"Ich weiß, dass du nur Gutes willst" - Tim Wiegelmann - E-Book

"Ich weiß, dass du nur Gutes willst" E-Book

Tim Wiegelmann

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Beschreibung

Als ich klein war, spürte ich eine große Freude daran, alles um mich herum zu entdecken und zu erforschen. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Welt gehörte, dass ich alles verstehen und erkennen konnte, wenn mich nur der Zauber meiner Neugier erfasste. Tagtäglich wollte ich mir neue Erfahrungsfelder erschließen und herausfinden, welche Möglichkeiten mir dieses Leben schenkt. Sehr präsent war immer die Erfahrung, alles durchdringen, begreifen und lernen zu können, von dem ich begeistert war. Je älter ich wurde, desto mehr wich dann das magische Leuchten in meinen Augen. Mir wurde gesagt, dass es jetzt wichtigere Dinge gebe und dass das, was mich fesselte, begeisterte und mir tiefe innere Freude schenkte, nun hinten anstehen müsste. Doch heute kann die Wissenschaft kristallklar beweisen, dass genau diese tiefe innere Freude der Treibstoff für ganz besondere Leistungen ist. Ich bin seit meiner Geburt auf einen Rollstuhl angewiesen. Man kann also sagen, dass mir das Leben vieles verwehrte, was für Sie ganz selbstverständlich ist. Dies wird ein Grund dafür sein, dass mir besonders daran gelegen ist, alle mir bleibenden Potentiale bestmöglich zu entfalten. Ich träumte mich schon in die verschiedensten Welten: Einmal war ich Taktikberater in einem Fußballteam, ein anderes Mal Hirnforscher. Die Vielfalt aller Möglichkeiten, die mir dieses Leben schenkt, versetzte mich schon immer in tiefes Staunen. Umso bedrückter war ich, als ich entsetzt feststellen musste, dass ich zuerst meine Schulpflicht erfüllen und dann auch noch bestimmte Prüfungen bestehen muss, damit mir diese wunderbare Welt offensteht. Dabei weiß inzwischen jeder Entwicklungsneurobiologe, dass wir mit einer unvorstellbaren Vielfalt an Potentialen zur Welt kommen. Um diese Potentiale entfalten zu können, dürfen wir unsere Begeisterung jedoch niemals verlieren und wir müssen im Schutz einer sicheren Bindung diese Welt entdecken dürfen. Die wissenschaftlichen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte sind so atemberaubend, dass ich nun nicht mehr leise sein kann. Denn mit jeder neuen Erkenntnis, die wir über die Entwicklung unserer Kinder gewinnen, steigt auch unsere Verantwortung, dieses Wissen in die Tat umzusetzen. Das würde bedeuten, dass wir bedingungslos darauf vertrauen müssten, dass jedes Kind und jeder Jugendliche seinen ureigenen Weg in ein gelingendes Leben finden wird. Mit diesem Buch möchte ich Sie ermutigen, Ihren Kindern dieses Geschenk zu machen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2022

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„Ich weiß, dass du nur Gutes willst“: Ein 18-Jähriger erzählt, wonach sich (junge) Menschen wirklich sehnen

Der flüssigeren Lesbarkeit halber habe ich mich dazu entschieden, in diesem Buch hauptsächlich das generische Maskulinum zu verwenden. Selbstverständlich sind jedoch IMMER ALLE Geschlechter gemeint.

Widmung

Zwei Dinge treiben mich dazu an, dieses Buch zu schreiben: Angst und Hoffnung. Es ist meine ganz persönliche Angst, niemals herausfinden zu können, was wirklich in mir steckt, mich niemals als selbstwirksam und erfolgreich zu erleben. Das, was ich nun schreiben werde, meine ich völlig ernst und doch ist es längst nicht so dramatisch, wie es klingt: Ich hatte in meinem Leben noch nie wirklich das Gefühl, mich für etwas einsetzen zu können, dass mir wirklich am Herzen liegt und damit anderen Menschen etwas Wertvolles zu schenken. Nur selten habe ich echte Selbstwirksamkeit gespürt. Wie ich in der folgenden Einleitung ausführlich schildern werde, frage ich mich sehr oft: „Warum gibt mir niemand eine Chance, meine Fähigkeiten und Potentiale zu erkunden?“ Die Sehnsucht danach, herauszufinden und zu erleben, was alles in mir verborgen liegt, trage ich schon immer in mir. Ich habe diese Welt jedoch als einen Ort kennengelernt, an dem man sehr stark darum kämpfen muss, mit seinen einzigartigen Potentialen gesehen zu werden und die Gelegenheit zu bekommen, all seine Möglichkeiten kennen zu lernen. Es sollte das Geburtsrecht eines jeden Kindes sein, die in ihm schlummernden Talente nach seinen eigenen Bedürfnissen entfalten zu dürfen. Doch auch noch in der heutigen Zeit wird Kindern zuweilen schon an ihrem fünften Geburtstag erzählt, dass in einem Jahr „der Ernst des Lebens“ beginne. Bereits im zarten Alter von neun oder zehn Jahren bekommen dann manche Kinder zu hören, dass sie sich anstrengen müssten, weil sie sonst nicht aufs Gymnasium könnten und dann „keine Zukunft“ hätten. Wie können wir so respektlos sein? Ich kann die verzweifelte Stimme dieser Kinder hören, die schreit: „Ihr versteht mich alle nicht. Ihr habt keine Ahnung wer ich bin. Alles was ich wollte, als ich auf diese Welt kam, war mit euch verbunden zu sein und dieses Leben, das uns so viel Wunderbares schenkt, mit alldem, womit ich gesegnet wurde, zu entdecken. Warum macht ihr mir das alles so schwer?“

Ich höre diese Stimme so gut, weil es meine eigene ist. All das hört sich an, als leide ich an schweren Depressionen. Doch das ist überhaupt nicht der Fall. Im Großen und Ganzen würde ich mich sogar als glücklicher Mensch betrachten. Wie kann das sein? Den weitaus größten Teil daran hat meine wunderbare Familie. Hier könnte nun vieles stehen, doch kein Wort dieser Welt kann beschreiben, wie dankbar ich Euch bin und wie lieb ich Euch habe. Wenn es doch etwas geben sollte, worauf ich wirklich stolz bin, ist es Euch an meiner Seite zu haben. Euch ist dieses Buch gewidmet. Eure bedingungslose Akzeptanz meiner „Schulverweigerung“, die meine Zukunft massiv in Gefahr bringen könnte, ist das einzige, was meine Angst in Hoffnung verwandelt. Die Hoffnung, dass ich dazu beitragen kann, anderen Kindern und Jugendlichen in Zukunft die Angst zu ersparen, die ich durchleben muss. Denn dieses Buch habe ich für all jene Kinder geschrieben, deren verzweifelte innere Stimme ich in diesem Moment höre und denen es womöglich verwehrt wurde, in einer so großartigen Familie aufzuwachsen.

Vorbemerkung

Wenn man sich vor Augen führt, wie dünn dieses Buch ist, verfügt es über ein erstaunlich langes Quellenverzeichnis. Ich bin jedem, den ich im Folgenden zitiere oder am Ende erwähne sehr dankbar, denn alle diese Menschen haben mir unvergessliche Gedanken und berührende Momente geschenkt.

Zwei von ihnen möchte ich jedoch hervorheben. Ihr Einfluss auf meine Sichtweisen ist in diesem Buch sehr deutlich zu spüren. Beide haben sie mir auf ihre ganz besondere Weise dabei geholfen, meine eigene Geschichte zu verstehen und mich nicht für meine Gefühle zu verurteilen. Sie haben mich durch ihre Bücher und Vorträge gelehrt, mich selbst zu akzeptieren und wertzuschätzen. Wenn ich in ihren Büchern las oder ihren Vorträgen zuhörte, dann spürte ich, dass es gut ist, dass ich kein anderer bin. Mir wurde bei ihren Worten besonders bewusst, dass meine eigenen Empfindungen keine Fehler oder Mängel sind, die es zu beseitigen oder zu korrigieren gilt.

Der erste dieser beiden ist der Journalist und Historiker Rutger Bregman. Sein Buch „Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit“ (Rowohlt 2020) wird Ihnen im Quellenverzeichnis besonders häufig begegnen. Rutger versteht es wie kein Zweiter, uns zu zeigen, welch hochsoziale Wesen wir Menschen sind. Er beschreibt in seinem Buch eine Welt, von der ich intuitiv wahrscheinlich schon mein ganzes Leben lang träume. Er gibt uns eine in meinen Augen atemberaubende Vorstellung davon, wie sich unser Leben anfühlen würde, wenn wir den Mut hätten, immer zuerst vom Besten in anderen auszugehen. Auch mein Herz brennt für die Idee einer Gesellschaft, deren Fundament das Vertrauen ist.

Der Zweite, der mit seinem Wirken entscheidend zu diesem Buch beigetragen hat, ist der Neurobiologe Gerald Hüther. Basierend auf den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung ist er in der Lage, uns auf sehr berührende Weise aufzuzeigen, welche Superkräfte einzig und allein der tiefen Freude innewohnen. Immer wieder macht er deutlich, dass in Wirklichkeit nicht (nur) harte Disziplin und eiserner Ehrgeiz, sondern pure Entdeckerfreude und spielerische Neugier die entscheidenden Faktoren sind, wenn es darum geht, etwas ganz Besonderes zu vollbringen. Doch ihm gelingt es auch immer wieder, uns auf sanfte Weise zu vermitteln, was mit all der Lernfreude und der Gestaltungslust von Kindern und Jugendlichen geschieht, wenn wir ihnen den Raum nehmen, ihrem riesigen inneren Antrieb zu folgen. Dann bekommen wir immer nur einen Teil all dessen zu sehen, was wirklich in ihnen steckt. Ihre magische Leichtigkeit weicht dann manchmal viel zu früh einer zunehmenden Ernsthaftigkeit. Gerald und mich verbindet die gemeinsame Überzeugung, dass dies nicht so sein müsste.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Widmung

Vorbemerkung

Einleitung

Ist depressiv das neue Normal?

Unser größter Wunsch

Sind wir wirklich so klein?

Schule braucht doch eh keiner!

Zählt das alles wirklich?

Niemand muss verloren gehen

Unsere Bildungspolitiker kennen das Geheimnis Einsteins nicht

Eine sehr alte Weisheit

Was die meisten Psychologen nicht glauben würden

Die Zugfahrt des Lebens

Das Einzige, was in meinen Augen von Bedeutung ist

Ein Funke Menschlichkeit

Sind Wunder Möglich?

Epilog: ein 18-jähriger erzählt, wonach sich (junge) Menschen wirklich sehnen

Quellen

„Ich weiß, dass du nur Gutes willst“

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Titelblatt

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Widmung

Introduction

Quellen

„Ich weiß, dass du nur Gutes willst“

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Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich möchte nun versuchen, alles was zu diesem Buch geführt hat, so gut wie möglich zu beschreiben. Beim Lesen der folgenden Seiten mögen Sie ganz berechtigt einwenden, dass das meiste Wissen, welches diese Texte enthalten, nicht von mir stammt, sondern von großartigen Wissenschaftlern und Autoren erdacht wurde. Ich möchte dennoch versuchen, meine persönliche Motivation, all das zu schreiben, noch greifbarer zu machen. Auch für mich ist es eine Belastung, nicht genau zu verstehen, woher all diese Vorstellungen und Ideen kommen. Auch ich weiß nicht genau, warum mich komplizierte Fachbücher so sehr faszinieren.

Ich denke, ich kann folgendes sagen: Als ich klein war spürte ich, wie jedes Kind, wenn seine seelischen und körperlichen Grundbedürfnisse erfüllt sind, eine große Freude daran, alles um mich herum zu entdecken und zu erforschen. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Welt gehörte, dass ich alles verstehen und erkennen konnte, wenn mich nur der Zauber meiner Neugier erfasste. Meine Körperbehinderung, die mir das selbständige Laufen seit der Geburt unmöglich macht, tat dieser inneren Freude keinerlei Abbruch. Natürlich war ich mir bewusst, dass ich nicht in der Lage bin mich auf die gleiche Art und Weise fortzubewegen, wie die Menschen in meinem Umfeld. Doch diese Tatsache stellte für mich erst einmal überhaupt keine Belastung dar. Ich krabbelte auf der Erde umher und lernte so die Welt um mich herum kennen. Tagtäglich wollte ich mir neue Erfahrungsfelder erschließen und herausfinden, was für Möglichkeiten mir dieses Leben schenkt. Sehr präsent war immer die Erfahrung, alles durchdringen, begreifen und lernen zu können, von dem ich begeistert war. Dieses Gefühl begleitet mich bis heute. Was dann geschah, kann ich mir immer noch nicht vollständig erklären. Ich begann plötzlich zunehmend Probleme zu entwickeln, mich an schulische Anforderungen anzupassen. Immer spürte ich das Gefühl: „Ich kann doch schon alles verstehen, wenn es mir wirklich viel bedeutet. Ich kann meine Umwelt doch eigenständig erkunden. Warum muss ich vorgegebene Inhalte zu einer vorgegebenen Zeit an einem vorgegebenen Ort lernen?“ Meine bisherige Schulzeit als ernüchternd zu beschreiben, wäre jedoch weit übertrieben. Ich erinnere mich auch an einige schöne Momente, in denen ich durchaus das Gefühl hatte, mit meinen Fähigkeiten und Potentialen gesehen zu werden. Einige meiner Lehrerinnen und Lehrer waren sehr bemüht, mich mit meinen Anliegen ernst zu nehmen und mir die Möglichkeit zu geben, meine Talente zu entfalten. Dass ich beispielsweise die Möglichkeit hatte, im Rahmen eines Projektes im Deutschunterricht ein kleines Buch mit privaten Erlebnissen zu schreiben, zählt zu den guten Seiten meines Besuches einer Förderschule für Menschen mit Körperbehinderung. Meine Eltern entschieden sich für diese Option, da sie sehr wahrscheinlich berechtigterweise annahmen, dass ich mit dem Arbeitstempo an Regelschulen schon alleine aus motorischen Gründen gar nicht mithalten könnte. Ungefähr im Alter von elf Jahren begann ich allerdings, mich dort nicht mehr wohl zu fühlen. Meine Eltern und ich sahen den Grund darin, dass dort die meisten Schüler leider nur auf ein eingeschränktes intellektuelles Entwicklungspotential zurückgreifen konnten. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich vertrete in diesem Buch die Ansicht, dass (fast) jedes Kind ganz besondere und leider oftmals unentdeckte Begabungen in sich trägt. Doch die Voraussetzung dafür ist, dass wir von funktionierenden Strukturen in unserem Gehirn Gebrauch machen können. Leider hat nicht jedes Kind dieses Glück. Dies trifft auch mich sehr tief.

Um den Bedürfnissen dieser Schüler gerecht zu werden, wurde der Fokus nicht so sehr auf das Durcharbeiten des Lehrplanes gelegt und es gab nur zwei Unterrichtsstunden jeden Tag. Es war allerdings eine Ganztagsschule, sodass ich jeden Nachmittag bis 16:00 Uhr dort verbrachte. Nach dem Unterricht wurde dann ein Großteil der Zeit für Dinge verwendet, die mich nicht wirklich interessierten. Oft fühlte ich mich also ausgeschlossen und spürte keine soziale Eingebundenheit. Ich bin mir sicher, dass dies nicht die Ursache meiner viel später entstandenen Abneigung gegen schulische Anforderungen war. Dennoch glaube ich, mich in dieser Zeit besonders häufig gefragt zu haben: „Mir stehen doch alle Türen offen, das zu erforschen, zu entdecken und zu lernen, was mich wirklich fasziniert. Warum kann ich nicht einfach meinem