Androiden 4: Willkommen in Menschenstadt - Jacqueline Mayerhofer - E-Book

Androiden 4: Willkommen in Menschenstadt E-Book

Jacqueline Mayerhofer

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2083 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit elf Jahren leben die Bewohner der Milchstraße in einer Phase relativer Ruhe. Zwischen den Sternenreichen herrscht Frieden, doch unter der Oberfläche brodeln die Konflikte weiter. Das zeigt sich, als die Föderation Normon zu zerbrechen droht. Der demokratische Planetenbund, der vor Jahrtausenden von Menschen begründet worden ist, steht vor einem Bürgerkrieg. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky brechen auf, um zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln. Recht früh gerät Rhodan in Gefangenschaft. Dabei erfährt er, dass die Angriffe der Roboter mit seiner eigenen Vergangenheit verbunden sind – ein Schock für den Terraner. Es gelingt Rhodan und seinen Gefährten, mithilfe eines fremden Raumschiffs auf eine lange Reise zu gehen. An ihrem Ende, so hofft er, weiß er mehr über die Roboter. Zuerst benötigt er allerdings die Erkenntnisse der mysteriösen MENSCHENSTADT ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 4

Willkommen in Menschenstadt

Sie folgen einer Spur – und werden mit der Wahrheit konfrontiert

Jacqueline Mayerhofer

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Ungelöste Fälle

2. Auf der langen Reise

3. Ein bunter Strauß an Verschwörungen

4. Willkommen in Menschenstadt

5. Der Fremde in der Klinik

6. Die verbotene Zone

7. Auf Stradams Spur

8. Philips sieht

9. Treibjagd

10. Gastfreunde

11. Der Schleier

12. Der Preis der Freiheit

Impressum

Wir schreiben das Jahr 2083 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit elf Jahren leben die Bewohner der Milchstraße in einer Phase relativer Ruhe. Zwischen den Sternenreichen herrscht Frieden, doch unter der Oberfläche brodeln die Konflikte weiter.

Das zeigt sich, als die Föderation Normon zu zerbrechen droht. Der demokratische Planetenbund, der vor Jahrtausenden von Menschen begründet worden ist, steht vor einem Bürgerkrieg. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky brechen auf, um zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln.

Recht früh gerät Rhodan in Gefangenschaft. Dabei erfährt er, dass die Angriffe der Roboter mit seiner eigenen Vergangenheit verbunden sind – ein Schock für den Terraner. Es gelingt Rhodan und seinen Gefährten, mithilfe eines fremden Raumschiffs auf eine lange Reise zu gehen. An ihrem Ende, so hofft er, weiß er mehr über die Roboter. Zuerst benötigt er allerdings die Erkenntnisse der mysteriösen MENSCHENSTADT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Anbel Philips – Die Polizistin mag keine Verschwörungen und ist selbst Teil einer.

Perry Rhodan – Der Terraner erkundet eine Stadt der Menschen.

Jerome Tipton – Der ehemalige Polizist mag Verschwörungen und versucht eine zu beenden.

Gucky

1.

Ungelöste Fälle

Zusammenstöße waren selten. Die Luftstraßen waren so gut angelegt und durch Hologrammschaltungen strukturiert, dass Anbel Philips für gewöhnlich keinen Gedanken an Unfälle verschwendete.

Umso auffälliger war es, dass zwei Gleiter soeben vor ihrem Wohnungsfenster beinahe zusammengeprallt wären, hätte einer davon nicht rechtzeitig an Höhe verloren. Ein waghalsiges Unterfangen, bedachte man, dass der Antrieb dafür kurzzeitig ausgeschaltet werden musste.

Philips hob anerkennend die Augenbrauen, während sie am Fenster stand und hinaus auf Menschenstadt blickte. Das stete Treiben innerhalb der Metropole war für sie wie der pulsierende Herzschlag des Lebens. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemals woanders zu sein – und wollte es auch gar nicht.

Sie schaltete ihr Trivid-Gerät ein. Wenigstens an ihrem freien Tag wollte sie sich von den erschreckenden Fällen ablenken, die den Rest ihrer Woche als Polizeiermittlerin ausfüllten.

Natürlich meldete sich prompt ihr Multikom-Armband. Philips nahm das Gespräch an. Kurz darauf formte sich ein ungefähr dreißig Zentimeter großes Hologramm ihres Vorgesetzten vor ihr.

»Anbel! Schön, dass ich dich erreiche«, begrüßte sie Thedor Polski. »Und es tut mir echt leid, dass ich dich störe! Aber wir haben einen seltsamen Fall reinbekommen. Ich hätte gerne, dass du dich darum kümmerst. Du magst doch Herausforderungen.«

Polski und Philips arbeiteten seit Jahren zusammen. Er wusste, wie er sie locken konnte. »Was genau verstehst du unter seltsam?«

»Ich lasse dir gleich sämtliche Infos zukommen, ja? Mach dir solang Gedanken darüber, welche Möglichkeiten es gibt, Menschen in Brand zu stecken.«

»Menschen in ...« Das klang wirklich seltsam.

»Nicht du!«, beruhigte Polski sie. »Details später! Denk dich schon mal warm!«

Er hatte sie am Haken, natürlich. »Also gut. Schick mir alles, was du hast, dann mach ich mich auf den Weg.«

»Ich wusste doch, dass ich auf dich zählen kann!« Polski grinste breit, ehe er die Verbindung beendete.

Philips schmunzelte, während sie in Jeans, Bluse und ihren blutroten Lieblings-Trenchcoat schlüpfte. Was Lizzi dazu sagen würde, wenn sie erfuhr, dass Philips wieder Überstunden schob? Nun, sie musste es ja nicht erfahren.

Ihre Freundin lag ihr oft genug in den Ohren, nicht ständig gedanklich bei der Arbeit zu sein. Aber was sollte Philips dagegen tun? Sie war Ermittlerin aus Leidenschaft. Beschäftigte sich vorzugsweise mit Rationalität, ging Hinweisen nach und liebte es, komplexe Zusammenhänge zu durchdringen. Sinnlose Trivid-Sendungen zu schauen, war manchmal ganz angenehm. Aber wenn jemand Menschen anzündete, war das wichtiger. Egal wie erschreckend der Fall war und welche Albträume er ihr bescheren würde.

*

Der Weg führte Philips in die Nähe des Regierungsviertels. Der Tatort befand sich in einem abgesperrten Gebiet, das seit ein paar Wochen saniert wurde. Normalerweise wurde die Seitengasse gern genutzt, um eine der beliebtesten Einkaufspassagen vom Zentrum aus zu erreichen. Im Moment hatte dort aber niemand etwas verloren. Die Baustelle umfasste einen Teil des Vorplatzes, auf dem Gleiter parkten oder in die Luftstraßen abhoben.

Schon von Weitem analysierte Philips die Lage. Einige Polizisten standen um eine Stelle versammelt, die von auffällig neonfarbenen Holoabsperrungen vor unwillkommenen Besuchern abgeschirmt wurde.

Als sie näher kam, eilte ihr ein Kollege – er musste neu sein, sie kannte das Gesicht nicht – entgegen. »Philips! Schön, dass du es so schnell einrichten konntest.«

Sie nickte ihm zu. »Hatte nichts Besseres zu tun.«

Sie durchquerte die Absperrung und ging zu den restlichen Kollegen. Noch bevor sie einen Blick auf die Leiche werfen konnte, vor der die Polizisten versammelt standen, sah sie bereits das erste Problem der Untersuchung: Jerome Tipton – ein pensionierter Ermittler, der mit seinen 132 Jahren immer noch nicht genug von der Arbeit hatte. Ein absoluter Spinner. Er diskutierte in diesem Moment mit einem Streifenpolizisten, der den Tatort sicherte.

Philips unterdrückte den Impuls, die Augen zu verdrehen. Dass der schräge Vogel ständig allein unterwegs war, da ihn niemand länger als ein paar Minuten ertrug, wunderte sie nicht.

»Was tut der hier?«, fragte sie an den Neuling gewandt.

Sichtbar nervös blickte der Polizist zwischen ihr und Tipton hin und her – und erbleichte. Zumindest schien es für Philips so. »Ist der schon wieder da? Er war schon hier, kurz nachdem wir ankamen. Wir wollten ihn loswerden, aber du weißt ja, wie er ist. Wie eine Klette.«

Philips murrte. An Durchsetzungsvermögen hatte es den meisten ihrer Kollegen immer gefehlt. Sie beschloss, den pensionierten Ermittler vorerst zu ignorieren und sich auf den Tatort zu konzentrieren.

Sie stellte sich neben eine Polizistin, die vor der Leiche kniete, und betrachtete über deren Schulter hinweg das Opfer. Kopf und Brustkorb des Toten waren vollkommen verbrannt, der Rest des Körpers jedoch unversehrt. Für einen Tod durch Thermostrahler wirkten das Gewebe nicht stark genug beschädigt und die Wundränder nicht scharf genug abgegrenzt. Es sah eher nach einem normalen Feuer aus, das einen Teil des Körpers erfasst hatte – aber sonst nichts in der Umgebung.

Polskis Andeutung erschien ihr mit einem Mal logischer. Aber was konnte zu solch einem Tod geführt haben?

»Irre, nicht wahr?«, fragte die Polizistin, die sich soeben erhob und sich erschöpft durch das Haar fuhr.

Philips lächelte. »Nur, solang wir die Ursache nicht herausgefunden haben.«

Sie tastete die Umgebung mit Blicken ab. Die Leiche befand sich in verrenkter Haltung hinter einem Wandgerüst, das mit einer Plane zugedeckt gewesen war. Wie lange sie hier schon gelegen hatte? Philips vermutete, dass es schon etwas her sein musste. Seltsam war, dass es keine sichtbaren Hinweise gab, was den Mann getötet haben konnte. Lediglich der verbrannte Kopf und Oberkörper. Wie konnte das sein?

Philips aktivierte die Analysefunktion ihres Scanners, den sie jederzeit bei sich trug, und richtete ihn auf den Toten aus. Sie bekam Hinweise zur Person, aber nichts, was ihren Zustand erklärt hätte. Zumindest wusste sie nun, dass es sich um einen gewissen Mar Edor handelte.

Sie klickte das Gerät zurück an den Gürtel, kniete sich zu Edor hinunter und betrachtete die Backsteinmauer hinter der Leiche. Wieder nichts. Es war alles in Ordnung, nichts deutete auf einen Mord hin – weder Blut, Einschlaglöcher noch offensichtliche Feuerspuren. Sie stand wieder auf, ging um die Leiche herum und quetschte sich zwischen die Stangen des Wandgerüsts, um näher heranzukommen.

Waren das Rußspuren an der Mauer? Wieso waren sie so weit über dem Toten? Immerhin war nun klar, dass er hier sein Ende gefunden haben musste. Doch wie und warum war er in Flammen aufgegangen?

Hier fehlt etwas. Kann es sein, dass ..., grübelte sie. Ruckartig drehte sie sich um. Tipton diskutierte immer noch mit dem Polizisten. Bisher hatte Philips dem Gezeter kein Gehör geschenkt, doch nun galt dem pensionierten Ermittler all ihre Aufmerksamkeit.

»Jerome Tipton. Hast du nichts Besseres zu tun, als dich in meinen Fall einzumischen?«, warf sie ihm an den Kopf, als sie auf den Mann zuging.

Tipton hielt mitten im Gespräch inne und schaute zu ihr. Sofort ließ er den irritiert wirkenden Polizisten stehen und eilte ihr entgegen. »Anbel Philips!«

»Schön, da wir unsere Namen nun genannt haben, zurück zu meiner Frage: Was machst du hier?«

»Kein Grund, gleich so schnippisch zu sein, meine Liebe«, erwiderte Tipton und kratzte sich nachdenklich über den Bart. »Ich bin ebenfalls an einer Sache dran. Da unsere Fälle sich überschneiden, wollte ich ...«

»Was, dich in meine Ermittlungen einmischen?«, unterbrach ihn Philips.

Der Pensionierte gestikulierte wild. »Nein! Ich meine ja. Es ist doch so offensichtlich, Philips.«

»Das ist es für dich immer. Für mich nicht. Wovon redest du?«

»Kommst du wirklich nicht drauf?« Tipton hetzte mit einem Mal zu der Leiche.

Lass dich bloß nicht von ihm provozieren. Entgegen ihrem eigenen Rat verlor sie die Geduld – was mit daran lag, dass er sich derart selbstverständlich an einem Tatort herumtrieb, an dem er nichts verloren hatte. »Spuck's aus!«

Tipton bedachte sie mit einem mitleidvollen Blick. »Ich dachte, wir schwimmen auf einer Wellenlänge. Dass du es sofort erahnen würdest. Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu, Philips.«

Nun verdrehte sie doch die Augen. »Welche Spinnerei hast du diesmal ausgebrütet, Tipton? Hat sich Mar Edor deiner Meinung nach aus einer Laune heraus selbst angezündet?« Philips musterte ihren Ex-Kollegen grimmig.

»Nicht ganz, aber du bist auf der richtigen Spur.« Der Pensionierte lächelte mit einem Mal väterlich. »Dachte ich es mir doch.«

»Was?«, fragte sie ungläubig.

»Es deutet auf spontane menschliche Selbstentzündung hin.«

»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Philips schüttelte den Kopf. »Wieso unterhalte ich mich eigentlich mit dir?«

Tipton runzelte gekränkt die Stirn. »Wie willst du es sonst erklären?«

»Das wirst du gleich sehen.«

Da Philips sich der Blicke ihrer Kollegen bewusst war, beschloss sie, alles noch einmal durchzugehen. Dass die unversehrte Umgebung und die verbrannten Körperteile – während der Rest unangetastet geblieben war – zu der Theorie der spontanen Selbstentzündung passten, ärgerte sie. Das bestätigte Tipton nur in seinem Wahnsinn. Da interessierte ihn die Tatsache wenig, dass es bei solchen Fällen bisher immer naturwissenschaftlich vernünftige Erklärungen gegeben hatte. Es war ihr ein Anliegen, ihm das auch bei diesem Fall zu beweisen, ganz abgesehen davon, dass sie das Verbrechen aufklären wollte.

Philips suchte die einzelnen Etagen des Wandgerüsts ab. Staub rieselte ihr ins Gesicht und brachte sie zum Niesen. Sie blies ihn beiseite und streckte sich, wühlte sich durch Werkzeug, diverse Ölbehälter und ... Moment. Was war das? Eine Aufbewahrungsbox! Philips versuchte nach ihr zu greifen, doch sie lag eine Handbreit außerhalb ihrer Reichweite.

Missmutig wandte sie sich Tipton zu, der neben ihr stand und sie schweigsam beobachtete. »Kannst du mir bitte zur Hand gehen, wenn du dich schon an meinem Tatort rumtreibst?«

Tipton blinzelte, als wäre er soeben aus einem Traum erwacht, der ihn irritierte. »Ja, natürlich.« Er folgte ihrem Fingerzeig und streckte sich. Mit Erfolg.

»Vielen Dank.« Philips nahm ihm die Aufbewahrungsbox aus der Hand und öffnete sie. »Hier fehlt ein Schneidbrenner! Vielleicht war das die Mordwaffe!« Enttäuschung erfasste sie. Es war eine fast zu einfache Erklärung für ein vielversprechendes Rätsel.

Der pensionierte Ermittler seufzte. »Nein, ist er nicht.« Er griff in seine Manteltasche und beförderte das gesuchte Werkzeug zutage. »Hier.«

Philips betrachtete ihn fassungslos. »Hast du den vom Tatort entnommen?«

»Ja, vorhin. Lag auf der untersten Etage des Gerüsts.« Er klang, als handelte es sich um das Selbstverständlichste der Welt. »Hättest du ihn unberück...«

Da brach die Wut aus ihr heraus. »Was hast du dir dabei gedacht?«, schnauzte sie ihn an. »Du kontaminierst einen Tatort! Ein schöner Ermittler bist du, Tipton.«

Grob riss sie ihm den Schneidbrenner aus der Hand. Im Gegensatz zu ihm trug sie Handschuhe, um die späteren Analyseergebnisse nicht zu verfälschen. Was hatte den Kerl bloß geritten, die Mordwaffe einzustecken?

Wieso mache ich mir überhaupt Gedanken über die Taten eines Schwachsinnigen? Philips atmete angestrengt aus und ging zu dem Neuling, mit dem sie zuvor geredet hatte. »Tüte diese beiden Gegenstände bitte ein. Es sind Beweismittel.«

Obwohl sichtbar verwundert, folgte er ihrer Bitte. »Natürlich, Philips!«

Da trat Tipton wieder an ihre Seite. »Was sollen das für Beweismittel sein?«

Philips betrachtete ihn nicht, während sie antwortete. »Der Schneidbrenner lag in der Nähe des Opfers, bevor du ihn sinnfreierweise entwendet hast. Von wegen, spontane menschliche Selbstentzündung. Wir haben hier einen klassischen Fall von Dochteffekt.«

Sie deutete auf den Toten und gab das Wissen preis, das sie sich nach Polskis Hinweis auf dem Weg zum Tatort angeeignet hatte. Sie sprach weiter. »Bei den Sanierungsarbeiten wird sich Edor mit jenem Leinöl bekleckert haben, das dort auf dem Gerüst steht. Das wird sich dank der Hitze des Schneidbrenners entzündet haben. Das Unterhaut-Fettgewebe hat die Flamme genährt. Das gesamte Fett in der Nähe des Brandpunkts hat sich verflüssigt und ist im Umfeld der heißen Brandstelle ausgetreten. Deshalb ist nur ein kleiner Teil des Körpers verbrannt.«

Philips verschränkte die Arme vor der Brust. »Dass er hinter einer Plane versteckt lag, sorgte für die entsprechende Wärmeisolation. Ich gehe somit von einem bizarren Unfall aus. Oder von einem Mord, den jemand mithilfe dieses Dochteffekts zu vertuschen versucht hat. Weiteres werden die Obduktionsergebnisse liefern.«

Philips' Kollegen wirkten zufrieden, der Neuling applaudierte sogar.

Sie lächelte entspannt. »Vorerst betrachte ich das Rätsel als gelöst.« Gerade als sie sich auf den Weg machen wollte, um den Rest mit den Polizisten zu besprechen, stellte sich ihr Tipton in die Quere.

»Das kann ich nicht gelten lassen!«, begehrte er auf.

Philips betrachtete ihn amüsiert. »Und wieso nicht?«

»Weil es sich um keinen Einzelfall handelt«, antwortete der alte Ermittler. »Innerhalb des letzten halben Jahres gab es drei weitere Fälle von spontaner Selbstentzündung. Wie soll eine Häufung solcher unerklärlichen Phänomene Zufall sein? Ich bin an der Sache schon länger dran!«

Drei weitere Tote? Wieso hatte Philips davon nichts erfahren? Das war in der Tat auffällig. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür war wohl tatsächlich ein Täter, der seine Morde auf diese Weise entweder vertuschen oder damit seine Visitenkarte hinterlassen wollte.

Bemüht unbeeindruckt fragte sie Tipton: »Wie lauten die Namen der Opfer?«

Später würde sie selbst recherchieren. Tipton neigte zu Übertreibungen. Zudem wollte sie ihm nicht die Genugtuung geben, sich in seinem eigenwilligen Handeln bestätigt zu fühlen.

»Oliver Grundharm, Astah Doring und Fukumi Dadori«, kam die Antwort wie aus dem Strahler geschossen.

»Danke.« Philips wandte sich ab, doch wieder stellte sich Tipton vor sie. »Das ist noch nicht alles! Die drei waren einer großen Sache auf der Spur, die jemand vertuschen wollte.«

Sie hielt inne.

»Einer Verschwörung innerhalb der Regierung!«, beeilte sich Tipton zu sagen. »Sie täuschen uns, Philips. Jeder, der einen Hauch davon mitbekommt, wird ausgeschaltet.« Energisch schüttelte er den Kopf. »Würde mich nicht wundern, wenn du oder ich auch bald auf der Liste stehen.«

Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, konzentrierte sie sich auf die Kollegin, die sie zuvor bei der Leiche getroffen hatte. »Bringt ihn bitte vom Tatort weg. Er kontaminiert Spuren.«

»Nein! Ich habe mir das nicht ausgedacht«, ereiferte sich der Ermittler. »Ich kann beweisen, dass die Regierung dahintersteckt!«

Philips hatte keinen Grund, zu verbergen, wie überdrüssig sie Tiptons unsinniger Verschwörungstheorien mittlerweile war. »Entfernt ihn. Er hat hier nichts zu suchen.«

*

Tiptons Notizen

Der Hüter der Menschheit

Mindestens 22 Augenzeugenberichte unterschiedlicher Verlässlichkeit berichten über direkte Kontakte zum Hüter der Menschheit. Sein Raumschiff verharrt im Orbit. Ortbar ist es nicht, wobei unklar ist, ob wegen einer fortschrittlichen Tarnung oder weil alle Erkenntnisse dazu von staatlicher Stelle unterdrückt werden.

Ich habe unauffällig die Besatzung landender Schiffe befragt, doch die behaupten ebenfalls, nichts zu wissen. Verlässlich? Unklar. Wie so vieles auf dem Raumhafen.

Aussagekräftiger sind die Zeugenberichte. Übereinstimmend ist die Rede von hellen Lichtern, kurzer Bewusstlosigkeit, Erwachen auf Raumschiff. Details in den Schilderungen unterscheiden sich. Manche schildern den Hüter der Menschheit als Roboter, manche als achtarmigen Außerirdischen, andere bezeichnen das Raumschiff selbst als Hüter.

Wahrscheinlich: achtarmige extraterrestrische Spezies, erscheint manchmal in persona, manchmal entsendet sie technische Bedienstete.

Zeugen berichten teils von schmerzhaften medizinischen Untersuchungen, teils von Befragungen, teils von orgiastischen Erlebnissen. Vereinbarkeit der Schilderungen unklar. Intention des Hüters aufgrund der Datenbasis nicht zu vermuten.

Mehrere der ursprünglichen Zeugen durch Drogenfunde oder Bluttests als unzuverlässig diskreditiert. Untergeschoben? Oder Rauschzustände durch Behandlung des Hüters oder der Hüter verursacht?

Kein Muster erkennbar, wo und wonach der Hüter seine Gäste auswählt. Eigenrecherche deshalb schwierig.

Zwei Zeugen berichten von Prophezeiungen. Hüter berichtet, dass alle tausend Jahre eine Auswahl stattfindet. Prozess der Auswahl nicht genauer ausgeführt, aber nächste Auswahl steht angeblich bald (was bedeutet bald?) bevor. In diesem Fall kein Hinweis auf Drogen, allerdings gehören beide einem Weltuntergangskult an, der mir etwas suspekt erscheint.