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Hochsensibilität ist weder eine Krankheit noch eine psychische Störung. Ein hochsensibler Mensch zeichnet sich aus durch eine äußerst intensive Wahrnehmung aller Sinnesreize. Verschiedene oder alle seiner Sinne sind sehr empfindsam, und diese Menschen bearbeiten alle Wahrnehmungen in sich sehr gründlich. Wegen dieser Fähigkeit zähle ich diesen Menschen-Typ auch zu den Tief-sinnigen. Die weiteren Begründungen und Erklärungen findest du in diesem Buch.
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2025
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1 Einführung
2 Als Kind
2a Warum schreibe ich …
3 Im Jahre1948
4 meine erlernten Erfahrungen
5 Tief-Sinnig
6 Empfindungen
7 Die Freizeit
8 Ein paar Vor- und ein paar Nachteile
9 Was ist positiver Stress
10 positive Seiten der...
11 Der größte Vorteil
12 Die Sinne als Weg
13 Verschiedene Typen
14 Der ängstliche Typ
15 Der Du-Mensch
16 Der Angstbeißer
17 Der Unruhige
18 Der Einsiedler
19 die Panikattacken
20 Körperbewusstsein
21 Die Konsequenzen
22 Ungesund …
23 Das Fühlen
24 Hochsensibel
25 Die Kreativität
26 Schnelle Hilfe
27 Träume
28 Selbstliebe und Liebe
29 Die Liebe
30 Stimmungen
31 Mit dem Mantra
32 Soforthilfe bei beginnenden Panikattacken
33 Praktische Tipps zum Entstressen
34 Die Wirkung der Kreativität
35 Vom Nachteil zum Vorteil
36 Das Schlusskapitel - Die Sinne als Geschenke
Das Buch Hochsensibel, mit dem Untertitel „Deine Chancen“,
zeigt Fragen und Antworten für Menschen, die mit ihrer Feinfühligkeit Probleme haben.
Zwischen 20 und 30 % liegt die geschätzte Quote der Menschen, die durch ihre feinsinnige Wahrnehmung zu der Gruppe der Hochsensiblen gezählt werden.
Darunter gibt es Menschen, die ihre eigenen Wege suchen müssen, um im heutigen Existenzkampf ihren Platz zu finden. Etliche von ihnen sind sich nicht bewusst, dass diese feinsinnige Veranlagung auch ein Geschenk sein kann.
Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.
Siehe Wikipedia.
Sie veröffentlichte bisher circa 115 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.
In tiefer Verbundenheit
Themen und Schlagwörter in diesem Buch:
Hochsensibilität ist weder eine Krankheit noch eine psychische Störung
Ich wünscht, ich wär ein Elefant
Warum ich dieses Buch schreibe
meine erlernten Erfahrungen
Tief-sinnig
Empfindsamkeit und Belastbarkeit im Alltag
Tipps für den Abend
der Schlaf
Tipps für den Morgen
die Freizeit
ein paar Vorschläge zum Kreativwerden
einige Vor- und Nachteile der Hochsensibilität
was ist positiver Stress?
Ein Beispiel
Ein großer Vorteil, den ein hochsensibler Mensch hat …
alle unsere Sinne haben…
Verschiedene Typen, bei denen die Hochsensibilität ein besonderes Thema ist
der Ordnungsfanatiker
der ängstliche Typ
das Wort Angst… Enge
der Du-Mensch
der Angstbeißer
der Unruhige, der Hektische
der Einsiedler
die Panikattacken
sich ohn-mächtig fühlen
üben wir uns im Sinnieren
sorgen sollten wir uns nur über Dinge, …
Das Fühlen
Die Träume
schnelle Hilfe
kreativ werden
Goethe, Gedicht über Gefühle
Selbstliebe und Liebe
sich lieben mit Fehlern und Schwächen
der hochsensible Mensch in der Partnerschaft
Stimmungen
alle Gefühle sind erlaubt
Wut
das Lachen
Freude
Für die Notfälle, Tipps und Anleitungen
Wenn du hier etwas gefunden hast, das dich interessiert und dich möglicherweise auch in irgendeiner Form betrifft, macht es Sinn weiterzulesen.
Hochsensibilität ist weder eine Krankheit noch eine psychische Störung. Ein hochsensibler Mensch zeichnet sich aus durch eine äußerst intensive Wahrnehmung aller Sinnesreize. Verschiedene oder alle seiner Sinne sind sehr empfindsam, und diese Menschen bearbeiten alle Wahrnehmungen in sich sehr gründlich. Wegen dieser Fähigkeit zähle ich diesen Menschen-Typ auch zu den Tief-sinnigen. Die weiteren Begründungen und Erklärungen findest du auf den nachfolgenden Seiten.
Viele Menschen, die mir in den Jahrzehnten meines Lebens begegnet sind – und es werden immer noch mehr –, tragen eine besondere Empfindsamkeit in sich. Oft leiden sie unter dieser Hochsensibilität, weil sie das Gefühl haben, nicht wirklich dazuzugehören. Sie nehmen sich selbst als eine Art Randgruppe wahr: anders als die Mehrheit, die scheinbar unbeschwert, mit Mut und einer gewissen Leichtigkeit durchs Leben geht und ihre Ziele ohne allzu große innere Hürden verfolgt.
Für hochsensible Menschen ist der Weg jedoch meist ein anderer. Sie verarbeiten Eindrücke, Erlebnisse und Reize sehr gründlich, bis ins Detail. Das ist eine wertvolle Fähigkeit – sie erlaubt eine Tiefe des Erlebens, die vielen anderen verborgen bleibt. Doch diese intensive Verarbeitung kostet Kraft. Und so brauchen hochsensible Menschen in der Regel nicht nur mehr Zeit, sondern auch erheblich mehr Energie, um mit den vielfältigen Eindrücken des Alltags umzugehen.
Die Grundbedingung für ein gelingendes Leben mit Hochsensibilität liegt deshalb darin, die eigenen Belastungsgrenzen zu kennen und zu respektieren. Denn dort, wo andere scheinbar mühelos weitermachen, wird es für hochsensible Menschen schnell zu viel: Lärm, soziale Anforderungen, Termindruck oder ständige Reizüberflutung lassen das Nervensystem überlasten. In solchen Momenten entsteht das Gefühl von Gereiztheit, Genervtsein oder innerer Überforderung – und diese Gefühle täuschen nicht. Sie sind ein verlässlicher Hinweis darauf, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht oder überschritten ist.
Im Vergleich zu den Menschen, die man im Volksmund als „mit einem dicken Fell ausgestattet“ beschreibt, ist die Grenze bei Hochsensiblen deutlich niedriger angesetzt. Das bedeutet aber nicht, dass sie schwächer sind. Im Gegenteil: Es erfordert Mut, Klarheit und Selbstfürsorge, diese besondere Empfindsamkeit anzunehmen und konstruktiv mit ihr zu leben.
Damit Hochsensibilität nicht als ständige Benachteiligung empfunden wird, ist es entscheidend, sich selbst zu erkennen, die eigene Sensibilität zu akzeptieren und Schritt für Schritt einen positiven Umgang damit zu entwickeln. Hochsensibilität kann zu einer Quelle von Stärke, Tiefe und Lebensqualität werden – wenn wir lernen, sie als Teil unserer Persönlichkeit zu verstehen und als wertvolles Geschenk zu betrachten.
Als Kind hörte ich von meinem Vater einen Spruch, der mir bis heute lebendig im Gedächtnis geblieben ist:
Ich wünscht,
ich wär ein Elefant,
dann würd ich jubeln laut:
Es wär nicht wegen des Elfenbeins,
nein, wegen der dicken Haut.
Damals konnte ich die tiefe Bedeutung dieser Worte noch nicht wirklich erfassen. Heute aber sehe ich klar, dass sie vermutlich aus der Feder eines Menschen stammen, der selbst hochsensibel war – und der sich genau das wünschte, was ihm fehlte: ein „dickes Fell“. In diesem Vers klingt das leise Leid an, das viele Hochsensible empfinden, wenn sie sich im Vergleich zu robusteren, weniger empfindsamen Menschen benachteiligt fühlen.
Sie spüren die Wunden, die das Leben ihnen zufügt, intensiver, und sie sehnen sich nach einem Schutz, den sie nicht haben.
Ich habe lange darüber nachgedacht. Und mir wurde klar: Dieser Wunsch nach der Elefantenhaut ist nachvollziehbar, aber er verkennt auch die Schätze, die in der Sensibilität verborgen liegen. Denn dort, wo ein hochsensibler Mensch vielleicht schneller überfordert ist, wo er sich leichter verletzt oder ausgeschlossen fühlt, liegt zugleich eine große, verborgene Kraft.
Hochsensibilität bedeutet, Eindrücke nicht nur an der Oberfläche wahrzunehmen, sondern sie tief in der Seele zu bewegen. Jeder Eindruck hinterlässt ein Echo, das weiterklingt und sich zu neuen Gedanken, Gefühlen und manchmal auch zu schöpferischen Ideen formt. In dieser Tiefe liegt ein enormes kreatives Potenzial.
Viele Menschen behaupten von sich, nicht kreativ zu sein. Doch ich glaube, in jedem Menschen schlummert eine schöpferische Kraft. Sie zeigt sich nicht immer in großen Kunstwerken oder außergewöhnlichen Leistungen – manchmal fließt sie in eine liebevoll zubereitete Mahlzeit, in ein einfühlsames Gespräch, in eine ungewöhnliche Sichtweise auf ein scheinbar alltägliches Problem. Wer hochsensibel ist, hat besonders gute Voraussetzungen, diese verborgenen Kräfte zu entdecken, weil die Seele so aufmerksam lauscht und so viele Nuancen aufnimmt.
Für mich selbst ist dieser Gedanke eng mit meinem Glauben verbunden: Der gläubige Mensch ist überzeugt, dass wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Und wenn das so ist, dann trägt jeder Mensch – ob er sich dessen bewusst ist oder nicht – eine schöpferische Kraft in sich. Sie mag manchmal im Verborgenen ruhen, doch sie ist da und wartet darauf, geweckt zu werden.
Heute kann ich daher ganz bewusst sagen: Ich möchte gar nicht die sprichwörtliche Elefantenhaut besitzen. Ich mag meine empfindsame Haut. Ich sehe in ihr nicht nur eine Verletzlichkeit, sondern auch ein Tor zu einer tieferen Wahrnehmung, zu mehr Einfühlung, zu einem Leben, das bunter, feiner und intensiver ist. Und ich bin dankbar, dass ich lernen durfte, meine Hochsensibilität nicht als Schwäche zu betrachten, sondern als Geschenk.
Rainer Maria Rilke hat dieses Empfinden in einem Gedicht wunderbar zum Ausdruck gebracht. Seine Worte berühren mich immer wieder, weil sie genau das beschreiben, was Hochsensible so oft erleben: das tiefe Bedürfnis nach Stille, um das Eigentliche überhaupt wahrnehmen zu können.
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre, wenn das Zufällige und Ungefähre verstummte und das nachbarliche Lachen, wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, mich nicht so sehr verhinderte am Wachen, – dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken bis an deinen Rand dich denken und dich besitzen (nur ein Lächeln lang), um dich an alles Leben zu verschenken, wie einen Dank.
Diese Verse tragen für mich die Essenz der Hochsensibilität: die Sehnsucht nach einer ungestörten Wahrnehmung und die Fähigkeit, in solchen Momenten eine ungeahnte Tiefe des Erlebens zu erreichen.
Nimm dir eine Pause! Betrachte eine Blume oder ein Blatt (wenn es bei dir passt, direkt in der Natur), sieh, wie kreativ die Natur ist!
Das Thema Hochsensibilität liegt mir am Herzen. Es ist von großer Bedeutung, gerade in einer Zeit, die immer schneller, lauter und fordernder wird. Wir leben in einer Welt, in der wir täglich mit einer Flut von Reizen und Informationen konfrontiert sind. Umso wichtiger ist es, dass wir lernen, uns wieder auf uns selbst zu besinnen – auf das, was uns ausmacht, auf unsere innere Stimme.
Oft wirkt es so, als sei Hochsensibilität ein ganz neues Phänomen. In den Medien und im Internet taucht das Thema plötzlich überall auf, fast so, als ob erst in unserer Zeit eine neue Generation besonders empfindsamer Menschen geboren worden sei. Doch in Wahrheit gibt es hochsensible Menschen schon immer. Nur wurde ihre besondere Anlage lange übersehen, selten wertgeschätzt und nicht selten sogar tabuisiert.
Heute, im Zeitalter einer beinahe unbegrenzten Kommunikation, ist es höchste Zeit, dieses Tabu zu brechen. Es ist wichtig, dass Menschen unterschiedlicher Veranlagungen einander kennenlernen und verstehen. Dass Brücken entstehen, wo bisher eher Gräben waren.
Besonders wertvoll ist es, wenn sich hochsensible Menschen untereinander verbinden, sich austauschen und ihre Erfahrungen teilen. In diesem gegenseitigen Erkennen entsteht Gemeinschaft und Stärke. Gleichzeitig ist es genauso notwendig, dass weniger sensible Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie sie ihren hochsensiblen Mitmenschen begegnen können: mit Rücksicht, mit Achtsamkeit, mit der Bereitschaft, deren Fähigkeiten zu sehen und zu fördern. Denn Hochsensible haben vieles zu geben – oft gerade in den Bereichen, in denen Empfindsamkeit, Einfühlung und Kreativität gefragt sind.
Ich selbst habe in meinem Leben sehr viele Erfahrungen mit Hochsensibilität gesammelt. Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der es mehrere hochsensible Menschen gab, und auch später bin ich ihnen immer wieder begegnet. Nun, mit 77 Jahren, blicke ich zurück auf ein Leben, das ganz wesentlich von dieser Eigenschaft geprägt ist – und ich berichte hier aus meinen persönlichen Erfahrungen.
Dabei ist mir eines besonders wichtig: Sensibilität ist keine Krankheit. Sie ist eine besondere Veranlagung, die wir in uns erkennen, annehmen und in unser Leben integrieren dürfen. Wer sie akzeptiert, kann lernen, gut damit umzugehen – und mehr noch: sie als Stärke zu leben.
Meine Geschichte ist die Geschichte eines Lebens mit Hochsensibilität. Vielleicht findest du dich darin wieder, vielleicht erhältst du Anregungen und Gedankenimpulse, wie du deine eigene Hochsensibilität verstehen und gestalten kannst. In jedem Fall wünsche ich dir, dass du die Seiten dieses Buches auch als Einladung verstehst: zur Selbstannahme, zu mehr Achtsamkeit – und zu einem freundlicheren Blick auf deine eigene Empfindsamkeit.
Im Jahr 1948, in der Nachkriegszeit, wurde ich als viertes Kind einer Künstlerfamilie geboren. Meine Mutter war nicht nur eine begabte Pianistin, sondern hatte auch Talent zum Zeichnen und Dichten. Sie war ein hochsensibler Mensch, was sich nicht nur in ihrer Kreativität, sondern auch in ihren gesundheitlichen Leiden zeigte. Jahrzehntelang litt sie unter Migräne, Magengeschwüren und Gallensteinen – körperliche Zeichen dafür, dass sie den alltäglichen Belastungen oft nicht gewachsen war.
Mein Vater war Kunsthistoriker und promovierter Philosoph. Auch er war künstlerisch veranlagt: Er spielte Klavier, malte, schrieb Gedichte und kunsthistorische Reiseführer. Viele Jahre kämpfte er mit Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, die schließlich zur Implantation eines Herzschrittmachers führten. Auch hier zeigt sich für mich rückblickend, wie stark Stress und Sensibilität miteinander verknüpft sein können. Obwohl damals noch niemand von „Hochsensibilität“ sprach, bin ich überzeugt, dass beide Elternteile zu dieser Gruppe gehörten.
Meine Kindheit war geprägt von den Sorgen meiner Mutter, die sie uns offen mitteilte, und von einem schweren Schicksalsschlag: Meine älteste Schwester erkrankte als Jugendliche an einer psychischen Störung. Diese Erfahrung sensibilisierte mich früh für das Leid anderer und ließ mich ein besonderes Gespür für kranke oder belastete Menschen entwickeln.
Ich erinnere mich an meine ersten Ängste: das Gefühl des Alleinseins in dunklen Zimmern, die Furcht vor Erwachsenen, vage, unbestimmte Angstgefühle. Dazu kamen körperliche Beschwerden: Schon als Kleinkind litt ich an Asthma, später an Keuchhusten, zwei Lungenentzündungen und einer Rippenfellentzündung. Milch und Butter konnte ich nicht ertragen, und Autofahrten führten häufig zu Übelkeit – vermutlich eine Reaktion meines empfindlichen Gleichgewichtssinns.
Da ich keinen Kindergarten besuchte, war ich viel allein. Meine Geschwister waren bereits in der Schule, meine Mutter oft von Krankheit geplagt. So entwickelte ich früh eine reiche Fantasie: Ich erfand Spiele, erschuf unsichtbare Freundinnen, mit denen ich sprach und spielte.
In der Grundschule war ich zunächst eine gute Schülerin. Meine Ängste hielten sich in Grenzen, und ich entdeckte früh, dass ich in manchen Dingen besonders gut war: im Zeichnen, Malen, Geschichtenschreiben und im Hineinfühlen in andere Menschen. Diese Begabungen führten mich zum Theaterspiel – in Laiengruppen und gemeinsam mit meiner Schwester führten wir Sketche und kleine Stücke auf, wo immer sich ein Publikum fand.
