Ich habe ein Buch geschrieben - Was nun? - Wilhelm Ruprecht Frieling - E-Book

Ich habe ein Buch geschrieben - Was nun? E-Book

Wilhelm Ruprecht Frieling

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Beschreibung

Mit 50 Berufsjahren im Verlagswesen kennt Wilhelm Ruprecht Frieling alle Geheimnisse, Tricks und Ticks der Autoren, Buchhändler, Journalisten und Verleger. In diesem Ratgeber teilt er sein Wissen mit jedem, der schreibt. Frieling beantwortet, ob man Schreiben lernen kann, was Urheberrecht bedeutet, wie man seinen Buchtitel schützt und was man zum Buchcover wissen muss. Der Autor erklärt, wie man Exposé und Klappentext schreibt, und welche Vorteile der Einsatz von Lektoren und Korrektoren bietet. Er setzt sich damit auseinander, wie Verlage angesprochen werden können, ob Literaturagenten oder Dienstleister Sinn machen oder alles besser selbst gemacht werden sollte. Wilhelm Ruprecht Frieling erklärt, wie ein professionelles Manuskript aussieht, ob und wann man ein Pseudonym benötigt, was Impressum, ISBN und Pflichtexemplare sind. Schließlich spricht er darüber, wie man im Internet auftritt, ob Twitter, Facebook und Blogs bei der Bewerbung eines Buches helfen können und wie man erfolgreich mit Journalisten umgeht.

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BUCH FERTIG WAS NUN?

Wie auch immer: Eines schönen Tages ist mein Buch fertig. Der letzte Satz ist geschrieben, der allerletzte Punkt gesetzt. Was für eine Arbeit liegt hinter mir! Mal bin ich im Schreibfluss schier ertrunken, dann wusste ich tagelang nicht weiter und habe mich durch Engpässe gequält. Mal wollte ich alles hinschmeißen, dann habe ich aber dennoch weitergemacht und eisern an meiner Geschichte gearbeitet. Ja, es war ein hartes Stück Arbeit und manchmal habe ich sogar gezweifelt, ob der Stoff der richtige ist. Aber das alles ist Schnee von gestern.

Jetzt heißt es erst mal kräftig durchatmen.

Der Abschluss eines Manuskriptes ist ein guter Grund dazu, es krachen zu lassen. Gönnen Sie sich etwas Gutes, holen Sie tief Luft und gewinnen Sie ein wenig Abstand. Schöpfen Sie Kraft! Sie werden sie brauchen. Denn Ihr Buch ist zwar fertig, das Manuskript liegt abgeschlossen auf dem Rechner, aber es stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Oder haben Sie sich während des Schreibens genau überlegt, wie Ihr Buch zum Leser findet und was man alles dazu beisteuern muss?

Wer jetzt ehrlich mit »Nein« antwortet, dem hilft dieses Buch weiter, Fragen abzuklären und den richtigen Weg zu finden. Wie ich zu dieser Behauptung komme? – In 50 Berufsjahren als Verleger und Autor habe ich mehr als 10.000 Autoren geholfen, ihre Werke zu veröffentlichen. Außerdem habe ich inzwischen mehr als 40 Bücher selbst geschrieben, darunter ein halbes Dutzend Ratgeber für Autoren.

Henry M. Broder beurteilte mich im SPIEGEL: »Kein anderer Verleger hat so viele Autoren glücklich gemacht.« – Ich darf deshalb für mich in Anspruch nehmen, etwas von der Materie zu verstehen … und da ich Wissen gerne teile, informiere ich in diesem Buch über den Alltag im Umgang mit Manuskripten und verrate Tricks und Kniffe der Branche.

Mit dem Verfassen des Manuskriptes ist es nicht getan. Schwerer als das Verfassen ist das Verkaufen eines Manuskriptes.

Die Literaturgeschichte kennt eine Vielzahl von Namen, darunter inzwischen weltberühmte Schriftsteller, deren Werke von Verlagen abgelehnt wurden. Einige ließen die Veröffentlichung auf eigene Kosten besorgen und erreichten auf diesem Wege den Durchbruch. Johann Wolfgang von Goethe suchte 1769 für sein Frühwerk »Die Mitschuldigen« vergebens einen Verleger. Auch für den später Berühmtheit erlangenden »Götz von Berlichingen« wollte sich keine Hand rühren. Das Drama erschien 1773 in wenigen hundert Exemplaren. Der geschäftstüchtige Goethe zahlte, besorgte die Herausgabe privat und legte damit den Grundstein für seinen späteren Erfolg. Er ist damit der Ahnherr aller heutigen Selfpublisher.

Schiller schrieb von Weimar aus Bettelbriefe und versuchte, einen festen Stamm zahlender Leser für Veröffentlichungen zu gewinnen, die vorerst nur in seinem Kopf geschrieben waren. Er verschuldete sich bis zum wirtschaftlichen Ruin. Balzac, der Meister der Milieuschilderung, musste viel Geld für den Druck seiner Werke zusammentragen, die niemand herausgeben wollte – dazu gehört die »Comédie humaine« (»Die menschliche Komödie«).

Edgar Allan Poe, die Brontë-Schwestern, Marcel Proust, Friedrich Nietzsche und viele andere heute weltberühmte Autoren zahlten für die Herausgabe ihrer Werke. Sie sahen keine andere Chance, ihr Werk an den Leser zu bringen. Lew Tolstoi verkaufte sogar heimlich ein Landgut seiner Frau, um einen der berühmtesten Romane der Weltliteratur, »Krieg und Frieden«, herauszubringen.

In unseren Tagen ist es zum Glück kinderleicht, seine Werke selbst zu verlegen und an die Öffentlichkeit zu bringen. Doch mit dem Schreiben des Manuskriptes ist es nicht getan. Heute wie damals beginnt damit der eigentliche Stress …

WAS BEDEUTET URHEBERRECHT?

Urheberrecht ist ein an die Person des Schöpfers eines Kunstwerks, beispielsweise eines Manuskripts, gebundenes Recht. Es kann weder abgetreten, verkauft oder verschenkt werden, sondern ist untrennbar mit dem Urheber verbunden. Nach dem Tod des Urhebers geht der Anspruch an seine Erben über. Die Rechte sind 70 Jahre lang geschützt. Das bedeutet, dass in dieser Frist niemand den Text ohne Genehmigung der Rechteinhaber veröffentlichen darf.

Nach Ablauf der 70 Jahre werden Werke gemeinfrei. Dann kann jeder, der mag, die Texte publizieren. So sind beispielsweise die Werke von Goethe und Schiller gemeinfrei. Will man ein Gedicht von Goethe in einen Roman einbauen, dann ist das ohne Probleme möglich. Natürlich aber benennt man den alten Meister als Urheber.

Handelt es sich um eine Übersetzung, dann ist diese ebenfalls durch das Urheberrecht bis 70 Jahre nach dem Tod des jeweiligen Übersetzers geschützt. Beispiel: Eine aktuelle Shakespeare-Übersetzung ist geschützt, übersetzt man hingegen die Werke des vor 400 Jahren gestorbenen Briten selbst oder verwendet sie im Original, dann ist das statthaft.

Urheberrechte können nicht abgegeben werden.

Abgetreten werden hingegen Verwertungsrechte. Wird ein Verlagsvertrag geschlossen, dann erhält der Verlag sämtliche Verwertungsrechte an einem Text für einen festgelegten Zeitraum. In Verlagsverträgen werden die Rechte für Print und E-Book gesondert erwähnt. Es ist durchaus üblich, einen Vertrag für den Druck eines Buches abzuschließen, die E-Book-Rechte hingegen auszuklammern (weil man E-Books lieber selbst veröffentlicht).

Die Genehmigung zum klassischen Druck des Buches nennt man »Hauptrecht«. E-Book-Rechte sind »Nebenrechte«. Zu den Nebenrechten zählen auch Übersetzung sowie Verfilmung und Vertonung. Nebenrechte können ausdrücklich ausgenommen werden, alles ist Verhandlungssache. Verlage sind naturgemäß daran interessiert, sämtliche Rechte in die Hand zu bekommen, um eine möglichst hohe Wertschöpfung zu erzielen.

Ein junger Autor, der erstmalig einen Verlagsvertrag abschließt, hat eine schlechtere Verhandlungsposition als ein gestandener Autor, der erfolgreich publiziert und dessen Bücher gut laufen. Doch auch ein Novize im Verlagsgeschäft muss nicht alles schlucken.

Wichtig ist eine vertragliche Bestimmung darüber, wann die Verwertungsrechte an den Autor zurückfallen. Hier besteht die Möglichkeit, einen Verlagsvertrag zu befristen, ihn nach fünf oder zehn Jahren auslaufen zu lassen. In den Normverträgen sind außerdem Klauseln enthalten, wann eine Makulatur des Werkes erfolgt.

Die »Makulatur« genannte Vernichtung von Restbeständen ist meistens möglich, wenn in aufeinanderfolgenden Jahren weniger als x Bücher verkauft wurden. Je höher die angesetzte Zahl ist, desto wahrscheinlicher ist, dass der Vertrag durch Makulatur des Werkes endet.

Wer seine Verwertungsrechte an einen Dritten abgetreten hat, der kann nicht mehr frei über sein Werk verfügen. Will eine Zeitung einen Textauszug drucken, kann dies nicht der Autor genehmigen, sondern nur derjenige, der die entsprechenden Rechte hält. Unabhängig davon ist der Autor frei in seiner Öffentlichkeitsarbeit, das heißt, er kann Interviews geben und sich für den Vertrieb seines Werkes einsetzen.

WIE SICHERE ICH MEINE URHEBERSCHAFT?

»Wenn ich mein Manuskript jemandem zum Lesen gebe, dann klaut er vielleicht meine Idee«, fürchtet Mandy Sch. und fragt, was sie tun könne.

Ein misstrauischer Autor hinterlegt eine Kopie seines Manuskriptes bei einem Notar. Aber das kostet Gebühren und ist nur eine Krücke. Der beste Schutz für ein Buch ist, es in Verkehr zu bringen. Damit wird die Urheberschaft in aller Öffentlichkeit deutlich. Die Urheberschaft an einem Werk, liegt immer beim Verfasser und ist gesetzlich bis 70 Jahre nach seinem Ableben geschützt. Das bedeutet, wer ein Werk abschreibt oder streckenweise als sein eigenes ausgibt, kann gerichtlich belangt werden.

Plagiatsfälle gibt es immer wieder. Zu groß ist der Reiz des schnellen Geldes. Der Fall Martina Gercke beschäftigte lange die Presse. Die schreibende Stewardess behauptete, Texte anderer Autoren nur als »Platzhalter« in ihre eigenen, überaus erfolgreichen Bücher gesetzt zu haben. Konkret verwendete Frau Gercke Textstellen aus verschiedenen Büchern von Sophie Kinsella und Ildikó von Kürthy. Es ging nicht um ein, zwei oder zehn Textfragmente, es waren gleich mehrere Dutzend Stellen!

»Axolotl Roadkill« hieß der erste Roman von Helene Hegemann. Er erschien 2010 bei Ullstein. Das Buch wurde anfangs – wie Wikipedia weiß – als Sensation der Literatursaison gefeiert. Durch aufmerksame Leser wurden schnell Vorwürfe laut, Hegemann habe weite Teile ihres Buches von dem Berliner Blogger Airen aus dessen Werk »Strobo« ohne Quellenangabe abgeschrieben. Kontrovers wurde das Buch erneut diskutiert, nachdem es trotz weiterer Plagiatsvorwürfe für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde. Der Verlag erwarb die zahlreichen Abdruckrechte der zuerst nicht genannten Quellen nachträglich.

In einem dritten Fall meinte Selfpublisherin Katja Piel, die von ihr unter ihrem Namen veröffentlichten Texte fremder Autoren seien versehentlich auf einen USB-Stick gerutscht, auf dem ein paar Schreibmaschinenübungen waren. Sie musste mehrere Bücher vom Markt nehmen, nachdem der Diebstahl geistigen Eigentums bekannt wurde. Alle Fälle wurden durch aufmerksame Leser aufgeklärt, womit sich der Leser als der beste Wächter der Szene profiliert.

Ich bin auch schon bestohlen worden. Einige meiner Rezensionen wurden wortwörtlich kopiert und unter fremdem Namen veröffentlicht. Das ist zwar ärgerlich, aber es kommt doch immer ans Licht der Öffentlichkeit.

Wer selbst nicht ans Klauen denkt, der muss keine Angst haben, bestohlen zu werden. Denn die Leserpolizei wacht mit Argusaugen und ist schnell dabei, Plagiatsvorwürfe bekannt zu machen. Sollte jemand auf die Idee kommen, Ihren Text als seinen eigenen auszugeben, dann kann die Angelegenheit rasch geklärt werden.

Wie mit dem Inhalt des Buches steht es mit seinem Titel. Jeder Titel soll einzigartig und unverwechselbar sein. Daher prüft man vorher, ob es ihn schon gibt …

WIE SCHÜTZE ICH MEINEN BUCHTITEL?

Der Titel eines Buches ist das Tüpfelchen auf dem berühmten I und für die spätere Vermarktung fast genauso wichtig wie das Buch selbst. Denn über den Titel wird ein Buch gefunden, und dadurch, dass es diesen Titel nur ein einziges Mal gibt, wird das Buch unverwechselbar. Titel sind gemäß § 15 Abs. 2 Markengesetz vor Verwechslung geschützt.

Wie aber sollte der Titel des Buches lauten? Dafür gibt es kein Patentrezept. Derzeit sind kurze Titel, die nur aus einem oder zwei Worten bestehen, angesagt. Ich glaube, das ist eine Mode, die vorübergeht. Ein Titel sollte den Inhalt des Buches klar und deutlich wiedergeben. Am besten wird derjenige, der von dem Buch hört, elektrisiert und zum Kaufen angeregt.

Titelschutz setzt das Vorliegen einer unterscheidungskräftigen Bezeichnung voraus. Dabei muss es sich nicht um einen originellen oder einprägsamen Titel handeln, der Titel muss lediglich das Werk individualisieren und dadurch von anderen Werken unterscheidbar machen.

Kürzlich habe ich mit einem befreundeten Autor über den Titel seines neuesten Werkes diskutiert. Detlev Crusius lebt im spanischen Valencia. Er schreibt unter dem Pseudonym »Eddy Zack« packende Politkrimis vor realem Hintergrund. Eines seiner Bücher spielt im schwarzen Kontinent und behandelt das Thema des Uranabbaus. Bei dem Geschäft fließt viel Blut, es geht um Millionen.

Detlev schlug »Uran 235«, »Wiege des Terrors«, »Spur des Todes« und »Todesspur« als Titel vor. Das klingt alles spannend, aber es ist recht unkonkret. Im Ergebnis des Coachings kamen wir auf »Blutiges Afrika«. Damit wird genau ausgedrückt, worum es in dem Buch geht, der endgültige Titel war gefunden.

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