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Zur Taufe des Prinzen Leonardo erscheint die hinterhältige Fee Nielo und spricht geheimnisvolle Verwünschungen aus. Seitdem hat der Nachfahre des Königs ein trauriges Herz, und niemand kann ihm helfen. Er muss gegen das Böse in der Welt kämpfen, hat viele Aufgaben zu erledigen und einige Prüfungen zu bestehen. So reist der Prinz durch verschiedene Gegenden Italiens, aus Sizilien vom Süden bis in den Norden zu den Dolomiten und hofft auf seine Erlösung. Seine Tante Lavendel und sein Onkel Salamander haben begrenzte Zauberkräfte und versuchen, ihm auf seinem beschwerlichen Weg zu helfen.
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Seitenzahl: 103
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.
Siehe Wikipedia.
Sie veröffentlichte bisher über 110 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.
Inhaltsangabe:
Zur Taufe des Prinzen Leonardo erscheint die hinterhältige Fee Nielo und spricht geheimnisvolle Verwünschungen aus. Seitdem hat der Nachfahre des Königs ein trauriges Herz, und niemand kann ihm helfen. Er muss gegen das Böse in der Welt kämpfen, hat viele Aufgaben zu erledigen und einige Prüfungen zu bestehen. So reist der Prinz durch verschiedene Gegenden Italiens, aus Sizilien vom Süden bis in den Norden zu den Dolomiten und hofft auf seine Erlösung. Seine Tante Lavendel und sein Onkel Salamander haben begrenzte Zauberkräfte und versuchen, ihm auf seinem beschwerlichen Weg zu helfen.
Auf der süditalienischen Insel Sizilien versetzt schon seit ewigen Zeiten ein tätiger Vulkan die Bewohner rund um Catania in große Aufregung, manchmal in Angst und Schrecken. Wenn aus den Kratern des 3403 Meter hohen Berges, die Lava wie heißer Brei herausströmt, manchmal aus seinen schneebedeckten Gipfeln glühende Asche-Wolken und mächtige Flammen in den Himmel steigen, dann empfinden die Menschen dort Ehrfurcht vor den Naturgewalten.
In seiner Kreativität kennt das Lavagestein keine Grenzen, und so zählt man in diesem gigantischen Berg mehr als vierzig Höhlen, von denen man die berühmtesten besuchen kann.
Es war einmal …
Dort, wo Feuer und Eis zusammenleben, in einer Eishöhle des brodelnden Ätnas, lebte König Marco mit seiner Frau Stella in einem Schloss aus glänzendem Vulkan-Gestein.
Wenn die Krater einmal nicht spuckten, sorgte das Königspaar dafür, dass es den Menschen rund um den Berg herum gut ging und sie keinen Schaden nahmen, während sie die fruchtbare Erde bepflanzten.
Bei den Regenten lebten ihre Verwandten, die Fee Lavendel und ihr Bruder, der Magier Salamander, und sie kümmerten sich darum, dass sich das Meer zwischen den Äolischen Inseln nicht zu sehr aufwühlte, wenn sich das alte griechische Meeresungeheuer Skylla und mit Charybdis, dem Meeresstrudel stritt.
So vergingen einige Jahre, in denen sich der Berg und das Meer von allen Seiten zeigten. Da gab es die tintenblaue See mit kleinen Wellen, die sich kräuselten und ab und an mit Schaumkronen schmückten, und die stürmische See, die kochte und brodelte wie der Vulkan. Es gab Zeiten, in denen der Berg zu bersten drohte, und andere Jahre, in denen der Ätna friedlich ein paar Rauchsäulen in den Himmel schickte, als ob irgendjemand in seinem Inneren gemütlich sein Pfeifchen rauchte.
Mitten im Sommer, als die sengende Sonne das Gras zu verbrennen drohte, wurde ein kleiner Prinz geboren, dessen dunkle Augen wie der Ätna glühten und in denen sich an anderen Tagen die tiefe See mit all ihren verborgenen Geheimnissen spiegelten.
König Marco und Königin Stella nannten ihren Sohn Leonardo, und da es in diesem Jahr viel zu tun gab, gewöhnte sich der kleine Junge schon als kleines Kind daran, dass Erdenbürger hilfreich und fleißig sein sollen.
Die Taufpaten Lavendel und Salamander brachten dem Kleinen zu seinem Fest der Segnung viele Geschenke. Die Fee gab ihm reichlich Schönheit und kreative Talente als Gabe, während ihm der Magier den Mut und die Klugheit überbrachte und ihn damit segnete.
Doch bevor die Taufzeremonie beendet war, erschien die böse Hexe Nielo, legte einen Bann auf die ganze Taufgesellschaft und stieß ihre Verwünschungen aus.
„Einsam sollst du dich fühlen und die Trauer der versunkenen Schiffe in dir tragen! Mitleid sollst du fühlen mit allen, die Leid tragen, sei es Pflanze, Mensch oder Tier! Traurige Schwingungen sollst du erfassen und einatmen und sie mit dir schleppen wie ein schweres Netz voller Fische, das dich in die Tiefe ziehen will. Die Dunkelheit wird dein Feind sein, aber du wirst sie auch in dir tragen und den Wunsch haben, dir diese Traurigkeit aus dem Herz zu reißen.“
Gerade in diesem Moment flogen einige Tauben herbei, die vom Elefantenbrunnen aus Catania kamen, und sie durchflogen den Bann und zerrissen den Schleier der bösen Verwünschungen, sodass er nicht in seiner ganzen Schwere wirksam werden konnte.
In diesem Augenblick fanden auch Lavendel und Salamander ihre Kraft wieder, verjagten die böse Hexe und versuchten, die Kraft des Fluches weiter zu verringern.
„Du sollst dir immer wieder Leben und Kraft in der Natur holen, damit du all deine Aufgaben verstehen und tragen kannst“, wünschte die gute Fee. „Die Tiere werden dich lieben.“
„Dazu wünsche ich dir, dass du treue Freunde findest, die dir beistehen und dich schützen. Gute Geister, die dich begleiten, werden sich bei dir einfinden“, wünschte der Magier.
Königin Stella sah ihren Sohn liebevoll an. „Und ich wünsche dir, dass dir der Himmel Erlösung schickt und dich, sobald es an der Zeit ist, von den Flüchen der bösen Hexe befreit.“
Auch der Vater, König Marco rief die himmlischen Mächte an: „Wenn du ein schweres Los tragen musst, so wünsche ich dir, dass es himmlische und irdische Wesen gibt, die dich dabei tragen mögen.“
Und als ob der Himmel diese Bitten verstanden hätte, so regnete es ein paar Tropfen aus den Wolken und gaben dem Täufling den Segen.
*
Die Erziehung des Prinzen erfolgte nach strengen königlichen Regeln, aber dem kleinen Jungen fiel es nicht schwer, sie einzuhalten, denn er hatte schon früh gelernt, sich nach den Gesetzen der gewaltigen Natur zu richten.
Er spürte die Liebe seine Eltern, weil er wahrnahm, wie wichtig er für sie war, und gewann auf diese Art und Weise auch die Erkenntnis, dass sein Leben eine Bedeutung hatte.
Schöne Stunden verbrachte er mit dem Magier Salamander, der ihm die historischen Bauten seiner Heimatstadt Catania und die alten Schauplätze historischer Ereignisse auf der gesamten Insel zeigte.
Gefühlvolle Augenblicke erlebte er mit Lavendel, die ihn zu weiten Spaziergängen in die Natur einlud und ihn in die Geheimnisse des Lebens eingeweihte.
„Schau nur, wie der Ginster am Ätna die Sonne einfängt“, forderte die Fee Leonardo auf. „Goldgelb strahlen die Blüten und erfreuen dein Gemüt. Mit dieser Pflanze lernen die Menschen, dass es wichtig ist, die Sonnenstrahlen mit ihrem Leuchten und ihrer Wärme in die Seele einzulassen. Und wir müssen all das Gute in uns speichern, damit wir einen Freudevorrat besitzen.“
„Ich mag diesen Ginster“, antwortete der kleine Junge. „Aber ich hasse die Dunkelheit und ich fürchte sie. Warum ist das so?“
Lavendel lächelte. „Du bist ein Kind der Sonne, aber du weißt noch nicht, dass jedes Licht auch seinen Schatten hat. Viele Menschen mögen die Dunkelheit nicht, weil sie sich dann nicht gut orientieren können, dann fühlen sie sich wehrlos und ängstlich. Leider war die böse Hexe Nielo bei deiner Taufe zugegen, und wenn sie schlechte Laune hat, dann spricht sie Verwünschungen aus. Sie hat sich bei deiner Taufe vor die Sonne gestellt, sodass auch ein Schatten auf deine Seele fiel. Damit hast du auch eine Prise Dunkelheit in dir selbst. Und genau deswegen gehe ich mit dir zu allen Pflanzen und Wesen in der Natur, die dir viel Licht und Wärme und Sonne spenden können, denn ich möchte das du ein lebensfähiger und fröhlicher Prinz wirst.“
Leonardo lächelte die Fee an. „Aber sieh doch! Ich lache jetzt gerade.“
Die Fee strich dem kleinen Jungen über das glänzende, schwarze Haar. „Ja, jetzt sind wir hier gerade zusammen, die Sonne strahlt vom azurblauen Himmel und die Schmetterlinge fliegen über den leuchtenden Ginster. Gerade jetzt fühlst du dich gut. Aber es wird andere Stunden geben, in denen du unter der Traurigkeit in dir leidest, und deswegen will ich ein bisschen vorsorgen, damit du immer den Weg des Lichtes suchst.“
„Das werde ich tun“, versprach Leonardo. „Gehen wir jetzt in das Valle del Bove?“ bettelte er.
„Ja, das habe ich dir versprochen. Dort ist die Vulkan-Erde sehr mineralreich, und du darfst aus der kleinen Quelle trinken, die sich dort befindet. Das Wasser dort wird deine Sinne wecken. Und du wirst überall die Schönheiten der Erde riechen und schmecken und hören und fühlen.“
Leonardo hüpfte fröhlich neben seiner Tante Lavendel her. „Die Welt gefällt mir sehr. Ich mag das Meer in all seinen Farben und mit all seinen Bewegungen, besonders wenn es hüpft und springt und sich hin und her wirft. Ich mag den Wind mit seinen vielen Sprachen und die Musik in der Kathedrale von Catania. Ich liebe den Duft der sonnengelben Zitronen und den Geruch der Erde nach dem Regen.“
„Das ist gut“, freute sich die Fee. „Und es wird dir über manche traurige Stunde hinweghelfen.“
„Warum kannst du das nicht alles für mich zaubern?“ erkundigte sich der Junge.
„Jede Fee, jede Hexe, jeder Magier und jedes magische Wesen kann nur begrenzt zaubern. Wir müssen unsere Kraft einteilen, damit wir in Notfällen die Welt bewegen können. Aber auch du kannst mit deinen Mitteln lernen, einen gewissen Zauber auszuüben. Dazu musst du dich nur ein bisschen anstrengen.“
„Und wie geht das vor sich?“
„Du musst an dich und deine Kraft glauben. Dann musst du einen starken Willen entwickeln und an die Erfüllung deiner Wünsche glauben und hoffen. Du wirst merken, dass dann eine Energie in dir erwacht, und die musst du in dir entwickeln, bis sie größer und immer größer wird.“
Der kleine Prinz hüpfte über die Steine. „Gut, das will ich mir merken. Wie weit ist es noch bis zum Valle del Bove?“
„Nicht mehr weit, mein Liebling, aber bis dahin musst du dich ein bisschen in Geduld üben, es geht noch über Stock und Stein.“
Leonardo lachte. „Das macht gar nichts. Ich liebe die Steine, und eines Tages will ich auch ganz hohe Berge erklettern und oben als erster ankommen.“
Lavendel schmunzelte. „Das wirst du, mein Junge. Aber bis dahin wirst du noch viel lernen müssen.“
*
In den Jugendjahren arbeitete der Prinz viel unter der Leitung seine Eltern. Der Vater lehrte ihn das Fechten und den Sport der Verteidigung.
Salamander erwies sich als guter Lehrer für alle Schulfächer und Lavendel führte ihn weiterhin in die Natur, um seine Sinne zu öffnen.
Manche freie Stunde saß er mit ihr am Meeresufer und blickte auf die dunklen Felsen, die der Ätna vor unzähligen Jahrtausenden ins Meer gespuckt hatte. Unbeweglich verharrten die mächtigen Gesteinsbrocken dort und wurden vom schmeichelnden Meer umspült. Über die Klippen hinweg flogen die Seevögel und lachten und spotteten über die Vergänglichkeit des Augenblicks.
„Das Wasser nagt mit dem Zahn der Zeit an den harten Steinen“, bemerkte Lavendel. „Es hat eine starke Kraft, die man nicht unterschätzen darf.“
„Ich sehe oft auf das Meer“, berichtete der junge Mann. „Manchmal sehe ich in die Ferne bis zum Horizont. Dorthin, wo man nichts mehr sieht, wo sich Himmel und Erde verbinden. Warum machen mich manche Dinge traurig.“
„Manchmal ist es die Sehnsucht, die einen irgendwohin zieht, manchmal sind es die Unzulänglichkeiten der Erde, die einen traurig machen. Manchmal sind es die Stimmungen um dich herum, so, wie auch das Wetter Trübsal blasen kann. Aber manchmal ist es auch das Wetter in dir, das Stürme verursacht und es regnen lassen kann. Eines Tages wirst du das Geheimnis finden und spüren, was dich erlösen kann.“
„Das sind aber viele große Worte“, bemerkte Leonardo. „Es klingt alles so, als müsste ich viele Ereignisse geschehen lassen. Aber ich will nichts einfach so geschehen lassen. Ich möchte etwas bewirken, Gutes tun und eine bessere Welt schaffen.“
„Das wirst du auch“, versprach die Fee. „Denn nun bist du sehr groß geworden, und dein Vater wird dich bald in den Kampf schicken. Wenn du dort im Norden mit den kopflosen Ungeheuern Multipli kämpfst, dann wirst du Gelegenheit haben, deine Klugheit, deinen Mut und deine Kräfte zu gebrauchen. Vergiss aber dort nicht, was du alles in deiner Kindheit gelernt hast. Denn all das wird für dein ganzes Leben wichtig sein.“
„Ich werde ganz gewiss immer daran denken“, versicherte ihr der junge Prinz.
Die sonnigen Täler der Provinz Bozen gefielen Leonardo sehr, aber noch mehr fühlte er sich angezogen von den Bergen ringsumher, insbesondere von den Dolomiten, die ihn an die Felsen vor der Ostküste Siziliens erinnerten.
Herausfordernd schienen sie ihn anzusehen, und er wusste gleich im ersten Augenblick, dass er Lust hatte, diese bizarren Berge zu erklimmen und zu besiegen.
Bevor er jedoch dazu Zeit und Gelegenheit fand, begegnete er auf der kleinen Insel am Gardasee dem Baron Giovanni di Pipo, der ihn freundlich begrüßte.
„Ich bin froh, dass du da bist, mein Freund! Dein Vater hatte dich bereits angekündigt, und wir haben schon sehnsüchtig auf dich gewartet.“