Homöopathie und... Eine Schriftenreihe, ein Glasperlenspiel - Patrick C. Hirsch - E-Book

Homöopathie und... Eine Schriftenreihe, ein Glasperlenspiel E-Book

Patrick C. Hirsch

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Beschreibung

Patrick C Hirsch sieht sich hier zwei Personen vom homöopathischen Standpunkt her an, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben: Marie Curie und Steve Jobs. Ihre Gemeinsamkeit wird aber schnell deutlich: Es waren beides Genies, wenn auch unterschiedliche. Entsprechend unterschiedlich - aber dann doch wieder komplementär - fallen auch die Ergebnisse von Patrick C Hirschs Analyse aus.

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Seitenzahl: 221

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

Vorwort des Autors

Marie Curie

Causticum Hahnemanni

Steve Jobs

Mercurius solubilis Hahnemanni

Nachwort des Autors

Literatur, Abbildungsverzeichnis, Adressen

Anhang: Der Limerick. Beispiele einer textkritischen Analyse vom Standpunkt der pekuniären Homöopathie Teil 7: Limerick und Geld von Anonymus

Vorwort des Herausgebers

Die Leser mögen sich auf den ersten Blick fragen, warum in einem Band dieser Schriftenreihe Marie Curie und Steve Jobs zum Thema wurden.

Eine Antwort ist, dass beide geniale Dinge getan und beide die Welt verändert haben, wenn auch auf völlig verschiedene Weise. Und bei beiden war diese Veränderung nicht nur positiv. Aber ich möchte von letzterer Wertung einmal absehen. Marie Curie ist die einzige Frau (der einzige Mensch), die jemals zwei wissenschaftliche Nobelpreise in verschiedenen Fachgebieten erhalten hat (Chemie und Physik) – zu Recht, wie ich meine. Und Steve Jobs? Nun ja, er hat keinen Nobelpreis bekommen (ebenfalls zu Recht, wie ich meine), aber ein Resultat seiner Visionen tragen die meisten von uns heute in der Hosentasche (auch wenn das Produkt mittlerweile nicht von Apple, sondern von Samsung oder... oder... stammen mag). Auch ich schreibe diese Zeilen unter Benutzung eines Produktes, für das Steve Jobs verantwortlich ist.

Beide Genies sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten (und, wie ich meine, recht problematische Persönlichkeiten), was Patrick Hirsch herausarbeitet, und auch die in Frage kommenden homöopathischen Arzneimittel sind unterschiedlich, sogar gegensätzlich, aber irgendwie doch verwandt, geradezu komplementär.

Das reicht eigentlich schon für die Begründung, dass diese beiden Personen in einem Band betrachtet werden.

Aber ich will noch einen anderen Zugang wagen, der wesentlich assoziativ ist. Die geneigten Leserinnen mögen mir darin folgen oder nicht. Dieser Zugang ist assoziativ und geht von einem Bild aus: Dürers "Melencolia I"), welches als Frontispiz abgebildet ist (mit einer leichten Veränderung, die mein Freund Giuliano MONTISCI vorgenommen hat).

Der Hintergrund ist die alte Meinung, dass die Melancholie besonders geniale Menschen befällt (oder andersherum, dass Melancholiker dazu neigen, Genies zu werden)1.

Ein weiterer Hintergrund ist die (ebenfalls alte) Meinung, dass geniale Menschen in ihrer Kindheit von Mercurius regiert werden und im erwachsenen und höheren Alter von Saturn2.

Eben diese Zweiseitigkeit sehen wir auf dem Dürer-Bild: Das von Mercurius regierte Kind (im Original hält dieses Kind natürlich eine Schreibtafel in der Hand und kein iPad) und den melancholischen Erwachsenen. Der Autor dieses Bandes wird bei Steve Jobs klar herausarbeiten, dass er dem "puer aeternus" entspricht (und wir werden auch sehen, dass sein wahrscheinlichstes Mittel Mercurius ist). Er selbst ordnet sich in einem Zitat (auf S. 119f und S. 162) Mercurius zu, womit er nicht das homöopathische Mittel meint, sondern das Symbol.

Es ist zu fragen, ob Marie Curie von der Symbolik her dann womöglich Saturn entsprechen könnte. Ich denke, dass etwas daran ist. Man sieht sie auf mehreren Bildern in der typischen Melancholiker-Pose, die wir auch bei dem Melancholie-Engel auf Dürers Bild sehen: Den Kopf auf die Hand gestützt.

Diese Pose bedeutet nach KLIBANSKI et al. nicht nur Traurigkeit, sondern auch Müdigkeit und schöpferisches Denken. Alle drei Zuschreibungen treffen über weite Strecken auf Marie Curie zu. Wir sehen sie auf den meisten Fotos in Schwarz oder Grau gekleidet, in die Farben der Melancholie.

Die Erdverhaftung der "Saturnkinder" scheint mir auch vorzuliegen. Sie wird nie ihre Bindung an Polen vergessen. Mercurius hingegen ist Kosmopolit.

Und können wir uns etwa Steve Jobs vorstellen, wie er eine Tonne Pechblende verarbeitet, um ein paar Milligramm Polonium und Radium zu gewinnen? Ich kann es nicht. Für ihn muss es immer gleich der große Wurf sein. Die Mühen der Ebene sind nichts für ihn.

Die Leichtigkeit von Steve Jobs scheint mir bei Marie Curie fast völlig zu fehlen. Denken wir dann bei Marie Curie an Blei, das Metall, das traditionell dem Saturn zugeordnet wird? Man könnte tatsächlich daran denken. In Patrick C HIRSCHs Beschäftigung mit Marie Curie wird ein anderes Mittel präferiert.

Das alles sind aber nur Assoziationen. Anhand der Biografien und der Arzneimittelbilder wird in diesem Band Patrick seine Analyse vornehmen, und wie ich meine, auf gründliche Art und Weise.

Fasziniert sind aber wir beide – Patrick und ich – von beiden so gegensätzlichen Personen – Marie und Steve.

Dieter Elendt, November 2019

1 Ausgeführt wird das z.B. im Problema XXX.1 des "Pseudo-Aristoteles" (eigentlich THEOPHRAST), im Melancholie-Buch von Robert BURTON und in neuerer Zeit auch bei George STEINER: "Warum Denken traurig macht" und in der grundlegenden Arbeit von KLIBANSKI et al. "Saturn und Melancholie".

2 Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich kein Astrologie-Anhänger bin, dass mich aber die damit verbundene Symbolik durchaus interessiert.

Vorwort des Autors

Zwei Essays zu Marie Curie und Steve Jobs

2017 hielt ich im Rahmen der Germeröder Homöopathie-Tage ein Seminar zu Steve Jobs. Als "Apple-Jünger" faszinierte mich die Person ungemein. Besonders inspirierte mich 1997 seine "Think different"-Kampagne. "Think different" wurde zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens, sowohl äußerlich, als auch innerlich.

Mit Erscheinen der Biografie von ISAACSON war mir klar, dass eine intensive homöopathische Beschäftigung mit Steve Jobs unausweichlich war.

Betrachtet man die Personen, die in dem "Think different"-Spot (zu sehen bei YouTube) vorkommen, fällt auf, dass Marie Curie dort sehr gut hineingepasst hätte (Albert Einstein ist zu sehen).

Das Faszinierende an Marie Curie (der entsprechende Vortrag fand 2018 wieder in Germerode statt) sind nicht nur ihre selbstlose Hilfe im 1. Weltkrieg, ihre Entdeckungen und ihre Nobelpreise, sondern auch das, was sie mit unbeugsamem Willen gerade als Frau zur Jahrhundertwende (im Grunde war sie eine bedeutende Frauenrechtlerin) in Europa möglich werden ließ.

Steve Jobs war sicherlich von dem Genie Marie Curies fasziniert, allein durch die Tatsache, Unmögliches möglich gemacht zu haben.

Patrick C Hirsch, November 2019

Marie Sklodowska-Curie (1867-1934)

Man muss nur Fantasie haben Und das Unmögliche wollen.

Maria Sklodowska (1891)

Klugheit kennt kein Geschlecht!

Marie Curie (1907)

Polonium ist da! Ich bin glücklich, aber völlig erschöpft.

Marie Curie (7.Juli 1898)

Es geht um das Unmögliche, welches möglich gemacht werden soll, mit Klugheit und bis zur völligen Erschöpfung. Das bedeutet für Marie Curie Glück. Es braucht Fantasie, Ausdauer und eine gehörige Portion Fanatismus dazu.

Am 7. November 1867 wird Maria Salomea Sklodowska als jüngstes von fünf Lehrerkindern in einem Schulgebäude in der Fretastraße von Warschau geboren. In der Schwangerschaft, so schreibt Maria, die in ihrer Kindheit den Spitznamen Mania (ob die Familie dabei unbewusst an Manie gedacht hat?) trägt, erkrankt ihre Mutter Bronislawa an Tuberkulose. Anderslautend ist Maria laut ihrer Biografin Susan QUINN vier Jahre alt, als ihre Mutter erkrankt.

Ihr Vater Wladislaw (1832-1902), Lehrer für Physik und Mathematik, kümmert sich somit um die Gesundheit der Kinder und deren körperliche Entwicklung (inklusive allabendlicher Leibesübungen). Des Weiteren ist er ganztägig als Lehrer auch für die Familie tätig. Ganz unter dem Motto „Wissen ist Macht“ regiert er auf seine Weise seine Familie. So wachsen die Kinder wohl ganz ohne körperliche Gewalt auf, was in jener Zeit außergewöhnlich ist. Allerdings werden Auseinandersetzungen von elterlicher Seite mit Schweigen bestraft, dass mindestens zwei Tage andauert. Dies gleicht psychischer Gewalt.

Alles folgt im Hause Sklodowski strengen Zeitplänen, selbst die Freizeit der Kinder ist dem Lernen gewidmet. Das Spielen ist ein Lernen und das Lernen ein Spiel“, schreibt QUINN.

Wladislaw Sklodowski hatte die seltene Gabe, Dichtung und Prosa gleichermaßen schön zu lesen […] seine Stimme war tief und warm, vollkommen ungekünstelt, erinnert sich der 1863 geborene Bruder Jozef, der später Arzt werden sollte.

Als polnischer Nationalist liest er seiner Familie fast jeden Abend Worte der großen exilierten romantischen polnischen Dichter, wie z.B. MICKIEWICZ, KRASINSKI oder SLOWACKI vor.

Die Mutter Bronislawa Marianna (1835-1878), Direktorin einer Mädchenschule, tiefgläubige Katholikin, ist entschlossen, ihren Kindern die Liebe zu Gott und zu Polen zu vermitteln. Sie hat für ihre Zeit sehr fortschrittliche Ansichten zur Rolle der Frau in der Gesellschaft. Nachdem sie ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben hat, beschließt sie zu sparen. So fertigt sie z.B. die Schuhe für ihre Familie selbst an. Diese Bereitschaft, zusätzlich zu geistigen Tätigkeiten wie Lesen und Vorlesen auch die Bedeutung körperlicher Arbeit, wie Garten- und Handarbeit zu vermitteln, erklärt wahrscheinlich Marias spätere fanatische Ausdauer und ihren Fleiß bei der Laborarbeit.

Ich denke daran mit großer Rührung […] denn es zeigt die wahrhaft demokratische Natur meiner Eltern-sie waren sich für keine Form von körperlicher Arbeit zu gut, nicht einmal für eine so niedrige Tätigkeit wie die eines Schusters.

So erinnert sich ihr Bruder Jozef.

Beide Eltern sind stolze, nationalistische Polen und wehren sich gegen die russischen Invasoren der Zeit, allerdings nicht aktiv, aber dennoch im Hintergrund. Schon die achtjährige Marie schreibt in ihrem Tagebuch:

Ich hasse den russischen Zaren. Vater hat beim Abendessen gesagt, dass er niemals vor den Russen buckeln wird. Vater verlor seine Arbeit. Weil er nicht buckeln wollte. Und wir mussten wieder umziehen. Raus aus der schönen Wohnung. Ich werde trotzdem nie buckeln. Das nehme ich mir ganz fest vor! Nie, nie, nie!

„GEMÜT - REBELLISCH“ und „GEMÜT - ANARCHIST“ wären hier passende Rubriken.

Bei Anarchismus geht es hier mehr um die stille Variante, es geht um Veränderungen, die ein Staatssystem innerlich aushöhlen und dann zum Fall bringen. Die aktive, gewaltbereite Variante der Anarchie (die revolutionäre) wird überwiegend durch Mercurius und vielleicht auch Argentum nitricum geprägt, die geistige, zurückhaltende (die rebellische halt) durch Causticum und Carcinosinum.

Causticum beschränkt sich in der Regel auf Dispute und auf Aktionen, die anderen helfen, am Rande der Legalität oder jenseits der Grenze verlaufen. Es geht um tätige Hilfe für andere Menschen. D. ELENDT in seiner "Psychodynamik..." (Band 4).

Die Zeit der Ferien verbringen die Sklodowski-Kinder überwiegend auf dem Land bei Verwandten.

Die Ferien waren stets besonders angenehm. Wir konnten uns der strengen polizeilichen Überwachung in der Stadt entziehen, indem wir bei Verwandten und Freunden auf dem Lande Zuflucht suchten. Dort verlief das Leben frei, in alter ländlicher Weise; dort erwartete uns das Herumlaufen im Walde und die fröhliche Beteiligung an landwirtschaftlicher Arbeit auf den weiten Feldern und Wiesen.

Marie CURIE in ihrer späteren Selbstbiografie.

Die Suche nach Freiheit, nach Eigenständigkeit, die Freiheit des Willens und die Liebe zur Natur prägen dieses Zitat3.

Zuflucht zum Lande könnte mit der Rubrik „GEMÜT - LAND - Verlangen, nach Landleben; auf dem Land zu sein“, oder mit „GEMÜT - FLIEHEN, VERSUCHT ZU“ verknüpft werden.

Die beiden Rubriken „GEMÜT - NATUR – liebt“ und „GEMÜT - LIEBE - Familie; die“ sind bei der jungen Marie schon wichtig und sollen es ihr ganzes Leben auch bleiben.

Auf dem Land lernt Maria zu reiten, sie liebt Tiere („GEMÜT - TIERE - liebt Tiere, Tierliebe“).

1875 beginnt sie ihr Tagebuch zu schreiben. An ihrem achten Geburtstag schreibt sie:

Ich vergesse nichts. Ich kann besser lesen als meine großen Geschwister. Und einen Tag später: Ich kann nicht nur gut schreiben und lesen, ich kann auch gut rechnen.

„GEMÜT - LESEN – Verlangen“ und „GEMÜT - SCHREIBEN - Verlangen nach“ sowie

„GEMÜT - MATHEMATIK - Begabung zur“ wären die entsprechenden Rubriken.

Eine weitere, sehr gut passende Rubik ist: „GEMÜT - FRÜHREIFE, ALTKLUGE KINDER“. Auch die Rubriken „GEMÜT - KONZENTRATION - gut, aktiv“ und „GEMÜT - INTELLIGENT“ passen.

Ich möchte auch Trost und Hilfe sein. Ma fehlt mir sehr. Ich weine, wenn es keiner sieht.

Das schreibt sie, als ihre Mutter zusammen mit ihrer ältesten Schwester Zofia zur Kur in Nizza ist.

„GEMÜT - MITGEFÜHL, MITLEID", GEMÜT - GEFÜHLE, EMOTIONEN, GEMÜTSBEWEGUNGEN - unterdrückte“ und „GEMÜT - ERFÜLLEN ZU MÜSSEN; GLAUBT, DIE WÜNSCHE ANDERER“ sind hier die passenden Rubriken.

In der frühen Schulzeit ist Maria die Jüngste und Kleinste, aber auch die mit Abstand Klügste, die u.a. am besten russisch spricht.

Es waren für mich harte Proben, da ich sehr schüchtern war. Ich hatte dann immer Lust, davonzulaufen und mich zu verstecken. [...] Ich wollte immer meine kleinen Arme heben, um mir die Leute vom Leib zu halten, und manchmal, muss ich gestehen, wollte ich sie auch heben wie eine Katze ihre Tatzen, nämlich um zu kratzen!

Selbst kleine Ereignisse lösen in ihr wahre Gefühlsstürme aus. Hier wäre die Rubrik „GEMÜT - REIZBARKEIT, GEREIZTHEIT - Kleinigkeiten, durch“ zu verwenden.

1876 stirbt ihre älteste Schwester Zofia (welche Trost und Hilfe für die Mutter war) an Typhus. Marie beginnt an Gott zu zweifeln, will früh (als Neunjährige) schon Wissenschaftlerin werden. Ihr Bruder Jozef und ihre Schwester Bronia werden sich für den Beruf des Arztes bzw. der Ärztin entscheiden, sicherlich auch wegen des Verlustes ihrer Schwester und des Todes ihrer Mutter an Tuberkulose im Mai 1878.

In der Kirche habe ich stumm mit Gott gesprochen. Ich war wütend, traurig, vorwurfsvoll und habe immer wieder gefragt: Warum? Warum Zosia, warum meine Ma? Ich konnte Gott nicht erreichen. […] Nur in meinem Herzen ist so eine Kälte und Finsternis, die nicht weichen will.

Marie nach Zofias Tod

Oft saß sie in irgendeiner Ecke und weinte. Niemand konnte ihren Tränen Einhalt gebieten,

so ihre Schwester Helena über jene Zeit

„GEMÜT - KUMMER, TRAUER – langanhaltend“ und „GEMÜT - WEINEN – heftig“ sind die passenden Rubriken.

Der Tod der Mutter wird offensichtlich durch Leistung kompensiert. Alle Sklodowski-Kinder fallen durch Leistung und sehr gute Noten in der Schule auf und studieren später. Maria ist es aber, die diesen Leistungsgedanken ins Extrem umsetzt.

„GEMÜT - LERNEN - Verlangen zu lernen“, „GEMÜT – NEUGIERIG“ und „GEMÜT - STUDIEREN, LERNEN - einfach, fällt leicht“ sind mögliche Rubriken.

Sie idealisiert ihre Mutter nach dem Tod rasch. Marias Unabhängigkeitsstreben und ihr Idealismus sind laut Aussage ihrer Schwester Helena stark entwickelt.

1883 schließlich schließt sie als Klassenbeste mit der Goldmedaille ihre gymnasiale Schullaufbahn ab.

Die ausführliche Zwischenrepertorisation der wichtigsten Symptome bis zur Jugend von Maria Sklodowska sieht folgendermaßen aus4:

1

GEMÜT - REBELLISCH

5

2

ALLGEMEINES - FAMILIENGESCHICHTE VON - Tuberkulose

20

3

GEMÜT - FLEIßIG

158

4

GEMÜT - FLIEHEN, VERSUCHT ZU

110

5

GEMÜT - NATUR - liebt

23

6

GEMÜT - TIERE - liebt Tiere, Tierliebe

36

7

GEMÜT - LIEBE - Familie; die

32

8

GEMÜT - LESEN - Verlangen

18

9

GEMÜT - MATHEMATIK - Begabung zur

12

10

GEMÜT - FRÜHREIFE, ALTKLUGE KINDER

37

11

GEMÜT - INTELLIGENT

23

12

GEMÜT - KONZENTRATION - gut, aktiv

88

13

GEMÜT - GEFÜHLE, EMOTIONEN, GEMÜTSBEWEGUNGEN - unterdrückte

26

14

GEMÜT - BESCHWERDEN DURCH - Tod von geliebten Personen - Eltern oder Freunde, der

25

15

GEMÜT - WEINEN - heftig

13

16

GEMÜT - TRAURIGKEIT - Schicksalsschläge; durch

17

17

GEMÜT - MITGEFÜHL, MITLEID

99

18

GEMÜT - KUMMER, TRAUER - langanhaltend

9

19

GEMÜT - SCHÜCHTERNHEIT, ZAGHAFTIGKEIT

222

20

GEMÜT - REIZBARKEIT, GEREIZTHEIT - Kleinigkeiten, durch

132

21

GEMÜT - IDEALIST

8

caust.

phos.

carc.

ign.

lach.

nat-m.

sulph.

calc.

1

2

3

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13

13

13

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Causticum und Phosphor führen diese Repertorisation an, gefolgt von Carcinosinum. Es finden sich Mittel aller Miasmen. Carcinosinum erklärt sich m.E. durch den frühen Verlust der Mutter und Schwester.

Die Psora, die durch die Mittel Calcium carbonicum und Sulphur deutlich wird, ist bei Marie Curie eher gesund verlaufen. Bei reichlich elterlicher Zuwendung konnte sich das kindliche Ich gut entwickeln. So finden wir auch durchaus hochmütige Aspekte der kleinen Marie, die schon sehr früh spürt, dass sie klüger als ihr Umfeld ist. Und obwohl ihre Geschwister wahrscheinlich alle hochbegabt sind, übertrifft sie diese auch noch. Auch merkt sie als Jugendliche, dass sie Lehrern und Erwachsenen gegenüber überlegen ist.

So entwickelt sich ein relativ stabiles, autonomes Ich, welches von dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit geprägt ist. Die von der Mutter vorgelebte Gleichberechtigung der Frauen wird in idealistischer Art und Weise von ihr fortgeführt. Von elterlicher Seite früh geprägt, kann sie sich schon in jungen Jahren gegen das russische Regime still auflehnen und wird zur überzeugten Nationalistin. Auch wehrt sie sich gegen das herrschende Dogma der Zeit, dass Frauen in den Haushalt gehören, erfolgreich. So kann sich ihr Kindheitstraum verwirklichen, als erste Frau in die Wissenschaft einzutreten.

Phosporus und Natrium muriaticum folgen als Mittel der Tuberkulinie (ich benutze in dieser Studie das Miasmen-Modell von ELENDT 2004), Lycopodium als Mittel der Sykose und Causticum als Mittel des sykotischsyphilinischen Übergangs (laut ELENDT), sowie Lachesis als klassisch syphilinisches Mittel.

Dass Causticum in dieser relativ großen Repertorisation an erster Stelle erscheint, ist für mich gut nachvollziehbar. Das Kind Marie erlebt eine kurze Psora, eine kurze Tuberkulinie (siehe unten) und geht rasch in die Sykose. M.E. handelt es sich um eine überwiegend sykotische Familie, in welcher Regeln, Normen und Struktur eine sehr wichtige Rolle spielen. Es ist aber keine Mitläuferfamilie, es finden sich durchaus rebellische Familienmitglieder in der Großfamilie. Es lassen sich durchaus auch syphilinische Anteile erkennen. Causticum findet sich dreiwertig in der recht kleinen Rubrik „GEMÜT - IDEALIST“. Der Familie Sklodowski geht es nicht um aktive Revolution. Die Revolution findet im Familienkreis, in den Köpfen statt. Und genau das wird den Kindern vorgelebt.

Natur, Tiere und Familie sind sehr wichtig. Wissen, Kultur und Künste (die Mutter war sehr musikalisch, genau wie Marie Curies Tochter Ève) werden täglich vermittelt. Ehrgeiz, Pflicht und Leistung prägt das Leben der Sklodowskis täglich.

Eine besonders wichtige Rubrik in obiger Repertorisation ist „GEMÜT - BESCHWERDEN DURCH - Tod von geliebten Personen - Eltern oder Freunde, der“. Die Verluste von Schwester und insbesondere der geliebten Mutter, der sie sich aufgrund der Tuberkulose eigentlich zeitlebens nie körperlich nähern durfte (vielleicht: „GEMÜT - BESCHWERDEN DURCH - Ablehnung, Zurückweisung“), sprechen sehr für Causticum. Hier hat auch das für Causticum so charakteristische Mitleid und Mitgefühl seine Basis. Die typische Hilfsbereitschaft von Causticum ist schon der ältesten Schwester Zofia in den Schoß gelegt worden. Uneigennützige Hilfsbereitschaft begleitet Marie Curies weiteres Leben und wird unten genauer besprochen.

Nachdem Maria Sklodowska 1883 mit 15 Jahren Abitur gemacht hat, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Laut dem Tagebucheintrag vom 17. Juni gibt es drei Möglichkeiten:

In Paris oder St. Petersburg studieren

Lehrerin an einer Privatschule werden

Heiraten

Nur Möglichkeit 1. kommt für sie in Frage. Da sie aber erst 15 Jahre jung ist, beschließt der Vater, dass sie mindestens ein Jahr auf dem Land verbringen solle und alle intellektuellen Bestrebungen ruhen müssen.

Kurz darauf besteigt sie den Zug, um zu ihren Verwandten in den Süden (Zwola) zu ziehen. Hier erlebt sie in fröhlicher Ausgelassenheit ein dem Alter angemessenes Jahr mit einer "schier endlosen Folge durchtanzter Nächte". So schreibt sie ihrer Freundin Kazia:

Immer sind viele Leute da, und es herrscht Freiheit, Gleichheit und Unabhängigkeit, wie du es dir kaum vorstellen kannst. Manchmal lache ich heimlich und betrachte meinen Zustand der vollkommenen Verblödung mit tiefer Zufriedenheit.

In ihren Briefen und im Tagebuch paaren sich tiefe Traurigkeit, Verzweiflung, Empörung und Freude.

[…] Wir machen alles, was uns einfällt, mal schlafen wir nachts, mal am Tage, wir tanzen und machen überhaupt solche Dummheiten, dass wir es manchmal verdienten, ins Irrenhaus geschickt zu werden.

15. Juni 1884; Brief an Kazia:

Dieses Jahr beschreibt nur allzu deutlich die Tuberkulinie.

Es ist gut, wenn der Mensch wenigstens einen solchen verrückten Sommer in seinem Leben gehabt hat.

Das schreibt ihre Schwester Helena.

Aber auch die warnende Sykose (indem sie von jugendlichen „Dummheiten“ schreibt, unterliegt sie schon früh den Gesetzen der Erwachsenenwelt) lässt sich schon gut erkennen.

Zurück in Warschau schreibt sie am 8. Oktober 1884 (mit 16 Jahren) den Namen Pierre Curie, den Entdecker der Piezoelektrizität und späteren Ehemann, in ihr Tagebuch. Immer deutlicher und klarer wird der Wunsch nach einer universitären Ausbildung in Naturwissenschaft, am besten in Paris. Und genau das planen auch die Schwestern. Der Bruder Jozef studiert bereits Medizin in Warschau, wo ein Hochschulstudium für Frauen nicht möglich ist.

1882, als Maria noch am Gymnasium weilt, wird in Warschau eine Akademie für höhere Bildung für Frauen, genannt die „Fliegende Universität“, gegründet. Dieser tritt sie nach abgeschlossenem Abitur rasch bei.

Habe mich einer Gruppe von Positivisten angeschlossen, um meinem Vaterland Polen zu helfen. […] Zusammen mit Bronia sind wir an Vorlesungen der Fliegenden Universität zugelassen und bilden uns weiter in Anatomie, Naturgeschichte und Soziologie. Heimlich muss das geschehen. Entdeckt man uns, droht Gefängnis.

1

GEMÜT - REBELLISCH

5

2

GEMÜT - UNGERECHTIGKEIT; ERTRÄGT KEINE

64

3

GEMÜT - IDEALIST

8

4

GEMÜT - LUSTIG, FRÖHLICH - abwechselnd mit - Traurigkeit

15

5

GEMÜT - PROTESTIERT, ERHEBT EINSPRUCH

7

6

GEMÜT - TANZEN - amel.

15

caust.

sep.

carc.

ign.

plat.

chin.

nat-m.

phos.

1

2

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5

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7

8

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3

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2

2

2

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6

6

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3

3

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3

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1

3

1

2

1

Neben Causticum folgt Sepia an zweiter Stelle, das ja auch für sein Freiheitsstreben bekannt ist. Und Carcinosinum liegt dem Ganzen aufgrund des Verlustes von Schwester und Mutter zugrunde. Weitere tuberkulinische Mittel, die zum Alter passen, folgen auf den Plätzen.

Damit ihre ältere Schwester Bronia und sie selbst in Paris studieren (Bronia will Medizin studieren) können, schließen die beiden Frauen eine Art Pakt, in dem sie sich gegenseitig dazu verpflichten, das Studium der jeweiligen Schwester zu finanzieren. Maria will Geld als Haushälterin und Lehrerin verdienen und nach dem Studium Bronias wird selbige das Geld für das Studium der Naturwissenschaft Marias zurückzahlen.

Zuvor lässt sie sich mit ihrer Schwester fotografieren, das Bild schenken sie ihrer Freundin und Positivistin aus der Fliegenden Universität Bronislawa Piasecka mit den Worten: Für eine ideale Positivistin von zwei positivistischen Idealistinnen.

Nachdem sie Ende 1885 ihre erste Stelle als Gouvernante bei einer Anwaltsfamilie in Warschau abbricht (abfällig und hochmütig rechnet sie mit „diesen Menschen“ in einem Brief an ihre Cousine Henrietta ab), beginnt sie 1886 pflichtbewusst eine Stelle bei der Familie Zorawski, ca. 80 km nördlich von Warschau. Die nächsten fast dreieinhalb Jahre wird sie hier verbringen, ein regelmäßiges Gehalt dabei verdienen und monatlich ihrer Schwester Bronia 20 Rubel überweisen.

Zu der Zeit als Hauslehrerin wird sie später in ihrer Selbstbiografie schreiben, dass es dabei Augenblicke gab, die zu den bittersten ihres Lebens gehörten. Doch anfangs geht es ihr dort sehr gut. Äußerst pflichtbewusst, wie sie es gelernt hat, geht sie ihrer Tätigkeit als Lehrerin von zwei jüngeren Mädchen des Hauses nach. Trotzdem hat sie Heimweh, wie sie schreibt.

Das prägendste und sicherlich auch verstörendste Ereignis findet allerdings mit dem Sohn des Hauses Kasimir am 2. August 1886 statt.

Ich bin so unendlich glücklich. Vorgestern Nacht, die Kulisse wie in einem Kitschroman: Mondlicht, ein kleiner See, kein Lufthauch zu spüren, und er: Komm Maria, lass uns baden […] Nicht weit vom Rand entfernt, eine tiefe Stelle, ich fühlte plötzlich keinen Grund mehr unter meinen Füßen, erinnerte mich erst wieder, als ich am Ufer lag, er mein Gesicht streichelte, mein Haar und dann geschah es, was ich nicht in Worte fassen kann, worüber ich auch nie sprechen, auch nicht schreiben werde […] Mit einer einfachen Frage löste er die Gleichung mit den vielen Unbekannten. Und ich antwortete überglücklich: Ja, ja, ja, mein Liebster, ich will dich heiraten!

Und am 14. August schreibt sie: Die Freude ist nicht ewig und mein Kummer unendlich. Nie wieder werde ich einem Mann trauen, wenn er von seinen Gefühlen zu mir spricht. […] Eine Gouvernante heiratet man nicht!

Diese Kränkung (die Familie verbietet ihrem Sohn die Hochzeit mit der Gouvernante Maria) wird nur schwer zu verkraften sein und eigentlich ist sie erst 1895 mit der Hochzeit mit Pierre Curie überwunden. Zuvor muss Pierre Curie ganz langsam wieder Vertrauen in Männer in ihr aufbauen, um diese tiefe Kränkung zu beseitigen.

1

GEMÜT - BESCHWERDEN DURCH - Liebe; enttäuschte

57

2

GEMÜT - UNTRÖSTLICH

55

3

GEMÜT - PESSIMIST

45

4

GEMÜT - BESCHWERDEN DURCH - Kränkung, Demütigung

79

nat-m.

staph.

nux-v.

caust.

ign.

aur.

plat.

acon.

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6

6

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2

1

1

4

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4

2

1

3

2

1

2

Die Jahre 1887 und 1888 zeigen eine überwiegend schwer melancholische Maria, die ihre tiefe Traurigkeit nach außen zu verbergen weiß. In ihrem Tagebuch und Briefen wird die ganze Tragweite ihrer Verzweiflung deutlich.

So schreibt sie z.B.

[…] Meine Zukunftspläne? Ich habe keine […]

oder in einem Brief an Jozef:

[…] denn da ich nun für mich jede Hoffnung verloren habe, etwas zu werden, konzentriert sich mein ganzes Streben auf Bronia und dich. […] Je hoffnungsloser ich für mich bin, desto mehr erhoffe ich für euch […]

„GEMÜT - TRAURIGKEIT – trübsinnig“ und „GEMÜT - SORGEN; VOLLER - andere, um“ wären entsprechende Rubriken.

Sorge bezieht sich z.B. auf Bronias Studium, aber auch auf die Tatsache, dass ihr Bruder in einer Kleinstadt praktizieren könnte, was sie als kleingeistig empfindet.

Ein wenig später schreibt sie an ihrem 20. Geburtstag:

Ich habe gelacht und gesungen mit meinen Schülern und mich tausendmal bedankt und niemand wird gemerkt haben, dass ich mich dabei so elend und einsam wie noch nie gefühlt habe.

„GEMÜT - FROH - abwechselnd mit – Traurigkeit“

Am 25. Oktober 1888 schreibt sie:

Was mich betrifft so bin ich sehr heiter - und oft genug verberge ich hinter einem Lachen meinen völligen Mangel an Heiterkeit. Das habe ich nämlich gelernt: Menschen, die alles so stark empfinden wie ich und nicht imstande sind, diese Veranlagung zu ändern, müssen sie wenigstens so gut wie möglich verheimlichen.

„GEMÜT - GEFÜHLE, EMOTIONEN, GEMÜTSBEWEGUNGEN – unterdrückte“

und „GEMÜT - GEHEIMNISTUERISCH, VERSCHLOSSEN“.

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GEMÜT - TRAURIGKEIT - trübsinnig

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GEMÜT - SORGEN; VOLLER - andere, um

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GEMÜT - FROH - abwechselnd mit - Traurigkeit

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GEMÜT - GEFÜHLE, EMOTIONEN, GEMÜTSBEWEGUNGEN - unterdrückte

26

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GEMÜT - GEHEIMNISTUERISCH, VERSCHLOSSEN

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caust.

ign.

staph.

lyc.

nat-m.

phos.

zinc.

carc.

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Nachdem sie im März 1889 ihren Posten in Szczuki beendet hat, erfährt sie voller Zukunftsbegeisterung von der Verlobung ihrer Schwester Bronia in Paris. Trotz der Freude darüber denkt sie aber auch über sich selbst und ihre Erfahrungen mit Männern nach:

Liebe wird für mich ewig ein Fremdwort bleiben […] Eine Gouvernante heiratet man nicht!

Auf die Einladung ihrer Schwester nach Paris reagiert Maria am 12. März 1890 völlig verfinstert, voller Zweifel an sich selbst, gepaart mit dem Wissen um Hilfsnotwendigkeiten für ihren Vater und ihre Schwester Helena. Möglicherweise ist die enttäuschte Liebe zu Kasimir der Grund für diesen düsteren Brief, denkbar wäre aber auch die Furcht, nach Paris zu verreisen, Furcht vor Veränderungen.

Die Sorge um ihren Vater, um Jozef und Hela war nicht Selbstlosigkeit, sondern die Grundlage ihres Selbstverständnisses. so QUINN.

„GEMÜT - SORGEN; VOLLER - Verwandte, um“

Heimweh wird oben schon als Symptom bezeichnet. Möglicherweise wäre Maria Sklodowska ohne die Einladung Bronias aufgrund dieses Heimwehs nicht nach Paris gefahren und hätte sich nicht an der Sorbonne immatrikuliert.

Und letztendlich braucht sie Bedenkzeit um sich zu entscheiden. Die Jahre 1890/1891 verbringt sie mit ihrem Vater in Warschau.

Gemeinsam verbrachten wir nun ein sehr schönes Jahr. Er befasste sich ein wenig mit literarischen Arbeiten, während ich durch Privatstunden Geld verdiente und mich weiterbildete.

In diesem Jahr bekommt sie zum ersten Mal die Möglichkeit, in dem Labor ihres Cousins zu arbeiten. Hier bilden sich ihre autodidaktischen Fähigkeiten weiter aus, und ihre Meinung, dass experimentelle Forschung in Physik und Mathematik (später auch Chemie) das Richtige für sie sei, festigt sich.

Im September 1891 kommt es dann zur Überwindung bzw. letztendlichen Klärung der Beziehung zu Kasimir, den sie fast vier Jahre zuvor kennengelernt hatte.

Er faselte von Freude, Liebe, Sehnsucht, Schmerz ... wäre vielleicht sogar wieder auf die Knie gesunken, aber ich erwachte aus meiner Lethargie und meine Verachtung muss ihm aus den Augen entgegengesprungen sein, denn er wich erschrocken zurück. Ich konnte mein Zittern bekämpfen und ging an ihm vorbei, den steinigen Pfad hinauf. Noch so eine Begegnung halte ich nicht aus. Paris könnte Lösung und Erlösung werden. Ein anderer Ausweg bleibt nicht. Paris […]

„GEMÜT - VERWEILT - vergangenen unangenehmen Ereignissen; bei“ könnte hier genommen werden.