Havelbande - Jean Wiersch - E-Book

Havelbande E-Book

Jean Wiersch

4,8

  • Herausgeber: Prolibris
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Am Ufer des Beetzsees bei Brandenburg wird 1994 die Leiche eines alten Bauern gefunden. Wenig später entdeckt man die ebenfalls erstochene Frau des Toten. Der Brandenburger Kommissar Jo Barrus muss nicht nur in diesen Mordfällen einen kühlen Kopf bewahren, sondern auch die Nichte seiner Ex-Frau beherbergen; Berit ist gerade aus der Haft entlassen worden. Bei seinen Recherchen stößt er auf eine Spur aus der Vergangenheit - Kunstraub und Kriegsverbrechen in Italien. Als plötzlich Berit verschwindet, begreift Barrus den Zusamenhang zu seinem Fall und reist nach Südtirol. Denn dort hofft er, die Morde aufzuklären und Berit wiederzufinden. In seiner Begleitung ein ungarischer Freund, der merkwürdig viel weiß und sogar mehr als der Kommissar … Havelbande ist der fünfte Kriminalroman des Brandenburger Polizeibeamten und Autors Jean Wiersch.

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Seitenzahl: 279

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Jean Wiersch

Havelbande

Brandenburg Krimi

Prolibris Verlag

Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Die Orte und die historischen Ereignisse hingegen sind authentisch. Auch die Figuren, denen der Autor in diesem Kontext eine Rolle zugewiesen hat, entstammen seiner Phantasie. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten,

auch die des auszugsweisen Nachdrucks

und der fotomechanischen Wiedergabe

sowie der Einspeicherung und Verarbeitung

in elektronischen Systemen.

© Prolibris Verlag Rolf Wagner, Kassel, 2015

Tel.: 0561/766 449 0, Fax: 0561/766 449 29

Titelfoto: © Dr. Jens Friebel, Brandenburg

E-Book: Prolibris Verlag

ISBN: 978-3-95475-113-6

Dieses Buch ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich.

ISBN: 978-3-95475-104-4

www.prolibris-verlag.de

www.facebook.com/Prolibris

Prolog

Die Nacht, diese gefräßige Finsternis, war verflogen, und Elfriede Lindner öffnete die Augen. Sie beobachtete, wie das weiche Licht der morgendlichen Dämmerung allmählich das Zepter übernahm. Hinter dem lang gezogenen Beetzsee, der ganz in der Nähe ihres Bauernhauses Felder und Wiesen wie ein breiter Fluss zerschnitt, zeichnete sich bereits der Morgen mit einem hellen Streifen am Horizont ab.

Elfriede atmete tief ein. Dann drehte sie den Kopf zur Seite, dahin, wo auf dem Nachttisch der Wecker stand. Halb sechs, noch immer war es zu früh um aufzustehen, zumal auf dem verwaisten Hof weder Mensch noch Tier nach der Bäuerin riefen. Die letzten Enten hatte sie zu Weihnachten geschlachtet, danach hatte Alfred keine mehr großziehen wollen. Auf ihren überraschten Blick hatte er geantwortet: »Einmal muss Schluss sein und auch ein Bauer sich zur Ruhe setzen dürfen.«

Und damit hatte Alfred wahrscheinlich vollkommen Recht. Er hatte schon vor ein paar Jahren die Freude an der Landwirtschaft verloren, die er wie jeder andere im Dorf zum Zwecke der Selbstversorgung nach dem Prinzip »von der Hand in den Mund« betrieben hatte, ohne aber große Vorräte für Herbst und Winter anzulegen. Denn seit der Wende konnte Elfriede alles was sie brauchten, bequem bei Hanna im Dorfladen kaufen. Dort gab es nun selbst im Februar Erdbeeren, auch wenn die zumeist eine längere Flugreise hinter sich hatten. Seiner Entscheidung, auf dem Hof nicht mehr zu arbeiten, blieb Alfred treu, es sei denn, dies ließ sich nicht umgehen. Wie etwa vor zwei Jahren, als Elfriede nach der Feier zu Alfreds siebzigstem Geburtstag auf den nassen Fliesen des Flurs ausgerutscht war und sich den rechten Arm gebrochen hatte. Da musste Alfred noch mal ran, auch wenn er das nicht ohne beißende Kommentare getan hatte.

Ihr Alfred. Müsste er nicht längst zurück sein?

Gewöhnlich kam er gegen vier, also kurz bevor es richtig kalt wurde unten am See. Dann hörte sie erst den Hund, der das Herrchen erregt ankündigte, als wäre das zwei Wochen auf Reisen gewesen, und dann Alfreds Fluchen, weil er mal wieder nichts oder nicht die richtigen Fische am Haken gehabt hatte. Aber in dieser Nacht hatte Bruno, der in die Jahre gekommene Schäferhundmix, nur ein einziges Mal kurz aufgebellt. Da war es gerade halb drei gewesen, weshalb Elfriede sich wieder umgedreht und einfach weitergeschlafen hatte.

Aber jetzt war es Zeit, dass Alfred endlich nach Hause kam. Sie horchte angestrengt durch das offene Fenster. Doch da draußen regte sich nichts, rein gar nichts. Wie im Märchen lag der Hof in einem tiefen Dornröschenschlaf.

Schließlich siegte Elfriedes Ungeduld, und sie setzte sich im Bett auf. Es knarrte, als sie den Rücken gegen das Kopfteil lehnte. Ein leichter Schauder befiel sie.

Und dann spitzte Elfriede die Ohren. Hatte sie gerade ein Geräusch auf dem Hof gehört? Ganz behutsam schob sie die Beine aus dem Bett und suchte mit den Zehen die Pantoffeln. Ja, da war etwas. Es kam eindeutig von draußen, und Elfriede versuchte, das metallische Klacken mit dem Bild in Einklang zu bringen, das gerade vor ihrem inneren Auge erschien. Darin hatte Alfred sein Fahrrad in den Schuppen gestellt und den Riegel wieder zugeschoben. Klack.

Mit steifen Beinen schlurfte sie zum Fenster und legte die Hand hinters Ohr. Wieder hörte sie das eigenartige Klacken. Einmal, zweimal, dreimal in schneller Folge. Aber das Geräusch kam nicht vom Schuppen. Es hörte sich eher an, als rüttle jemand an der Haustür.

Und da fiel es ihr wieder ein. Sie hatte gestern Abend, nachdem sie Bruno noch einen Markknochen zu seiner Hütte gebracht hatte, die Tür abgeschlossen und ganz vergessen, dass Alfred zum Angeln gegangen war.

Dafür bekam sie nun die Quittung. So, wie sie ihren Alfred kannte, brachte der es glatt fertig, noch minutenlang vor der Tür zu stehen und wie ein bockiges Kind an der Klinke zu rütteln, anstatt ans Schlafzimmerfenster zu kommen, um nach ihr zu rufen. Aber genau das konnte Alfred nicht. Bei ihm musste alles so sein, wie er es angeordnet hatte. Die Haustür hatte also offen zu sein und er hatte nicht wie ein Dieb zum Fenster zu schleichen und um Einlass ins eigene Haus zu bitten.

Wieder rüttelte es an der Tür, heftiger noch als zuvor. Elfriede ahnte, wie in Alfred die Wut zur Raserei wurde. Also beeilte sie sich, obwohl mit jedem Schritt die Angst wuchs, wieder auf den glatten Fliesen auszurutschen. Doch wenn sie nicht gleich die Tür öffnete, brächte der alte Dickschädel es glatt fertig, eine der kleinen Butzenscheiben einzuschlagen, um nach innen zu langen und die Sperre im Kastenschloss zu entriegeln.

»Ja doch«, rief Elfriede, als sie endlich die Zwischentür zur Veranda erreichte, »ich komme ja schon. Du musst nicht gleich das ganze Dorf wecken.«

Obwohl es in dieser Hälfte des Hauses noch sehr schummrig war, verzichtete Elfriede darauf, das Licht anzuknipsen. Schließlich lebte sie seit über fünfzig Jahren in dem Haus, konnte sich also blind orientieren.

»Nun hör schon auf damit, Alfred. Du machst mich ja ganz irre und den Hund auch.« Erst als Elfriede die letzten Worte sprach, den kleinen Riegel an dem Kastenschloss hatte sie schon nach rechts geschoben, wurde ihr bewusst, was sie da gesagt hatte.

Und den Hund auch.

Aber wo war der? Von Bruno, der seinem Herrchen auf dem Hof eigentlich nicht von der Seite wich, war nichts zu hören. Kein freudiges Bellen, ja nicht einmal ein bettelndes Winseln konnte Elfriede ausmachen. Und auch Alfred war zu ruhig dafür, dass sie ihn ausgesperrt hatte. Er müsste eigentlich fluchen wie Luzifer höchstpersönlich.

Und da wusste Elfriede, dass sie den Sicherungsbügel nie hätte nach rechts schieben dürfen. Aber für derlei Einsichten war es in diesem Augenblick zu spät. Wie von einem Orkan gepeitscht, krachte die Tür gegen die Wand. Elfriede erstarrte. Vor ihr stand er, der Leibhaftige. Mit weit aufgerissenem Schlund. Und seine Augen funkelten wie das Höllenfeuer. Genauso, wie es der Pfarrer in seinen düstersten Schilderungen beschrieben hatte.

1

Mit der Sorgfalt eines englischen Butlers rührte Barrus braunen Rohrzucker in dampfenden Ingwertee. Er liebte dieses Getränk auch an Tagen sengender Hitze, wie diesem dreizehnten August. Und er mochte den hellen Klang, den der Löffel bei jeder Umrundung am Rand der Tasse ertönen ließ. Ein Spiel konzertanter Pings in C-Dur, wie von der Triangel in Brahms vierter Sinfonie.

So schaffte Jo Barrus es, sich mit diesem Samstag zu versöhnen. Wieder einmal hatte er den Wochenenddienst abzusitzen. Wie es im Moment jedoch aussah, würde der Vormittag wie eine friedliche Schäfchenwolke an ihm vorüberziehen. Es würden keine hässlichen Spuren zurückbleiben, keine Bilder von toten Menschen oder von Lachen dunkelroten Blutes, das aus ihren Körpern gesickert war.

Also beschloss Barrus, zu den schönen Dingen des Lebens überzugehen, und zog das Schachbrett dichter zu sich heran. Ein Meisterwerk alter Handwerkskunst, wie es der Verkäufer des kleinen Ladens auf der Pester Seite der ungarischen Hauptstadt versichert hatte. Und auf dieses Brett positionierte Barrus die zweiunddreißig Schachfiguren. Die schwarzen für Karpow, den Weltmeister, und die weißen für Kasparow, den jungen Herausforderer. In der letzten Woche hatte er in dem Berliner Antiquariat, das er seit dem »Mauerfall« vor fünf Jahren regelmäßig besuchte, ein Schachmagazin mit dem Weltmeisterschaftsspiel von neunzehnhundertvierundachtzig entdeckt, das er nun aufschlug. Seit Tagen hatte er sich wie ein kleiner Junge darauf gefreut, diese WM-Partie nachzuspielen. Er gab sich und seinem Brett damit die Ehre eines legendären Spiels. Einem, das auch deswegen in die Geschichte eingegangen war, weil es im September neunzehnhundertvierundachtzig begonnen und erst nach mehrmonatiger Pause im November neunzehnhundertfünfundachtzig mit dem Sieg des damals erst 21-jährigen Kasparows zu Ende gegangen war.

Barrus rieb noch einmal die Handflächen gegeneinander, dann eröffnete er mit den unspektakulären ersten Zügen. Als er mit dem weißen Springer schließlich den schwarzen Bauer auf d4 schlug, drang das Klingeln des Telefons wie das Kreischen einer Kreissäge in seine festliche Stimmung.

Entgeistert starrte Barrus auf den Apparat. Dann richtete er den Blick zum Fenster hinaus auf den viergeschossigen Backsteinbau des ehemaligen Preußischen Polizeiregiments, in dem Vicco von Bülow, alias Loriot, vor über siebzig Jahren seine ersten Schritte getan hatte. Schließlich nahm Barrus den Blick zurück und betrachtete mit wachsender Verärgerung das nach wie vor klingelnde Telefon.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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