Ich, Martin Luther - Bernhard Naumann - E-Book

Ich, Martin Luther E-Book

Bernhard Naumann

3,0

Beschreibung

Seit zwanzig Jahren begegnet man ihm in Wittenberg auf Schritt und Tritt: dem Lutherdouble Bernhard Naumann. Mit wehendem Talar und lauter Stimme gibt er auf Reformationsfesten und bei historischen Stadtführungen den Reformator Dr. Martin Luther. Jetzt gibt der gebürtige Wittenberger in seinem Buch Einblick in das Leben des Reformators: historisch fundiert und unterhaltsam.

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Bernhard Naumann

Ich, Martin Luther,

erzähle Euch aus meinem Leben

Trotz sorgfältiger Nachforschung konnten nicht alle Fotografen des verwendeten Bildmaterials ausfindig gemacht werden. Selbstverständlich sind wir bereit, durch den Foto-Abdruck entstandene Verwertungsansprüche abzugelten. Wir bitten darum, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2017 by edition chrismon in der

Evangelischen Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Konzept: BirnsteinsBüro, Lutherstadt Wittenberg

Redaktion: Uwe Birnstein, Sonja Poppe

Foto Cover: Kolja Warnecke

Foto Autor: Uwe Birnstein

Cover: Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH · Frankfurt am Main, Anja Haß

Innengestaltung: Formenorm · Friederike Arndt, Leipzig

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

ISBN 978-3-96038-103-7

www.eva-leipzig.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Einleitung

Meine Kindheit

Studentenleben

Wittenberg und Rom

Meine 95 Thesen

Plötzlich prominent

So schaute ich dem Volk aufs Maul

Die beste aller Ehefrauen

Die letzte Stunde schlug auch mir

Nachwort

Zeittafel

Buchempfehlung

Da kommt man nach fünfhundert Jahren mal wie der in sein Haus zurück und kennt sich überhaupt nicht mehr aus. Kein Raum, der noch so ist, wie man ihn kannte – bis auf diesen hier. Ja, den erkenne ich wieder. Die Holztäfelung, ein Ofen, fast wie der zu meiner Zeit, und der alte Tisch. Hier werde ich mich setzen und etwas zur Ruhe kommen.

Gerade bin ich durch die Gassen und Straßen von Wittenberg gegangen und habe vieles gesehen, was mich verwundert. Die Menschen allerdings scheinen sich in diesem halben Jahrhundert kaum verändert zu haben.

Der alte Tisch hier, der hat sich auch nicht verändert. Ein bisschen abgewetzter ist er vielleicht. In den alten Ritzen kleben vermutlich noch ein paar Tropfen des Weines, den ich mit Lucas Cranach und anderen hier getrunken habe. Vielleicht auch ein paar Tropfen des guten Bieres, das Katharina mir braute und das ich mit den Studenten hier in großer Runde oft getrunken habe. Ja, und natürlich ein paar Tropfen Tinte. Hier habe ich nachgedacht und geschrieben, gegessen und getrunken, disputiert, mit der Faust auf den Tisch geschlagen unddiese Bretter liebkost mit meiner Hand. Und auf den Bänken an den Seiten saßen meine Freunde und viele Studenten, wenn wir uns abends nach dem Mahl zurückzogen.

Wenn diese Holzbretter reden könnten, wüssten sie wohl so manches zu erzählen: Zum Beispiel, wie Katharina hereinkam und den Wein für die Gäste brachte. Dann setzte sie sich dazu und disputierte mit. Ja, Katharina hat das ganze Haus zusammengehalten, das will ich ihr hoch anrechnen.

Oft lauschten die Studenten meinen Reden nicht nur, sondern schrieben auch fleißig alles mit – ich konnte es ihnen kaum verwehren. Heute weiß ich: Sie gaben es hinterher sogar noch weiter, auch an die Drucker, die sich eine goldene Nase damit verdienten. Als ob es so wichtig wäre, was ich hier so alles von mir gab. Aber die Leute wollten sich eben ein Bild machen von diesem Reformator aus Wittenberg. Und manche malten sich dann genau das Bild von mir, das ihnen in den Kram passte. Für die einen bin ich bis heute ein Rebell, für die anderen ein Ketzer, Kirchenspalter oder ein Prophet, ja zeitweise machte man mich fast zu einem neuen Heiligen. Oft wurde mein Name in allden Jahrhunderten gebraucht oder missbraucht, wie es die Menschen gerade wollten.

Tja, was ist eigentlich aus mir geworden? Dabei war ich doch anfangs ein ganz normaler kleiner Bub – wie viele andere. Vielleicht wäre es nun an der Zeit, Euch zu erzählen, was mich in meinem Leben wirklich bewegt hat. Ihr würdet es heute in Euren Zeitungen mit den großen Buchstaben vielleicht so ausdrücken: »Luther. Jetzt rede ich!«

Martin Luther

Meine Kindheit

Vater und Mutter können an ihren Kindern das Himmelreich, aber auch die Hölle verdienen.

In die Wiege gelegt bekommen habe ich all das, was sich aus meinem Leben entwickelte, wahrlich nicht. Ein kleiner Bub wie alle anderen war ich. Am 10. November 1483 wurde ich in Eisleben geboren. Mein Vater hieß Johannes Luder, meine Mutter Margaretha. Unsere Vorfahren waren Bauern, mein Vater jedoch arbeitete später im Bergbau und wurde schließlich sogar Hüttenmeister. Hart haben beide Eltern gearbeitet, um mich und meine jüngeren Geschwister zu ernähren. Wenn ich an meine Mutter denke, sehe ich sie noch immer das Feuerholz auf ihrem Rücken zum Haus tragen.

Doch der Reihe nach: Schon einen Tag nach meiner Geburt brachte mich mein Vater zu unserem Pfarrer Bartholomäus Rennbrecher, um mich taufen zu lassen. Dass die Kinder so schnell getauft wurden, war üblich. Denn die Kindersterblichkeit war hoch zu meiner Zeit und die Menschen glaubten, dass nur getaufte Kinder, falls sie verstarben, in den Himmel kommen.

Ich erinnere mich noch, wie mein Vater mit uns einmal in meine Geburtsstadt Eisleben ging. Es war die größte Stadt der ganzen Grafschaft. Staunend ging ich durch die Gassen. Da war mehr Leben als im kleinen Mansfeld. Händler und Bauern boten ihre Waren feil, viele Menschen hasteten umher. Mein Vater zeigte mir das Haus an der Ecke, in dem ich geboren, und die Petrikirche, in der ich am 11. November, dem Tag des Heiligen Martinus, getauft wurde. Getauft zu sein hat mir manches Mal Kraft gegeben im Leben – auch Kraft zum Widerstand gegen gottloses Geschwätz. Was soll einem denn passieren, wenn man zu Jesus Christus gehört?

Bald nach meiner Geburt waren wir nach Mansfeld gezogen, wo mein Vater im Bergbau zu arbeiten begann. Langsam brachten wir es zu einem gewissen Wohlstand. Zwei Häuser an der Hauptstraße gehörten unserer Familie. Wir hungerten nie und manchmal kaufte Vater uns Kindern kleine Spielzeuge. Die Plackerei lohnte sich, mein Vater hatte Erfolg. Er stand sogar in engem Kontakt mit den Mansfelder Grafen und wurde zu einem angesehenen Mann in der Mansfelder Gesellschaft.

Auch ich sollte einmal meinen Teil zum Familienunternehmen beitragen. Er entschied, ich solle Jurist werden. Denn ein vertrauenswürdiger Compagnon, der Verträge prüfen, Schürfrechte verhandeln und gegebenenfalls auch Prozesse führen könnte, würde das Unternehmen sicher voranbringen.

Seine Prinzipien setzte mein Vater nicht selten mit der Rute durch. Einmal schlug er mich so hart, dass ich ihm Feind wurde und mir schwor, es selbst einmal besser zu machen. Auch meine Mutter war streng: Sie schlug mich einmal um einer einzigen Nuss willen, dass das Blut hernach floss.

Oft hatte ich das Gefühl, dass es nicht gerade gerecht zuging auf dieser Welt. Damals versuchte ich meist, mich vor den Schlägen in Sicherheit zu bringen, doch heute bin ich mir sicher, sie meinten es herzlich gut mit uns. Sie wollten uns Kinder wohl einfach gut auf das Leben mit all seinen Sorgen und Strapazen vorbereiten,