I hate Berlin - Moritz Kienast - E-Book

I hate Berlin E-Book

Moritz Kienast

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Beschreibung

Berlin steht heute synonym für den Nabel der Welt - die Stadt ist ein internationaler Sehnsuchtsort, eine globale Marke. Jeder will dorthin, wer sich in die Provinz verabschiedet, also Restdeutschland, wird bedauert. Warum nur? Berlin ist hässlich, und es fahren keine S-Bahnen. Berlin ist gänzlich von der Einöde umschlossen und liegt im Osten der Republik. Berlin ist die größte, vollste, lauteste, bevölkerungsreichste, rattenreichste, müllreichste und ärmste Stadt Deutschlands. Hier trifft man allerorten auf missmutige und unzufriedene Menschen, denn diese Stadt bedeutet Tristesse, Dreck und Schlamperei. Kurz: Berlin wird völlig überschätzt, vor allem von den Berlinern selbst. Zeit für ein humorvolles Berlin-Bashing. 25 deutschsprachige Autoren rechnen mit der Hauptstadt und ihrem Hype ab.

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Seitenzahl: 205

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Zu den Autoren

ZOË BECK, geboren 1975, arbeitet als freie Autorin, Redakteurin und Übersetzerin. 2010 erhielt sie den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte »Bester Kurzkrimi«. 2011 war ihr Roman Das alte Kind auf der Shortlist für den Friedrich-Glauser-Preis Sparte »Bester Roman«. Da sie selbst bekennend agoraphob ist, findet sie, dass Berlin genau die richtige Stadt für sie ist. Von ihr sind erschienen: Der frühe Tod (2011) sowie Wenn es dämmert und Das alte Kind (beide 2010).www.zoebeck.net

STEFAN BEUSE wurde 1967 in Münster geboren und lebt seit etwa 15 Jahren in Hamburg, weil man dort vor Leuten, die den ganzen Tag von Berlin schwärmen, relativ sicher ist – was wiederum daran liegt, dass sich niemand, der am schönsten Strand der Welt liegt, nach einem brackigen Tümpel sehnen würde. Seine Gebrauchsanweisung für Hamburg (zuletzt 2009) enthält so viele Angriffe auf die sogenannte Hauptstadt, dass man ihn nie wieder dort reinlassen wird. Mission erfüllt. Stefan Beuse hat außerdem ein paar Romane geschrieben und ein paar Preise dafür bekommen. Sein jüngster Roman heißt Alles was du siehst (2009) und spielt nicht in Berlin.www.stefanbeuse.de

BOV BJERG, geboren 1965 in Württemberg, studierte Linguistik, Politik- und Literaturwissenschaften in Berlin und Amsterdam. Er ist Absolvent des Deutschen Literaturinstituts in Leipzig. Zwischen 1989 und 1996 rief er mehrere Berliner Lesebühnen ins Leben: Dr. Seltsams Frühschoppen, Mittwochsfazit und die Reformbühne Heim & Welt. Bei verschiedenen Produktionen des Musikkabaretts Zwei Drittel arbeitete er als Schauspieler, Autor und Koch. 2002 wurde er mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, 2004 erhielt er den MDR-Literaturpreis. Seit 1984 lebt er mit kurzen Unterbrechungen in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter der Roman Deadline (2008).www.bjerg.de

THILO BOCK wurde 1973 in Berlin geboren und lebt dort bis heute, weil Berlin einfach knorke ist. Er findet, wem es dort nicht passt, kann sich gerne woanders aufhalten, dann wäre es auch weniger voll in der Stadt. Zu seinen Auftritten ist selbstverständlich jeder herzlich eingeladen, denn er liest, singt und trinkt regelmäßig vor Publikum. So bei seiner monatlichen Randkulturveranstaltung Dichter als Goethe. Im Wedding ist er deshalb weltberühmt. Darüber hinaus leitet er Schreibwerkstätten und experimentiert mit Nahrungsmitteln. Für seine Arbeiten sind ihm mehrere Stipendien zuerkannt worden. Erschienen sind von ihm der Kurzprosaband Vogel sucht Fallschirm (1997) sowie die Romane Die geladene Knarre von Andreas Baader (2009) und Senatsreserve (2011).www.thilo-bock.de

JAN BÖHMERMANN, Jahrgang 1981, wuchs in Vegesack auf, dem Neukölln Bremens. Nach jahrelangem Training im Schülerkabarett Anti-Toxin begann er 1999, ein Jahr vor dem Abitur, als Comedian, Moderator und Autor für Radio Bremen zu arbeiten. Anschließend wechselte Böhmermann zum WDR und erfand hier die Hörfunkunterhaltungsreihe Lukas’ Tagebuch, eine Parodie auf den Fußballspieler Lukas Podolski. Für das WDR-Fernsehen produzierte der volontierte Journalist und halbherzig anstudierte Sozialwissenschaftler die Satireshow echt Böhmermann. Mit den TV-Helden (RTL) gewann er den Deutschen Fernsehpreis 2009. Jan Böhmermann ist Mitglied des ARD-Showensembles von Harald Schmidt und wechselt 2011 mit Schmidt zu Sat.1. Neben seiner wöchentlichen, deutschlandweit ausgestrahlten Radiotalkshow Lateline (ARD) tourt Böhmermann mit MTV-Home-Moderator Klaas Heufer-Umlauf und dem gemeinsamen Comedy-Programm Zwei alte Hasen erzählen von früher durch Deutschland. Böhmermanns erstes Buch Alles, alles über Deutschland. Halbwissen kompakt erschien 2009. Er lebt mit Frau, Kind und acht Katzen auf einem Biobauernhof in Köln, dem Spandau Westdeutschlands.www.boehmermann.de

STEFAN BONNER und ANNE WEISS arbeiten als Lektoren in einem großen Publikumsverlag im Schatten der größten Kathedrale Deutschlands und haben zuletzt ein Buch mit dem formschönen Titel Heilige Scheiße (2011) veröffentlicht. Stefan Bonner hat zuvor als Redakteur für die Magazine Impulse und Bizz geschrieben und ist seit über 35 Jahren Rheinländer. Nur fürs Segeln bewegt er sich von der heimischen Scholle weg. Seit er Vater ist, überlegt er, ob man seine Kinder nicht doch im Ausland erziehen sollte, und hat aus diesem Grund seinen letzten Urlaub in Brandenburg verbracht. Anne Weiss ist so oft umgezogen, dass gar nicht mehr feststellbar ist, wo sie eigentlich herkommt. Studiert hat sie in Bremen, gearbeitet in Frankfurt, Berlin und Köln, noch nie war sie in Paderborn. Im Rheinland ist sie eher aus Zufall hängen geblieben.

ALINA BRONSKY, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, verbrachte ihre Kindheit auf der asiatischen Seite des Ural-Gebirges und ihre Jugend in Marburg und Darmstadt. Nach abgebrochenem Medizinstudium arbeitete sie als Texterin in einer Werbeagentur und als Redakteurin bei einer Tageszeitung. Sie lebt bei Frankfurt und telefoniert bis heute fast täglich mit ihren Großeltern in Sibirien. Von ihr erschienen sind die beiden Romane Scherbenpark (2008) und Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche (2010).

WIGLAF DROSTE, geboren 1961, lebt in Berlin. Er schreibt u.a. in der tageszeitung, der Weltwoche und in der Jungen Welt. Er ist viel unterwegs, am liebsten mit dem Essener Spardosen-Terzett, mit dem er die CD Für immer aufgenommen hat. Gemeinsam mit Vincent Klink gibt Wiglaf Droste die Zeitschrift Häuptling Eigener Herd heraus. Hin und wieder erscheint eine Auswahl seiner Kolumnen als Buch. Für seine Kolumnen in der taz und im Kritischen Tagebuch beim WDR erhielt der Schriftsteller, Lyriker und Satiriker 2003 den Ben-Witter-Preis. 2005 wurde Wiglaf Droste mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis geehrt. Von März bis Juli 2009 war Droste der 29. Stadtschreiber zu Rheinsberg in Brandenburg.

NINA GEORGE, geboren 1973 in Bielefeld, ist Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt Romane, Krimis, Science-Thriller, Kurzgeschichten, Kolumnen. Ihr Pseudonym Anne West gehört mit zwölf Sachbüchern und Kurzgeschichtenbänden zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Erotika-Autorinnen. Für ihren Roman Die Mondspielerin wurde George mit dem DeLiA 2011, dem Literaturpreis für den besten deutschsprachigen Liebesroman des Vorjahres, ausgezeichnet. Nina George ist verheiratet und lebt in Hamburg, der schönsten, klügsten, sexysten Stadt der Welt, was jeder weiß (außer die Berliner natürlich).www.ninageorge.de

ANKE GREIFENEDER, geboren 1972 im Schwarzwald, studierte Jura in Konstanz, wo sie – laut eigener Aussage – weder Gerechtigkeit noch einen Ehemann fand. Sie verabschiedete sich von der Juristerei und tauchte ab in die »glitzernde Welt der Medien«. Nach einigen kurzen Intermezzi, u.a. für die Südwestpresse, begann sie Ende 1999 bei MTV in München. Zunächst leitete Anke Greifeneder die Programmplanung für MTV in London, dann die Abteilung Einkauf und Showentwicklung für MTV und VIVA in Berlin. Als Channel Managerin für Comedy Central war sie am Aufbau des Kanals beteiligt und wechselte im Oktober 2007 zu Turner Broadcasting System nach München, wo sie als Programmdirektorin die Sender Cartoon Network, Boomerang, TNT Film und TNT Serie verantwortet. Folgende Romane sind bereits von ihr erschienen: Klatschmohn (2004), Flurfunk, (2005), Flaschendrehen (2008), Fremd Flirten (2009), Heute, morgen und für immer (2011).www.anke-greifeneder.de

HAUKE HÜCKSTÄDT, geboren 1969 in Schwedt/Oder. 1984 Ausreise in die BRD nach Hannover, wo er 1989 eine Tischlerlehre abschließt, 1992 Abitur macht und anschließend an der Leibniz-Universität Germanistik und Geschichte studiert. Von 1995 bis 2000 ist er in der Leitung des Literarischen Salons tätig. In den Jahren 2000 bis 2010 ist er Geschäftsführer und Programmleiter des Literarischen Zentrums in Göttingen. Seit 2010 steht er als Leiter dem Literaturhaus in Frankfurt am Main vor. Hauke Hückstädt ist außerdem als Autor, Herausgeber, Kritiker und Lehrbeauftragter tätig. Von ihm erschienen sind neben Herausgaben und zahlreichen Veröffentlichungen von Gedichten in Zeitschriften und Anthologien der Gedichtband Neue Heiterkeit (2001) sowie die Übersetzungen Etwas für die Geister (2007) des englischen Dichters David Constantine.

ANDREAS IZQUIERDO, geboren 1968 in Euskirchen, wuchs als Sohn eines deutschen Ingenieurs und einer spanischen Krankenschwester in der Nordeifel auf. Nach dem Abitur 1987 zog er zum Studium nach Köln, danach volontierte er in einem Sportverlag. Sein Schelmenstück König von Albanien (2007) wurde mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman 2008 ausgezeichnet. Der Fantasyroman Apocalypsia (2010) wurde »Buch des Jahres« bei Vorablesen.de und erhielt außerdem den LovelyBooks-Leserpreis in Silber. Andreas Izquierdo lebt und arbeitet als freier Schriftsteller und Drehbuchautor in Köln.www.izquierdo.de

HENNER KOTTE, geboren 1963 in Wolgast, studierte Germanistik in Leipzig, Moskau und Dresden und arbeitet heute als Schriftsteller, Redakteur und Theaterkritiker. 1997 erhielt er den MDR-Literaturpreis, seit 2001 moderiert er eine eigene kriminalliterarische Talkshow, die Schwarze Serie, in der Leipziger Moritzbastei. Von ihm sind u.a. erschienen die Kriminalromane Titelhelden (2006), Der Tote im Baum (2007), Abriss Leipzig (2008) und Augen für den Fuchs (2010).www.henner-kotte.de

TOM LIEHR, geboren 1962 in Berlin, war Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ. Seit 1998 ist er Besitzer eines Unternehmens für Softwareentwicklung. Er lebt in Berlin. Bislang erschienen von ihm die Romane: Radio Nights (2003), Idiotentest (2005), Stellungswechsel (2007), Geisterfahrer (2008), Pauschaltourist (2009) und Sommerhit (2011). Sein Statement zur überschätzten Hauptstadt: »Köln ist Dope, Hamburg ist Koks, aber Berlin ist Heroin.«www.tomliehr.de

WIEBKE LORENZ, geboren 1972 in Düsseldorf, studierte in Trier Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaft und lebt heute in Hamburg. Sie arbeitet journalistisch für Zeitschriften wie Cosmopolitan und schreibt Drehbücher für TV-Filme. Ihr Roman Liebe, Lügen, Leitartikel (2000) wurde für Sat.1 verfilmt, auch ihre Bücher Was? Wäre? Wenn? (2003) und Allerliebste Schwester (2010) waren bei Kritik und Publikum höchst erfolgreich. Gemeinsam mit ihrer Schwester Frauke Scheunemann veröffentlicht sie unter dem Pseudonym »Anne Hertz« Unterhaltungsromane, die regelmäßig den Sprung in die Bestsellerlisten schaffen. Wiebke Lorenz hat eigentlich nichts gegen Berlin, schreibt für Geld aber alles.www.wiebke-lorenz.de

ANJA MAIER, geboren 1965 in Ostberlin, ist taz-Journalistin. Bevor sie das wurde, war sie Schriftsetzerin, Studentin und Korrektorin. Vor Jahren ist sie von Berlin-Prenzlauer Berg mit ihrer Familie nach Brandenburg gezogen, wo sie nun am Ende einer verkehrsberuhigten Sackgasse wohnt und manchmal den Berliner Ausflüglern zuwinkt. 2010 erschien von ihr Die Pubertistin, 2011 folgte Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter.

RAINER MORITZ, 1958 in Heilbronn geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen. Von 1989 bis 2004 war er im Verlagswesen tätig, zuletzt als Programmgeschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlags. Seit Anfang 2005 leitet er das Literaturhaus Hamburg. Er ist Literaturkritiker, Essayist und Autor zahlreicher Bücher, darunter zuletzt: Die Überlebensbibliothek. Bücher für alle Lebenslagen (2006), Ich Wirtschaftswunderkind. Mein famoses Leben mit Peggy March, Petar Radenkovic und Schmelzkäseecken (2008), Die schönsten Buchhandlungen Europas (mit Reto Guntli, 2010) sowie die Romane Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe (2009) und Madame Cottard und die Furcht vor dem Glück (2011). Seit 1995 vermeidet er es, mehr als zwei Tage am Stück in Berlin zu verbringen.

SABINA NABER, geboren 1965 in Niederösterreich, studierte Theaterwissenschaft mit der Fächerkombination Germanistik, Geschichte und Philosophie. Parallel dazu absolvierte sie eine Theaterausbildung. Anschließend arbeitete sie als Regisseurin für Film und Theater und sammelte journalistische Erfahrungen, unter anderem beim ORF. 1996 begann sie eine Ausbildung zur Drehbuchautorin, es folgten Aufträge von verschiedenen Fernseh-Produktionsfirmen und für Industriefilme. 2002 erschien unter dem Titel Die Namensvetterin ihr erster Roman um die Wiener Kommissarin Marie Kouba. Es folgten 2003 Der Kreis, 2005 Die Debütantin, 2007 Der letzte Engel springt, 2009 Die Lebenstrinker und 2011 Die Spielmacher. Die in Wien lebende Autorin wurde 2007 mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.www.sabinanaber.at

KARL-HEINZ OTT wurde 1957 in Ehingen an der Donau geboren. 1998 erschien sein Romandebüt Ins Offene, das mit dem Hölderlin-Förderpreis und dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet wurde. Für seinen Roman Endlich Stille (2005) erhielt er den Alemannischen Literaturpreis, den Candide-Preis sowie den Preis der LiteraTour Nord. 2008 erschien sein dritter Roman Ob wir wollen oder nicht, 2011 folgte Wintzenried. Außerdem veröffentlichte er Heimatkunde. Baden (2007) und Tumult und Grazie. Über Georg Friedrich Händel (2008). 2010 wurde am Nationaltheater Mannheim das von Theresia Walser und ihm gemeinsam geschriebene Stück Die ganze Welt uraufgeführt. Karl-Heinz Ott lebt in Freiburg.

MATTHIAS POLITYCKI, 1955 geboren, lebt in Hamburg und München. Der »Grandseigneur unserer Literatur« (Tagesspiegel) zählt zu den renommiertesten Vertretern deutscher Gegenwartsliteratur. Er hat Romane, Erzählungen, Essays und Gedichte veröffentlicht, darunter den Weiberroman (1997), seinen großen Kuba-Roman Herr der Hörner (2005), den Schelmenroman In 180 Tagen um die Welt (2007) und die preisgekrönte Jenseitsnovelle (2009). Berliner-Pilsener schmeckt ihm noch schlechter als britisches Ale, dem er zuletzt einen ganzen Gedichtband widmete: London für Helden. The Ale Trail – Expedition ins Bierreich (Gedichte, 2011).www.matthias-politycki.de

STEPHAN REIMERTZ, von der Mutter her baltendeutscher, vom Vater her westfälischer Abkunft, wurde 1962 in Aachen geboren. Nach Berlin ist er mit seinen Eltern bereits in den Sechzigerjahren gereist, als man im Theater des Westens My Fair Lady gab. 1977 fuhr er zum ersten Mal in den Ostteil der Stadt und ließ den Charme von Grenzkontrollen, Pergamonmuseum, Maifeiern, Komischer Oper und »Berliner Angsambel« auf sich wirken. Am Abend des 9. November 1989 hielt er in jenen Minuten, da in Berlin die Mauer fiel, an der Uni Frankfurt a. M. gerade einen Vortrag über Karl Kraus. Im Januar 1990 entdeckte er Potsdam für sich, wo er seitdem ein Mal im Jahr auftaucht, um im Neuen Garten zu flanieren und im Heiligen See zu schwimmen, in Sichtweite von Potsdams etwas unmanierlicher östlicher Vorstadt Berlin.

CHRISTIANE RÖSINGER, geboren 1961 in Rastatt, wuchs auf einem badischen Spargelacker auf und war Gründerin, Sängerin und Texterin der Berliner Bands Lassie Singers und Britta. In den 1990er-Jahren war sie eine der Betreiberinnen der legendären »Flittchenbar« am Berliner Ostbahnhof. Neben ihrer Arbeit als Musikerin schreibt sie Kolumnen und andere Beiträge für verschiedene Zeitungen und Magazine, darunter taz, Tagesspiegel, Berliner Zeitung und Berliner Seiten der FAZ. Im Jahr 2008 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, Das schöne Leben. Seit 2008 schreibt und spricht sie die wöchentliche Kolumne »Aus dem Leben der Lo-fi-Bohème« für den österreichischen Radiosender fm4. Ihr erstes Soloalbum Songs Of L. And Hate erschien 2010.www.christiane-roesinger.de

DIETMAR SOUS, geboren 1954 als Sohn einer Hausfrau und eines Steinbrucharbeiters, lebt als Schriftsteller und Kritiker im Rheinland. In der Fußballsaison 1968/69 war er zunächst Torwart der Jugendmannschaft des FC Breinigerberg, wurde aber nach einer Pannenserie ins Mittelfeld strafversetzt. Nach dem Abitur 1973 arbeitete er im Tiefbau und in Fabriken. Anschließend leistete er 16 Monate lang Zivildienst als Krankenpfleger. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt der Erzählungsband Weekend (2008). Anfang 2012 erscheint der Roman Sweet about me.

BURKHARD SPINNEN, geboren 1956 in Mönchengladbach, Studium der Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster. Umfangreiche literarische, wissenschaftliche und essayistische Veröffentlichungen. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1991 aspekte-Literaturpreis, 1996 Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und 2004 der Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld für sein bisheriges Gesamtwerk.

JÖRG SUNDERMEIER, geboren 1970, studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Bielefeld. Er lebt in Berlin und ist Verleger des 1995 von ihm gegründeten Verbrecher Verlags. Neben seiner Eigenschaft als Herausgeber zahlreicher Anthologien schreibt er als Kolumnist für die taz und die Berliner Zeitung; in den Büchern Der letzte linke Student (2004) und Der letzte linke Student kämpft weiter (2011) sind einige seiner schönsten Kolumnen aus der Jungle World versammelt. 2010 erschien sein Buch Heimatkunde Ostwestfalen, denn der in Gütersloh geborene Autor empfindet sich auch in der Hauptstadt immer als Ostwestfale.

Die Cartoonisten

CLAAS JANSSEN, 1963 geboren, hat nach dem Abitur Illustration und Kommunikationsdesign studiert und danach in renommierten Werbeagenturen gearbeitet. Seit 1999 arbeitet er als freiberuflicher Illustrator in Frankfurt am Main für Buchverlage, Werbeagenturen und Internetkunden.www.janssen-illustration.de

TOMMY MAYER, geboren 1961, hat nach dem Abitur Kunsterziehung, Anglistik und Grafikdesign studiert, wurde Werbetexter und arbeitet seit 2000 freiberuflich als Kreativdirektor in Frankfurt am Main. Er engagiert sich außerdem als Drehbuchschreiber und Rockmusiker.www.tommymayer.de

Der Herausgeber

MORITZ KIENAST, geboren 1978 in Hamburg, studierte Germanistik und Geschichte. Er ist Programmleiter in einem deutschen Publikumsverlag. Bis heute hat er nicht verkraftet, dass seine beiden Kinder als Berliner auf die Welt gekommen sind.

I HTE

BERLIN

Unsere überschätzte Hauptstadt

Herausgegeben von Moritz Kienast

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Die Cartoons für diesen Band wurden angefertigt von Claas Janssen (Zeichnungen) und Tommy Mayer (Text).

Sämtliche der hier versammelten Texte sind Originalbeiträge. Davon ausgenommen sind die genehmigten Abdrucke der Beiträge von Matthias Politycki (aus: Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft. Bestimmte Artikel. 2006–1998. Copyright © 2007 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg), Stephan Reimertz (erschienen in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Dezember 2005. Copyright © by Stephan Reimertz) und Christiane Rösinger (aus dem Soloalbum Songs Of L. And Hate, Berlin 2010. Copyright © by Christiane Rösinger).

Originalausgabe

Copyright © 2011 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Manuela Städele Umschlagmotiv: © Shutterstock/Adrian Niederhäuser E-Book-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-8387-1033-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

An Berlin

Wie ich dich hasse

und alle die in dir hausen,

diese kompakte Masse

elender Banausen.

Inhalt

STEFAN BEUSE Null-drei-null: Offener Brief an die HauptstadtNINA GEORGE Fünfzehn Gründe, als »ambitionierter Künstler« von Hamburg nach Berlin zu ziehenJAN BÖHMERMANN Die Hauptstadt des EigentlichenTHILO BOCK Sei laut. Sei im Weg. Sei nicht von hierANJA MAIER Gucken ja. Bleiben auf gar keinen FallKARL-HEINZ OTT Die Scham, das fade Gemüse und kein MetzgerANKE GREIFENEDER So Not MunichHENNER KOTTE Bürger haften für ihre Hauptstadt WIEBKE LORENZ Brief an BerlinANDREAS IZQUIERDO Fuck BerlinSABINA NABER Affäre beendetSTEFAN BONNER/ANNE WEISS Meine hat den GrößtenSTEPHAN REIMERTZ Det hammwa nichJÖRG SUNDERMEIER Früher war alles besserTOM LIEHR Ich fahr Taxi ZOË BECK Weltstadt der Agoraphobiker DIETMAR SOUS Wannsee ahoiRAINER MORITZ Kalter Regen in Charlottenburg HAUKE HÜCKSTÄDT Berliner PeristaltikBURKHARD SPINNEN Vineta und ichMATTHIAS POLITYCKI Urbanes BrachlandALINA BRONSKY Berliner TranceBOV BJERG Großmaultaschenliebe – Ostberliner SchwabenhassWIGLAF DROSTE Wenn der Berliner kommt …CHRISTIANE RÖSINGER BerlinNachwort

STEFAN BEUSE

Null-drei-null: Offener Brief an die Hauptstadt

Um die Wahrheit zu sagen, Berlin: Leiden konnte ich dich noch nie. Ich konnte dich schon nicht leiden, bevor ich dich überhaupt kennengelernt habe. Das fing in der Schule an, kurz vorm Abitur. Da haben sich plötzlich alle Gedanken gemacht, was sie denn werden oder studieren wollen und wie ihr Leben verlaufen soll, und ein nicht geringer Teil meiner Mitschülerinnen und Mitschüler ließ im Rahmen solcher Gedanken mit einer aufgeblasenen Dummdreistigkeit, dass einem sämtliche Zehennägel aufrollen, verlauten: »Also, ich geh erst mal nach Berlin.« Als hätte sich damit jede Diskussion erübrigt. Als wäre man allein durch die Absicht, ins Gelobte Land zu ziehen, schon jeder Verantwortung enthoben und hätte einen Orden für besondere Coolness verdient, für Wildheit, Freiheit, Unabhängigkeit.

Muss ich erwähnen, dass die Leute, die nach Berlin wollten, zwar die ausgeflipptesten Frisuren und crazysten Klamotten trugen, im Kern aber die langweiligsten, spießigsten, faulsten und unbegabtesten Menschen waren, die sich nur denken lassen? Dass sie im Grunde nur nach Berlin wollten, um unter den anderen langweiligen, spießigen, faulen und unbegabten Menschen nicht aufzufallen?

Seit Anbeginn der Zeit rotten sich Menschen wegen ihrer Langweiligkeit, Spießigkeit, Faulheit und Unbegabtheit in Berlin zusammen, um zu feiern, dass es noch mehr von ihrer Sorte gibt. Sie fühlen sich wie der Nabel der Welt, einzig weil sie in Berlin leben und weil Berlin, das weiß ja jedes Kind, abgefahren und lässig und vor allem: totaaaaaal kreativ ist. – Wer hat diesen Unsinn eigentlich zuerst behauptet? Und wer sagt uns, dass ein hundert Jahre alter Mythos nicht längst vor dem Geruch aus defekten Gasleitungen, Hundehaufen und abgestandenen Milchschaumgetränken geflohen ist?

Mal Hand aufs Herz, Berlin: Was unterscheidet dich und deine Berliner von der hilflosen Identifikation von Fußballfans mit ihrem Verein? Also dieser allerstumpfesten Sorte Fans, die den Verein brauchen, um die leblose Hülle ihres Lebens mit etwas zu füllen, und deswegen total aufgehen in dem Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, damit sie überhaupt etwas sind. Ob nun BVB, Papst oder Berlin, ist egal.

»Ich komme zwar aus Castrop-Rauxel«, denken die Leute, »aber wenn ich erst mal in Berlin bin, wird alles anders. Ich werde Castrop-Rauxel und alles Castrop-Rauxeleske hinter mir lassen wie eine alte Larve. Wenn ich in Berlin bin«, denken die Leute, »wird das Berlin-Licht in mir angeknipst. Dann kann ich sagen, dass ich aus Berlin bin, man wird es mir ansehen, das ist wie ein Schild, hinter dem ich mich verkriechen kann und das mir erst mal Respekt einbringt.« Ey, Bärliiiiiihhn, ächt? Krass, Digger, da geht doch einiges, oder?

Ehrlich, Berlin, wie fühlt sich das an, so als Schmelztiegel für Idioten, Verlierer und Zukurzgekommene? Die unerträgliche Anmaßung chronisch unverstandener selbst ernannter Künstler von der Sorte: Ich kann nichts, also hänge ich in Cafés rum, trinke Zeitgeist in Form von Milchschaumirgendwas und halte an meinem Laptop vorbei Ausschau nach Frauen, denen ich von meinen »Projekten« erzählen kann? Kannst du da noch in den Spiegel sehen und sagen: »Ich bin Hauptstadt«? Hauptstadt von was denn? Von Hilflosigkeit? Erbärmlichkeit? Dummheit? Willst du dich da nicht aus Scham selbst zum Ghetto erklären, eine Dornenhecke um dich herum wachsen lassen und dich umgeben mit einer Wüste, geformt aus den Rudimenten des Landes Brandenburg, damit kein guter Mensch sich durch Zufall in dich verlaufen kann?

Ich will nicht unfair sein, Berlin. Vielleicht liegt es ja gar nicht an dir. Vielleicht sind es die Leute, die in dir wohnen. Vielleicht hast du echt schöne Seiten. Wälder und Seen und so Zeug. Malerische Viertel. Aber die sind dann eben gut versteckt. Oder ich sehe das alles einfach nicht. Vielleicht bist du so was wie das Gleis neundreiviertel für mich, und ich gehöre nicht zu den Auserwählten und bin vollkommen blind für deinen Zauber. Könnte ja sein.

Kennst du das, wenn man im Sommer ein halbvolles Honigglas in einiger Entfernung von sich auf die Veranda stellt, damit einen die Bienen in Ruhe lassen? Das ist praktisch, weil alle Störenfriede sich an diesem gefakten It-Place sammeln, der durch einen ziemlich plumpen und maximal durchschaubaren primären Reiz eine große Anziehungskraft auf die lästigen Quälgeister ausübt. Dieses Honigglas bist du, Berlin, und dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Mit großer Zuverlässigkeit saugst du uns Jahr für Jahr den Mist aus den Städten, Dörfern und Gemeinden, und wenn der Beutel voll ist, eröffnest du einfach neue Klubs und Cafés und errichtest neue Büronutzflächen, damit auch die Bild-Zeitung noch Platz findet und was wir sonst alles nicht mehr brauchen. Das ist sehr nett, Berlin. Dafür verzeihe ich dir sogar diese unerträglich geduckte, mies-vergrätzte Übellaunigkeit und den entsetzlichen Dialekt, der immer klingt wie Harald Juhnke kurz vorm Sturz von der Bühne.

Natürlich gibt es auch ein paar sehr-sehr nette Menschen in Berlin. Gute Lokale, okaye Locations. Aber die gibt es überall. Und das reicht einfach nicht, Berlin, tut mir leid. Es reicht einfach nicht, um diesem Brief am Ende dann doch noch den zu erwartenden Dreh in Richtung »Aba trotzdem tu ick dir irgendwie lieben, wa?« zu geben.

Dabei habe ich es wirklich versucht. Bei jedem neuen Besuch. Immer wieder. Stell dich nicht so an, hab ich mir gesagt. Das kann doch wohl nicht sein, dass alle immer hierhin wollen, und du spielst den Miesepeter. Mach dich mal locker, habe ich mir gesagt, immer wieder. Du bist voller Vorurteile. Sieh doch, wie schön der Rhododendron blüht! Und horch: Der Buchfink singt sein Lied! Aber dann fiel mir ein, dass es auch das sogar in Castrop-Rauxel gibt. Buchfinken. Rhododendren.

Hektisch flog daraufhin mein Blick auf der Suche nach einer Oase der Schönheit, nach etwas, das mein Auge halten konnte, wenigstens für einen Moment. Aber, ach. Jedes Mal zeigtest du dich mir nur noch unerfreulicher, als ich vorher befürchtet hatte, und vielleicht muss ich es einfach mal akzeptieren: Du bist nichts für mich. Daran ist schließlich nichts Schlimmes. Es gibt Leute, die essen kein Fleisch. Wieder andere vertragen keinen Käse. Und ich kann eben mit dir nichts anfangen. Du mit mir ja auch nicht. Merk ich ja. Immer wieder. Trotzdem müssen wir uns arrangieren, irgendwie. Wir werden uns nicht dauerhaft aus dem Weg gehen können.

Vielleicht telefonieren wir in Zukunft immer kurz vorher, um zu vermeiden, dass wir auf derselben Party landen? Einen Versuch wär’s doch wert, Berlin, oder? Aber bitte ruf mich nicht an, ich ruf dich an. Ich hab deine Nummer.

»Aber mein Gott, was für eine langweilige, entsetzliche Stadt ist Berlin!«

Fjodor M. Dostojewski, 1874

NINA GEORGE

Fünfzehn Gründe, als »ambitionierter Künstler« von Hamburg nach Berlin zu ziehen

1)  Geld spielt keine Rolle. Um genau zu sein: Nirgends sonst lässt sich so viel Geld nicht verdienen. Wer es in Hamburg zum Beispiel als Schriftsteller nicht ertragen kann, dass sein Lesungsauftritt honoriert und damit – pfui! – kommerzialisiert wird, der möge bitte nach Berlin umsiedeln. Dort werden für einfallsreiche Off-Off-Literaturveranstaltungen, etwa in leer stehenden Kik-Läden und garniert mit sardischer Tanzmusik und der Fotografieausstellung »Neukölln, in Pfützen gespiegelt«, garantiert keine Honorare gezahlt. Das wertet den Künstler automatisch zu einem solchen auf – ganz gleich, ob Dichter, Sänger oder Kartoffeldruckcollageur. Hier hat jeder zur Kreativität Berufene die bundesweit einmalige Chance, jeden Abend an einer total crazy hippen Kulturveranstaltung mitzuwirken, ohne jemals in die Verlegenheit zu kommen, sich für schnöden Mammon zu prostituieren. Derartige Oasen künstlerischer Unabhängigkeit haben sich dagegen Hamburger Mäzene, Kulturunternehmer und sogar Kneipiers längst einverleibt und lassen keinen Künstler kommen, ohne wenigstens den Hut für ihn rumgehen zu lassen.