Hühner halten für Anfänger - Dr. Benedikt Sauer - E-Book

Hühner halten für Anfänger E-Book

Dr. Benedikt Sauer

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Beschreibung

Der ultimative Ratgeber für die Hühnerhaltung: Realistische Erfahrungen und praktische Tipps Die Idee, eigene Hühner zu halten, fasziniert viele, doch nur wenige wissen, was wirklich dahinter steckt. Dr. Benedikt Sauer, erfahrener Hühnerhalter und Züchter, teilt in diesem Buch seine umfassenden Kenntnisse und ehrlichen Einblicke in die Welt der Hühnerhaltung – mit all ihren Herausforderungen und Freuden. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen im Sonnenschein auf Ihrer Gartenbank, eine Tasse Cappuccino in der Hand, und beobachten Ihre glücklichen Hühner beim Sandbaden unter den Rhododendren. Das leise Gackern im Hintergrund, das Streicheln der weichen Federn und das Einsammeln der Eier für Ihr Frühstück – all das bringt ein Stück Selbstversorgungs-Feeling in Ihren eigenen Garten. Dr. Bene zeigt, dass man dafür nicht viel Platz benötigt. Selbst mit einem Garten ab etwa 50 qm können Sie diese idyllische Atmosphäre schaffen und den Traum vom naturnahen Leben verwirklichen. Warum sollten Sie sich für dieses Buch entscheiden? Realistische Einblicke: Dr. Bene berichtet offen über die täglichen Aufgaben, die Auswahl der richtigen Hühnerrasse und die unvermeidlichen Hürden, die die Hühnerhaltung mit sich bringt. Er stellt klar, dass Hühnerhaltung mehr ist als nur idyllisches Landleben. Praktische Tipps: Trotz seiner Liebe zu Hühnern verschweigt Dr. Bene nicht die Herausforderungen und bietet praxisnahe Ratschläge für alle, die überlegen, eigene Hühner zu halten. Seine Erfahrungen helfen Ihnen, sich besser auf die Realität vorzubereiten. Übertragbare Erkenntnisse: Obwohl der Fokus auf der Hühnerhaltung liegt, sind die Lektionen und Ratschläge, die Dr. Bene teilt, auf viele Aspekte der Tierhaltung anwendbar. Egal, ob Sie Hühner im Garten oder auf einem größeren Grundstück halten möchten, dieses Buch bietet wertvolle Einblicke und Tipps. Inspirierend und warnend: Dr. Bene ermutigt nicht blind zur Hühnerhaltung, sondern bietet einen fairen und ausgewogenen Bericht, der sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte beleuchtet. Seine ehrlichen Erzählungen ermöglichen es den Lesern, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Dr. Benedikt Sauer ist nicht nur ein erfahrener Hühnerhalter, sondern auch ein bekannter Rassegeflügelzüchter und Umweltgeowissenschaftler. Er ist Mitglied beim Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter. Seine früheren Projekte und sein YouTube-Kanal "Dinosauer" haben Tausenden von Hobbyhaltern geholfen und ihn zu einem geschätzten Experten gemacht. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der überlegt, Hühner zu halten. Es kombiniert persönliche Geschichten mit praktischen Ratschlägen und bietet einen unverblümten Blick auf die Realität der Hühnerhaltung. Nehmen Sie dieses Buch in die Hand und bereiten Sie sich optimal auf Ihr eigenes Hühnerabenteuer vor – egal, wie groß oder klein Ihr Garten ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 204

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Grußwort

Vorwort

1. Kapitel. Eigene Hühner? Die Motivation!

2. Kapitel . Pflege und Grundlagen der Hühnerhaltung

3. Kapitel. Evolution und die Entwicklung der Haushühner

4. Kapitel. Anatomie

5. Kapitel. Ernährung und Futterkunde

6. Kapitel. Verhaltensweisen und Sozialstruktur

7. Kapitel. Beliebte Hühnerrassen

8. Kapitel. Hühnerstall, Bauanleitung und Auslauf

9. Kapitel. Küken ausbrüten als Anfänger: ja, nein, vielleicht?

10. Kapitel. Alles rund um Eier

11. Kapitel. Gesundheitsvorsorge und Erkrankungen

Abschluss

Danke!

Fußnoten

Grußwort

„Wir leben in einer Zeit, in der der Schutz der Natur, des Klimas und der Tiere gesellschaftlich in aller Munde ist. Gleichzeitig hat der Mensch kaum noch etwas mit der Natur zu tun. Durch globalen Handel, Technik und virtuelle Welten fehlt ihm das Gefühl, Teil dieser belebten Natur zu sein.

Wir alle wissen, dass die Umwelt zu schützen ist. Dass man mit Lebewesen gut umgehen muss. Gerade die gewinnmaximierte industrielle Massentierhaltung für Fleisch und Eier zeigt auf, wie extrem der moralische Anspruch an Tierwohl und die Realität auseinanderklaffen. Viele Hunderte Millionen Hühner fristen ein zu qualvolles Leben – verglichen mit dem, was möglich wäre!

Alfred Karl Walter, 1. Vorsitzender im Landesverband Hannoverscher Rassegeflügelzüchter, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung für den Bereich des Rassegeflügels. Links ein Ohiki-Hahn.

Im Deutschen haben wir den schönen Begriff „Begreifen“. Durch die private Hühnerhaltung wird die Wertschätzung den Hühnern gegenüber neu belebt und viel umweltrelevantes Wissen begreifbar. Zum Beispiel der Kreislauf: Hühner, Mist, Kompost, Insekten, Dünger, Gartenvögel, Gartenbau und Biodiversität.

Auf der Webseite meines Landesverbandes gibt es eine Übersicht über die Kreis- und Ortsvereine. Schaut gerne mal rein:

https://www.lvh-rassegefluegel.de/

Helft mit, unseren schönen Geschöpfen eine Zukunft bei Tierliebhabern zu geben und 365 Tage im Jahr aus unserer alltäglichen Blase einzutauchen in die Beziehung zwischen Mensch und Tier, um die Natur einfühlsam mit allen Sinnen zu spüren.“

Alfred Karl Walter

Vorwort

Wie wunderbar! Wir haben ein gemeinsames Hobby: die private Hühnerhaltung im eigenen Garten. Seit vielen Jahren bin ich mit Begeisterung dabei und habe unzähligen Interessierten und Anfängern bei ihrem Start in die Hühnerhaltung geholfen: Nicht mal ein Jahr nach meinem Eintritt in den Rassegeflügelzuchtverein Göttingen wurde ich Obmann für Öffentlichkeitsarbeit. Kurz war ich auch Ausstellungsleiter und dann plötzlich im Kreisverband Südhannover Obmann für Öffentlichkeitsarbeit und erster Vorsitzender im Verein.

Autor Dr. Bene mit einem jungen Bielefelder Kennhuhn-Hahn.

Aber am meisten habe ich wohl über meinen YouTube-Kanal „Dinosauer“ bewirkt, auf dem ich mit über 400 Hühnervideos bereits Hunderttausende von Hühnerfans erreicht habe. Der Name „Dinosauer“ ist kein Zufall, sondern bewusst an „Dinosaurier“ angelehnt – eine Faszination, die mich schon als kleiner Junge gepackt hat. Ich habe damals alle verfügbaren Informationen regelrecht in mich aufgesogen.

Kein Wunder also, dass es mich nach meinem Abitur und Zivildienst nach Göttingen zum Studium der Geowissenschaften gezogen hat. Dort lehrte der (für Insider) bekannte Paläontologe Prof. Dr. Joachim Reitner, der sich in seiner Dissertation mit der Bildung von Eierschalen befasste – und zwar Eierschalen von Hühnern. Anhand dieser Forschung konnte er eine Menge über Dinosaurier ableiten. Schließlich sind unsere heutigen Vögel die direkten Nachfahren der Dinosaurier, die das Massenaussterben an der Kreide-Paläogen-Grenze, ausgelöst durch den Chicxulub-Asteroiden, überlebt haben. Unsere Hühner sind also direkte Verwandte von Velociraptor mongoliensis und Tyrannosaurus Rex (nur halt nicht solche Evolutionsversager).

Um die Dinosaurier unserer Zeit zu erleben, müssen wir also keine Universität besuchen oder in der Wüste Gobi nach versteinerten Knochen graben. Die Hühner im eigenen Garten bieten uns tagtäglich einen lebendigen Einblick in die jurazeitliche Welt – in voller Farbenpracht und mit ganz eigenem Soundtrack.

Das Logo vom YouTube-Kanal Dinosauer zeigt einen Crevècoeur-Hahn mit verloren gegangenen Dinosauriermerkmalen.

https://www.youtube.com/c/Dinosauer

1. KAPITELEigene Hühner? Die Motivation!

Ein ungenutztes Stückchen Garten lässt uns nachdenken: Könnten sich dort nicht ein paar eigene Hühner wohlfühlen? Aber wie erklärt man das den Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen und vor allem dem besserwisserischen Schulkollegen, den wir in zwei Wochen auf dem zwanzigjährigen Abschlusstreffen erstmals wieder treffen werden? Was ist unsere Antwort auf die entscheidende Frage:

Warum eigene Hühner halten?

Ich helfe mit ein paar Vorschlägen weiter. Bitte nach eigenem Gutdünken anpassen:

„Wir haben jetzt frische, wertvolle eigene Eier von unseren glücklichen Hühnern.“

„Wir wissen genau, wie unsere Tiere leben, was sie fressen und welche Chemikalien sie nicht bekommen (z. B. Fiprinol).“

„Unsere Marans-Henne Cupcake legt schokobraune Eier, so dunkel wie Kastanien. Schon mal so etwas probiert? Ach, und dann gibt es noch Frida, unsere Araucana-Henne, die bläuliche Eier legt. Von einem Freund aus dem Verein haben wir Trudi, eine Kreuzung der Rassen Marans und Araucana. Du wirst es kaum glauben: Sie legt Nato-olivgrüne Eier. Und unsere Bielefelder Henne Arminia legt hellbraune Eier mit dunkelbraunen Punkten, auch sehr schick. Und über den Geschmack dieser Eier habe ich noch gar nicht gesprochen – einfach fantastisch!“

Bunte Eier von eigenen Hühnern: weiß von Crevècoeur, dunkelbraun von Marans, olivfarben von Mixen aus Marans und Araucana, blau vorne von einer Araucana, cremefarben rechts oben von einer Vorwerkhenne.

Eine Lavender-Araucana-Henne, auch Englische Araucana genannt. Der Schwanz und der Schopf sind die großen Unterschiede zum südamerikanischen Araucana ohne Schwanz.

Unsere Hühnerbank hat wahrscheinlich schon mehrfach unsere Ehe gerettet: Egal, wie stressig es wird – der gemeinsame Kaffee auf der Hühnerbank am Auslauf ist ein Ritual, dem man sich nicht entziehen kann. Dort, fernab vom Alltagsstress mit Arbeit, Kindern und Haushalt, haben wir endlich mal Zeit zum Reden oder einfach gemeinsam den Moment zu genießen und die Hühner zu beobachten. Sitzt man alleine auf der Hühnerbank, ist es ein meditatives Gehirn-baumeln-Lassen oder irrsinnig anregend, wie viele Ideen einem plötzlich in den Kopf schießen. Kaum ein Ort könnte eine bessere Verkörperung des „Inner Safe Place“ sein.

Jedes Huhn ist einfach ein liebenswertes Geschöpf mit eigenem Charakter. Es ist unbeschreiblich, das Verhalten zu beobachten und Teil davon zu sein, wenn man mit der Hühnerschale aus der Küche zur Raptorenfütterung geht.

Eine Hühnerbank gehört in jeden Auslauf. Vorne links sind zwei Maranshennen in Schwarz-Kupfer, in der Mitte eine Bielefelder Henne, rechts daneben von hinten eine Mixhenne vor dem Bielefelder Junghahn, rechts am Rand eine Bielefelder und eine Crevècoeur. Unter der Bank versteckt sich der Labrador vor den Hühnern.

Die Hühner-Hölle der gewinnmaximierenden Geflügelindustrie

Was meist lieber ausgeblendet und totgeschwiegen wird, darf ebenfalls ein starker Motivator sein, um selbst Hühner im eigenen Garten zu halten.

In der Massentierhaltung dominieren und wachsen die Unternehmen, die am meisten Geld erwirtschaften. Das geht fast zwangsläufig massiv zu Lasten der Tiere. Durch die Ausnutzung von Qualzucht-Hybrid-Hühnern kann der Gewinn maximiert werden.

Hybride

In der Biologie ist ein Hybride ein Lebewesen, das aus der geschlechtlichen Fortpflanzung zwischen verschiedenen Gattungen, Arten oder Populationen hervorgegangen ist. In der Zucht wird der Begriff Hybride für Nachkommen von Kreuzungen verschiedener Rassen oder Zuchtlinien verwendet. Masthybridhühner (Broiler) wurden für kommerzielle Zwecke gezüchtet. Sie wachsen extrem schnell. Es sind sowohl Hähne als auch Hennen.

Legehybridhühner wurden für die maximale Eierproduktion gezüchtet. Da Hähne keine Eier legen, können wir auch von Legehybridhennen sprechen. Die Hähne werden vor oder nach dem Schlupf getötet; sie werfen keinen Gewinn ab.

Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 236 Eier in Deutschland pro Jahr. Es gibt 50,3 Millionen Legehennen in Deutschland (2023), die 15,7 Milliarden Eier im Jahr legen. Die durchschnittliche Legeleistung von Hybridlegehennen beträgt 291 Eier pro Jahr und Henne. Stopp, Konsistenztest der Zahlen des Landwirtschaftsministeriums (BMEL): 15.700.000.000 Eier geteilt durch 50.300.000 Hennen im Jahr ergibt eine Legeleistung von 312 Eiern im Jahr. Seltsam, warum gibt das BMEL 291 als durchschnittliche Legeleistung an? Sei es drum. 64,2 % der Legehennen befinden sich in Bodenhaltung (inklusive 4,5 % Käfighaltung, die Ende 2025 beendet werden soll), 22,3 % im Freiland und 13,5 % in ökologischer Haltung. Alle diese Hennen haben zumeist nach der ersten Legeperiode ausgedient und werden „entsorgt“. Eine Legepause für die Mauser inklusive Regeneration des Legeapparates würde die Produktionskosten erhöhen. Außerdem sind die qualgezüchteten Legehybriden zu dem Zeitpunkt körperlich meist schon völlig am Ende.1

Legehybridhennen Lohmann-Braun aus Freilandhaltung im Zelt. Legeleistung bis 320 Eier im ersten und meist einzigen Legejahr. Quelle: © hsntarik/Shutterstock.com.

Legehennen

Nach der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen auf einem m2 Stallgrundfläche nicht mehr als neun Legehennen gehalten werden. Gibt es allerdings eine weitere nutzbare Ebene (Schlafstangen, Nester etc.), so dürfen achtzehn Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden. Für jeweils sieben Hennen soll mindestens ein Legenest vorhanden sein. Es dürfen nicht mehr als 6.000 Legehennen ohne räumliche Trennung gehalten werden. In der Freilandhaltung stehen jeder Legehenne 4 m2 an Auslauffläche zu.

Wusstest du, dass bei den Küken immer 50 : 50 Hähne und Hennen schlüpfen? Das ist wie bei Säugetieren genetisch zum Zeitpunkt der Befruchtung so festgelegt und kann auch nicht gezielt beeinflusst werden. Bis 2022 war es in Deutschland noch üblich, jährlich etwa 40.000.000 männliche Eintagsküken der Wirtschaftslegerassen zu vergasen oder zu schreddern. Das neue Verbot des Kükentötens aus dem deutschen Tierschutzgesetz gilt allerdings nicht für die EU oder gar weltweit. Somit hat sich dieses Problem wahrscheinlich nur verlagert, in Nachbarländer (außer Frankreich, Österreich, Luxemburg, dort gelten ähnliche Gesetze). Oder verlagert in die Brutphase. Es gibt Verfahren, bereits während der 21 Tage dauernden Brut von Hühnerküken im Ei zu erkennen, ob dort ein kleiner Hahn oder eine Henne wächst. Wird erkannt, dass ein Hahn schlüpfen würde, wird der Brutvorgang abgebrochen, quasi wie eine Abtreibung bei Säugetieren. Hierbei ist wissenschaftlich nicht final belegt, ab welchem Bruttag die Küken im Ei bereits Schmerzen empfinden können. Der Gesetzgeber hat hierfür den dreizehnten Bebrütungstag festgelegt.2

Hennen fangen mit circa 21 Wochen an, Eier zu legen. Das kann man sich einfach merken, da Hühnerküken nach 21 Tagen Brut schlüpfen. Nachdem Hühner ausgewachsen sind, erneuern sie normalerweise einmal im Jahr ihr gesamtes Federkleid: die Mauser. Das passiert je nach Tier und Rasse zwischen Spätsommer und Winterbeginn. Die Mauser ist körperlich für die Hühner so anstrengend, dass sie in dieser Zeit nicht auch noch zusätzlich Eier legen können. Für Wirtschaftsindustriehühnerhalter, die rein gewinnorientiert getrieben sind, werden die Hühner in diesem Moment unrentabel und daher oft genau nach der einen ersten Legeperiode schon abgestoßen, entsorgt oder in seltenen Fällen an „Rettet das Huhn“ übergeben. Diese Hühner sind meistens in einem erbärmlichen körperlichen Zustand. Da sie auf maximale Legeleistung gezüchtet wurden, werden sie nach der Mauser auch in ihrem zweiten Lebensjahr fleißig Eier legen. Bei diesen Hochleistungshühnern ist es allerdings fast nicht möglich, ausreichend Kalzium für die ständige Eierschalenproduktion in die Henne hineinzubekommen. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass beinahe jede dieser Hennen an Osteoporose und/oder Knochenbrüchen leidet. Einen guten Überblick über diese Zusammenhänge gibt die Studie des Friedrich Löffler Institutes „Brustbeinschäden bei Legehennen – aktueller Stand des Wissens“.3

Eine „gerettete“ Legehybridhenne in schlechtem Gesundheitszustand. Quelle: © Colin Seddon/Shutterstock.com.

„Geflügelfarm“ mit Tausenden weißen Masthybridhühnern. Quelle: © AlexanderLipko/Shutterstock.com.

Diese Hühner sind also die wahrscheinlich schlechtesten Anfängerhühner, die man sich kostenlos (gegen eine Spende) bei „Rettet das Huhn“ anschaffen kann. Auch bittet der Verein darum, die Eier nicht zu essen, und man verpflichtet sich, die oft hohen Tierarztkosten für die Hühner zu übernehmen. Im Notfall selbst erlösen darf man die „geretteten“ Hühner auch nicht („Schutzvertrag“). Mehr dazu, wo man seine ersten Hühner kauft, im folgenden Kapitel.

Masthühner

Es gibt etwa88 Millionen Masthühnerin Deutschland. Da diese aber nur vier bis sechs Wochen leben und Mastdurchgang auf Mastdurchgang folgt, werden im Jahr über 600.000.000 Masthühner geschlachtet. 80 % davon in Betrieben mit mehr als 50.000 Haltungsplätzen (meist zusammengepfercht in einer hermetisch abgeschlossenen Halle). Nur 2 % der Masthühner befinden sich in Biobetrieben. Beim Schlupf wiegen die Küken 40 g, circa 42 Tage später schon 2.800 g. Die Besatzdichte von 39 kg / m2darf nicht überschritten werden (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung). Bei 1,5 kg schweren Hühnern bedeutet das 26 Tiere pro m2. Dieses aufgeschlagene Buch entspricht DIN A4, also 0,062 m2 (= ein Sechzehntel m2). Auf dieser Fläche sind 2,4 kg Huhn erlaubt. Auf der folgenden aufgeschlagenen Seite ist das Foto von einem meiner circa 2,4 kg schweren Hühner, das ich auf ein DIN-A4-Blatt gesetzt und von oben fotografiert habe. Bitte blättert gleich mal um und überlegt, ob dieses vom Gesetzgeber festgeschriebene Platzangebot für euch so in Ordnung geht. Falls nicht, fühlt euch bestärkt in dem Vorhaben, selbst Hühner unter tiergerechten Bedingungen zu halten.

Es wird noch schlimmer: Um die 39 kg / m2 nicht zu überschreiten, werden im Splitting-Mastverfahren daher am Tag 28 schon mal 25 % der Hühner entnommen, um noch mehr Gewinn aus dem Mastdurchgang zu generieren. Die Entnahmemaschine ähnelt einem umgebauten Maishäcksler. Verhaltensstörungen, Erkrankungen und Tierleid sind vorprogrammiert. Mir wird tatsächlich körperlich übel beim Recherchieren dieser „Tatbestände“.

Qualzucht

Eine Qualzucht ist in § 11b Tierschutzgesetz definiert:

Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten, wenn Erkenntnisse erwarten lassen, dass als Folge bei der Nachzucht erblich bedingt Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist.

Dieser Paragraf betrifft alle Tiere, auch die Nutztiere. Leider wird dies seit über 20 Jahren ignoriert und nicht vollzogen. Aktuell (Herbst 2024) ist eine Reform des Tierschutzgesetzes in der Vorbereitung. Unter § 11b sollen konkrete Merkmale in einer nicht abschließenden Liste benannt werden, z. B. Lahmheit, Atemnot, verkürzte Lebenserwartung. Ein Ausstellungs- und Werbeverbot mit qualgezüchteten Tieren soll kommen. Die Qualzucht zum Zwecke der Beseitigung erblich bedingter Leiden darf unter Darlegung eines geeigneten Zuchtkonzeptes weiter erfolgen. Für den Rassegeflügelbereich könnte dies ein guter Wink mit dem Zaunpfahl sein, damit übertypisierte Rassemerkmale auf ein akzeptables Maß zurückgefahren werden. Zum Beispiel übergroße Bärte bei den Bartzwergen, die die Sicht einschränken. Es könnte aber auch ein willkommenes Schlupfloch für Firmen sein, um die Qualzucht-Hybrid-Hühner wie gehabt noch fünfzehn weitere Jahre so zu züchten, zu verkaufen und zu verwenden.

Für fünfzig Millionen Legehybridhennen und 88 Millionen Masthybridhühner können wir die Welt nicht verändern. Wir können aber in unserem Garten für eine Gruppe Tiere ein Hühnerparadies schaffen. Damit untergraben wir ein kleines Stück weit das System der Geflügelindustrie.

Aus Interesse habe ich meine Geflügelfreunde gefragt, warum sie Hühner halten. Es kamen Standardantworten genauso wie kreative und auch herzerwärmende Aussagen zu den eigenen Hühnern:

39 kg Huhn pro m2 ist vollkommen okay! Das sagt die deutsche Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. 600 Millionen Masthühner in Deutschland im Jahr haben niemals mehr Platz. Ich habe das auf ein DinA4-Blatt umgerechnet: 2,4 kg. Die auf dem Bild zu sehende eingeengte junge Bielefelder Henne wiegt etwa 2,6 kg. Sie hat entsprechend auch ein wenig mehr Platz als das DinA4-Blatt, auf dem sie steht. Ist das Tierschutz?

Hühner als Familiengemeinschaftsprojekt. Bildung für Nachhaltige Entwicklung zum Anfassen und Begreifen. Quelle: © BearFotos/Shutterstock.com.

Caren: „Hauptgrund für mich sind die bunten Eier, die ich sonst nirgendwo kaufen kann.“

Michael: „Ich bin besorgt über die sich wiederholenden Lebensmittelskandale. Bei den Eiern von meinen Hühnern weiß ich wenigstens, was ich gefüttert habe.“

Thorsten: „Ich möchte mich weitestgehend selbst versorgen mit Eiern und auch Fleisch. Daher halte ich Mechelner Hühner.“

Gerd: „Für mich sind die Hühner so eine Art Garten-Haustier. Auch als Bildungsaspekt für meine Enkel.“

Petra: „Mit den Hühnern schufen wir uns als Familie ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem alle mit anfassen. Es ist schön zu sehen, wie die jungen Teenager irgendwann von selbst Verantwortung übernehmen und Eigeninitiative zeigen.“

Welche Rasse mag das sein? Ich kann nur den Einfachkamm nicht so recht erkennen. Dennoch, mein Tipp: Cochin. Henne bis 4,5 kg, 120 braungelbe Eier im Jahr. Quelle: © guys_who_shoot/Shutterstock.com.

Werner: „Über das Hobby Rassegeflügel konnte ich auch nach dem Tod meiner Frau einige Sozialkontakte aufrechterhalten. Ohne das wäre ich sicher in ein noch tieferes Loch gefallen.“

Stefanie: „Meine Hühner geben mir tatsächlich Gesellschaft, wenn ich mich einsam fühle.“

Uwe: „Mit meiner Hühnerzucht helfe ich eine alte Haushuhnrasse am Leben zu erhalten. Ich bin einer von nur circa zehn Züchtern in ganz Deutschland. Es würde mich schmerzen, wenn diese genetische Reserve gänzlich verloren geht.“

Viele sagten Folgendes: „Die Hühner zu beobachten beruhigt. Sie strahlen eine meditative Ruhe aus. Hühner sind meine Therapeuten. Unsere Hühner sind lustige Gartenbewohner. Hühner machen glücklich. Man kann die Seele baumeln lassen, wenn man den Hühnern zuschaut.“

Toni: „Mit eigenen Hühnern nehme ich den Tierschutz selbst in die Hand und entlaste die Industrie-Hühner.“

Maria: „Hühner sind ein Stück Lebensqualität, sie helfen mir morgens aufzustehen, beleben den Garten und sehen sehr dekorativ aus.“

Daniel: „Die Hühner haben mich zum Vegetarier gemacht, wodurch sich dann ein gesundheitliches Problem in Wohlgefallen aufgelöst hat.“

Sandra: „In meinem permakulturnahen Garten sind die Hühner gute Gartenhelfer: Sie minimieren Schädlinge, unterstützen bei der Bodenbearbeitung, entfernen Moos aus dem Rasen und werten mit dem Kot den Kompost auf.“

Zuchtfreund Edu (86) mit einer Zwerg-Welsumer Henne, orangefarbig. Sie wiegt 1 kg und legt 180 Eier im ersten Legejahr, der Topwert unter den Zwergen.

Finn: „Die Hühner erleichtern unser schlechtes Gewissen: Früher war unsere Biotonne oft gut gefüllt mit Essen, Gemüse, Obst und Brot, was eigentlich noch ‚verzehrbar‘ gewesen wäre, aber eine Druckstelle hatte oder das Mindesthaltbarkeitsdatum war überschritten. Jetzt können uns die Hühner das alles in Eier umwandeln.“

Edu: „Mit den Hühnern bleibt man im Alter lange fit, wenn man etwas hat, worum man sich kümmern kann.“

Madeleine: „Hühner haben mir in einer schweren Lebensphase zum Lebenswillen zurückgeholfen. Ich habe gleich mit der Zucht angefangen und auch über den Verein – denn Zucht braucht eine Sicht in die Zukunft – ein Ziel. Hühner sind enorm feinfühlig. Die Arbeit mit den Hähnen hat mir Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zurückgebracht. Und die Küken sind einfach eine Freude. Mit dem Bauen des Stalls habe ich Stück für Stück ein ganz neues Leben gebaut und will es nicht mehr hergeben!“

Der Umgang mit so imposanten Tieren wie diesem Marans-Hahn in Schwarz-Kupfer gibt Selbstvertrauen und bereitet Freude.

Ich hoffe, du kannst dich jetzt oder in ein paar Monaten in vielen dieser Aussagen wiederfinden.

Im nächsten Kapitel geht es weiter mit den Grundbedürfnissen der Hühner und wie viel Zeitaufwand man für die Pflege einplanen sollte.

Der ehemalige Schulkollege vom Klassentreffen am Anfang des Kapitels, der euch ernsthaft interessiert zugehört hat, bittet plötzlich darum, euch demnächst mal besuchen zu dürfen. Er kann sich nun auch gut vorstellen, eigene Hühner zu halten. Vielleicht ist er ja doch ganz in Ordnung?

2. KAPITEL Pflege und Grundlagen der Hühnerhaltung

„Artgerechte Hühnerhaltung“ ist leider nicht klar definiert. Für Werbezwecke genügt meistens schon die Einhaltung des Tierschutzgesetzes, dessen Wirksamkeit umstritten ist, und die engen Platzvorgaben aus der Nutztierhaltungsverordnung. Einige Vertreter der Geflügelindustrielobby stellen tatsächlich die Frage, ob Vögel überhaupt in der Lage sind, Schmerz und Leid zu empfinden. Genauso gut könnte man infrage stellen, ob Papst Franziskus tatsächlich ein Christ ist. Übrigens hat er sich nach Franz von Assisi benannt, dem Schutzpatron der Tiere und der Umwelt.

Ich persönlich habe ein kleines Problem mit dem Begriff „Artgerechte Tierhaltung“. Korrigiert mich, aber wörtlich genommen kann doch eine Haltung, die der Art gerecht wird, nur eine solche sein, in der beide Geschlechter gehalten werden. Zudem sollte in dieser Haltung auch Nachwuchs gedeihen dürfen. Ansonsten wäre doch die Haltung der Art nach der ersten Generation schon wieder beendet.

Unsere Gartenhühner sind aber nun mal nicht mehr die im südostasiatischen Wald überlebensfähigen Ursprungshühner. Unsere Hühner wurden über Jahrtausende gezüchtet und sind als Haushühner an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnt und angepasst. Ohne die Obhut von uns wären die Rassehühner in unserer Umwelt nicht lange überlebensfähig. Auch hat nicht jeder von uns einen für die Nacht gut schallisolierten Stall oder eben eine sehr tolerante Nachbarschaft. Sich auch um Hähne und Nachzucht kümmern zu dürfen ist also ein Privileg von wenigen.

Wenn wir uns jedoch als Gemeinschaft von Hühnerhaltern betrachten, ist das vollkommen in Ordnung. In der Summe sind wir damit auf dem Weg der artgerechten Hühnerhaltung, sodass sich auch reine Hennenhalter nicht ausgeschlossen fühlen müssen.

Wenn wir unsere Kriterien für eine artgerechte Hühnerhaltung definieren, ist dies mein Vorschlag:

Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein:

• Die Haltungsbedingungen sollen den ursprünglichen natürlichen Lebensbedingungen ähneln.

• Es wird Rücksicht auf die angeborenen Verhaltensweisen der Hühner genommen.

• Die Gruppengröße und -zusammensetzung ist an das Sozialverhalten angepasst.

• Der Bestand soll langfristig gesund erhalten bleiben.

Fazit: Die Tiere fühlen sich artgerecht wohl.

V. l. n. r.: Olivleger-Henne (Marans x Lavender), Marans-Henne, Silverudds-Hahn, halbe AyamCemani-Henne.

Auszug aus dem Tierschutzgesetz

§1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

§2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,

2. darf die Möglichkeit des Tiereszu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,

3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichenKenntnisse und Fähigkeitenverfügen.

Was braucht ein Huhn, um sich wohlzufühlen?

Ein gut strukturierter Auslauf mit Büschen und Bäumen, unter denen es Deckung finden kann, bietet ihm ein Gefühl von Sicherheit. Die Futtersuche, das Scharren und das Picken sind die Lieblingsbeschäftigungen und dienen als Zeitvertreib. Dabei sind über 10.000 Pickanschläge pro Huhn und Tag normal. Jedes Mal, wenn der Schnabel etwas Fressbares findet, ist das ein kleiner Dopaminkick fürs Hühnerhirn.

Einzeln gehaltene Hühner gehen langsam zugrunde. Eine Sozialgesellschaft ist für Hühner absolut essenziell. Ich empfehle mindestens fünf Hühner als Untergrenze. Drei oder vier mögen aber als absolutes Minimum in Ordnung sein. Wenn man mit den ersten Hühnern auf den Geschmack gekommen ist, wird man die Gruppe sowieso vergrößern wollen. Die wilden Bankivahühner leben in Gemeinschaften von bis zu fünfzig Tieren. Zur Paarungszeit sondert sich jeweils ein Hahn mit drei bis fünf Hennen von der großen Gruppe ab.

Hühner brauchen frische Luft, Sonne, Wind und Wetter, um robust und gesund zu bleiben. Wichtig sind Möglichkeiten zur Körperpflege (Staubbad), Sicherheit vor Raubtieren gerade in der Nacht (verschließbarer Stall), ein etwas versteckter Ort, um ein Gelege anzulegen (Legenester) sowie ausreichend gutes Futter und Wasser. Bei guter Haltung sind Hühner durchaus robust und krankheitsresistent; kleine Wunden heilen extrem schnell. Falls es dennoch zu einem Parasitenbefall oder einer schlimmeren Krankheit kommt, benötigen die Hühner für ihr Wohlbefinden unsere Unterstützung (mehr dazu später).

Eine Henne genießt ihr Staubbad zur Gefiederpflege. Welche Rasse ist es? Mein Tipp: eine Bovans oder Marans+Legehybride. Legeleistung etwa 270 Eier im ersten Jahr. Quelle: © Peter Cripps/Shutterstock.com.

Wie läuft der Tag für die Hühner ab?

Mit den ersten Sonnenstrahlen wachen sie auf den Schlafstangen auf und springen auf den Stallboden. Sie fressen, trinken und warten dann sehnsüchtig darauf, dass endlich die Klappe zum Auslauf aufgeht. Endlich ist es so weit: Sie stürmen in den Auslauf, scharren und picken neugierig an vielversprechenden Stellen. Dabei unterhalten sie sich und rufen sich zu, wo es interessantes Futter gibt. Die Kommunikation läuft ständig. Gack, gack [~ „Ich bin hier, wo bist du?“].

Erst mal ein Nickerchen auf der Kante des Komposthaufens. Oh, da kündigt sich ein Ei an. Gockgockgooock gock [~ „Ich brauche gleich Platz im Lieblingsnest!“]. Ab in den Stall, hoffentlich ist das Nest frei. Ei ablegen, etwas trinken und fressen und wieder raus. GOOOCK GOOK GOCK [~ „Ich habe mein Ei gelegt, jetzt seid ihr dran.“].

Die Sonne ist mittlerweile weitergewandert. Hey, ein Staubbad wäre jetzt gut. Der Hahn kommt an und balzt. Er tut so, als ob er stolpern würde, und zieht den einen Flügel so komisch runter. Okay, warum nicht, die Angebetete hockt sich hin.

Scharren, picken, Gefiederpflege, Nickerchen, scharren, picken. Hat da gerade eine rangniedere Henne der Alphahenne ein Leckerchen vor dem Schnabel weggeschnappt? Dafür kriegt sie jetzt erst mal einen Nackenschlag mit dem Schnabel. Die Rangordnung ist schließlich nicht ausgewürfelt, dafür hat jede hart gearbeitet. Noch ein Nickerchen.