Ich freue mich auf meine Beerdigung. - Marcel Dietler - E-Book

Ich freue mich auf meine Beerdigung. E-Book

Marcel Dietler

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Beschreibung

Im Leben fehlt es von der Geburt bis zum letzten Atemzug nicht an Wundern, über die man staunen kann, sondern an der Bereitschaft, die Wunder zu sehen. Der Verfasser des Buches möchte all denen eine Hilfe sein, welche ihre inneren Augen entdecken und öffnen wollen. Einmal geöffnet, bleiben diese auch dann offen, wenn die körperlichen Augen sich für immer schliessen. Junge Menschen möchte der Verfasser ermutigen, dieses Leben hier und jetzt fröhlich anzupacken. Menschen in ihren letzten Jahren möchte er helfen, sich auf den Aufbruch zu freuen. Die schönste Reise steht erst noch bevor. Marcel Dietler sagt: «Ich freue mich auf meine Beerdigung; ich werde dabei sein.»

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Für Pascal,

meinen Enkel, der nur im Mutterleib kurz gelebt hat und trotzdem sehr lebendig ist

Inhaltsverzeichnis

Dank

Vorwort

Eine Sternstunde

Was ist mit der allgemein verbreiteten Meinung «tot ist tot, Schluss, aus»? Was ist mit Gottes Gericht, vor dem wir uns verantworten müssen? Und was ist mit der Hölle?

Ist mit dem Tod alles gut?

Oder hat die Kirche den Himmel vielleicht bereits vergessen?

Das Osterlachen

Von der wissenschaftlich geprägten Theologie in die Spiritualität: das Lernvikariat

Traum oder Wirklichkeit? Begegnungen

Spirituelle Erfahrungen aus der heutigen Zeit im Licht des Neuen Testaments

Obertonsingen

Abendmahl und Messe als gemeinsame Feier der sichtbaren und der unsichtbaren Welt

Du sollst dir kein Bildnis machen

Wegbereiter

Was nicht sein darf, gibt es nicht

Was nicht sein darf, gibt es eben doch

Die am besten bezeugte Totenerscheinung der Welt

Über den Autor

Dank

Wenn man über achtzig Jahre alt ist, dauert es nicht mehr allzu lange, bis man nicht mehr da ist. Darum soll mein Buch auch ein Dank sein an Menschen, die mir viel bedeuten – in erster Linie ein Dank an meine liebe Frau Vreni, die es schon seit über fünfzig Jahren mit mir aushält. Sie gehört zu denjenigen Pfarrfrauen, die über keine eigene Pension verfügen. Vreni hat wie viele Pfarrfrauen genauso treu für die Kirche gearbeitet wie ihr Mann, aber ohne Lohn. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, werden beim Lesen staunen, was dieser Mann alles aufgebaut und geleistet hat. Aber das hätte er alles nicht tun können, wenn nicht die Hälfte dieser Arbeit von seiner Frau geleistet worden wäre.

Mein Dank geht aber auch an meine Söhne Thomas und Peter, die oft zu kurz kamen, wenn ihr Vater Tag und Nacht für andere Menschen unterwegs war. Mit ihrem Humor haben die beiden immer wieder Mittel und Wege gefunden, diesen Vater doch auch für sich selber beanspruchen zu dürfen. Oft haben sich Gemeindeglieder telefonisch an mich gewandt und den Besuch des Pfarrers gewünscht. Eines Tages taten das auch die beiden Kinder. Ich war in der Studierstube. Sie riefen mich von der Küche aus an und vereinbarten mit dem Pfarrer Datum und Zeit. Ich musste zu dem betreffenden Zeitpunkt das Haus verlassen und an der Türe läuten. Sie öffneten und empfingen den Pfarrer herzlich. Ich bin stolz auf unsere Söhne. Ich danke auch unseren Schwiegertöchtern Luce und Sabine und den Enkelinnen Taina und Leia, die ihren Grossvater sogar dann ernst nahmen, als er ihren ungeborenen Bruder sah; sie bestanden darauf, sich auf jene Bank am Waldrand zu setzen, auf der sich Pascal neben mich gesetzt hatte.

Vorwort

Sie haben nach diesem Buch gegriffen, weil der Titel Sie verblüfft. Wie kann einer sich auf seine Beerdigung freuen? Und wie kann er dabei sein, ausser als Toter? Das scheint etwas mit seinem Glauben und seinen Erfahrungen zu tun zu haben. Der Verfasser sagt dazu: «In meinen fast vierzig Jahren als Pfarrer habe ich zahlreiche Sterbende begleitet, Hunderte von Trauergesprächen geführt und ebenso viele Abschiedsfeiern gestaltet. Da hört, sieht und erlebt man einiges.»

«Tot ist tot», sagen viele dumpf.

«Ich glaube an die Reinkarnation», meint eine wachsende Anzahl von Menschen.

«Wirst du mich eines Tages abholen, wenn es bei mir so weit ist?», bat ein junger Mann, der das ganze Leben noch vor sich hat und zu Recht annimmt, dass ich vor ihm sterben werde.

«Wir werden uns wieder sehen», war das letzte Wort einer Frau zu ihren Angehörigen.

«Es ist noch keiner zurückgekommen», sagen immer wieder viele.

Aber ist es denn wirklich so sicher, dass noch keiner zurückgekommen ist?

«Es ist überhaupt nicht sicher», antworte ich, «im Gegenteil», und widme dieses Buch meinem Enkel Pascal, den ich erst sechzehn Jahre nach seinem Embryotod kennengelernt habe.

Erschreckt Sie das, liebe Leserin, lieber Leser, wenn da einer behauptet, einem Menschen begegnet zu sein, der gar nie Mensch geworden ist, vielleicht gar nie hat Mensch werden müssen?

Dann, liebe Leserin, lieber Leser, tauchen Sie jetzt mutig ein in den Inhalt dieses Buches.

Eine Sternstunde

In der beliebten Sonntagmorgensendung «Sternstunde Philosophie» des Schweizer Fernsehens führte der Moderator am 8. August 2015 ein Gespräch mit zwei sympathischen Frauen, mit der Pfarrerin Brigitte Becker und dem Medium Dolly Röschli. Dolly Röschli ist die Verfasserin des Buches «Hallo, Jenseits». In dem Gespräch ging es um die Begegnung mit Toten. Was ist davon zu halten? Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn ja, wie sinnvoll, gut oder schädlich ist es, sich darauf einzulassen?

Im Alten Testament steht auf Kontakte mit den Toten die Todesstrafe durch Steinigung (3. Mo. 19,31, 3. Mo. 20,6, 3. Mo. 20,27). Der von Gott verworfene König Saul bringt sich vollends ins Verderben, indem er ein Medium aufsucht und den Propheten Samuel aus der Totenwelt heraufkommen lässt. (1. Sam. 28). Für fundamentalistische Christen sind Nachtoderfahrungen daher ein absolutes No-Go. Wer in fundamentalistischen Kreisen entsprechende Erlebnisse hat, wird sich hüten, davon zu berichten – es droht die geistliche Steinigung. Bei liberalen Christen und wissenschaftsgläubigen Menschen ist es nicht viel besser. Diese reagieren auf Berichte über Begegnungen mit Toten zwar nicht mit geistlichen Drohungen, dafür aber mit Spott und Hohn. Sie wissen – oder meinen zu wissen –, dass es so etwas gar nicht gibt. Das ist etwas für Leute, die Halluzinationen haben. Ein Grund, auch bei ihnen nicht darüber zu reden. Der Tod – und was nach dem Tod kommt, – ist ein Tabu.

Die «Sternstunde Philosophie» vom 8. August 2015 war ein Tabubruch. Und es wurde weder gesteinigt noch gehöhnt. Die Pfarrerin und das Medium führten ein sachliches, freundliches Gespräch. Die Pfarrerin konnte freilich ein verzeihendes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Doch, doch, auch sie hatte von Totenerscheinungen schon gehört. Nein, über persönliche Erfahrungen verfüge sie nicht, sie entsprächen nicht dem christlichen Glauben. Der christliche Glaube nehme den Tod sehr ernst. Wer an die Erscheinung von Toten glaube, verdränge letzten Endes den Todesernst. Auch sei bei einer kommerziellen Arbeit eines Mediums die Türe zum Missbrauch geöffnet. Den Einwand der Möglichkeit von Betrug liess Medium Dolly durchaus gelten, es gebe in der Tat in jedem Beruf Betrüger. Doch wehrte sie sich gegen die indirekt ausgedrückte Behauptung, ein Medium könne gar nicht Christ sein. Sie jedenfalls sei Christin, betonte sie, und werde das auch bleiben. Die Pfarrerin nickte befriedigt.

Als Fernsehzuschauer, selber Pfarrer, fühlte ich mich bei aller Sympathie für beide Frauen mit dem Medium stärker verbunden als mit der Berufskollegin. Für die evangelische Theologin ist mit dem Tod zunächst alles zu Ende. Da gibt es keine unsterbliche Seele, die beim Tod wie ein Vögelchen davonfliegt. Beim Tod stirbt mit dem Körper auch die Seele. Das Leben hier und jetzt ist die einzige Möglichkeit, sich zwischen Gut und Böse, für Gott oder gegen Gott zu entscheiden. Nach dem Tod gibt es keine Möglichkeit, einiges wiedergutzumachen und sich weiterzuentwickeln. Wir sind tot und bleiben tot, bis am Ende aller Zeiten Gott uns zu neuem Leben erweckt.

Was die Pfarrerin sagt, ist eine durchaus zu beherzigende Linie, welche sich durch das Alte und das Neue Testament zieht. Martin Luther, und im zwanzigsten Jahrhundert Karl Barth, haben sich für die Auslegung «Ganztod bis zur Auferweckung» entschieden, und die Pfarrerin ist auf der Luther-Barth-Linie geblieben.

Dies ist aber nicht die einzige Linie. Der Gedanke, dass die Seele nach dem Tod davonfliegt wie ein Vögelchen, stammt aus dem Griechentum und war vor Luther jahrhundertelang gültige Kirchenlehre. Ich bin dem griechischen Vögelchen treu geblieben. Ich finde den Gedanken, dass ich mit Leib und Seele sterbe, um dann nach Tausenden von Jahren durch den Schall der Posaune (1. Thess. 4,16) aus meinem Todesschlaf aufgeschreckt zu werden, zutiefst unsympathisch. Das mag akzeptabel sein für Menschen, die sich ein Leben lang mit der Heiligen Schrift befasst haben. Für Menschen aber, für welche die Bibel ein fremdes Buch geworden ist, die sich jedoch eines Tages mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen möchten, ist der Ganztod bis zum Trompetenschall am jüngsten Tag keine Frohbotschaft.

Für mich ist die Bibel seit meinem zwölften Lebensjahr durchaus das Buch, das mich begeistert, herausfordert und prägt, doch die Ganztodauslegung entspricht in keiner Weise meiner eigenen Erfahrung. Zweimal in meiner Tätigkeit als Pfarrer haben mich nach einer Predigt unbekannte Gottesdienstbesucher gefragt, ob ich eigentlich wisse, dass ich mediale Begabungen hätte. Der erste, der mich darauf ansprach, wollte mich auf der Kanzel von einem blauen Licht durchflutet gesehen haben. Für mich waren damals beide das, was man Spinner nennt. Ich habe in beiden Fällen kurz und bündig geantwortet: «Ich bin ein Medium des Heiligen Geistes.» Dass ich gelegentlich besondere spirituelle Erfahrungen mache, trifft zwar zu, aber für mich sind das immer Gotteserfahrungen. Zu mir kann man nicht kommen, um zu vernehmen, wie es der verstorbenen Frau, dem verstorbenen Mann, Kind, Bruder, der Schwester oder dem Freund geht. Ich sehe nie die toten Angehörigen eines Gesprächspartners. Die Verstorbenen, die mir begegnen, haben nur mit mir selber zu tun. Und es geschieht nur selten. Doch Menschen spüren, dass ich solche Erfahrungen gemacht habe. Das gibt ihnen den Mut, mit mir darüber zu reden. Ich bin ein paarmal bei unerklärbaren Vorkommnissen wie Klopfgeräuschen oder Bildern, die von der Wand fielen, als Seelsorger um Hilfe angefragt worden. Wenn es sich um Fotos von verstorbenen Angehörigen handelte, bei denen Schuld nicht aufgearbeitet worden war, habe ich ein Versöhnungsritual angeboten, worauf die Klopfgeräusche aufhörten und die Bilder an der Wand blieben.

Es braucht grosses Vertrauen, bis Menschen es wagen, von solchen Erfahrungen zu berichten. Bei gläubigen Menschen ganz besonders, denn sie haben ja Angst, dass ihnen bei einer Totenerscheinung etwas Widergöttliches passiert. Dabei wäre das Christentum ohne eine ganz bestimmte Totenerscheinung gar nicht erst entstanden. Die Auferstehung Christi ist die wichtigste und auch die am besten bezeugte Totenerscheinung der Geschichte. Der Gekreuzigte war ein Toter, der sich materialisierte. Man konnte ihn berühren. Und trotzdem war er nicht materiell im üblichen Sinn. Er konnte durch Wände hindurchgehen, und er war nicht an Ort und Zeit gebunden. Ganz so, wie das auch bei heutigen Totenerscheinungen der Fall ist.

Wie gesagt ist die biblische Linie mit dem Ganztod ohne irgendeine Form des Weiterlebens, dafür jedoch mit Neuschaffung nach Tausenden von Jahren mit dem Weckruf der Posaune nicht die einzige biblische Linie. Bei Jesus selber leuchtet etwas anderes auf: Er nimmt die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen Berg, wo ihnen Moses und Elia erscheinen (Mk. 9,2ff.). Jesus sagt: Gott ist der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Gott ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen. Ihr irrt sehr. (Mk. 12,26-27) Im Johannesevangelium sagt er: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben. (Joh. 6,47) Er hat das ewige Leben also jetzt schon. Kein Tod kann es ihm mehr nehmen, auch nicht durch einen vieltausendjährigen Todesschlaf. Jesus anerkennt, dass wir körperlich sterben, aber in unserer Persönlichkeit und unserem Bewusstsein sind wir laut Jesus nicht tot. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh. 11,25) Wer da lebt und glaubt an mich, wird nimmermehr sterben. (Joh. 11,26) Dem Schächer am Kreuz versichert er: Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein. (Lk. 23,43) Heute, nicht erst in Tausenden von Jahren. Sterbend betet er: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. (Lk. 23,46)

Zwar können sich die Vertreter der Ganztodlinie mit Auferweckung nach Tausenden von Jahren auf Paulus berufen, von ihm stammt der Weckruf mit der Posaune. Doch kann auch er den Philippern schreiben: Es wird mir von zwei Dingen hart zugesetzt, indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christus zu sein; das wäre bei weitem das bessere; aber im Fleisch zu verbleiben ist nötiger um euretwillen. (Phil. 1,23-24) Nach dem Tod sofort bei Christus zu sein – und zwar sehr lebendig –, das findet Paulus sehr attraktiv. Ich übrigens auch. Das ist gute Nachricht. Tut mir leid, Martin Luther und Karl Barth, ich kann euch da nicht folgen.

Was ist mit der allgemein verbreiteten Meinung «tot ist tot, Schluss, aus»? Was ist mit Gottes Gericht, vor dem wir uns verantworten müssen? Und was ist mit der Hölle?

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