Identity - Volker Schunck - E-Book

Identity E-Book

Volker Schunck

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Beschreibung

Klingt es zu hochtrabend und eitel, wenn ich dieses Buch als mein Lebenswerk bezeichne? Vielleicht. Seit ich denken kann, bin ich Christ. Der christliche Glaube hat mich so sehr bestimmt, dass ich meinen Beruf als Industriekaufmann aufgegeben habe, um Theologie zu studieren. Es geht nicht mehr darum, hier bin ich, ein Mensch, der glaubt und dort ist Gott, sondern "Gott" ist mir merkwürdig "unter die Haut" gegangen, identitätsbestimmend. Daher auch der Name des Buches - "Identity". Auf ihn bin ich bei der Durchsicht einiger meiner Bücher gekommen. Mir ist aufgegangen, wie sehr der christliche Glaube mein Leben ausgemacht hat und ausmacht. Wie erfüllt und kostbar er mein Leben gemacht hat. Und das hat mich auf die Idee gebracht, die Texte aus den für mich wichtigsten Büchern, in einem Buch zusammenzufassen. Warum ein englischer Titel? Warum "Identity" und nicht "Identität"? Nicht weil er schicker ist, in einer Welt, die von iPhones® und iPads® nur so wimmelt, sondern weil in "Identity" klarer das "I" das "Ich" zu lesen ist. Gemeinhin wird der christliche Glaube so verstanden: "Die Kirche sagt dir, woran du glauben musst." Ich habe das zu Anfang vielleicht auch so gedacht. Ich weiß nicht mehr. Ich habe den Glauben aber dann anders erlebt. Nicht als etwas Vorgegebenes, Statisches, das ich im Kopf als wahr ansehen muss, im schlimmsten Fall "schlucken" muss, um als Christin oder Christ zu gelten. Ich habe den christlichen Glauben eher als lebendiges Vertrauen als ein Etwas-Für-Wahr-Halten erlebt. Eher als lebendigen Tanz, den Gott mit mir tanzt, als ein Glaubensgebäude, in das ich eingeschlossen bin. Kein Mensch ist jemals "fertig". So wie er oder sie an einem lebenslangen Entwicklungsprozess teilhat, so ist auch der christliche Glaube niemals "fertig". Die Texte dieses Buches, die über die letzten 20 Jahre entstanden sind, geben ein lebendiges Zeugnis davon.

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Seitenzahl: 294

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Identity

wie ich den christlichen glauben verstehe

by Volker Schunck

Published by Volker Schunck at smashwords.com

Copyright 2020 Volker Schunck

godnzen.wordpress.com

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Ihr seid zur Freiheit berufen.

(Brief an die Galater 5, 13)

Inhalt

Vorwort

JESUS

Einleitung

Der eine Mensch

Weihnachten (Kol 1,15-23)

Jesu Versuchung (Mt 4,1-11)

Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32)

Liebe ist... (Das Reich Gottes ist...)

König der Herzen

Mein Buch über Jesus

Gott in Christus

Das Grab Jesu

Jesus hängt am Kreuz.

Jesus ist auferstanden!

Das war's! (Christi Himmelfahrt)

Das war's - noch lange nicht! (Pfingsten)

Ich sehe was, was du nicht siehst.

Jesus Christus

Weil das so ist! (Hermeneutik)

Beten

Gedanken zum Beten (1)

Gedanken zum Beten (2)

Eigene Gebete

Gebet

Ich bin

Jesus!

Gott !!

Sehnsucht nach dem Unsichtbaren

Nachfolger

Wie Jesus hätte beten könnnen

Gründonnerstag: Gethsemane

Karfreitag

Segen

Hab keine Angst!

Auf Adlers Fittichen

Gott segne dich!

SELIG - DIE BERGPREDIGT

Vorwort

Einleitung

Selig sind...

Die Jünger

Jesus / Die Ethik Jesu

Vertrauensvolles Gebet

Geldvertrauen vs. Gottvertrauen

Sinnloses Sorgen vs. Gottvertrauen

Eigene Fehler beim anderen korrigieren wollen

Gottvertrauen

Jesu Worten vertrauen und sie tun

Anhang

Schlachter-Bibel

Seligpreisungen und Vaterunser (poetische Übertragung)

GOTT UND ZEN

Einleitung

Spiritualität

Die Freiheit des Herzens

Improvisationen

Vorwort zu Meister Eckhart

Meister Eckhart: Vom Schweigen

Grafik, um Meister Eckhart zu verstehen

Meister Eckhart erklärt

Meister Eckhart und der nackte Junge

Weihnachten feiern mit Meister Eckhart

Buddha und Christus

Spießerleben

Kind armer Leute

Die Macht der Liebe

Luft und Liebe

König der Herzen

Gott und die Menschen - eine Parabel

Taufe

Abendmahl

Der eine Mensch

Bibellesen

Gesellschaft und Kirche

Weil das so ist! (Hermeneutik)

Beten

Gedanken zum Beten (1)

Gedanken zum Beten (2)

Lebensweisheiten

WOLKEN HABEN KEINEN EINFLUSS AUF DIE SONNE

Einleitung

Zum Warmlaufen: Meine Lebensgeschichte

Komm in Kontakt mit dir selbst

Meditation

Progressive Muskelentspannung

Die Vergangenheit und das Jetzt

Träume und das “Hier und Jetzt”

Beruf und Geld

Lifestyle

Filme

Bücher

APOCALYPSE NOW

Vorwort

Apocalypse Now

An Gott glauben

Gottes Ohnmacht

Sexualität und Freiheit

Wir sind noch hier!

Das Himmelreich

In der Welt habt ihr Angst…

Endzeit

Kontemplation und Aktion – Mystik und soziales Handeln

Wer Gott sieht muss sterben.

Heilig

Gottessehnsucht und Sterbehilfe

Eine andere Dimension

Mein Tod ist ein Weltuntergang

2014

Die Freiheit des Herzens

Die Offenbarung des Johannes verstehen

DER KLEINE DRESDNER KATECHISMUS

Vorwort

Zehn Weisheiten für ein glückliches Leben (insp. durch die Zehn Gebote)

Credo

Gott in der Schöpfung

Gott in Christus

Gott in Menschen

Taufe

Abendmahl

Das Gebet (insp. durch das Vaterunser)

Selig sind... (insp. durch die Seligpreisungen)

Segen

Vorwort

Klingt es zu hochtrabend und eitel, wenn ich dieses Buch als mein Lebenswerk bezeichne? Vielleicht.

Seit ich denken kann, bin ich Christ. Der christliche Glaube hat mich so sehr bestimmt, dass ich meinen Beruf als Industriekaufmann aufgegeben habe, um Theologie zu studieren. Es geht nicht mehr darum, hier bin ich, ein Mensch, der glaubt und dort ist Gott, sondern “Gott” ist mir merkwürdig “unter die Haut” gegangen, identitätsbestimmend. Daher auch der Name des Buches - “Identity”. Auf ihn bin ich bei der Durchsicht einiger meiner Bücher gekommen. Mir ist aufgegangen, wie sehr der christliche Glaube mein Leben ausgemacht hat und ausmacht. Wie erfüllt und kostbar er mein Leben gemacht hat. Und das hat mich auf die Idee gebracht, die Texte aus den für mich wichtigsten Büchern, in einem Buch zusammenzufassen.

Warum ein englischer Titel? Warum “Identity” und nicht “Identität”? Nicht weil er schicker ist, in einer Welt, die von iPhones® und iPads® nur so wimmelt, sondern weil in “Identity” klarer das “I” das “Ich” zu lesen ist.

Gemeinhin wird der christliche Glaube so verstanden: “Die Kirche sagt dir, woran du glauben musst.” Ich habe das zu Anfang vielleicht auch so gedacht. Ich weiß nicht mehr. Ich habe den Glauben aber dann anders erlebt. Nicht als etwas Vorgegebenes, Statisches, das ich im Kopf als wahr ansehen muss, im schlimmsten Fall “schlucken” muss, um als Christin oder Christ zu gelten. Ich habe den christlichen Glauben eher als lebendiges Vertrauen als ein Etwas-Für-Wahr-Halten erlebt. Eher als lebendigen Tanz, den Gott mit mir tanzt, als ein Glaubensgebäude, in das ich eingeschlossen bin.

Kein Mensch ist jemals “fertig”. So wie er oder sie an einem lebenslangen Entwicklungsprozess teilhat, so ist auch der christliche Glaube niemals “fertig”.

Die Texte dieses Buches, die über die letzten 20 Jahre entstanden sind, geben ein lebendiges Zeugnis davon.

Inhalt

JESUS

Du lässt dich zweimal schlagen.

Dein letztes Hemd gibst Du her.

Du läufst den Verlorenen nach.

Deine Krone ist nicht aus Gold.

Dein Thron ist die Gosse.

Deine Hände und Dein Herz sind gebrochen.

Wie können wir da anders leben als wie Schafe unter den Wölfen?

Einleitung

Ich frage “Wer bist Du, Jesus?” Das ist mindestens genauso schwierig zu beantworten wie “Wer bist Du, Volker?” oder “Wer bist Du, Paulus?” oder “Wer bist Du, lieber Leser, liebe Leserin?” “... liebe Beate, lieber Peter, lieber Ralf, lieber Klaus - oder wie immer Du auch heißen magst?”

Ich bin im Siegerland, d.h. in einer ziemlich frommen und pietistischen Gegend, geboren und aufgewachsen. Hätte ich dort nach dem Gottesdienst in einer landeskirchlichen Gemeinschaft oder in einer Freikirche gefragt, “Wer ist Jesus?” hätte ich die Antwort bekommen: “Das steht doch in der Bibel!” Sicher. Ich hätte damals keine andere Antwort gegeben. Aber man muss schon etwas differenzierter hinschauen.

Die Bibel ist nicht die Gründungsurkunde oder Satzung eines Anglervereins oder eines Campingclubs. Zwar hat Jesus seine Jünger als “Menschenfischer” ausgesendet, zwar war Paulus im Hauptberuf Zeltmacher, aber es ging beiden um Höheres als um Fischerei und Zelte. Natürlich! Beiden ging es um Gott. Und die Bibel ist über Jahrhunderte entstanden aus mündlich erzählten Geschichten und gesammelten Überlieferungen und Briefen, und nicht wie eine Vereinsordnung aus einem Guss geschrieben von einer Handvoll Männer und Frauen am Wochenende im Vereinsheim.

Es ist den meisten wahrscheinlich bekannt, dass die Bibel nicht einfach “vom Himmel gefallen ist”, sondern aus unterschiedlichen Handschriften entstanden ist, die dann als Papyrusrollen (Papyri) aufbewahrt oder vervielfältigt und weitergegeben worden sind. Ich will gar nicht weiter ins Detail gehen, ich müsste mich erst selbst wieder in die Thematik einlesen. Nehmen wir mal an ein Tonkrug in dem sich alle Briefe des Paulus befinden, der Römerbrief und der Galaterbrief, wäre im 2. Jahrhundert n. Chr. plötzlich verschollen, bevor deren Inhalt vervielfältigt werden konnte. Ich weiß, der Gedanke ist absurd, aber machen Sie einfach mal mit bei diesem Gedankenexperiment. Außerdem sind zwei weitere Tonkrüge mit dem “Ur”- Hebräerbrief (der ist nicht von Paulus) und dem Johannesevangelium verschwunden. Wir hätten “nur” die synoptischen Evangelien, d.h. Matthäus, Markus, Lukas. Was heißt das konkret? Wir hätten an “Original”-Jesusworten die Bergpredigt, Jesu Gleichnisse, die Streitgespräche mit den Pharisäern und die wenigen letzten Worte am Kreuz und nach der Auferstehung.

Man muss nicht unbedingt Theologe oder Theologin sein, um die Bergpredigt oder die Gleichnisse Jesu verstehen zu können. Alltägliche Geschichten für die einfachen Menschen, Wanderarbeiter, Zolleintreiber, Prostituierte. Für Gerechte und Sünder.

Die Wunder können wir nicht mehr miterleben, aber die Geschichten Jesu sind einfach und verständlich für diejenigen, die ihnen mit offenem Herzen zuhören. Leider müssen wir auf das Charisma des Erzählers Jesu verzichten. Ich kann es mir nur vorstellen, wie er mit leuchtenden Augen und brennendem Herzen mit ausladenden Armbewegungen die Größe von Gottes Liebe und Barmherzigkeit angedeutet hat, wie er zu den Füßen der Ärmsten gesessen und ihnen mit dem Finger Bilder in den Sand gemalt hat, damit seine Geschichten noch anschaulicher werden.

Wenn wir heute seine Geschichten nicht mehr verstehen, oder wenn wir meinen, sie noch nicht verstanden zu haben, mag das daran liegen, dass die Wahrheit in diesen Geschichten einfach zu einfach, zu trivial ist: Das Himmelreich ist wie ein Schatz im Acker. “Ja, und?” - Geschichten, die wir in und auswendig kennen, die uns langweiliger sind als die 5. Wiederholung eines Krimis im Fernsehen.

Kannst du dir denn nicht mehr vorstellen, weil du den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, wie es ist, stundenlang, ja, tagelang einen steinigen Acker umzugraben, der noch nicht mal dein eigener ist, sondern für den du monatlich eine hohe Pacht zahlen musst? Wie es ist, wenn du schon die anklagenden und rot-verweinten Augen im Nacken spüren kannst, ohne hinzusehen, weil du sie kennst, deine Frau, die hungrig den Säugling stillt, und du immer noch nicht fertig bist mit dem Acker, weil dir jede Faser deines abgearbeiteten Körpers weh tut und deine Pausen immer länger werden, weil du nicht mehr kannst? Wie es dann ist, wenn die Schaufel plötzlich auf etwas Hartes trifft, du hast schon gar nicht mehr richtig hingesehen, weil dir dauernd die Augen zufallen, aber es klingt irgendwie anders, hohl. Du bist so in Ekstase, dass du jetzt auf den Knien bist und mit abbrechenden Fingernägeln, nein... das kann doch nicht sein... oh Gott...

Die Menschen zur Zeit Jesu haben eine solche Geschichte wahrscheinlich viel tiefer verstanden, als wir das heute können. So kostbar ist das Himmelreich, wie ein Schatz im Acker!

Wenn wir die Gleichnisse und Predigten Jesu im Neuen Testament lesen, werden wir überrascht sein. Was macht Jesus in seinen Predigten? Oder was ist die Intention in seinen Predigten? Sie können selber in Ihrer Bibel in den synoptischen Evangelien nachlesen. Was mir aufgefallen ist, ist folgendes: Jesus verkündigt das Reich Gottes, das gerade jetzt unter den Menschen angebrochen ist, und ruft sie zur Umkehr auf. Und was ganz wichtig ist: Er hat Vollmacht Sünden zu vergeben. Wer hat es ihm offiziell erlaubt? Keiner. Und das überrascht natürlich in einer Gesellschaft, deren religiöse Oberschicht durch ein kompliziertes Buß- und Opfergeschäft auf dem Rücken der Ärmsten fett geworden ist.

Jesus kommt einfach daher, ein Wanderprediger mit staubigen Füßen und ungewaschenen Händen und vergibt die Sünden. Das tut er mit Gottes Vollmacht. Und alles was er tut wird zum Zeichen dafür, wie es Gott mit seinen Menschen meint. Jesus sieht das Wesentliche, weil er Gottes Herz kennt. Die schmutzigen Hände beim Essen machen den Menschen nicht unrein, sondern was aus seinem Mund herauskommt, böse Worte aus einem bösen Herzen, die machen den Menschen unrein. Die Gebote sind für die Menschen gemacht und nicht gegen sie. Darum heilt er am Sabbat und pflückt mit seinen Jüngern Korn vom Feld. Die Theologen haben nicht das letzte Wort, sondern lasst die kleinen Kinder zu mir kommen, denn sie verstehen Gottes Reich.

Bei Jesus wird plötzlich alles ganz einfach. Liebe Gott und deinen Nächsten wie Dein Selbst. Das ist alles. Selbst ein Glaube, der so klein ist wie ein Senfkorn, kann Berge versetzen. Sorge dich nicht um morgen, sondern vertraue in Allem auf Gott. Der Mensch lebt nicht davon, dass er viele Güter hat.

Jesus du Träumer! Wach endlich auf! Die Realität sieht anders aus. Die Lilien auf dem Feld machen mich nicht satt, besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Erst das Fressen, dann kommt die Moral! Jesus wo lebst du denn? Das Leben ist kein Ponyhof!

Aber letzten Endes wissen wir, dass er Recht hat. “Recht” haben ist vielleicht der falsche Ausdruck. Auf einer rein menschlichen Basis machen wir doch auch selbst die Erfahrung, Geld allein macht nicht glücklich, der reiche Milliardär sitzt alleine in seiner Luxusvilla, weil er keinem Menschen mehr trauen kann, weil alle nur hinter seinem Geld her sind, oder er es glaubt. Wir wissen, wie Topmanager überarbeitet im Urlaub an Herzinfarkt sterben, weil sie nicht mehr entspannen können. Wie schwer ist es, dass ein Reicher in den Himmel kommt!

Und so spielen viele Geschichten im täglichen Milieu der kleinen Leute; die arme Witwe, die mehr gibt als der Reiche, der ein Vielfaches gibt. Denn Gottes Maßstäbe sind andere als unsere materiellen. Er sieht das Herz des Menschen. Der arme Lazarus kommt in den Himmel, der geizige Reiche in die Hölle. Das sind Geschichten aus der jüdischen Alltagsfrömmigkeit, die Jesus aus dem Volk gehört hat, oder die er sich selber ausgedacht hat. Aus solchen Geschichten eine Diskussion darüber abzuleiten, ob es eine Hölle gibt oder nicht, geht völlig an der Geschichte vorbei. Jesus war kein Sozialist, Träumer oder Idealist, sondern ein Realist des Glaubens. Er war selbst tief in der jüdischen Frömmigkeit verankert. Er kannte Gott, wie ein Sohn seinen Vater kennt.

Was mir aufgefallen ist im Vergleich zu den im 2. Jahrhundert “verschwundenen Schriftrollen”? Diese überaus wichtigen und zentralen synoptischen Evangelien mit authentischen Jesusworten (ipsissima vox) enthalten keine Aussagen zur Rechtfertigungslehre! Hätte man nicht gerade hier Aussagen über Jesus oder aus seinem Munde erwartet, die seinen Tod heilsgeschichtlich interpretieren? Solche Bibelstellen wie im Johannesevangelium, z.B. Joh. 3,16 “Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.” (Römer 5.8) (Römer 8.32) (1. Johannes 4.9) oder auch die bekannte Stelle Joh 10,11: “Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.” Oder auch die ausgearbeitete Rechtfertigungslehre des jüdischen Schriftgelehrten Paulus im Römerbrief. Hier ist ein Theologe ersten Ranges am Werk, der mit seiner Interpretation des Todes Jesu nicht nur den Spagat zwischen der jüdischen Religion und Christus versucht*, sondern der auch eine kleine Gruppe, die ursprünglich als kleine Sekte innerhalb der jüdischen Religion angesehen worden war, zu einer Weltreligion gemacht hat. Diese Leistung des Theologen Paulus ist beachtlich.

Ohne Jesus gegen Paulus ausspielen zu wollen, beide haben sich persönlich ja nie kennengelernt, aber wenn beide in einer Talkshow miteinander diskutieren würden, würden sie sich überhaupt verstehen? (Ich weiß, so eine abgedrehte Frage kann nur einem Theologen einfallen.) Oder würden sie aneinander vorbeireden? Jesus, der Zimmermann und Mystiker, der Mann der “kleinen Leute”, ja, der Gottessohn, würde der in den Argumentationen und Denkbewegungen im Römerbrief nicht immer noch zu sehr den Pharisäer und Gesetzeslehrer Paulus erkennen, statt den erlösten Christusnachfolger? Sind sich Paulus und Jesus nicht im 1. Kor 13 (Hohelied der Liebe) (“Und hätte ich keine Liebe wäre ich nur ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle”) viel näher als im Römerbrief? Jesus, der Gott im Herzen hat und das höchste Gebot mit dem Doppelgebot der Liebe (Liebe Gott und deinen Nächsten...) zusammenfasst?

Zusammenfassend lässt sich bis hierher sagen: Die Bibel ist nicht aus einem Guss entstanden wie eine moderne Vereinssatzung oder als “Heiliges Buch” vom Himmel gefallen. Daher macht man es sich zu einfach, wenn man auf die Frage: “Wer ist Jesus?” antwortet “Das steht doch in der Bibel!” Es fällt auf, dass wir durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte Jesus eher durch die Brille einer jüdisch-christlichen Interpretation gesehen und verstanden haben (Stichworte: antike Opfervorstellung, Sühne, Rache, Zorn, Blutzoll, Auge um Auge, Rechtfertigungslehre), als durch die Verkündigung Jesu in den Synoptikern.

Inhalt

Der eine Mensch

Der eine Mensch wird geboren. Er atmet ein, er atmet aus, er wacht, er schläft, er isst, trinkt, verdaut und scheidet aus. Er lacht und weint, er ist geduldig und zornig.

Dann erwacht in ihm das Bewusstsein: Ich bin eins mit Gott. Das ist etwas Neues. Das ist unerhört und ungehörig. Wenigstens dort und dann, wo und wann er lebt. Für jüdische Ohren und Herzen ist das zu seiner Zeit, zu jeder Zeit, anmaßend und gotteslästerlich. Und zumindest unverständlich für nicht-jüdische. Gott und Mensch – ein Unterschied wie Himmel und Erde. Oder es erfüllt sich endlich, was schon lange gewusst, dann vergessen, was geglaubt und nicht verstanden wurde: "Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn." (Gen 1,27; EU)

Der eine Mensch heißt nicht Adam sondern Jesus. Eins sein mit Gott. Das ist die wahre Natur des Menschen. Wir haben das vergessen. Wir haben Gott vergessen, und wir haben uns selbst vergessen. Der eine Mensch: Jesus Christus. Der Himmel steht offen. Und Jesus von dem Johannes der Täufer sagt: Der nach mir kommt wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen (Lk 3,16), dieser Jesus wird selbst mit dem Heiligen Geist erfüllt. Und Gott spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn. (S. Joh 1,32-34)

Das bezeugt Johannes der Täufer.

Ist das ein Beweis? Das ist kein Beweis. Brauchst Du Beweise?

Schwer trägt der neuzeitliche Sisyphos an dem Stein, der einst in den See der Weltgeschichte geworfen wurde. Auf dem Gipfel der Erkenntnis rinnt er dem Verstand wie Sand durch die Finger, entrollt sich jedem Haben. Und dann? Ein neuer Versuch. Von ferne sieht Sisyphos aus wie ein Mensch, der ein Kreuz trägt. Wie lange noch? Ein Leben lang.

So Gott will zerbricht sein Verstand und sein Herz fängt an zu verstehen: Christi Menschsein ist meine eigentliche Natur. Ich bin dazu berufen eins zu sein mit Gott. Nur so findet mein Leben seine Erfüllung. "Christus muss wachsen, ich aber muss abnehmen." ((Joh 3,30) LUT); ("He must increase, but I must decrease."(KJV). Oder: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." ((S. Gal 2,20) LUT)

Auf dem Gipfel der Erkenntnis rinnst Du meinem Verstand wie Sand durch die Finger, entrollst Dich jedem Haben…

Inhalt

Weihnachten (Kol 1,15-23)

Die Herrlichkeit und das Erlösungswerk des Sohnes Gottes.

15 [Christus,] welcher das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Kreatur. (Hebräer 1.3) (Offenbarung 3.14)

16 Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; (Johannes 1.3) (Johannes 1.10) (Hebräer 1.2)

17 und er ist vor allem, und alles besteht in ihm. (Apostelgeschichte 26.23) (1. Korinther 15.20) (Epheser 1.22) (Offenbarung 1.5)

18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde, er, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei.

19 Denn es gefiel Gott, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte (Johannes 1.16) (2. Korinther 5.19) (Epheser 1.23) (Kolosser 2.9)

20 und alles durch ihn versöhnt würde zu ihm selbst (dadurch daß er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes) durch ihn, sowohl was im Himmel, als auch was auf Erden ist. (1. Johannes 2.2)

21 Und euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt waret in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, (Römer 5.10) (Epheser 2.12-13) (Epheser 4.18)

22 um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, (Epheser 5.27)

23 wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibet und euch nicht abbringen lasset von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, welches in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel gepredigt wird, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin. (Übersetzung: Schlachter 1951)

Der zarte Säugling in rauer Umgebung. Es riecht nach Holz, Stroh und Mist. Stallgeruch. In äußerster Armut ist hier ein Kind geboren worden. Maria und Joseph – einfache Leute. Sie haben sich ihr Schicksal nicht ausgesucht. Armut und Einfachheit sind für sie kein Lifestyle. Sie denken nicht - so wie wir – wenn wir doch nur einfacher leben könnten. “Simplify your life” und “zurück zu den Basics” im Stile eines Thoreaus, sind ihnen vollkommen fremd. Sie haben ganz andere Sorgen. Essen, Trinken, warme Unterkunft für Mutter und Kind – nur für diese Nacht. Was morgen wird liegt in Gottes Hand.

Leben in diesem Augenblick. Sprachloses Glück. Ahnt Maria, wen sie da säugt? Kann sie seine universelle Bedeutung so einordnen, wie das der Schreiber des Kolosserbriefes tut? Vermutlich nicht. Für sie wird Jesus immer ihr kleiner Junge sein. Wie sie später besorgt nach dem 12-Jährigen schickt, wissen wir. Meine Mutter, und ich weiß, dass es anderen ähnlich geht, hat mir als ich schon 30 Jahre alt war gesagt, dass ich mich noch kämmen muss. Mütter sind so. Gut, wenn Mütter so sind!

Blickwechsel. Es ist als wenn wir uns in einer anderen Dimension befinden, wenn wir den Kolosserbrief lesen. Das ist mir zu hoch. Ja wirklich. Aber Leben bewegt sich nicht nur auf der materiellen, stofflichen Ebene, nicht nur im Zyklus von Geburt, Essen und Trinken, leben, alt werden und sterben. Seit Jesus wissen wir: Die Trennung zwischen der sichtbaren materiellen Welt und der unsichtbaren geistigen Welt ist aufgehoben. In ihm kommt beides zusammen.

Der Glaube sieht in Jesus mehr als einen religiösen Wundertäter, mehr als einen guten Menschen. In und durch ihn wird Gott sichtbar, fühlbar, materiell. Trotz allem bleibt Gott uns unbegreiflich. Der Mystiker kann nur so wie im Kolosserbrief von Gott in Christus reden. Überschwänglich, ekstatisch, wie trunken vor Liebe. Er hat Versöhnung erlebt. Erlebt, wie sein Herz aufbricht und kapituliert vor der allgegenwärtigen Liebe Gottes, die in Christus Gestalt angenommen hat. Da gibt es kein Vorher-Nachher. Die Zeit löst sich auf. Anfang und Ende sind in Christus eins.

Theoretisch die Geburt Jesu auf einen zeitlichen Geburtstag festzulegen scheint ihm unmöglich. Unmöglich ist es ihm sich getrennt von Jesus “zu denken”. Das ist es eben, er denkt oder glaubt sich nicht als “eins mit Christus”, sondern er erlebt sich als eins mit Gott und Christus.

Wie ein Blitz leuchtet die Gegenwart Gottes kurz in die Dunkelheit unseres grauen Alltagslebens. Aber das ist nicht nichts. Auch wenn wir uns nicht andauernd in einem Zustand der Einheitserfahrung mit Gott befinden können, Ekstase, Peak-Erfahrungen mit Gott, kann der Mensch auf Dauer nicht aushalten, ändern sie uns doch bis in die Tiefe unserer Persönlichkeit.

In Christus wohnt Gott in seiner Fülle.

Inhalt

Jesu Versuchung (Mt 4,1-11)

1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde.

2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.

3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden.

4 Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht."

5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: "Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen."

8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit

9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.

10 Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: "Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen."

11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Schlachter 1951)

Jesus. Ein Mensch alleine in der Wüste. Die Frage, wieso wir überhaupt etwas von diesen Wüstenerfahrungen wissen können ist zweitrangig. Für mich liegt es auf der Hand, dass Jesus seinen Jüngern davon erzählt hat, wie er in Versuchung geführt worden ist. Aber nichts geschieht von selbst oder unter der Regie des Teufels. Hinter allem oder besser gesagt, über allem steht Gott, der uns nicht über unsere Kräfte versuchen lässt. “Und führe uns nicht in Versuchung” beten wir mit Jesus im “Vaterunser”. Der Teufel hat nur eine Statistenrolle und ist nur “der Affe” Gottes (Luther).

Aber muss ich an einen Teufel “glauben” – wie furchtbar – um diese Geschichte zu verstehen? Wird die ganze Geschichte durch die Teufelsgestalt unglaubwürdig und ist sie ins Reich der Märchen und Mythen zu verbannen, wenn ich nicht an einen Teufel mit Hörnern und Schwanz glauben kann? Doch man unterschätze nicht die Märchen und Mythen! Seit alten Zeiten erzählen sie uns von dem Kampf zwischen Gut und Böse und machen in einer bildhaften Sprache sichtbar, was sich innerlich in unserer Psyche abspielt. Und so ist es auch hier mit Jesus. Es geht nicht um Äußeres und Gegenständliches, das mit Händen zu greifen ist, sondern um innere Seelenzustände. Jesus ringt zu Beginn seines öffentlichen Wirkens in der Wüste um seine eigene Identität – zwischen Selbstzweifeln und Allmachtsfantasien – und erlebt diese Zweifel als Versuchungen des Teufels.

Wer bin ich? Bin ich wirklich Gottes Sohn? Warum mache ich es mir dann nicht einfach und verwandle diese Steine in Brot? Dann hätte ich keinen Hunger mehr. Wenn ich Gottes Sohn bin, wird sich Gott schon um mich kümmern, wenn ich den Abgrund hinunterspringe. Seine Fastenfantasien spiegeln ihm wie in einer Fata Morgana die Reiche dieser Welt vor und was in ihnen ist. Alles was das Herz begehrt: Macht, Erfolg, Essen und Trinken, Sex. Die Herrlichkeit dieser Welt, in maßloser Verzerrung genossen, wird zum Teufelswerk.

Als kritischer Mensch der Postmoderne möchte ich eine Frage stellen, die eigentlich kaum zur Sache gehört. Hätte Jesus als Gottessohn wirklich die Steine in Brot verwandeln können? Um was geht es hier? Angenommen Jesus hätte den Versuch unternommen, die Teufelsfigur einmal außen vor gelassen, die Steine in Brot zu verwandeln, weil er hungrig war – und es hätte nicht geklappt? Die Steine wären Steine geblieben. Hängt es von Wundern und Zauberkunststücken ab und davon ob Jesus über Wasser laufen und einen Sturm stillen kann, ob Jesus Gottes Sohn ist? Bestand für Jesus die eigentliche Versuchung vielleicht darin, dass er versucht war, in einem Moment der Schwäche und des Zweifels am Ende seiner langen Fastenzeit, sich selbst seine Gottessohnschaft beweisen zu müssen?

Was ist Jesus für dich? Eine Art übernatürlicher Superman, der fliegen kann? Ein Neo, der nicht den Gesetzen der Matrix unterliegt?

Jesus unterliegt nicht der Versuchung des Teufels, sich selbst als Gottessohn beweisen zu müssen. Gerade darin zeigt sich seine Beziehung zum Vater. Sie ist so selbstverständlich, dass es eben keine Beweise in der materiellen Welt geben kann. Dieser Kausalzusammenhang, also wenn du Gottes Sohn bist, dann…, versagt vollkommen, um das Verhältnis zwischen Jesus und seinem Vater zu beschreiben.

Der Teufel versucht Jesus von 2 Seiten einzukreisen, indem er auf der einen Seite einen Beweis von Jesus fordert, dass er Gottes Sohn ist, auf der anderen Seite Gottes Eingreifen provozieren will, das seine Sohnschaft bestätigen soll. Aber die Beziehung zwischen Jesus und Gott ist und bleibt ein Geheimnis. Was daraus werden wird, sehen wir in den nächsten drei Jahren. Für die, die Augen haben um zu sehen, und Herzen, die lebendig sind, entfaltet sich die Liebe zwischen Vater und Sohn hinein in diese Welt. Die anderen bringen ihn um.

Was bedeutet für Jesus schon der leibliche Hunger! Es gibt einen Hunger, den kein Brot satt machen kann, den selbst die ganze Herrlichkeit der Welt nicht stillen kann. Wer im Materiellen sein Heil sucht, läuft schief und geht in die Irre. Jesus, der Gott kennt, wie kein anderer – “Vater” – hat gerade durch die Zeit der Einsamkeit in der Wüste die Qualität von Gottes Gegenwart erfahren. Wie kann ihm da Brot oder die ganze Herrlichkeit der Welt, Erfüllung sein? Wie kann Brot unseren seelischen Hunger nach Gott stillen? Wie kann selbst die Herrlichkeit der ganzen Welt, die Gottes Herrlichkeit spiegelt, ein Ersatz für Gott sein? Jetzt verstehen wir, warum Jesus von Gott in die Wüste geführt worden ist. Jetzt verstehen wir auch, warum wir in “die Wüste” geführt werden. Damit wir die Dingwelt durchschauen und Gott erkennen.

Inhalt

Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32)

Bußgeld

Bußgeldkatalog

verbüßen

Buße tun

im Büßergewand

bußfertige Herzen

Bittgebet

Bittsteller

bitter

Reue

reumütiger Sünder

zu Kreuze kriechen

nach Canossa gehen

auf den Knien rutschen

Asche auf mein Haupt

zur Besinnung kommen

mit offenen Armen

Kniefall im Schmutz

der Straße

sehnsüchtig

nach dem Verlorenen

wert und würdigt

Gott

empfängt ihn

als wäre nichts gewesen

Inhalt

Liebe ist... (Das Reich Gottes ist...)

Liebe ist...

wie ein Senfkorn, das zu einem Baum wird in dem Vögel leben.

Liebe ist... erst klein und schwach, dann groß und gütig.

Liebe ist...

wie eine kleine Menge Sauerteig, die ein großes Fass Mehl zu Sauerteig macht.

Liebe ist... nicht zu unterschätzen und ansteckend.

Liebe ist...

wie ein Schatz im Acker, für den ein Mann seinen ganzen Besitz verkauft.

Liebe ist... unglaublich kostbar.

Liebe ist...

wie ein Kaufmann, der eine schöne Perle findet, für die er seinen ganzen Besitz verkauft.

Liebe... vergisst sich selbst und gibt sich ganz hin.

Liebe ist...

wie dumme und kluge Jungfrauen, die auf ihren Geliebten warten.

Liebe ist... nicht immer klug.

Liebe ist...

ein Fenster zum Himmel.

Liebe ist...

ein Reich ohne Macht.

Liebe ist...

ein König ohne Königreich.

Liebe ist...

ein Reich ohne Reichtum.

Liebe ist...

Gott ohne Thron.

Liebe ist...

Gott in Menschen.

Liebe ist...

Menschen in Gott.

Dein Reich komme!

Inhalt

König der Herzen

Was für ein Spektakel. Die Menge ist nicht zu kontrollieren, lautes Rufen, Schreien. Die Menschen werfen ihre Kleider auf den Staub der Straße, “Hosianna, gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!”

Sie bilden eine Gasse für den, der auf einem Fohlen sitzt und in Jerusalem einzieht. Was für eine symbolische Inszenierung! Jesus lässt sich das Fohlen einer Eselin von seinen Jüngern bringen und reitet wie ein König in Jerusalem ein, so wie es im Propheten Sacharja 9,9 beschrieben ist:

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.

Aber was ist das für ein König? Ein König ohne Schlachtross, ein König ohne Krone, ein König ohne Kleider, ein König ohne Schloss. Was muss das für ein Königreich sein? Ein König auf einem Esel, ein König mit Dornenkrone, ein nackter König, ein König mit Luftschloss.

Wir erinnern uns: die vornehmste Aufgabe bestand für Jesus darin, das anbrechende Reich Gottes zu verkünden. Sei es durch Worte oder durch Taten. “Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!” (Mk 1,15)

Jesu Einzug in Jerusalem, “sein Auftritt” vor dem Volk hat etwas von einer Theaterinszenierung, etwas von einem Schauspiel, an sich. Vom Reich Gottes spricht er am liebsten in Rätseln: “damit die Menschen ihn nicht verstehen” (Mt 13,10-17), seine Jünger verstehen ihn sowieso, davon geht Jesus aus, wenn er vom Reich Gottes oder vom Himmel auf Erden spricht.

Wenn ihr Gottes Reich erkennen wollt, müsst ihr aufhören wie Erwachsene mit dem Kopf zu denken, sondern ihr müsst wie ein Kind, mit dem Herzen denken. Dann erkennt ihr auch Gott.

Seht ihr denn nicht, wie einfach alles ist? Gott ist mitten unter euch. Ihr selbst seid der Himmel auf Erden.

Das Einfachste, das Offensichtliche ist zu kompliziert für die “großen” und “klugen” Erwachsenen, die sich in der Welt eingerichtet haben. Weil sie Geld und Macht haben, können sie Gott nicht mehr erkennen.

Hör doch, das Reich Gottes ist keine historische Größe, nichts was man auf der Landkarte sieht, nichts was mit Macht zu tun hat, eher mit Ohnmacht, nichts was man mit Worten fassen kann, eher ein Sein als ein Sagen.

Siehe, das Reich Gottes ist in euch. (Lk 17,21)

Inhalt

Mein Buch über Jesus

Mich würde es reizen einen Roman über Jesus zu schreiben. Ich habe mal einen Roman gelesen, der die Geschichte Jesu im Mittelalter spielen lässt. Den Autor und genauen Titel, ich glaube es war “Spielmann Gottes”, weiß ich nicht mehr. Ein dünnes Büchlein, vielleicht 130 Seiten stark, in einer wunderbaren Sprache formuliert. So etwas schwebt mir vor, allerdings müsste er in der Gegenwart spielen.

"Mein" Jesus müsste wie ein Edward Snowden sein, der gegen die bestehenden Zustände aufsteht und sich trauen kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er müsste wie Papst Franziskus an Gott glauben und sich für die Armen einsetzen. Er müsste wie eine Mutter Theresa unter den Armen leben.

Oder jetzt, wo ich gerade Mutter Theresa erwähne, kommt mir der Gedanke, mein Gegenwarts-Jesus könnte natürlich auch eine Frau sein. Er oder sie könnte schwarz oder weiß sein, aus China kommen oder ein Aborigine sein.

Wie die junge Sportlerin, die Aborigine war und in Australien mit der brennenden Fackel in das Stadion in Sydney eingelaufen ist, um das olympische Feuer anzuzünden. Was für ein bewegender Moment! Ich erinnere mich, wie mir die Tränen kamen. Die Angehörige einer unterdrückten Minderheit trägt für Australien die Fackel. Vor der Welt ein großes Zeichen der Versöhnung, leider nur eine Showveranstaltung, bei der die Sportlerin für PR-Zwecke instrumentalisiert worden ist.

Nein, “mein” Jesus müsste ein Noname sein und darf nicht im Licht der Öffentlichkeit, wie ein Snowden, Papst Franziskus oder eine manipulierte Olympiasportlerin, stehen.

Darf er überhaupt Geld haben? Theoretisch schon. Aber es müsste ihm nichts bedeuten dürfen. Wenn er Geld hätte, hätte er zwangsläufig auch Macht und Ansehen. Das wird schwierig. Gut, er könnte wie der kürzlich verstorbene ALDI-Gründer Karl Albrecht, ganz einfach und bescheiden leben, wie er eine graue Maus sein, den man auf der Straße nicht erkennt, aber Macht hätte er dann trotzdem. Oder er könnte Züge des DM-Drogeriemarkt-Gründers Götz Werner tragen, der sich nicht nur in seinem Buch “Einkommen für Alle” für ein bedingungsloses Grundeinkommen und für die Armen einsetzt, sondern der auch menschlich mit seinen MitarbeiterInnen umgeht.

Nein, “mein” Jesus müsste völlig unbekannt sein, kein Geld und keine Macht haben. Er müsste so sein, dass ihm überhaupt nicht der Gedanke kommt, ich lebe unter den Armen, obwohl er es tut, weil er sich eins mit ihnen fühlt. Er könnte im Rollstuhl sitzen oder anderswie körperlich behindert sein.

Er müsste einsam und zurückgezogen leben, um auf Gott hören zu können, also ein moderner Mystiker sein, aber auch ganz bodenständig in der Welt leben. Jemand sein, dem die Menschen vertrauen, einer den die Menschen um Hilfe bitten, und der gerne hilft.

Er müsste ein großes Herz haben, nicht unbedingt reden können, aber zuhören und handeln. Er müsste einer von uns sein. Er dürfte keine Angst haben. Deshalb nicht, weil er sich gegen eine ganze Gruppe von Skinheads stellen können müsste, die gerade jemanden zusammenschlägt.

Sein eigener Tod dürfte ihm nichts bedeuten, weil er sich in Gott verwurzelt weiß. Nein, er müsste es gar nicht wissen, sondern es nur sein. Aus ihm lebt er, einfach so, unbeabsichtigt, frei und natürlich. Er liebt das Leben, aber hängt nicht an ihm.

Er lässt die Vergangenheit hinter sich und die Zukunft da wo sie ist: in der Zukunft. Er hat große Ähnlichkeit mit einem Kind, das sich so in sein Spiel vertieft, dass es ganz in der Gegenwart lebt.

Mensch, was würde ich darum geben, wenn ich diesen Menschen heute irgendwo treffen könnte. Ich hätte dann bestimmt etwas anderes zu tun, als ein Buch über ihn zu schreiben!

Inhalt

Gott in Christus

Weil ich an Christus glaube, kann ich wieder an den Menschen glauben. Ich kann wieder an den Menschen glauben, obwohl ich mich selber kenne. Meine Schwächen, meinen Egoismus, meine Zweifel, meinen Unglauben. Zuweilen laufe ich durch mein Leben wie durch dichten Nebel, bin hoffnungslos wo ich glauben müsste.

Aber ich muss nicht glauben, wenn ich es nicht kann. Denn seit Christus weiß ich: Gott ist anders als wir Menschen. Bei uns gilt: tu etwas für mich, dann tue ich auch etwas für dich. Halte dich an die religiösen Vorschriften und Gebote, dann liebt dich Gott.

Aber mit dieser Vorstellung von Gott macht Jesus ein für allemal Schluss. Denn Jesus wusste: Gott ist wie ein Vater für die Menschen, denn er ist unser Schöpfer, und er liebt uns bedingungslos. Wie Christus in dem Bewusstsein lebte: ich bin eins mit dem ewigen Gott, so sind auch wir ursprünglich dazu bestimmt eins zu sein mit Gott. Nur ist uns das eben nicht mehr bewusst. Wir sind wie der verlorene Sohn im gleichnamigen Gleichnis, der mit einem großen Erbe ausgestattet, den Vater verlässt und in die bunte, verlockend glitzernde Welt hinauszieht. Egoistisch gieren wir nach Leben auf Kosten anderer Menschen und auf Kosten der Schöpfung, halten für Leben was vergänglich und tot ist und nehmen uns dadurch selbst das Leben. Was für eine wahnwitzige Verwechslung: Wir nehmen uns was wir kriegen können: Geld, Macht, Erfolg und Sex, weil wir Haben für Leben halten und bringen uns dadurch um das wirkliche Leben, das wir nur in der Einheit mit Gott leben können.

Christus befreit uns zum wirklichen Leben, in dem er uns dieses Leben nicht nur vorlebt, sondern dieses Leben in seiner Einheit mit Gott ist. Selbstvergessen ist Christus leer für die Fülle Gottes und ist erst dadurch wirklicher Mensch, wirklich er selbst, indem Gott alles in ihm sein kann. Er findet seine Identität darin, dass Gott mit ihm identisch ist. An, in und durch Jesus erfahren wir wer und wie Gott ist.

An Christus glauben heißt seinen Spuren in die Freiheit zu folgen. Man sagt: “der längste Weg beginnt mit einem Schritt” und “der Weg ist das Ziel”. Sind wir erst einmal losgegangen ist das Wesentliche schon geschafft. Wir erinnern uns: das Herz des Vaters liebt uns so wie wir sind. Daher ist jede ehrgeizige oder ängstliche Anstrengung, jeder Versuch Gott in irgendeiner Weise zu gefallen oder es recht zu machen, nicht nur völlig sinnlos, sondern macht nur offensichtlich, dass wir noch nicht verstanden haben, wie es Gott mit uns meint.

Ein Mensch wie Christus, der wie kein anderer Gott kennt, wird von den meisten in dieser Welt als Fremdkörper, Spinner und Störenfried wahrgenommen. Sogar die Frömmsten halten ihn für einen Gotteslästerer, weil er den ausgetretenen Pfad der jüdischen Religion verlässt und die bestehenden Gesetze und Ordnungen hinterfragt. Wenn die Menschen seinen Predigten zuhören und anfangen ihm zu glauben, wird so jemand wie Jesus gefährlich für das bestehende System.

Doch sind seine Predigten noch das wenigste, was die Mächtigen zu befürchten haben. Die Mächtigen nehmen nur das Augenscheinliche wahr und hören nur das, was sie zu hören imstande sind. Sie denken nur in Machtkategorien und klammern sich ausgetrocknet an den religiösen Status Quo. Die einfachen Menschen, die machtlos nichts zu verlieren haben, sehen tiefer. Da ist einer, der ist anders. Einer, der nicht verrückt anders ist, sondern einer, der im guten Sinne anders ist. Das merken wir, weil er nicht nur anders redet, sondern weil er anders mit uns umgeht. Plötzlich erfährt die Hure Achtung, der gnadenlose Zolleintreiber Gnade, was aussätzig ist, wird zum Wer und durch die Liebe Christi geheilt.



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