Ich bin nicht käuflich, Prinz - Gabriela Stein - E-Book

Ich bin nicht käuflich, Prinz E-Book

Gabriela Stein

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Die Sonnenstrahlen strichen mit scheinbar glättender Absicht über das Antlitz der Gräfin, welches mit einem starren und etwas verzerrtem Ausdruck zu ihrem Sohn aufsah. »Sag mir, dass das alles nur ein übler Scherz ist!« Ihre Stimme hatte den verhaltenen Ton, den sie immer hatte, denn nur ordinäre Leute verloren die Beherrschung, wurden laut. So hatte ihre Erziehung es ihr mit auf den Weg gegeben, und auch der schlimmste Schock würde sie in dieser Hinsicht kaum je aus der Rolle fallen lassen. Frederic von Blumbach sah seiner Mama in die entsetzten dunklen Augen, in denen sich aber auch der Befehl zu einer Erklärung des Unfassbaren ebenso ausdrückte, wie er im Tonfall ihrer Stimme mitschwang. »Mama, die Börse hat verrückt gespielt und das Geschehen des heutigen Tages auf den Kopf gestellt. Mein todsicherer Tipp aus verlässlicher Quelle hat sich als Fehlspekulation erwiesen.« Der junge Graf hob in hilfloser Ohnmacht die Hände, und sein sonst eher unbekümmerter Gesichtsausdruck geriet zur deutlichen Ratlosigkeit. »Nein, nein, nein«, murmelte die Gräfin, »ich glaube es einfach nicht – unser ganzes Geld! Und ich dachte immer, du verstehst etwas davon, nachdem du seit vielen Jahren im Anlagenbereich einer Geschäftsbank tätig bist!« Graf Frederic hockte sich zu seiner Mama auf das zierliche Sofa, wagte aber nicht, ihre Hände tröstend in die seinen zu nehmen. »Schau, Mama, ich könnte ab jetzt immer etwas von meinem Gehalt abzweigen und damit so nach und nach durch Spekulationen versuchen, dein Geld zurückzugewinnen …« »Frederic! Ich bitte dich! Reite uns nicht noch tiefer in unser Unglück hinein!« Gräfin Margarete von Blumbach saß sehr gerade in untadeliger Haltung. Sie war eine schlanke elegante Frau, deren dunkles Haar erst wenige Silbersträhnen aufwies. Das klassisch ebenmäßige Gesicht trug den Ausdruck geschliffener Lebensweise, so, wie er ihr von vielen Generationen vor ihr als unverwechselbares Siegel mit auf den Weg gegeben war. Der junge Graf fühlte sich elend.

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Fürstenkrone – 142–

Ich bin nicht käuflich, Prinz

Britta bewahrt sich ihren Stolz

Gabriela Stein

Die Sonnenstrahlen strichen mit scheinbar glättender Absicht über das Antlitz der Gräfin, welches mit einem starren und etwas verzerrtem Ausdruck zu ihrem Sohn aufsah.

»Sag mir, dass das alles nur ein übler Scherz ist!« Ihre Stimme hatte den verhaltenen Ton, den sie immer hatte, denn nur ordinäre Leute verloren die Beherrschung, wurden laut. So hatte ihre Erziehung es ihr mit auf den Weg gegeben, und auch der schlimmste Schock würde sie in dieser Hinsicht kaum je aus der Rolle fallen lassen.

Frederic von Blumbach sah seiner Mama in die entsetzten dunklen Augen, in denen sich aber auch der Befehl zu einer Erklärung des Unfassbaren ebenso ausdrückte, wie er im Tonfall ihrer Stimme mitschwang.

»Mama, die Börse hat verrückt gespielt und das Geschehen des heutigen Tages auf den Kopf gestellt. Mein todsicherer Tipp aus verlässlicher Quelle hat sich als Fehlspekulation erwiesen.« Der junge Graf hob in hilfloser Ohnmacht die Hände, und sein sonst eher unbekümmerter Gesichtsausdruck geriet zur deutlichen Ratlosigkeit.

»Nein, nein, nein«, murmelte die Gräfin, »ich glaube es einfach nicht – unser ganzes Geld! Und ich dachte immer, du verstehst etwas davon, nachdem du seit vielen Jahren im Anlagenbereich einer Geschäftsbank tätig bist!«

Graf Frederic hockte sich zu seiner Mama auf das zierliche Sofa, wagte aber nicht, ihre Hände tröstend in die seinen zu nehmen.

»Schau, Mama, ich könnte ab jetzt immer etwas von meinem Gehalt abzweigen und damit so nach und nach durch Spekulationen versuchen, dein Geld zurückzugewinnen …«

»Frederic! Ich bitte dich! Reite uns nicht noch tiefer in unser Unglück hinein!« Gräfin Margarete von Blumbach saß sehr gerade in untadeliger Haltung. Sie war eine schlanke elegante Frau, deren dunkles Haar erst wenige Silbersträhnen aufwies. Das klassisch ebenmäßige Gesicht trug den Ausdruck geschliffener Lebensweise, so, wie er ihr von vielen Generationen vor ihr als unverwechselbares Siegel mit auf den Weg gegeben war.

Der junge Graf fühlte sich elend.

Er hatte alles, was sie besaßen, auf eine offenbar unsichere Karte gesetzt – und verloren. Für seine Mama war das ein vernichtender Schlag, das wusste er, da sie zu willig seinen Träumen gefolgt war, ein besseres Leben für sie gewinnen zu wollen.

Der gut aussehende Mann lehnte sich etwas zurück, ohne dass sich eine Entspannung einstellte. Er wusste, seine Mama war nicht ganz unschuldig an dem, was nun geschehen war. Sie träumte zu oft und zu eindringlich von den verlorenen Gütern im Osten. Das Leben dort, lange zurückliegend, war einmal ihr Leben gewesen und hatte sie geprägt und auch verdorben für eine bescheidene Fortsetzung in einer kleinen Wohnung.

Solange sein Vater gelebt hatte und seine Eltern hier im Westen das Gut eines Verwandten verwaltet hatten, auf dem er und seine Schwester Britta aufgewachsen waren, hielten sich die Klagen seiner Mama in Grenzen. Aber nach dem Tod des Vaters und dem Umzug in die kleine Stadtwohnung war ihr Hadern mit dem Schicksal zu einer täglich wiederkehrenden Belastung für alle geworden.

»Wovon soll ich jetzt leben?«, holte die Stimme seiner Mama ihn aus seinen Gedanken.

Frederic von Blumbach lächelte beruhigend.

»Schau, Mama, Britta und ich haben doch unser Gehalt. Davon ging es doch bisher auch recht gut.«

Die Gräfin zog die feingeschwungenen Brauen ärgerlich zusammen. »Deine bescheidene Unbekümmertheit ist manchmal schon recht schwer zu verstehen, mein Sohn. Das Leben von der Hand in den Mund scheint dich nicht im Mindesten zu beunruhigen.«

Frederic, der seiner Mama sehr zugetan war, nahm vorsichtig ihre Hand und war beinahe erstaunt, als sie sie ihm überließ.

»Mama, ist es nicht gut, dass ich bescheiden leben kann und auch noch positiv denke?« In seinen dunklen Augen lag die Bitte, ihn so zu nehmen, wie er nun mal war.

»Ein Baum als Dach, und ein Stein als Kissen – ich weiß!«, echauffierte sich die Gräfin und dachte ärgerlich daran, dass sie ihn bereits als Kind so erlebt hatte. Ein Tagträumer und Lebenskünstler, der sich frei hielt vom Streben nach Besitz und Anerkennung. Und ausgerechnet ihm hatte sie ihr Geld überlassen, damit er es vermehrte!

»Wie willst du mit deiner Einstellung jemals eine Familie gründen oder gar ernähren?«, fragte sie, und ihr Gesicht wurde so streng, als sei er noch ein kleiner Junge, dem sie erzieherische Vorhaltungen machen konnte.

Frederic von Blumbach lachte und vergaß im Moment den erlittenen Geldverlust. »Mama, solche Gedanken habe ich noch nicht.«

Margarete von Blumbach schüttelte den Kopf. Dieser Sohn machte sie sprachlos, und bedauernd dachte sie wieder einmal, dass er ihr zwar ähnlich sah, aber ihre Ansprüche an das Leben nicht geerbt hatte.

Als sich draußen im Schloss ein Schlüssel drehte und sich rasche Schritte über den Flur auf den Wohnraum zubewegten, atmete der junge Graf auf. Seine Schwester Britta kam, deren ernsthafter Tüchtigkeit er gern alle weiteren Probleme überließ.

Mit ihrem Eintritt erhob er sich dann auch unverzüglich und ging ihr einige Schritte entgegen.

Britta von Blumbach erfasste mit einem Blick, dass etwas Schwerwiegendes geschehen war. Das starre Gesicht ihrer Mama und Frederics bekümmerte Miene sagten es deutlich. Fragend sah sie von einem zum anderen, und ihr Blick blieb schließlich an dem hochgewachsenen Bruder hängen, der ihr nun die Jacke abnahm.

Frederic war der elegante Bankmensch im Nadelstreifenanzug, der es aber dennoch verstand, dieser Kleidung seine angeborene Lässigkeit zu vermitteln. Den charmanten Zug von Unbekümmertheit trug er für gewöhnlich auch im Gesicht. Heute aber, das sah sie gleich, wirkte das etwas zu schöne männliche Gesicht angespannt, was hieß, dass das Problem bei ihm liegen musste.

»Was gibt’s?«, fragte sie ohne Umschweife und auch, weil sie einen langen Arbeitstag hinter sich hatte und eigentlich zu müde für häusliche Probleme.

»Mein Spekulationsgeschäft ist danebengegangen«, sagte Frederic ohne Vorwarnung und zog die Schultern hoch. Diese Schultern waren breit und scheinbar bereit, alle Lasten zu tragen.

Britta dachte das auch und wusste es doch besser.

»Was für ein Spekulationsgeschäft?«, fragte sie und hielt unwillkürlich den Atem an, während sie gleichzeitig bedauerte, dass ihre Eltern ihn nicht hatten Landwirt werden lassen, wie er es sich gewünscht hatte. Aber ein Landwirt ohne Land? Er hätte verwalten müssen wie sein Vater, und das war für den alten besitzlosen Landadel undiskutabel gewesen.

»Wir dachten, dass sich das Geld, das euer Vater hinterlassen hat, verdoppeln ließe«, meldete sich die Gräfin, und ihre Stimme klang so gekränkt, als hätte die Welt da draußen ihren ganz persönlichen Anspruch auf ein wenig mehr Luxus nicht mit diesem Fehlschlag zunichtemachen dürfen.

»Ich verstehe!« Britta trat an das runde Tischchen und legte ihre Handtasche darauf. Einen Augenblick sah sie erschrocken auf diese Tasche, bevor sie sich zusammennahm und sich wieder Mutter und Bruder zuwandte.

»Ist das ganze Geld in das Abenteuer geflossen?«

Margarete von Blumbach bewegte ein wenig den Kopf, als sie nickte, und Frederic schaute zur Seite.

Britta wusste, was das hieß: Die Klagen der Mutter würden in Zukunft noch zunehmen, jetzt, da sie ihre Barmittel verloren hatte, aus denen ihr bisher die sparsamen Zinsen zugeflossen waren. Das Leben würde also noch ein wenig härter werden ohne diesen finanziellen Rückhalt.

Britta wusste, wenn einer für diesen vernichtenden Schlag verantwortlich zu machen war, so war es ihre Mutter. Aber wie konnte man einen Menschen von seinen Vorstellungen heilen, dass das, was die Lebensumstände mit sich brachten, nur ein großer Irrtum gewesen sei, und das Schicksal dieses einsehen müsse? Der lange zurückliegende Krieg hatte viele Lebensläufe verändert, das galt es zu akzeptieren, wollte man nicht auf ewig unglücklich werden.

»Kleine, es tut mir leid«, sagte Frederic und trat auf sie zu. Er wusste, dass seine zierliche Schwester im Grunde das Rückgrat der Familie darstellte. Sie besaß Disziplin, Abstand und den kühlen praktischen Sinn für das Machbare. Sie war keine Träumerin und gestattete sich auch keine Träume. Die Füße auf dem Boden zu behalten und den Realitäten ins Auge zu sehen, waren ihre charakterlichen Vorzüge im täglichen Lebenskampf.

»Wir werden nach dem Tee die neue Situation durchrechnen«, sagte sie knapp und warf das lange dunkelblonde Haar zurück, das, wäre es mit ein wenig mehr Charme geschehen, aufreizend und unwiderstehlich gewirkt hätte.

Frederic sah sie voller Bewunderung an. Seine Schwester hatte Stil und Kraft, und er beneidete sie darum. Sie war einige Jahre jünger als er, aber in ihrem Beruf wesentlich erfolgreicher als er in dem seinen. Ehrgeiz stand in den feinen ernsten Zügen, den kühlen blauen Augen, die sie vom Vater geerbt hatte. Und obwohl er sich sonst in Gesellschaft ehrgeiziger Menschen unbehaglich fühlte, lag ihm doch diese Schwester sehr am Herzen.

Aus diesen Gedanken heraus beugte er sich hinab und küsste sie zärtlich auf die Wange. »Danke«, sagte er, »danke, dass du es ohne Vorwürfe hinnimmst«, und er legte in einer zärtlichen Art seine Arme um sie.

Frederic atmete auf. Den privaten Teil dieses finanziellen Abenteuers hatte er hinter sich. An den nächsten Tag in der Bank mochte er im Moment gar nicht denken.

*

Fürst Karl Heinrich von Stolzenberg schaltete sich mindestens einmal täglich in die Geschäfte seiner Bank ein. Er pflegte das zu tun wie der Kapitän eines Schiffes, der den Kurs bestimmte und die Steuerung dann den verantwortlich eingesetzten Mitarbeitern überließ.

Sein Erscheinen war der tägliche Höhepunkt in der alten fürstlichen Privatbank, deren noble Fassade von erfolgreich durchlebten Zeiten sprach, und seine unübersehbare Präsenz verschaffte ihm unter seinen Mitarbeitern stets eine Mischung aus Huldigung und Respekt.

Der Fürst war nicht nur als Chef der Bank eine dominierende Persönlichkeit, sondern auch rein äußerlich. Groß und hager, strahlte er trotz seiner fünfundsechzig Jahre eine sportliche Elastizität aus, die etwas im Widerspruch zu seinen silberweißen Haaren zu stehen schien. Das scharfgeschnittene Gesicht mit der gebogenen Nase und den hellen aufmerksamen Augen drückte eine gewisse junge unkonventionelle Art aus. Trotzdem verstand er es, die Leute einzuschüchtern, und das lag sicherlich nicht nur an seinem Titel.

»Durchlaucht, Herr Schulze-Fahrenheit möchte Sie dringend sprechen«, flüsterte dann auch seine langjährige Sekretärin Hilde Schwan devot und hielt korrekt den Abstand, der ihr zwingend geboten schien.

Das hagere Gesicht des Fürsten hob sich kaum von den Akten auf seinem Schreibtisch, als seine Augen sie schließlich über den Rand der Lesebrille hinweg ansahen.

»Was will der alte Zuträger?«, knarrte seine Stimme.

»Aber – Durchlaucht!« Hilde Schwan war immer noch sichtlich geschockt, wenn er so unmissverständlich aussprach, was er dachte. Dieses Erschrecken hatte sich auch in den langen Jahren gemeinsamer Arbeit nicht abgeschliffen.

»Nun?« Seine buschigen Brauen zogen sich ungeduldig zusammen.

Hilde Schwan wand sich ein wenig, denn aus Erfahrung wusste sie, dass immer der die ersten Schläge abbekam, der als Überbringer schlechter Nachrichten in der ersten Reihe stand.

»Es geht wohl um den jungen Blumbach …« Hilde Schwans Stimme wirkte jetzt so verwaschen wie ihr ganzes Äußeres.

»Sie meinen den Grafen von Blumbach?«, dröhnte seine Stimme jetzt laut und maßregelnd.

»Ja, den meine ich.« Hilde Schwan schluckte. Es war immer dasselbe! Ging sie auf seinen legeren Ton ein, wollte er es umgehend korrekt. Vertraulichkeiten räumte er ihr nicht ein.

»Was hat er angestellt?«

»Ich weiß es nicht genau«, wich die ältere Sekretärin nun vorsichtig aus und zupfte nervös am Manschettenärmel ihrer perlgrauen Bluse.

»Natürlich wissen Sie es!« Fürst Stolzenberg sah sie mit jener durchdringenden Schärfe an, die Hilde Schwan wie ein Schulmädchen erröten ließ.

»Bitte, Durchlaucht, Herr Schulze-Fahrenheit kann es Ihnen besser erklären …«

»Man muss mir nichts erklären, merken Sie sich das!« Seine große Hand fuhr auf die Papiere nieder, dass der alte Mahagonischreibtisch es in seinen antiken Gliedern spürte.

»Ich meine, er könnte es Ihnen kurz und bündig …« Hilde Schwan brach den Satz ab und sah hilflos in das von vielen scharfen Lebenslinien gezeichnete Gesicht des Fürsten.

»Der Mann hat einen viel zu langen Namen, um sich kurz und bündig fassen zu können«, bemerkte er ironisch, weil er den Anlageberater nicht mochte. Aber leider, der Mann hatte die Nase für Geschäfte im Anlagebereich und war als Leiter dieser Abteilung deshalb unentbehrlich.

Hilde Schwan nickte. Sie musste ihn unbedingt noch freundlich gegenüber dem netten jungen Grafen stimmen, bevor Schulze-Fahrenheit seine Empörung über ihn ausgoss.

»Ich glaube es nicht!«, stieß sie darum hervor, und mit ihrer Absicht, dem jungen Mann zu helfen, gewann ihre Stimme an Festigkeit, und ihr kleiner magerer Körper schien um einige Zentimeter zu wachsen.

»Soso, Sie glauben es nicht! Ich weiß zwar immer noch nicht, was Sie nicht glauben«, sagte Fürst Stolzenberg sarkastisch, »aber ich denke, der hübsche Bursche hat Ihnen den Kopf verdreht, wie?«

»Aber, Durchlaucht!« Hilde Schwan errötete erneut. »Ich bin eine alte Frau!«

Der Fürst erhob sich zu seiner ganzen Länge und wirkte im Moment bedrohlich. Seine Stimme hatte, immer noch den sarkastischen Klang, als er bemerkte: »Wenn Sie eine alte Frau sind, wäre ich ein alter Mann – und dagegen habe ich etwas. Also lassen Sie solches Gerede!«

»Gewiss, Durchlaucht!«

»Nun, dann holen Sie mir jetzt den Schulze-Fahrenheit!«

Hilde Schwan nickte und atmete erleichtert auf, als sie das Arbeitszimmer des Bankiers verlassen konnte. Und während sie den weiten Raum mit kurzen schnellen Schritten durcheilte, sahen die Vorfahren des Fürsten mit ernsten Gesichtern aus ihren Rahmen auf sie hinunter. Das Gesicht des lebenden Fürsten schien sich um ein Vielfaches zu wiederholen, denn Aussehen und Ausdruck waren sich über Jahrhunderte treu geblieben.

Als Schulze-Fahrenheit kurz darauf das Zimmer betrat, ließ er ihn eine Weile stehen. Der übereifrige Mann war ein treuer Untertan, was dem Fürsten einerseits recht war, andererseits aber seine Verachtung hervorrief.

»Herr Schulze-Fahrenheit, was bringt Sie so aus dem Konzept?« Knarrende Ironie lag in der Stimme des Bankiers, während seine kühlen Blicke den nervös schwitzenden Mitarbeiter ansahen.

»Etwas Furchtbares, Durchlaucht, ich weiß noch gar nicht, was ich sagen soll …« Der kleine rundliche Mann wand sich, und seine Hand griff zur Kante des Tisches, als müsse sie Halt suchen.

»Kommen Sie zur Sache!« Die Stimme des Fürsten klang ungeduldig.

»Nun ja, ich sollte Sie vielleicht nicht damit belästigen, immerhin bin ich für den Anlagebereich zuständig, aber die Höhe der Verluste übersteigt meine Verantwortung …« Der schwitzende Mann schaute zur dunklen Holzdecke hoch, als sei von dort Hilfe zu erwarten.

Fürst Stolzenberg nahm mit eisiger Ruhe die Lesebrille herunter, und unter der Macht seines Blickes sackten die Schultern Schulze-Fahrenheits nach vorn, als hätte man sie mit Mühlsteinen behängt.

Er murmelte: »Herr von Blumbach hat einigen unserer Kunden zu einer Kapital-Anlage geraten, die nicht im Beratungsangebot unseres Hauses lag.«

»Und?«

»Die Vermögensverluste sind beträchtlich.« Schulze-Fahrenheit zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn.

» Wie kommt der junge Mann zu diesem Alleingang?«