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Fast 4000 Jahre in der Zukunft: Zwischen den Sternen der Milchstraße herrscht Frieden. Die Menschen leben auf Tausenden von Welten, pflegen gute Beziehungen zu ihren Nachbarn und arbeiten gemeinsam mit diesen an der Zukunft. Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Perry Rhodan um Hilfe. In ihrer Heimatgalaxis Ursa Minor läuft eine Invasion – die ebenso die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Parasiten übernehmen ganze Völker. Der Terraner macht sich ohne Zögern auf den Weg. In seiner Begleitung sind Dao-Lin-H'ay sowie Miro Teik, ein Haluter. Ihnen schließt sich die mysteriöse Stayn an. Gemeinsam sammeln sie in Ursa Minor erste Informationen und überstehen viele Gefahren. Aber sie können die Infiltration der Galaxis durch die Parasiten nicht aufhalten. Rhodan und sein kleines Team stehen mit dem Rücken zur Wand, ihre Lage ist verzweifelt. Der Terraner entwickelt einen riskanten Plan und beginnt den Kampf um Ursa Minor …
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2025
Nr. 9
Kampf um Ursa Minor
Die Kartanin und der Instinkttelepath – sie kommen der Dominanz gefährlich nahe
Jacqueline Mayerhofer
Heinrich Bauer Verlag KG, Hamburg
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Eine Schlacht von vielen
2. Mütter und Dominanzen
3. Auszeit
4. Hoffnungen und Enttäuschungen
5. Vorbei mit der Ruhepause
6. Meeting Point
7. Konflikte
8. Im Crosssystem
9. Schicksalhaftes Aufeinandertreffen
10. Eskalation
11. Verfolgungsjagd
12. Vorbei mit Gnade
13. Wir müssen reden
14. Ein Ende von vielen
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung – fast viertausend Jahre in der Zukunft herrscht Frieden in der Milchstraße.
Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Ihre Heimatgalaxis Ursa Minor wird von einer Invasion heimgesucht – die auch die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Parasiten übernehmen ganze Völker.
Perry Rhodan macht sich ohne Zögern auf den Weg. Ihm und Dao schließt sich die geheimnisvolle Stayn an. Unter großen Gefahren sammeln sie erste Informationen. Wie es aussieht, stehen die fremdartigen Vantani kurz davor, die gesamte Galaxis zu übernehmen – die Lage scheint aussichtslos zu sein.
Perry Rhodan und sein Team stehen mit dem Rücken zur Wand. Da entwickelt der Terraner einen riskanten Plan und beginnt den KAMPF UM URSA MINOR ...
Dao-Lin-H'ay – Die Kartanin sieht keine Rettung mehr für Ursa Minor.
Perry Rhodan – Der Terraner gibt die Hoffnung nicht auf.
Kantiran – Der Instinkttelepath sieht Nagetiere.
Darydom – Die Dominanz sieht keinen Sinn darin, zu verhandeln.
1.
Eine Schlacht von vielen
Pirm Sotterbec war verzweifelt.
Überall auf seiner Heimatwelt Sugurc tobten Kämpfe. Zwar unternahmen die Lambasten alles, um sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen, trotzdem musste Sotterbec hilflos dabei zusehen, wie seine Leute fremdbestimmt wurden, einer nach dem anderen.
Die Lambasten waren ein friedfertiges Volk, das die Raumfahrt erst vor wenigen Jahrzehnten für sich entdeckt hatte. Nicht eben die Speerspitze der Technologie von Ursa Minor. Trotzdem ein Ziel der Invasoren.
Sie nannten sich Vantani. Sie waren über sie gekommen wie Wasser in einem Regensturm.
Dabei waren die Lambasten, jedenfalls Sotterbecs Meinung nach, kein Volk, das sich für eine Übernahme eignete.
Sie waren quallenartige, ovale Geschöpfe mit einer Höhe von gut zwei Metern und einer Länge von drei. Mit langen, kräftigen Stelzenbeinen bewegten sie sich geschickt fort. Sie konnten enorme Geschwindigkeiten erreichen, je nach Lungenkapazität des Einzelnen.
Sugurc war ein Planet mit einem großen Anteil an Gewässern, zwei geschlossenen Eisflächen an den Polen und vielen Dschungeln auf dem Nordkontinent. Die meisten Lambasten lebten in Kommunen – sogenannten Becctracosten – zusammen. Manchmal unter der Erde, wo sie feste Nahrung zu sich nahmen und ruhten. Die meiste Zeit aber genossen sie es, in den Sonnenstrahlen zu baden und dabei ihren Energiespiegel aufzutanken.
Sie brauchten selten feste Nahrung, da ihnen das Licht genügte, um durch Fotosynthese Kohlendioxid und Wasser in ihren Körpern in Glukose umzuwandeln. Hatten sie davon genug, kamen sie wochenlang ohne etwas Essbares aus. Ihre beiden Mägen dienten als Notspeicher.
Zusammenhalt war den Lambasten am wichtigsten. Sie hatten vor vielen Generationen Clans innerhalb der großen Kommunen gegründet. Ein Lambaste allein überlebte nicht lange, wenn man ihn von seinen Artgenossen trennte. So hatten sie Jahrhunderte lang gelebt – primitiv, aber glücklich.
Bis eines Tages eine Delegation der Kartanin bei ihnen landete und ihnen die Raumfahrt nähergebracht hatte.
Ach was, nähergebracht! Gezeigt, dass es überhaupt geht! Und wie es geht!
Die pelzigen Wesen waren so ganz anders als sie – und doch hatten die Völker eine gemeinsame Basis gefunden, Verhandlungen geführt und Wissen ausgetauscht. Durch sie hatten die Lambasten erfahren, dass noch andere Völker in Ursa Minor existierten.
Es waren allen voran die Kartanin und Monchai, mit denen sie am meisten Handel trieben. Zwar nur in geringem Umfang, aber das reichte ihnen vollkommen. Da sich die Lambasten nicht für fortgeschrittene Technik interessierten, gaben sie sich damit zufrieden, zumindest die Raumfahrt zu beherrschen. Mehr brauchten und wollten sie nicht.
Trotzdem sind wir im Gegensatz zu Angehörigen anderer Völker immer noch rückständig und keinesfalls interessant genug, dass es sich lohnen würde, unsere Heimat zu erobern, dachte Sotterbec.
Was also wollten diese Fremden?
Er spürte, wie beim Gedanken an diese Frage seine Temperatur stieg. Seine sonst hellrote Haut färbte sich karmesinrot, wie er mit einem Blick auf seine Stelzenbeine bemerkte. Was wollen die Vantani von uns? Was versprechen sie sich davon, uns zu übernehmen?
Sein massiger Leib zitterte, ohne dass Sotterbec es verhindern konnte. Einer der Vantani hatte seinen Wirt sagen lassen, dass die Lambasten bloß Mittel zum Zweck wären. Bisher hatte sich Sotterbec nicht erklären können, was damit gemeint war. Die Vantani übernahmen sie, kontrollierten sie.
Wer Widerstand leistete, wurde getötet. Es schien den Fremden nicht darum zu gehen, die Stärksten oder Schnellsten unter ihnen zu finden. Sie gingen vollkommen unwillkürlich vor. Wen sie in ihre Fänge brachten, der wurde übernommen.
Dabei war es den Vantani egal, ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelte. Ob Männer oder Frauen – auch das schien unwichtig zu sein, da die Lambasten erst in ihrem 17. Lebensjahr Geschlechtsmerkmale entwickelten.
Sotterbec stellte die vielen spitzen Stacheln auf, die von seinem Kopfansatz nach hinten zum wulstigen Ende reichten. Die Kämpfe auf Sugurc nahmen Züge eines Massakers an. Bloß dass es statt unzähliger Toter mehr und mehr Übernommene gab.
Selbst er, der Erste Antreiber auf der zivilen Raumstation LASCOALE, war machtlos. Er konnte nichts an den schrecklichen Ereignissen ändern. Zwar waren viele der Lambasten auf die Raumstation geflüchtet, die im Orbit ihrer Heimatwelt schwebte, doch sie bot nicht mal genug Platz, um nur ein Achtel seines Volkes aufzunehmen.
Zumindest sichern wir so unser allgemeines Überleben. Besser ein paar Überlebende als gar keine. Sotterbec wusste, dass er einfältig dachte. Zusammenhalt war ihre höchste Maxime – alle oder niemand. Und doch hatten sie keine andere Wahl. Die Vantani gingen mit einer Härte vor, die man so noch nie in Sugurcs Geschichte erlebt hatte.
Sein Herzsack verkrampfte sich spürbar, während er in der Zentrale der LASCOALE stand und reihum auf die vielen Bildschirme blickte. Sie zeigten gegenwärtige Übertragungen von etlichen wichtigen Becctracosten auf Sugurc. Ein Kommunenstützpunkt nach dem anderen fiel.
Pirm Sotterbec hätte am liebsten mit seinen Dutzenden Fühlern gegen die Bildschirme und durch die Hologramme geschlagen, seine Verzweiflung ins weite All hinausgebrüllt. Doch er besann sich. Es änderte nichts an den dramatischen Ereignissen auf Sugurc.
Seltsamerweise waren sämtliche Lambasten auf der Raumstation von den Auseinandersetzungen mit den Vantani verschont geblieben. Es war, als würden sich die Angreifer nicht für LASCOALE interessieren. Den Wassergöttern sei Dank! Trotzdem saßen sie hier fest.
Als Erster Antreiber hatte er die Verantwortung für die Angehörigen seines Volkes, die auf der Raumstation Dienst taten. Sotterbec nahm diese Aufgabe ernst, sie waren seine Setzlinge.
Doch wie lange hatten sie noch? Wie lange dauerte es, bis die Vantani hier auftauchten und sie alle versklavten? Oder gar ermordeten, wenn sie Widerstand leisteten?
Die LASCOALE war eine Plattform mit einem scheibenförmigen Durchmesser von etwa hundert und einer Stärke von zwanzig Metern. Allen voran diente die Raumstation als Startpunkt für Raumexpeditionen. Die Stammbesatzung bestand aus nahezu einhundert Lambasten, derzeit hatten jedoch wesentlich mehr von ihnen Zuflucht im Orbit ihrer Heimatwelt gesucht. Und das, obwohl sich Sotterbecs Volk im Weltraum eigentlich alles andere als wohlfühlte. Daran hatten achtzig Planetenjahre Raumfahrt nichts geändert.
Wieder verkrampfte sich Sotterbecs Herzsack. Er musste sich beruhigen. Aber wie? Es gab keine Fluchtmöglichkeit für sie. Kein einziges raumfähiges Schiff parkte auf der Plattform. Ihm und den anderen Besatzungsmitgliedern, inklusive der Flüchtlinge, die sich hier verschanzt hatten, blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu bangen.
Und vor allem eines: zu hoffen.
Die Lambasten waren in ihrer Lebensweise und ihrem Verhalten im Gegensatz zu anderen Völkern gutgläubig und jedermann wohlgesinnt. Ihre Gemüter waren stets auf den positivsten Ausgang gerichtet.
Trotzdem waren sie nicht dumm; sie alle wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich die Vantani für die Raumstation interessierten und den letzten sicheren Ort infiltrieren würden, der den Lambasten geblieben war.
»Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um ihnen zu helfen«, sagte Zacc Krica. Sie war seine Engste Vertraute und nach ihm die Ranghöchste auf der LASCOALE.
»Dafür beten wir wohl alle zu den Wassergöttern.«
»Gibt es wirklich niemanden, den wir um Hilfe rufen könnten?«
»Der letzte Nachrichtenaustausch ist schon länger her. Sowohl Monchai wie Kartanin haben von Problemen gesprochen, die derzeit ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern.«
»Aber dort draußen gibt es so viele Planeten!«
»Ich weiß, Zacc. Ich gehe trotzdem nicht davon aus, dass die Vantani ausschließlich uns auf den Schleimaugenbeutel schauen. Wir sind nur die Wehrlosesten von allen.«
Sotterbec bemerkte, dass die Hautfarbe seiner Vertrauten zu einem hellen Grün wechselte. Er wusste, was das bedeutete. Deshalb fügte er rasch hinzu: »Was natürlich nicht heißt, dass uns die Wassergötter nicht mehr in ihrem Becken willkommen heißen.«
Hellgrün wechselte zu Türkis. Krica hatte sich glücklicherweise beruhigt und war nicht länger über seinen kurzzeitigen Pessimismus empört oder schockiert. »Richtig. Bis zum letzten Setzling stehen sie uns bei.«
»Bis zum letzten Setzling«, wiederholte Sotterbec.
Pirm Sotterbec blickte wieder zu den Bildschirmen. Die Katastrophe schritt voran.
Auf etlichen Stützpunkten standen Lambasten reglos da. Sie hatten Reihen gebildet und sich so gestellt, dass gut ein Viertel eines Stelzenbeins zwischen sie gepasst hätte. Dieses Verhalten erinnerte den Lambasten an das manchmal eigentümliche Verhalten der LASCOALE-Positronik, nicht aber an die lebensfrohen Gebärden, die sein Volk sonst zeigte. Es war grauenhaft und unheimlich.
Seine Hautschuppen stellten sich unwillkürlich auf der Bauchschwarte auf.
Er drehte sich von den Monitoren und Hologrammen mit ihren grauenhaften Nachrichten weg. »Geh bitte alle Handelsbeziehungen durch, die wir in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben. Jeden noch so kleinen Kontakt. Und bitte jedermann um Unterstützung«, befahl er Zacc.
»Aber, Pirm. Du sagtest, dass die Vertreter aller Völker ebenso in Schwierigkeiten stecken.«
»Die Kartanin und die Monchai – ja. Von denen weiß ich es ganz sicher. Ich vermute, dass es ebenfalls mit den Vantani zu tun hat. Aber jeder noch so kleine Tropfen Wasser ist es wert, eingesammelt zu werden. Wenn nur irgendjemand Hilfe schickt und uns von hier abholen könnte, vor den Vantani in Sicherheit bringen ... ist es das wert.«
Krica bewegte die Greiffühler auf dem Kopf und klatschte sie zur Bestätigung zusammen. »Natürlich.« Die Lambaste stakste zu den Kontrollpulten. Sie wischte mit Fühlern sowie den zwei vordersten Stelzenbeinen durch die Sensorfelder und durchsuchte die Datenbanken.
Sotterbec wandte sich ab und wagte es, einen erneuten Blick auf die Bildschirme zu werfen.
Immer mehr Gebiete wurden übernommen. Es ging so schnell ... Obwohl er es seiner Vertrauten gegenüber nicht zugab, hatte er Angst. Entgegen des lambastischen Gemüt siegte Verzweiflung über Hoffnung in ihm.
Er wäre allerdings ein schlechter Erster Antreiber, wenn er das seine Besatzung spüren ließe. Sotterbec musste ein Symbol des erblühenden Gedeihens sein, kein verwelkender Strang, der nur faulig roch.
Vielleicht ist es das? Der Grund, wieso uns die Vantani so einfach übernehmen können?, mutmaßte er. Unsere körperlichen Beschaffenheiten ähneln sich. Wir sind beides Völker, die mehr mit Pflanzen gemein haben als die anderen bekannten in Ursa Minor lebenden Wesen.
*
Der Angriff der Vantani dauerte bereits einige Tage an. Sotterbec hatte beobachtet, dass sich bei einigen übernommenen Artgenossen ein Blattgeflecht auf den Leibern ausbreitete. Die Hautfarbe veränderte sich zusätzlich zu einem gleichbleibenden Gelbgrün, einerlei, wie der jeweilige Gemütszustand war. Dann verschwanden diese gezackten Blätter nach ein paar Tagen wieder. Die besetzten Lambasten waren daraufhin nicht mehr von den anderen zu unterscheiden.
Das Schlimmste an diesem Vorgang war: Die Übernommenen waren anschließend wieder in der Lage, ihre Hautfarbe an ihren emotionalen Zustand anzupassen. Sie konnten sich so gut tarnen, dass die Lambasten einander nicht länger vertrauen konnten. Jedenfalls nicht auf Sugurc. Auf der LASCOALE war das zum Wohl der Wassergötter noch anders.
Diese Parasiten sind wie ein aggressives Virus, dem wir nichts entgegenzusetzen haben. Sie sind in der Lage, sich mehrmals zu teilen und immer mehr von uns zu besetzen.
Sotterbec zitterte vor Verzweiflung, die Fühler senkten sich ohne sein Zutun. Seine derzeitige Hautfarbe zeigte ein grelles Blau. Früher oder später schaffen sie es immer, Körperkontakt herzustellen.
Er wünschte dem Tag, an dem alles begonnen hatte, die Fäulnis an die Bauchschwarte. Es war ein Beiboot voller infizierter Monchai gewesen. Damit hatte es begonnen. Mit dessen Ankunft.
Da die Lambasten zu diesem Volk eine engere Bindung spürten als zu anderen Speziesvertretern, mit denen sie in der Galaxis Geschäfte führten, hatten sie sie lange Zeit nicht verdächtigt. Trotz der Gerüchte, die seit einigen Wochen verbreitet wurden und die besagten, dass es Probleme bei den Monchai gab.
Dann hatte die Invasion begonnen. Und immer noch kein Ende gefunden.
*
Nein! Hör auf, an die Vergangenheit zu denken! Sotterbec schüttelte den stacheligen Breitrücken, um die finsteren Erinnerungen zu vertreiben. Was zählt, ist die Gegenwart!
Gerade, als er bei seiner Vertrauten Zacc nach dem aktuellen Stand der Dinge fragen wollte ...
Wie soll der schon sein? Schlimmer als vorher!
... traf ein Funksignal ein. Die raumstationsinterne Positronik meldete die Annäherung eines Schiffes. Der Lambaste wurde aufmerksam. Es handelte sich um eine größere Wasserschnecke, eine mittelgroße Fähre seines Volkes. Da diese eine Anfrage über Funk schickte, nahm Sotterbec an. Misstrauen stach in seinem Herzsack.
»Erster Antreiber Sotterbec! Wir sind so froh, dich zu erreichen«, meldete sich ein Lambaste.
Da er eine Bildübertragung angefordert hatte, baute sich ein Hologramm vor Sotterbec auf, das den Artgenossen bis zur Rumpfmitte zeigte. Der andere sah ebenso viel von ihm.
»Wie kann ich helfen?«
»Wir haben es geschafft, den Angreifern zu entkommen. Nun hoffen wir auf deine Hilfe. Bitte lass uns an die Station andocken und nimm uns auf. Wie konnten gerade noch rechtzeitig fliehen.«
Sotterbec kontrollierte seine Hautfärbung und unterdrückte sie. Zwar sah er im Aufnahmefeld nichts von anderen Besatzungsmitgliedern, doch Scans ergaben, dass sich 27 Lambasten auf dem kegelförmigen Raumer aufhielten.
Jener, der mit ihm sprach, hatte eine gelbgrüne Hautfarbe. Das mochte Zufall sein, aber es war besser, er ging kein unnötiges Risiko ein. Wenngleich es bedeutete, dass er einen Teil seines Volkes damit verriet und in den sicheren Tod schickte.
»Ihr könnt gern in der Nähe der LASCOALE bleiben, werter Bruder ...?«
»Ich bin Petc Hortec.«
»Hortec. Bitte sieh es mir nach, dass ich euch keine Landeerlaubnis erteile. Die Gefahr ist zu groß, um euch unter den derzeitigen Umständen ein Andockmanöver zu erlauben.«
»Wie bitte?« Hortecs Leib färbte sich leicht rötlich. War er womöglich doch nicht übernommen?
Sotterbec zweifelte. Die Grundsätze der Lambasten-Kultur malträtierten sein Gewissen.
Niemals einen Bruder oder eine Schwester und schon gar keinen Setzling abweisen! Sie immer mit offenen Fühlern und Stelzenbeinen empfangen. Helfen, wo immer möglich.
Doch konnte er das wirklich riskieren? Noch war die Raumstation vor den dreimal verfaulten Vantani sicher.
»Bitte, Sotterbec. Hier oben ist unsere einzige Chance, den Besatzern unserer Heimatwelt zu entkommen. Wenn du uns nicht erlaubst anzudocken, verurteilst du uns zum Tod!«
»Ihr könnt im Orbit warten, bis Hilfe oder Verstärkung eintrifft. Auf eurem Raumer seid ihr genauso sicher wie hier auf der Station. Solang ihr niemanden aufnehmt. Außerdem ...« Sotterbec spreizte die Fühler verärgert. »Wer garantiert mir, dass nicht einer von euch mit einem Vantani infiziert ist?«
»Das können wir nicht. Abgesehen davon ist unser Schiff beschädigt und nicht raumtüchtig. Gewährst du uns keine Andockerlaubnis, trägst du unser Schicksal auf deinem Breitrücken! Die LASCOALE ist unsere letzte Hoffnung auf Rettung.«
Während Sotterbec sich weiterhin auf Hortec konzentrierte, scannte er außerhalb des Aufnahmeradius des Hologramms erneut den Raumer. Er konnte keine offensichtlichen Schäden feststellen. »Wieso seid ihr nicht raumtüchtig?«
»Die Systeme spielen verrückt. Die Sauerstoffzufuhr fällt ständig aus. Früher oder später ersticken wir, wenn du uns nicht aufnimmst.«
Der Lambaste blieb dabei, seine Intuition flüsterte ihm – entgegen den eingebläuten Regeln seines Volkes – eine Warnung zu. Er glaubte Hortec nicht. Das Wagnis konnte er nicht eingehen.
»Es tut mir leid, Hortec«, sagte er. »Ich muss dich bitten, in diesem Fall zurück nach Sugurc zu fliegen und euch in die Abgeschiedenheit zurückzuziehen. So lange, bis Hilfe eintrifft.«
»Damit verdammst du uns zu ewigem Schatten, Sotterbec!«
»Mit dieser Schande muss ich leben.«
»Bitte, ich garantiere dir, dass niemand von uns infiziert ist«, flehte Hortec. »Verweigere uns nicht länger das Andockmanöver. Du bist der Erste Antreiber, du ...«