erneut ein. Und Erica muss eine Entscheidung treffen, die ihre Liebe zu Blake für immer zerstören könnte.

Für Jonathan

1. KAPITEL

»Ich glaub’s nicht, dass ich das noch mal mitmache«, sagte ich.

Blake legte mir den Arm um die Schultern, und als er mich an sich zog, merkte ich, wie ich mich entspannte. Wir verließen seinen Firmensitz und gingen ein paar Blocks die Straße hinunter. Er beugte sich zu mir herab und gab mir einen besänftigenden Kuss auf die Wange.

»Keine faulen Tricks diesmal, versprochen.«

Lachend verdrehte ich die Augen. »Na, das ist ja beruhigend.«

Beinahe glaubte ich ihm sogar. Die letzten paar Wochen waren intensiv gewesen, aber zwischen uns hatte sich etwas verändert. Auch wenn ich jetzt darüber scherzte, mittlerweile hatte er sich mein Vertrauen erarbeitet. Obwohl ich mich lange dagegen gewehrt hatte, hatte ich mich endlich auf ihn eingelassen. Jedenfalls mehr als jemals auf einen anderen zuvor, und nichts hatte sich je richtiger angefühlt.

Er warf mir ein schelmisches Lächeln zu. »Keine Sorge. Zu so einer Aktion könnte ich Fiona auch kein zweites Mal überreden.«

Blakes Schwester Fiona erwartete uns vor einem niedlichen kleinen Café in einer weißen Caprihose und einer dunkelblauen ärmellosen Chiffonbluse. Direkt vor dem Eingang blieben wir stehen. Die Gravur auf dem Schild darüber lautete Mocha. Als ein junger Gast die Tür aufstieß, wehte das Aroma von frisch gemahlenem Kaffee und Schokolade nach draußen und löste überall in meinem Körper kleine Glückssignale aus. Beinahe hatte ich unsere eigentliche Mission vergessen, als Fiona auf eine unbeschriftete Tür neben dem Café wies.

»Da geht’s rauf.«

»Wem gehört denn das Gebäude, Fiona?« Ich versuchte, es wie Small Talk klingen zu lassen, aber wem wollte ich etwas vormachen? Natürlich war die Tatsache, dass nur wenige Schritte entfernt eine zuverlässige Koffeinquelle zur Verfügung stand, bereits ein großes Verkaufsargument. Aber Fiona wusste, wie ich dazu stand, irgendetwas von Blake oder einem seiner Subunternehmen anzumieten. Ich vertraute ihm, aber ich musste aufpassen, dass er nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Finger in meine geschäftlichen Angelegenheiten steckte.

Auch Blake war voller Widersprüche. Im einen Moment konnte er lieb und herzzerreißend zärtlich sein, und schon im nächsten trieb er mich mit seinem Kontrollzwang zur Weißglut. Tagsüber konnte er sich in die winzigsten Details meines wachsenden Unternehmens verbeißen und mich dann, sobald wir abends zur Wohnungstür hereinkamen, um den Verstand vögeln. Gut, beides brauchte ich manchmal, aber ich war mir immer noch nicht sicher, was ich von seiner dominanten Art halten sollte. Es machte mir Angst, aber ich lernte immer mehr, mich zu öffnen und ihm zu vertrauen, so gut ich konnte.

Heute wollte ein Teil von mir – der Teil, der Abgrenzung und Unabhängigkeit von Blake brauchte – absolut sichergehen, dass er mir nicht wieder ein Schnippchen schlug.

»Ich kann dir versichern, dass Blake an dieser Immobilie keinerlei Besitzanteile hält«, beruhigte mich Fiona.

Das war ja schön und gut, aber vor nicht allzu langer Zeit hatte sie mir ein fantastisch saniertes Apartment in einem Brownstone an der Comm Ave untergejubelt, das Blake nicht nur gehörte, sondern in dem er auch selbst wohnte. Die feine Grenze zwischen unserem Privatleben und unseren Geschäften verschwamm schon jetzt viel zu sehr. In dieser Sache würde ich mich durchsetzen.

»Freut mich zu hören.«

Fiona wühlte in ihrer Handtasche. Trotz meiner Vorbehalte wuchs meine Aufregung. Zügig öffnete Fiona die Tür, und der Reihe nach traten wir hindurch. Der lang gestreckte Raum war klein, zumindest verglichen mit Blakes Geschäftsräumen, aber man konnte was draus machen, auch wenn er etwas muffig roch und dringend einen Großputz nötig hatte. Hinter mir hörte ich Blake seufzen.

»Fiona, mal im Ernst. Was Besseres hast du nicht gefunden?«

Verärgert schaute sie zu ihm hinüber.

»Wir – Erica und ich – haben uns über ihr Budget unterhalten, und für die Lage und Größe ist das ein faires Angebot. Klar, man muss ein bisschen Zeit und Arbeit reinstecken, aber du musst zugeben, dass der Laden Potenzial hat.«

Während ich mich aufmerksam umblickte, malte ich mir die unzähligen Möglichkeiten aus. Ich hatte so viel damit zu tun gehabt, die Firma aus meiner Wohnung heraus am Laufen zu halten und zugleich Personal aufzutreiben, dass sich bei mir noch gar keine Freude über diesen Umzug hatte einstellen können. Aber das hier würde richtig Spaß machen.

»Der Dielenboden ist ein Traum.«

»Der ist pottdreckig.« Blake rieb mit der Schuhsohle über den Boden und hinterließ eine schwache Spur im Staub.

»Hab ein bisschen Fantasie, Blake. Hier muss man nur mal ordentlich sauber machen, und mit ein paar Verbesserungen könnte man hier definitiv ein cooles Designstudio-Feeling erschaffen.«

»Exakt. Unverputzter Backstein wird nie unmodern«, fügte Fiona hinzu.

»Ziemlich alt.« Blake rümpfte die Nase.

Lachend klopfte ich ihm auf die Schulter. »Zeig mir ein Gebäude in Boston, das nicht alt ist.«

Natürlich war dieses Büro etwas völlig anderes als die hochmodern renovierten Geschäftsräume der Landon Group, aber ich hatte bescheidene und realistische Erwartungen. In seinem derzeitigen Zustand ließen die Räume einiges zu wünschen übrig, aber mit ein bisschen Muskelschmalz und ein paar Ergänzungen konnte man etwas daraus machen.

Vor den großen Fenstern zur Straße hinaus blieben wir stehen. Mich durchrieselte ein leiser Schauer freudiger Erregung. Dem Unternehmen eine eigene Adresse zu geben wäre ein Meilenstein und würde alles, was wir bisher erreicht hatten, gleich viel realer erscheinen lassen.

Ich wandte mich zu Fiona, um ihre Reaktion einzuschätzen. »Ich glaube, mir gefällt’s. Was meinst du?«

Mit geschürzten Lippen blickte Fiona sich um. »Der Preis ist fair, und die Mietdauer lässt dir die Möglichkeit offen, weiter zu wachsen. Alles in allem würde ich sagen, das ist eine sichere Bank. Kannst du dich denn hier sehen?«

»Kann ich.« Ich lächelte und spürte mein Vertrauen in Fionas Fähigkeiten als Maklerin wieder wachsen. Letzten Endes brauchten wir einen wohnlichen, bezahlbaren Arbeitsplatz für die neuen Teammitglieder von Clozpin, dem Fashion-Netzwerk, das ich über die letzten zwölf Monate aufgebaut hatte.

»Lass mich noch ein paar Anrufe machen und sehen, ob ich den Preis noch etwas drücken kann. Denn in einem hat Blake recht – es ist wirklich ziemlich dreckig hier. Und wenn du vorhast, zu renovieren, können wir noch etwas feilschen.« Fiona zückte ihr Handy und verschwand auf den Flur, sodass Blake und ich wieder allein waren.

»Du hast mich gar nicht gefragt, wie ich es finde«, bemerkte Blake mit einem schiefen Grinsen.

»Das liegt daran, dass ich schon weiß, wie du es findest.«

»Bei mir könntest du die doppelte Quadratmeterzahl kriegen und müsstest nicht mal das Gebäude verlassen, um mich zu besuchen. Außerdem würde ich dir den Freundinnentarif machen, der – wie du sicher schnell feststellen wirst – in dieser Gegend seinesgleichen sucht.«

Und wieder kam er mir ungebeten zu Hilfe. Daran würde sich wohl nie was ändern. Sicher, er war kontrollsüchtig, zwanghaft und teuflisch hartnäckig, aber letztendlich war er auch unheimlich fürsorglich. Wann immer die Menschen, die ihm etwas bedeuteten, auf Probleme stießen oder es ihnen an etwas mangelte, eilte er zur Rettung herbei. Und scheute dabei keine Kosten und Mühen.

»Ich weiß das Angebot zu schätzen. Wirklich. Aber Unabhängigkeit hat nun mal keinen Preis, Blake.« Diese Unterhaltung hatten wir schon öfter geführt, und ich würde nicht von meinem Standpunkt abweichen. Er würde darauf vertrauen müssen, dass ich es schon allein hinbekäme. Vertrauen beruhte auf Gegenseitigkeit.

»Du kannst doch auch unabhängig bleiben. Das halten wir alles schriftlich fest.«

»Nach meiner Erfahrung dient eine schriftliche Vereinbarung nur dazu, mich für einen Minimalzeitraum von deinen nicht unerheblichen Mitteln abhängig zu machen.« Einen Jahresmietvertrag für meine Wohnung hatte er mir schon abgeluchst, von meinen Mietschecks allerdings noch keinen einzigen eingelöst.

»Nennen wir es eine Mietpreisbremse. Du könntest dir den Freundinnentarif für, sagen wir, zwanzig Jahre sichern, und dann verhandeln wir weiter.« Er schloss mich in seine Arme und drückte mich fest an seine Brust, bis seine Lippen nur Zentimeter von meinen entfernt waren.

Mein Herz hämmerte. Das hier ging weit über unser übliches Geplänkel hinaus. Wir waren erst seit ein paar Wochen zusammen und er dachte bereits so langfristig? Unwillkürlich öffnete ich leicht die Lippen, als mir das Atmen schwer wurde. Blakes Worte und seine Nähe stellten meine Welt auf den Kopf, immer und immer wieder. Noch nie hatte jemand eine solche Wirkung auf mich gehabt, und langsam lernte ich, die Achterbahnfahrt zu genießen.

»Netter Versuch«, flüsterte ich.

Grollend verschloss er meinen Mund mit seinem und neckte mich mit winzigen Zungenschlägen, drängend und zärtlich zugleich.

»Du machst mich wahnsinnig, Erica.«

»Oh?«, hauchte ich und versuchte, nicht zu stöhnen, als die Luft aus meinen Lungen wich.

»Ja, auf jede erdenkliche Weise. Lass uns hier verschwinden. Den Papierkram kann Fiona auch allein erledigen, wenn du dieses Loch unbedingt mieten willst.«

Er packte mich bei der Hüfte und brachte mich zwischen seinen gestählten Körper und die Wand hinter mir. Ich wusste nicht, warum, aber ich fand es verdammt heiß, wenn er mich gegen harte Flächen drückte. Hilflos ließ ich die Hände in sein Haar gleiten und erwiderte den Kuss, während ich mich in seinen Armen vergaß. Wie viel Uhr war es? Wo musste ich nachher noch hin? In Gedanken ging ich alles durch, was mich daran hindern könnte, Blake und mir möglichst bald die Kleider vom Leib zu reißen. Sein Bein glitt zwischen meine Oberschenkel und übte das perfekte Maß an Druck aus, sodass die Naht meiner Jeans mich genau an der richtigen Stelle massierte.

»Oh Gott.«

»Ich schwöre, gäbe es hier auch nur einen einzigen sauberen Fleck, würde ich dich auf der Stelle darauf vögeln.«

Ich kicherte. »Du unanständiger Mann.«

Seine Augen verdunkelten sich. »Du hast ja keine Ahnung.«

»Ähem.«

Am Türrahmen lehnte Fiona und machte große Augen.

Blake löste sich abrupt von mir, und ich blieb schwindlig und benommen zurück. Zum allerersten Mal erlebte ich, wie er rot wurde. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, anscheinend peinlich berührt, dass seine kleine Schwester ihn beim Fummeln erwischt hatte.

»Wenn ihr zwei dann fertig seid … Ich hab den Preis noch um zweihundert Dollar drücken können. Bist du so weit, dich zu entscheiden, oder willst du noch ein paar andere Immobilien in anderen Stadtteilen sehen?«

Ich straffte die Schultern, wandte mich von Blake ab und ging zu ihr. Je weiter ich von Blake entfernt war, desto klarer konnte ich denken, das wusste ich.

»Die Entscheidung ist gefallen. Tun wir’s.«

»Bist du neu in der Gegend?«, riss mich die vollbusige Rothaarige, die mir zwei dampfende Crème-brûlée-Lattes servierte, aus meinen Gedanken. Ich hatte wieder einmal mit an Besessenheit grenzender Sorgfalt meine E-Mails überprüft.

»Gewissermaßen schon. Ich habe im Obergeschoss ein Büro angemietet.«

»Cool. Ich bin schon ein paar Jahre hier. Das Café hab ich mit meinen Eltern eröffnet, aber die sind jetzt in Rente.«

»Wow, gratuliere. Ich wusste gar nicht, dass du die Eigentümerin bist.« Ich hatte sie schon ein paarmal gesehen, als ich die Nachbarschaft erkundet und meinen neuen Arbeitsweg erprobt hatte, weil ich es kaum erwarten konnte, das Büro zu beziehen. Und dabei lockten mich die betörenden Düfte aus dem Mocha regelmäßig in den Laden.

»Das geht den meisten so. Die sind dann ziemlich überrascht, wenn sie mit meinem Vorgesetzten sprechen wollen und immer noch mich vor der Nase haben.«

Gemeinsam lachten wir, und ich hielt ihr die Hand hin. »Ich bin Erica.«

»Simone. Die gehen aufs Haus.«

»Wow, vielen lieben Dank!«

»Kein Ding.« Sie schlenderte zurück zur Theke. Auf ihre Kurven war selbst ich neidisch. Simone hatte so eine gewisse Präsenz, und ihr Latte war erste Sahne – sie war kein Mensch, den man so einfach wieder vergaß. Auch die anderen Gäste folgten ihr mit den Blicken, bis sie hinter ihrer Theke verschwunden war.

Im selben Moment kam Liz zur Tür herein und entdeckte mich an meinem Tisch.

»Wow, du bist ja unfassbar braun geworden«, bemerkte ich und bewunderte Liz’ Fähigkeit, mit vermutlich äußerst geringem Aufwand auszusehen wie ein Katalogmodel. Ihr perfekt frisierter blonder Bob wirkte noch heller als bei unserer letzten Begegnung. Ich hatte mir die Haare zu einem unordentlichen Dutt hochgebunden und trug meine heiß geliebte, überall zerrissene blaue Jeans zu einem gebatikten Tanktop. Das passende Outfit, um das Büro zu putzen, bevor die Möbel kamen.

»Danke! Barcelona war der Hammer. Da musst du unbedingt auch mal hin. Meine Eltern hatten eine Villa angemietet, und im Grunde hab ich die komplette Zeit am Strand verbracht. Die pure Glückseligkeit.«

»Klingt echt toll.«

»Und, was hast du so getrieben?« Sie nippte an ihrem Latte.

»Ich hab die Finanzierung für meine Firma bekommen, also habe ich mir ein Büro gesucht. Das wird gerade renoviert, und gleichzeitig bin ich auf Mitarbeitersuche.«

»Donnerwetter, herzlichen Glückwunsch!«

»Danke.«

»Was suchst du denn noch für Leute?«

»Zwei neue Programmierer haben wir schon, aber ein Marketingleiter ist echt schwer zu finden. Umgehauen hat mich bisher niemand, aber ich brauche dringend jemanden. Den Hut kann ich mir nicht auch noch aufsetzen, bei allem, was sonst noch los ist.«

»Oh mein Gott, ich kenne die perfekte Frau für dich.« Strahlend klatschte sie in die Hände und begann, in ihrer Handtasche zu wühlen.

»Ja?«

»Meine Freundin Risa. Die letzten Sommer über hat sie für eine Marketingagentur gearbeitet. Nachdem sie mit uns zusammen ihren Abschluss gemacht hat, sucht sie jetzt einen Job. Sie ist verrückt nach Mode. Du würdest sie lieben.«

Ich hob die Augenbrauen. Es war nicht so, als würde ich Mode besonders lieben. Sicher, ich betrieb ein soziales Netzwerk zu dem Thema, aber das war rein geschäftlich. Der übertriebene Modefimmel war Allis Ding, aber da es Alli war, für die ich einen Ersatz suchte, lohnte es sich vielleicht, mal mit diesem Mädchen zu sprechen.

»Ich suche nach einem Ersatz für meine Geschäftspartnerin, die für ihren neuen Job nach New York gezogen ist. Sie müsste also bereit sein, eine Menge Verantwortung zu übernehmen, und zwar für ein mageres Einstiegsgehalt. Nicht unbedingt jedermanns Traumjob.«

Offenbar unverdrossen schüttelte Liz den Kopf. »Ach was, das klingt sogar perfekt. Du solltest mal mit ihr sprechen. Kann natürlich sein, dass ich mich irre und sie was anderes sucht, aber es kann ja nicht schaden, wenn ihr euch mal kennenlernt. Man kann nie wissen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Okay, aber ich kann nichts versprechen, ja?«

»Ja, klar. Sie ist eine Freundin, aber so eng sind wir nun auch nicht miteinander. Also nichts für ungut, falls es nicht passt.«

»Okay, cool.«

Ich wartete ab, während sie mir die Kontaktdaten ihrer Freundin aufs Handy schickte, und überlegte derweil, was ich noch alles erledigen musste, bevor wir einziehen konnten.

»Ich bin wirklich froh, dass wir uns wiedergetroffen haben, Erica.« Mit einem reizenden Lächeln holte Liz mich zurück in die Gegenwart.

»Ich auch.«

»Während ich weg war, habe ich viel über das nachgedacht, was du gesagt hast.« Ihre Miene veränderte sich, wurde weicher. »Ich hätte damals mehr Verständnis zeigen sollen. Ich war überfordert, deshalb hab ich wahrscheinlich nicht so reagiert, wie ich hätte reagieren sollen. Es tut mir leid, dass ich dir da nicht durchhelfen konnte, aber wenn es nicht zu spät ist, würde ich dir jetzt gern eine bessere Freundin sein.« Je länger sie sprach, desto mehr senkte sie die Stimme, obwohl die zahlreichen anderen Gäste in ihre eigenen Gespräche vertieft waren.

»Ist es nicht. Mach dir deswegen keine Gedanken.«

Mit einer Handbewegung wischte ich ihre Entschuldigung beiseite und damit auch all die Gefühle, die wieder in mir hochkamen. Einer der Gründe, warum wir uns auseinandergelebt hatten, war die ständige Erinnerung an diese furchtbare Zeit in meinem Leben gewesen. Ich war gern bereit, unserer Freundschaft eine zweite Chance zu geben, aber ich hoffte sehr, dass nun nicht bei jedem Treffen alles wieder in mir hochkam.

»Das ist doch alles schon ewig her, Liz. Ich hab mein Leben weitergelebt und kein Interesse daran, mich damit noch groß zu beschäftigen. Im Augenblick habe ich wirklich genug andere Sachen im Kopf.«

»Stimmt.« Sie nickte. »Keinen Schimmer, wie du das schaffst. Ich könnte mir nicht im Ansatz vorstellen, ein Unternehmen zu leiten. Ich wüsste nicht mal, wo ich anfangen sollte.«

»Es ist definitiv ein Lernprozess, aber das kann man wohl von allem sagen. Wie läuft es in deinem neuen Job?« Mittlerweile musste sie ihre Stelle bei einer der großen Investmentfirmen in der Stadt angetreten haben.

»Richtig toll, bloß dass ich im Augenblick in der Tabellenhölle festsitze. Aber ich lerne eine Menge und versuche, das alles zu durchschauen. Ich glaube, es gefällt mir. Außerdem arbeiten da massenhaft heiße Typen. Riesenbonus.«

Lachend erinnerte ich mich daran, wie verrückt sie schon in unserem ersten Studienjahr, als wir uns ein Wohnheimzimmer geteilt hatten, nach Jungs gewesen war. Wahrscheinlich war das sogar der Grund gewesen, dass wir an diesem gewissen Abend in dem Verbindungshaus abseits des Campus gelandet waren. Ich schüttelte den Kopf und schob jegliche Gedanken an diese schreckliche Nacht mit Mark von mir weg.

Mittlerweile kannte ich die Identität meines Vergewaltigers und war erst recht entschlossen, mich nicht von der Erfahrung beherrschen zu lassen. Ich war stärker als der Schmerz, den er mir zugefügt hatte, und ich war zu weit gekommen, um noch die Unschuld zu beweinen, die er mir geraubt hatte.

»Bei Gelegenheit würde ich echt gern mal euer neues Büro sehen«, redete Liz weiter.

»Klar, komm doch vorbei, sobald alles eingerichtet ist. Wo wir gerade dabei sind, ich sollte mich besser mal auf den Weg machen. Morgen kommen die Möbel, und ich muss noch putzen.«

»Kein Problem. War echt schön, dich zu sehen.«

»Geht mir auch so.« Lächelnd umarmte ich sie kurz.

Dann eilte ich nach oben in den ersten Stock. Seit meiner Entscheidung, diese Räume zu mieten, war ich nicht mehr hier gewesen. Ich platzte beinahe vor Vorfreude, alles nach meinen Vorstellungen zu gestalten, selbst wenn ich mir dazu ein bisschen die Finger schmutzig machen musste.

Vor der Tür blieb ich wie angewurzelt stehen. Das alte Holz war nicht wiederzuerkennen. Jetzt war es in einem matten Grau gestrichen, und in der Mitte des satinierten Fensterglases war das Logo meiner Firma klar gelassen. Ich drehte den Schlüssel in dem blitzenden Chromknauf und öffnete die Tür.

Wie neu schimmerte mir der Dielenboden entgegen, abgeschliffen und frisch versiegelt. Reich verzierte weiße Stuckleisten säumten die Fenster und den Übergang von den Wänden zur Decke. Mit einem neuen Deckenventilator und einem Schienensystem für die Beleuchtung war der Raum endgültig im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen.

Ich holte mein Telefon hervor und rief Fiona an.

»Hey, Erica.«

»Willst du mir vielleicht was beichten?«

»Was? Oh.«

»Ich dachte, das hätten wir hinter uns.« Mühsam rang ich um einen ruhigen Tonfall. Wann würde sie endlich lernen, Blake aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten?

»Erica, er ist mein großer Bruder. Was soll ich denn machen? Er wollte irgendwie helfen. Du weißt doch, wie er ist.«

Ja, ich wusste, wie er war – er machte es einem unmöglich, Nein zu sagen. Vor allem, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Ich wanderte durch den Raum und staunte, wie er sich seit meinem letzten Besuch verwandelt hatte. Besser hätte ich es mir nicht ausmalen können. Nun blieb mir nur noch, einen Stellplan für die Möbel auszuarbeiten. Den Rest hatte Blake erledigt. Verflucht noch mal.

»Tja, es sieht fantastisch aus. Einfach perfekt.«

»Ich weiß. Ich hab mal kurz reingeschaut, bevor ich dir die Schlüssel gegeben hab. Das hat er echt toll gemacht. Genau, wie ich es mir vorgestellt hatte.« Offensichtlich war ihre Vorsicht angesichts meiner Reaktion der Begeisterung gewichen.

Seufzend wippte ich mit dem Fuß auf dem Boden. Verflucht, jetzt spürte ich die freudige Erregung auch.

»Also gut, aber ich bin immer noch sauer auf dich«, behauptete ich nicht ansatzweise überzeugend.

»Ich lad dich demnächst mal auf ’nen Drink ein, dann vergisst du das ganz schnell.«

»Normalerweise brauche ich ein paar Drinks, bevor ich Sachen vergesse.«

Sie lachte. »Da erhebe ich keine Einwände. Na ja, viel Spaß in deinem neuen Büro jedenfalls. Glückwunsch.«

»Danke, bis bald.« Ich ließ meine Tasche – voller obsolet gewordener Putzutensilien – zu Boden fallen. Im Schneidersitz ließ ich mich in der Mitte des Raums nieder, um mich staunend umzusehen. Jeder kleine Schritt, den wir über die letzten Wochen mit dem Unternehmen getan hatten, war mir überwältigend erschienen, aber Blake gelang es immer wieder, noch eine Schippe draufzulegen.

In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Blakes große Gestalt erschien. In den Händen hielt er eine Flasche Champagner, eine Decke und eine braune Papiertüte. Um seine Lippen spielte ein wissendes Lächeln.

»Wie geht’s meiner Lieblingschefin?«

»Kann nicht klagen«, antwortete ich ausdruckslos und schaute zu ihm auf, wie er da beeindruckend breit und muskulös über mir aufragte.

Er breitete die Decke aus, setzte sich und klopfte einladend auf den Platz neben sich.

»Was ist das alles?«

»Ich dachte, wir feiern dein neues Büro mit einem Picknick.«

Grinsend löste er den Korken aus der Champagnerflasche und schenkte zwei Gläser voll, die er aus der Papiertüte hervorgezaubert hatte.

Unsere Blicke trafen sich. Offenbar versuchte er, meine Stimmung abzuschätzen. Er musterte mich, als wolle er einschätzen, in welcher Stimmung ich war.

»Bist du sauer?«

»Vielleicht«, log ich. Zum Glück hatte er so wunderbare Arbeit geleistet, dass ich ihm und seiner Komplizin längst verziehen hatte.

Er hob die Augenbrauen, als wartete er auf eine Reaktion. Für einen kurzen Moment verlor ich mich in seinem Blick. Diese herrlichen grün-braunen Augen unter langen, dichten Wimpern beherrschten sein Gesicht, das mir mit alarmierender Regelmäßigkeit den Atem raubte. Der scharf geschnittene Kiefer. Die leicht gebräunte Haut und die vollen Lippen, die mir die schrecklichen, wundervollen Dinge in Erinnerung riefen, die er damit anstellen konnte. Ich hätte ihn stundenlang anstarren können. Ich war wie besessen, in mehr als einer Hinsicht. Noch nie hatte ich mich so begehrt gefühlt, nie hatte ich eine ähnliche Faszination für einen anderen Menschen empfunden.

Ich seufzte und hoffte, dass er mir meine hoffnungslose Verliebtheit nicht ansah. »Du bist wahnsinnig. Aber ich akzeptiere das.«

»Braves Mädchen.« Sichtlich entspannter warf er mir ein strahlendes Lächeln zu.

Um ihm näher zu sein, kam ich seiner Einladung von eben nach und setzte mich zu ihm auf die Decke. Ich nahm den Champagner entgegen, den er mir reichte, und nippte daran.

»Gefällt’s dir?«

»Ich liebe es.« Ungeachtet seiner anfänglichen Vorbehalte, hatte er sich wirklich Gedanken gemacht.

»Darauf hatte ich gehofft.«

»Woher der Sinneswandel?«

Er runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«

»Bei unserer Besichtigung hast du nur rumgemäkelt.«

»Natürlich wollte ich dich näher bei mir haben. Aber du wolltest dieses Büro. Du akzeptierst meinen ›Wahnsinn‹, wie du es bezeichnest, und ich eben deine Halsstarrigkeit.«

Einen Moment lang starrte ich ihn an. »Manche Leute würden das als Fortschritt bezeichnen.«

An seinem Lächeln glaubte ich abzulesen, dass so weit noch niemand mit ihm gekommen war. Explizit darüber gesprochen hatten wir nicht, aber Blake wirkte auf mich nicht wie jemand, der oft Kompromisse einging. Offen gesagt war das bei uns beiden nicht der Fall, aber irgendwie bekamen wir es hin. Die Grundrenovierung des Büros war absolut überzogen, aber dass er meine Entscheidung akzeptiert hatte, war ein Schritt in die richtige Richtung.

Ich nippte an dem gekühlten Prickelwasser. Es senkte sich Schweigen über den Raum. »Du darfst mir nicht alles abnehmen, verstehst du?«

Er hob die Augenbrauen. »Ach? Und wieso das nicht?«

»Ich muss meine eigenen Erfahrungen, meine eigenen Fehler machen. Ich will das selber schaffen. Sonst lebe ich in einer Fantasiewelt, in der du all meine Probleme für mich beseitigst, ohne dass ich je erfahre, was es wirklich bedeutet, ein Unternehmen zu leiten.«

Er atmete laut aus. »Also gut. Wie involviert soll ich sein?«

»Wie wär’s, wenn du wartest, bis ich dich um Hilfe bitte?«

Er schüttelte den Kopf. »Das tust du nie und nimmer.«

Auch wenn ich die Augen verdrehte – er hatte schon recht. Ich war stur wie ein Ochse und bat nur äußerst selten um Hilfe.

»Hey.« Er legte mir die Finger unters Kinn und drehte mein Gesicht zu sich. »Ich bin stolz auf dich.«

»Wofür? Dass ich dir vier Millionen Dollar aus dem Kreuz geleiert habe?«

Er lachte. »Wenn das alles Teil deines Masterplans war, dann bin ich sogar extrem stolz – denn das hab ich definitiv nicht kommen sehen.«

Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Ich hätte so ziemlich alles getan, um nicht sein Geld nehmen zu müssen, und das wusste er.

»Aber mal im Ernst, das ist ein großer Schritt. Ich will, dass du daran denkst, ab und zu auch mal den Moment zu genießen.«

Und genau das tat ich. In Blakes Gesellschaft war jeder Augenblick ein kleines bisschen schöner. Sehr viel schöner. Er verlieh allem eine gewisse Magie. Manchmal fragte ich mich, wie ich dieses öde Dasein, das ich Leben genannt hatte, ertragen hatte – bis er dahergekommen war und alles auf den Kopf gestellt hatte.

»Das tue ich, dank dir.« Ich lehnte mich vor und fand seine Lippen.

Zärtlich legte er mir die Hand an die Wange und zeichnete mit der Zungenspitze die Kontur meiner Lippen nach. Lockte mich, sie zu öffnen, und tauchte mit sanften Zungenschlägen in meinen Mund.

»Willst du gar nicht fragen, was in der Tüte ist?«

Ich löste mich ein kleines Stück von ihm, atemlos und leicht berauscht von seinem Geschmack und Geruch. Rein, rau und männlich, ganz er selbst. Wortlos wandte er sich um und packte den Inhalt der braunen Tüte aus. Auf der Decke erschienen eine Tupperdose mit Erdbeeren, eine weitere mit Schlagsahne und ein kleines Glas Gourmet-Schokoladensoße.

»Was hast du dir denn für ein Picknick vorgestellt?«

Er hob das Glas. »Diese unglaubliche Schokoladensoße träufeln sie unten auf ihre Lattes und das Gebäck. Eigentlich ist die wohl unverkäuflich, aber als ich höflich erklärt habe, dass ich sie von deinem nackten Körper lecken will, um das neue Büro einzuweihen, haben sie sich breitschlagen lassen.«

Kichernd versuchte ich, mir diese unwahrscheinliche Unterhaltung zwischen ihm und Simone vorzustellen. Als er den Deckel abschraubte und mir das Glas hinhielt, tauchte ich einen Finger in die Schokolade und schob ihn mir in den Mund. Die dekadente, göttliche Geschmacksexplosion wurde noch intensiver durch die Gewissheit, dass Blake in Kürze sein Versprechen wahr machen würde.

»Ich dachte, du wärst gegen Sex im Büro«, bemerkte ich.

»Das ist dein Büro. Da gelten andere Regeln.«

»Die du bereits aufstellst, wie ich sehe.« Erneut tauchte ich den Finger in die Schokoladensoße, aber bevor ich es damit zu meinem Mund schaffte, zog Blake ihn rasch an seinen und leckte anzüglich an meiner Fingerspitze.

»Zieh dein Top aus und leg dich hin.«

Lächelnd erhob ich mich langsam auf die Knie und zog mir das Tanktop über den Kopf. »Du bist aber heute herrisch.«

Er holte eine schwarze Seidenmaske aus der Tüte hervor und streifte sie mir über die Augen. »Das ist keine Laune, Baby. So bin ich. Du tätest gut daran, das nicht zu vergessen.«

Als ich seinen warmen Atem auf meinem Schlüsselbein spürte, hielt ich erwartungsvoll die Luft an und rechnete jede Sekunde mit seinem Mund auf meiner Haut, doch zu meiner Überraschung glitt stattdessen seine Hand an meinem Rücken aufwärts. Geschickt enthakte er meinen BH, dann hörte ich das Kleidungsstück ein paar Meter entfernt auf dem Boden landen. Barbusig und leicht fröstelnd in der kühlen Luft war ich mir meiner Verwundbarkeit in diesem Augenblick äußerst bewusst.

»Leg dich hin, und das will ich nicht noch mal wiederholen.«

Ich ließ den angehaltenen Atem entweichen. Die leise Schärfe in seinem Befehlston machte meine Knie weich. Kurz war ich versucht, mich gegen seine schlichte, aber dominante Aufforderung aufzulehnen, doch das Verlangen, ihn die Kontrolle über meinen Körper übernehmen zu lassen, wurde rasch stärker.

Also legte ich mich gehorsam auf den Rücken, die Hände flach auf der Decke. Gegenüber der Hitze, die unter meiner Haut prickelte, fühlte sich der Stoff kühl an. Blake knöpfte meine Jeans auf und zog sie mir ein Stück herunter, bis sie nur noch knapp über dem Schambein saß.

Mit geöffneten Lippen zog er heiße Küsse über meinen Bauch, bis ich nach Luft schnappte, mehr wollte. Gierig wölbte ich mich seiner Berührung entgegen, als er mit den Daumen über meine Hüftknochen strich.

»Ich liebe diese Stelle an dir«, murmelte er. »Eine unter vielen. Dein Körper … Erica, du bist so verdammt sexy.«

»Berühr mich.«

»Das habe ich vor, aber wir wollen nicht voreilig werden. Hör auf, so herumzuzappeln.«

»Das ist Folter«, wimmerte ich.

Er lachte leise. »Nicht im Ansatz.«

Damit ließ er von mir ab, und wieder wurde es kühl um mich herum. Wo war er, und was hatte er vor? Ich erschauderte, als der erste Tropfen in meinen Bauchnabel glitt. Langsam tröpfelte Blake eine Spur nach oben über meine Brust und umkreiste meine Nippel, die sich sofort aufrichteten.

»Magst du Erdbeeren?«

Ich lächelte, weil ich wusste, was jetzt kam. »Ja.«

»Gut. Mund auf.«

Das frische Aroma der Frucht mischte sich mit dem der Schokolade, als er meine Unterlippe mit einer Erdbeere anstupste. Ich öffnete den Mund, aber Blake zog sie wieder zurück. Ich streckte mich und schnappte danach, bis er mich endlich die Zähne hineinsenken ließ. Während ich genießerisch kaute, dachte ich darüber nach, wie ich auf diese Weise meine Obsession für Blake und meine Liebe zu gutem Essen verband. Seltsam, aber zu viel des Guten konnte es wohl nie geben.

Unerwartet drückte er einen Kuss auf meine Kehle und knabberte an meiner Haut. Dann wanderte er abwärts, zwischen meinen Brüsten hinunter. Dort verharrte er, wurde langsamer, und mit fester Zungenspitze umkreiste er eine Brustspitze nach der anderen. Dann wartete ich keuchend, bis er genüsslich meinen gesamten Oberkörper mit samtigen Zungenstrichen sauber geleckt hatte. Erst als er zufrieden war, schob er eine Hand in meine Jeans und umfasste mich unter dem mittlerweile durchnässten Höschen.

»Ich werde dich jetzt vögeln, Erica. Willst du das?«

Sein Atem auf meinen feuchten Brustwarzen verursachte mir Gänsehaut. Meine Haut stand förmlich unter Strom nach all den herrlichen Liebkosungen.

Als Antwort stöhnte ich laut, die Finger, um meine Beherrschung nicht zu verlieren, so fest in die Decke gekrallt, dass sie beinahe taub waren. Ich löste sie und schob die Hände in sein Haar. Weich glitten mir die seidigen Strähnen durch die Finger, während ich seinen Mund an meine Brust gedrückt hielt. Als er mich sanft biss, entfuhr mir ein erschrockener Ausruf.

Bestimmt ergriff er meine Handgelenke und platzierte sie über meinem Kopf. »Halt still!«

Wieder raschelte die Papiertüte, dann umwickelte er meine Handgelenke mit einem seidigen Stoff und zog den Knoten fest, dass ich mich unmöglich aus den Fesseln würde herauswinden können.

Nun zog er mir noch meine restlichen Kleider aus, dann hörte ich auch seine Sachen zu meinen Füßen fallen. Im nächsten Moment schob sein Körper sich über meinen.

Ich verdrehte die Handgelenke gegeneinander, doch vergeblich. Allein würde ich mich nicht befreien können. Als ich das begriff, schoss mein Puls abrupt in die Höhe, und Panik überkam mich. Zwar hatte er das schon öfter getan – mich hilflos gemacht, sodass ich ihn nicht berühren, mich nicht bewegen konnte, doch diesen Fesseln konnte ich mich nicht entwinden, sie gaben kein Stück nach. Zudem konnte ich ihn nicht sehen. Ich war hilflos und im Dunkeln. Eine kalte Angst kroch in mir empor, und statt Blake war da plötzlich mein Albtraum, meine finsterste Erinnerung.

»Blake.« Meiner Stimme war das wachsende Unbehagen anzuhören. Ich war mir nicht sicher, ob ich das hier schaffen würde.

Seine Hand lag auf meinem Herzen, während meine Brust sich schnell mit meinem hektischen Atem hob und senkte.

»Schhh, Baby! Ich bin bei dir«, murmelte er.

Er bedeckte mich mit der Wärme seines Körpers, dann drückte er seine Lippen auf meine, zärtlich und voller Liebe, und brachte all meine Ängste zum Schweigen. Er küsste meine Kinnlinie und glitt zu der empfindsamen Haut an meinem Hals hinab, bis kurz unter mein Ohr.

»Spürst du mich? Ich bin da, Baby. Ich werde immer da sein.«

Mit diesen Worten löste sich mein Körper unter ihm. Ich öffnete die unwillkürlich geballten Fäuste und fokussierte mich auf seine Berührungen. Niemand sonst fühlte sich so an. Niemand hatte mich je so berührt, wie er es tat – als würde er meinen Körper besser kennen als ich selbst.

Langsam ebbte die Panik ab und versiegte, als er mich aufs Neue mit sich vertraut machte. Seine Stimme holte mich zurück in die Gegenwart, in unseren gemeinsamen Augenblick.

»Ich war den ganzen Tag hart, weil ich mir vorgestellt habe, dich bald so vor mir zu haben. Hast du eine Ahnung, wie unmöglich es ist, so zu arbeiten? Beim Gedanken an deinen festen kleinen Körper, der bebend unter mir liegt und nur auf mich wartet?«

Zentimeter für Zentimeter erwachte meine Haut zum Leben, begann zu kribbeln, als er mich mit Händen und Mund zu der Seinen machte. Drängende Berührungen und heiße, feuchte Küsse. Seine dunkle Stimme erklärte mir alles, was er tat, was er vorhatte. Mit kreisenden Bewegungen hob ich ihm das Becken entgegen, als er die Finger durch meine nasse Spalte gleiten ließ, in mich hinein, um mir zu zeigen, was noch kommen würde.

All mein Sein war auf diese Berührung konzentriert. Keuchend fragte ich mich flüchtig, wie lange ich so noch durchhalten würde. Gott, der Mann liebte es, mich zu foltern.

»Alles in Ordnung?« Sanft umkreiste er meine Handgelenke und streifte federleicht über die empfindsame Haut an der Innenseite meiner Unterarme.

Mit Mühe tauchte ich aus meinem Verlangen empor, um über seine Frage nachzudenken. Die Panik war längst verschwunden, ich konnte nur noch daran denken, dass ich ihn gleich in mir spüren würde.

»Mehr als das. Hör nicht auf!«

Er spreizte meine Beine um seinen Körper und positionierte sich an meinem Eingang, um sich dann nach und nach, quälend langsam, in mich hineinzuschieben. Mit angehaltenem Atem wartete ich, bis er ganz in mir war, mich voll ausdehnte. Er küsste mich so tief, dass ich den nächsten Atemzug aus seiner Lunge sog, als er sanft das Becken wiegte, und rief mir damit ins Gedächtnis, dass er in jeglicher Hinsicht von mir Besitz ergreifen konnte. Stöhnend spürte ich ein Feuer durch meine Adern strömen, das mich bis in die Zehenspitzen wärmte, während ich mich auf die einzige mir mögliche Weise an ihn klammerte, indem ich die Knöchel hinter seinen Oberschenkeln verschränkte und ihn an mich drückte. Das Bedürfnis, ihn zu spüren, wie er sich in mir bewegte, war beinahe stärker, als ich es ertragen konnte.

Er schob einen Arm um meine Taille und breitete die Hand über mein Steißbein, als Schutz vor dem harten Boden, während seine Stöße kräftiger wurden. Keuchend spürte ich Erleichterung und Ekstase durch meinen Leib fluten.

Wiegend glitt er wieder und wieder in mich, fand einen stetigen Rhythmus. Unter Küssen raunte er mir ins Ohr: »Ich liebe dich, Baby. So in dir zu sein … Deine Lust zu kontrollieren … Das brauche ich.«

Er flüsterte mir zu, was er mit mir anstellen wollte, wie sich jeder Augenblick in mir für ihn anfühlte, redete ununterbrochen auf mich ein, sodass ich keine Sekunde vergaß, wer mich hier liebte.

»Blake, oh Gott …« Es gab nichts mehr außer seiner Stimme und seinem Schwanz, der unablässig in mich drang. Keinerlei Ablenkung, nur sein Körper, der ungestüm und drängend von meinem Besitz ergriff. Meine Unterlippe begann zu beben, als die Spannung in mir sich immer weiter aufbaute.

»Genau so. Und jetzt wirst du laut und heftig kommen und mich den Nachbarn vorstellen.«

Mit einer Hand hielt er meine Hände fest, die andere fand meine Hüfte. Dann hob er mich ein Stück vom Boden an und rammte so tief in mich, dass er diese eine Stelle in mir traf, bei der mir in der Dunkelheit weiß vor Augen wurde.

Mit heiserer Stimme schrie ich seinen Namen. Farben explodierten hinter meinen Lidern, als mein Körper sich um seinen krampfte und das Beben mich bis ins Mark durchlief.

»Himmel, Erica … Verdammt, genau so!«

Ich krümmte die Zehen, als er uns mit den letzten paar Stößen gemeinsam in die Erlösung sandte. Dann packte er mich grob bei den Hüften und versenkte sich mit einem lauten Stöhnen ein letztes Mal in mir.

Schweißfeucht und fieberheiß sank er auf mir zusammen. Wieder wand ich die Handgelenke, wollte ihn berühren, ihn über die Nachbeben hinweg liebkosen. Geschickt löste er die Fesseln und gab mich frei. Blinzelnd spähte ich in das hereinströmende Sonnenlicht, als er mir auch die Augenbinde abnahm.

Blakes Miene war entspannt, aber in seinen Augen lag ein dunkler Ernst. Ehrfürchtig streichelte er mir das Gesicht und schob mir feine Haarsträhnen aus der Stirn, während wir nach Atem rangen.

»Deine Augen haben mir gefehlt. Wenn ich dich das nächste Mal liebe, will ich sie jede Sekunde sehen, bis zum Schluss. Ich will, dass du siehst, was du mit mir machst.«

2. KAPITEL

»Ich liebe Mode.«

Daran hegte ich keinerlei Zweifel. Mit ihrem eleganten schwarzen Designer-Wickelkleid und den High Heels, in denen ich mir die Beine gebrochen hätte, war Risa Corvi äußerst schick. Beinahe zu herausgeputzt. Zwar besaß sie nicht die mühelose Schönheit, die Alli ausmachte, aber alles saß an seinem Platz, von ihrem schulterlangen rabenschwarzen Haar bis zu den frisch lackierten French Nails.

Das Ganze wirkte ziemlich arbeitsaufwendig. Wahrscheinlich ließ sie sich auch so regelmäßig die Augenbrauen waxen, dass man die Uhr danach stellen konnte. In dieser Hinsicht hätte ich mir leider durchaus eine Scheibe von ihr abschneiden können. Ich überflog ihren Lebenslauf. Für eine Berufseinsteigerin hatte sie einige beeindruckende Referenzen vorzuweisen, aber mir war immer noch nicht ganz wohl dabei, die Freundin einer Freundin einzustellen.

»Das sehe ich. Erzähl doch mal ein bisschen was über die Kampagnen, an denen du mitgearbeitet hast.«

Risa holte eine riesige Präsentationsmappe hervor, in der alles nach Kampagnen geordnet abgelegt war. Jede Seite war perfekt ausgerichtet, und der Inhalt war ebenso glatt und professionell. Massen von Agenturbildern von Models mit aufgeklebtem Lächeln über ihre wahnsinnig glückverheißenden Altersvorsorgepakete. Der Ansatz war ausgelutscht und hatte wenig mit dem Selbstverständnis unserer Firma zu tun.

»Das sieht klasse aus, Risa. Aber um ehrlich zu sein, ist das alles ziemlich mainstreamig. Wir wollen zwar Mainstream sein, aber wir wollen auch ein gewisses Etwas für unsere Marke, die uns ein junges, exklusives, hippes Feeling verleiht.«

»Das verstehe ich absolut. Die hier sind sehr auf Nummer sicher produziert. Da war ich natürlich durch die Wünsche des Kunden eingeschränkt, aber für Clozpin könnte ich natürlich flexibler sein. Wir können avantgardistische Haute Couture machen und sie klar und elegant rüberbringen, weißt du, was ich meine? Schlicht, aber sexy.«

Was sie da von sich gab, klang vielversprechend, aber würde sie auch liefern können? Ich blätterte die Mappe bis zum Ende durch und musterte Risa einen Augenblick.

»Wie stehst du zu Networking und Vertrieb? Neue Accounts zu generieren ist vermutlich der wichtigste Arbeitsbereich in dieser Position. Du kannst Mode lieben, so viel du willst, aber du musst sie auch verkaufen können.«

»Sehe ich auch so, aber es ist wirklich schwer, etwas zu verkaufen, das man nicht liebt. Und wenn ich zum Netzwerken auch nach Feierabend auf Events gehen muss, dann ist das für mich völlig in Ordnung.«

Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und wägte ihre Worte ab. Sie war ehrgeizig, das war unbestreitbar. Über die vergangenen zwei Wochen war mir in sämtlichen Vorstellungsgesprächen niemand begegnet, der so viel Leidenschaft verströmte, wie sie es in den letzten fünf Minuten getan hatte.

Eine echte Arbeitskultur gab es bei uns noch nicht wirklich, deshalb hatte ich keine Ahnung, wie sie sich mit Sid und seiner neuen Truppe von IT-Leuten verstehen würde. Aber noch wichtiger: Wie würde sie sich mit mir vertragen? Die Uhr tickte, die Finanzierung war genehmigt, es wurde Zeit, unsere Pläne in die Tat umzusetzen. Ich musste eine Entscheidung treffen. Sie vom Fleck weg einzustellen mochte etwas überstürzt wirken, aber im Grunde war sie perfekt.

Sie holte tief Luft. »Hör mal, mir ist bewusst, dass das dein Baby ist, Erica. Ich glaube, wir werden toll zusammenarbeiten und ich kann von dir einiges lernen. Die Entscheidung liegt natürlich bei dir, aber ich würde wirklich liebend gern Teil deines Teams werden.«

Sie durchbohrte mich mit ihren dunkelblauen Augen – in Habtachtstellung für die nächste Frage.

»Das Gehalt ist für dich in Ordnung?«

»Absolut.« Sie winkte ab.

Ich klickte mit dem Kugelschreiber – versuchte, Zeit zu schinden, obwohl ich die Entscheidung längst getroffen hatte. »Also gut.«

»Also gut?«

»Ich bin einverstanden.«

Auf ihrem Gesicht erstrahlte ein breites Lächeln. »Ehrlich? Oh mein Gott, das wirst du nicht bereuen.«

Ich stand auf, und als sie mir die Hand gab, zitterten ihre Finger ein wenig. Wow, war sie so nervös?

»Montag kannst du anfangen. Den Papierkram erledigen wir, wenn du da bist.«

»Klasse. Vielen, vielen Dank!« Das Lächeln, das auf ihrem Gesicht klebte, würde wohl noch eine Weile dort bleiben, so viel war sicher.

Alli streckte sich auf der Decke neben mir aus, während ich den Enten im Teich Brotkrumen zuwarf. Der Stadtpark war nur ein paar Blocks von meiner Wohnung entfernt. An einem schönen, warmen Tag wie diesem war der Park voller Familien, Touristen und Menschen wie uns. Ich hatte mich früher aus dem Büro verabschiedet, um Alli abzuholen. Gemeinsam hatten wir beschlossen, dass ein bisschen Sonne ganz oben auf der Agenda für ihren verlängerten Wochenendbesuch stand.

»Ich hatte vergessen, wie sehr ich den Sommer hier liebe.« Eine verträumte Sehnsucht stand in ihren Augen, als wäre sie in Gedanken nicht nur hier, sondern auch noch an einem anderen Ort.

»Fehlt dir Boston schon?«

Alli stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich glaub schon. New York zieht einen irgendwie so in seinen Bann. Manchmal fällt es mir schwer, mir mein Leben außerhalb der Stadt vorzustellen, aber ich muss sagen, der Tapetenwechsel tut mir gut. Ich hab mal eine Pause gebraucht.«

Die vergangenen Wochen waren für uns beide eine Umstellung gewesen. Nach drei Jahren in einem gemeinsamen Wohnheimzimmer plötzlich über dreihundert Kilometer voneinander entfernt zu sein, hatte unsere Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Aber tief drinnen wusste ich, dass die räumliche Entfernung nicht erschüttern konnte, was uns verband.

»Das glaube ich. Hast du was von Heath gehört?«

»Er macht sich gut.«

»Ich dachte eigentlich, du würdest vielleicht ihn besuchen wollen – du weißt schon, statt hierherzukommen.« Natürlich war ich froh, dass sie sich anders entschieden hatte. Nachdem ich ihr von Blake und mir erzählt hatte und wie Mark scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, waren wir uns einig gewesen, dass wir uns persönlich sehen mussten.

»Freundschaft geht vor, Kleines.« Lächelnd pikste sie mich in die Rippen.

Ich rächte mich, indem ich mit ein paar Brotkrumen auf die perfekt zerzausten weichen braunen Locken zielte, die ihr über den Rücken fielen.

»Willst du ihn in L. A. besuchen?«

»Nein. Er braucht Zeit für sich, und ehrlich gesagt brauche ich auch eine Pause. Ich hab mir endlich eine eigene Wohnung gesucht, und der Umzug war seltsam befreiend. In seiner Wohnung hat es sich angefühlt, als würde ich Tag für Tag nur auf ihn warten. Jetzt beginne ich endlich mein Leben in New York, ohne dass sich alles um ihn und uns dreht.«

Ich nickte, denn ich wusste nur zu gut, wie wichtig Unabhängigkeit in einer frischen Beziehung sein konnte. Blake auf Abstand zu halten war ein ständiger Kampf gegen meine Sehnsucht nach der Sicherheit seiner überkontrollierten Welt. Blakes Welt war zwar sicher, aber mit der Realität hatte sie nicht immer etwas zu tun.

»Klingt nachvollziehbar. Wann kommt er aus dem Entzug zurück?«

»In einem Monat oder so. Ist noch nicht ganz sicher.«

»Und dann? Wollt ihr die Scherben aufsammeln und es noch mal miteinander versuchen?«

»Ich denke schon. Irgendwelche Versprechungen haben wir einander nicht gemacht, aber …« Sie legte sich wieder auf den Rücken und starrte in die Bäume über uns hinauf.

»Was ist?«

»Es ist bloß … er fehlt mir. Das ist alles.«

Ich schwieg, denn ich wollte sie weder in die eine noch in die andere Richtung beeinflussen. Sie hatte mit der Trennung zu kämpfen, aber ich war weiterhin nicht überzeugt, dass Heath gut für sie war. Auch wenn er Blakes kleiner Bruder war.

»Manchmal höre ich nur noch, wie die Leute uns verurteilen, sonst nichts.«

Ich wand mich innerlich und hoffte, sie hatte weder meine Miene noch meine Gedanken gelesen.

»So in der Art von: Warum zum Teufel verschwende ich meine Zeit mit so einem wie ihm? Meine Freunde – sogar du – glauben, er bedeutet Ärger. Und ich gebe zu, er hat Probleme. Aber ich kann uns nicht aufgeben. Er verdient eine zweite Chance.« Sie wischte eine Träne fort, bevor sie ihr über die Wange rollen konnte.

Stumm legte ich mich neben sie auf die Decke und wartete, während sie sich sammelte. Von Heaths Drogenproblem zu erfahren war ein Schock gewesen, aber die beiden waren hoffnungslos ineinander verliebt. So überglücklich hatte ich Alli noch nie gesehen, und Heath war der Grund. Ich hoffte, sie würde dasselbe für ihn tun können – dass es reichen würde, um ihn aus einer Abhängigkeit zu befreien, die jede Chance der beiden auf ein gemeinsames Glück ruinierte.

»Alli, du bist mir wichtig, und ich wünsche mir, dass du glücklich bist. Wenn ich manchmal ein bisschen wertend rüberkomme, dann nur, weil ich mir Sorgen um dein Wohlergehen mache – nicht, weil ich Heaths Wert als Mensch infrage stellen würde. Glaub mir, ich weiß sehr gut, dass kein Mensch und keine Beziehung perfekt ist. Er hat Probleme, aber da ist mit Sicherheit nicht jede Hoffnung verloren.«

Sie wandte den Kopf und zeigte mir ein mattes Lächeln. »Danke.«

»Wenn er seinen Kram auf die Reihe kriegt, könnt ihr das immer noch hinbekommen. Geh da einfach nur mit offenen Augen rein. Das ist alles, was ich mir wünsche.«

Sie lachte. »Ich versuch’s. Aber wenn’s um die Liebe geht, ist es anscheinend nicht so leicht, den Überblick zu behalten.«

»Vielleicht tut euch diese Pause gut. Er hat ja nun definitiv ein paar eigene Probleme aufzuarbeiten, aber so könnt ihr zwei euch auch ernsthafte Gedanken über eure Beziehung machen, ohne so tief in diese Intensität zwischen euch verwickelt zu sein.«

»Du hast recht. Ich merke jetzt schon, dass ich klarer denken kann, je mehr Zeit wir getrennt verbringen.« Sie holte tief Luft. »Aber egal, genug von mir und meinen Problemen. Wie steht’s mit dir und Blake? Treibt er dich immer noch in den Wahnsinn?«

»Du sagst es.«

»Auf gute oder schlechte Weise?«

»Beides, aber wir arbeiten dran.«

Sie grinste mir zu. »Ich glaube, in dir hat Blake seinen Meister gefunden, Erica.«

»Bitte?«

»Klar. Ich wette, du lässt dir von ihm nichts bieten. Mr Software-Milliardär weiß wahrscheinlich überhaupt nicht, wie er damit umgehen soll, wenn du ihm den Kopf geraderückst.«

Ich musste lachen. Und womöglich hatte sie recht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es viele Menschen gab, die Blake so herausforderten wie ich. Allerdings tat ich es auch aus reinem Selbsterhaltungstrieb, nicht zum Vergnügen. Trotzdem: Das ewige Tauziehen brachte uns um den Verstand. Größtenteils auf die gute Art.

»Bei ihm muss ich immer auf der Hut sein, und wahrscheinlich würde er dasselbe von mir sagen. Langweilig wird’s bei uns nie, so viel ist sicher.« Ich lächelte in mich hinein, als mein Herz beim Gedanken an ihn einen kleinen Hüpfer machte. Blake war voller Herausforderungen, ich wusste nie, was ich von ihm zu erwarten hatte. Trotzdem konnte ich nicht genug von ihm kriegen – von der Aufregung, dem Verhandeln und – wenn die Situation es verlangte – der süßen Kapitulation.

»Okay, bei dem Gesichtsausdruck wird mir gleich schlecht.«

Ich lachte. »Tut mir leid.«

»Muss es nicht. Ich bin bloß verbittert und einsam. Wie dem auch sei, bleib standhaft. Ich weiß, dass du das ohnehin bist, aber diese Landon-Jungs können verdammt überzeugend sein.«

Für einen Moment blickte sie ernst drein, dann lächelte sie, und wir brachen in schallendes Gelächter aus.

Manchmal, so wie heute, war es immer noch ein seltsames Gefühl, in dieses schöne Büro mit der diskreten Beleuchtung und den schlicht und elegant eingerichteten Arbeitsplätzen zu kommen. Sid saß neben zwei unserer neusten Teammitglieder. Ich stützte mich auf den Schreibtisch, um den sie sich geschart hatten. Für einen Moment hielten sie inne und blickten auf.

»Was gibt’s Neues, Jungs?«

Chris war etwa zehn Jahre älter als wir. Dies war nicht sein erster Job in einem Start-up, dadurch brachte er ein wenig Erfahrung mit, die den meisten von uns anderen fehlte. Er war ein massiger Mann mit feuerrotem Haar, das sich bis auf seine Schultern kringelte. Wenn man nach seinen Outfits der vergangenen Woche ging, schien er eine Vorliebe für Hawaiihemden zu haben.