Hold Me Tonight (Crushed-Trust-Reihe 2) - Lana Rotaru - E-Book

Hold Me Tonight (Crushed-Trust-Reihe 2) E-Book

Lana Rotaru

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Beschreibung

»Für eine Sekunde stand die Welt still. Die Zeit hielt an und mein Herzschlag setzte aus.«  **Heute Nacht gehört dir mein Herz**  Bei dem Versuch, den Mörder ihres Bruders zu finden, deckt Amanda Geheimnisse auf, die andere lieber versteckt wissen wollen und die sie zunehmend an Andrew zweifeln lassen. Nicht mal mehr ihrem eigenen Herzen kann sie vertrauen, das noch immer für den Mann schlägt, der in den Tod ihres Bruders verwickelt sein könnte. Dante, den arroganten Frauenhelden mit den starken Armen, die sie in der einen Sekunde festhalten und in der nächsten fallen zu lassen drohen …  »Dieses Buch hat absolut fünf Sterne verdient, und wenn es mehr zu vergeben gäbe, dann würde ich noch fünf weitere geben.« Weitere Leserstimmen zur Reihe: »Love it!«  »Ich bin dermaßen sprachlos und berührt.«  »Einfach genial.«  »Ein wahrer Geniestreich.«  »Emotionsgeladen und Spannung pur!«  »Ich liebe jede Zeile!« //Dies ist der erste Band der gefühlvollen New Adult Romance von Lana Rotaru. Alle Bände der »Crushed Trust«-Reihe bei Impress:  -- Kiss Me Never (Band 1)  -- Hold Me Tonight (Band 2)  -- Save Me Now (Band 3)  -- Love Me Forever (Band 4)//  Die »Crushed Trust«-Reihe ist eine überarbeitete Neuauflage von Lana Rotarus Reihe »Never and Forever«. Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Hold Me Tonight (Crushed-Trust-Reihe 2)

**Heute Nacht gehört dir mein Herz** Bei dem Versuch, den Mörder ihres Bruders zu finden, deckt Amanda Geheimnisse auf, die andere lieber versteckt wissen wollen und die sie zunehmend an Andrew zweifeln lassen. Nicht mal mehr ihrem eigenen Herzen kann sie vertrauen, das noch immer für den Mann schlägt, der in den Tod ihres Bruders verwickelt sein könnte. Dante, den arroganten Frauenhelden mit den starken Armen, die sie in der einen Sekunde festhalten und in der nächsten fallen zu lassen drohen …

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Vita

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Lana Rotaru lebt zur Zeit mit ihrem Ehemann in Aachen. Der Lesewahnsinn begann bei ihr bereits in früher Jugend, die sie Stunde um Stunde in einer öffentlichen Leihbibliothek verbrachte. Nun füllen Hunderte von Büchern und E-Books ihre Wohnzimmer- und E-Reader-Regale und ein Ende ist nicht in Sicht. Eine Lesepause legt sie nur ein, wenn sie gerade selbst an einem neuen Roman schreibt.

Für all diejenigen, die auch einen Dante in ihrem Leben haben – oder sich einen wünschen.

Kapitel 1

Ist Brian wirklich für all diese schrecklichen Dinge verantwortlich? Hat er meinen Bruder umgebracht und die Mädchen entführt?

Zugegeben, das waren keine typischen Fragen, die man sich kurz vor einer Party stellte. Aber mein Leben hatte sich in den letzten Wochen weit von dem Wort »normal« entfernt, weshalb es wohl ganz passend war, dass ich mich mit solchen Überlegungen rumschlug, während ich auf mein vermeintliches Date wartete.

Liam kam ein paar Minuten zu spät und entschuldigte sich gleich mehrfach dafür. Aber ich nahm es kaum zur Kenntnis. Während er über seine anstrengende Woche sprach – der Hund seiner Eltern war krank geworden und er musste sich um das arme Tier kümmern –, drifteten meine Gedanken immer wieder zu Brian und all jenen Hinweisen, die ich inzwischen gesammelt hatte. Leider fehlten mir Beweise, weshalb ich nicht einfach zur Polizei gehen konnte. Dort hielt man mich, was dieses Thema anging, sowieso bereits für nicht zurechnungsfähig.

»Amanda?« Liam, der aufmerksam seinen Wagen steuerte, legte eine Hand auf mein nacktes Bein. Als ich erschrocken zusammenzuckte, nahm er sie wieder zurück. »Sorry! Ich wollte dich nicht …« Er ließ den Rest des Satzes offen. »Du warst völlig in Gedanken versunken. Bist du dir sicher, dass wir zu der Party gehen sollen?« Als ich Liam ansah, erkannte ich Sorge in seinem Blick. »Du bist ganz blass und zitterst. Wenn du Angst hast oder unsicher bist, müssen wir das nicht tun.«

»Was? Nein, nein! Alles gut.« Ich zwang mich zu einem Lächeln und konzentrierte mich gleichzeitig auf Liam. Inzwischen war ich mir sicher, dass er nichts mit den Zetas zu tun hatte. Es gab keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Ganz im Gegenteil. Er hatte mich erst darauf gebracht, dass Brian womöglich hinter alldem steckte. Außerdem war »Zeta« der sechste Buchstabe des griechischen Alphabets. Sechs Mitglieder. Van, Dante, Andrew, Florentine, Fabienne und Liz. Dass Liam mit auf dem Foto war, musste andere Gründe haben.

»Bist du dir sicher?« Liam klang immer noch nicht völlig überzeugt. »Ich kann mich auch allein mit meinem Kumpel treffen, wenn dir das lieber ist. Ich will dich nicht in etwas reinziehen, das dir widerstrebt.« Er lächelte mich schüchtern an. Seine Lippe war inzwischen völlig verheilt. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich nicht glauben, dass Liam einen so heftigen Schlag abbekommen hatte.

»Ja, ich bin mir sicher.« Ich erwiderte sein Lächeln und entspannte mich. Es war ein angenehmes Gefühl, dass es jemanden gab, der sich um mich sorgte und dem mein Wohl am Herzen lag. »Du hast schon so viel für mich getan, Liam. Danke!« Aus einer Laune heraus beugte ich mich zu ihm hinüber und hauchte ihm einen unschuldigen Kuss auf die Wange.

»Wow, wofür war der denn?« Liam grinste breit, ohne seinen Blick von der Straße zu wenden.

Ich zuckte mit den Schultern. »Als Dankeschön dafür, dass du mir hilfst. Als Entschuldigung, weil du meinetwegen geschlagen wurdest. Als nachgeholter Gutenachtkuss für unser letztes Date. Such dir was aus.«

Liam lachte leise, erwiderte aber nichts darauf. Stattdessen nahm ich sein glückliches Lächeln wahr. Dann legte er seine Hand mit der Innenfläche nach oben neben den Schaltknüppel, blickte jedoch weiter auf die Straße. Er wollte mir keinen Druck machen.

Ohne nachzudenken, legte ich meine Hand in seine. Zum einen weil es sich in diesem Moment richtig anfühlte, zum anderen hatten wir bereits bei unserem ersten Date Händchen gehalten. Außerdem lenkte mich seine Berührung von meinen hektischen Gedanken und Sorgen ab.

Nach einer Dreiviertelstunde hatten wir unser Ziel erreicht, ohne dass ich mich daran erinnern konnte, unterwegs auch nur ein einziges Ortsschild bemerkt zu haben. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, und hoffte inständig, dass es kein Fehler gewesen war, hergekommen zu sein.

Liam fuhr die lange Auffahrt einer freistehenden Villa entlang, die majestätisch vor uns aufragte. Linker Hand parkten zahlreiche Autos, die anderen Partygästen gehören mussten. Er stellte seinen Mercedes ganz vorne ab, wo überraschend noch eine Lücke frei war, als wäre sie für uns reserviert. »Bist du bereit?« Grinsend sah er mich an, während der Motor weiterlief. Meine Hand lag immer noch in seiner. Eine Automatikschaltung hatte eben ihre Vorteile.

Ich blickte auf das große Haus, das sich vor uns erstreckte. Mit der sonnengelben Fassade, den weißen Säulen, die die obere Etage über dem Eingang stützten, den weißen Fensterrahmen und der mächtigen Eingangstür erinnerte es mich an ein mediterranes Herrenhaus, das ich mal in einem Spanienurlaub gesehen hatte.

Ich lachte verlegen. »Ehrlich gesagt, nein.«

»Mach dir keine Sorgen, Amanda. Ich pass auf dich auf.« Liam hob unsere Hände und führte sie an seine Lippen. Der Kuss, den er auf meinen Handrücken hauchte, war zart und sanft. Trotzdem blieb das aufregende Kribbeln aus, das sich jedes Mal bemerkbar machte, wenn Dante mich berührte. Sofort verbannte ich den Gedanken an diesen Vollidioten. Ich konnte es mir nicht leisten, mich ablenken zu lassen. Heute musste ich mich konzentrieren.

Ich nickte, löste meine Hand aus seiner und stieg aus dem Wagen. Liam, der den Motor inzwischen ausgemacht hatte, stieg ebenfalls aus, schloss den Wagen mithilfe der Funkfernbedienung ab und kam an meine Seite.

Während wir über den knirschenden weißen Kies schritten, griff er abermals nach meiner Hand und ich ließ es geschehen. Auch wenn sich seine Nähe jetzt irgendwie unangenehmer anfühlte, wich ich nicht zurück. Sicherlich war es der Aufregung vor dem Treffen geschuldet, dass ich immer nervöser wurde.

Zielstrebig steuerten wir die Eingangstür an, die von einem Hausangestellten geöffnet wurde, kurz nachdem wir die Klingel betätigt hatten. Liam zog mit seiner freien Hand einen gefalteten Zettel aus seiner Hosentasche und reichte diesen dem älteren Herrn im schwarzen Anzug. Der Hausangestellte nahm die Einladung mit seiner weiß behandschuhten Hand entgegen und wies uns mit einem stummen Nicken an ihm zu folgen.

Ich nahm den großen, hellen Flurbereich kaum wahr, als wir durch das Haus schritten. Je näher wir der Party kamen, die offenbar im Garten stattfand, desto lauter war die gedämpfte Musik. Und als eine große Milchglasschiebetür geöffnet wurde, präsentierte sich uns eine Veranstaltung, die ihresgleichen suchte.

Liam trat nach draußen und zog mich sanft hinter sich her. Sobald auch ich auf der Terrasse stand, wurde die Tür hinter uns geschlossen und ich konzentrierte mich auf das, was ich vor mir sah. Der Garten hatte ungefähr die Fläche von drei Footballfeldern. In der Mitte befand sich ein riesiger Pool, der von verschiedenen Lichtern stimmungsvoll beleuchtet wurde. Rechts neben dem Pool stand eine Bar, hinter der zwei Typen Getränke mixten und gleichzeitig von einer Handvoll Frauen in megaknappen Bikinis angeflirtet wurden.

Im Pool selbst waren sicherlich zwanzig Leute, die lachten, schrien oder Spaß mit diversen Luftmatratzen und anderem Spielzeug hatten. Auf der linken Seite des Schwimmbeckens befand sich eine Art Strand, an dem Volleyball gespielt wurde.

Ich hatte keine Möglichkeit, mich weiter umzusehen, denn Liam drückte mir sanft die Hand. »Da vorn kannst du dich umziehen. Komm, ich begleite dich.« Bevor ich etwas erwidern konnte, zog er mich zu einem weißen Häuschen, aus dem gerade zwei Mädels kamen, die sich kichernd unterhielten. »Ich hoffe, es ist okay für dich, aber es gibt nur diese eine Umkleidekabine.« Liam deutete auf die weiße Holztür, die er mir nun höflich aufhielt.

Ich schluckte. »Kein Problem, ich habe meinen Bikini bereits an.«

Liam lächelte zwar, aber ich meinte so etwas wie Enttäuschung in seinem Blick aufblitzen zu sehen. »Dann musst du wohl auf mich warten.« Er zwinkerte mir zu und gemeinsam gingen wir hinein.

Die Umkleidekabine bestand aus einem dunklen Holzfußboden, mehreren weißen Schränken und einigen Sitzbänken, die von einem Haufen achtlos hingeworfener Kleidungsstücke bedeckt waren.

Während ich mich unsicher umsah, zog Liam bereits sein T-Shirt aus. Er grinste mich an, als mein Blick zu ihm glitt. »Du kannst deine Sachen zu den anderen legen. Hier kommt nie etwas weg.« Liam schlüpfte aus den Turnschuhen und öffnete seine Jeans. Ehe er sich den Stoff von den Hüften schob, hatte ich mich bereits abgewendet.

»O-O-Okay.« Mir behagte das Ganze überhaupt nicht, aber ich wollte auch kein Spielverderber sein. Also zog ich mit leicht zitternden Händen den weichen Stoff meines Tops über meinen Kopf und legte es auf eine der Bänke. Da ich nicht wusste, ob Liam inzwischen fertig war, starrte ich weiter auf die Wand vor mir.

»Willst du den Rest anlassen?« Liam stand plötzlich hinter mir. Ich spürte seinen nackten Oberkörper an meinem Rücken. Sein Atem strich über meinen Hals.

Ruckartig drehte ich mich zu ihm um. Er stand nun verdammt dicht vor mir und lächelte herausfordernd. Sein Blick war zwar auf mein Gesicht gerichtet, aber meine Brüste pressten sich gegen seinen Körper. Er wusste, welche Wirkung er auf Frauen hatte, und nutzte dieses Wissen gezielt aus.

Aber das konnte ich auch.

»Natürlich nicht.« Ich erwiderte sein Lächeln und legte eine Hand auf seine nackte Brust, um mich abzustützen. Liams Blick bekam einen verräterischen Glanz, der jedoch sofort in kalte Enttäuschung umschlug, als ich aus meinen Ballerinas stieg. »Ich bin so weit.« Es war vielleicht kindisch, die Hotpants anzulassen, weil sie kaum mehr Stoff boten als das Bikinihöschen, aber es ging um das Statement, das ich damit setzte.

Liam presste kurz die Lippen zusammen, lächelte dann aber wieder höflich. »Super. Aber ich würde das Handy lieber hierlassen. Nicht dass du aus Versehen in den Pool fällst und es dann kaputtgeht.« So wie Liam »aus Versehen« betonte, war ich mir ziemlich sicher, dass er dem Schicksal gerne unter die Arme griff, sollte es sich nicht zu seinen Gunsten entwickeln.

»Das Risiko geh ich ein«, sagte ich und schob das Handy noch etwas tiefer in die Tasche meiner Hotpants. »Sollen wir?« Inzwischen machte es mich nervös, so dicht vor Liam zu stehen. Auch wenn er mich nicht auf eine romantische oder emotionale Art reizte, konnte ich nicht abstreiten, dass er einen tollen Körper hatte, dessen Anziehungskraft durch seine gebräunte Haut, die hellen Haare und die Kette um seinen Hals noch betont wurde. Ich war zwar kein Fan von One-Night-Stands, aber außer Sex gab es genügend andere Dinge, die man tun konnte, wenn man sich in einer solchen Situation befand wie wir beide in diesem Moment. Und hieß es nicht, man sollte wieder aufs Pferd steigen, wenn man abgeworfen worden war? Gab es überhaupt ein besseres Mittel gegen Herzschmerz als eine Knutscherei mit einem gut aussehenden Mann, der offenkundig Interesse an einem hatte?

Aber nicht jetzt und nicht hier!

Liam nickte, als würde er meine Gedanken bestätigen wollen. »Ja, lass uns gehen. Wir haben zwar noch etwas Zeit, bis mein Kumpel kommt, aber bis dahin können wir ja was trinken.« Er nahm meine Hand, ohne dass ich die Möglichkeit hatte, mich zu wehren. Diesmal war sein Griff nicht so sanft wie vorhin, aber ich wollte nicht zicken. Immerhin hatte ich gerade eben noch darüber nachgedacht, ihn als Gegenmittel für meinen Liebeskummer zu missbrauchen.

Draußen nahmen wir den Weg in Richtung Pool. »Wartest du hier? Ich hol uns was zu trinken.« Liam hatte sich beim Sprechen zu mir vorgebeugt, um die laute Musik zu übertönen. Seine Lippen so dicht an meinem Ohr verursachten mir eine Gänsehaut.

»Für mich bitte nur Wasser.« Meine Stimme war auf einmal ganz leise, fast schon heiser. Ich war mir nicht einmal sicher, ob Liam mich wirklich gehört hatte. Doch er sah mich kurz überrascht an, nickte dann aber lächelnd und steuerte auf die Bar zu. Ich sah ihm hinterher und betrachtete seinen trainierten Körper, der in neongelben Shorts steckte.

Als Liam in der Menge der anderen Gäste verschwand, schaute ich mich um. Wie ich bereits befürchtet hatte, kannte ich keinen der Anwesenden. Was mache ich hier bloß?

Ich schlenderte durch die Gegend, bis ich in die Nähe des Volleyballplatzes kam. Wehmütig dachte ich an den letzten Sommer. Früher hatten Jenny und ich immer zusammen gespielt, wenn wir mit meinen oder ihren Eltern für ein paar Tage ans Meer gefahren waren. Aber diese Zeiten waren wohl ein für alle Mal vorbei.

Ich wollte mich bereits abwenden und zurück zur Bar gehen, damit Liam mich nicht suchen musste, als ich eine Stimme hörte, die mir viel zu vertraut war und die ich hier auf keinen Fall erwartet hätte.

»Liz, wir dürfen die Jungs nicht gewinnen lassen!«

Ich verengte meine Augen, um die Spieler besser erkennen zu können, aber eigentlich war das gar nicht nötig, denn Jennys Stimme hätte ich immer und überall erkannt. Jetzt sah ich sie auch. Ihr hier zu begegnen versetzte mir einen Stich und ich erinnerte mich an unseren Streit. Natürlich ist sie auch hier. Und bestimmt nicht nur sie!

Und so war es auch. Neben Jenny entdeckte ich Liz. Auf der anderen Seite des Netzes standen Bill und Dante. Van saß im Sand und rauchte eine Zigarette.

Als hätte Dante meine Anwesenheit gespürt, sah er in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich und mit einem Mal stand die Welt still. Ich nahm nichts mehr um mich herum wahr, nur diese Augen, die meinen Blick fesselten. Sofort stand mein Körper unter Strom. Meine Haut kribbelte, obwohl er mich nicht einmal berührte. Trotz der Entfernung bemerkte ich, wie blau seine Augen waren und wie starr er mich anblickte. Er trug schwarze Shorts und sein Oberkörper, der von einer der Gartenfackeln beschienen wurde, glänzte feucht.

Dante sagte etwas und im selben Augenblick drehten sich auch die anderen zu mir herum. Fünf Augenpaare waren auf mich gerichtet, fünf Leute, die ich nicht sehen wollte.

Dann kam Dante auf mich zu.

Mein erster Impuls war es, mich umzudrehen und wegzulaufen. Ich wollte nicht mit ihm reden, ihn nicht sehen oder ihm zuhören. Nur zu gerne hätte ich vergessen, dass er existierte. Aber er kam unaufhörlich näher und ich war unfähig mich zu bewegen. Wie erstarrt stand ich da, während in meinem Kopf immer wieder Gesprächsfetzen unseres Streits aufblitzten und meinen Puls zum Rasen brachten.

»Was hast du hier zu suchen, Amy Rose?« Dante hatte mich erreicht und baute sich vor mir auf, als wollte er mich einschüchtern. Seine Hände hatte er wutschnaufend in die Taille gestemmt und funkelte mich erbost an.

Ich wusste nicht, mit welcher Begrüßung ich gerechnet hatte. Vielleicht hatte ich tief in meinem Inneren gehofft, dass es ihm genauso schlecht ging wie mir. Dass ihm unser Streit leidtat. Immerhin hatte Dad so etwas angedeutet. Aber seiner jetzigen Wut nach zu urteilen war er nur sauer, weil ich es wagte, hier aufzutauchen. Ich war wie vom Blitz gerührt. Sprachlos, mit leicht geöffnetem Mund und sicherlich dümmlichem Blick starrte ich zu Dante hoch. Was sollte ich antworten? Wie sollte ich reagieren? Tausendundeine Möglichkeit kam mir in den Sinn, aber ich war unfähig auch nur eine einzige davon in die Tat umzusetzen.

»Ich habe dich gefragt, was du hier machst, Amanda.« Dante knurrte seine Frage und fixierte mich mit seinem Blick. »Und was soll diese Aufmachung? Tust du das mit Absicht? Soll das eine Art Rache sein? Eine Strafe?« Er verschränkte seine Arme vor der Brust und wirkte dadurch noch gefährlicher und angsteinflößender.

Aber ich ließ mich nicht einschüchtern. Die Genugtuung, dass seine Anwesenheit mich verunsicherte, gönnte ich ihm nicht. Stattdessen setzte ich ein perfekt höfliches Lächeln auf. »Hallo, Dante. Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist.« Als mein Gegenüber abermals leise knurrte, sprach ich weiter. »Tut mir leid, wenn du verärgert bist. Aber ich weiß leider nicht, wovon du redest. Was soll ich mit Absicht tun?«

»Gott! Amy, spiel nicht das blonde Dummchen, das steht dir nicht! Wieso bist du mit diesem Armleuchter hier? Und wieso trägst du«, er musterte mich von Kopf bis Fuß, »kaum mehr als ein billiges Flittchen?«

Ich schnappte nach Luft. Seine Worte, besonders der letzte Halbsatz, waren eine verbale Ohrfeige und löschten das kribbelnde Gefühl aus, das seine überraschende Anwesenheit in mir ausgelöst hatte. Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber es kam kein Ton heraus. Ich war einfach nicht fähig mich auf eine weitere Runde dieses ewigen Kampfes einzulassen. »Leck mich, Dante!« Selbst diesen Worten fehlte es an Eifer und Leidenschaft.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und machte drei Schritte von ihm weg, ehe seine Hand mich am Handgelenk packte. »Amanda, es …«

Aber ich gab ihm keine Möglichkeit weiterzusprechen. Stattdessen drehte ich mich zu ihm um. Diesmal zischte ich meine Worte. »Lass mich auf der Stelle los, Dante, oder du wirst es bereuen. Das schwöre ich dir!«

Dante erwiderte meinen Blick, ohne meiner Forderung nachzukommen. »Es tut mir leid, Amanda. Bitte! Können wir uns einfach unterhalten? Wegen letzter Woche? Ohne zu streiten? Bitte!« Er sah mich so flehend an, dass mein verräterisches Herz, das ich in so mühsamer Kleinarbeit wieder geflickt hatte, zu hyperventilieren begann. Aber ich beachtete es gar nicht erst.

»Du sollst mich auf der Stelle loslassen, Dante, oder ich schreie den ganzen Laden hier zusammen, als würdest du mich umbringen wollen! Und genau das werde ich auch der Polizei erzählen!«

»Bitte, Amanda. Nur eine Minute!« Dante ließ mich immer noch nicht los, aber sein Griff wurde weicher. Er gab mir die Möglichkeit zu gehen, falls ich es wirklich wollte.

Ich riss mich von ihm los. Schmerz blitzte in seinen Augen auf. »Hör mir gut zu, Dante. Das sind die letzten Worte, die du jemals von mir hören wirst! Erstens: Es geht dich einen feuchten Dreck an, mit wem ich ausgehe und was ich dabei trage. Zweitens: Du solltest aufhören mit zweierlei Maß zu messen. Immerhin haben deine beiden Freundinnen dort noch viel weniger an als ich!«

Ich blickte an Dante vorbei in Richtung Jenny und Liz, die neben Van und Bill standen und neugierig in unsere Richtung sahen. Die beiden trugen Bikinis, die so knapp geschnitten waren, dass man damit nur bewegungslos in der Sonne liegen, aber auf keinen Fall Volleyball spielen sollte. »Und drittens.« Ich schaute wieder zu Dante. Ein letztes Mal wollte ich in diese eisblauen Augen sehen, ehe ich ihn für immer aus meinem Leben verbannte. »Du bist für mich gestorben. Ich will dich nicht sehen, nicht mit dir reden oder von dir hören. Wenn ich dir wirklich so wichtig bin, wie du ständig behauptest, dann lässt du mich gefälligst in Ruhe!« So sehr ich mich auch bemühte, konnte ich nicht verhindern, dass meine Stimme immer dünner und leiser wurde. Dafür wurden meine Augen feucht bei dem Gedanken, dass dies womöglich tatsächlich das letzte Mal war, dass ich mit ihm sprach.

Dante öffnete den Mund, aber ich wandte mich von ihm ab und ging denselben Weg zurück, den ich zuvor gekommen war. Ich wollte nicht, dass Liam mich suchen musste. Außerdem brauchte ich jetzt dringend etwas zu trinken. Morgen würde ich mich zwar dafür hassen, aber in diesem Augenblick wollte ich etwas schrecklich Dummes tun, um aus diesem albernen goldenen Käfig zu fliehen, den ich »Leben« nannte.

Ich brauchte nicht lange, um Liam zu entdecken. Offenbar hatte er mich ebenfalls bereits gesucht, denn er kam mit zwei roten Plastikbechern und einem erleichterten Lächeln im Gesicht auf mich zu. »Da bist du ja. Ich hab dich aus dem Blick verloren. Ist alles okay? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« Die bisherige Fröhlichkeit war aus seiner Mimik gewichen.

»Ich will nicht darüber reden.« Entschlossen griff ich nach einem der Becher und trank einen großen Schluck. Meine Kehle war wie ausgetrocknet.

»Wow, du hast echt Durst. Willst du mein Wasser auch noch?« Liam reichte mir den zweiten Becher, aber ich schüttelte den Kopf.

»Jetzt hätte ich gern was Stärkeres als Wasser.« Ich senkte den Kopf und blickte Liam durch meine getuschten Wimpern an. Dabei legte ich ihm verführerisch eine Hand auf die Brust und lächelte eindeutig.

Liam verstand, was ich meinte. Seine Augen weiteten sich eine Spur und als er schluckte, hüpfte sein Adamsapfel hoch und wieder runter. »Das lässt sich machen. Aber leider muss das noch ein bisschen warten.« Wieder schluckte er und ich wusste nicht, was er damit sagen wollte. »Ich habe eine Nachricht bekommen, dass unser Treffen etwas später stattfindet. Etwa gegen Mitternacht. Was gut passt, weil meine Mutter eben angerufen hat. Dem Hund geht es wieder schlechter. Sie muss zum Tierarzt, aber sie hat kein Auto. Ist es okay, wenn ich für zwei Stunden verschwinde? Ich komme auf jeden Fall rechtzeitig zurück. Versprochen.«

Seine Abfuhr machte mir klar, wie albern ich mich benahm. Sofort ließ ich meine Hand sinken und wandte beschämt den Blick ab. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Stumm betete ich für einen Blitzschlag, der mich auf der Stelle zur Strecke brachte.

Liam legte mir sanft eine Hand unter das Kinn und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Er lächelte liebevoll. »Hey, alles gut, okay?! Ich würde dich ja mitnehmen, aber du weißt, dass mein Auto ein Zweisitzer ist.« Er strich mir sanft mit dem Daumen über die Wange. »Wenn ich wiederkomme, erzählst du mir in Ruhe, was dich so verstört hat. Und wenn du dann immer noch etwas Ablenkung brauchst, steh ich dir gern zur Verfügung.« Liam zwinkerte mir verführerisch zu.

»Ja, klar.« Ich lächelte schwach. »Fahr vorsichtig.« Ich trat einen Schritt zurück, um die Berührung zwischen uns zu beenden, und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Am liebsten hätte ich mein Oberteil wieder angezogen, aber ich hatte auch so mehr Stoff am Leib als alle anderen Partygäste. Und ich wollte auf keinen Fall noch mehr Aufmerksamkeit erregen.

»Mach ich.« Liam verringerte den Abstand zwischen uns, hob abermals meinen Kopf an und ehe ich registrierte, was geschah, legte er seine Lippen auf meine. Der Kuss war unschuldig, kurz und langweilig. Er war nicht im Geringsten mit dem Moment zwischen Dante und mir im Garten zu vergleichen und das verstärkte meinen Ärger noch mehr.

Als Liam den Kuss beendete und mich anlächelte, zwang ich mich ebenfalls zu einem Lächeln, was jedoch eher zu einer verzerrten Maske wurde.

»Bis später.« Und schon war Liam verschwunden und hatte mich an einem fremden Ort, auf einer fremden Party, unter fremden Leuten zurückgelassen.

Kapitel 2

Eine Weile stand ich bewegungsunfähig in der Gegend herum, umringt von lachenden, schwatzenden und feiernden Partygästen. Trotzdem fühlte ich mich einsam. Diesen Eindruck musste der besoffene Kerl da vorne wohl auch gewonnen haben, denn er versuchte ein verführerisches Grinsen und taumelte auf mich zu. Seine grauen Badeshorts hingen tief auf seinen Hüften und betonten seine blasse Haut und die mausbraunen kurzen Haare. Da eine Unterhaltung mit einem völlig fremden, betrunkenen Typen mit Abstand das Letzte war, wonach mir jetzt der Sinn stand, kehrte ich ihm den Rücken und überlegte, wohin ich flüchten konnte. Schließlich lief ich einfach los. Wogende Körper stellten sich mir in den Weg, rempelten mich ungewollt an oder begafften mich, als wäre ich Freiwild, während ich versuchte mir einen Weg durch die Masse zu bahnen.

Mit einem Mal überkam mich der Wunsch nach Ruhe. Nur für einen Augenblick wollte ich allein sein, fernab von der lauten Musik und den anzüglichen Blicken. Planlos lief ich weiter. Irgendwo würde ich schon einen Platz finden, an dem ich mich verstecken konnte, solange Liam weg war.

Ohne dass ich es bewusst gesteuert hatte, führte mich mein Weg zurück in Richtung der Umkleidekabine. Mich darin zu verstecken wäre eine Möglichkeit, aber ich hatte Angst, dass ausgerechnet in diesem Moment ein Pärchen diesen abgeschiedenen Ort nutzte, um übereinander herzufallen. Und eine Einladung zu einem Dreier wäre die Kirsche auf meinem heutigen Chaosabend. Okay, aber einen Versuch war es allemal wert. Immerhin lag dort noch mein Top. Bestimmt würde ich mich besser fühlen, wenn ich wieder vollständig angezogen war.

Ich steuerte das kleine weiße Häuschen an, als mein Blick auf das große Haupthaus fiel. Ein Stück abseits von der Milchglastür, durch die wir nach unserer Ankunft geleitet worden waren, entdeckte ich eine unscheinbare Seitentür, die mein Interesse weckte. Vielleicht hatte ich Glück und sie war nicht abgeschlossen?

Neugierig lief ich darauf zu, ohne zu wissen, wohin sie mich führen würde. Als ich die Klinke herunterdrückte und das schwere Metall sich mit mäßiger Kraftanstrengung bewegte, seufzte ich erleichtert auf. Schnell steckte ich meinen Kopf hinein und sah mich um. Der dahinterliegende Raum war ein leerer, verlassener Flur, der mit einem dunkelroten Teppich und einigen in goldene Rahmen gefassten Bildern dekoriert war. Erst im zweiten Moment keimte in mir die Frage auf, weshalb das Licht brannte, wenn doch augenscheinlich niemand hier war. Aber ich wollte mein Glück nicht infrage stellen und schlüpfte hinein. Hier würde mich bestimmt niemand suchen. Als die Tür schwer dröhnend ins Schloss fiel, zuckte ich erschrocken zusammen. Ein schabendes Geräusch am anderen Ende des Flures lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.

»Wer ist da?« Eine tiefe Stimme erklang und ein blonder Typ, nur mit schwarzen Badeshorts bekleidet, tauchte kurz darauf hinter einer edlen mannshohen Bodenvase auf.

»Brian?« Ich war so verdutzt ihn hier zu sehen, dass mein loses Mundwerk sich selbstständig machte.

»Amy?« Brian lachte und schlenderte auf mich zu, während ich stocksteif stehen blieb. »Was machst du denn hier?« Mein Ex-Freund hielt in einer Hand sein Handy und in der anderen eine Wodkaflasche. »Ich wusste gar nicht, dass du Jake kennst.« Als er den letzten Satz nachschob, blickte er nicht mich an, sondern beschäftigte sich mit seinem Handy, ehe er es in seine Hosentasche steckte. Ungefähr zwei Meter vor mir blieb er stehen und hob seinen Blick, ein überraschtes, aber willkommenes Lächeln auf den Lippen.

»Jake?« Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Immerhin hatte ich den ganzen Weg hierher darüber nachgedacht, ob Brian tatsächlich Andrews Mörder war und ob er etwas mit den verschwundenen Mädchen zu tun hatte. Und nun stand ich hier und plauderte mit ihm. War ich eigentlich lebensmüde? Aber dann kam mir ein anderer Gedanke. Ich war so oft mit Brian allein gewesen, unzählige Male, die wir zu zweit bei ihm zu Hause verbracht hatten. Wenn es also seine Absicht war, mir etwas anzutun, hätte er bereits genügend Gelegenheiten gehabt.

Und dann fiel mein Blick auf die halb leere Flasche. Hatte er schon so viel getrunken? Ich musterte Brian unauffällig, während er einen Schluck nahm. Er kam mir nicht betrunken vor, aber er vertrug auch eine ganze Menge. Vielleicht war wenigstens seine Zunge bereits gelockert.

Dachte ich gerade ernsthaft darüber nach, Brians vermeintlichen Alkoholpegel auszunutzen? War ich verrückt geworden? Aber dann fiel mir Dante ein. Er wusste die Wahrheit über Andrews Tod und verheimlichte sie mir. Und dann war da Liam. Was, wenn er plötzlich keine Lust mehr hatte, mir zu helfen? Ich kannte ihn kaum und konnte ihn daher nur schwer einschätzen.

Nein! Ich durfte mich auf niemand anderen als auf mich selbst verlassen. Und das hier war vermutlich die beste Gelegenheit, die sich mir bieten würde. Immerhin wusste Brian nichts von meinen Gedanken und den Informationen, die ich inzwischen besaß. Er hielt mich für unwissend und naiv. Das konnte ich ausnutzen. Außerdem wusste ich genau, wie ich Brian zum Reden brachte.

Plötzlich kam mir unser überraschendes Treffen wie ein Geschenk vor.

»Ja, Jake Blackthorne. Er wohnt hier und schmeißt die Party.« Brian führte die Flasche an den Mund, aber anstatt zu trinken, blickte er mich prüfend an. »Mit wem bist du eigentlich hier?«

Ich lachte leise. »Ach, du kennst ihn bestimmt nicht. Er ist nur ein Bekannter. Und jetzt ist er weg.« Grinsend verdrehte ich die Augen. »Offenbar hat er sich mit mir gelangweilt.« Ich machte einen Schritt auf Brian zu. »Ich habe den Ausgang gesucht, um mir ein Taxi zu rufen, aber dann bin ich hier auf dich gestoßen.« Ich machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte. Nun standen wir nur noch eine Armlänge voneinander entfernt.

»Dein Date hat dich allein gelassen?« Brian hob überrascht die Augenbrauen. »Was ist das denn für ein Wichser?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, aber eigentlich ist es doch gar nicht schlimm. Ich meine«, ich legte Brian eine Hand auf den Arm, in der er die Flasche hielt, »immerhin haben wir uns ja jetzt getroffen.« Ich blickte ihn lächelnd an. Wenn Brian das Gefühl hatte, dass er die Chance auf eine kleine private Feier bekam, würde er sicherlich keinen Verdacht hegen, wenn ich ihm ein paar Fragen stellte.

Brian verstand sofort, worauf ich anspielte. Ein feixendes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und seine Augen weiteten sich minimal. »Ja, was für ein Glück!« Er reichte mir die Wodkaflasche. »Hier, ich hab noch eine zweite dort drüben.« Er zeigte vage in die Richtung, aus der er gekommen war. »Die Barleute nehmen das mit den Ausweisen hier nicht so ernst. Immerhin bezahlt Jake sie gut und der überwiegende Teil der Gäste geht bereits auf die MSU. Deswegen falle ich gar nicht auf.« Brian zwinkerte mir verschwörerisch zu und ich erwiderte sein Grinsen, als ich die Flasche an den Mund führte. Eigentlich wollte ich nicht trinken, aber wenn ich ablehnte, würde Brian misstrauisch werden. Also sollte ich besser aufpassen, dass ich nicht zu viel trank.

Ich führte die Lippen ans Glas und drückte die Zunge gegen die Öffnung. Gleichzeitig legte ich den Kopf in den Nacken. Ich tat, als würde ich schlucken, und senkte die Flasche wieder. Meine Zunge brannte, auch wenn sie nur kurz mit dem Alkohol in Berührung gekommen war. Angewidert verzog ich das Gesicht. Schnell reichte ich Brian die Flasche zurück, aber er sah mich skeptisch an.

»Das war doch kein richtiger Schluck, Amy. Los, komm, ich weiß genau, wie viel du verträgst. Und hab keine falsche Scheu. Wie gesagt, ich habe noch eine zweite Flasche mit unseren Namen darauf.«

Verdammt! Ich saß in der Falle! Wenn ich mich weigerte, würde er Verdacht schöpfen, aber allein bei dem Gedanken, Alkohol zu trinken, drehte sich mir der Magen um. Mein letzter Absturz war noch viel zu präsent.

Was sollte ich tun? Dann erinnerte ich mich an den Zeitungsartikel, den ich gelesen hatte, bevor Liam mich abgeholt hatte. Wenn Brian etwas mit den verschwundenen Mädchen zu tun hatte, dann auch mit Andrews Tod. Ich musste jetzt endlich die Wahrheit erfahren!

Also lächelte ich schüchtern, führte die Flasche abermals an meine Lippen und goss einen großen Schluck in meinen Mund. Die brennende Flüssigkeit verätzte mir sämtliche Geschmacksnerven und als ich den bitteren Inhalt eilig herunterschluckte, verzog ich das Gesicht. Wärme breitete sich in meiner Brust aus und der scharfe Geschmack verflüchtigte sich nur langsam.

»Ich habe heute in der Zeitung von Luise gelesen.« Mit diesen Worten reichte ich Brian die Flasche zurück. »Wie geht’s dir damit?«

Mein Ex-Freund nickte betroffen, bevor er ebenfalls einen großen Schluck Wodka zu sich nahm. »Nicht gut.« Mit dem Rücken seiner freien Hand wischte er sich über die feuchten Lippen. »Ich gebe mir die Schuld daran.«

Ich sah ihn verdutzt an. »Was?« Sollte es wirklich so einfach sein, ihm ein Geständnis zu entlocken? Fühlte er sich schuldig und wollte sich stellen? Prickelnde Aufregung mischte sich unter die wärmende Wirkung des Alkohols und ich spürte, wie meine Wangen zu kribbeln begannen.

Wieder nickte Brian. »Ja, weil sie meinetwegen mit Evan zu dieser Party gegangen ist. Gerade mal eine Woche davor haben wir uns getrennt, und das auch nur wegen eines total dämlichen Streits.« Bedrückt ließ Brian den Kopf hängen und reichte mir die Flasche zurück.

Als er nicht weitersprach, sondern mich auffordernd ansah, schluckte ich meinen Widerwillen mit einem weiteren beachtlichen Schluck Wodka herunter. Die Flüssigkeit brannte in meinem Rachen und brachte mich zum Husten. Ich verstand nicht, wie jemand dieses Zeug freiwillig pur trinken konnte. Es schmeckte grauenvoll!

»Wieso hast du nicht mit ihr geredet?« Ich reichte ihm die Flasche zurück. Er sollte trinken, nicht ich.

Brian lachte trocken und sarkastisch. »Weil ich ein Idiot bin. Ich habe mich volllaufen lassen und mir aus Rache eine Tussi gesucht, um vor Luises Augen mit ihr zu knutschen.« Betroffen sah er mich an, aber es fiel mir schwer, ihm seine Trauer abzukaufen. Unentwegt hatte ich die Frage im Hinterkopf, ob er wirklich mit alldem etwas zu tun hatte oder ob mich meine Intuition auf eine völlig falsche Fährte führte. Immerhin hatte mich mein Bauchgefühl in den letzten Wochen bereits mehrmals massiv enttäuscht!

»Was sagt denn Evan zu ihrem Verschwinden? Immerhin war er ihr Date an dem Tag. Die Polizei hat ihn doch sicher befragt, oder?« Bestimmt hatte Brians Vater seinem Sohn einiges von dem Fall erzählt. Als Polizeichef konnte er sich eine solche Indiskretion leisten.

Inzwischen war die Flasche wieder in meiner Hand und ich nahm einen Schluck, um Brian bei Laune zu halten. Doch jedes Mal, wenn ich nur daran nippte, hob er skeptisch eine Augenbraue und ich trank einen großen Schluck. Zum Glück spürte ich schon bald das Brennen nicht mehr so stark. Langsam wurde mein gesamter Körper angenehm warm. Mir war gar nicht aufgefallen, wie sehr ich gefroren hatte.

Brian schnaubte verächtlich. Ein wütender Gesichtsausdruck verzerrte seine Mimik. »Der Wichser will davon nichts hören. Er behauptet sie nach Hause gebracht und bei ihren Eltern abgeladen zu haben. Und das sogar noch zwei Stunden früher, als sie eigentlich zu Hause sein musste. Angeblich hatte sie die ganze Zeit über gezickt. Er sagte, sie hätte ständig nur nach mir gesucht und meinen Namen erwähnt.« Nun lächelte Brian traurig. »Offenbar ging ihr unsere Trennung ebenso nah wie mir.« Er stieß ein hohles Lachen aus. »Ironie des Schicksals, nicht wahr?« Er nahm mir die Flasche ab, die inzwischen nur noch zu einem Viertel gefüllt war, und führte sie an seinen Mund.

Ich nickte teilnahmslos. »Ja, scheint so.« Mir war nicht bewusst, was ich mir von dem Gespräch erhofft hatte, aber mit dem Ex über seine letzte Beziehung zu reden, die er noch nicht völlig überwunden hatte, war ätzender, als ich gedacht hatte. Natürlich würde Brian nicht einfach zugeben, dass er Luise entführt hatte.

Einen Moment lang herrschte Schweigen und ich sah mir Brian genauer an. War er wirklich in der Lage, jemanden eiskalt umzubringen? Es passte einfach nicht zu dem Bild, das ich von ihm hatte. Er war zwar nicht immer der beste Freund gewesen, aber er war auch nie gewalttätig oder grob geworden. Eher desinteressiert und sehr auf seine Karriere gepolt. Es war schon immer sein Wunsch gewesen, an die MSU zu gehen. Aber das machte ihn noch lange nicht zu einem Mörder!

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Meine Gedanken waren auf einmal so träge und ich wusste gar nicht mehr, worüber wir hier eigentlich sprachen. Wieso bin ich noch mal hier?

Brian reichte mir erneut die Flasche und ich griff inzwischen schon völlig automatisch danach, um einen weiteren Schluck zu nehmen. Die Wärme, die der Wodka in mir auslöste, war so angenehm, dass ich mich beinahe danach sehnte. Und mittlerweile hatte ich mich an das scharfe Brennen gewöhnt. Es hatte etwas Verruchtes und Anturnendes.

»Ich hab ganz vergessen, wie gut du schlucken kannst.« Brian lachte und ich reichte ihm augenverdrehend den Wodka. Sein dämlicher Spruch brachte mich zum Kichern und ich blickte auf die fast leere Flasche zwischen uns. Haben wir zwei wirklich eine halbe Flasche Wodka getrunken?

Brian grinste dümmlich und ich machte es ihm nach. Mit einem Mal kam mir unser Gespräch irrsinnig witzig vor. »Halt doch die Klappe, du Arsch.« Ich kicherte wie ein kleines Mädchen und schlug ihm gegen die nackte Brust. Dann blieb meine Hand auf seinen Muskeln liegen. Er war bei Weitem nicht so durchtrainiert wie Liam oder Dante, aber er brauchte sich auch nicht zu verstecken.

»Ja, halt die Klappe, du Arsch. Sonst helfe ich dir gerne nach.« Die Stimme gehörte nicht Brian und ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, wer gerade gesprochen hatte.

Ungelenk drehte ich mich zu der Quelle um und stellte mich gleichzeitig vor Brian. Es war eine automatische Geste, eine dumme Angewohnheit, die sich jeder Minderjährige, der heimlich Alkohol trank, irgendwann angewöhnte.

Derjenige mit dem Alkohol in der Hand muss geschützt werden.

Als meinem Verstand bewusst wurde, wer dort ein paar Meter von mir entfernt stand, vergaß ich schlagartig meine gute Laune. Wie ein Wasserfall strömten verschiedenste Erinnerungsfetzen auf mich ein, die alle mit Dante zu tun hatten. Der Moment, als er in Boxershorts am Zaun gestanden hatte; wie er Liz auf der Party geküsst und mich anschließend herausfordernd angegrinst hatte; wie er mich immer und immer wieder gedemütigt hatte; dieser lebensverändernde Kuss im Garten und unser verflixter Streit letzte Woche.

»Was willst du hier? Verfolgst du mich?« Meine Stimme klang ungewohnt schrill.

»Ich wollte mich nur mit dir unterhalten, Amanda.« Dante machte ein paar Schritte auf uns zu. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und strahlte eine lässige Arroganz aus, die mit Händen greifbar war.

»Was?« Ich musste mich verhört haben! »Bist du echt so blöd?« Meine Worte kamen mir undeutlich über die Lippen. »Ich will nicht mit dir reden, verstehst du? Lass mich in Ruhe! Ich will dich nicht mehr sehen!« Um das Gesagte zu unterstreichen, kehrte ich ihm den Rücken zu. Nun sah ich wieder zu Brian, der immer noch die Wodkaflasche in der Hand hielt und unschlüssig zwischen Dante und mir hin und her sah. Einem Impuls folgend griff ich nach der Flasche und führte sie an meinen Mund. Als meine Lippen den Flaschenhals berührten, spürte ich etwas Körniges, aber ehe ich mir darüber Gedanken machen konnte, glitt die brennende Flüssigkeit bereits in meinen Rachen. Ich war mir auch gar nicht sicher, es wirklich gespürt zu haben. Wahrscheinlich war ich schon so betrunken, dass ich mir diesen Mist einbildete. Schließlich hatte Brian auch aus der Flasche getrunken.

»Bitte, Amanda. Ich will mich entschuldigen. Gib mir die Chance und hör mir zu!« Wieder klang Dante so flehend, wie ich ihn bisher nur selten erlebt hatte. Und vielleicht hätte ich ihm tatsächlich noch eine Chance gegeben, aber nach seinem Arschloch-Deluxe-Auftritt vorhin am Volleyballfeld war ich mit der unendlichen Dante-Geschichte ein für alle Mal fertig. Dabei verdrängte ich diesen albernen Funken Hoffnung, den wohl jede Frau evolutionsbedingt in sich trug. Aber ich war klug genug zu wissen, dass ich diesen Vollidioten nicht umkrempeln konnte und dass deshalb die Hoffnung trügerisch war. Männer wie Dante änderten sich nicht. Niemals. Und für niemanden.

»Dafür ist es zu spät. Vergiss es einfach.« Ich blickte auf den Boden, ohne mich umzudrehen. In diesem alkoholgeschwängerten Zustand traute ich mir selbst nicht über den Weg. Ich reichte die inzwischen leere Flasche zurück an meinen Ex-Freund, der sie stumm entgegennahm. »Danke für deine Gesellschaft, Brian. Aber ich hab genug für heute.« Ich wandte mich in Richtung Ausgang und damit auch unweigerlich Dante zu, der zwischen mir und der Tür stand.

Mit gesenktem Kopf schlang ich mir meine Arme um den Oberkörper und durchquerte den Flur. Zumindest bis Dante mir den Weg versperrte.

»Amanda, bitte!« Überraschend sanft legte er eine Hand auf meine Schulter und löste damit ein Feuerwerk an Emotionen in mir aus.

Ohne aufzusehen, schüttelte ich den Kopf. »Nein, es reicht! Du hast mich oft genug verletzt!« Ich wollte mich an ihm vorbeimogeln, aber Dantes Reaktionsvermögen war besser als meines. Mühelos folgte er meiner Bewegung.

»Bitte, Amanda. Nur eine Minute!«

»Hey, Arschloch! Hast du ihr nicht zugehört? Sie will nicht mit dir reden!« Nun tauchte Brian hinter mir auf. Ich spürte seine Präsenz dicht an meinem Rücken. Der Gestank von Wodka vermischt mit Schweiß drang zu mir hervor und ich wusste, dass Brian die Quelle war. Dante roch wie immer verteufelt gut!

Gott! Ich muss hier raus, bevor ich doch noch schwach werde! Verdammter Alkohol!

»Misch dich nicht ein, Kleiner. Das geht dich nichts an!«

»Ich sagte, du sollst sie in Ruhe lassen! Sonst …«

Noch immer hatte ich meinen Blick stur auf den Boden gerichtet. Daher bekam ich nicht mit, was die beiden taten. Aber eine Bewegung, die dicht neben meinem Gesicht geschah, ließ mich doch aufsehen. In diesem Moment bemerkte ich, wie Brian neben mir stand und Dante gegen die Schulter stieß.

»Was sonst?« Dante funkelte Brian wütend an, ohne auf dessen körperliche Provokation einzugehen. Leider schnitt er mir immer noch den Fluchtweg ab. Aber wenn er mit Brian abgelenkt ist …

»Sonst wirst du mich kennenlernen.« Was auch immer Brian getan hatte, plötzlich war Dante aus meinem Blickfeld verschwunden.