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Wachteln halten für Anfänger – Frische Eier in Rekordzeit, selbst auf dem Balkon! Wachteln halten für Anfänger – Frische Eier in Rekordzeit, selbst auf dem Balkon! Nach dem riesigen Erfolg seines ersten Buches Hühner halten für Anfänger, das für seine ehrlichen Einblicke und seinen unterhaltsamen Schreibstil gefeiert wurde, bringt Dr. Benedikt Sauer nun den perfekten Einstieg in die Welt der Wachteln – für Stadtbewohner mit kleinem Balkon genauso wie für Landliebhaber mit viel Platz! Als erfahrener Geflügelexperte und YouTuber (@WorldofWachtel) teilt er sein Wissen aus erster Hand – denn Geflügel ist seine Leidenschaft. In nur sechs Wochen vom Küken zum ersten Ei! Kaum zu glauben, aber wahr: Wachteln legen schon nach sechs Wochen ihr erstes Ei! Kein anderes Geflügel ist so unkompliziert und dabei so produktiv – ideal für alle, die schnell Erfolg sehen wollen. Perfekt für die Stadt – selbst auf dem Balkon! Anders als Hühner brauchen Wachteln kaum Platz. Schon auf 1 bis 2 m² können Sie 5 bis 10 Wachteln halten – auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten. Keine Nachbarn werden gestört, denn statt lautem Krähen gibt es nur ein sanftes, beruhigendes Zwitschern. Perfekte Ergänzung im Selbstversorgungsparadies! Wer etwas mehr Platz hat, kann Wachteln wunderbar in den Garten integrieren. Sie sind pflegeleicht, brauchen keine große Wiese und liefern täglich frische Eier. Zudem sind sie die perfekte Ergänzung zur Hühnerhaltung. Klein, süß und unglaublich charmant! Wachteln sind nicht nur produktiv, sondern auch richtige Herzenseroberer! Mit ihren winzigen Körpern, den plüschigen Federn und den neugierigen Knopfaugen ist es eine Freude, ihnen zuzusehen. Was erwartet Sie in diesem Buch? Realistische Einblicke: Kein verklärtes Bauernhof-Idyll, sondern ehrliche Erfahrungen – vom Start mit den ersten Küken bis zur täglichen Pflege. Praktische Anleitungen: Alles zu Volierenbau, Fütterung, Eiablage und Gesundheitskontrolle – leicht verständlich erklärt. Schneller Erfolg: Während andere Tiere Monate brauchen, legen Wachteln schon nach sechs Wochen ihr erstes Ei. Unterhaltsam & informativ: Mit dem gleichen Humor und Fachwissen, das sein erstes Buch so beliebt gemacht hat. Ob auf dem Balkon mitten in der Stadt oder im Garten auf dem Land – Wachteln halten für Anfänger zeigt, wie einfach und lohnend die Haltung dieser charmanten Mini-Hühner ist. Lassen Sie sich inspirieren und starten Sie Ihr eigenes Wachtel-Abenteuer!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 264
Veröffentlichungsjahr: 2025
© Dr. Benedikt Sauer
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung bedarf der ausschließlichen Zustimmung des Autors. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
ISBN Softcover: 978-3-96967-632-5
ISBN eBook: 978-3-96967-633-2
Originale Erstausgabe 2025
© by Eulogia Verlags GmbH
Eulogia Verlags GmbH
Gerhofstraße 1–3
20354 Hamburg
Lektorat: Sandra Pichler
Satz und Layout: Tomasz Dębowski
Covergestaltung: Aleksandar Petrović
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Die Fotos in diesem Buch ohne Copyright-Vermerk stammen vom Autor.
Haftungsausschluss:
Die in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen und Angaben sind vom Autor mit größter Sorgfalt zusammengestellt und geprüft worden. Eine Garantie für die Richtigkeit der Angaben kann aber nicht gegeben werden. Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden und Unfälle.
Vorwort
1. Die Motivation
2. Grundlagen der Wachtelhaltung
3. Geschichte und Ursprung der Wachtel
4. Anatomie
5. Ernährung und Futterkunde
6. Verhaltensweisen und Sozialstruktur
7. Farbvarianten, Zucht und Genetik
8. Wachtelställe und Volieren – Bauanleitung für den Balkon
9. Brut und Aufzucht von Wachtelküken
10. Wachteleier
11. Gesundheitsvorsorge und Erkrankungen
Abschluss
Danke
Fußnoten
Ein warmer Sommertag auf dem Balkon: Ich liege entspannt in der Hängematte, schließe die Augen und lausche dem leisen Zwitschern meiner Wachteln. Schon beim ersten Ton weiß ich: Die Entscheidung, eigene Wachteln zu halten, war goldrichtig.
Ich lehne mich zur Seite und werfe einen Blick in die liebevoll eingerichtete Voliere. Sind alle wohlauf? Sobald ich die Tür öffne und meine Hand hineinhalte, watscheln drei neugierige Federkugeln herbei, in der Hoffnung auf ein Leckerli. Hinter ihnen glänzt bereits ein frisch gesprenkeltes Ei. Das war eine richtig gute Idee.
Seit vielen Jahren halte und züchte ich Geflügel. Zuerst engagierte ich mich im Vorstand unseres Rassegeflügelzuchtvereins, später erreichte ich als YouTuber mit praxisnahen Videos noch mehr Interessierte.
Japanische Legewachtel, 10 Wochen alt. Farbe: Tenebrosus.
Aufgewachsen im ländlichen Höxter (Ostwestfalen), faszinierte mich schon als Kind die Frage, was aus den Dinosauriern geworden ist. Nach Abitur und Zivildienst studierte ich Geowissenschaften und Paläontologie in Göttingen. Die Pointe von Jurassic Park ist keine Fiktion: Vögel sind die Nachfahren der Dinosaurier. Wachteln sind also Ur-ur-Enkel von Tyrannosaurus rex, Microraptor und Archaeopteryx. Dieses kleine Wissen bringt jedes Besuchskind zum Staunen – besonders, wenn es eine Wachtel auf die Hand nehmen darf.
Warum gerade Japanische Legewachteln?
Biologisch zählen Wachteln zur Familie der Hühnervögel. Für Einsteiger sind die Japanischen Legewachteln (Coturnix japonica domestica) nahezu unschlagbar:
• einfach zu halten
• seit Langem domestiziert
• schnell zutraulich und wenig schreckhaft
• äußerst robust gegen Krankheiten
• wachsen rasch heran
• legen zuverlässig viele Eier
• vertragen selbst tiefen Frost
• brauchen wenig Platz
• wohltuender, leiser Gesang
• viele attraktive Farbvarianten
• optimales Futter im Landhandel erhältlich
• kurze Lebenserwartung (2–3 Jahre) erlaubt bei Bedarf ein rasches natürliches Ende der Haltung
• seit 2015 offizieller Rassestandard im Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter BDRG – ideal für Zucht und Ausstellungen
• Das Rufen eines Wachtelhahns ist erheblich leiser und angenehmer als der Krähruf eines Hühnerhahns. In artgerechter Haltung sollten zulässige Lärmgrenzwerte in der Regel nicht überschritten werden.
Die wilde japanische Wachtel ist ein Zugvogel. Unsere Hausform hat sich jedoch im Laufe von mehr als 1.000 Generationen so stark verändert, dass sie kaum fünf Sekunden fliegt und keine zwanzig Meter gezielt zurücklegt. Ein herbstlicher „Drang nach Süden“ bleibt aus. Unsere Wachteln sind keine Zugvögel. Der Punkt ist mir wichtig, da es unmöglich ist, einen Zugvogel artgerecht in Gefangenschaft zu halten. Daher plädiere ich – wie H. Lukanov (2019)1 – für die eigene Bezeichnung Coturnix japonica domestica. Wenn ich in diesem Buch von „Wachteln“ schreibe, dann meine ich damit die Coturnix japonica domestica. Jedes Mal von der domestizierten Form der Japanischen Legewachtel zu schreiben, erspare ich uns.
Andere Wachtelarten lernen wir in Kapitel 3 kennen: Blauschuppen-, Harlekin-, Montezuma-, Bobwhite- und Schopfwachteln – jede mit Bild und Kurzsteckbrief.
Zwei Quadratmeter Glück
Zurück auf den Balkon: Ein lauer Wind bewegt die Ranken der Kapuzinerkresse, die über die Voliere wachsen. Wo früher eine ungenutzte Schmuddelecke war, blüht jetzt ein kleines Biotop. Oft reichen schon zwei Quadratmeter zum Glück.
Das erwartet dich in diesem Buch:
• Planung und Bau einer artgerechten Voliere
• Ernährung, Pflege und Zähmung
• Erfolgreiches Ausbrüten von Küken
• Gesundheitsvorsorge und Erste Hilfe
• Vorbereitung auf Ausstellungen und Zuchtziele
Nach der Lektüre bist du bereit, dein eigenes leises Dinosaurier-Quartett willkommen zu heißen – auf dem Balkon, im Garten oder in der Stadtwohnung. Und vielleicht sagst auch du bald:
Das mit den Wachteln war wirklich eine richtig gute Entscheidung.
Ein Gedankenspiel: Wachteln könnten die besseren Hühner sein. Mit ihren selbstgelegten Eiern danken sie uns für den Aufwand einer artgerechten Haltung. Dabei benötigen sie deutlich weniger Platz als Hühner und lassen sich somit auch auf kleinerem Raum gut halten.
Ihre Eier sind zwar kleiner, kommen aber über das Jahr hinweg regelmäßiger und schmecken etwas intensiver. Außerdem sind Wachteln ausgesprochen leise: Während Hühnerhähne und auch Hühnerhennen, insbesondere nach dem Legen eines Eies, durchaus laut werden können, geben Wachteln meist nur ein beruhigendes Zirpen von sich.
Meine zwei Quadratmeter große Voliere in einer überdachten Balkonnische. Auch bei schlechtem Wetter kann ich so die sieben Wachteln beobachten, die dort ihr Zuhause haben.
Tatsächlich würde ein Quadratmeter schon für bis zu fünf Wachteln ausreichen, besser wären natürlich zwei Quadratmeter. Eine Ecke dieser Größe hast du bestimmt noch übrig, oder?
Auf dem Foto links seht ihr die Voliere, in der meine Balkonwachteln ihr Zuhause haben. So genieße ich von meinem Arbeitszimmer nun nicht nur den Blick in den Walnussbaum, sondern auch in die Wachtelvoliere. Großartig, um kurz mal gedanklich eine Pause zu machen.
Am Rande der Wachtelausstellung in Schleswig präsentiert Falk glücklich sein Wachtelpärchen. In seiner rechten Hand der Hahn, in seiner linken die Henne. Beide wildfarben.
Über die wirtschaftlich-industrielle Hölle, in der sich viele Millionen Lege- und Masthühner befinden, ist reichlich bekannt. Legewachteln und deren Eier als Nischenprodukt waren bislang überhaupt nicht im Blickfeld des Gesetzgebers und so fehlen hier leider konkrete Regelungen zu den Haltungsbedingungen. Es bedarf kaum Fantasie, um sich auszumalen, ob die allermeisten gewerblich gehaltenen Wachteln eher in einer ausbeuterischen Qualhaltung oder in einer den Tieren angemessenen artgerechten Haltung leben und sterben.
Wachteln verkörpern die weitgehend unbekannte Stufe zwischen Haustieren und Nutztieren. Und sie können beidem zu 100 % gerecht werden.
Daher möchte ich euch bitten:
Schenkt euren 11-jährigen Kindern keine Wellensittiche, Hamster oder Meerschweinchen. Diese sind sehr schnell langweilig, werden vergessen und laufen dann auf ihrem eigenen Kot. Verantwortung für Tiere zu übernehmen ist meiner Meinung und Erfahrung nach etwas, was wir unseren Kindern meist viel zu früh „zumuten“. Schenkt euren Kindern stattdessen Wachteln und die Freude wird lange anhalten; schließlich gibt es regelmäßig wunderschöne und leckere eigene Wachteleier, die die Kinder an Oma und Opa oder die Nachbarn für ein Taschengeld verkaufen können.
Und bitte übergebt die Verantwortung für die Tiere nicht ganz an die Kinder: Jedes Mal ärgert man sich nur, wenn Wasser- und Futterbehälter den zweiten Tag in Folge leer sind oder es schon aus großer Entfernung nach Ammoniak stinkt. Das Kind mit den Worten „Deine Meerschweinchen dursten schon wieder!“ zu ermahnen, erzeugt keine Reaktion außer einem kaum verständlichen „Mach ich morgen, mein Fuß tut weh …“.
Verschenkt nur drei der fünf Wachteln und sprecht ab, sich gemeinsam um die Wachteln zu kümmern. So wird das Frustkonto entlastet und man darf sich über jede vom Kind geleistete Pflegeaktion freuen. Sei es auch nur das Eiereinsammeln am Abend oder das Verfüttern von ein paar Löwenzahnblättern.
Wachteln bieten fast alle Vorteile, die auch eigene Hühner bieten. Hier eine Auswahl einiger Zitate von Wachtelhaltern aus meinem Umfeld:
Caro: „Hauptgrund für mich sind die dekorativen und gesunden Wachteleier, die ich sonst so fast nirgends kaufen kann. Zumindest die blauen Celadon-Eier habe ich tatsächlich noch nie in einem Geschäft zum Kauf gesehen.“
Josefine sammelt in ihrem Wachtelstall Eier ein. Die bläulichen Eier werden nach dem chinesischen Porzellan „Celadon“ genannt. Foto: Josefine Brömmelmeier
Thorsten: „Ich versuche mich da, wo es machbar ist, selbst zu versorgen. Also auch mit Eiern und der Delikatesse Wachtelfleisch. So nehme ich etwas Tierschutz selbst in die Hand und entziehe der Mast- und Legeindustrie einen Kunden.“
Jürgen: „Für mich sind die Wachteln so eine Art halbes Garten- und halbes Haustier. Gestartet habe ich hauptsächlich als Bildungsprojekt für meine Enkel. Jetzt möchte ich das nicht mehr missen.“
Petra: „Mit den Wachteln schufen wir uns als Familie ein ganz besonderes Gemeinschaftsprojekt. Auch wenn es mal etwas Streit gibt, finden wir an der Voliere wieder zusammen. Aktuell beginnt die Planung, nächstes Jahr zum ersten Mal selbst Küken auszubrüten.“
Almut: „Mit meinem verstorbenen Mann war ich jahrzehntelang im Rassegeflügelzuchtverein. Vor fünf Jahren haben wir dann zusammen mit den wildfarbenen Wachteln angefangen, zusätzlich zu seinen großen Gänsen. Jetzt tut es irgendwie gut, das weiterführen zu können. Auch die Sozialkontakte im Verein sind mir eine Unterstützung.“
Erwin: „Die Vielfalt im Rassegeflügel ist so riesig, all die verschiedenen Farben! Die Wirtschaft kümmert sich nur um die eine Linie mit der höchsten Legeleistung oder schnellsten Mast. Ich bin schon etwas stolz, dass ich privat mithelfen kann, die Farbenpracht im sogenannten Nutzgeflügel mit am Leben zu halten.“
Magdalena: „Die Wachteln zu beobachten beruhigt. Sie strahlen so eine meditative Ruhe aus. Sie machen mich glücklich und ich kann die Seele baumeln lassen, wenn ich ihnen zusehe.“
Ein Gruppe Wachteln macht sich über einen Salat her. V.l.n.r.: Wildfarben, wildfarben, schwarz, schwarz, weiß, dotted-white. Foto: Jeffrey Krüger
Tina: „Eigene Wachteln bedeuten für mich ein Stück Lebensqualität. Sie bereichern meinen Garten und die Voliere und Tiere sehen sehr dekorativ aus.“
Linus: „Angestoßen durch die Wachteln, habe ich mich mit Stoffströmen und Nahrungsmitteln beschäftigt. Jetzt bin ich auf dem Sprung zum Vegetarier. Es fällt mir immer schwerer, ohne schlechtes Gewissen Fleisch zu essen.“
Alfred: „Mit Wachteln und Hühnern bleibt man im Alter länger fit, wenn man etwas hat, worum man sich kümmern kann bzw. muss.“
Bene: „Meine Hühnerzucht im Wohngebiet war ständig von einem drohenden Nachbarschaftsstreit überschattet. Phasenweise flogen sogar China-Böller auf unser Grundstück, immer nachdem der Hahn in der Mittagszeit gekräht hat. Wachteln sind für mich die Lösung, das tolle Hobby Rassegeflügelzucht fortzuführen. Mir fallen bei den Wachteln noch mindestens zehn Farbvarianten ein, die noch nicht im Verband anerkannt sind. Es macht große Freude, junge gesunde Wachtelhennen an Anfänger zu verkaufen und die leuchtenden Augen zu sehen, wenn ich Tipps gebe oder zeige, dass die Tiere zur Hand angelaufen kommen, wenn ich ein bisschen Grünzeug anbiete.“
Vogelmiere schmeckt den Wachteln besonders gut.
Wahrscheinlich erscheinen Wachteln gerade als die besseren Hühner. Aber auch die private Hühnerhaltung hat natürlich ihre Daseinsberechtigung. Dass Hühner nach dem Freilauf im Garten von ganz alleine zurück in ihren Stall gehen, ist eine angeborene Verhaltensweise, die die Hühnerhaltung recht einfach macht. Hühner sind durch ihre schlichte Größe schon sehr imposant auf einer grünen Wiese. Es gibt so viele extrem unterschiedliche Rassen und Farben. Hühner sind, genau wie Wachteln, Tiere, die uns mit ihren eigenen Charakteren Freude bereiten und unser Leben bereichern.
Allerdings macht gerade der erhöhte Platz- und Auslaufbedarf der Hühner, gekoppelt mit den möglichen Empfindlichkeiten der Nachbarn gegenüber Tiergeräuschen und potenziellen Gerüchen, eine private artgerechte Wachtelhaltung an ganz vielen Orten möglich, wo dies für Hühner nicht möglich wäre.
Zum Thema Hühnerhaltung habe ich übrigens bereits das Buch Hühner halten für Anfänger veröffentlicht, auf das im Anhang verwiesen wird.
Folgende gravierende Unterschiede gibt es bei Wachteln gegenüber Hühnern:
• Wachteln sind erheblich leiser. Nicht nur der Hahn, sondern auch die Hennen. Hühnerhennen machen oft rund um das Eierlegen auch schon mal ganz schön Getöse.
• Wachteln sind nicht standorttreu. Einmal in Freiheit, kommen sie normalerweise nicht zurück zu ihrem Stall. Daher müssen Wachteln sicher eingesperrt gehalten werden.
• Wachteln benötigen erheblich weniger Platz.
• Wachteln sind weniger krankheits- und parasitenanfällig.
• Wachteln ist eine mögliche Stallpflicht bei einer drohenden Geflügelpest egal. Sie sind sowieso ständig in einer Haltung, die der Stallpflicht für Hühner entspricht.
• Wachteln fressen weniger: Am Tag nur etwa 42 g gegenüber Hühnern mit 122 g. Also nur ein Drittel der Futterkosten pro Tier.
• Wachteln produzieren weniger Kot.
• Wachtelküken schlüpfen schneller: 18 Tage gegenüber 21 Tagen.
• Wachteln werden erheblich schneller erwachsen: Nach nur sechs bis acht Wochen beginnen Wachteln mit dem Eierlegen, Hühner erst ab 21 Wochen.
• Wachteln sind erheblich einfacher zu transportieren.
• Bei Wachteln gibt es keine Pflichtimpfung. Auch nicht gegen die Newcastle-Krankheit.
• Wachteln haben keine riesigen Kämme oder schlabbrige Kehllappen, die in den kältesten Frostnächten anfällig für Erfrierungen sind.
• Wachteln legen gegenüber den allermeisten Hühnerrassen von der Anzahl her mehr Eier und das auch etwas konstanter über das Jahr.
• Für die allermeisten Verköster schmecken Wachteleier besser, cremiger und intensiver als Hühnereier.
• Die meisten Menschen mit einer Hühnerei-Allergie vertragen Wachteleier gut.
• Wachteleiern werden viele gesundheitliche Vorteile zugeschrieben.
• Wachteleier kochen in der halben Zeit und mit der Hälfte des Wassers: Das ist vierfach Strom gespart. Das wird sich kaum auf dem Konto bemerkbar machen, ist aber bestens geeignet, um befreundete Hühnerhalter zu necken.
In den folgenden Kapiteln werden wir diese ganzen Punkte ausführlich besprechen. Ich habe die aktuelle Gesetzeslage überprüft und bin intensiv in die Recherche gegangen. Auch durch zahlreiche englischsprachige wissenschaftliche Publikationen habe ich mich gekämpft, um jeweils die praxisrelevante Quintessenz für uns in eine verständliche Sprache zu übersetzen.
Mit dem Wissen aus diesem Buch seid ihr bestmöglich aufgestellt, um sicher in die private und vor allem artgerechte Wachtelhaltung zu starten.
Also lasst uns nun direkt mit den wichtigsten und grundlegendsten Fragen zur Wachtelhaltung starten, bevor wir tiefer in die spannende Welt dieser entzückenden Vögel eintauchen!
Weder in der aktuellen Fassung des deutschen Tierschutzgesetzes (TierSchG) noch in der deutschen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) gibt es einen Abschnitt, der Wachteln benennt oder ihnen gewidmet ist.
Auf Europaebene gab es von 2018 bis 2020 die Initiative „Käfighaltung beenden“ (End the cage age):
„Hunderte Millionen von Nutztieren in der EU werden für den größten Teil ihres Lebens in Käfigen gehalten. Das verursacht großes Leid. Wir fordern die Europäische Kommission auf, diese unmenschliche Behandlung von Nutztieren zu beenden. […] Käfighaltung ist grausam und unnötig, da eine tiergerechtere Haltung ohne Käfige rentabel möglich ist. Die Kommission wird daher ersucht, Rechtsvorschriften vorzuschlagen, wonach Folgendes verboten wird:
Käfige für Legehennen, Kaninchen, Junghennen, Masthähnchen, Legetiere, Wachteln, Enten und Gänse […]“2
Es kamen insgesamt fast 1,4 Millionen Unterschriften zusammen, im April 2021 gab es eine öffentliche Anhörung im Europaparlament, danach wurden wissenschaftliche Gutachten in Auftrag gegeben, um Risiken für das Wohlergehen der Tierarten und Folgenabschätzungen für eine Überarbeitung der Tierschutzvorschriften vorzunehmen. Dies wurde Ende 2022 abgeschlossen. Die Kommission prüfte dann sorgfältig (meint m. M. n. verzögernd), wie der Übergang zu käfigfreien Haltungssystemen im Agrarsektor unter Einbeziehung der Ernährungssicherheit nachhaltig wäre. Die EU-Kommission gibt an, dass dazu noch weitere Konsultationen über die Kosten, den angemessenen Übergangszeitraum und Maßnahmen bei der Einfuhr aus Nicht-EU-Staaten erforderlich sind. Auch soll die Abschaffung von Käfigen mit anderen Tierwohlmaßnahmen abgestimmt werden.
Meine Einschätzung: Weitere Verzögerung durch „gute Lobbyarbeit“ der Fleisch- und Eierindustrie und gleichzeitig der Gedanke, dass Fördermittel für den Umbau von Käfigbatteriehallen fließen werden müssen. Dürfen denn auf keinen Fall die Fleischpreise für weniger Tierleid ansteigen? Geht dann die Bevölkerung auf die Barrikaden?
Im Februar 2025 verkündet die EU-Kommission ihre „Vision für Landwirtschaft und Ernährung“: Dort wird angekündigt, dass die Kommission in einen engen Austausch mit den Akteuren der Landwirtschaft, der Lebensmittelkette und der Zivilgesellschaft treten wird, um dann einen Entwurf zur Überarbeitung der Tierwohlvorschriften vorzulegen. Ein schrittweiser Abbau der Käfighaltung soll darin enthalten sein.
Wachteln in Batteriekäfigen mit abgerollten Eiern vorn. © Fatur Rm / Shutterstock.com
Mich persönlich würde es nicht wundern, wenn die neuen Tierwohlvorschriften erst 2028 vorgestellt, 2030 beschlossen und dann vielleicht 2033 ratifiziert und anschließend, also noch später, in nationale Gesetze umgesetzt werden. Mit Übergangsfristen von mindestens zehn Jahren.
Kurz: Auf EU-Ebene gibt es keine gesetzlichen Haltungsvorschriften für Wachteln. Käfigbatteriehaltung von Legewachteln ist weiterhin gestattet.
Wir können das so viel besser!
Und ein übergeordnetes Gesetz gibt es dabei doch auch in Deutschland, das die Haltung von Wachteln miteinschließt. Das Tierschutzgesetzt §1 und §2 (siehe Kasten).
Auszug aus dem Tierschutzgesetz
§1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
§2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähig-keiten verfügen.
Genau wie ab dem ersten Huhn ist auch die private Haltung von Wachteln beim Veterinäramt vor Ort und bei der Tierseuchenkasse des Bundeslandes anzumelden (gemäß §26 ViehVerkV und §20 TierGesG). In beiden Fällen reicht eine kurze E-Mail aus. Für die Tierseuchenkasse liegt der jährliche Mindestbeitrag bei etwa 12 Euro; dies wird in jedem Bundesland etwas unterschiedlich gehandhabt.
Eine artgerechte Wachtelhaltung ist nicht definiert, es gibt keine festen Kennzahlen und Eckpunkte. Es gibt aber allgemeine Voraussetzungen für eine artgerechte Tierhaltung: Die Tiere sollen so gehalten werden, dass ihre natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen weitgehend berücksichtigt werden. Sie sollen ausreichend Platz haben, Kontakt zu Artgenossen, die richtige Ernährung, Ruhepausen und eine der Tierart angepassten Umgebung.
In diesem Kapitel wollen wir die Punkte nacheinander durchgehen, um uns ein Grundgerüst für die artgerechte Haltung von Wachteln zu schaffen.
Ausreichend Platz
Es gibt in der Literatur Empfehlungen, dass über sechzig ausgewachsene Legewachtelhennen pro Quadratmeter gehalten werden könnten. Die Tiere in dieser Enge halbwegs hygienisch zu erhalten, ist wahrscheinlich nur in Legebatteriekäfigen mit Gitterböden, durch die der Kot fällt, möglich. Diese Käfige haben meist einen schrägen Boden, sodass die Eier von selbst nach vorn abrollen und außen entnommen werden können. Die Tiere stehen so eng, dass es für die einzelne Wachtel nur noch gerade so möglich ist, sich durch das Gedränge zum Wasser und Futter zu begeben.
Das ist Josefines naturnah gestaltete Wachtelvoliere, die ihrem Innenstall vorgelagert ist. Foto: Josefine Brömmelmeier
Blick in ein Fach aus dem Stallturm aus Kapitel 8. Hier sehen wir einen Quadratmeter Fläche. Hinten in der Ecke links ist der Durchgang zur darunterliegenden Ebene.
Dass bei einer solch hohen Besatzdichte die Wachteln als eierproduzierende biologische Schläuche für Profit missbraucht werden, ist maximal weit entfernt von einem artgerechten Platzangebot. Auch Vorschläge von 24 Wachteln pro Quadratmeter sind nicht artgerecht. Ich persönlich möchte bis zu 5 Wachtelhennen pro nutzbarem Quadratmeter Stallfläche als artgerecht vorschlagen. Je nach Charakter der Tiere und der Ausgestaltung des Stalles kann dieser Wert noch leicht nach oben oder unten korrigiert werden.
Für Wachtelanfänger, die nur eine kleine Ecke auf dem Balkon für die Wachteln frei haben, gibt es einen großen Elefanten im Raum: Wie groß muss die minimale Fläche sein, die die ersten drei Wachtelhennen benötigen, damit sie artgerecht gehalten werden können? Bei lediglich 0,5 qm Fläche wird es schwierig, die im Folgenden ausgeführten Grundlagen wie Nester, Rückzugsmöglichkeiten, Sichtbarrieren, Sandbad, unterschiedliche Einstreubereiche und einen kleinen Platz zum Laufen und Aufflattern zu schaffen. Irgendwo zwischen 1 und 2 qm Grundfläche liegt der minimale Platzbedarf, um mit Wachteln zu starten.
Kontakt zu Artgenossen
Wachteln sind wie alle Geflügelarten soziale Tiere. Gruppen der Wachtel-Wildform sind allerdings nicht dauerhaft stabil zusammen. In der Brutsaison sondern sich Pärchen ab und können saisonal begrenzt monogam sein. Meist sind die wilden Wachteln polygam und nur die Henne brütet und führt die Küken. In freier Wildbahn leben Wachteln teil- und zeitweise einzeln, als Paar oder in Gruppen. Temporär kann eine Wachtel also auch allein gehalten werden, Gruppen sind aber zu bevorzugen, da die Tiere dort lebendiger wirken als in Einzelhaltung. Reine Hennengruppen funktionieren fast immer vollkommen problemlos. Wachtelhähne haben in der Natur ein eigenes Territorium, in dem ihre Paarung und Brut stattfindet. Mehr als ein Hahn, selbst in einer recht großen Voliere mit Verstecken und Sichtbarrieren, führt daher oft zu brutal aggressivem Verhalten mit schweren Verletzungen bis zum Tod von einem der Kontrahenten.
Auch sind derart gestresste Wachtelhähne den Hennen gegenüber deutlich ruppiger. Ein einzelner Wachtelhahn in einer Hennengruppe bereichert das Gruppenleben um die Verhaltensweisen Balzen, Paarung und Wachtelschlag (Krähruf). Eine paarweise Haltung mit einer Henne und einem Hahn funktioniert oft unerwartet gut. Meist zeigt sich schon in den ersten Minuten nach dem Zusammensetzen, ob das Pärchen gut miteinander harmoniert oder nicht. Die Hähne sind im Verhalten mit nur einer Henne viel gelassener und charmanter als in einer größeren Gruppe. In einem gut eingerichteten Stall kann so auch eine Naturbrut bei den Wachteln gelingen.
Eine Wachtelgruppe in der Voliere. Der alte Baumstamm wird gerne als erhöhter Aussichtspunkt genutzt.
Nach diesen Überlegungen sind verschiedene Konstellationen von Wachtelgruppen rein als Hennengruppen oder mit einem Hahn mit Hennen denkbar. Auch eine zeitlich begrenzte Separation von einem Einzeltier ist kein Widerspruch in einer artgerechten Wachtelhaltung, sei es eine Neukauf-Quarantäne, ein Genesungsstall, eine Überprüfung und Zuordnung der Eifarbe und des Eimusters oder in Vorbereitung auf eine Rassegeflügelausstellung.
Nicht artgerecht ist allerdings die Haltung von mehreren Wachtelhähnen eingesperrt zusammen, ohne die Chance, ein eigenes Territorium für sich zu erschließen.
Angemessene Ernährung
Wachteln sollten ihren Bedürfnissen entsprechend ernährt werden. Das Thema ist so groß, dass ihm im Folgenden ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Kurz: Wachtelhennen sollten ein Futter für Legewachteln erhalten, Wachtelküken ein Wachtelkükenfutter. Erwachsene Wachteln sollten zusätzlich Grünfutter erhalten. Es bieten sich zahlreiche frische und getrocknete Kräuter und Beikräuter aus dem Garten, Salat und Gemüse an. Gurken und Möhren können geraspelt, längs geteilt und, um gleichzeitig als Beschäftigung den Pickreiz zu befriedigen, auch im Ganzen angeboten werden. Sobald sich eine mutige und neugierige Wachtel an eine ganze Möhre traut, machen es ihr die anderen nach.
Die Wachteln picken ihre Gabe Grünfutter. Selbst von der ganzen Möhre sind Stunden später nur noch die Endstummel übrig.
• Suboptimal sind Obst mit Fruchtzucker und Milchprodukte mit Laktose, da diese von den Wachteln schlecht verdaut werden und zu Durchfall führen können.
• Eingeweichtes Brot enthält viele Kohlenhydrate, kann damit zu Verfettung führen, Durchfall verursachen und die an dem Tag fressbare Menge an Wachtelfutter mit wichtigem Protein und anderen essenziellen Inhaltsstoffen reduzieren.
• Kerbtiere, Mehlwürmer und Soldatenfliegenlarven (lebend oder getrocknet) sind in geringen Mengen zum Zähmen und als Leckerli eine Bereicherung des Speiseplans. Die meisten dieser Futtertierchen enthalten rund die dreifache Konzentration an Protein gegenüber dem optimal zusammengestellten Wachtelfutter für legende Hennen. Ein Zuviel an Protein über einige Zeit kann gesundheitliche Probleme wie Legenot und Legedarmvorfälle begünstigen.
• Rohe Kartoffeln, Avocados, Zitrusfrüchte, Süßes und Salziges sind für Wachteln ungenießbar bis giftig.
Die rot-silber-gesäumte Wachtel trinkt aus einer Stülptränke. Die Tränke steht auf ihren Stelzen etwas erhöht, damit die Trinkrinne nicht so schnell verdreckt.
Bechertränken sind platzsparender als Stülptränken und können über Schläuche an größere Wasservorratsbehälter angeschlossen werden. Bei meinen Bemühungen mit diesem System waren in jedem zweiten Becher die Schwimmer oder die Nähte der Becher defekt und tropften.
Als Futterbehälter bieten sich Futterautomaten an, die es in diversen Ausführungen im Fachhandel und online zu kaufen gibt. Ebenso gibt es verschiedene Arten von Trinkwasserbehältern und -systemen für Wachteln. Einfach und praktikabel sind Stülptränken. Sie nehmen gegenüber Nippel- und Napftrinksystemen im Stall zwar ein wenig Platz weg, lassen sich aber deutlich einfacher reinigen. Die zwei Teile aus Behälterkuppel und Bodentrinkrinne können bei jedem Auffüllen kurz mit einem Schwamm ausgewischt werden. Gerade bei der gelegentlichen Nutzung von Trinkwasserzusätzen wie ein wenig Apfelessig, Oreganoextrakt oder Vitaminen ist das praktikabler, als ein gesamtes Schlauchsystem auszutauschen.
Sauberes Trinkwasser sollte den Wachteln ständig zur freien Verfügung stehen.
Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten
Das typische schreckhafte Fluchtverhalten der Wachteln ist ein bogenförmiges Auffliegen. In der Natur landen die Wachteln dann einige Meter entfernt wieder im hohen Gras. Unsere Wachteln können so auch bis zu 1,80 m hoch auffliegen, wenn sie sich erschrecken. Wenn der Stall niedriger ist, kann es beim Aufflug gegen die Decke zu Kopfverletzungen mit Genickbruch kommen. Die Deckenhöhe, in der die Wachteln beim Fluchtauffliegen die höchste Geschwindigkeit aufbauen und somit die größte Gefahr besteht, beträgt zwischen 50 cm und 1,70 m. Beim Start in den Flug springen die Wachteln ein Stück hoch und sind noch nicht so schnell, daher sind Deckenhöhen bis 50 cm in Ordnung. Eine Deckenhöhe zwischen 50 cm und 1,70 m sollte für den Stall oder die Voliere vermieden werden. Falls dies nicht möglich ist, kann an der Decke eine Schaumstoffschicht als „Airbag“ angebracht werden. Nach meinen Erfahrungen tritt das Auffliegen als Fluchtverhalten bei den Japanischen Legewachteln nur noch extrem selten auf.
Als Rückzugsmöglichkeiten bieten sich in Volieren und etwas geräumigeren Ställen höhergelegene Ebenen an, die über Schrägen zu Fuß von den Wachteln erreicht werden können.
Auf den Ebenen sind sie dann in einem separaten Bereich und aus dem Blickfeld von den Wachteln auf der darunterliegenden Bodenebene. Anders als Hühner suchen Wachteln zur Nacht hin keine Schlafstangen oder Äste auf. Sie bäumen nicht auf. Auch werden die höhergelegenen Ebenen eher nicht zum Schlafen genutzt, das geschieht auf dem Boden.
Steine, Bretter, Äste, Laub und belaubte Zweige können als Strukturelemente im Stall Bereiche voneinander abtrennen und Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten bieten. In einer Voliere mit gewachsenem Boden können auch gut lebende Pflanzen integriert werden. Hier sollte man sich entscheiden, ob die Pflanzen gefressen werden dürfen, ob sie durch Gitter oder Draht geschützt werden sollen oder die Wahl auf Pflanzen fällt, die von den Wachteln nicht gefressen werden. Ziergräser und Schilfsorten bieten sich hier an. Ist ausreichend Platz, so kann auch ein bepflanzter Pflanzkübel mit in die Voliere.
In meiner Voliere im Vorgarten führt eine Rampe zu einer Hochebene. Das Brett war anfangs zu glatt. Nachdem ich einen Streifen Kokosmatte darauf gelegt habe, nutzen die Wachteln es nun regelmäßig.
Ein Haufen Laub ist für Wachteln wie ein Abenteuerspielplatz für Kinder. Foto: Josefine Brömmelmeier
Stämme, Äste und Wurzeln sind, frisch und fast vermodert, natürliche Strukturelemente für Wachteln. Vielleicht können sie dort auch ein paar Kerbtiere picken. Foto: Josefine Brömmelmeier
Die wildfarbene Henne ist in der bepflanzten Außenvoliere kaum zu entdecken. Foto: Josefine Brömmelmeier
Nester
Die wilden japanischen Legewachteln legen sich in der Natur in sichtgeschützten Bereichen flache Mulden als Nester an. Diese werden spärlich mit Gras, Heu oder Ästchen ausgepolstert. Das ist ein einfaches Nest, das geschützt liegt, aber Fluchtmöglichkeiten in verschiedene Richtungen bietet. Hühner zeigen etwa eine halbe Stunde vor dem Eierlegen deutlich an, dass bald ein Ei kommt: Sie werden unruhig, suchen ihr Lieblingsnest und gackern zum Teil ihren „Gleich kommt ein Ei“-Song. Unsere domestizierten Wachteln zeigen dieses Verhalten nicht. Sie verlegen auch deutlich mehr Eier außerhalb der Nester, als Hühner dies tun. In Versuchen in der Schweiz wurde beobachtet, dass je nach Versuchsaufbau immerhin zwischen 27 und 89 % der Wachteleier in Nester gelegt wurden.3
Nester mit Heu wurden besser angenommen als mit Kunstrasenmatten. Nach oben und zu den Seiten geschlossene Kisten wurden nicht so gerne genutzt wie die baugleichen Kisten mit nach oben hin eingefügten Sichtschlitzen. Ohne das Angebot von Nestern im Wachtelstall werden die Eier bevorzugt in Ecken und im Randbereich oder hinter Strukturelementen gelegt. Die Abendstunden sind die Tageszeit, in der meistens Wachteleier gelegt werden. Es kommt aber auch den gesamten übrigen Tag und selten auch nachts zur Eiablage. Geräuschlos und zügig ist plötzlich ein Ei da. Der Henne ist dabei kaum anzusehen, ob sie einen dicken Kothaufen absetzt oder ein Ei legt; allerdings plustert sie sich schon mehr auf und macht sich breit, wenn es ein Ei ist.
Bei einer privaten artgerechten Wachtelhaltung sollte unbedingt mit dem Angebot von Legenestern (gerne selbstgebaut) experimentiert werden. Zusätzlich erleichtert das erheblich das tägliche Eiereinsammeln am Abend. Nester gehören für Wachteln in jede Haltung zwingend dazu, die das Prädikat „artgerecht“ führen möchte!
So sieht es aus, wenn eine Wachtelhenne ein Ei legt. Sie machen sich mit dem Gefieder sehr breit, sodass sie von vorn wie ein umgedrehtes Herz aussehen.
Aus Bretterresten selbstgebautes Legenest für Wachteln.
Einstreu
Fokussierte Beobachtungen4 von Wachteln in 19 qm großen Volieren zeigten, womit Wachteln tagsüber beschäftigt sind:
• 35 % mit passivem Verhalten: Rumstehen, Sitzen, Ruhen
• 24 % mit Fortbewegung: Gehen, Rennen, Fliegen
• 14 % mit Komfortverhalten: Gefiederpflege, Sand-/Staubbaden
• 8 % Scharren und Picken
• 4 % Fressen und Trinken
Die fehlenden 15 %, um 100 % zu erhalten, waren die Wachteln für die Beobachter außerhalb der Sicht und dort wahrscheinlich auch mit allem außer Fressen und Trinken beschäftigt. Scharren und Picken nehmen also einen nennenswerten Anteil am aktiven Verhalten bei Wachteln ein. Einstreu erfüllt für Wachteln nicht nur die Funktion, dass es Gerüche und Feuchtigkeit aus dem Kot bindet. Es ist auch Beschäftigungsmaterial, um das Scharren, Picken und Suchen mit dem Schnabel zu ermöglichen.
Als Einstreumaterial für erwachsene Wachteln eignen sich verschiedene Materialien: Sand, Holzgranulat (Buchenhack), gewachsener Boden, sogenannter Waldboden (das ist kein echter Boden aus dem Wald, sondern ein romantischer Produktname für eine Art Rindenmulch), Kleintiereinstreu (Sägespäne), Heu, Stroh, Strohpellets, Leineinstreu, Kokosstreu, Volierenkies, Dinkelstreu, Pinienrinde. Für die Fußgesundheit und das Wohlbefinden der Wachteln ist es empfehlenswert, verschiedene Bereiche mit jeweils unterschiedlichen Einstreumaterialien anzulegen. Unter die Futterstellen, wo die Wachteln beim Fressen ab und an aus Gewohnheit auch scharren, können für einen guten Krallenabrieb raue Steinplatten gelegt werden. Die Einstreu sollte jederzeit scharrfähig und trocken sein. Das Nachstreuen, Säubern oder Ausmisten und Erneuern richtet sich stark nach der Besatzdichte, der Einstreu und der Mächtigkeit (Einstreuhöhe).
Die gelb-wildfarbene Henne hat etwas in der Einstreu entdeckt.
Wachtelkot ist ein vorzüglicher Naturdünger. Auch gemischt mit der alten Einstreu. Er sollte aber erst nach einem Durchgang im Komposthaufen im Garten genutzt werden.
Einstreu darf in einer artgerechten Wachtelhaltung nicht fehlen.
Komfortverhalten
Sand- und Staubbaden ist ein Wohlfühlverhalten und dient gleichzeitig der Gefiederpflege. Beim Staubbaden sieht man den Wachteln an, auch ohne dass sie uns dabei anlächeln, dass es ihnen große Freude bereitet. Staubbaden hilft den Wachteln, eventuelle Parasiten abzuschütteln. Weiter kann der Fettgehalt im Gefieder dadurch minimiert werden. Mit der Gefiederpflege und dem Einfetten der Federn mit eigenem Fett aus der Bürzeldrüse werden die Federn aufgefrischt. Ein Staub- oder Sandbad sollte zwingend in jeder artgerechten Wachtelhaltung jederzeit zur Verfügung stehen. Nur Wachtelküken nach Kunstbrut dürfen für die ersten Wochen noch kein Sandbad erhalten, da sie den Sand mit Futter verwechseln würden und dann mit vollem Bauch verhungern könnten.
Wenn sich in einer Ecke die Chance auf direkte Sonneneinstrahlung bietet, so sonnenbaden Wachteln auch gerne. Sie legen sich auf die Seite, falten den oberen Flügel aus und strecken die Beine bei geschlossenen Augen weit nach hinten. Bei einem flüchtigen Blick kann diese seltsame Körperhaltung schon mal mit einer toten oder verletzt daliegenden Wachtel verwechselt werden. Es besteht aber kein Grund zur Sorge. Pralle Sonne im Hitzesommer sollte selbstverständlich nicht auf den Wachtelstall treffen. Aber ein Aufstellort, der morgens oder abends ein paar Sonnenstrahlen ermöglicht, ist ein Pluspunkt für das Wohlbefinden unserer Wachteln.
Die schwarze Henne bewirft sich mit geschickten Flügelbewegungen selbst mit Sand.
Der weiß-gescheckte Hahn genießt auf der Seite liegend die Nachmittagssonne.
„Artgerechte Wachtelhaltung“ auf einen Blick
✔ Platzangebot: bis maximal 5 Wachtelhennen auf 1 qm nutzbarer Stallfläche.
✔ Nutzbare minimale Fläche sollte 1 qm, besser 2 qm betragen.
✔ Kontakt zu Artgenossen: Wachteln sind soziale Tiere und benötigen Artgenossen; sie sollten nur begründet zeitweise einzeln gehalten werden.
❌ Mehrere Wachtelhähne gemeinsam eingesperrt, sind abzulehnen. Die Tiere leben im Dauerstress und ramponieren sich gegenseitig, zum Teil bis zum Tod.
✔ Eine den Wachteln und ihren Lebenslagen angemessene Ernährung.
✔ Der Stall oder die Voliere haben eine Höhe von über 1,80 m. So können Wachteln auch ohne Gefahr mal auffliegen, falls sie sich erschrecken. Höhen bis 50 cm stellen auch keine Gesundheitsgefahr beim Auffliegen dar, schränken das Verhaltensspektrum aber ein klein wenig ein.
✔ Es gibt Strukturelemente, die Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten bieten: Steine, Bretter, Äste, belaubte Zweige, Sichtbarrieren oder Ähnliches.
✔ Zu einer artgerechten Haltung gehören Nester für Wachteln zur Grundausstattung dazu. Auch wenn Wachtelhennen sie teilweise missachten.
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