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Warum bin ich, warum bist Du nur so? Warum gibt es Reibungen - gerade mit jenen Menschen, die wir am meisten lieben? Dieses Buch ist für Männer und Frauen geschrieben, die sich und die unterschiedlichen Charakterstrukturen ihrer Partner(in) erkennen und verstehen lernen möchten. Märchen und Fallbeispiele aus langjähriger Praxisarbeit sollen helfen, auch Partnerkrisen und Lebensprobleme erkennen und verstehen zu lernen, um so verständiger und toleranter miteinander umzugehen und in Harmonie miteinander leben zu können.
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Seitenzahl: 316
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Fotos und Darstellungen: pixabay Imagines gratis
Danken möchte ich an dieser Stelle meiner Lektorin Bea, die mir mit ihrer freundlich - kritischen Art viele Hinweise und Tipps zu den Themen gab und die den „Fehlerteufel“ in diesem Buch bekämpfte.
Der Inhalt dieses Buches erhebt keinen Anspruch „wissenschaftlich“ zu sein. Sein Fundament ist der langjährige Erfahrungsschatz aus meiner Praxisarbeit mit Patienten, Paaren, Therapiegruppen, empirisches Wissen und Studienwissen.
Seine Inhalte basieren auch auf dem Hintergrund der Gedanken und Erkenntnisse unserer psychologischen "Altmeister", wie z. B. Freud, Jung, Adler, Reich, Rogers usw.
Licht in die unsichtbaren Quellen
Wer bin eigentlich ICH? Und wer bist DU? Erklärungen dazu versucht dieses Buch zu geben.
Es ist für all die Menschen gedacht, die genau wie ich, auf der Suche nach sich selbst sind, nach Erklärungen für ihr eigenes Sein, für die eigenen Lebensmuster und die Lebensmuster anderer, z. B. Partner, Kinder usw.
Es spricht eine leicht verständliche Sprache, soll Information und Ratgeber sein. Es möchte den Versuch wagen, in diese unendlich komplizierten Gebilde unserer unterschiedlichen Charakter- und Persönlichkeitsstrukturen Licht hineinzubringen.
Ich bin mir sicher: Das alles kann letztlich nur ein Versuch sein, denn unsere Charakter- und Persönlichkeitsstrukturen entsprechen auch den Inhalten unserer Seele.
Aber wer kann diese schon in ihrer gesamten (göttlichen) Weisheit erfahren und darstellen?
Es ist auch für die Menschen geschrieben worden, die mit Menschen arbeiten, sei es im Sozialdienst, im schulischen, theologischen, psychologischen oder medizinischen Bereich, damit sie sich selbst und die Menschen, die ihnen anvertraut sind, besser verstehen und mit ihnen umgehen können.
Millionen kleinster Bausteine, fest in unserem Unterbewusstsein verankert, bestehend aus positiven und negativen, bewussten und unbewussten Prägungen, Erziehung und Erfahrungen, steuern unser Fühlen, Denken und Handeln, aus unzähligen, unterschiedlichen und unbewussten Quellen… und alles formt unseren Charakter.
Wichtig:
Die von mir geschilderten Handlungen und Personen entstammen meiner schriftstellerischen Freiheit. Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und deren Lebenssituationen sind rein zufällig.
Ein alter Spruch sagt: "Am Extrem erkennt man das Normale“. Deshalb habe ich manches mit einem gewissen Augenzwinkern betrachtet.
Hinweis:
Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite in ganzheitlichen Zusammenhängen geschrieben. „Filtern" Sie bitte in Ihrem eigenen Interesse keine Einzelkapitel heraus.
Diese sind sonst aus dem Gesamtzusammenhang herausgenommen und können u. U. nicht in ihrer Komplexität verstanden werden, weil das Hintergrundwissen der vorhergehenden Kapitel fehlt.
In Athen, über dem Orakel von Delphi steht geschrieben:
Und nun:
Wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen und … viele neue Erkenntnisse, auch über sich selbst.
Ihr
Carlo l. Weichert
Heilpraktiker, Gesprächs-, Familien- u. Hypnosetherapeut La Palma, im Mai 2021
Gedanken zum Buch
TEIL 1
Märchen, Spiegel unserer Persönlichkeit
BEATE UND GERD:
"Red' doch endlich einmal mit mir!"
Verliebt sein heißt nicht, ein Leben lang glücklich sein
Jeder erlebt jeden anders
TEIL 2
Von unserer kindlichen Seele
Das Märchen von der größten Kraft des Universums
SEELE? Das ist doch nur etwas für Pfarrer
Die kindliche Seele gleicht einem tiefen Brunnen
9 Monate Erfahrungen im Mutterleib
Stillen ist mehr als „nur“ Nahrung
Unsere Kleinkindzeit: Daran können wir uns kaum erinnern
Unser Elternhaus: Kapital oder Hypothek?
TEIL 3
Die orale Grund – Charakterstruktur
Die 3 Grund-Charakterstrukturen
Das Märchen vom tapferen Schneiderlein
Das Märchen vom (oralen) „Froschkönig“
TEIL 4
Die schizo Grund – Charakterstruktur
Das Märchen von der „Frau Holle“
TEIL 5
Yin und Yang, zwei gegensätzliche Pole
Die indische Anekdote von der hilflosen Frau
TEIL 6
Das 3 Instanzen Modell
Es – Ich – Über-Ich
TEIL 7
Die narzisstische Grund – Charakterstruktur
Das Märchen von der „Prinzessin auf der Erbse“
Das Märchen vom „König Drosselbart“
TEIL 8
Hinter allem steht die Angst
Ein Gipfel bestimmt das Bild
Die Anekdote: „Die Welt geht unter…“
TEIL 9
Die angstneurotische Persönlichkeit
Das Märchen vom „hässlichen Entlein“
TEIL 10
Die depressive Persönlichkeit
Das Märchen von „der traurigen Traurigkeit“
TEIL 11
Die masochistisch - depressive Persönlichkeit
Das Märchen von „Armut und Demut“
TEIL 12
Die hysterische Persönlichkeit
Das Märchen vom „Fischer und seiner Frau“
TEIL 13
Die aggressiv - hysterische Persönlichkeit
Das Märchen von „Liebe und Leid teilen“
TEIL 14
Die Borderline Persönlichkeit
Das Märchen vom Schneewittchen
TEIL 15
Auf der Suche nach dem Paradies
Wer bin ich? - Wer bist Du?
Das Märchen von „Hänsel und Gretel“
Jetzt sind Sie dran:
Charakterbäume
Biografie des Autors
Bücher des Autors
Stufen des Lebens
Literaturhinweise
Beate und Gerd: „Red doch endlich einmal mit mir“
Verliebt sein heißt nicht, ein Leben lang glücklich sein
Jeder erlebt jeden anders
Mein Charakter: ein riesiges Mosaikbild
Märchen, Spiegel unserer Persönlichkeit
Können Sie sich an Märchen erinnern? Auch wenn viele Märchen schon über 250 Jahre alt sind, die Charakter- bzw. Persönlichkeitsstrukturen der Menschen, die sie beschreiben, haben sich bis heute kaum verändert.
Deshalb werden Märchen heute auch gern in Therapien, VHS - Veranstaltungen (Märchenabende) usw., als Spiegel für unser Sein und Verhalten eingesetzt.
Typisch für alle Märchen ist die kurze Handlung sowie das ewige Ringen um „Gut und Böse, Arm und Reich“ usw.
Märchen nehmen uns mit.
Sie stellen in Kurzform die Handlung, die handelnden Figuren, deren Persönlichkeiten, deren Charaktere und seelischen Prozesse dar. Oft – wie in einem Spiegel – erlebe ich Ähnliches in den Familientherapien.
Die Märchen schildern es exakt:
Es geht um das „Experiment Leben“, um das Ringen mit sich selbst, um unsere Lebensaufgaben und Probleme mit den Partnern, der Familie, auf dem Weg zu eigener Reife und Selbstfindung, wie z. B. in dem uns allen bekannten Märchen von Hänsel und Gretel. (Finden Sie am Ende dieses Buches).
Märchen durch die Brille der Psychologie betrachtet, erweckt sie erst so richtig zum Leben.
In den Märchen können wir uns oft in den Persönlichkeitsstrukturen der handelnden Personen spiegeln. So besteht die Möglichkeit, über uns selbst viel zu erfahren, unsere eigene Persönlichkeit zu erkennen, diese zu überdenken und zu verändern.
In diesem Buch werden Sie ausgesuchte Märchen finden, hier in der „altdeutschen“ (Märchen) - Sprache wiedergegeben.
Ich wage hier den Versuch, Ihnen - auch anhand von Märchenfiguren - unsere Charakter - und Persönlichkeitsstrukturen näher zu bringen.
Wie wird man zu einem „Hans im Glück“?
Durch die Brille unserer materiellen Wohlstandswelt betrachtet, ist dieser erwachsene Hans im nachfolgenden Märchen der Gebrüder Grimm ein absoluter Dummkopf, weil er sich durch sein kindlich – naives Denken und Handeln, zum Sozialempfänger macht und nun in der Konsequenz seiner Familie oder dem „Staat auf der Tasche liegen wird“.
*****
Aber aus christlicher, ebenso buddhistisch / hinduistischer Sicht, ist dieser Hans ein weiser Mensch.
Denn Jesus sagt uns: „Du kannst nur einem Herrn dienen, Gott oder dem Mammon.“
Und:
„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder (naiv, spontan, gläubig, tolerant, weise usw.), könnt Ihr nicht in das Himmelreich kommen.“
Durch das Loslassen aller materiellen Werte, ist Hans materiell zwar zu einem armen, in seiner Seele aber zu einem reichen und glücklichen Menschen geworden.
Siehe dazu auch das Buch von Hermann Hesse: „Siddhartha“.
Das Märchen von „Hans im Glück“
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient. Da sprach er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient“ und er gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog ein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus.
Wie er so dahinging, kam ihm ein Reiter entgegen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferd vorbeitrabte. „Ach“, sprach Hans ganz laut, „was ist das Reiten für ein schönes Ding.“ Der Reiter hielt an und rief: „Ei, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?“ „Ich muss ja wohl“, antwortete er, „da habe ich einen Klumpen Gold heim zu tragen und ich kann den Kopf dabei nicht gerade halten.“
„Weißt du was“, sagte der Reiter, „wir wollen tauschen: ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.“
„Von Herzen gern“, sprach Hans. Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände. Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde saß und so frank und frei dahinritt. Da setzte sich das Pferd in Trab, und ehe sichs Hans versah, war er abgeworfen. Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich hertrieb.
Hans war verdrießlich und sprach zu dem Bauern: „Es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal, wenn man sich den Hals brechen kann.“ Da lob ich mir Eure Kuh, man hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag. Was gäb ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!“ „Nun“, sprach der Bauer, „geschieht Euch so ein großer Gefallen, so will ich Euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen“ und Hans willigte mit tausend Freuden ein.
Hans trieb nun seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu.
Da ward es ihm ganz heiß. „Dem Ding ist zu helfen'', dachte Hans, „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben.“ Er band sie an einen Baum, aber wie er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein.
Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das Tier mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, dass er zu Boden taumelte.
Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. Der Metzger sprach: „Die Kuh will wohl keine Milch geben, das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten.“ „Ei“, sprach Hans, „ja, wer so ein junges Schwein hätte, das schmeckt anders, dabei noch die Würste.“ „Hört Hans“,, sprach da der Metzger, „Euch zuliebe will ich tauschen und will Euch das Schwein für die Kuh lassen.“ „Gottes Lohn Euch Eure Freundschaft“, sprach Hans, übergab ihm die Kuh, ließ sich das Schweinchen geben.
So zog Hans weiter und überdachte, wie ihm doch alles nach Wunsch ginge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gutgemacht.
Es gesellte sich danach ein Bursche zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm und Hans fing an, von seinem Glück zu erzählen. Der Bursche erzählte ihm, dass er die Gans zu einer Kindstaufe brächte. „Ja“, sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, „die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist besser.“ „Hört', sagte der Mann, „mit Eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stall gestohlen worden.
„Ach Gott“, sprach Hans, „helft mir aus der Not, nehmt mein Schwein da und lasst mir Eure Gans.“ So ging nun der gute Hans mit der Gans unter dem Arme der Heimat zu.
„Wenn ichs recht überlege“, sprach er mit sich selbst, „habe ich nur Vorteile bei dem Tausch: Was wird meine Mutter eine Freude haben!“
Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren, sein Rad schnurrte, und er sang dazu. „Euch gehts wohl, weil Ihr so lustig bei Eurem Schleifen seid.“
„Ja“, antwortete der Scherenschleifer, „das Handwerk hat einen güldenen Boden. Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, sooft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Ihr müsst ein Schleifer werden wie ich, dazu gehört eigentlich nichts als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst.
Da hab ich einen, dafür sollt Ihr mir aber auch weiter nichts als Eure Gans geben, wollt Ihr das?“ „Wie könnt Ihr noch fragen“, antwortete Hans, „ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden, habe ich Geld, sooft ich in die Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?“ Er reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang.
„Ich muss in einer Glückshaut geboren sein,“ rief er aus, „alles, was ich wünsche, trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.“
Indem er weiterging, begann er müde zu werden und musste jeden Augenblick halt machen, dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen. Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken. Da versah ers, stieß ein wenig an, und die Steine plumpsten in den Brunnen hinab.
Hans, als er sie versinken sah, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Tränen in den Augen, dass er ihn auf eine so gute Art von allem befreit hätte, was ihm im Leben hinderlich gewesen wäre.
„So glücklich wie ich bin“, rief er aus, „gibt es keinen Menschen mehr unter dieser Sonne.“
Ein Märchen der Gebrüder Grimm
Von der Weisheit des Lebens
Einmal ehrlich:
Wie oft regen wir uns über irgendetwas oder über jemanden auf? Weil da Dinge sind, die MIR nicht passen, weil der/die etwas sagt, denkt, tut, was nicht in MEIN Denk – Fühl - Machen - Schema passt.
Das ärgert mich, das kann ich nicht zulassen, da muss ich doch… oder?
Warum muss ich? Weil mir oft innere Ruhe, Einfühlungsvermögen, Einsicht, Verständnis und - last not least - Nachsicht, Toleranz und die Weisheit fehlt, die Dinge einfach einmal stehen zu lassen, darüber nachzudenken, sich auch in andere, z.B. den Partner / die Partnerin einzufühlen, die einfach anders sind, die anders denken und anders empfinden.
Am schwierigsten ist es aber für viele, einfach einmal „alle fünfe gerade sein zu lassen“, einfach einmal tolerant zu sein und einfach einmal alles loszulassen?
Geht aber nicht, weil ich ja erwachsen bin, mir von allen Seiten viele „Programme“ anerzogen, aber mir die kindliche Spontanität und Naivität aberzogen wurden… und mir so (wie im nachfolgenden Beispiel von Beate und Gerd) kindliche Toleranz und Weisheit fehlten.
Jesus Christus sagt uns dazu:
„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt Ihr nicht in das Himmelreich kommen“… und genau das hat ER damit gemeint.
Praxisbeispiel:
Beate (38) war sauer, stinksauer sogar. „Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein, mich so zu behandeln, mich so abblitzen zu lassen", dachte sie wutentbrannt.
Sie wischte sich die Tränen ab, welche ihr die Wangen herunterliefen.
Dann ging sie ins Wohnzimmer, wo Gerd (42) vor dem Fernsehapparat saß.
Und sie tat das, was Gerd hasste wie die Pest: Sie schaltete ihm einfach den Fernsehapparat aus.
Er zog daraufhin die Augenbrauen etwas zusammen, verschränkte seine Arme vor der Brust und legte bedächtig langsam seine Füße auf den Tisch, ... was nun Beate noch mehr aus der Fassung brachte. „Ich möchte endlich wissen, was mit Dir los ist", schimpfte sie nun laut. „Red doch endlich einmal mit mir!"
Gerd rührte sich nicht, was ihre Wut noch vermehrte.
„Bin ich es jetzt nicht einmal mehr wert, dass Du mit mir sprichst, ja? Sind wir jetzt schon so weit, dass ich nur noch für den Haushalt gut bin, für die Kinder, fürs Essen? ... Und wenn der Herr es einmal wieder braucht, dann auch gut fürs Bett ... Ja?
Ist es so? ... Sind wir jetzt schon soweit? ... Aber reden mit mir, dazu reicht es nicht!“
Gerd kannte ja ihre temperamentvollen, unerwarteten und heftigen Ausbrüche. Was man ihm aber nicht ansah, war: Er fühlte sich in diesen Situationen hilflos, so hilflos, wie ein kleiner Junge.
„Dann werde ich mich scheiden lassen!"
Plötzlich schaute Beate ihm zornblitzend in die Augen: „Red doch endlich, verdammt noch mal, so red doch endlich mit mir!"
Gerd erstarrte zu Stein, denn unter ihren funkelnden Blicken fühlte er sich wie das berühmte Kaninchen vor der Klapperschlange. Aber Beate sah in seinem Verhalten nichts als Sturheit. Plötzlich drehte sie sich um, rannte aus dem Wohnzimmer und rief laut: „Ich werde mich scheiden lassen!" … und sie warf die Wohnzimmertür zu, dass es krachte.
Sie lief ins Schlafzimmer, sperrte die Tür zu, warf sich auf das Bett und brach in lautes Schluchzen aus.
Gerd brauchte Luft. „Was ist denn jetzt nur schon wieder los?", fragte er sich. Verärgert polterte er durch den Korridor zur Garderobe, wo er sich eilig seine Jacke anzog.
Aus dem Kinderzimmer dröhnte Diskomusik. „Das hält man ja hier nicht mehr aus. Ewig dieses Theater um nichts!", knurrte er vor sich hin.
Da ging die Kinderzimmertür auf und Anette, die älteste Tochter, stand in der Tür. „Macht endlich Euer Gedudel leiser", schimpfte er nun, drehte sich um und verließ das Haus, indem er die Haustür zuknallte. Er steuerte das Vereinsheim des Fußballclubs an.
„Haben wir uns auseinandergelebt?"
Beate lag im Schlafzimmer quer über dem Bett und weinte laut vor sich hin. Sie spürte Gefühle von Wut, Ohnmacht, ja Verzweiflung. Sie verstand ihren Mann einfach nicht mehr. Sie hatte das Gefühl, sie kam nicht an ihn heran. Und je lauter und heftiger sie wurde, desto mehr machte er zu und war ihr ferner denn je, was sie rasend machte.
Er war aber auch immer so kühl, so sachlich. „Er müsste doch wissen, dass ich Zärtlichkeit, Gespräche mit ihm, aber auch die Auseinandersetzung unbedingt brauche", dachte sie. „Warum ist er nur so?" Viele ihrer Freundinnen beneideten sie um Gerd. Er sei so offen, so freundlich und tolerant, hieß es. Ja, wenn die ihn alle kennen würden.
Gerd war doch früher anders, dachte Beate. Ja, er war schon immer ein ruhiger Typ, aber früher konnte man gut mit ihm reden. Warum denn jetzt nicht mehr? Scheiden? Nein, das käme für sie sowieso nicht infrage. Sie musste sich vorhin einfach Luft machen.
Dann stand für sie eine ganz neue Frage im Raum: „Oder haben wir uns auseinander gelebt, wie so viele andere Paare auch, die ich kenne?“
Plötzlich spürte sie Angst, insbesondere, weil sie an einige ihrer Freundinnen dachte, die nach ermüdenden und entwürdigenden Scheidungen nun schlecht versorgt und allein mit ihren Kindern dastanden.
„Ich bin nur noch dafür gut, mein Geld abzugeben!"
Gerd steckte seine Hände tief in die Taschen und ging nachdenklich durch die nachtdunklen Straßen.
„Also scheiden möchte sich Beate lassen", dachte er, denn er nahm Beates Ankündigung sehr ernst. „Vielleicht war es wirklich das Beste so. Mit Beate wurde es in der letzten Zeit immer schwieriger. Wegen jeder Kleinigkeit schimpfte sie, war oft launenhaft und zänkisch. Immer nörgelt sie an mir herum. Ja, oft ist sie sogar laut und ausfallend.
Bei anderen, ja, da ist sie immer gut gelaunt. Überall setzt sie sich in den Mittelpunkt, macht sich beliebt und ist für jeden da…, nur für mich nicht", denkt Gerd bitter. „Was in mir vorgeht, das hat sie noch nie interessiert. Ich bekomme nur immer ihre Strafpredigten zu hören, wie es ihr geht, was sie stört oder was sie wieder gern hätte.
Ich glaube, ich bin nur noch gut, um mein Geld hinzulegen, damit sie den ganzen Tag daheim sein kann. Andere Frauen haben auch Familie, zwei Kinder, Haus und Garten. Aber die gehen zusätzlich noch arbeiten… und die sind nicht so launenhaft und beklagen sich ständig."
„Im Bett wird es auch immer weniger"
„Wenn ich es recht bedenke", so Gerd, „im Bett klappt es zwischen uns schon lange nicht mehr. Früher war es mit ihr wirklich toll. Heute hat sie zum Sex kaum mehr Lust. Dann schiebt sie Kopfschmerzen oder anderes vor, um mich damit abzublocken“, denkt Gerd bitter.
„Ich merke doch, was da gespielt wird. Wo bleibt sie denn heute mit ihrer Liebesbedürftigkeit, die sie früher so stark mit mir ausgelebt hat?
Außerdem: Was versteht sie schon davon, welchen Druck ich in der Firma habe und wie fertig ich oft abends bin. Aber weil ihr mein Sport einmal in der Woche nicht gefällt, rennt sie dafür ständig zu Gruppen, Vorträgen, Kursen und mit ihren Freundinnen zum Essen, zum Plauderstündchen und was weiß ich noch alles. Ja, neulich hat sie mir sogar gesagt, sie möchte jetzt auch ohne mich zum Tanzen gehen. Ich bin oft abends allein. Sie ist weg und die Kinder sind weg. Wie es mir da geht, danach hat sie mich in all den Jahren noch nie gefragt. Aber sie möchte immer, dass ich mit ihr über ihre Probleme rede.
Sicher hat Beate recht. Es ist besser, wir gehen auseinander. So hat das doch alles keinen Zweck mehr, dieses ständige Versteckspiel voreinander und die ständigen Anklagen", dachte Gerd bitter. Und sein Entschluss stand fest: „Morgen gehe ich zum Rechtsanwalt."
„Warum bin ich nur so?"
Eine ungute Geschichte, nicht wahr. Beate und Gerd haben für viele andere Paare und deren Probleme Modellcharakter. Das Fatale daran ist: Früher, insbesondere zurzeit der rosaroten Brille, wurde ihre Unterschiedlichkeit wohlwollend als "Gegensätze ziehen sich an" angenommen.
Insbesondere in der letzten Zeit schimpfte Beate viel, zeigte oft ihre Unzufriedenheit. Zeitweise brach sie auch in lautes Schluchzen aus. Dann stand Gerd mit "schlechtem Gewissen" daneben, verstand die Welt wieder einmal nicht, fühlte sich hilflos und wusste nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Irgendwann, wenn sich alles wieder beruhigt hatte, kamen auch einmal Gedanken auf wie:
Was ist da nur mit uns los?
Warum prallen wir nur immer wieder aufeinander?
Warum kann er/sie mich nicht verstehen?
Warum ist er/sie nur so?
Aber die Fragen, die leider am wenigsten gestellt werden, müssten sein:
WAS HAT DAS ALLES MIT MIR ZU TUN?
Warum denke, fühle und handle ich so?
Wer oder was steuert mich da?
Jägermann und Höhlenfrau
Es gibt da eine schöne Geschichte, warum Frauen und Männer sind, wie sie sind. Diese Geschichte erzählt, das läge daran, dass Frauen und Männer aufgrund der Evolution zwangsläufig schon in der Zeit der frühen Höhlenmenschen und Neandertaler, ganz unterschiedliche Entwicklungen nehmen mussten.
Während die Männer immer unterwegs waren, stumm kilometerweit liefen, um einen Saurier als Nahrung für ihre Familien zu erjagen, blieben die Frauen in den Wohnhöhlen. Sie kümmerten sich um das Feuer, um die Aufzucht und Erziehung ihrer Kinder, Anfertigen von Geräten, Kleidung usw.
Klar, dabei wurde auch viel geredet, sich ausgetauscht, gestritten, d. h. ihre Form von Kommunikation gepflegt.
Die Männer jedoch, hatten es kaum nötig zu reden. Sie waren mit dem Jagen beschäftigt.
Da genügte, wenn der Anführer 2 Finger nach rechts zeigte, 2 nach links und 3 in die Richtung geradeaus. Jeder verstand: Ihr geht nach rechts, die anderen nach links und wir geradeaus.
Was soll man denn da auch viel reden? Soldaten machen das heute noch so…
Während die Frauen in ihren Höhlen von früh bis spät über alles und jeden redeten und redeten… und die so, ihre Form von Kommunikation und Streitkulturen pflegten.
Und so kommt es, dass aufgrund der genetischen Programmierungen ein Paar wie Beate und Gerd heute noch Jägermann und Höhlenfrau sind und diese oft Probleme haben, miteinander zu reden und sich zu verstehen.
Männer sind auch heute immer noch auf der Jagd (Arbeit), um ihre Familie zu versorgen, während Frauen Freundinnen, Events, Kurse, usw. brauchen, um ihre Form von Kommunikation zu pflegen.
Orgelrauschen, weißes Hochzeitskleid, Blumensträuße. "Möchtest Du diesen/diese als Deinen/Deine angetraute(n) Ehemann/Ehefrau ehren und achten- BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDE? ... Dann antwortet mit Ja!"
Blitzlichtgewitter, Küsschen, Händeschütteln, Feier, Hochzeitsreise, Zeit der rosaroten Brille. Trotzdem kann es sein, dass im Lauf der Zeit Enttäuschung über den anderen Partner(in) entsteht, weil der/die andere nicht so ist, wie ich mir das vorgestellt habe.
Frage:
Wie kann der/die andere denn so sein, wie ICH mir das vorstelle? Der/die andere ist doch eine eigene Persönlichkeit mit eigenen Gefühlen, Denk- und Lebensprogrammen!
Die Enttäuschung, dass der/die andere nicht so ist, wie ICH mir das vorgestellt habe, ist verstehbar, aber unreif, denn sie erzeugt Unzufriedenheit, Ärger, provoziert Groll, Streit… und Partnerkrisen… und / oder irgendwann die Trennung.
Wir haben Partnerschaft glücklich zu leben, nie gelernt Irgendwann stehen Paare wie Beate und Gerd an einem Punkt, wo es eine ewige Wahrheit zu akzeptieren gilt, über die zurzeit der "rosaroten Brille" gern gelächelt wird:
Wir kennen uns selbst viel zu wenig.
Bleibt die Frage: Müssen wir wirklich erst in die Fallen hineintappen, die uns das Leben/Schicksal nun einmal stellt?
Wenn wir nun nach dem "Warum ist das so?" fragen, dann müssen wir sagen:
„Verliebt sein reicht eben nicht.
Wir alle haben Partnerschaft glücklich zu leben, nie gelernt.“
Unser einziges Vorbild, von dem wir hätten lernen können, wie „man“ Partnerschadt „lebt“, das waren unsere Eltern. Aber gerade diese – mit all ihren eigenen Problemen - waren uns oft wenig hilfreiche Vorbilder.
Auch die Schule lässt uns hier völlig im Stich. Das Wissen um Quadratwurzeln, Bodenschätze in Südafrika, Fluss- und Städtenamen aus Ecuador, auch die Taktik der napoleonischen Kriege scheinen vonseiten der Schule wichtiger, als jungen Menschen Wissen und Inhalte für ihr Leben, über die menschliche Seele, über Liebe, Partnerschaft, Ehe, Kinder und Kindererziehung beizubringen.
Nein, diese „Fallen“ stellt uns nicht das Leben. Diese „Fallen“ sind WIR SELBST!
Wir haben nie gelernt, uns mit uns selbst zu beschäftigen, uns zu hinterfragen:
„Wer bin ich, was bin ich, warum bin ich, welche Programme steuern mich, warum denke, fühle, handle ich so und so usw.?“
Also kennen wir uns, unsere eigenen Empfindungs-, Denk- und Handlungsmuster nicht oder viel zu wenig, so wie Beate und Gerd.
Gelernt haben wir hingegen, es uns gut gehen zu lassen, einen guten Beruf mit viel Geld zu haben, Urlaub, Autos, Internet, Sex, Mac Big-Burger und Werbefernsehen. Und die meisten würden auch am liebsten ihr Leben lang immer so bleiben und sehen auch gar keinen Grund, daran etwas zu ändern.
Das geht so lange „gut“, bis…wie in unserem Beispiel, der Blitz einschlägt und Beate sagt: „Ich möchte mich scheiden lassen.“
Aus diesen Erfahrungen mit Paaren bot ich an den Volkshochschulen Seminare für (Ehe-)Paare an, die dort vieles über Liebe, Ehe, Partnerschaft und Sexualität usw. hätten lernen können, von dem ich auch hier in diesem Buch schreiben werde.
Aber es meldeten sich immer nur wenige Interessenten, meist mittleren Alters. Die jungen Paare, für die diese Seminare eigentlich gedacht waren, hatten anscheinend solche Seminare nicht nötig.
Einmal wurde dieses Seminar sogar wegen keiner einzigen Anmeldung abgesagt. Wie es die Ironie wollte, gab es aber am gleichen Abend an dieser Volkshochschule einen Abendvortrag einer Rechtsanwältin über das neue Scheidungsrecht… und dieser Vortragssaal war voll.
Wie man anhand dieses Beispiels sehen kann, muss man heute nicht mehr warten, "BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDE".
Das Ja - Versprechen, sich zu lieben, zu ehren, zu achten, ist oft schnell vergessen. Man könnte meinen, es sei viel zu schnell und oberflächlich gegeben worden.
Schneller als der Tod - ist heute oft der Scheidungsrichter
Um fair zu sein, möchte ich fragen: Welcher junge Mensch kann es sich überhaupt vorstellen, was das in der absoluten Konsequenz wirklich heißt:
„Sich achten, ehren und lieben: BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDE?“
Wer versteht denn schon „zurzeit der rosaroten Brille“, das wir Menschen uns weiterentwickeln werden?
Das der Partner/die Partnerin - den/die ich jetzt liebe - in 10 Jahren ganz anders sein kann und sicher auch sein wird?
Schneller als der Tod ist heute der Scheidungsrichter…
Und einige tausend Euro für Rechtsanwälte verhindern, dass man an sich selbst arbeiten muss.
Also braucht man auch nicht zu hinterfragen:
„Was ist eigentlich mit mir, mit uns los, dass wir uns scheiden lassen wollen?“
Denn sich scheiden lassen (oft könnte man auch sagen: Weglaufen) ist heute für viele viel einfacher, als an sich und an der Beziehung zu arbeiten.
Um der Gerechtigkeit willen gebe ich gern zu: Zeitweise kann eine Scheidung zweier Menschen, die sich nichts mehr „zu sagen haben“, die nur noch in Streit und Zerwürfnissen leben, am Ende der bessere Weg sein, als jahrelanges Leid und Krankheit.
Aber das sollte vorher durch gemeinsame Familientherapie abgeklärt werden, der aber erfahrungsgemäß gerade Männer gern ausweichen.
Die Zahlen dazu klingen nicht erbaulich: (
statistica.com
)
Im Jahr 2019 betrug die Scheidungsrate in Deutschland ca. 35%, d. h. jede 3. Ehe im Lebensalter von 35 bis 50 Jahren geht heute den Weg zum Scheidungsrichter.
Die Ehedauer war durchschnittlich 15 Jahre.
Circa 65 %, welche die Scheidung einreichten, waren Frauen.
Warum Frauen?
Die Erklärung könnte sein: Zweitausend Jahre Unterdrückung der Frau scheinen heute zu Ende.
Aber die Leidtragenden sind oft die Kinder, die dadurch kein Familienleben mehr kennenlernen, sondern oft nur die wechselnden Bekanntschaften ihrer alleinerziehenden Mutter, die gleichzeitig für das Kind Mutter und Vater sein muss.
Jeder erlebt jeden anders
Eine Geschichte erzählt:
In Indien trafen sich 6 Blinde. Irgendwann kam das Thema auf den Elefanten (E.), den noch nie jemand von ihnen gesehen hatte.
Also führte man sie zu einem Elefanten. Die Blinden betasteten lange und intensiv das große Tier. Danach trafen sie sich und tauschten ihre Entdeckungen und Erfahrungen aus.
Der 1. meinte, ein E. sei ein langer dünner und weicher Schlauch.
Der 2. meinte, ein E. sei ein großes dünnes Segel.
Der 3. sagte, ein E. sei lang, spitz und sehr hart.
Der 4. meinte, ein E. sei eine große stämmige Säule.
Der 5. meinte, ein E. sei etwas gigantisch Dickes und Rundes.
Der 6. sagte, ein E. ist etwas langes Dünnes und am Ende wie ein Pinsel.
Und so geht es vielen, wenn sie andere Menschen sehen…
Obwohl sie den anderen oft überhaupt nicht kennen, wird gewertet, geurteilt, oft verurteilt.
Was also ist ein/der Charakter?
Wenn man den Duden, das Lexikon oder das Internet befragt, was es unter Charakter versteht, kann man folgende unterschiedliche Definitionen erfahren:
Charakter entwickelt sich aus:
den ererbten Anlagen,
Erziehung, Erlebnissen, Prägungen, Erfahrungen,
der Selbsterziehung,
den Umwelteinflüssen,
der Gesellschaft
und dem Schicksal.
Charakter ist also die Summe ALLER POSITIVEN und NEGATIVEN, BEWUSSTEN und UNBEWUSSTEN Bausteine von Prägungen, Erziehung, Erfahrungen und Erlebnissen.
Dabei ist das eine vom anderen kaum abgrenzbar, denn letztendlich führt alles durch Lernen zu Erfahrungen. Diese Summe an Erfahrungen spiegeln dann die Art und Weise wider, wie jeder Einzelne denkt, fühlt, redet und handelt.
In unserer Charakterstruktur ist auch die zukünftige Lebens- Grundhaltung eines Menschen angelegt.
Alle Bausteine dazu kommen aus der Vergangenheit.
DER CHARAKTER
EINES JEDEN MENSCHEN
IST EINMALIG
Charakter: ein riesiges Mosaikbild
das sich aus unendlich vielen Puzzlesteinen - d. h. Bausteinen des Lebens zusammensetzt.
Jedes Kind bringt als Voraussetzung für dieses Leben:
seine eigene genetische Struktur,
die Erbanlagen seiner Eltern und Großeltern,
auch eigene Charakteranlagen (sog. seelisch - geistige Anlagen) bzw. Persönlichkeitsmerkmale
mit auf diese Welt.
Babys betreten also unsere Welt nicht als „unbeschriebene weiße Blätter“. Betrachten Sie dazu bitte die Unterschiedlichkeit im Charakter mehrerer Kinder derselben Eltern.
Esoterisch orientierte Menschen sehen in unserer Charakterstruktur auch karmische Verknüpfungen aus früheren Leben.
Aber auf den Themenbereich der Esoterik möchte ich hier in diesem Buch nicht eingehen.
Charakter- oder Persönlichkeitsstruktur?
Um noch einmal auf das Beispiel von Beate und Gerd zurückzukommen:
Sie konnten gerade erleben, wie unterschiedlich beide fühlen, denken, sprechen und handeln, ebenso, wie unterschiedlich sie mit Lebenskrisen, mit Problemen usw. umgehen.
Diese Unterschiedlichkeiten entsprechen ihren eigenen Persönlichkeiten oder besser ihren unterschiedlichen „Persönlichkeitsstrukturen“, zu denen wir auch Charakter sagen.
Anpassungs- und Lernbereitschaft
Die ganze Evolution und damit auch unser Leben ist Rhythmus, d. h. ein ewiges Auf und Ab. Darin sind Krisen und Probleme Zwangsläufigkeiten, die gelernt und gemeistert werden müssen.
Somit sind für uns Menschen Anpassungs- und Lernbereitschaft sowie Flexibilität und Fähigkeit zur Veränderung notwendig, so wie in der übergeordneten Evolution.
Hat nun der kleine bzw. erwachsene Mensch die Fähigkeit (mitbekommen!), sich anpassen und verändern zu können, so werden sich auch im Lauf des Lebens seine Empfindungs-, Denk- und Verhaltensmuster durch Erfahrungen immer wieder wandeln und neu ordnen.
In den Gesprächstherapien erlebe ich es oft, dass für viele Menschen Veränderung und Anpassung schwierige Prozesse sind. (Die Begründung dazu können Sie im Kapitel über Angststeuerungen nachlesen.)
Ein Charakter(Bild) kann deshalb ein riesiges Mosaik mit vielen bunten oder im Gegensatz dazu, mit nur wenigen Grau- oder auch Schwarztönen sein.
Das größte Problem ist:
Und deshalb sollte sich Beate endlich selbst fragen (anstatt immer wieder ihren Mann für ihre Unzufriedenheit anzuklagen):
WARUM BIN „ICH“ nur SO?
Warum denke, fühle und handle ich so?
Wer oder was steuert mich da?
WAS HAT DAS ALLES MIT MIR ZU TUN?
Er hat einen „miesen Charakter“
Eines Tages kam eine Frau wegen jahrelanger schwerer Depressionen, Angstattacken und aller möglichen Erkrankungen in die Praxis.
Sie berichtete unter Tränen, sie sei seit 22 Jahren verheiratet. Ihr Ehemann sei ein Machtmensch, gegen den sie sich einfach nicht wehren könne.
Sie meinte, dieser habe einen „miesen Charakter“.
Mieser Charakter? Was ist das überhaupt: Charakter? Die Patientin meinte damit die Art und Weise, wie ihr Mann mit ihr umgehe, unter dem sie so sehr leide.
Mieser Charakter? Das ist schon eine massive Anklage. Eigentlich sollte die Frau sich fragen:
Warum ist mein Mann so?
Warum fühlt er so?
Warum denkt er so?
Warum handelt er so?
Ja, noch weitergehend sollte sie fragen:
Was steuert ihn eigentlich, also sein Verhalten, also seinen Charakter?
Aber noch viel wichtiger wäre, wenn diese Frau sich selbst fragen würde:
Warum empfinde ich mich gegenüber meinem Mann wie die Maus vor der Klapperschlange?
Warum fühle ich so?
Warum denke ich so?
Warum handle ich so?
Also, welchen Charakter habe ich?
Und die nächste Frage stellt sich dann automatisch:
Warum prallen diese beiden Menschen - die sich doch sicher einmal sehr geliebt haben - heute, aufgrund ihrer unterschiedlichen Charakter- und Persönlichkeitsstrukturen immer wieder so aufeinander?
Wenn wir eine Antwort auf all diese Fragen finden wollen, dann müssen wir weit, sehr weit, in die Entwicklungsgeschichte von uns Menschen zurückgehen.
Seele? ... DAs ist doch nur etwas für Pfarrer
Die kindliche Seele gleicht einem tiefen Brunnen
9 Monate Erfahrungen im Mutterleib
Stillen ist mehr als "nur" Nahrung
Unsere Kleinkindzeit: Daran können wir uns kaum erinnern
Unser Elternhaus: Kapital oder Hypothek?
Ein altes Märchen erzählt uns von einem Streit der Götter, die darüber entscheiden wollten, wo sie ihr Erbe an uns Menschen verstecken sollten, nämlich: die größte Kraft des Universums, ihre Liebe zu uns, die göttlichen Wahrheiten und Weisheiten, sowie die universellen Heilkräfte. Die Menschen sollten diese nicht eher finden, bevor sie reif dazu wären, diese zu verstehen und alles verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Ein Gott schlug vor, alles auf der Spitze des höchsten Berges dieser Welt zu verstecken. Aber die Götter erkannten sehr schnell, dass der Mensch mit seinem Tatendrang den höchsten Berg bald ersteigen und dort das Erbe der Götter finden würde, lange bevor er reif dazu sei, dieses zu verstehen und es richtig zu gebrauchen.
Ein anderer Gott meinte: „Gut, dann lasst uns unser Erbe an die Menschen doch auf dem Erdboden des Meeres verstecken." Aber wieder erkannten die Götter, dass der Mensch früher oder später auch diese Regionen erforschen und ihr Erbe hier finden würde, lange bevor er reif dazu sei, dieses zu verstehen und es richtig zu gebrauchen.
Schließlich sagte der weiseste aller Götter: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns unser Erbe doch tief in der Seele der Menschen selbst verstecken. Die Menschen werden lange nicht danach suchen! Denn die Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst, viel zu sehr mit ihrem Leben, mit den materiellen Dingen, wie Geld, Auto, Haus, Urlaub, Sex und es sich gut gehen lassen beschäftigt. Auf der anderen Seite beschäftigt sie ihr Egoismus, ihre Missgunst, ihr Neid, Intrigen, Krieg führen, ihre Krankheiten und alle möglichen anderen Probleme.
Darum werden die Menschen unser göttliches Erbe auch erst dann finden, wenn sie wirklich reif genug dafür sind, all diese Dinge der äußeren Welt wirklich zu verstehen, diese loszulassen und DEN WEG NACH INNEN zu gehen.“
Und so versteckten die Götter ihr Erbe tief in der Seele von uns Menschen….
Und da liegt es bei ganz vielen unentdeckt und ungebraucht - heute noch.
...Und es wartet darauf, dass wir Menschen lernen, die äußere Welt loszulassen und den Weg nach innen zu gehen.
…Und wenn wir reif genug dafür sind, dann werden wir tief in unserer Seele dieses Geschenk der alten Götter an uns finden, nämlich:
die größte Kraft des Universums,
die göttlichen Wahrheiten und Weisheiten und
die universelle Heilkraft.
Glückliche und tiefe Liebe, Ruhe, innerer Frieden und körperliche und seelische Gesundheit wird dem gegeben sein, der dann weisen Gebrauch davon macht.
Aus: „Erfinde Dich neu“, Kurt Tepperwein
Seele? Das ist doch nur etwas für Pfarrer
Insbesondere von Männern höre ich zeitweise das Argument: „Was heißt denn da schon Seele, bitte sehr? Wir sind doch alle nur Zell - Chemie.
Seele? Das sei doch nur etwas für kleine Kinder, alte Leute, Kirche, Rührseligkeit und Pfarrer.“
Schon der große Pathologe R. Virchow (1821-1902) soll dazu folgenden Satz geprägt haben: „Ich habe schon über 100 Leichen aufgeschnitten; was ich noch nie gefunden habe, ist eine Seele.“
Ich weiß, dass sich viele Menschen mit dem Begriff „Seele“ schwer tun. Denn Seele ist als Organ ja auch weder sichtbar noch messbar. Und doch, ich sage: „Sie ist da.“
Für mich ist unsere Seele:
Alles Liebende, Fühlende, Ahnende, insbesondere alles Intuitive und Spirituelle.
Alle unsere Gefühle und Triebe sind eng mit ihr verbunden.
Sie ist auch ein Teil unseres Gewissens, wenn nicht sogar unser Gewissen selbst. Sie ist auch unser göttlicher Kanal, wenn nicht sogar das Göttliche in uns selbst.
Kopfgesteuerte Menschen, die immer nach Erklärungen, mathematischen Zahlen und Meßergebnissen suchen, haben es schwer, sich mit der Welt der Gefühle, insbesondere ihrer eigenen Gefühle, auseinanderzusetzen.
Denn für sie ist unser Körper ja nur "Zellchemie"… auch ihre Magengeschwüre, wegen des ständigen Ärgers in der Firma.
Unsere kindliche Seele gleicht einem Samenkorn