Hidschra oder die Auswanderung in die Fremde - Alfred Hackensberger - E-Book

Hidschra oder die Auswanderung in die Fremde E-Book

Alfred Hackensberger

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Beschreibung

Alfred Hackensberger dreht die Perspektiven von Eigenem und Fremdem um und beobachtet uns als die Fremden, die wir für Migranten und Flüchtlinge sind - und zeigt zugleich, wie ähnlich sich hier allzu viel Wissen über das Fremde angesammelt hat, das es fast unmöglich macht, einfach dafür zu plädieren, das Fremde zu schätzen. Diese sehr lehrreiche Perspektivenverschiebung dreht nicht einfach die Beweislast um, sondern zeigt, wie sehr sich das Fremde aus den unterschiedlichen Beobachtungsperspektiven wechselseitig befremdet.

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Seitenzahl: 23

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Alfred Hackensberger Hidschra oder die Auswanderung in die Fremde

Zur Motivation muslimischer Flüchtlinge

1

Der Zettel sorgte für Schlagzeilen. Mit schwarzem Kuli hatte jemand »Große Brüste«, »Ich will fucken«, »Ich will töte dich küssen« und andere Unappetitlichkeiten, nebst arabischer Übersetzung, auf ein gelbes Blatt gekritzelt. Es sollen die Richtlinien eines jungen Marokkaners für die große Silvestersause vor dem Kölner Dom gewesen sein. Er war einer von vielen, die sich zum Neujahrswechsel massenhaft an Frauen vergriffen. Dieser gelbe Zettel erinnerte mich spontan an den »Korb voller Eier«, den ein junger Italiener aus Neapel mit in den Zug nach Deutschland nahm. Er wollte die Fahrtzeit nutzen, um sich mit dem Verzehr »energetisch« auf das deutsche Sextraumland vorzubereiten. »Die ficken doch alle auf der Straße«, glaubte der junge Mann aus Italien und wollte sichergehen, dass er lange genug »standhaft« bliebe. Nun gut, diese Anekdote liegt drei Jahrzehnte zurück, war aber damals schon, im Europa der 1980er-Jahre, völlig anachronistisch. Nicht anders, als es die Vorfälle von Köln an Silvester waren. Die Täter aus Marokko, Tunesien und Algerien hatten ähnliche Klischeevorstellungen über die Fremde im Kopf wie damals der Neapolitaner. Nur mit dem großen Unterschied, dass sie mit Gewalt ihre Sexfantasien umzusetzen versuchten – er nicht. Der 23-Jährige war bitter enttäuscht und sprach drei Tage lang fast kein Wort mehr, nachdem er in Deutschland desillusioniert feststellen musste: »Niemand fickt auf der Straße.« Er hatte sich auf dümmste Weise etwas vorgemacht.

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Einige der verdächtigen Nordafrikaner sind Asylbewerber. Dabei gibt es in ihren Heimatländern in der Regel keinen Anlass zur Flucht. Sie sind Wirtschaftsimmigranten, die die Gelegenheit offener europäischer Grenzen beim Schopfe packten und sich unter die Flüchtlingsströme der neuen Völkerwanderung von Ost nach West mischten. Auf Arabisch heißt Auswanderung Hidschra. Das bezieht sich auf die Flucht des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622. Sie ist gleichzeitig der Beginn des islamischen Kalenders. Nach wenigen Jahren konnte der Prophet Medina und Teile der Arabischen Halbinsel erobern. Danach folgte Mekka mit der Zerstörung polytheistischer Gottheiten rund um die Kaaba. In der Fremde hatte also der Siegeszug Mohammeds und des Islams begonnen. Das soll sich heute in der Gegenwart wiederholen, wenn es nach der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geht. Sie missbraucht die Religionsgeschichte und erklärt die Auswanderung zur Pflicht, um Dschihad zu führen. Bis zu 30 000 Kämpfer aus über 100 Ländern folgten bisher dem vermeintlichen Gebot nach Syrien und in den Irak. Für die Flüchtlinge von heute auf der Balkanroute bedeuten Hidschra und das Verb hadschara dagegen einfach nur reisen, unterwegs sein. Nur einige wenige Ausnahmen sind darunter, wie etwa ein Teil der Paris-Attentäter, die irrtümlich glauben, dem Beispiel des Propheten zu folgen.

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