Hunting Hope - Teil 4: Zukunftsvision - Jacqueline Mayerhofer - E-Book

Hunting Hope - Teil 4: Zukunftsvision E-Book

Jacqueline Mayerhofer

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Beschreibung

Aus der Serie WELTENWANDLER präsentiert der Verlag in Farbe und Bunt den vierten und letzten Teil aus der Reihe "Hunting Hope" von Jacqueline Mayerhofer. Nach einem Kampf auf Leben und Tod ist Feynels Freiheit endlich zum Greifen nahe, doch auf einem Asteroiden wie AC-3 sind selbst in Blut besiegelte Versprechen kaum mehr als leere Worte. Während sich Feynel erneut für sein Recht behaupten muss, setzen ungeahnte Verbündete andernorts in der Galaxis alles aufs Spiel, um ihm zu helfen. Das Finale der Quadrologie verknüpft erstmals alle Zeit- und Handlungsstränge miteinander und führt Feynel ans Ende seiner turbulenten Reise – doch findet er dort wirklich, was er sich immer erhofft hat? Werden Sie zum WELTENWANDLER und begleiten Sie uns auf den Pfaden der Phantastik! Tauchen Sie ein in spannende Geschichten aus allen Bereichen phantastischer Stoffe: Ob Science-Fiction, Fantasy, Mystery, Thriller, Dystopie oder Nervenkitzel - unsere abwechslungsreichen, exklusiven E-Books liefern jeden Monat neue Geschichten, sprengen die Grenzen der Phantasie und fesseln Sie mit fortlaufenden Erzählungen!

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Seitenzahl: 208

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Buch & Autorin
Impressum
Widmung
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Über die Weltenwandler

Hunting Hope - Teil 4: Zukunftsvision

Jacqueline Mayerhofer

Buch & Autorin

Nach einem Kampf auf Leben und Tod ist Feynels Freiheit endlich zum Greifen nahe, doch auf einem Asteroiden wie AC-3 sind selbst in Blut besiegelte Versprechen kaum mehr als leere Worte.

Während sich Feynel erneut für sein Recht behaupten muss, setzen ungeahnte Verbündete andernorts in der Galaxis alles aufs Spiel, um ihm zu helfen.

Das Finale der Quadrologie verknüpft erstmals alle Zeit- und Handlungsstränge miteinander und führt Feynel ans Ende seiner turbulenten Reise – doch findet er dort wirklich, was er sich immer erhofft hat?

Jacqueline Mayerhofer, Autorin und Lektorin, ist 1992 in Wien geboren. Sie beendete ihre Schulausbildung 2012 mit der Matura an einer Schule mit Schwerpunkt für internationale Geschäftstätigkeit und Marketing. 2019 schloss sie ihr Studium der Deutschen Philologie mit dem Bachelor of Arts an der Universität Wien ab und befindet sich derzeit im dazugehörigen Masterstudiengang.

Neben Romanen und Novellen hat sie seit ihrem Debüt 2008 zahlreiche Kurzgeschichten in unterschiedlichen Anthologien veröffentlicht. Seit 2016 schreibt sie nebenbei auch unter einem Pseudonym. Zu den jüngsten Romanveröffentlichungen zählen der beim Verlag ohneohren erschienene Science-Fiction-Roman Brüder der Finsternis sowie die Novellenreihe Hunting Hope beim Verlag in Farbe und Bunt.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.jacquelinemayerhofer.at

Impressum

Originalausgabe | © 2022

Verlag in Farbe und Bunt

Am Bokholt 9 | 24251 Osdorf

www.ifub-verlag.de / www.ifubshop.com

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Veröffentlichung des Buches, oder Teilen daraus, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und des Autors in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Alle Rechte liegen beim Verlag.

Herausgeber: Björn Sülter

Lektorat & Korrektorat: Telma Vahey

Cover-Gestaltung: EM Cedes

Satz & Innenseitengestaltung: EM Cedes

ISBN (Print): 978-3-95936-334-1

ISBN (Ebook): 978-3-95936-335-8

Widmung

Dieser Teil ist für alle, die trotz aussichtsloser Lage nicht die Hoffnung verlieren und durchhalten.

Für alle, die meine Reihe mit so viel Begeisterung bis jetzt unterstützt und mit Feynel mitgefiebert haben.

Für Sabine Akira Berger, die mir als Betaleserin wieder gehörig auf die Finger geschlagen und mir mit ihren Tipps wichtige Szenen für Zukunftsvision entlockt hat.

Kapitel 18

Intergalaktische Standardzeitrechnung: 7237

Schürfminenunternehmen auf AC-3, Asteroid neben dem Mond Xoll, Trabant von Sgr’indra, beide in der Umlaufbahn des Planeten

Feynel befand sich in seiner Unterkunft und drehte den Chip zwischen seinen Fingern. Xerrx‘ sekundärer Datenspeicher. Es klebte immer noch eingetrocknetes Androiden-Blut daran. Bis jetzt hatte er nicht den Mut aufgebracht, sich den Informationen darauf zu stellen.

»Du hast deine Wunden noch nicht versorgen lassen. Soll ich mich provisorisch darum kümmern?«, fragte Kavin. Der Androide legte den Kopf schief und fixierte Feynel.

Es war mittlerweile spät abends, und das künstliche Licht auf AC-3 vor zwei Stunden gedämpft worden. Draußen vor den Fenstern herrschte reges Treiben – wie immer in der neonbeleuchteten, künstlichen Siedlung Wapminir. Und wie nach jedem Gladiatorenkampf wurde die ausgewogene Stimmung so lange wie möglich ausgedehnt. Hiron Tann, der Boss von AC-3, ließ sich eine potenzielle Geldquelle wie diese natürlich nicht entgehen. Schon gar nicht, wenn Siedler und Besucher dazu bereit waren, massenhaft Kryptowährung auf den Kopf zu hauen.

Einen Moment lang dachte Feynel an Liss. Ob sie sich dort unten irgendwo inmitten der Massen in einer Bar befand und mit den anderen trank? War Jesse an ihrer Seite? Hielt sie die Augen nach Feynel offen? Wusste sie, dass es Minenarbeitern und Gladiatoren wie ihm nicht gestattet war, sich nach dem Kampf unter das Publikum zu mischen?

»Fey? Wieso ignorierst du mich?«, fragte Kavin in die Stille. Feynel drehte den Kopf in seine Richtung – froh darüber, aus seinen Gedanken gerissen zu werden. »Tut mir leid. War keine Absicht.«

»Deine Wunden. Sie gehören versorgt«, wiederholte der humanoide Roboter. Er saß Feynel gegenüber auf dem Rand seines Bettes und schien keine Widerrede zu dulden.

»Mir geht es gut, Kavin. Das sind bloß ein paar Schürfwunden und eine aufgeplatzte Lippe. Nichts weiter.«

»Inkorrekt. Du hast ebenso Prellungen und Verstauchungen. Auch wenn du es nicht hören willst: Selbst wenn wir Androiden unsere Kräfte zügeln, sind wir immer noch stärker als die meisten Lebensformen. Und Xerrx Hamli hat beispielsweise deinen Wangenknochen hart getroffen. Er hat zwar keine Fraktur hinterlassen, aber …«

»Es ist in Ordnung, gut? Ich brauch keine Versorgung«, unterbrach ihn Feynel und stand auf. Er hielt den Chip fest umschlossen und hob seine Faust vor Kavins Gesicht. »Wir sind frei, Kavin. Wir müssen hier nicht mehr länger bleiben. Ich warte nur noch auf Nym’quars Bestätigung.« Feynel betrachtete seine Finger und öffnete sie langsam. »Und das hier … Gibt es eine Möglichkeit, es irgendwo unbeobachtet abzuspielen?«

Kavin ließ ihn nicht aus den Augen, blinzelte kein einziges Mal. Er wirkte nicht erfreut, doch schien er zu begreifen, dass Feynel gerade Wichtigeres im Sinn hatte als seine Verletzungen.

»Bist du wirklich bereit? Mein Scan hat ergeben, dass du gerade womöglich emotional zu erschüttert bist. Dein …«

»Ich weiß selbst, wie es mir geht. Danke.« Feynel erwiderte sein Starren genervt. Die Maschine senkte kurzzeitig die Lider. »In Ordnung. Da du es offenbar – aus ersichtlichen Gründen – ablehnst, in den Gemeinschaftsraum zu gehen, in dem sich ein entsprechendes Abspielgerät befindet, das uns den Inhalt des Chips optimal präsentieren könnte, schlage ich eine meiner Meinung nach passende Alternative vor: Ich kann den Inhalt des Speicherdatenträgers für dich abspielen. Meine Projektionsleistung ist allerdings minimal – das bedeutet, das Bild wird klein und leicht verzerrt sein.«

Feynel ließ sich wieder auf sein Bett fallen und kratzte sich nachdenklich an der Wange. Ein stechender Schmerz erinnerte ihn daran, dass Kavin recht hatte: Xerrx hatte ihm trotz gezügelter Kraft eine ordentliche Abreibung verpasst – den Kampf fast schon zu authentisch gestaltet. »Seit wann kannst du denn so etwas?«

»Immer schon. Meine optische und auditive Wiedergabe ist allerdings, wie bereits gesagt, im Vergleich zu anderen Abspielgeräten eher schlecht, und da es bis jetzt bessere Alternativen gab, habe ich keinen Gebrauch von dieser Funktion gemacht.«

»Dann starte mal, bitte.« Feynel reichte ihm Xerrx‘ Chip und bemerkte, dass seine Hand zitterte. Aufgewühlt und nervös überlegte er, was ihn erwarten würde. Welche bedeutsamen Dinge hatte ihm Xerrx nicht mehr persönlich mitteilen können, nachdem er sein Leben für Feynels Freiheit geopfert hatte?

Kavin nahm den Datenträger an sich, schob seinen Ärmel hoch und betätigte dann etwas auf seinem Handgelenk. Ein rechteckiges Fach klappte auf und offenbarte Kavins Innenleben: Stahlknochen, bunte Drähte und ein schimmernder Glanz, wo ein Mechanismus vor dem Öffnen des Faches wohl dafür gesorgt hatte, das synthetische Blut abzupumpen.

»Ich dachte, diese Dinge in euren Armen dienen nur der Fernkommunikation?«, fragte Feynel mit gerunzelter Stirn. Er erinnerte sich – jetzt, da er wieder haargenau wusste, wie Xerrx aussah – an eine Szene aus seiner Kindheit. Ein Gefühl überkam ihn dabei, das sich drückend auf seine Brust legte. Wenn er sich nicht irrte, war nach Xerrx‘ Funkgespräch vor langer Zeit auf Ellia alles aus den Fugen geraten. Sein Leben war in Bahnen gelenkt worden, die ihn von dem verhassten Söldnerboss Windor Bish zu Ollvya, nach Ollvyas Tod zu Liss und nach Liss in ein Leben als Sklave inklusive Eskortdienst geführt hatten. Und letztendlich von den reichen, selbstgefälligen Sinngolds hierher – auf diesen kargen Asteroiden, auf dem seine Gesundheit sich von Jahr zu Jahr verschlechterte.

Wäre wirklich alles so viel einfacher für ihn gewesen, wenn Ollvya an seiner Seite hätte bleiben dürfen? Hätte es einen Unterschied gemacht, hätten er und Relldor eines Tages gemeinsam von der Audax fliehen können? Der alte Ellianer hatte verbraucht und resigniert gewirkt. Und Feynel hatte ihm etwas versprochen, das einzuhalten er nicht fähig gewesen war. Dabei hätte er sich die Freiheit für Relldor so sehr gewünscht.

Feynel sehnte sich danach, sich an das Gesicht seines Vaters zu erinnern, doch es blieb wie immer in Schatten gehüllt. Sein mentaler Gedächtnispalast, der ihn kein Detail vergessen ließ, hatte sich erst später entwickelt. Auch das Antlitz seiner Mutter war ihm bloß als helle Erscheinung in Erinnerung geblieben. Er besaß lediglich den Anhänger seines Vaters – sonst nichts, das ihn mit seiner Herkunft verband.

»Soll ich mich wiederholen?«, fragte Kavin nüchtern.

»Bitte?«

»Du hast mir eindeutig nicht zugehört. Ich kenne dich, Fey. Wenn du diesen besonders nachdenklichen Ausdruck annimmst, durchforstest du deine Erinnerungen. Woran denkst du? Soll ich warten?«

Feynel seufzte schwer. »Du hast recht, tut mir leid. Und nein. Spiel das Ding endlich ab.«

Kavin lächelte sachte. »Gut, dann demonstriere ich dir lieber gleich, wie die Projektion abläuft, bevor ich es nochmals erkläre.« Der Androide betätigte einen kleinen Knopf im Innenleben seines Unterarms und schob anschließend den Chip in einen Schlitz. Danach legte er seine Hände auf die Oberschenkel, neigte den Kopf nach hinten und taxierte eine Stelle über Feynel. Kavins Pupillen weiteten sich so stark, dass seine grünbraune Iris beinahe verschwand. Das Schwarz seiner Pupillen löste sich auf, und das bunte Licht von draußen reflektierte sich in seinen Augen. Letztere wirkten plötzlich wie laufende Projektoren. Ein Bild erschien zwischen den Betten der beiden, direkt vor dem einzigen Schrank im Raum. Kavin übertrug tatsächlich über seine Augen den Inhalt des Datenspeicherträgers über ihre Köpfe.

Feynel bemerkte erst jetzt, dass sein Mund staunend offen stand. »Wow! Wir kennen uns jetzt schon fast zehn Jahre und du hast mir nie erzählt, dass du das kannst!«

Kavin schmunzelte. »Ich hielt es nie für wichtig genug. Sieh dir nun bitte die Projektion an. Meine Rechenleistung ist derzeit eingeschränkt, und mein Prozessor lässt demzufolge keine tiefsinnigen Gespräche zu.«

Feynel nickte und beobachtete neugierig, wie die Bilder in der Luft immer mehr Gestalt annahmen. Daten in Form von Zahlen und Buchstaben wirbelten in einem Strudel um ihre eigene Achse, bis sich Xerrx‘ Gesicht daraus kristallisierte.

»Sei gegrüßt, Feynel«, sagte Xerrx‘ blechern klingende Stimme. Feynel blickte zu Kavin. Dieser hatte die Lippen geschlossen. Woher kam dann das Tonmaterial?

»Wenn du dieses Video siehst, bist du wohl meinem Rat gefolgt und hast mich zerstört, um deine Freiheit zu erlangen.« Xerrx lächelte. Das helle Haar und seine Augen schimmerten in der nahezu farblosen Projektion bläulich. »Das ist gut. Ich habe jahrelang versucht, dich zu finden, dabei warst du die ganze Zeit direkt vor meiner Nase. Nur immer einen Sprung voraus – genau wie dein Vater. Es tut mir leid, wie viel du gelitten hast, Feynel. Ich meine es aufrichtig.«

Feynel wich dem Blick der Projektion aus, wenngleich sie ihn gar nicht wahrnehmen konnte. Ein Kloß formte sich in seinem Hals.

»Da selbst technisch vollends versierte Maschinen wie wir nicht dazu in der Lage sind, die Vergangenheit zu ändern, kämpfe ich für die Zukunft. Und glaube mir, sie ist besser, als es vielleicht den Anschein hat. Ich habe nach all der Zeit endlich deinen Vater getroffen, Feynel. Frin Wilari. Er sucht wie besessen nach dir.« Xerrx lächelte intensiver, wie Feynel nach einem Blick zu ihm erkannte. Danach veränderte sich das Bild – es wurde breiter. Eine weitere Person erschien neben Xerrx.

»Ich soll einfach da hinein reden?«, fragte eine tiefe, schwach akzentuierte Stimme.

»Ja. Ich zeichne eine Videobotschaft für deinen Sohn auf. Rein technisch gesehen …«

»Okay, hab schon verstanden«, unterbrach der Ellianer mit dem kantigen Gesicht den Androiden.

Feynels Herz raste. Sein Hals war ausgetrocknet. Tränen liefen haltlos seine Wangen hinab – und das schon zum zweiten Mal an einem Tag nach so vielen Jahren. Die Person dort über seinem Kopf war tatsächlich niemand anderes als Frin Wilari, wie er soeben erfahren hatte. Sein Vater. Das war wirklich …

»Ich finde diese Form der Konversation seltsam – so ins Leere zu sprechen. Dennoch hoffe ich, dass du die Nachricht eines Tages erhältst, mein S-So…« Frin brach ab, wurde von seinen Emotionen übermannt und blickte an einen Punkt, den Feynel nicht sehen konnte. Danach räusperte er sich und konzentrierte sich wieder auf die Kamera. Er strich sich das dunkle Haar aus der Stirn, das von vereinzelten hellen Strähnen durchzogen war. Er wirkte gequält. Xerrx verschwand nach einem kontrollierenden Blick auf Frin aus dem Bild.

»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll … Ich …« Frin ließ den Kopf hängen, schüttelte ihn und atmete angestrengt aus. Seine Eckzähne waren deutlich ausgeprägter als Feynels, die Augen dunkler. Feynel wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Seine freie Hand umklammerte den roten Diamanten um seinen Hals.

»Hör zu, Feynel. Ich wusste damals nicht, dass dich deine Mutter an einen Ort schicken würde, von dem du niemals zu mir zurückkehrst. Glaub mir, hätte sie mich darüber unterrichtet, hätte ich das niemals zugelassen.« Entschlossenheit sprühte nun wieder aus den Augen seines Vaters. »Wir haben deswegen heftig gestritten, und ich habe sie daraufhin verlassen. Sie wollte mir einfach nicht sagen, wo du bist. Und Xerrx war verschwunden … Es geriet alles außer Kontrolle – nicht nur wegen des Angriffs damals und den Wunden, die meine Kolonie auf Ellia zu lecken hatte. Aber dann sah ich dich eines Tages in den Nachrichten, mein Sohn.«

Feynel lächelte und schniefte. Jetzt hatte er es gesagt – ohne Probleme. Hatte ihn seinen Sohn genannt. Jemand hatte ihn tatsächlich als Sohn bezeichnet. Nein, nicht jemand: sein Vater. Frin Wilari.

»Ich weiß, es ist dafür viel zu spät, doch ich garantiere dir: Ich habe dich niemals vergessen. Nie. Kein Tag ist in all diesen Jahren – siebzehn, um genau zu sein – vergangen, an dem ich nicht versucht habe, zu dir zu stoßen. Aber das Universum ist groß, und du … du bist …« Abermals fehlten dem Ellianer die Worte. Er schüttelte wieder den Kopf und sah dann zu Xerrx, der sich außerhalb der Aufnahme befand. »Wird er diese Nachricht je erhalten?«

»Ich werde alles in meiner Macht Stehende dafür tun«, erklang die Antwort aus dem Nichts. Frin nickte langsam und blickte wieder in die Kamera. »Gut, dann mache ich es kurz und schmerzlos.« Feynels Vater straffte seine Schultern. Er wirkte bullig und muskulös. Ein wahres Abbild eines Ellianers.

»Hör zu, Feynel. Xerrx ist ein Freund. Ein Licht in der Dunkelheit, auf das ich nicht mehr zu hoffen gewagt habe, als er zu mir nach Sinstra kam. Ich glaubte, nach meiner Notlandung auf diesem düsteren, tristen Planeten versagt zu haben. Senatsmitglied Eric McNold von der Erde hat uns beide verfolgt – Xerrx und mich. Er hat meinen Gleiter zerstört. In der Finsternis des Waldes sah ich mich bereits scheitern. Mein Ziel, dich zu finden, schien nicht mehr erreichbar. Ich versteckte mich vor dem Mann, der mich entgegen seines Auftrags vom intergalaktischen Rat tatsächlich exekutieren wollte. Meine Bruchlandung hatte mich noch dazu schwer verletzt.«

Frin zog seine Augenbrauen mürrisch zusammen. »Xerrx war es, der mich vor ihm rettete. Wir wissen zwar nicht zu hundert Prozent, was sich der Rat noch hätte einfallen lassen, um uns endlich zu schnappen, oder welche Privilegien er McNold zusätzlich verliehen hatte, doch …« Frin schien sich einen Moment lang zu sammeln, dann fuhr er fort. »Die logische Konsequenz seiner Jagd auf uns war, dass er eines Tages auch hinter dir her sein würde. Es vielleicht schon war. Und das konnte ich nicht zulassen. Auch wenn dir nicht klar ist, welche Bedeutung wir haben: du, Xerrx, ich, deine Mutter – wir alle. Aber darüber berichte ich dir lieber persönlich. Wir können nicht wissen, ob diese Nachricht wirklich nur dich erreicht.«

Feynel beruhigte sich allmählich wieder. Er hing aufmerksam an den Lippen seines Vaters, wollte kein Wort von ihm versäumen. Frin wirkte ebenfalls wieder gefasster. Das gab Feynel Kraft.

»Wie auch immer. Eric McNold ist tot. Wir hatten keine andere Wahl. Er ist kein Dorn des Rats mehr, der in unserem Fleisch steckt. Schon gar nicht, da er …« Frin presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und entschied sich offensichtlich dafür, den Inhalt des Satzes in eine andere Richtung zu lenken. »Vielleicht mag es dir gleichgültig sein – ich würde verstehen, wenn es so ist –, doch bitte, glaub mir, wenn ich dir sage, dass meine Gedanken … Ich meine, als ich dort im Wald lag und dachte, an meinen Verletzungen sterben zu müssen … Dass ich … Ich habe nur an dich gedacht, mein Junge. Daran, dich zu finden. McNold ist keine Gefahr mehr für dich. Und ich … ich bin endlich so nah.« Sein Vater atmete schwer aus. Dann lächelte er. Er lächelte Feynel tatsächlich an – ob Hologramm aus der Vergangenheit oder nicht, er lächelte. Für ihn.

»Aber ich muss mich gedulden. Und wenn du das hier siehst, ist Xerrx verloren.« Frins Tonlage wurde um etliches dunkler. »Ich werde von nun an wieder auf mich gestellt sein. Muss aus den Schatten operieren. Xerrx wird dir jedenfalls eine Kontaktmöglichkeit sowie Koordinaten auf diesem Chip hinterlassen, die zu jemandem aus dem Senat führen, dessen Namen ich aus Sicherheitsgründen nicht nenne, den du jedoch kennst. Kontaktiere diese Person, und sie wird dir weiterhelfen; ein Dach über dem Kopf sowie eine Option bieten, auf mich zu warten, bis ich dich endlich selbst treffen kann.«

Frin wurde merklich ernst. »Verzeih mir, dass ich dich nicht persönlich von diesem lausigen Asteroiden holen kann, Feynel. Ich würde dich damit nur in Gefahr bringen.« Nach einer kurzen Pause lächelte er plötzlich so aufmunternd, wie Feynel es von sich selbst kannte. Feynels Herz flatterte ob dieser Gemeinsamkeit.

»Ich hab noch zu viel zu klären. Du wärst im Moment nicht sicher bei mir.« Nach diesen Worten sah er einige lange Sekunden in die Kamera. »Pass auf dich auf, mein Sohn.« Frin verschwand aus der Aufzeichnung, dafür tauchte Xerrx wieder auf. Auch der Androide lächelte, seine Augen wirkten allerdings emotionslos.

»Das sind meine letzten Worte an dich, Feynel: Tut mir leid, wenn ich dich ernsthaft verletzt habe, aber wir mussten es glaubhaft gestalten, sonst hätten sie unseren Betrug entlarvt. Mein Opfer ist letztlich alles, was ich für dich tun kann, um das wiedergutzumachen, was ich dir damals angetan habe. Trauert nicht um mich, weder dein Vater noch du. Lebe wohl, tapferer Junge.« Damit endete die Aufnahme. Die flackernde Projektion über ihren Köpfen verschwand. Feynel sah aufgeregt zu Kavin, der blinzelte und das Fach an seinem Unterarm wieder schloss. Den Datenspeicherträger ließ er im Inneren seines Armes stecken.

»Ist da noch mehr?«, fragte Feynel hoffend.

»Negativ. Allerdings habe ich bereits während der Nachricht die Koordinaten zu der Person aus dem Senat in meinen Speicher eingelesen. Soll ich einen Kontaktversuch starten?«

Feynel schüttelte den Kopf und wischte sich noch einmal über die nassen Augen. »Nein. Eines nach dem anderen. Warten wir mal, bis Nym’quar kommt und uns offiziell die Freiheit bestätigt.«

»In Ordnung.« Kavin legte den Kopf schief und zog seine Augenbrauen zusammen. »Ist alles in Ordnung, Fey?«

Feynel lächelte sachte. »Ich freue mich, endlich meinen Vater gesehen und seine Stimme gehört zu haben. Davon habe ich so lange geträumt. Dennoch muss ich das alles erst verdauen – realisieren, was er mir erzählt hat.«

»Das ist verständlich.«

»Ich meine, dass wirklich meine Mutter schuld an allem ist … Dass sie Xerrx befohlen hat, mich auf Sekpton auszusetzen.« Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, wer sie ist. Weder Xerrx noch mein Vater haben ein klärendes Wort über sie verloren. Außerdem scheint sie … Ich weiß auch nicht.« Schwer seufzend ließ er die Schultern hängen und blickte zu Boden. »Warum hat sie das getan? Wie kann man nur so grausam und egoistisch zu seinem eigenen Kind sein? Das ist kaltherzig!«

Kavin blinzelte flüchtig. »Unsere Perspektiven sind subjektiv, Fey. Sogar meine künstlich entwickelte. Wer weiß, was sie damals dazu bewegt hat, so zu handeln.«

Feynel blickte ihn düster an. »Was soll das wieder heißen? Nimmst du sie etwa in Schutz?«

»Ganz und gar nicht. Ich möchte bloß nicht, dass du dich von Vergangenem, das du nicht ändern kannst, kontrollieren lässt.«

Die anfängliche Ergriffenheit darüber, endlich den Grund für den fatalen Umschwung in seinem Leben erfahren zu haben, wich einer zermalmenden Enttäuschung, die sich unerbittlich in Feynels Brust fraß. »Sie hätte mich einfach bei meinem Vater lassen können … All die Jahre dachte ich, meine Eltern empfänden mich beide als wertlos. Dabei hat mein Vater stets nach mir gesucht. All diese verfluchten Jahre!« Erneut stauten sich Tränen in seinen Augen.

Der Androide blieb regungslos. »Reg dich bitte nicht noch mehr auf. Heute hast du bereits zu viel durchgemacht.«

»Ich soll mich nicht aufregen?« Aus einem Impuls heraus stand er auf und ballte seine Finger zu Fäusten. Wieder entwichen seinen Augen Tränen, die er hatte unterdrücken wollen. Feynel ärgerte sich darüber. »Alles hätte so anders sein können! Hätte Vater mich früher gefunden, hätte er mich vielleicht sogar zusammen mit Ollvya von dieser Dreckskugel von Planeten holen können. Aber sie ist tot – so lange schon! Und ich …« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich hab mich prostituieren müssen, wurde gebrandmarkt und wie wertloser Dreck behandelt. Wie ein Gegenstand, ein …« Weitere Tränen purzelten auf seine Brust. Seine Fäuste zitterten intensiver. »Ich hasse alles so sehr.«

»Ich verstehe dich, Fey. Das Leben war noch nie fair, doch niemand kann ändern, was geschehen ist. Immerhin hatten wir in den letzten neun Jahren so etwas wie einen geregelten Alltag. Haben das Beste aus dem gemacht, was wir hatten.« Kavin stand auf und kam vorsichtig auf ihn zu. »Es bringt nichts, sich an Dinge zu klammern, die man nicht ändern kann, Fey. Hätte, wäre … Es ist zwecklos. Wir sind – das hast du mir doch mal so berührend beigebracht. Dich an Möglichkeiten zu klammern, die niemals eingetroffen sind und es vielleicht in einem anderen Leben wären, verletzt dich doch nur noch mehr, als es ohnehin bereits der Fall ist.«

Einige Augenblicke lang herrschte Stille zwischen ihnen. Feynel war es leid, zu weinen. Seine Gefühle und alles, was er heute erfahren hatte, übermannten ihn unkontrolliert. Er fühlte sich wie ein schutzbedürftiges Kind. »Es wäre so schön gewesen, wenn alles anders gekommen wäre. Für mich und für meinen Vater. Für Xerrx …«, flüsterte er.

Kavin versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. »Und doch wären wir beide uns dann nie begegnet. Du hast dafür gesorgt, dass ich eigenhändig meine Programmierung ändere. Es mag dir vielleicht nicht bewusst sein, aber ich bin dir sehr dankbar für deine Freundschaft. Sie hat meine Existenz grundlegend verändert – ihr mehr Sinn gegeben als lediglich den, einfach nur der Diener anderer zu sein.«

Feynel wusste nicht, was er sagen sollte. Kavins Worte berührten ihn in seinem aufgewühlten Zustand. Er presste seine Lippen aufeinander, versuchte stark zu sein, aber versagte. Aus einem Impuls heraus machte er einen Schritt auf Kavin zu und umarmte ihn fest. Der Androide schien zuerst nicht zu begreifen, was er tun sollte, legte dann jedoch ebenfalls sachte seine Arme um Feynel.

»Ich bin auch froh, dich zu haben, Kavin.«

»Alles wird gut, Fey. Ganz sicher.«

Feynel weinte nicht lange an der Brust der Maschine, aber die Zeit, die er es tat, war befreiend. Sie gab ihm Kraft, wieder Fuß zu fassen. Dafür bereit zu sein, dass sie beide schon bald keine Sklaven mehr sein würden.

Nie wieder.

Kapitel 19

Intergalaktische Standardzeitrechnung: … 7 … 2 … Fehler im System. Zeitberechnung unklar.

Moira, Ratskreuzer in der Nähe von Gehlia, Hauptplanet der Intergalaktischen Ordnung

Als Feynel zu sich kam, fand er sich in einem kleinen Raum wieder. Sein Oberkörper hatte während seiner Ohnmacht schlaff auf dem Tisch vor ihm gelegen. Seine Hände waren mit primitiven, weißen Handschellen gefesselt. Aus einem undefinierbaren Grund schien die Zeit für ihn stillzustehen, als er einfach nur dasaß und sich umblickte. Es gab keine Fenster, nur eine Kamera in einer Ecke des Raumes, die demonstrativ blinkte und auf ihn gerichtet war.

Feynel zog an den Handschellen, die sich keinen Millimeter rührten. Die Verletzung an seinem Oberarm spannte etwas, tat aber nicht weh. Scheinbar hatte man die Streifschusswunde betäubt. Schwer ausatmend lehnte er sich in den Stuhl zurück und wartete. Es handelte sich eindeutig um einen Verhörraum. Dass sie ihn gefesselt hatten, lag wohl nur daran, dass er zu den Verborgenen gehörte, die wiederum die Feinde des intergalaktischen Rats waren. Aber er hatte nun einmal einen Deal ausgehandelt. Hoffentlich hatte die Botschafterin ihr Wort gehalten und Captain Ghilarian mit der restlichen Crew der Fessellos von der Todesschlaf ziehen lassen.

Feynel erinnerte sich wieder an die Bilder, die er während Thandalenia Lintines Berührung vor seiner Bewusstlosigkeit gesehen hatte. Gerade als er dabei war, diese in seinem Gedächtnispalast erneut abzuspielen, um sie genauer zu betrachten, öffnete sich zischend das Schott. Sofort verdrängte er das Bild seines Vaters mit ihm selbst als Baby in dessen Armen, um sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Der Satz Du bist ein egoistisches und herzloses Monster klang ihm noch seltsam in den Ohren nach.