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Selfpublishing entwickelt sich durch die Erfindung der E-Books zu einem Massenphänomen. Das Verlegen auf eigene Faust ist gleichwohl keine Idee des digitalen Zeitalters, sondern seit Jahrhunderten ein Erfolgskonzept. Ruprecht Frieling führt seine Leser dazu über die Hinterhöfe der Literaturgeschichte und erläutert, wie namhafte Autoren vor dem großen Boom mit dem Thema umgingen. Frieling erzählt von heute weltberühmten Schriftstellern, die anfangs niemand verlegen wollte. Johann Wolfgang von Goethe, Edgar Allan Poe, Marcel Proust, Heinrich Mann, Ernest Hemingway, Hermann Hesse und Edgar Wallace zählen dazu. Sie alle brachten ihr Buch selbst auf den Markt und legten damit den Grundstein für ihre spätere Karriere. Der in dem Geschäftsmodell seit Jahrzehnten bewanderte »Grandfather des Selfpublishings« schildert anhand ausgewählter Lebensläufe den Weg von Literaten, die unabhängig von Verlagen publizierten. Er verweist auf elf Literaturnobelpreisträger, die Werke ohne fremde Hilfe herausgaben. Unterhaltsam belegt er, dass das selbstständige Veröffentlichen die gesamte Geschichte des Schreibens prägt. Stets nutzten Dichter und Poeten die Möglichkeiten des verlagsunabhängigen Publizierens. Selfpublishing erwies sich für sie als der Schlüssel zum Erfolg.
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Seitenzahl: 115
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ISBN: 978-3-98756-577-9
© 2022 Kampenwand Verlag
Raiffeisenstr. 4 · D-83377 Vachendorf
www.kampenwand-verlag.de
Text: Wilhelm Ruprecht Frieling
Bild: Shutterstock / Roman Samborskyi
Redaktioneller Hinweis: In diesem Buch wird der Begriff »Autor«,
»Leser«, »Buchhändler«, »Drucker« und »Verleger« stellvertretend
für alle Geschlechter verwendet..
1. Teil: Was ist SelfPublishing?
»Ich glaube an das Pferd.
Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.«
Kaiser Wilhelm II, 1904
Das Gespenst des Fortschritts
Kaiser Wilhelm II. hielt das Auto für eine vorübergehende Erscheinung. Er glaubte, der Fortschritt könne das Pferd nicht verdrängen. Carl Benz und Henry Ford lachten ihn aus, gaben Gas und brausten in die Zukunft.
Wilhelms Vorväter wollten das handbeschriebene Pergament als einzig wahre Verbreitungsform für Schriftgut retten. Gemeinsam mit der Kirche geißelten Adelige die Erfinder des Buchdrucks als Teufel in Menschengestalt. Sie belegten sie mit Bannflüchen und Strafandrohungen. Doch die Entwicklung zum Buch als Massenware verlief unaufhaltsam.
Kaiser Wilhelms geistige Nachfahren in Verlagen, Buchhandel, Druckerpresse, Papierfabriken, Standesorganisationen und im etablierten Feuilleton nehmen bevorzugt Selfpublisher aufs Korn. Sie behaupten, dass unkontrollierte Veröffentlichungen den Niedergang des »hochwertigen« Buches vorantreiben. Die Verfechter der guten alten Zeit sehen im Selfpublishing einen Spuk; es ist das Gespenst des Fortschritts. Und dieser Fortschritt stürmt im elektronischen Zeitalter mit Siebenmeilenstiefeln voran.
Der Lauf der Geschichte beweist: Seitdem es das geschriebene Wort gibt, drängt es den Menschen, seine Gedanken aufzuschreiben, festzuhalten und zu verbreiten. Das Herausgeben verlagsunabhängiger Werke prägt die gesamte Historie der Publizistik und des Buchwesens. Unterschiede finden sich in den ökonomischen Voraussetzungen, den Werkzeugen sowie den technischen Mitteln und Möglichkeiten. Es gibt weder in technologischer noch in gesellschaftlicher Hinsicht einen Stillstand. Und immer wieder wurden diejenigen, die Neues versuchten, anfangs ignoriert, herabgewürdigt und dämonisiert.
Folge deinem Stern
Selfpublishing (auf deutsch: das Selbst-Verlegen) bezeichnet das Veröffentlichen von Manuskripten aus persönlichem Antrieb ohne Mitwirkung eines etablierten Verlegers oder Agenten, die den Marktzugang kontrollieren. Der Selbst-Verleger trägt die alleinige Verantwortung und Entscheidungsgewalt über jeden Produktionsschritt seines Werkes, vom Manuskript über das Cover bis zum Layout. Er legt den Abgabepreis fest und damit seine Tantieme, den Vertrieb und das Marketing. Dabei handelt er entweder in Eigenregie oder beauftragt Dienstleister.
Selbst-Verleger gibt es seit Jahrhunderten. Doch erst mit dem Ausklingen der Gutenberg-Ära, der Digitalisierung der Medien und dem Siegeszug des Internets startete der eigentliche Höhenflug des Selfpublishings.
Erstmals in der Geschichte des Verlagswesens erschienen anno 2008 mehr selbst verlegte Bücher als solche, die über klassische Verlagsunternehmen auf den Markt gelangten. Im Jahr 2009 kamen 76 Prozent aller Bücher im Selbstverlag heraus, während die Zahl der von Verlagen produzierten Bücher zurückging. Die amerikanische Fachzeitschrift »Publishers Weekly« nannte am 14. April 2010 die stolze Zahl von 764.448 Titeln, die anno 2009 weltweit im Selfpublishing veröffentlicht wurden. Dieser Position standen 288.355 Bücher aus Verlagshäusern gegenüber. Insgesamt betraten damit in einem Kalenderjahr über eine Million Titel die Bühne der Buchwelt, mehr denn je zuvor.
Zu den selbst aufgelegten Büchern zählen Romane, Kurzgeschichten und Erzählungen ebenso wie Sachbücher über Erziehung, Wissenschaft und Technik. Es gibt Ratgeber zur Lebensführung und Finanzplanung, Kochbücher, Reiseliteratur, religiöse Werke, Biografien und Werke zu Kunst, Kultur und Literatur. Dabei entwickeln sich neue Buchformen, die das herkömmliche Leseerlebnis erweitern und interaktives Lesen erlauben.
Die vorliegende Veröffentlichung veranschaulicht anhand konkreter Einzelschicksale:
Autoren versuchen seit Jahrhunderten, an den Türstehern der Verlage vorbeizukommen und ein Publikum zu finden. Selfpublishing ist keine Erfindung der Neuzeit.Autoren, die eigene Wege gehen, bläst stets ein scharfer Wind entgegen. Sie werden von etablierten Kritikern angegriffen, verhöhnt und schlechtgemacht.Autoren können trotz aller Widerstände erfolgreich sein und sogar weltberühmt werden.Autoren, die sich treu bleiben und unbeirrt dem eigenen Stern folgen, werden letztlich von Erfolg gekrönt. Entscheidend sind neben der handwerklichen und inhaltlichen Qualität Eigeninitiative, Fleiß und Willenskraft.Warum sich die Buchwelt wandelt
Ausschlaggebender Grund für die explosionsartige Veränderung der Buchwelt ist der technologische und gesellschaftliche Fortschritt. An vorderster Stelle stehen die Digitalisierungsprozesse von Satz und Druck und die damit verbundene kostengünstige Print-On-Demand-Technologie. Bei diesem Herstellungsverfahren werden Bücher erst in dem Moment hergestellt, wenn Bedarf besteht. Ein einzelnes Buch kann heutzutage innerhalb Minuten gedruckt, gebunden und über den Ladentisch gereicht werden!
In Zeiten des klassischen Offsetdrucks wurden hohe Auflagen gedruckt; dadurch sanken die Herstellungskosten des einzelnen Buches. Diese Vorgabe hat sich vollständig gewandelt. Und so widersinnig es für manche Betriebswirtschaftler klingt: Es ist längst Alltag, innerhalb weniger Minuten ein einziges Exemplar mitsamt Umschlag zu einem akzeptablen Herstellungspreis herzustellen und auszuliefern.
Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Eine aufwändige Lagerhaltung entfällt ebenso wie die spätere Beerdigung eines Titels im Rahmen der Makulatur. Im Gegenteil: Bücher sind künftig immer und ewig verfügbar, es gibt kein »out of print« beziehungsweise »derzeit nicht lieferbar« mehr. Der Leser erhält jedes gewünschte Buch sofort in einem entsprechend ausgerüsteten Shop oder lässt es den Versandhandel frei Haus liefern.
Dieses Vorgehen spart Papier, Lagerhaltungskosten sowie teure Logistik. Vor allem für Erstauflagen, Nachdrucke und Werke mit geringem Werbeetat ist die bedarfsgerechte Produktion eine Chance. Niemand wundert, dass die aktuellen drucktechnischen Möglichkeiten die Branche der klassischen Papierbuchhersteller kräftig durchschütteln und ihre Stellung gefährden. Betriebswirtschaftliche Kriterien wie »Drehmoment« oder »Lagerumschlaggeschwindigkeit« eines Titels gehören der Vergangenheit an.
Doch die Evolution schreitet weiter voran: Durch die Entstehung von E-Books erwächst neben den klassischen Büchern aus Papier eine zweite, vollkommen neue Ebene des Lesens und Publizierens. Diese verändert die traditionelle Verlagswelt mit der Kraft eines Tsunamis.
Für Autoren ist damit das goldene Zeitalter angebrochen. Selfpublisher schießen wie junge Saat aus dem Boden. Hunderttausende nutzen den Medienwandel und fluten neue Kanäle und Plattformen. Sie alle stehen in der Traditionslinie von Schriftstellern und Literaten, die schon vor Jahrhunderten versuchten, eine Lanze für das freie Wort zu brechen.
2. Teil: Kurze Geschichte des Veröffentlichens
»Im Anfang war das Wort … Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.«
Apostelgeschichte Johannes 1, 1-5
Am Anfang war das Wort
Die Ausbildung der Sprache gilt als erste Medienrevolution der Menschheitsgeschichte. Wann genau das Tier, das zum Menschen wurde, eine Sprache entwickelte, die über die Tierlaute hinausging, liegt im Dunkel. Doch mit der Entwicklung von Steinwerkzeugen vor etwa 3,3 Millionen Jahren entstand die Notwendigkeit, Wissen weiterzugeben.
Vermutlich gaben bereits die Menschen der jüngeren Steinzeit überlebenswichtige Informationen, aber auch geheime Kenntnisse, Rituale, Mythen, Legenden und Sagen mündlich weiter. Die Überlieferung mithilfe der Sprache war der Schlüssel zum Überleben der Stämme, Gemeinschaften und Familien.
Bis heute existieren Kulturen, die Traditionen und Wissen nur verbal weitergeben. Bei den Aborigines in Australien steht das mündliche Zeugnis sogar im Vordergrund. Die wortwörtliche Weitergabe an nachfolgende Generationen schützt das Wissen, bewahrt die Werte der Gemeinschaft und charakterisiert zugleich diese Kultur, weil sie sich abgrenzt – was wiederum Schutz bedeuten kann.
Symbolsprache und Piktogramme
Mit der Einwanderung des »anatomisch modernen Menschen« (Homo sapiens) nach Europa im Jungpaläolithikum entstanden die Höhlenmalereien. Sie finden sich beispielsweise in der spanischen El-Castillo-Höhle und dem eingestürzten Abri Castanet in Frankreich. Ihr Alter wird auf etwa 40.000 Jahre geschätzt. Die teilweise künstlerisch gestalteten, perspektivischen Malereien könnten praktische Zwecke erfüllt haben. Sie dienten vielleicht als Symbolsprache, um Erfahrungen mit Jagd, Wild, Jagdtechniken oder Wanderrouten von Tieren festzuhalten.
Wesentlich später bildete sich aus einzelnen Zeichnungen und Piktogrammen eine Schriftsprache. Die erste Kultur, die eine Schrift verwendete, wird Sumer genannt, das zwischen Euphrat und Tigris liegende Zweistromland, eines der Kulturgebiete des Alten Orients. Die dort siedelnden Sumerer vollzogen erstmals in der Menschheitsgeschichte den Übergang zur Hochkultur.
Die ältesten Schriftfunde stammen von einem Fundort namens Uruk. 1954 brachten Wissenschaftler bei systematischen Grabungen verschiedene alt-sumerische Dokumente und eine größere Anzahl von Rechts- und Lehrtafeln ans Tageslicht. Diese Artefakte werden ins vierte Jahrtausend v. u. Z. (vor unserer Zeitrechnung) datiert.
Die Erfindung der Schrift gilt nach der Herausbildung der Sprache als zweite große Errungenschaft der Zivilisation. Die Entwicklung komplexer Schriftsysteme wird »zweite Medienrevolution« genannt.
Der Diskos von Phaistos
Als erste Veröffentlichung in der Kulturgeschichte der Menschheit gilt der »Diskos von Phaistos«. Beim »Diskos« handelt es sich um eine beidseitig mit beweglichen Lettern bedruckte Tonscheibe. Sie wurde 1908 bei Ausgrabungen auf Kreta entdeckt. Die Entstehung der Scheibe mit den nicht zuverlässig entschlüsselten Hieroglyphen wird auf die mittelminoische Zeit datiert und ist damit etwa 3.700 Jahre alt.
Eines scheint sicher: Die Botschaft auf der Tonscheibe war vermutlich von erheblichem Belang. Denn die Fähigkeit, schreiben und lesen zu können, war in früheren Jahrtausenden das Privileg herrschender Klassen und Kasten und wurde gezielt als Herrschaftsinstrument eingesetzt. Die damaligen Autoren waren Hohepriester und Schriftgelehrte der herrschenden Kaste. Ihr Wort hatte Bedeutung. Was geschrieben stand, das war Gesetz.
Die ersten Schriftsysteme
Mindestens ein Jahrtausend jünger als der »Diskos von Phaistos« sind die ersten uns bekannten vollständigen Schriftsysteme. Bei diesen Bildzeichen handelt es sich um Hieroglyphen. Sie wurden etwa vom 20. bis 15. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung auf Kreta benutzt.
Aus den Piktogrammen entstand die so genannte »Linearschrift A«, ein bis heute nicht entziffertes, aus Silben zusammengesetztes Schriftsystem. Aus »Linearschrift A« wurde später die an das Griechische angepasste »Linearschrift B« sowie die kypro-minoische Schrift entwickelt. Nachgewiesen sind 90 Silbenzeichen, 160 Zeichen mit Wortbedeutung sowie diverse Zahlzeichen. Geschrieben wurde von links nach rechts.
Das Ägyptische Totenbuch
Im alten Ägypten wurden Schriftsysteme verwendet, die inzwischen entziffert werden konnten. Die Ägypter beschrifteten die Sarkophage ihrer Toten mit Sprüchen, die den Verstorbenen den Übertritt ins Totenreich des Osiris erleichtern sollten. Diese Zaubersprüche, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen sind als »Das Ägyptische Totenbuch« bekannt.
Die Zusammenstellung von insgesamt 190 Abrakadabras der ägyptischen Mythologie verrät uns Nachfahren viel über die damalige Kultur und ihren Umgang mit dem Tod. Ziel war, im Jenseits Unsterblichkeit zu erlangen und sich in jedes beliebige Geschöpf verwandeln zu können – durch entsprechende Formeln. Später schrieb man derartige Sprüche auf die einbalsamierten Mumien.
Ab 1.500 v. u. Z. unter der Herrschaft der kultursinnigen Königin Hatschepsut wurden sie auf Papyrus geschrieben und den Gräbern beigelegt.
Der Rosetta-Stein
15. Juli 1799. Während der ägyptischen Expedition Napoleons stolpert ein französischer Soldat bei Befestigungsarbeiten an einem verfallenen Fort über einen geheimnisvollen Stein im Format einer Tischplatte. Der wundert sich über Hieroglyphen auf schwarzem Grund; seine Vorgesetzten lassen den Brocken aus schwarzem Basalt heimschleppen. Sofort stürzen sich Wissenschaftler auf den Fund, der mit einem Text in drei verschiedenen Sprachen versehen ist.
Da die Franzosen den in Allianz mit Russland und Österreich kämpfenden Briten im 1. Napoleonischen Krieg (1798/99–1801/02) unterlagen, mussten sie die Stele zusammen mit anderen Altertümern 1801 den Siegern überlassen. Seitdem steht der nach dem Fundort benannte »Rosetta-Stein« im British Museum in London. Dort bewundern Besucher ihn heute in Kopie, das Original wird im Archiv verwahrt.
Forscher fanden heraus, dass es sich bei der eingemeißelten Schrift um ein Priesterdekret in drei Sprachen aus dem Jahr 196 v. u. Z. handelt. In Hieroglyphen, in demotischer Schrift und auf Altgriechisch wird der ägyptische König Ptolemaios V. als Wohltäter gerühmt. Damit konnten ihn drei Bevölkerungsgruppen lesen: die Priester auf Ägyptisch als Gottesworte in Hieroglyphen, die Beamten auf Ägyptisch in demotischer Briefschrift und die griechischen Herrscher über Ägypten auf Altgriechisch in griechischen Großbuchstaben.
Der Stein von Rosetta trug maßgeblich zur Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen bei. Der Granitbrocken war einer der Anstöße für die moderne Ägyptologie.
Die Rolle der Beschreibstoffe
Höhlenwände, Stein- und Tontafeln wurden von neuen Beschreibstoffen abgelöst. Es gibt Niederschriften auf Speckstein, Leder und Wachstafeln. Schrifttafeln bestehen aus Bronze, Eisen, Gold, Silber, Zinn, Jade, Steinplatten und Ton oder aus Holz, Bambusstreifen und Seide.
Der zentrale Beschreibstoff des Altertums hieß Papyrus. Dieser aus Schilf gewonnene papierähnliche Schreibuntergrund war extrem widerstandsfähig und haltbar. Der natürliche Werkstoff lässt sich in Ägypten zu Beginn des 3. Jahrtausends v. u. Z. nachweisen. Über Griechenland fand Papyrus im Römischen Reich eine weite Verbreitung. Die ältesten bekannten griechischen Papyri stammen aus dem 4. Jahrhundert v. u. Z. Auf dem Rohstoff wurde bis zum Ende des 11. Jahrhunderts geschrieben.
Papyrus wurde nach und nach durch Pergament ersetzt, das haltbarer war. Pergament wird aus gereinigten Tierhäuten hergestellt und zeichnet sich dadurch aus, dass die Schrift abgeschabt, und der Beschreibstoff mehrfach verwendet werden kann.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts setzte sich dann in Europa das Papier durch, dessen Name von Papyrus abgeleitet ist. Erfunden wurde es 200 v. u. Z. in China. In Fabriken gefertigt und damit für den Massenverbrauch einsetzbar wurde es erstmals 1282 im spanischen Xativa. Wassergetriebene Papiermühlen mechanisierten den bis dato nur in Handarbeit oder mit Tieren praktizierten Zerkleinerungsvorgang des Papierbreis.
Die erste deutsche Papiermühle entstand 1389 bei Nürnberg. Gegründet wurde sie vom Ratsherrn und Exportkaufmann Ulman Stromer. Der war auf Geschäftsreisen mit der Papierherstellung in Berührung gekommen. Stromer ließ Mitarbeiter und Erben einen Eid ablegen, die Kunst der Herstellung geheim zu halten.
Die industrielle Herstellung von Papieren unterschiedlichster Qualität war die entscheidende Voraussetzung für die Erfindung des Buchdrucks.
Die Gutenberg-Galaxis
Die Anfänge der Geschichte des Buchdrucks sind in Ostasien, Babylon und Rom zu finden. Die ältesten gedruckten Bücher wurden im so genannten Blockdruckverfahren hergestellt. Dabei wurde jede einzelne Seite komplett in einen Druckstock aus Holz geschnitten und dann abgezogen. Es handelt sich dabei um fliegende Blätter und nicht um Bücher, deren Seiten fest verbunden waren.
Der Buchdruck mit all seinen wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftsgeschichtlichen Auswirkungen entwickelte sich in Europa. Die Erfindung des Buchdruckes geht auf Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg (1400–1468) zurück. Der laut Biograph Andreas Venzke »ausgebuffte Geschäftsmann« revolutionierte die herkömmlichen Methoden der Buchproduktion. Er löste in Europa nach Ausbildung der Sprache und Erfindung komplexer Schriftsysteme unbeabsichtigt die dritte Medienrevolution aus.