Hausboot Smalltalk - Torsten Krone - E-Book

Hausboot Smalltalk E-Book

Torsten Krone

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Beschreibung

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, im Urlaub mit einem Hausboot entspannt über Kanäle, Flüsse und Seen zu schippern? Lesen Sie "Hausboot Smalltalk" und Sie werden auf jeden Fall den unwiderstehlichen Drang verspüren, ans nächste Gewässer zu laufen, ins nächste Boot zu steigen und "Leinen los!" zu rufen. Die aktuelle Ausgabe von 2020 wurde komplett überarbeitet und erweitert. Das Buch von Torsten Krone ist randvoll mit wertvollen Tipps, nützlichen Informationen, historischen Daten und unterhaltsamen Anekdoten rund um das Thema Hausbootfahren. Von der ersten Planung bis zur Rückgabe des Bootes am Ende des Urlaubs nimmt der Autor seine Leser an die Hand und vergisst dabei kein Detail. Ausführliche Exkurse zur Geschichte des Reisens, der Schifffahrt, des Bootsbaus, des Kanal- und Schleusenbaus, zu den Besonderheiten der betreffenden Urlaubsländer machen die Lektüre zu einer ebenso beschaulichen wie erbaulichen Lesereise. Mit "Hausboot Smalltalk" an Bord fühlen Sie sich als Skipper so sicher wie als Kapitän in der eigenen Badewanne. Und selbst als wasserscheue Landratte können Sie Ihre Gesprächspartner in geselliger Runde mit nautischem und geschichtlichem Spezialwissen verblüffen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 366

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Inhalt

V

ORWORT ZUR

A

USGABE 2020

Z

UR

E

INSTIMMUNG

Ein Hausbootfahrer aus …

Wieder festen Boden unter den Füßen

Schwer oder nicht schwer

Mehr Lust auf Bootsurlaub

Emotionale Entschleunigung

Das Leben auf dem Boot

Hausbootfahren mit Kindern

Der Ton macht die Musik

Vom Planen und Verplanen

Ein Wort zu den Kosten

R

EISENDE

, S

CHIFFE UND

H

AUSBOOTE – DAMALS UND HEUTE

Ein Ausflug in die Geschichte des Reisens

Ein wenig Bootgeschichte

Personentransport auf dem Wasser

Frachtkähne als Modell für Charterboote

Hausboote und Hausbootfahrer

Hausbootvermieter

Charteryacht oder Bungalowboot

Die Ausstattung der Hausboote

S

ICHERHEIT UND

E

XTRAS

Schönes Wetter, um Diesel zu verbrauchen

Sicherheit an Bord

Versicherungen

Weitere Extras buchen

A

US DER

G

ESCHICHTE DER

W

ASSERSTRASSEN

Die »großen« Wasserwege

Beispiele deutscher Kanalbaugeschichte

Old England und Frankreich

S

IE BESTIMMEN, WO ES HINGEHT

Streckenplanung

Wasserwanderkarten zum Anfassen

Mit Smartphone, Tablet und Notebook

D

ER RICHTIGE

K

URS

Navigation mit langer Geschichte

Schifffahrtszeichen

Tonnen als Fahrwasserbegrenzungen

Weitere Tonnen auf dem Wasser

Leuchten, Blinken und Hupen

Der Einfluss der fünf Kräfte

Vom Ablegen, Anlegen und Festmachen

Immer geradeaus und manchmal ausweichen

Bitte wenden!

Anker ab!

Von Treppen und Fahrstühlen im Wasser

Schleusen in der Hausbootpraxis

Schnell, schneller, zu schnell

D

IES UND

D

AS

Die richtige Kleidung

Vom Essen und Trinken

Nützliches und Spezielles

W

ERDEN

S

IE EINS MIT

I

HREM

B

OOT

Das Boot, ein unbekanntes Wesen

Die vier Seiten eines Bootes

Leinen

Maße des Bootes

Knoten

Bootsübernahme

Mit dem Boot zu Gast

H

AUSBOOTREVIERE IM

Ü

BERBLICK

Auf zu neuen Ufern

In deutschen Landen

Die Elde

Die Havel

Die Spree

Von Berlin zur Oder, eine lange Geschichte

Führerscheinfrei in Deutschland

Weitere Hausbootreviere in Deutschland

Der Blick über die Grenzen

Polen

Frankreich

Niederlande

Belgien

Italien

Spezielle Reviere

Großbritannien

Irland

A

NHANG

Auf zur Schulbank!

Hausbootmessen

Glossar

Weitere Bücher des Autors

Vorwort zur Ausgabe 2020

Fünf Jahre sind vergangen, seitdem die erste Auflage von Hausboot Smalltalk erschien. Ein Zeitraum, in dem sich viel getan hat: Auf dem Wasser, in den Marinas, bei der Bootstechnik, beim Klima und nicht zuletzt habe ich persönlich eine Menge neue Erfahrungen auf Hausboottouren machen können. Somit war es an der Zeit, das Buch zu überarbeiten und zu aktualisieren. Manche Informationen wurden gestrafft, dafür sind andere Themen erweitert worden. Vor allem die Kapitel zu den deutschen Hausbootrevieren und Führerscheinregelungen wurde umfangreich aktualisiert und ergänzt. Aber auch in den Abschnitten zur Ausstattung der Boote und für die Routenplanung, bei den Hausbootvermietern und der elektronischen Navigation gibt es Neuerungen sowie Ergänzungen. Zahlreiche neue Bilder geben Einblick in die Welt auf dem Wasser. Der »Smalltalk« zu den geschichtlichen Hintergründen und Entwicklungen bei der Schifffahrt und den Wasserstraßen soll Anregung zum Nachdenken sein, welchen oftmals mühevollen Weg die Menschen bis zu den heutigen Errungenschaften technischer Meisterleistungen im maritimen Bereich gehen mussten. Während die Hauptwasserstraßen für immer größere Schiffe und Tonnagen ausgebaut werden, reduziert sich der Frachtverkehr auf den kleineren Wasserwegen und die touristische Erschließung gibt den Flüssen, Seen und Kanälen eine neue Bestimmung. Erholung, Freizeitspaß und ein leichter Zugang zum Wasser für Bevölkerungsschichten, die sonst nicht mit dem Wasser in Verbindung stehen, rücken in den Vordergrund. An den Ufern verschmelzen Land- und Wassertourismus zu einem einheitlichen Angebot für die Gäste und verführen manchen Mieter einer Landunterkunft dazu, eigene Erfahrungen auf dem Wasser zu machen.

Zunehmend spielen auch der ökologische Gedanke und die Nachhaltigkeit eine Rolle. Die Wasserqualität in den Gewässern wird immer besser und ist in den nordostdeutschen Hausbootrevieren hervorragend. Moderne Bootstechnik mit Abwassertanks sind Pflicht, Motoren werden sparsamer und sind weniger belastend für Wasser und Luft. Die ersten vollelektrisch angetriebenen Hausboote sind in ausgewählten Revieren unterwegs. Die trockenen Sommer der Jahre 2018 und 2019 mit den Folgen von teilweise extremen Niedrigwasser in den Flüssen haben insgesamt zu einem Umdenken geführt, dass die Wasserressourcen endlich sind und einen schonenden Umgang damit erfordern. Viele Informationen zu diesem Themenkreis wurden in der neuen Auflage aufgenommen.

Geblieben ist natürlich die Faszination für das Hausbootfahren und der Humor, manche Erläuterungen aus dem Blickwinkel eines unbekümmerten und allseits interessierten Entdeckers und Abenteurers zu betrachten. Geblieben ist auch der menschliche und emotionale Teil, der die reinen Fakten umrahmt. Schließlich waren und sind es Menschen, die persönliche Erfahrungen erleben, Herausforderungen meistern und einfach eine gute Zeit auf dem Wasser haben wollen. Damit dies ohne Probleme oder unliebsame Überraschungen möglich ist, soll Sie die aktuelle Ausgabe optimal informieren und vorbereiten.

Zur Einstimmung

Ein Hausbootfahrer aus …

Mit dem Schritt vom Steg auf ein eigenes oder gemietetes Boot überschreiten Sie eine Grenze zwischen zwei Welten. Ab diesem Moment gehören Sie dem Wasser, Sie sehen eine veränderte Landschaft, spüren die Bewegungen des Untergrundes, hören ungewohnte Geräusche und atmen eine andere Luft. Bei den meisten Menschen wird dieser kleine Schritt mehr Abstand vom Alltag schaffen als ein langer Flug auf eine entfernte Sonneninsel irgendwo im weiten Ozean. Egal, ob Sie das erste Mal mit einem Hausboot reisen oder schon ein routinierter Skipper sind: Vor Ihnen liegen neue Erlebnisse und unbekannte Erfahrungen, die spannend sind, neugierig machen und die Probleme des Alltags auf dem Land zurücklassen.

Nachdem unsere Bekannten gehört hatten, dass wir häufig per Hausboot unterwegs waren, wurde ich immer öfter dazu befragt. Was ist das für ein Urlaub? Ist es schwer, ein solches Boot zu steuern? Was kostet das? Benötigt man eine »Fahrerlaubnis«? Wie lebt man auf so einem Boot und wie findet man den richtigen Weg auf dem Wasser? Dann erzähle ich gern darüber, denn das Erzählen bringt mich in Gedanken wieder auf die Seen und Kanäle zurück. Daraus ist die Idee entstanden, Erfahrungen und Erlebnisse niederzuschreiben und mehr über die Wasserwege, Boote sowie diese Form der Fortbewegung zu recherchieren. Inzwischen hat sich der Ratgeber zu einem Grundlagenbuch entwickelt und liegt nun in der überarbeiteten Auflage von 2020 vor.

Wie soll man vorgehen? Viele Bücher zum Hausbootfahren haben eine sachliche Gliederung und reihen Fakten, Ratschläge und Tipps aneinander. Eine solche Darstellung möchte ich nicht wählen, sondern Ihnen von den Kanälen und Hausbooten erzählen, über Erlebnisse plaudern und von Dingen berichten, die mir und vielleicht auch Ihnen zum Thema Wasserwege und Boote in den Sinn kommen. Ich möchte Sie in diese Welt mitnehmen und wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre. Nehmen Sie sich Zeit, denn beim Hausbootfahren sind Sie wieder mit der Geschwindigkeit früherer Jahrhunderte unterwegs und haben die Momente für die Details und die Feinheiten links und rechts des Weges. Lassen Sie den einen oder anderen abschweifenden Gedanken zu. Die wissenschaftliche Erklärung, warum ein Boot überhaupt schwimmt, hat bereits Archimedes etwa 200 v. Chr. gefunden: Es ist das archimedische Prinzip, nach dem die Auftriebskraft eines Körpers genauso groß ist wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums. Welch ein Glück! Gäbe es das archimedische Prinzip nicht, wären die spannenden Erlebnisse auf dem Wasser nicht möglich.

Wo soll man anfangen? Im Grunde ist das egal. Irgendwann beginnen Sie eine solche Reise, erleben Abenteuer, machen vieles richtig und manches falsch, lernen eine Menge und müssen sich nach dem Ende der Tour wieder dem Alltag widmen. Es ist in der Regel ein Kreislauf. Wenn Sie eine gute Hausbootroute wählen, können Sie auch auf der Bootstour einen »Kreis« fahren, der Sie zum Ausgangspunkt zurückführt, ohne einen Weg doppelt anzusteuern. Eine Alternative ist eine »Einfachfahrt«, bei der Sie das Boot an einer anderen Vermieter-Basis abgeben, anstatt die komplette Strecke zurückzufahren. Das kostet teilweise einen kleinen Aufpreis, Sie sehen aber mehr Landschaft. Manche Seen sind so groß und haben so viel zu bieten, dass eine Runde entlang des Ufers eine Woche Urlaub füllen kann. Doch zurück zur Frage nach dem Anfang.

Ich möchte auf einem See beginnen – nicht in Deutschland, obwohl es in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg tolle Hausbootreviere gibt, sondern auf einem See in Irland. Sie erfahren später, wie Sie zu einem Hausboot in Irland oder in einem anderen Revier kommen; was Sie planen sollten; welche Bootstypen Sie chartern können; mit welchen Kosten Sie rechnen müssen und erhalten Antworten zu all den vielen Fragen, die sich vor Ihnen auftürmen, wenn Sie ein solches Abenteuer bisher nicht erlebt haben. Lassen Sie uns zunächst auf diesem See beginnen, den man »Lough Allen« nennt – so wie alle Seen in Irland »Lough« heißen. Er befindet sich unweit der nordirischen Grenze und liegt nur etwa 30 km von der Quelle des Shannon entfernt, der in den Culicagh Mountains in der Grafschaft Cavan entspringt. Die irische Insel ist so schön, dass der Fluss einen Weg von 370 km von Nord nach Süd quer durch das grüne Land nimmt, bevor er dann endlich in Limerick einen Mündungsarm in den Atlantik bildet. Ob die kleinen Gedichte, die Limericks, auf den Namen dieses Ortes zurückzuführen sind, ist nicht eindeutig erwiesen. Lustig sind sie dennoch. Den folgenden Fall wollen wir niemanden wünschen:

Ein Hausbootfahrer aus Döbbrick,

hatte den Shannon fest im Blick.

Er liebte auch das Guinness,

das beraubte ihn seines Sinnes,

und er lief auf Grund bei Limerick.

Heute wird es keinen Wind geben, denke ich, als wir auf diesem See vom Südende nach Norden fahren. Es ist einer dieser besonderen Tage, an dem Wetter, Landschaft und Stimmung eine harmonische Einheit bilden. Der ganze See ist reichlich 12 km lang und knapp 5 km breit. Er sieht auf der Karte ein wenig wie ein Sektkelch aus, der im Süden schmal und im Norden immer breiter wird. Es ist herrliches Wetter an diesem Tag im Sommer 2012. Die einzelnen weißen Wolken hängen, wie häufig in Irland, als riesige Wattehaufen tief am Himmel und spiegeln sich auf der blauen Wasserfläche. Wind ist kaum zu spüren. Fast ist es zu schade, mit dem Boot die Spiegelung auf dem Wasser zu durchfahren, aber die Wolken scheinen mitzuwandern, das Bild bleibt erhalten. Meine Frau hat an der Bugspitze des Bootes hinter der Reling einen Platz bezogen. Der Titanic-Film hat uns gelehrt: Hier ist das Bootsgefühl besonders intensiv, auch wenn wir die Titanic-Pose weglassen. Ich muss schließlich steuern. Das Motorengeräusch ist gedämpft, ein Luftzug durchkämmt leicht das Haar, und das bewaldete Ufer zieht langsam vorbei, während der Bug mit leichter Welle durch das Wasser pflügt. Die erwachsenen Kinder lümmeln auf dem Vordeck herum. So einen Tag muss man einfach genießen, weil solche großen Seen bei Wind recht ungemütlich werden können. Das Ziel ist der Anleger Cleighran More an der nordöstlichen Seite des Sees. Vom Landschaftsbild betört, tuckern wir in gebührendem Abstand am Seeufer entlang. Dort zieht eine Bucht nach der anderen vorbei, das nördliche Ende des Sees ist zu sehen, kommt aber nicht näher. »Wir müssten doch eigentlich bald da sein«, rufe ich fragend nach vorn. »Du schaust doch ständig in die Karten«, schallt es zurück. Ah ja, Hausbootfahren ist ein kommunikatives Teamerlebnis, bei dem sich die Akteure zu einer Gemeinschaft verbinden oder sich ungeahnte Abgründe zwischen ihnen öffnen. Manchmal sind diese selbstvergewissernden Fragen der letzte Strohhalm des verunsicherten Hausbootkapitäns. Dann geben solche Antworten dem Selbstbewusstseins den Todesstoß, aber nicht heute. Außerdem haben wir an Bord kein Verständigungsproblem, denn nach zahlreichen Hausbootfahrten agieren wir recht gut als Team. Laut Karte liegt der Anleger etwas versteckt hinter einer Landzunge, sodass er von Süden aus nicht zu sehen ist. Ein Tachometer gibt es nicht an Bord, nur einen Drehzahlmesser. Bei Vollspeed macht das Boot etwa 10 km/h. So schnell fahren wir an diesem schönen Tag natürlich nicht, denn wir wollen alles genießen, haben keine Eile. Der Anleger liegt schätzungsweise 8 bis 9 km den See hinauf, was sich aus der Karte ablesen lässt. Somit müssen wir reichlich eine Stunde fahren. Dumm nur, dass ich mir nicht gemerkt habe, wann wir in den See hineingefahren sind. Geschwindigkeit, gefahrene Zeit und tatsächliche Entfernung sind also eine Sache des Gefühls. Dass manchmal mit dem Gefühl etwas nicht stimmen kann, veranlasste schon Loriot zu dem lustigen Sketch, dass man Eier nicht nach Gefühl kochen sollte. Erschwerend kommt hinzu, dass ein See keine »Ecken« hat, auch wenn es auf der Karte so aussieht. Je mehr Sie sich der vermeintlichen Ecke nähern, umso »runder« wird diese. Die Abschätzung von Entfernungen ist für das ungeübte Auge wirklich ein Problem auf dem Wasser, obwohl Sie immer das Land sehen können. Meistens hat man das Gefühl, man müsste schon weiter sein. Die Sonne neigt sich bereits und wieder haben wir eine Bucht ohne erkennbaren Liegeplatz hinter uns gelassen. Ruhe bewahren zahlt sich aus. Nach der nächsten Landzunge liegt der Anleger groß und gut sichtbar am Ufer.

In diesen Zeiten wechselnder Gefühle denken Sie nicht an die Kosten des Urlaubs, an die Diskussionen, ob Sie diese Reise mit den Kindern unternehmen sollten und welche Extras bei der Buchung empfehlenswert sind. Die verschiedenen Möglichkeiten des Versicherungsschutzes sind unbedeutend, auch die langen Debatten, was alles mit muss und nicht mehr in den Koffer passt, sind unwichtig. In diesem Moment sind Sie eins mit sich, dem Boot, der Landschaft. Sie sind ausgefüllt mit den anstehenden Aufgaben und frei von sonstigen Problemen, weil diese einfach keinen Platz mehr finden.

Wieder festen Boden unter den Füßen

So schön es auf dem Wasser auch ist, irgendwann wollen Sie wieder an Land. Die Definition für das Anlegen ist simpel: Man verringere den Abstand des Bootes zu einer geeigneten Anlegestelle so lange, bis man gefahrlos von diesem an Land kommt, ohne dem Boot oder dem Anleger Schaden zuzufügen. Das klingt einfach und ist es auch an einem Tag wie dem eben beschriebenen. Auf einem See gibt es keine spürbare Strömung, Wind war nicht vorhanden. Beide Elemente sind die ärgsten Feinde des Hausbootfahrers. Dort oben am Lough Allen waren wir allein, hatten also freie Auswahl zum »Parken«. Es soll Frauen geben, die an jedem Parkplatz etwas auszusetzen haben. Mal ist er zu weit draußen am Anleger, mal zu dicht am Land; mal wäre es besser, längsseits anzulegen, weil man dann schön an der Seite das Boot verlassen kann. Und wenn es nur Boxen zum Anlegen gibt, dann aber bitte rückwärts, da es sich über das Heck bequemer aussteigen lässt als über den Bug. Bei Wind oder Strömung immer gegen die am stärksten wirkenden Kräfte anlegen, damit das Boot nicht unsanft an den Steg gedrückt wird! Und vor allem: alles ganz, ganz langsam. Zum Glück habe ich nicht so eine Frau.

Meine Gattin steht bereits mit der Leine in der Hand am Ausstieg. Allmählich nähert sich der Bug in spitzem Winkel dem Anlegesteg, kurz vorher noch das Ruder zur Wasserseite legen, das bringt das Heck längsseits. Schon liegt man perfekt am Steg und die Mannschaft kann das Festmachen übernehmen. Geht doch und keiner hat es gesehen! Das beruht bestimmt auf Murphys Gesetz, dass immer dann viele zuschauen, wenn das Manöver misslingt und mehrere Anläufe benötigt werden.

Jetzt bedarf es nur noch der richtigen Technik, mit den Leinen umzugehen, damit das Boot auch dort bleibt, wo Sie angelegt haben. Vielleicht kennen Sie den Loriot-Sketch, wo dieser in der Gaststätte versucht, eine Roulade vom Wickelfaden zu befreien. Natürlich ist dieser besonders lang und am Ende ist die Roulade befreit und Loriot völlig im Faden eingewickelt. So sollten die Leinen nicht befestigt werden. In den meisten Fällen reichen zwei Leinen aus, eine schräg nach vorn und eine schräg nach hinten. Am besten führen Sie die Leine um den Poller oder die Klampe an Land herum zurück aufs Boot und machen sie dort fest. Dadurch können Sie beim Ablegen von Bord agieren und müssen nicht noch einmal an Land. Poller sind kurze, pilzähnliche Metallkörper und Klampen kurze Pfähle mit seitlichen Streben, die fest an Land oder am Steg verankert sind. Die Leinen sollten natürlich unter der Reling hindurchgeführt werden, anstatt darüber. Dann sieht es auch nicht aus wie bei der Roulade.

Verweilen wir noch einen Moment an diesem See. Ganz allein genießen wir den Sonnenuntergang. Die Ostseite hat den Vorteil, dass die Sonne über dem See untergeht. Das Boot liegt so lange wie möglich in deren Schein und das Ufer wird in ein traumhaftes Abendrot getaucht. Bei schlechtem Wetter ist diese Seite eher ungünstig, da der vorherrschende Westwind ungebremst vom See auf den Anleger trifft, aber heute wollen wir davon nichts wissen. Für die Zubereitung des Abendessens finden sich deshalb schwer Freiwillige und es gibt nur ein schnelles Gericht aus der Bordküche, damit noch Zeit für einen kleinen Abendspaziergang bleibt. Wenn einmal die Bilder vom Hausbootfahren im Gedächtnis verblassen, und alles vergessen ist, dann werden es diese Tage am Lough Allen sein, die bis zuletzt bleiben. Ja, das ist »mein« persönliches Erlebnis, aber ich bin mir sicher, dass auch Sie Ihren besonderen Tag finden.

Ziehen wir ein kurzes Resümee. Dieser Ausschnitt aus einem knappen halben Tag Hausbooterlebnis deutet die schönen Dinge und kleinen Tücken des Bootfahrens an. Darüber hinaus finden Sie im Buch zahlreiche praktische und technische Hinweise: Wie gehen Sie die Manöver am besten an? Welche Verkehrsregeln müssen Sie beachten? Was für Boote gibt es? Wie geht es an Bord zu? Und vieles mehr. Für ein wenig Abwechslung sollen verschiedene geschichtliche Hintergründe und manchmal auch speziellere Informationen über Boote, Wasser und Kanäle sorgen. Damit sind Sie nicht nur für den Bootsurlaub, sondern zusätzlich für den Stammtisch oder das Gespräch mit anderen Hausbootfahrern und Wassersportlern gerüstet.

Anfahrt zum Lough Allen in Irland.

Bei schönem Wetter unbedingt eine Empfehlung.

An solchen Tagen muss man sich Zeit nehmen.

Planen Sie deshalb einen Tag Reserve pro Woche ein.

Der östliche Anleger Cleighran More.

Auch in der Hochsaison kann man hier ganz allein sein.

Die Ostseite ist bei schlechtem Wetter nicht optimal.

Dafür hat man Nachmittagssonne und schöne Sonnenuntergänge.

Schwer oder nicht schwer

Ist Hausbootfahren schwer? Das dürfte die meistgestellte Frage von Interessierten sein, die sich das Abenteuer noch nicht zugetraut haben. Da ich als Antwort kein eindeutiges Ja oder Nein geben kann, möchte ich die Antwort umschreiben.

Ein Hausbootfahrer aus Geschwand,

der hatte sein Boot bemannt.

Er legte ab, leider im Nebel,

bewegte alle Knöpfe und Hebel,

bevor er endgültig verschwand.

Das wollen wir natürlich nicht hoffen. Zunächst möchte ich auf die Erinnerungen von Heinz-Christian Wilkens, Sohn eines Binnenschiffers, zurückgreifen, die er in dem Buch »Bei Vadder an Bord«1 rückblickend auf seine Kindheit beschreibt. Nach dieser Schilderung hat er bereits mit 10 bis 12 Jahren den 67 m langen Frachter der Eltern allein gesteuert, wenn sein Vater für eine eventuelle Hilfe danebenstand. Es kam vor allem auf die Kraft an, das Steuerrad zu bedienen, das von hart Backbord nach hart Steuerbord 28 Umdrehungen benötigte. Mit 14 Jahren steuerte er das Schiff ohne Aufsicht über den Rhein. Es ist also keine Frage des Alters, sondern nur der Erfahrung und Übung. Ähnlich ist es beim Autofahren: Der Fahrschüler wird es als schwer empfinden, der routinierte Fahrer eher als leicht. Prinzipiell liegt der Vergleich zwischen dem Steuern eines Hausbootes und dem eines Autos nahe und könnte zu der Meinung verleiten, wer Auto fahren kann, kann auch Boot fahren. Dies ist leider ein Irrtum. Wenn Sie gern einmal mit einem »schweren Fuß« unterwegs sind, werden Sie beim Bootfahren damit Probleme bekommen. Hier müssen Sie grundlegend umdenken.

Wollen Sie einen praktischen und kostenfreien Vergleich zwischen dem Auto- und Hausbootfahren machen, dann fahren Sie zunächst mit einem nur leicht beladenen Einkaufswagen im Supermarkt durch die Reihen. Danach gehen Sie in den benachbarten Baumarkt, suchen sich einen Plattenwagen, der nur an den Hinterrädern lenkbar ist, beladen ihn mit mindestens 5 Sack Mörtel, legen noch einen Pack 3 m langer Bretter obendrauf und fahren erneut ein paar Runden durch den Markt. Nach diesem Test haben Sie einen gewissen Eindruck vom Unterschied.

Schauen wir auf die Fakten: Das Auto bleibt unter 5 m Länge, wiegt selten mehr als 2 t und hat einen Wert von einigen zehntausend Euro. Ein Hausboot ist etwa 10 bis maximal 15 m lang, hat ein Gewicht je nach Bauart zwischen 3 t und über 20 t und bei größeren Booten einen Wert von mehreren einhunderttausend Euro.

Das viel leichtere Auto hat heutzutage meistens mehr als 100 PS und kann mit weit über 100 km/ h bewegt werden. Ein Hausboot hat seltener über 100 PS bei maximal 10 km/h. Daraus ergibt sich der wesentliche Vorteil, dass, soweit mir bekannt, beim Hausbootfahren noch keine tödlichen Unfälle vorgekommen sind, im Straßenverkehr dagegen schon.

Damit Sie ein Auto überhaupt im öffentlichen Verkehrsraum bewegen dürfen, müssen Sie sich zunächst einer theoretischen Prüfung unterziehen, der normalerweise 14 Doppelstunden Theorie und fleißiges Lernen vorausgehen. Daran schließen sich zahlreiche Übungsfahrten sowie Pflichtstunden für die Sonderfahrten an, ehe Sie zur praktischen Prüfung schreiten können. Beim Hausboot reicht in Deutschland auf ausgewählten Gewässern ein Charterschein, der lediglich drei Stunden Wissensvermittlung und eine Bootsrunde im Hafenbecken vorschreibt. Sie erhalten damit einen Bootsführerschein für die Zeit des Urlaubs und das gewählte Revier. Um es gleich vorwegzunehmen, schreibt der Schein einige Einschränkungen vor. Das Boot darf nicht länger als 15 m sein, Sie dürfen nicht schneller als 12 km/h fahren und die Crew ist auf 12 Personen begrenzt. Weiterhin ist die Fahrt nur am Tag erlaubt, Sie müssen auf den großen Seen Schwimmwesten tragen und haben auf diesen Fahrverbot ab Windstärke 4 – aber Sie können sich mit dem Hausboot auf das Wasser wagen. Also kann es doch nicht so schwer sein. Im Ausland traut man Ihnen mehr zu, dort brauchen Sie auf den Hausbootrevieren nicht einmal diesen Schein.

Auf unseren Straßen gibt es insgesamt etwa 365 verschiedene Verkehrsschilder als Gefahrenzeichen, Vorschriftszeichen, Richtzeichen, Sinnbilder und Zusatzzeichen. Auf den Binnenwasserstraßen sind es um die einhundert Verbotszeichen, Gebotszeichen, Hinweiszeichen und sonstige Zusatzschilder, die Sie natürlich nicht alle für den Hausbooturlaub benötigen. Dazu kommen noch eine Reihe von Lichtzeichen und Körperzeichen in Form von Tonnen auf dem Wasser. Das braucht Sie nicht beunruhigen. Nach meinen Erfahrungen sollten Sie etwa 20 Zeichen kennen, deren Bedeutung sich in den meisten Fällen aus dem dargestellten Bild oder Symbol ableiten lässt.

Zusätzlich gibt es eine Menge an Vorschriften, die den Verkehr auf den Gewässern regeln. Hier können Sie ebenfalls gelassen bleiben. Sie müssen sich vor allem eine Regel merken: Der Hausbootfahrer ist nahezu immer ausweichpflichtig. Egal was auf Sie zukommt, ob Berufsschiff, Ausflugsdampfer, Segelboot, ja selbst ein Paddelboot – Sie sind verpflichtet, Platz zu machen und Rücksicht zu nehmen. Viele Hausbootreviere sind den Freizeitkapitänen vorbehalten und weisen keine oder nur wenig Berufsschifffahrt auf. Die anderen Schiffsführer werden mit ähnlichen Kenntnissen und hoffentlich mit der gleichen Vorsicht unterwegs sein. Weithin erkennbar sind die Urlaubsskipper übrigens an den Booten, die mit einer Armada von Fendern – runden oder länglichen und mit Luft gefüllten Gummipuffern – rundherum gepolstert sind, während die erfahrenen Bootseigner diese meist nur beim Anlegen einsetzen. Wer will schon dauerhaft mit einem Auto herumfahren, das weithin sichtbar mit einem großen »A« für »Anfänger« markiert ist? Von den Fendern sollten Sie sich jedenfalls nicht beirren lassen; der Schutz des Bootes ist wichtiger als das perfekte Bootsstyling und bewahrt Sie vor unnötigen Kosten, wenn Schäden am Boot entstehen. Außerdem ist es lästig, diese Teile beim häufigen Anlegen auszubringen und nach dem Ablegen wieder einzusammeln.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Vom Autofahren auf das Bootfahren zu schließen ist also Unsinn, aber die Praxis tausender Bootsneulinge beweist jedes Jahr folgendes: Sie können mit einer kurzen Einweisung ein Hausboot steuern und Ihre Chancen stehen gut, auch ans Ziel zu kommen. Das wird sicher nicht immer perfekt und elegant gelingen, die Gefahren sind jedoch gering und mögliche Schäden beschränken sich auf kleinere Blessuren am Boot. Natürlich sollten Sie nicht leichtsinnig werden, sich überschätzen oder ausschließlich auf die abgeschlossenen Versicherungen für Mensch und Material vertrauen.

Mehr Lust auf Bootsurlaub

Ich möchte Ihnen noch etwas Mut und Lust zum Hausbootfahren machen. Mit dem Hausboot durch unberührte Landschaften zu fahren, Wind und Wellen vorbeiziehen zu lassen, mit dem Steuer in der Hand den Weg selbst zu bestimmen, gehört zu den schönsten Abenteuern unserer modernen Zeit. Wenn Sie einmal Wasserluft gerochen haben, ist der Wunsch der Wiederholung groß. Klar, man muss ohne Bootsführerschein zumindest in Deutschland Einschränkungen hinnehmen, sofern man ein Boot mit mehr als 15 PS Antriebsleistung steuern will. Ostsee oder Nordsee sind tabu, auch auf den meisten Binnengewässern dürfen Sie in Deutschland nur mit einem Sportbootführerschein unterwegs sein. Dennoch bleiben viele, von Berufsschifffahrt unberührte Gebiete übrig, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In anderen Ländern ist das Bootfahren noch unkomplizierter, und es gibt in Europa tausende von Seen-, Fluss- und Kanalkilometern, die Sie mit einem gemieteten Boot befahren können.

Dass es sich dabei um ein echtes Abenteuer handelt, und der Spaß nur dann gegeben ist, wenn man es auch als solches betrachtet, wird vielen erst auf dem Wasser bewusst. Der Komfort ist umfangreich, zahlreiche technische Raffinessen vereinfachen das Bordleben, aber es ist kein Hotelurlaub, sondern mehr mit einem Campingurlaub vergleichbar. Wenn Sie sich unter einem Urlaub nur eine Flugnummer, ein Hotelzimmer mit Obstschale sowie ausreichend Handtücher für das Reservieren der Liegen am Pool vorstellen, werden Sie wahrscheinlich mit einem Hausbooturlaub nicht glücklich, denn jedes Abenteuer benötigt eine gewisse Vorbereitung und hält nicht selten ungeplante Überraschungen bereit.

Anstatt sich allerdings mit Auto und Wohnwagen über staubige, überfüllte Straßen zu quälen, bewegen Sie sich in endloser Ruhe und Gelassenheit durch eine Landschaft, die so völlig anders wirkt, als Sie es vom Ufer des gleichen Gewässers erleben würden. Wenn es die Zeit erlaubt, sollten Sie nach dem Urlaub ein Stück der Gegend vom Land aus erkunden, wo Sie zuvor mit dem Boot unterwegs waren. Sie werden erstaunt sein. Wir sind schon durch Landstriche und Industriegebiete gefahren, wo man vom Wasser aus immer noch interessante Sichten und Details entdecken konnte. Als Landtourist würden Sie ebenso wie die Anwohner nur verständnislos den Kopf schütteln, wie man in solch einer Gegend Urlaub machen kann.

Um ehrlich zu sein, es kann auch auf den Kanälen zu einem Stau kommen. Manche Wasserwege werden zumindest im Sommer recht intensiv befahren, daher ist es nicht ausgeschlossen, dass Sie sich an einer Schleuse anstellen müssen. 2018 mussten wir an der Schleuse Strasen über drei Stunden warten. Häufig ist auch die Schleuse Diemitz als »Tor« zur Kleinseenplatte ein Nadelöhr, immerhin wurden hier 2017 rund 38.000 Sportboote geschleust. An der Schleuse Wolfsbruch waren es 2018 31.000 Boote.

Wie unvergleichlich schöner ist jedoch ein Stau auf dem Wasser in grüner Natur im Gegensatz zu einer vermieften, heißen Autobahn? Ja ich weiß, Sie müssen erst zum Boot kommen und stehen somit zunächst auf der Autobahn und dann auch noch auf dem Wasser – aber wer kann das sonst im Urlaub erleben?

Zum Glück sind das die Ausnahmen. Dafür strahlen die Wasserwege eine magische Anziehungskraft aus, subjektiv und objektiv. Nach einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie führt ein Drittel der deutschen Urlaubsreisen im Inland an die Nord- und Ostsee. Rund 20 Millionen Menschen verbringen jährlich ihren Urlaub oder ihre Freizeit am Wasser. Dazu ist Deutschland mit 10.000 km Bundes- und Landesgewässern, was ein Viertel aller schiffbaren Binnengewässer Europas ausmacht, gut gerüstet. Von den 7.300 km Bundeswasserstraßen entfallen 5.475 km auf natürliche Gewässer und 1.825 km auf Kanäle.

Etwa zwei Millionen Menschen sind in Deutschland in Wassersportvereinen organisiert, als Segler Motorboot- oder Kanufahrer sind sogar 4,8 Millionen Wassersportler aktiv. Mit über 50.000 neu ausgestellten Sportbootführerscheinen Binnen und fast 40.000 Sportbootführerscheinen See im Jahr 2016 sind die Zahlen laut einer Abgeordnetenanfrage im Bundestag jährlich wachsend. Positiv ist übrigens, dass 2017 nur ein Führerschein Binnen wegen Alkoholverstoß entzogen wurde. Bis September 2018 gab es keinen Verstoß. Das spricht doch für ein gesittetes Verhalten auf dem Wasser – oder nur moderate Kontrollen.

Das Motorbootfahren steht auf dem dritten Platz der wassersportlichen Wunschliste. Nur die Fahrt auf einem Fahrgastschiff und der Besuch einer maritimen Großveranstaltung sind beliebter. Dabei entscheiden sich jüngere Menschen vermehrt dafür, ein Boot zu chartern, anstatt eines zu kaufen. Dieses steigende Interesse bestätigt auch die aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Market Research im Auftrag von Europas führenden Verlag für maritime Medien Delius Klasing. Nach der Studie ist Deutschland seit Jahren das beliebteste Charterrevier für Motorbootfahrer Binnen und auf See, gefolgt von den Niederlanden, Kroatien, Frankreich sowie Spanien.

Der Flusstourismus mit Personenschiffen gewinnt zunehmend an Attraktivität, was der enorme Kapazitätsausbau verdeutlicht. So gehen international jährlich rund zwei Dutzend neue Flusskreuzfahrtschiffe in Betrieb. Etwa eine halbe Million deutsche Touristen haben 2018 eine Flusskreuzfahrt gebucht. Auf der Donau wurden 2019 die ersten Schiffe mit 25 m Breite in Betrieb genommen, um den Gästen mehr Platz zu bieten. Auf der Hochsee kennt der Größenwahn keine Grenzen. Man rechnet auch zukünftig mit einem verstärkten Interesse an Urlaub auf dem Wasser und einem steigenden Bedarf an Kreuzfahrtbetten. Die größten Schiffe sind 362 m lang, so hoch wie ein 20-stöckiges Hochhaus und sie transportieren einschließlich Crew bis zu 9.000 Menschen – gigantisch und erschreckend zugleich. Wie vertraut, gemütlich, überschaubar und selbstbestimmt ist dagegen ein Hausboot.

Aber auch dort steigen die Ansprüche. Eine einfache Bootsfahrt reicht nicht mehr aus. Sie als Crew möchten die Bootstour sicher mit landseitigen Angeboten verknüpfen und vielfältige Erlebnisse geboten bekommen. Das ist gleichzeitig eine Chance für die Belebung der Ortschaften an den Kanälen und Flussufern. Viele Sportboothäfen sind zu richtigen Hafenstädten mit Hotels und Ferienhäusern herangewachsen. Sie bieten vom Festland aus eine interessante Sicht auf die Wasserwelt. Mancher, der sich in einem Feriendomizil am Wasser einmietet, bekommt vielleicht Lust, im nächsten Urlaub von der Wasserseite auf die Häuser zu blicken oder umgekehrt.

Emotionale Entschleunigung

Versuchen wir der Faszination des Hausbootfahrens noch etwas auf den Grund zu gehen. »Entschleunigung« ist wohl eines der Zauberworte, um die allseits gepriesene, aber von den wenigsten geliebte Dynamik unserer modernen Gesellschaft in den Griff zu bekommen oder zumindest einen Ausgleich dafür zu schaffen. Agil und dynamisch die Prozesse im Arbeitsleben und zu Hause mitgestalten, flexibel auf Veränderungen reagieren, mobil verbunden sein, die Welt in sozialen Netzwerken am eigenen Leben teilhaben lassen, sich präsentieren und den Präsentationen wichtiger oder auch unbedeutender virtueller Freunde folgen, immer up to date sein – dies alles schafft ein Wissen, das viel Ballast enthält und dessen Erwerb eine Menge Kraft kostet, wenn nicht gar vergeudet.

Manches ist sinnvoll, und die moderne Wirtschaft würde ohne die vernetzte Welt und die Technik den Wohlstand nicht für so viele Menschen sicherstellen können. Aber Sie werden es selbst kennen: Zahlreiche der genannten Möglichkeiten erzeugen eine permanente Unruhe, etwas zu verpassen oder sich Chancen entgehen zu lassen. Gleichzeitig verlieren wir zunehmend die Kontrolle über diese Mechanismen. Insgesamt führt das zu einem hektischen Leben mit einer hohen Leerlaufdrehzahl und der Bedarf nach einem Ausgleich ist groß und kann nicht nur aus einer Feng-Shui-gerechten Einrichtung bestehen. Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Sie können sich nur Freiräume schaffen, in denen Sie die Schnelligkeit bewusst ausschließen oder zumindest für eine gewisse Zeit die Geschwindigkeit drosseln. »Slow Food« ist ein gängiger Begriff und eine weltweite Bewegung für genussvolles, regional zubereitetes Essen als Gegenpol zu Fastfood. In Norwegen feiert »Slow TV« seit Jahren Erfolge, wo Kaminfeuer, Landschaften oder der Blick in ein Aquarium in Realtime den Zuschauer an den Bildschirm fesseln, ohne dass Nennenswertes passiert. Zum Thema passen rund eine Stunde »Slow Video« von der großen Hausbootrunde auf der Webseite hausboot-smalltalk.de.

Das Hausbootfahren als Gegensatz zum Alltag beansprucht Sie auf eine nicht alltägliche Weise und bietet gleichzeitig Bestätigung in der Verantwortung für das Schiff. Hier erleben Sie eine selbstverordnete Langsamkeit der Fortbewegung. Wenn Sie mit 10 km/h unterwegs sind – und auf den Kanälen ist die zulässige Geschwindigkeit oft noch geringer –, kann beim Fahren keine Hektik aufkommen. Obwohl bei den sonstigen Manövern wie An- und Ablegen oder Schleusen durchaus schnelles Denken und Handeln gefragt sind, wirkt sich die Ruhe und Gelassenheit des Vorankommens auch auf alle anderen Urlaubsaktivitäten aus – »Slow Travel« eben.

Dieses Tempo war übrigens jahrtausendelang das Maß, um über Wasser und Land zu reisen, wenn man vom hochentwickelten Straßensystem im Römischen Reich absieht, wo man schon vor 2.000 Jahren schneller vorankam. Erst der Wechsel zur Eisenbahn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewirkte eine deutliche Erhöhung der Reisegeschwindigkeit. Nicht ohne Bedenken der Menschen, die befürchteten, den Weg zu verpassen, der an ihnen vorübereilte. Fragen, die wir heute aus dem Bewusstsein verloren haben, werden auf dem Hausboot wieder gegenwärtig.

Die Momente der Selbstbestimmung vermitteln das Gefühl der Unabhängigkeit auf dem Wasser. Nicht die Freiheit der Grenzen- und Gesetzlosigkeit, sondern die Freiheit, dass Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können: Welchen Weg muss ich fahren? Wo kann ich heute Abend festmachen? Wo bekomme ich etwas zu essen her? Das ganze vielschichtige Leben wird eingedampft auf elementare Dinge: Essen, Schlafen und den Gefahren des Weges ausweichen, um sich am Ende des Tages genau an diesen wenigen erreichten Zielen zu erfreuen. Es ist eine Entrümpelung unseres oft komplizierten und aufwendigen Alltags.

Es handelt sich um ähnliche Sehnsüchte, wie sie ein Motorradurlaub, ein Campingurlaub, eine Tour mit dem Pferdewagen oder eine mehrtägige Wanderung wecken. Ein Hausbooturlaub kombiniert optimal geistige und körperliche Anstrengung, bietet Individualität bei gleichzeitiger sozialer Gemeinschaft mit anderen Bootscrews. Wenn der Urlaub nicht völlig an Ihren Interessen vorbeigegangen ist, wird sich die Sehnsucht mit jedem Bootsurlaub erfüllen, aber immer wieder neu entstehen, sobald Sie den Schlüssel zum Boot abgegeben haben.

Hausbootfahren ist ein Erlebnis der Gruppe, egal ob Sie in der Familie oder mit Freunden reisen. Teamgeist ist gefragt; jeder hat die Chance, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Im Gegensatz zum früher stark von der männlichen Bevölkerung dominierten Bootstourismus interessieren sich zunehmend auch Frauen für einen Urlaub auf dem Hausboot. Es ist also an der Zeit, dass Sie sich, liebe Hausboot-Fahrerinnen, besonders angesprochen fühlen. Das Boot ist keineswegs die letzte Domäne Abenteuer suchender Mannsbilder und schon gar nicht Kommando schwingender Macho-Kapitäne. Außerdem ist es empfehlenswert, dass wenigstens zwei Personen an Bord über Grundkenntnisse der Bootsführung verfügen. Aus welchen Gründen auch immer kann der Kapitän unpässlich sein, ganz zu schweigen von einem »Mann-über-Bord-Manöver«, wenn es in der Hitze des Navigationsgefechts womöglich den Skipper betrifft.

Ein Hausbooturlaub ist für alle Formen der Gemeinschaft geeignet, was unter Umständen auch die Kosten besser verteilt. Ob Generationenurlaub, Familienurlaub mit einer oder mit mehreren Familien, Pärchenurlaub oder Törn einer Männer- oder Frauenrunde – alles kann funktionieren, wenn die Interessen übereinstimmen und die Toleranz groß genug ist. Schließlich lebt man sehr eng zusammen und kaum etwas bleibt persönlich. Das ist nicht immer einfach, worauf ich im nächsten Abschnitt eingehen möchte.

Das Leben auf dem Boot

Folgendes geschieht gewiss nicht selten: Sie haben sich für die Ferien etwas Besonderes vorgenommen, eine Hausbootreise. Sie haben geplant und spekuliert, wie es werden wird, Sie haben Geld in den Urlaub investiert und können es kaum erwarten, den Alltag durch den Urlaub zu unterbrechen. Grundsätzlich wäre es natürlich umgekehrt besser, das ist aber den wenigsten vergönnt. Dann ist es endlich so weit, die große Reise startet und nach drei Tagen ist die Moral tief unten in der Bilge, weil Sie sich in der eingeschränkten Räumlichkeit des Bootes gegenseitig auf die Nerven gehen. Das muss nicht sein, wenn Sie sich der Eigenheiten eines solchen Urlaubs bewusst sind, die aus der zwischenmenschlichen Problematik resultieren. Bei unseren Fahrten habe ich immer auf das Verständnis der Mitreisenden gesetzt. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Sie können natürlich auch den Film »Master und Commander« verinnerlichen und ziehen die Nummer als Kapitän durch. Es könnte dann allerdings sein, dass Sie nach der Reise zu Hause nicht mehr eingelassen werden. Im Gegensatz zu einem All-inclusive-Urlaub wird Ihre Einschätzung deutlich emotionaler ausfallen. Entweder sind Sie begeistert und möchten am liebsten auf dem Wasser wohnen bleiben oder diese Art des Reisens trifft Ihren persönlichen Geschmack überhaupt nicht. Hoffen wir auf den ersten Fall.

Wie war das Leben der Berufsschiffer früher? Lassen Sie uns einen gedanklichen Ausflug in diese Welt unternehmen. Es könnte sein, dass Sie in einem Revier Berührungspunkte mit dieser Berufsgruppe haben. Das Verhältnis zwischen Berufsschiffern und Hausbootfahrern ist grundsätzlich nicht schlecht, aber distanziert. Wen wundert das, schließlich sind die Freizeitkapitäne für die großen Pötte nur störendes Treibgut und umgekehrt hält der Freizeitkapitän den Berufsschiffer für einen Dauerurlauber, der das ganze Jahr herumschippern kann. Für die Erläuterung möchte ich wieder auf die Erinnerungen des genannten Heinz-Christian Wilkens zurückkommen, auch wenn die Erlebnisse einige Jahrzehnte zurückliegen. Wie seinen Berichten zu entnehmen ist, widerspricht schon die Arbeitszeit dem Ideal des Dauerurlaubers. Das wird sich bis heute kaum geändert haben. Sie umfasste in den Sommermonaten eine Fahrzeit von 04:30 Uhr bis etwa 22:00 Uhr, was bedeutete, entsprechend zeitig aufzustehen, um das Schiff klar zum Ablegen zu machen. Dazu gehörten damals zum Beispiel das Öffnen der Kühlwasser- und Luftventile, das Vorpumpen von Schmieröl, das Befüllen des Brennstoff-Tagestanks sowie das Abschmieren des Schiffsdiesels. Während des Tages fielen verschiedene Arbeiten an, die sich auf die Erhaltung des Schiffes bezogen und häufig Entrosten oder Anstreichen umfassten. Der Lebensraum auf einem solchen Binnenschiff war eine Kajüte von circa 50 Quadratmetern. Diese beherbergte eine Küche mit Gasherd, Gaskühlschrank und kleinem Essplatz. Das Wohnzimmer war etwas geräumiger. Neben einer Polstergarnitur bestand die Einrichtung aus Einbauschrankwand, Schreibtisch sowie einem Ölofen, der die gesamte Unterkunft erwärmte. Eltern- und Kinderschlafzimmer mit Doppelstockbett waren auf das Mindestmaß beschränkt und ebenfalls mit Einbauschränken versehen. Zur Kajüte gehörte ein kleines Bad mit Waschbecken, Badewanne und Toilette mit Handspülung. Der Badeofen wurde mit Heizöl beheizt. Abwassertanks gab es nur auf neueren Schiffen, ältere Schiffe leiteten die Abwässer ungeklärt in den Fluss oder Kanal. Heute gibt es ungefähr noch 7.000 Binnenschiffer, deren Leben sich nicht viel verändert hat, auch wenn die Kajüten wie ein Standard-Hotelzimmer über Fernseher und Internetanschluss verfügen und die Schiffe mit moderner Technik ausgestattet sind und per Joystick gesteuert werden.

Auf 50 Quadratmeter werden Sie es mit einem Hausboot nicht ganz bringen, aber die Kajüte auf einem Frachter war im Gegensatz zu der eines Hausbootes Wohnung und Lebensraum für Jahre, Jahrzehnte oder für ein ganzes Leben. Auf den großen Wasserstraßen waren Proviantboote unterwegs, auf denen man während der Fahrt einkaufen konnte, indem diese eine Zeit längsseits gingen und mitgeschleppt wurden. Das wäre auch heute für den Hausbooturlaub praktisch. Mit etwas Glück begegnen Sie auf der mecklenburgischen Seenplatte dem Wasserkiosk von Jens Winkelmann, der dort einen solchen Service zum Beispiel mit gekühlten Getränken, Brötchen, Wurst und Räucherfisch anbietet. In der Berufsschifffahrt ist die Berufsgruppe der »Provianter« ausgestorben, seitdem es Kühlschränke und Gefriertruhen an Bord gibt.

Zurück zum heutigen Hausbooturlaub. Eine wesentliche Besonderheit an Bord ist die menschliche Nähe, wodurch die Privatsphäre eingeschränkt ist und jeder am Leben des anderen teilnimmt. Das beginnt bei den Mahlzeiten und auch der entgegengesetzte Prozess bleibt nicht unbemerkt. In unserer zunehmend individualisierten und auf Distanz orientierten Gesellschaft kann das ungewohnt sein. Vor allem dann, wenn die Crew über die eigene Familie hinausgeht und Bekannte oder Freunde einschließt, mit denen die Beziehung nicht so eng ist wie in der Familie. Deshalb empfehle ich, bei der Planung unbedingt darauf zu achten, dass jedes Paar eine abgeschlossene Kabine hat. Von der Möglichkeit, die Sitzplätze im Salon als Betten umzubauen, sollten Sie keinen Gebrauch machen. Auf den heutigen Booten hat meistens jede Kabine oder haben maximal zwei Kabinen ein eigenes Bad, sodass die Morgentoilette entspannt vonstattengehen kann. Den übertriebenen Luxus, täglich oder gar mehrmals täglich ausgiebig auf dem Boot zu duschen, müssen Sie ohnehin aus Wasser- und Abwassergründen einschränken und am besten dafür die Duschen am Anleger nutzen.

Die Nächte haben campingähnliche Eigenheiten, die einen leichten Schlaf unterbrechen können. Neben den ungewohnten Bettauflegern auf einem üblicherweise festen Bettaufbau sind es zunächst die Geräusche von außen, die bei nächtlicher Ruhe auch das Innere erreichen. Knarzende Fender, Wellenschlag, der beharrlich gegen die Bordwand klopft, die verspätet eintreffende Mannschaft vom Nachbarboot oder einfach nur unbekannte Tiergeräusche in der Umgebung, welche die Sinne ansprechen. Wenn Sie Pech haben, kommen Geräusche im Boot dazu, zum Beispiel von laut schnarchenden Mannschaftsmitgliedern, die sich anscheinend durch nichts in der Nachruhe stören lassen, während Sie wach liegen und einen langsam beschleunigenden Pulsschlag verspüren. Vielleicht werden Sie von Toilettengängern geweckt, die notgedrungen die geräuschintensive Spülung betätigen müssen. Auch der Betrieb einer Pumpe oder des Kühlschranks kann den erholsamen Schlaf unterbrechen. Zur Abhilfe erhalten Sie allerdings beim Bootfahren eine natürliche Medizin in Form von vielen Eindrücken, viel Bewegung und viel frischer Luft. Das fördert die abendliche Müdigkeit und den guten Schlaf.

Neben dem eigentlichen Fahren ist die Sorge für das leibliche Wohl das dominierende Element im Bootsleben: Essen beschaffen, dieses zubereiten, das Menü verspeisen, die Ordnung wiederherstellen und alles von vorn bei der nächsten Mahlzeit. Das Kochen und Brutzeln an Bord kann ein großer Spaß sein, obwohl die Bedingungen und Platzverhältnisse auf und um den Herd nicht optimal sind. Das Abwaschen der angebackenen Töpfe gehört zu den weniger beliebten Arbeiten. Bei der Aufgabenteilung sollten Sie persönliche Interessen berücksichtigen, sofern diese auch das Gemeinwohl umfassen und sich nicht nur auf Erholung beschränken. Mancher macht sich lieber in der Pantry, wie man die Bordküche nennt, zu schaffen, als an Deck ständig mit den Leinen zu hantieren. Besonders bei Familien mit Kindern gleitet man schnell in die historische Rolle ab, dass die Bordfrau für die Küche zuständig ist. Sofern das nicht der ausdrückliche Wunsch ist, sollten Sie die Arbeit verteilen und alle einbeziehen. Auf einer unserer Touren hatten wir zum Beispiel einen »goldenen Topfkratzer« ausgeschrieben, der mit einem passenden Preis verbunden war. Daraus entwickelte sich nicht nur ein großer Spaß, sondern die Bewerbungen für die Küchenarbeit nahmen sprunghaft zu, um die begehrten Punkte für bestimmte Tätigkeiten zu bekommen.

Die technischen Belange an Bord umfassen die Kontrolle von Filtern oder Öl- und Wasserständen, je nach den Vorgaben des Vermieters, und obliegen meist dem Schiffsführer. Die Arbeiten außen am Boot, wie beispielsweise Aufräumen und Reinigungsarbeiten, lassen sich wieder verteilen. Der Umfang ist überschaubar, wenn jeder mithilft. Im Herbst kann es draußen mehr Aufgaben geben, falls herabfallende Blätter entfernt werden müssen, damit sie das Deck nicht in Rutschbahnen verwandeln.

Typisch für das Wasser ist seine Feuchtigkeit, die sich auch in das Bootsinnere schleichen wird. Wenn es das Wetter erlaubt, ist eine Lüftung wichtig, sofern Sie auf dem Boot sind. Vor allem in der Vor- und Nachsaison sollten Sie vor dem Abend die Luken an Bord rechtzeitig schließen. Ansonsten macht sich die Feuchtigkeit der Abendluft in den Kabinen breit wie der Abendtau auf der Wiese und verleiht dem Bettzeug ein unangenehm feucht-kaltes Feeling. Lüften Sie nachts in den Kabinen, auch wenn das häufig ein Beschlagen der Luken und Fenster nicht verhindern wird. Ein kleines Rinnsal von den Fenstern herab ist nicht selten. Deshalb sollten Sie Wertsachen nicht unbedingt in Fensternähe ablegen.

Hausbootfahren mit Kindern

Hausbootfahren ist für Kinder ein ganz besonderes Abenteuer. Wollen Sie das Ihren Kindern vorenthalten? Nein? Dann lassen Sie sich darauf ein! Denken Sie aber bewusst und vorab über die Wünsche und Vorstellungen zum bevorstehenden Urlaub aller Reiseteilnehmer und der Kinder im Besonderen nach. Nicht jeder im Job engagierte Familienvater ist die 24-Stunden-Beschallung seiner Kinder gewohnt.

Ein Hausbootfahrer aus Germete,

war ziemlich etepetete.

Das Geschrei der Kinder störte,

auch was er sonst noch so hörte.

Aber selbst spielte er Trompete.

Für kleinere Kinder von etwa 5 bis 12 Jahren gibt es auf einem Hausboot ständig etwas zu entdecken, zu beobachten oder mitzumachen. Das Boot bietet genug Freiraum, ist gleichzeitig für die Kleinen noch überschaubar und hat definierte Grenzen wie das Haus einer Schnecke. Kein Vergleich zu einer öden Autotour, wo man festgeschnallt nur aus dem Fenster schauen kann, weil Beschäftigungen mit Blick nach innen häufig für Übelkeit sorgen. Ist das Tagesziel mit dem Auto erreicht, geht es in irgendein Museum, eine Kirche, oder man muss scheinbar sinnlos durch eine fremde Stadt laufen, weil es die Eltern interessiert. Zumindest war das bei uns nicht selten der Fall. Als fürsorgliche Eltern sind Sie natürlich bemüht, den Urlaub auch den Interessen der Kinder anzupassen, aber nicht vollständig, schließlich haben Sie selbst ebenfalls Urlaub. Wesentlich entspannter sind alle, wenn die Fahrt mit dem Boot bereits ein bewusstes Urlaubserlebnis ist. Bei den etwas größeren Kindern und Jugendlichen wird nicht einmal das Hausbooterlebnis die Teenager-Allüren verhindern. Diese können das Zusammenleben kompliziert gestalten. Das hängt weniger mit dem Hausbooturlaub zusammen. Es ist das Alter, wo die Jugend unter Kopfhörern verschwindet und die Welt nur über das Handydisplay wahrnimmt.