Identitätsfäden im Spiegel der Seele - Hanna Althein - E-Book

Identitätsfäden im Spiegel der Seele E-Book

Hanna Althein

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Beschreibung

Als jemand, der stets neugierig auf die Welt und deren Vielfalt ist, strebe ich danach, ständig dazuzulernen und zu wachsen. Meine Leidenschaft für kreative Ausdrucksformen sei es durch das Schreiben, die Kunst oder das Entdecken neuer Ideen, treibt mich an. Mit einem offenen Geist und einem tiefen Interesse an der menschlichen Natur schätze ich es, Brücken zwischen verschiedenen Perspektiven zu bauen und die Schönheit in der Vielfalt zu erkennen. Ich glaube daran, dass jeder Mensch eine Geschichte zu erzählen hat, und ich bin bestrebt, diese Geschichten zu hören und zu teilen, um die Welt in all ihren Facetten besser zu verstehen.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Willkommen in meiner Welt

Wrong Planet Syndrome

Maskierung bei Mädchen und Frauen

Masking – ich bin nicht, ich selbst

Was ist schon normal

ASS – eine Entwicklungsstörung

Bitte lächeln

Humor ist subjektiv

Ironie, Sarkasmus, Sprichwörter und Metaphern

Bin ich empathielos?

Individuelle Schwierigkeiten verstehen

Therapiechaos

Selbsterkenntnis

2020

Therapiegruppe

Kindergartenzeit

Schul und Jugendzeit

Soziale Beziehungen und Auswirkungen

Familienfeiern und Feiertage

Familie und Co

Nahrungsaufnahme - ein notwendiges Übel

Bildung

Knigge im Alltag

Beruf und Alltag

Persönliche Hobbys entdecken

Fast da

Neurotypisch vs. Neurodiversität

Testinterview

Das neurodiverse Talent

Das neurotypische Talent

Die neurodiverse Wahrnehmung

Die neurotypische Wahrnehmung

Der Bereich der neurodiversen Kommunikation

Die neurotypische Kommunikation

Die neurodiverse Beziehung

Die neurotypischen Beziehungen

Das neurodiverse Sozialverhalten

Das neurotypische Sozialverhalten

Die Reise endet noch lange nicht

Übersicht der Stärken und Schwächen

Meine Stärken

Meine Schwächen

Was ist Autismus und wer hat es entdeckt

Aktuelle Forschungsaufgaben auf dem Gebiet des Autismus

Diagnose Kriterien und deren Einordnung kurz gefasst

Welche Hilfen gibt es

Wo erhält man Informationen

Willkommen in meiner Welt

„Always be yourself. Don’t wear a mask just because others don’t want to see you as you really are.“

(Horst Bulla)

Anstelle eines Vorworts drücke ich meine Dankbarkeit aus. Ich danke dir unbekannter Mensch, dafür, dass du mir gleichermaßen Motivation und Inspiration warst, um den Mut aufzubringen, meine eigenen Gedanken über mich und meine Existenz zu formulieren. Obwohl ich deinen Namen kenne, bleibt dein Wesenmir fremd, indes erkenne ich in dir das, was ich in mir entdecke. Denn eines steht fest,

Wenn du einen Autisten kennst, dann kennst du einen Autisten, nicht alle.

Autismus ist ein Begriff, der mit faszinierenden Geheimnissen durchtränkt ist. Es handelt sich um eine komplexe neurologische Entwicklungsstörung, begleitet von einer Vielzahl von Symptomen und Verhaltensweisen. In dieser Vielfalt der Ausprägungen wird deutlich, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten. Wir sind wie Schneeflocken. Keine gleicht der anderen. Ein jeder pflegt seine individuelle Denkweise und Verhaltensweise. Einige verspüren den unbezwingbaren Drang, die Wahrheit unverhüllt auszudrücken, beherrschen die Kunst des Rätsellösens und bewältigen ihren Alltag strukturiert. Ich bin keine Superheldin, dennoch habe ich das Potenzial, ein großartiger Mensch zu sein. Diese Entwicklungsstörung stellt für mich und meine Umwelt eine lebenslange Herausforderung dar. Wer hat behauptet, dass das Leben einfach ist?

Die Frage, „was wäre, wenn,“ trägt nicht ernsthaft zu einer Weiterentwicklung bei. Meine Fokussierung liegt stattdessen auf dem Hier und Jetzt, um das Beste aus meiner Reise herauszuholen.

Lass uns das Gedankenkarussell in Schwung bringen. Eine Fülle von Gedanken durchströmt mich, die ich gerne mit dir teile. Wenn ich mich dem Thema nähere, empfinde ich mich wie ein Entdecker, der die Geheimnisse eines Dschungels erkundet, wobei dieser Dschungel aus Buchstaben und Gedanken besteht. Betrachte es wie eine Schatzkarte, um durch das Dickicht von Wörtern und Ideen zu navigieren. In gewisser Weise ist es meine Einladung an dich, mein inneres Labyrinth zu erkunden. Hey, hier sind meine Gedanken, und ich lade dich ein, diese mit mir zu durchstreifen. Bei der Überlegung zum Begriff verorten, entlockt es mir ein Schmunzeln. Für mich ist es ein Puzzle, bei dem jedes Wort, jeder Buchstabe und jeder Gedanke an seinem präzisen Platz liegt, ähnlich der ordentlichen Sockenschublade meiner Uroma, in der alles sorgfältig gefaltet und sortiert war. Gibt es eine festgelegte Länge oder einen klaren Zweck für dieses Buch? Die Wahrheit ist, ich befinde mich auf einer Entdeckungsreise, wobei der Weg genauso bedeutend ist wie das Ziel. Wo finde ich in dieser faszinierenden Weltmeinen Platz? Streben wir nicht alle danach? Dieses Buch entwickelt sich zu meinem Wegweiser. Meinem Kompass auf dieser Reise des Lebens.

Welche Identität entfaltet sich, wenn die Freiheit existiert, meine authentische Natur uneingeschränkt zu leben?

Warum scheint es, als hätte meine Entstehung kein makelloses Konzept genutzt?

Wie zieht man die Grenze zwischen Normalität und Abweichung?

Was definiert das Normale, was nicht?

Die Erklärung gegenüber anderen erscheint mir wie der Versuch, einem Goldfisch die Geheimnisse des Universums zu vermitteln. Herausforderungen beflügeln mich. In meinem inneren Universum bin ich ein Ordner eines überfüllten Bücherregals, mit bunten Registerkarten und Haftnotizen. Struktur und Organisation sind meine Rettung. Mein Gehirn ähnelt einer komplexen Tiefkühlpizza, ständig auf der Suche nach der optimalen Verteilung der Beläge.

Schreibkunst gestaltet fantastische Welten und fesselnde Geschichten. Mein Schreiben beschreibt einem Spaziergang durch ein Gedankenlabyrinth voller Details. Details hier, eine Wiederholung dort.

Oh, ein galaktischer Gedankensprung. Das ist es, was mich einzigartig macht. Kämpfst du dich durch diese Seiten? Fragst, wie du hier gelandet bist? Sei versichert. Du bist nicht allein. Ich bin ein wenig, Out of this World. Das macht das Leben aufregend.

In einer Welt des Small Talks und oberflächlicher Konversation steche ich hervor wie ein Marsmensch, der versucht, über das Wetter auf dem Saturn zu plaudern. Warum die Allgemeinheit von Wetterprognosen und Wochenendplänen besessen ist, ist mir ein Rätsel, es sei denn, es handelt sich um meteorologische Berichte von anderen Planeten. In meinem Universum sind Themen, die für die meisten Menschenbedeutsam sind, oft wenig inspirierend. Statt über Fußballergebnisse oder Promiklatsch zu sprechen, vertiefe ich mich stundenlang in die Geheimnisse des Kosmos oder die faszinierende Welt der Geschichte. Wenn du mich nach meinem Lieblingsthema fragst, säßen wir hier eine Weile. Ich bin nicht die Königin des Small Talks. Stattdessen teile ich dir viel über das Autismus-Spektrum und meine persönlichen Erfahrungen damit mit. Der Grund, warum du dieses Buch in der Hand hältst, ist, einen Einblick in mein individuelles Universum zu erhalten. Wenn du es beiseitelegen möchtest, um ein Buch über das Wetter auf dem Saturn zu lesen– Who am I to judge? Ein wenig Chaos, wiederkehrende Gedanken und eine Mischung von Themen sind Teil des Pakets. Aber sei versichert, in diesem Gedanken-Wirrwarr steckt Methode. Ich werde mein Bestes geben, um alles zu einem großen, bunten Puzzle zusammenzufügen. Ich bin im Autismus-Spectrum so einzigartig wie jeder neurotypische Mensch. Ich werde das Kürzel, NT, für neurotypisch verwenden und ASS für Menschen im Spektrum, wobei mir persönlich egal ist, ob jemand neurodivers oder neurotypisch ist. Diese Abkürzen sorgen zumindest dafür, das weniger Papier gedruckt wird. Ich akzeptiere Menschen so, wie sie sind. ASS ist nicht heilbar, aber ich bewältige es besser, seit ich verstehe, warum ich mich wie ein Alien in einer Welt der Menschen fühle. Es ist, als ob mir ein eigenartiges Betriebssystem aufgespielt wurde, das nirgendwo existiert oder von einem anderen Planeten stammt. Es ist kein Windowsoder Mac OS, aber definitiv ein einzigartiges, Autismo-OS, auf der Suche nach Updates und gelegentlichen Bugs. Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hat Nachteile, wie ständig im Kino zu sitzen und das falsche Drehbuch zu lesen. Ich verstehe die Dialoge nicht, aber die Effekte sind beeindruckend. Nicht alles ist schlecht. In gewisser Weise ist es ähnlich einem exklusiven Mitgliedsabzeichen für den „Club der Denker“. Ich erlebe die Welt einzigartig und erfasse Details, die für andere unsichtbar sind. Ich bin die Königinnen der Ehrlichkeit, was du siehst, ist, was du bekommst. Insgesamt ist es ein Würfelmix aus Vor- und Nachteilen.

Wrong Planet Syndrome

An diesem Punkt finden sich womöglich Menschen wieder, die mit Schwierigkeiten in der Beziehung zu sich selbst und anderen kämpfen sowie dieses schwer in Worte zu fassende Gefühl der Andersartigkeit erleben. Es ist, als käme ich von einem anderen Planeten. Beim Navigieren durch die Welt des Autismus-Spectrums hört man mitunter den Begriff, Wrong Planet, Syndrome. Klingt fast wie der Titel eines Science Fiktion Films. Vielleicht erwarte ich den nächsten Raumschiffflug zum Planeten Autismo. Aber im Ernst, diese inkorrekte Planetenmetapher ist nicht medizinisch, trifft jedoch den Nagel auf den Kopf, wenn es darum geht, das Gefühl des Nichtverbundenseins und des Abweichens von gesellschaftlichen Normen zu beschreiben. Die Versuchung, in eine beliebige Rolle zu schlüpfen und gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, ist groß, besonders für viele weibliche Autistinnen, die die Kunst des Masking beherrschen.

Ich gehöre eben nicht hierher, aber ich gebe das Beste auf meinem eigenen Planeten der Einzigartigkeit.

Maskierung bei Mädchen und Frauen

Die Maskierung oder das Verschleiern von autistischen Merkmalen stellt eine geheime Superkraft dar, die viele von uns, insbesondere Frauen und Mädchenim Autismus-Spektrum, meisterhaft beherrschen. Es ist, als würde ich die Welt mit einem unsichtbaren Tarnumhang durchstreifen, der es mir ermöglicht, mich anzupassen und zu funktionieren, ohne dass die Gesellschaft meine neurologischen Eigenheiten sofort bemerkt. Doch warum entwickle ich diese Tarnfähigkeit so meisterlich? Es ist ein wenig wie die Verkleidung, die Clark Kent trägt, um sich zu Superman zu verwandeln. Unsere Gesellschaft legt den Fokus auf soziale Konformität und zwischenmenschliche Beziehungen. Der soziale Druck ist real und zwingt mich dazu, mich anzupassen, selbst wenn es bedeutet, dass ich meine wahre Identität hinter einer sorgfältig gefertigten Fassade verberge. Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Welt endlich beginnt, die außergewöhnlichen Anstrengungen zu erkennen, die viele Frauen und Mädchen im Spektrum unternehmen, um in dieser sozialen Inszenierung mitzuspielen. Wir verdienen nicht nur Anerkennung, sondern auch die angemessene Unterstützung und Diagnose, um unser authentisches Selbst zu leben. Vergessen wir nicht die Männer im Autismus-Spectrum, die ebenfalls in die Rolle des Maskings schlüpfen. Sie agieren wie Schauspieler auf einer sozialen Bühne, die verschiedene Charaktere spielen, während sie versuchen, den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. Lass uns also das Bühnenlicht erhellen und für Verständnis sowie Unterstützung sorgen, damit jeder von uns seinen Platz im Theater des Lebens findet, sei es in der Hauptrolle oder im Hintergrund.

Masking – ich bin nicht, ich selbst

Während meines Abenteuers auf diesem faszinierenden Planeten namens Erde verbrachte ich viel Zeit damit, Menschen zu beobachten. Stell es dir vor wie ein Alien, das die eigenartigen Bräuche und Eigenheiten der Menschen studiert. Es ist faszinierend, wie sie sich scheinbar mühelos in jeder Situation zurechtfinden. Wie viele andere Außerirdische, die sich mutmaßlich auf der Erde verstecken, versuche ich mich anzupassen und in der Menge nicht aufzufallen. Das bedeutet, die Verhaltensweisen der Einheimischen nachzuahmen.

Hier entsteht das Problem. Diese Anpassung fühlt sich an, als würde ich versuchen, in Schuhe zu schlüpfen, die einfach nicht passen. Es ist unangenehm und stressig. In der Vergangenheit war ich ein echtes Ja Sager Alien. Egal, wie chaotisch mein eigenes Raumschiff (aka Leben) war, half ich stets anderen und sagte selten Nein. Sogar aus dem Weltraumkrankenhaus, dem intergalaktischen Urlaub oder im Raumschiffurlaub half ich weiter. Im Nachhinein denke ich, dass ich so handelte, um meine Unsicherheiten zu verbergen. In den letzten Jahren habe ich jedoch gelernt, öfter Nein zu sagen.

Und erstaunlicherweise haben sich diejenigen, die kontinuierlich nach meiner Hilfe riefen, in ihre eigene Umlaufbahn zurückgezogen. Diese Anpassung erfordert viele Ressourcen, so dass dies mein Alien Körper nicht dauerhaft aufrechterhält.

Ehrlich gesagt habe ich in all dem Wirrwarr meine eigene Persönlichkeit verloren oder gar nicht erst gefunden. Die Anpassung war und ist so intensiv, dass ich jede Handlung im Voraus mental durchexerziere, um nichts Falsches zu formulieren oder umzusetzen. Spontanität und Flexibilität in sozialen Situationen ist für mich eine unrealistische Herausforderung. So als ob ich die Kontrolle über mein Raumschiff verliere. Dennoch erscheinen mir meine Aktionen richtig, auch wenn sie für andere völlig absurd wirken. Die Erklärung davon löst eine beträchtliche Verwirrung in den Köpfen der Menschen aus. Also ordne ich mich unter, als geheimes Alien in meiner Menschenhülle. In meiner eigenen kleinen Alienwohlfühlzone, die meine Familie und einige meiner engsten Freunde einschließt, bin ich authentisch.

Was ist schon normal

Bisher glaubte ich, dass intensive Überlegungen in entscheidenden Momenten für alle Menschen normal sind. Ich hielt das für einen gewöhnlichen Weg. Doch seit meiner Diagnose beschäftige ich mich tiefer mit der Frage, was eigentlich normal bedeutet. Ehrlich gesagt ist die Definition von normal mysteriös. Traditionell wird normal als das Gewöhnliche, Übliche, der Regel entsprechend und geistig gesund betrachtet. Das Gegenteil von normal oder abnormal wird als das beurteilt, was nicht der Norm entspricht. Hier wird es interessant, denn ich bin wie viele von uns im Autismus-Spectrum, Meister der sozialen Regeln. Ich bin überpünktlich, zuverlässig und ehrlich. Ich tendiere nicht zum Schummeln, äußere offen meine Meinung und halte mich strikt an gesellschaftliche Normen. Das wirft eine gewisse Verwirrung in die Bedeutung von normal und abnormal, da sie im Kontext des Autismus eine spezielle Nuance erhalten. Warum fällt es mir schwer, zu lügen? Einige behaupten, Autisten lügen grundsätzlich nicht, doch das ist nicht ganz korrekt. Vielleicht liegt der Grund, warum ich als direkt und ehrlich gelte, darin, dass ich Schwierigkeiten habe, soziale Feinheiten und Täuschungen zu verstehen oder selbst auszudrücken. Als Kind versuchte ich mich auch im Lügen, um mich aus schwierigen Situationen zu retten, was jedoch oft fehlschlug. Der Sinn hinter Lügen ist mir unverständlich. Ist Schweigen gleichbedeutend mit Lügen? Wenn ich gebeten werde, nichts zu sagen, bleibe ich ruhig, es sei denn, mein Schweigen bringt andere in Gefahr. In solchen Fällen priorisiere ich die Sicherheit anderer vor dem Aspekt der Lüge. Tatsächlich ist der Begriff normal tendenziell subjektiv, denn was heute als normal betrachtet wird, kann morgen schon ganz anders wirken, abhängig von vorherrschenden Wertvorstellungen. Zudem hängt die Bewertung des Begriffs von einer breiten Vielfalt von Faktoren ab, die von kulturellen und sozialen Unterschieden bis hin zu individuellen Perspektiven reichen. Jeder hat seine eigene Vorstellung davon, was als normal gilt, und es ist möglicherweise gesünder, sich selbst treu zu bleiben, anstatt krampfhaft den Erwartungen anderer hinsichtlich dessen zu entsprechen, was als normal respektiert wird. Also leb deine Einzigartigkeit.

ASS – eine Entwicklungsstörung

Die Einteilung von Menschen im Autismus-Spectrum als normal oder abnormal erweist sich als wenig sinnvoll. Autismus ist, wie bereits erwähnt, eine Entwicklungsstörung.

Betrachtet man Begriffe Entwicklung und Störung einzeln, vermitteln sie unterschiedliche Eindrücke.

Entwicklung, kann als ein komplexer Prozess in verschiedenen Lebensbereichen betrachtet werden, der üblicherweise Veränderung und Fortschritt mit sich bringt, jedoch auch Schwierigkeiten und Anpassungen erfordert. Andererseits legt der Begriff Störung nahe, dass Unregelmäßigkeiten, Abweichungen oder Probleme existieren, die erkannt, diagnostiziert und möglicherweise behandelt werden sollten, um das Wohlbefinden, die Funktionsfähigkeit und die Stabilität wiederherzustellen. Persönlich betrachte ich meinen Autismus als eine unvollständige und unzureichende Beschreibung meiner Funktionsweise und Umsetzung. Wie ein mangelhaftes Benutzerhandbuch. Es fehlen wichtige Segmente meines genetischen Bauplans, die andere vielleicht erhielten, aber das macht mich nicht zwangsläufig normal oder abnormal. Es macht mich einzigartig. Das ist in Ordnung so.

Bitte lächeln

Es ergeben sich für mich Schwierigkeiten, meine Gefühlslage angemessen auszudrücken. Andere bewerten mich dabei fälschlicherweise als aggressiv, missmutig gestresst, übertrieben aufgeregt, fröhlich oder traurig. Es ist amüsant, dass mir in Momenten, in denen mir nachgesagt wird, ich sei schlecht gelaunt, dies nicht zutrifft. Im Gegenteil, ich bewerte mich als recht fröhlich. Viele beschreiben meine Gesichtsausdrücke als monoton. Wenn es darum geht, Fotos zu generieren, sei es für Ausweisdokumente oder Familienbilder, wird es enorm knifflig. Auf Aufforderung lächeln? Das ist beunruhigend. Wie lächelt man auf Kommando, ohne dabei zu wirken, als hätte man den Mund voller Marshmallows? Einige Menschen beherrschen diese Kunst. Ich gehöre nicht dazu. Nicht, dass ich es nicht versuche, aber es endet standardmäßig damit, dass ich wie ein Frosch wirke, weniger, wie ein strahlendes Sonnenkind. Das bedeutet nicht, dass ich nicht lache. Im Gegenteil, oft bin ich so albern und lache über skurrile Anlässe, dass mir die Luft wegbleibt. Diese sogenannten Lachanfälle erstrecken sich über viele Minuten. Wenn ich später, sei es Tage oder Monate später, an diese Situation denke, erfasst mich genau dieser Lachflash.

Niemand versteht, warum ich urplötzlich in schallendes Gelächter ausbreche. Es ist schwer, die richtige Balance zwischen einem echten Lächeln und einem unechten Lächeln zu entwickeln, besonders, wenn man sich selbst nicht sieht.

Humor ist subjektiv

Oh, Witze, diese rätselhaften, kleinen Wortschöpfungen. Den Humor darin zu entdecken, ist wahrlich nicht leicht. Es gibt so viele verschiedene Arten von Witzen und die meisten fliegen an mir vorbei wie unbekannte Vögel. Das Lachen bei Witzen ist eine delikate Angelegenheit.

Oft werde ich von der Wellenlänge des Humors nur gestreift. Ich verzweifel, während andere bereits herzhaft in Gelächter ausbrechen. Die Komplexität von Witzen ist verwirrend. In diesem Bereich bin ich das Alien, das die kulturellen Codes des Humors nicht decodiert. Schwarzer Humor offenbart seine eigene Art von Reiz. Dieses dunkle, skurrile Lachen packt mich in unerwarteten Augenblicken.

Interessant, wie jeder seinen ausgefallenen Humor demonstriert, der für manch einem unverständlich ist. Comedyfilme, wie Tom und Jerry, Donald Duck und ähnliche, sind beispielhaft. Der arme Donald Duck, der die ganze Nacht kein Auge schließt, weil sein Wasserhahn tropft. Das ist zum Weinen, nicht zum Grinsen. Berühmte Filme mit Charlie Chaplin wirken dagegen verwerflich. Charlie, der Bedauernswerte, verletzt sich an Leitern und anderen Gegenständen, was nicht urkomisch ist.

Bezüglich eines Witzes, „Wissen Veganer eigentlich, dass sie in der Milchstraße leben?“ Statt zu lachen, stelle ich Überlegungen an. Andere hingegen prusten sofort los. Ein weiterer schwarzer Humorwitz, „Was ist der Unterschied zwischen Joghurt und Amerika? Wenn man Joghurt 200 Jahre lang allein lässt, entwickelt sich eine Kultur.“ Das ist so skurril, dass ich herzhaft in Gelächter ausbreche.

Meine Tollpatschigkeit entfacht rasch ein Feuer der Fröhlichkeit in mir. Es ist ein Drahtseilakt, mit passendem Lachen oder einfühlsamer Reaktion zu jonglieren, was zu mehrminütigen Lachflashs führt.