15,99 €
Leiden auch Sie unter Histaminintoleranz oder vermuten Sie es zumindest? Sind Sie durch die Symptome dazu gezwungen sich einzuschränken? Keine Sorge, in diesem Buch erfahren Sie alles, was Sie über Histaminintoleranz wissen sollten. Der Autor hilft Ihnen die Krankheit zu verstehen und erklärt, was die Histaminausschüttung alles beeinflussen kann. Sie erfahren welche Symptome möglich sind, wie Sie zu einer sicheren Diagnose gelangen und wie es danach weiter geht. Auch andere Mastzellerkrankungen wie Allergien, Kreuzreaktionen und das Mastzellaktivierungssyndrom MCAS kommen nicht zu kurz. So finden Sie endlich zurück zur gewohnten Lebensqualität.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 302
Veröffentlichungsjahr: 2023
Histaminintoleranz für Dummies
Histaminintoleranz für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2023 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-71811-5ePub ISBN: 978-3-527-83513-3
Coverfoto: © New Africa – stock.adobe.comFachkorrektur des Ernährungskapitels: Doris Brecht, Ernährungsberaterin, BerlinKorrektur: Frauke Wilkens
Cover
Titelblatt
Impressum
Einleitung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Vom ersten Verdacht bis zu den Hintergrundinfos
Kapitel 1: Wenn Sie vermuten, unter einer Histaminintoleranz zu leiden
Positiv denken und nicht unterkriegen lassen
Typische Beschwerden
Vom Verdacht zur Diagnose
Diagnostik
Therapie
Kapitel 2: Alles Histamin oder was?
Was Histamin eigentlich ist
Mastzellen: Die Vorhut des Immunsystems
Histaminintoleranz – keine ideale Bezeichnung
Histamin in Nahrungsmitteln
Kapitel 3: Histamin, Mastzelle und Co
Das Immunsystem – am Anfang ist die Stammzelle
Mastzelle und Histamin – ein explosives Duo
Histamin
Wie es zu einer Histaminintoleranz kommt
Kapitel 4: Alles kann, nichts muss – das Beschwerdebild
Welche Beschwerden Sie ernst nehmen müssen
Die vielen Gesichter der Histaminintoleranz: Multi- statt Monosymptomatik
Alles hängt zusammen – was Ihre Symptome beeinflussen kann
Teil II: Was tun bei Histaminintoleranz? Diagnostik und Therapiemöglichkeiten
Kapitel 5: Alles nicht so einfach – die Diagnostik der Histaminintoleranz
Einschätzung des Beschwerdebildes – Systematik ist alles!
Die Labordiagnostik – je mehr wir wissen, desto weniger wissen wir
Wozu kompliziert, wenn es doch auch einfach(er) geht: Ernährung umstellen und Histamin weglassen!
Um die Ecke denken: Weitere Untersuchungen, die zu einer Diagnose beitragen können
Kapitel 6: Histaminarme Ernährung – die sinnvollste Therapie
Warum die histaminarme Ernährung so wichtig ist
In welchen Lebensmitteln Histamin vorkommt
Histaminliberatoren – Nahrungsmittel, die Histamin im Körper freisetzen
Die Umstellung auf histaminarme Ernährung
Kapitel 7: Therapie mit Medikamenten
Einnahme von Enzympräparaten
Antihistaminika – dem Histamin zuvorkommen
Mastzellstabilisatoren – gar nicht erst zur Wirkung kommen lassen
Benzodiazepine – nicht unbedingt eine gute Idee
Heilerde
Zeolith-Klinoptilolith
Huminsäure
Probiotika – viel Lärm um nichts
Zufuhr von Kofaktoren – wenn es doch nur so einfach wäre
Teil III: Was wenn es doch nicht Histaminintoleranz ist?
Kapitel 8: Was es noch sein könnte
Störungen der Kohlenhydrataufnahme
Gluten – viel Lärm um nichts? Kommt drauf an!
SIBO – Invasion aus dem Dickdarm
Die bösen Zwillinge – die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)
Alles andere als reizend – der Reizdarm
Unerwünschter Besuch – Parasiten
Wenn die Bauchspeicheldrüse spinnt – die exokrine Pankreasinsuffizienz
Wenn der Körper sich selbst nicht mag – Autoimmunerkrankungen
Pseudoallergien durch Lebensmittelzusatzstoffe und natürliche Nahrungsmittelinhaltsstoffe
Auch an die Psyche denken!
Weitere Erkrankungen, die von Interesse sein können
Kapitel 9: Mastzell-vermittelte Erkrankungen
Unterschied zwischen Histaminintoleranz und Mastzellaktivierung
Der Klassiker: Die Allergie
Wenn die ganze Haut juckt – die Urtikaria
Wenn es im Kopf hämmert – Migräne
Teil IV: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 10: Zehn Tipps, wie Sie mit der Histaminintoleranz umgehen
Beraten Sie sich mit dem Arzt / der Ärztin Ihres Vertrauens
Ein Mangelzustand ist unbedingt zu vermeiden
Eine Ernährungsberatung sollte immer durchgeführt werden
Auf soziale Medien als Ratgeber sollten Sie verzichten
Finden Sie Gleichgesinnte
Bereiten Sie sich vor, wenn Sie außerhalb essen
Vermeiden Sie die üblichen Therapiefallen
Wählen Sie eine Quelle aus, der Sie vertrauen
Reduzieren Sie Ihren Stress
Einfache Grundregeln, die Sie beachten sollten
Kapitel 11: Zehn nützliche Hilfen, die den Umgang mit der Histaminintoleranz erleichtern
»Histaminintoleranz und Seekrankheit«
mein-allergie-portal.de
histaminintoleranz.ch
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
NMI Portal (www.nahrungsmittel-intoleranz.com)
Die App »Histamin, Fructose & Co.«
Die App »Frag Ingrid!«
Malteser Waldkrankenhaus Erlangen
Fachkrankenhaus Kloster
Hochgebirgsklinik Davos
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 3
Tabelle 3.1: In Mastzellen enthaltene Botenstoffe und deren Funktion
Tabelle 3.2: Histidingehalt einiger Lebensmittel (Quelle: Souci, S.W. / Fachmann,...
Kapitel 5
Tabelle 5.1: Fragebogen zu Ihren Beschwerden
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Verträgliche und nicht verträgliche Nahrungsmittel bei Histaminintol...
Tabelle 6.2: Verträgliche und nicht verträgliche Nahrungsmittel bei Histaminintol...
Tabelle 6.3: Verträgliche und nicht verträgliche Nahrungsmittel bei Histaminintol...
Tabelle 6.4: Der Histamingehalt verschiedener Käsesorten im genauen Vergleich
Tabelle 6.5: Verträgliche und weniger verträgliche Obstsorten
Tabelle 6.6: Verträgliche und nicht verträgliche Gemüsesorten
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Typische Beschwerden und Besonderheiten von Morbus Crohn und Coliti...
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Altersgruppentypische Nahrungsmittelallergene
Tabelle 9.2: Übersicht über einige Kreuzreaktionen
Tabelle 9.3: Mögliche Kreuzreaktionen, wenn Sie unter einer Birkenpollenallergie ...
Tabelle 9.4: Die unterschiedlichen Formen der Urtikaria
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Mögliche Symptome in der Übersicht
Kapitel 3
Abbildung 3.1: Vereinfachte Darstellung der Blutbildung im Knochenmark
Abbildung 3.2: Schematische Darstellung von Immunglobulin E
Abbildung 3.3: Mastzelle mit IgE-Antikörper-Degranulation
Abbildung 3.4: Aufbau der Mastzelle
Abbildung 3.5: Mastzelle und Aktivierung von c-Kit durch den Stammzellfaktor
Abbildung 3.6: Mastzellaktivatoren: allergische (IgE) und nichtallergische Auslös...
Abbildung 3.7: Abbau des Histamins im Körper
Kapitel 9
Abbildung 9.1: Haupt- und Nebenallergene der Erdnuss
Abbildung 9.2: Kreuzreaktion bei Birkenpollenallergie mit Apfel
Abbildung 9.3: Wie eine echte Erdnussallergie entsteht
Abbildung 9.4: Kreuzreaktion bei Birkenpollenallergie mit Erdnuss und Sojabohne
Cover
Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
1
2
5
6
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
137
138
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
176
177
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
211
212
213
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
236
237
238
239
241
243
244
245
246
247
248
Wenn Sie glauben, eine Histaminintoleranz könnte die Ursache Ihrer gesundheitlichen Probleme sein, dann sind Sie hier erst mal richtig. Vielleicht haben Sie erst vor Kurzem von der Histaminintoleranz gehört und können mit dem Begriff gar nicht so richtig was anfangen. Auch im Internet stehen so viele verschiedene Dinge, da fühlen Sie sich etwas verwirrt. Die Facebook-Gruppe ist nicht so hilfreich, da meint jeder was anderes. Ihr Arzt hat Sie mit so einem leeren Blick angeschaut und Ihnen eine Liste in die Hand gedrückt, auf der stehen Nahrungsmittel, die Sie nicht essen sollen. Oder doch? Und überhaupt, woran erkennt man denn, ob Sie »Histamin« haben oder nicht? Und wo ist das überall enthalten? Und können Sie da was einnehmen? Jetzt halten Sie dieses Buch in den Händen und blättern ein wenig durch die Seiten. Hm, scheint ja doch einiges über dieses Thema zu beinhalten. Also lehnen Sie sich erst mal entspannt zurück und erfahren Sie, worum es wirklich geht und was Sie tun können, um den Ursachen Ihrer Beschwerden auf den Grund zu gehen und damit es Ihnen bald wieder besser geht.
Histaminintoleranz für Dummies soll kein Fachbuch für Ärzte sein. Um es zu verstehen, müssen Sie nicht Medizin studiert haben und auch sonst nicht »vom Fach« sein. Dennoch spare ich nicht mit Details, auch wenn es manchmal etwas herausfordernd ist. Das ist auch beabsichtigt, denn zu viele Bücher und Ratgeber sind sehr allgemein gehalten, vermutlich um den Leser nicht zu überfordern oder – noch schlimmer – um dem Mainstream zu folgen und das zu schreiben, was gerade en vogue ist, auch wenn es nicht stimmt oder stark vereinfacht dargestellt wird. Das betrifft nicht nur die Diagnostik der Histaminintoleranz, sondern auch deren Therapie. Besonders ärgerlich ist es, wenn Bücher von medizinischen Laien geschrieben sind, die nie auch nur einen Patienten behandelt haben, aber sich aufgrund eigener Erfahrungen berufen fühlen, ihre Erkenntnisse zu verbreiten. Dieses Buch beinhaltet zwar auch einige Anekdoten, vermeidet aber Verallgemeinerungen, nebulöse Formulierungen und aus der Luft gegriffene Theorien, sondern basiert – wann immer möglich – auf wissenschaftlich fundierten Fakten und realen Fallbeispielen. Wer sich mit der Histaminintoleranz ernsthaft auseinandersetzen möchte, der muss die Einzelheiten kennen. Dieses Buch hat den Anspruch, einen detaillierten Überblick über Grundlagen, Diagnostik und Therapie der Histaminintoleranz zu liefern. Das ist nicht immer einfach, aber wenn Sie das Buch lesen, dann werden Sie hoffentlich das Krankheitsbild besser verstehen und entspannter mit diesem umgehen können. Weil Sie wissen, was sinnvoll ist und was nicht, sowohl was die Diagnostik als auch die Therapie betrifft. Immerhin scheint die Histaminintoleranz inzwischen mehr im medizinischen Denken der Ärzte/Ärztinnen angekommen zu sein, auch wenn nach wie vor die Meinungen auseinandergehen.
So viele gibt es gar nicht. Gelegentlich ist etwas kursiv geschrieben, das wäre es fast schon. Besonders Namen von Personen und bestimmte Fachausdrücke zum Beispiel. Internetadressen sind in Schreibmaschinenschrift gedruckt, sieht einfach besser aus. Es gibt ein paar Abkürzungen, die regelmäßig auftauchen. Zum Beispiel BA für biogene Amine oder HDC für Histidindecarboxylase. Und HNMT für Hydroxy-N-Methyltransferase. Stören Sie sich nicht daran.
Natürlich sollten Sie alles lesen. Wie bei meinen anderen Büchern auch habe ich mich bemüht, so viel Information wie möglich in das Buch zu packen. Wahrscheinlich – oder ganz bestimmt – werde ich trotzdem irgendwas total Wichtiges vergessen haben. Aber auch so gilt, letztlich kann man nie jede Thematik zu hundert Prozent abdecken. Es geht immer noch mehr. Aber was Sie lesen, entscheiden Sie selbst! Sie können selektiv lesen, überspringen Sie also Kapitel, die Sie nicht interessieren oder von denen Sie glauben, dass sie Ihnen nicht weiterhelfen. Meine Empfehlung lautet aber: Lesen Sie das ganze Buch. Angefangen bei den Grundlagen bis hin zu den Top-Ten-Kapiteln. Die Grundlagen sind so wichtig für das Gesamtverständnis. Und in jedem Kapitel werden Sie doch irgendetwas finden, was Ihnen den Blick auf bisher Unverstandenes gewährt. Aber wie gesagt, Ihre Entscheidung!
Manche Leser haben Schwierigkeiten mit diesem »für Dummies« im Titel des Buches, halten es sogar für herablassend. Dabei ist es überhaupt nicht so gemeint. Sehen Sie es als ein Understatement! Sie sind vielleicht kein Profi vom Fach, aber Sie lesen doch so ein relativ spezielles Buch nicht einfach so zum Spaß. Natürlich gehe ich davon aus, dass Sie sich schon ein bisschen auskennen, eventuell sogar ziemlich gut. Aber, werden Sie bestimmt denken, es schadet ja nicht, noch etwas mehr zu diesem heiklen Thema zu erfahren. Vor allem, wenn Sie selbst unter einer Histaminintoleranz leiden oder es vermuten.
Sie hatten wahrscheinlich schon ein frustrierendes Erlebnis in einer Arztpraxis und das Gefühl, dass Sie keiner ernst nimmt. Nun haben Sie dieses Buch gesehen und fragen sich, ob Ihnen das weiterhelfen könnte.
Sie suchten auf verschiedensten Websites nach Hilfe und Erklärungen und haben jetzt eigentlich nur noch mehr Fragezeichen über Ihrem Kopf.
Sie probierten bereits alle möglichen Selbsttests aus, die nicht billig waren, und wissen trotzdem nicht weiter.
Sie führten bereits eine »histaminarme« Diät durch und irgendwie war es dann auch zunächst besser, aber nicht von Dauer. Jetzt wissen Sie nicht genau, was Sie essen können und was nicht.
Sie haben ebenfalls bereits einige verschiedene »Therapien« durchgeführt, zum Beispiel mit Probiotika oder einem Enzym, das Histamin abbauen soll. Das Ergebnis war nicht überzeugend.
Für einen schnellen Überblick, oder falls Sie zunächst an einem bestimmten Thema besonderes Interesse haben, hier alle Teile von Histaminintoleranz für Dummies kurz zusammengefasst:
Der Verdacht, unter einer Histaminintoleranz zu leiden, ergibt sich meist, wenn zunächst kein erkennbarer Zusammenhang mit einem bestimmten Auslöser – Nahrungsmittel – besteht. Die Eingabe der Beschwerden bei Google ergibt »Histaminintoleranz«, passend dazu ein kleiner Fragebogen, der die Diagnose bestätigt. Problematisch ist, dass unter dem Begriff Histaminintoleranz so gut wie jedes Symptom zu finden ist und sich so jeder im Endergebnis den Stempel mit der Diagnose aufdrückt. In den ersten drei Kapiteln geht es – neben der Begriffsbestimmung – um den der Histaminintoleranz zugrunde liegenden Mechanismen und deren Ursachen. Da darf natürlich die Ernährung nicht fehlen, die das Problem überhaupt erst auslöst. Teil I beschäftigt sich auch mit der Frage, warum die Diagnose Histaminintoleranz so viel Verwirrung und Zweifel auslöst. Dass die Histaminintoleranz den Mastzell-vermittelten Erkrankungen nicht gleichgesetzt werden kann (und was diese überhaupt sind), ist ebenfalls wichtiges Thema. Komplettiert wird dieser Teil in Kapitel 4 durch die genauere Darstellung des »bunten« Beschwerdebildes, welches die Diagnosestellung erschweren kann. Sie erfahren, welche Symptome eher für eine Histaminintoleranz sprechen und welche eher nicht. Und warum die auftretenden Beschwerden sich nicht immer eindeutig zuordnen lassen. Aber keine Sorge, danach werden Sie bestimmt schlauer sein und sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen!
Dass die Diagnostik der Histaminintoleranz nicht ganz so einfach ist, dürfte inzwischen bekannt sein. Ganz wichtig in diesem zweiten Teil: welche diagnostischen Möglichkeiten es gibt und welche in der Diagnostik der Histaminintoleranz wirklich Sinn machen, basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen.
Nachdem die Diagnose der Histaminintoleranz ausführlich erörtert wurde, geht es nun weiter mit den zur Verfügung stehenden Therapieoptionen.
Kapitel 6 befasst sich ausschließlich mit dem Zusammenhang zwischen Histamin und Ernährung, sowohl warum Histamin in manchen Nahrungsmitteln vorkommt als auch welche Rolle die Ernährung in der Behandlung der Histaminintoleranz spielt. Ein großes und sehr wichtiges Kapitel. Vielleicht das Wichtigste des ganzen Buches.
In Kapitel 7 werden die medikamentösen Verfahren beschrieben und kritisch gewertet. Nicht alles wirkt gleich gut – oder überhaupt. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die versucht werden sollten. Auch mineralische und pflanzliche Präparate sind Teil des therapeutischen Arsenals.
Dass die Diagnostik der Histaminintoleranz nicht ganz so einfach ist, wissen Sie nun schon. Ganz wichtig in diesem dritten Teil Kapitel 8: andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden auslösen können und ausgeschlossen werden sollten, bevor man sich zu früh auf die Histaminintoleranz festlegt. Die Reise verläuft von A wie Autoimmunerkrankungen bis hin zu Z wie Zöliakie. Sie werden sehen, dass es eine Reihe von Erkrankungen gibt, an die man denken sollte und die in der täglichen Praxis ganz real sind. Viele schreiben und erzählen von der Histaminintoleranz. Dabei ist zu beachten, dass die Histaminintoleranz den Mastzell-vermittelten Erkrankungen nicht gleichgesetzt werden kann. Was diese überhaupt sind und warum man die nicht mit der Histaminintoleranz in einen Topf werfen sollte, ist ebenfalls wichtiges Thema. Ach, irgendwie sind alle Themen wichtig, oder? Natürlich kommen nicht alle Krankheitsbilder gleich häufig vor, manche sind sogar ziemlich selten. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt. Eventuell schaut man nur nicht genau hin! Lassen Sie sich einfach überraschen, insbesondere von den interessanten Patientenbeispielen, die Ihnen zeigen sollen, dass es sich lohnt, manchmal »um die Ecke« zu denken, weil »nicht alles Histamin ist, was glänzt«!
Der Top-Ten-Teil ist typisch für die … für Dummies-Bücher und darf nicht fehlen. In diesem Teil finden Sie wichtige Tipps, wie Sie mit der Histaminintoleranz umgehen können. Außerdem finden Sie in diesem Teil zehn Tipps, die Ihnen den Umgang mit der Histaminintoleranz erleichtern, darunter Anlaufstellen, Apps und Websites.
Der erhobene Zeigefinger soll Sie auf besonders wichtige Informationen aufmerksam machen! Also gut durchlesen und merken!
Wenn Sie Details mögen (so wie ich), dann gibt es hier interessante Einzelheiten. Ansonsten können Sie diese Passagen überspringen.
Hier könnte eine nützliche Information für Sie stehen!
Ein Fallbeispiel aus dem wahren Leben, das das zuvor Gelesene besser illustrieren soll.
Seien Sie auf der Hut! Dieses Symbol soll Sie wachsam gegenüber Dingen machen, die Ihrer Gesundheit schaden könnten.
Sie können mit Kapitel 1 anfangen, was irgendwie Sinn macht, aber auch mit einem ganz anderen Kapitel starten. Vielleicht interessiert Sie grad mehr die Diagnostik oder wovon die Histaminintoleranz abzugrenzen ist, dann fangen Sie mit diesen Kapiteln an, auch gut. Sie müssen auch nicht alle Kapitel lesen, ich würde Ihnen das aber empfehlen, weil ich glaube, dass Sie so den größtmöglichen Nutzen aus diesem Buch ziehen werden. Aber letztlich bleibt es Ihnen überlassen. Und neben dem Erkenntnisgewinn hoffe ich natürlich, es macht Ihnen ein wenig Spaß, dieses Buch zu lesen. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, es zu schreiben.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Um in die ganze Komplexität des Krankheitsbildes Histaminintoleranz einzutauchen, finden Sie hier das notwendige Grundwissen über alles, was mit Histamin wie zusammenhängt. Der Mechanismus der Histaminintoleranz wird erklärt und was Sie tun können, wenn Sie vermuten, unter einer Histaminintoleranz zu leiden. Außerdem werden typische Symptome erläutert und wie diese entstehen.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Wie Sie die Histaminintoleranz betrachten solltenVerdauungsbeschwerden stehen nicht unbedingt im VordergrundMögliche Ursachen anvisierenWarum die Histaminintoleranz für Verwirrung sorgtWie beginne ich ein Buch über ein Krankheitsbild, das bei medizinischem Personal und Betroffenen für viel Verwirrung sorgt? Wahrscheinlich haben Sie genau deswegen dieses Buch gekauft. In der Hoffnung, dieses ziemlich komplexe Thema besser zu verstehen. Das ist jedenfalls meine Motivation, warum ich dieses Buch schreibe. Allerdings leichter gesagt als getan. Bei allem, was mit Histamin zu tun hat, neigen viele selbst ernannte Experten dazu, diese Störung nur aus einem bestimmten Blickwinkel zu betrachten. Meist aus dem ihrer eigenen Fachrichtung oder ihrer Weltsicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Existenz der Histaminintoleranz schlichtweg abgelehnt und sogar für »Humbug« oder »Scharlatanerie« gehalten wird. Und es gibt Kliniken, in denen die eine Abteilung Provokationstestungen mit Histamin durchführt, die andere Abteilung hingegen in Gelächter ausbricht, wenn sie dort den Begriff Histaminintoleranz hören. Die Folge ist Frustration bei den Betroffenen, die nun Hilfe bei unwissenschaftlich arbeitenden Alterna-tivmedizinern und Heilpraktikern suchen. Aus Mangel an Kreativität – und weil es gewisse Limitierungen in der Diagnostik gibt – werden nun jedes Symptom und jede Befindlichkeitsstörung auf »Histamin« geschoben. Histamin ist aktuell das neue Gluten. Sie erinnern sich? Das böse Klebereiweiß im Getreide, das früher eigentlich an allem schuld war?
Bewegt man sich in den Weiten des Internets, scheint es auf den sozialen Medien eine Vorliebe für Selbsthilfegruppen zu geben, die sich mit Eifer und leider meist Halbwissen den verschiedensten Unverträglichkeiten widmen und nicht mit gut gemeinten Ratschlägen und selbst gestellten Diagnosen geizen. Diese vermehrte Thematisierung – und Dramatisierung – von Symptomen und Krankheitsbildern erweckt den Eindruck, die Histaminintoleranz ist ein ganz häufiges Krankheitsbild. Tatsächlich handelt es sich meist um eine »gefühlte« Histaminunverträglichkeit. Diese Form der Selbstdiagnostik maskiert nicht nur unter Umständen eine andere Diagnose, sondern wird mit teuren Heimtests noch unterstützt, denn klar ist, dass diese Kunden bereit sind, für ihr Wohlergehen viel Geld auszugeben. Eine aus solcher Diagnostik resultierende Eigentherapie oder Therapie nach Anleitung im Falle der Selbsttests, die natürlich auch schon eine ganz einfache Lösung anbieten, nicht umsonst versteht sich, kann zu Nährstoffmangel und gravierenden Folgen der nicht diagnostizierten wirklichen Erkrankung führen. Ich übertreibe, denken Sie? Nein, ganz im Gegenteil!
Zugegeben, das klingt alles furchtbar negativ. Soll aber nicht die Botschaft dieses Buches sein. Ich bin sicher, Sie werden in diesem Buch einiges an nützlichen Informationen zum Thema Histaminintoleranz finden, sowohl was die diagnostischen Möglichkeiten betrifft als auch die Therapie. In meiner Sprechstunde stellen sich immer mehr Menschen vor, die glauben, an einer Histaminintoleranz zu leiden. Wie viele Betroffene es in der Bundesrepublik gibt, ist schwer zu sagen. Die Dunkelziffer ist vermutlich relativ hoch und wir sehen nur die Spitze des Eisbergs. Trotzdem werden die Histaminintoleranz und die Mastzell-vermittelten Erkrankungen nicht so wirklich ernst genommen beziehungsweise nicht erkannt. Viele Betroffene sind auf sich selbst gestellt, in der Hoffnung etwas zu finden, was die Beschwerden erträglicher macht, oder zumindest jemanden, der sich der Problematik annimmt. Dass dies nicht einfach ist, werden Sie selbst schon festgestellt haben.
Ernst nehmen! Histaminintoleranz ist keine Diagnose, die man stellen sollte, weil man ansonsten keine andere Ursache findet – schon gar nicht ohne Arzt. Eine saubere und gründliche Diagnostik muss im Vordergrund stehen, damit dann die entsprechende Therapie erfolgreich ist.
Wenn etwas »typisch« ist für die Histaminintoleranz, dann das etwas konturlose, nicht so eindeutige Beschwerdebild. Viele verschiedene Symptome, die nicht gut zuzuordnen und so für jeden frei interpretierbar sind.
Normalerweise äußert sich eine Unverträglichkeit durch eine ähnliche Reaktion nach jedem Verzehr eines bestimmten Nahrungsmittels. Nicht so bei der Histaminintoleranz, wo mal Kopf- und ein anderes Mal Bauchschmerzen im Vordergrund stehen. Oder Hautprobleme. Oder vielleicht Schlafstörungen und so ein komisches Gefühl der Abgeschlagenheit. Im Vergleich zu anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Beispiel der Laktoseintoleranz, die eine überschaubare Symptomatik aufweisen, ist das Beschwerdebild bei der Histaminintoleranz um einiges unübersichtlicher.
Typische Symptome sind:
Atemwege
:
Asthma, Atemnot, Fließschnupfen, verstopfte Nase, Juckreiz der Nase, Niesen
Auge
:
Lidödeme
Haut
:
Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria, Gesichtsrötung
Herz
/Kreislauf
:
Herzrasenbis hin zu Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck
Verdauungsbeschwerden
:
Bauchkrämpfe, Blähungen, Durchfall
Zentrales Nervensystem
:
Durchschlafstörungen (Wachheit), Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, innere Unruhe
Abbildung 1.1 zeigt eine Übersicht der verschiedenen Symptome, die bei Histaminintoleranz auftreten können.
Abbildung 1.1: Mögliche Symptome in der Übersicht
Typisch: Die Beschwerden treten oftmals nach dem Genuss folgender Nahrungsmittel auf:
Rotwein, Weizenbier, Champagner
Thunfisch, Makrelen
Hartkäse
Rohwürsten (Salami etc.)
Tomaten/Tomatenketchup
Schokolade
Achten Sie darauf, ob Symptome regelmäßig auftreten. Im Falle von Verdauungsbeschwerden, ob diese im Zusammenhang mit dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftreten. Gut wäre es, wenn Sie mithilfe einer qualifizierten Ernährungsberatung ein entsprechendes Symptomtagebuch führen und auswerten.
Passen Sie auf den Nocebo-Effekt auf. Nocebo ist lateinisch für »Ich werde schaden«. Bedeutet, wenn Sie denken, Ihr Körper reagiert auf Histamin zum Beispiel im Käse, dann werden Sie auch jede Reaktion Ihres Körpers nach dem Verzehr auf den Käse beziehungsweise dessen Histamingehalt zurückführen. Also ist es sinnvoll, sich klarzumachen, dass nicht automatisch eine schreckliche Reaktion Ihres Körpers passieren muss. Denken Sie vielleicht lieber an das Geschmackserlebnis!
Wollen Sie genauer verstehen, wie es zu Ihren Beschwerden kommt? Kapitel 4 gibt Ihnen einen detaillierteren Überblick über die möglichen Beschwerden und wie sie in Ihrem Körper entstehen. Ganz schön spannend, finde ich.
Klagen Sie lediglich über eine laufende Nase als alleiniges Problem, dann haben Sie keine Histaminintoleranz. Vielleicht eine Allergie, die ja auch mit Histamin zu tun hat. Aber so eine Monosymptomatik passt nicht zu dem Krankheitsbild der Histaminintoleranz. Die ist durch ein »buntes« Beschwerdebild gekennzeichnet, ein Nebeneinander von Symptomen, die auf verschiedene Organsysteme hinweisen. Denn Rezeptoren für Histamin finden sich in fast allen Organsystemen.
Wahrscheinlich haben Sie schon einiges ausprobiert, waren bei einem Arzt – oder eher mehreren – und haben sich im Internet versucht, ein Bild zu machen. Ich würde eine nicht geringe Summe darauf setzen, dass Sie auf der bekannten »Schweizer Seite« (so nenne ich sie jedenfalls) www.histaminintoleranz.ch waren, um sich zu informieren.
Trotzdem haben Sie noch immer diese Beschwerden, keiner kann Ihnen so recht helfen und Sie haben auch noch immer nicht verstanden, was eine Histaminintoleranz für Sie eigentlich bedeutet. Wenn Sie denn eine haben …
Es stellt sich die Frage: Warum haben so viele Menschen ein wahre Ärzte-Odyssee hinter sich, bevor eine Histaminintoleranz diagnostiziert wird? Ich liefere Ihnen gleich mehrere Antworten:
Viele der Krankheitssymptome der Histaminintoleranz sind diffus und lassen sich klinisch nicht eindeutig zuordnen.
Um die Diagnose Histaminintoleranz zu stellen, existiert kein wirklich einheitliches Vorgehen. Empfehlungen schon, aber die sind ja nicht bindend.
Das Krankheitsbild »Histaminintoleranz« sorgt bei vielen Ärzten für viel Verwirrung, die diese Störung häufig nur aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten. Meist aus dem ihrer eigenen Fachrichtung oder ihrer Weltsicht.
Die wissenschaftliche Datenlage ist dünn und teilweise widersprüchlich, woraus neben fehlendem ärztlichem Wissen im Umgang mit diesem Krankheitsbild eine erhebliche Unsicherheit bei der Diagnostik und Therapie folgt.
Die Existenz der Histaminintoleranz wird nach wie vor von vielen Ärzten schlichtweg abgelehnt und sogar für »Humbug« oder »Scharlatanerie« gehalten. Dabei gibt es Kliniken, die sich durchaus mit der Thematik beschäftigen und auch Provokationstestungen mit Histamin durchführen. Trotzdem gibt es (zu) wenig Zentren/Ärzte, die sich mit der Histaminintoleranz auseinandersetzen.
Die »gefühlte« Histaminintoleranz. Betroffene mit unklaren Beschwerden glauben häufig unter einer Histaminintoleranz zu leiden. Diese gefühlte Histaminintoleranz ist wesentlich höher als ihr tatsächliches Auftreten.
Nach einem langen Ärztemarathon kommen Patienten nicht selten mit einer Vielzahl an chronischen und nicht eindeutigen Diagnosen zum Arzt (chronisches Fatigue-Syndrom, chronische Eppstein-Barr-Infektion, Fibromyalgie, chronische Borreliose und vieles mehr), was die Diagnosefindung erschwert.
Frustrierte Betroffene (vielleicht auch Sie?) suchen Hilfe bei unwissenschaftlich arbeitenden selbst erklärten Experten, die jedes Symptom und jede Befindlichkeitsstörung auf Histamin schieben. Histamin ist aktuell das neue Gluten. Sie erinnern sich? Das böse Klebereiweiß im Getreide, das früher eigentlich an allem schuld war?
Suchen Sie in den Weiten des Internets Rat, werden Sie auf eine Reihe von Selbsthilfegruppen stoßen, die sich mit Eifer – und leider Halbwissen – den verschiedensten Unverträglichkeiten widmen und nicht mit gut gemeinten Ratschlägen und selbst gestellten Diagnosen geizen. Hier lässt sich schön der
Dunning-Kruger-Effekt
(nach den Psychologen
Justin Kruger
und
David Dunning
von der Cornell University, USA) beobachten, dass vor allem Menschen mit wenig Sachverstand dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Soll heißen: keine Ahnung von der Materie, aber eine hohe Bereitschaft, sich trotzdem dazu zu äußern. Diese vermehrte Thematisierung – und Dramatisierung – von Symptomen und Krankheitsbildern erweckt den Eindruck, die Histaminintoleranz ist ein ganz häufiges Krankheitsbild. Ist es aber nicht.
Es gibt viele, die finanziell von der Unsicherheit rund um die Histaminintoleranz profitieren wollen: Laborbestimmungen, Darmsanierungen, Darmfloraanalyse,
Leaky Gut
etc. Es werden teure Tests für viel Geld angeboten, deren Ergebnis in der Regel eine lange Liste von »verbotenen« Lebensmitteln ist. Vorsicht: Das kann zu Nährstoffmangel führen und dazu, dass die Krankheit nicht erkannt wird, die Sie eigentlich haben, wenn Sie nur meinen, an einer Histaminintoleranz zu leiden.
Das kommt Ihnen bekannt vor? Glaube ich. Dann lassen Sie uns nun Ihren Ärztemarathon beenden und gemeinsam herausfinden, ob Sie an einer Histaminintoleranz leiden, und wenn ja, was Sie dagegen tun können.
Mein Rat ist: »Gehen Sie zu einem Arzt. Gehen Sie direkt dorthin und konsultieren Sie nicht Dr. Google.«
Im Internet tummeln sich unzählige selbst erklärte Experten und Sie finden dort haufenweise Berichte von Betroffenen, die Sie eher verwirren als helfen. Tun Sie sich das nicht an.
Vor allem in entsprechenden Facebook-Gruppen und anderen sozialen Medien überschlagen sich die Gruppenmitglieder mit eher oberflächlichen Beiträgen, pseudowissenschaftlichen Erklärungen und persönlichen Leidensgeschichten. Leider sind die allermeisten Beiträge für Sie als Betroffene nicht hilfreich, sondern aufgrund des lückenhaften Verständnisses für die komplexen Zusammenhänge teilweise sogar schädlich. So führen Ernährungsempfehlungen leicht zu drastischen Einschränkungen der Nahrungsaufnahme mit der Entstehung von Mangelzuständen.
Wenn Sie als Betroffener erst mal vollständig in die »Welt des Histamins« eintauchen, dann gibt es kaum mehr ein Entrinnen. Ihre Gedanken kreisen nur noch um Ihr Körpergefühl und um Nahrungsmittel, die Histamin enthalten. Der Austausch in Facebook-Gruppen ist auch nicht wirklich ergiebig. Zu viele verschiedene Meinungen, sehr viel Pessimismus und wenig Wissen. Und abgesehen davon bekommen Betroffene durch die Algorithmen des Internets jetzt nur noch Botschaften, die sich um Histamin drehen. Dadurch beginnt sich das ganze Leben darum zu drehen und es gibt kaum Ablenkung.
Gehen Sie zum Arzt. Doch zu welchem? Vermutlich würden Sie zunächst Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt die Beschwerden schildern; das liegt ja auch nahe, die kennen Sie wahrscheinlich schon eine Weile. Und jetzt – das ist entscheidend – kommt es drauf an, wie mit Ihnen und Ihren Beschwerden umgegangen wird.
Daran erkennen Sie, dass Ihr Arzt Sie ernst nimmt:
Ihr Gegenüber ist offen für das nicht ganz einfache Thema.
Ihr Gegenüber fragt nach und bespricht mit Ihnen mögliche Ursachen Ihrer Beschwerden.
Es wird eine ausführliche Diagnostik durchgeführt.
Sie werden an jemanden weiterverwiesen, der sich mit der Thematik auskennt. Internisten, Allergologen, Hautärzte und Ernährungsmediziner können zu diesen gehören. Auch eine qualifizierte Ernährungsberatung – die im optimalen Fall mit einem Arzt zusammenarbeitet – kann hilfreich sein.
Daran erkennen Sie, dass Sie sich woanders Hilfe suchen sollten:
Sie spüren Ablehnung oder Widerwillen?
Sie bekommen einen mitleidigen Blick?
Oder gar einen hämischen Kommentar?
Wie auch immer, Sie werden hoffentlich dazu angehalten, ein genaues Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen. Zwei, drei Wochen lang schreiben Sie auf, was Sie essen – und welche Beschwerden eventuell auftreten. Auf dieser Basis lässt sich das Problem besser eingrenzen.
Es sind im Wesentlichen vier charakteristische Typen von Patienten, die ich in meiner Sprechstunde sehe und die glauben, an einer Histaminintoleranz zu leiden, beziehungsweise die Diagnose bekamen. Mal sehen, ob Sie sich wiedererkennen:
Der Histaminpatient vom Typ 1: »Ich habe eine Histaminintoleranz, weil mein Arzt / meine Ärztin so ein Enzym bestimmt hat und das ist erniedrigt. Mir wurde gesagt, das ist eine Histaminintoleranz, und man hat mir eine Liste von Nahrungsmitteln in die Hand gedrückt, die ich nicht essen soll.« In diesem exemplarischen Fall wird die Bedeutung des Enzyms Diaminoxidase (dieses ominöse Enzym wird Sie quer durch das Buch verfolgen, aber das muss Sie nicht beunruhigen!) überbewertet und eventuell auf eine sinnvollere Diagnostik verzichtet. Zahlenmäßig übrigens der am häufigsten vorkommende Patiententyp (in meiner Sprechstunde).Der Histaminpatient vom Typ 2: »Ich habe eine Histaminintoleranz, weil ich das im Internet gegoogelt habe, und meine Beschwerden passen einfach dazu. Jetzt ernähre ich mich seit einigen Tagen histaminfrei und es geht mir viel besser!« Hier stellt der Betroffene – ohne wirklich profunde Kenntnis – eine Diagnose. Häufig führt das zu einer Enttäuschung des Patienten, wenn ich nicht die Erwartungshaltung erfülle und stattdessen nach anderen Ursachen suche. Nicht selten fragt ein Patient, selbst wenn eine passendere Ursache gefunden wurde, fast verärgert: »Und was ist jetzt mit Histamin?« Deswegen sollten Sie sich nie zu früh auf nur eine Möglichkeit festlegen, denn es gibt zahlreiche Erkrankungen, die Ihre Beschwerden verursachen können, wie Sie noch lesen werden.Der Histaminpatient vom Typ 3: »Mein Arzt / meine Ärztin kennt sich nicht damit aus, aber der Heilpraktiker hat mittels Kinesiologie / Bioimpedanz / Osteopathie / Pendeln / irgendeine andere Methode herausgefunden, dass ich kein Histamin vertrage. Seitdem ich auf Histamin verzichte, geht es mir viel besser / geht es mir nicht besser.« Von der wissenschaftlichen Medizin und Ärzten im Allgemeinen enttäuscht, wendet sich der Patient der sogenannten Alternativmedizin zu, die über einige Methoden in ihrem Arsenal verfügt. Das ist besonders ärgerlich, wenn es zunächst überhaupt um den Nachweis einer Histaminintoleranz geht. Denn wenn die Diagnostik ohnehin nicht ganz einfach ist, dann sind pseudowissenschaftlichen Methoden der Diagnostik Tür und Tor geöffnet. Auch die Therapie gestaltet sich meist ziemlich fantasielos, die »Darmsanierung« als Methode der Wahl sehe ich häufig bei Patienten. Wie sinnvoll das ist, lesen Sie in Teil III dieses Buches, wenn es um die therapeutischen Möglichkeiten bei Histaminintoleranz geht.Der Histaminpatient vom Typ 4: »Mein Arzt / meine Ärztin sagt, so etwas wie Histaminintoleranz gibt es gar nicht und ich hätte bestimmt nur zu viel Stress. Ich habe aber nun mal Beschwerden und keiner kann mir helfen.« Nun sind auch Ärzte und Ärztinnen nicht perfekt, nicht immer up to date oder haben eben eine andere Meinung. Das ist ihr gutes Recht. Die Schwierigkeit im Umgang mit der Histaminintoleranz liegt nun mal darin, dass es keinen wirklich guten Nachweis gibt und man als Arzt sehr genau zuhören muss, um einen Zusammenhang zwischen typischen Nahrungsmitteln und typischen Beschwerden herzustellen. Und hier gilt: Aktives Nachfragen erhöht die Sicherheit der Diagnosestellung!Wollen Sie sich über Bücher oder im Internet informieren?
Im World Wide Web kann sich jeder als selbst ernannter Experte zu dem Thema äußern. Oder auf eigenen Webseiten Erkenntnisse, Erlebnisse und Ansichten zum Besten geben.
Egal wo Sie sich informieren, Sie sollten auf die Qualifikation des Autors achten:
Behandelt er Patienten? Warum sollten Sie jemandem vertrauen, der nicht aus einem medizinischen Bereich kommt? Genauso gut könnten Sie mir Ihr Auto anvertrauen, von dessen komplizierter Mechanik ich so gut wie nichts verstehe.
Basieren die Informationen lediglich auf persönlichem Umgang mit eigenen Beschwerden? Was ihm hilft, das wird auch allen anderen helfen? Für mich nicht nachvollziehbar ist es, wenn fachfremde Personen, die noch nie in ihrem Leben einen Menschen behandelt haben, aufgrund eigener Erlebnisse plötzlich auf die Idee kommen, ein Buch zu diesem wirklich komplexen Thema zu schreiben oder im Internet ihre Theorien zu verbreiten. Also, Finger weg von »Mein Leben mit Histaminintoleranz« oder »Wie ich meine Histaminintoleranz besiegte« oder so ähnlich.
Häufig ist die Histaminintoleranz eine Selbstdiagnostik und eine daraus folgende Eigentherapie kann gravierende Folgen haben, wenn eine strenge, selbst auferlegte Ernährungsumstellung aufgrund des verbreiteten Vorkommens von Histamin – wenn auch nur in meist geringer Menge in Lebensmitteln – zu einem ausgeprägten Nährstoffmangel und entsprechenden Folgeerkrankungen führt. Gehen Sie lieber zum Arzt, statt sich selbst zu diagnostizieren.
Empfehlen kann ich Ihnen den Klassiker Histaminintoleranz und Seekrankheit des österreichischen Arztes Reinhart Jarisch und zahlreicher renommierter Kollegen. Es ist nicht nur das erste Buch, das sich mit der Thematik ernsthaft auseinandersetzt, sondern vor allem betrachten die Autoren des Buches die Histaminintoleranz aus wissenschaftlicher Sicht und versuchen, die Mechanismen, die der Histaminintoleranz zugrunde liegen, verständlich darzustellen. Was nicht immer einfach ist.