Ihr Bild in seinem Herzen - Toni Waidacher - E-Book

Ihr Bild in seinem Herzen E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Als Philipp Deininger in St. Johann auf dem Gelände der Deininger Bräu Baustelle erscheint, ist Jürgen Deininger ­erfreut, denn Philipp war immer sein Lieblingsneffe. Aber angesichts der Zwistigkeiten mit dem anderen Zweig der Deininger-Brauerei, befürchtet Jürgen, dass Philipp ihn nur ausspionieren soll. Der Bergpfarrer ›begutachtet‹ den ­jungen Mann auf einer Wanderung und gibt Entwarnung, er hält ihn für ehrlich. Und so soll Philipp den Job als Braumeister bekommen. Dazu passt auch, dass der junge Mann sich in Nicole verliebt hat. Philipps Zukunft in St. Johann sieht rosig aus. Doch ausgerechnet Nicole ertappt ihn bei ­einem verdächtigen Gespräch … Als Benjamin Hallhuber die Frau, die er heimlich liebte, aus dem kleinen Supermarkt kommen sah, fuhr er an den Gehsteig heran, bremste seinen Golf ab und ließ die Seitenscheibe herunter. Katharina Mannert, die blonde Fünfundzwanzigjährige, die es dem sportlichen Burschen, der in Garmisch als Fremden- und Bergführer sowie Schilehrer arbeitete, angetan hatte, wurde auf ihn aufmerksam. Sie kannte Benjamin schon seit ihrer Kindheit, war mit ihm in dieselbe Schule gegangen und hatte sogar eine ganze Zeit zu seiner Clique gehört, bis sich die Clique nach und nach aufgelöst hatte, weil das Berufsleben oder irgendeine weiterführende Schule den ersten Platz im Leben der jungen Leute vereinnahmte. Von da an hatte man sich nur noch selten gesehen. Katharina beugte sich zu dem offenen Fenster herunter und lächelte. »Servus, Benny, lang' nimmer gesehen. Wie geht's denn allweil so?« Ihr schönes Gesicht war nur wenige Handbreit von seinem entfernt, und als sie sprach, streifte es ihr Atem. Benjamin war wie berauscht, und der Wunsch, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, drohte ihn für einige Augenblicke regelrecht zu überwältigen. »Grüaß di, Kathi«, sagte er mit belegter Stimme. »Schön, dich wieder mal zu treffen. Mir geht's soweit ganz gut. Es ist halt jeden Tag das gleiche. Früh nach Garmisch fahren und arbeiten, abends zurück nach St. Johann und zusehen, dass ich am nächsten Tag wieder fit und einsatzfähig bin. Ein Wochenend' kennt man in meinem Job net.« »Du tust mir ja so leid«, frotzelte Katharina lächelnd. »Und was treibst du so die ganze Zeit?«

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Leseprobe: Aufregung um Angelika

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie "Irrlicht" und "Gaslicht" erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz.

Der Bergpfarrer (ab 375) – 487 –

Ihr Bild in seinem Herzen

Hat er Kathis Liebe verspielt?

Toni Waidacher

Als Benjamin Hallhuber die Frau, die er heimlich liebte, aus dem kleinen Supermarkt kommen sah, fuhr er an den Gehsteig heran, bremste seinen Golf ab und ließ die Seitenscheibe herunter.

Katharina Mannert, die blonde Fünfundzwanzigjährige, die es dem sportlichen Burschen, der in Garmisch als Fremden- und Bergführer sowie Schilehrer arbeitete, angetan hatte, wurde auf ihn aufmerksam. Sie kannte Benjamin schon seit ihrer Kindheit, war mit ihm in dieselbe Schule gegangen und hatte sogar eine ganze Zeit zu seiner Clique gehört, bis sich die Clique nach und nach aufgelöst hatte, weil das Berufsleben oder irgendeine weiterführende Schule den ersten Platz im Leben der jungen Leute vereinnahmte. Von da an hatte man sich nur noch selten gesehen.

Katharina beugte sich zu dem offenen Fenster herunter und lächelte. »Servus, Benny, lang’ nimmer gesehen. Wie geht’s denn allweil so?«

Ihr schönes Gesicht war nur wenige Handbreit von seinem entfernt, und als sie sprach, streifte es ihr Atem. Benjamin war wie berauscht, und der Wunsch, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, drohte ihn für einige Augenblicke regelrecht zu überwältigen.

»Grüaß di, Kathi«, sagte er mit belegter Stimme. »Schön, dich wieder mal zu treffen. Mir geht’s soweit ganz gut. Es ist halt jeden Tag das gleiche. Früh nach Garmisch fahren und arbeiten, abends zurück nach St. Johann und zusehen, dass ich am nächsten Tag wieder fit und einsatzfähig bin. Ein Wochenend’ kennt man in meinem Job net.«

»Du tust mir ja so leid«, frotzelte Katharina lächelnd.

»Und was treibst du so die ganze Zeit?«

»Ich arbeit’ nach wie vor in der Pension meiner Eltern«, antwortete die junge Frau, »und es geht mir ähnlich wie dir. Auch meine Arbeitswoche hat sieben Tage. Ruhig wird’s erst, wenn die Saison vorbei ist.«

»Da geht’s bei mir erst richtig los, wenn im Dezember die Wintersportsaison beginnt. Dann steh’ ich von morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit auf der Piste.« Er nahm all seinen Mut zusammen. »Was meinst du? Hast du net mal Lust, dich von mir auf der Zugspitz’ herumführen zu lassen? Brauchst nur nach Garmisch kommen. Ich hol’ dich dann unten ab und wir fahren gemeinsam hinauf. Es würd’ dich keinen Cent kosten. Oben könnten wir …«

»Ich glaub’, daraus wird’s nix, Benny«, unterbrach ihn Katharina. »Das würd’ ja bedeuten, dass ich einen Tag freimachen müsst’. Unser Haus ist voll, und ich kann’s der Mama und dem Papa net zumuten, den Laden einen Tag lang allein’ zu schmeißen. Sei mir net bös’, wenn ich dir einen Korb geb’, aber es geht wirklich net.«

Benjamins Lächeln war erstarrt, Enttäuschung spiegelte sich in seinen Zügen wider. »Schade«, murmelte er bedrückt, »aber da kann man wohl nix machen. Ich hab’ halt gedacht, weil wir früher auch immer gemeinsam so manches unternommen haben …« Er brach ab.

»Die Zeiten haben sich geändert, Benny. Wir haben Pflichten zu erfüllen. Ich würd’ gern mit dir die Zugspitz’ erkunden, aber mir fehlt echt die Zeit. Also nix für ungut. Ich muss jetzt weiter, denn ich hab’ ein paar tiefgefrorene Lebensmittel in der Tüte, die in die Gefriertruhe müssen. Pfüat di, Benny. Vielleicht sieht man sich mal wieder.«

»Servus, Kathi.«

Sie winkte ihm zu, machte kehrt und schritt leichtfüßig davon.

Benjamin schaute ihr kurze Zeit gedankenvoll hinterher, dann fuhr er frustriert weiter. Er hatte bei ihr nicht die geringste Reaktion bemerkt, aus der er hätte schließen können, dass sie sich über seine Einladung wenigsten ein kleines bisschen gefreut hätte. Hatte sie denn nicht bemerkt, dass er sie nicht mit den Augen eines früheren Freundes, sondern mit denen eines verliebten Mannes angeschaut hatte?

Es versetzte ihm einen Stich, als er zu dem Schluss kam, dass sie für ihn wahrscheinlich kein bisschen mehr empfand, als für jeden anderen Bekannten auch. War sie vielleicht sogar in einen anderen Mann verliebt? Ihm krampfte sich der Magen zusammen bei dem Gedanken. Aber das hätte sich in St. Johann herumgesprochen und wäre auch ihm zu Ohren gekommen. Also beruhigte er sich wieder.

›Es nützt dir gar nix, wenn du dir den Kopf darüber zerbrichst, aus welchem Grund sie deine Einladung ausgeschlagen hat‹, sagte er sich schließlich. ›Vielleicht ist es wirklich die viele Arbeit in der Pension‹, tröstete er sich. ›Sie hätt’ aber doch wenigstens ein bissl Freude zeigen können.‹

Hin und her gerissen von seinen Zweifeln und der Hoffnung, dass sie vielleicht doch ein bisschen mehr für ihn empfand, als sie gezeigt hatte, kam er zu Hause, in einer Dachgeschosswohnung, im Haus seiner Eltern, an.

Klara Hallhuber stellte Benjamin das Essen auf den Tisch in der Küche. Aus dem Wohnzimmer war der Fernseher zu hören, und Benjamin brauchte nicht zu raten, wer da fernsah. Es war sein Vater, der bei der Forstverwaltung in St. Johann tätig und eine gute Stunde vor ihm zu Hause angekommen war.

Benjamin aß schweigend.

Seine Mutter beobachtete ihn einige Zeit, dann sagte sie: »Du wirkst so geknickt, Bub. Hat’s in der Arbeit Ärger gegeben?«

»Nein, da war nix. Ich – bin nur etwas müde.« Er aß weiter. Seine Mutter hatte ihm ein Eieromelett mit Waldpilzen gebraten. Dazu hatte er sich eine Halbe Bier eingeschenkt.

Klara wischte mit einem feuchten Lappen die Herdplatte und die Spüle ab. Sie kannte ihren Sohn. Wenn er müde oder abgekämpft war, dann wusste sie das zu deuten. Sein verkniffenes Gesicht aber war nicht auf Müdigkeit zurückzuführen. »Willst’ mir net erzählen, was los ist?«, fragte sie nach einiger Zeit.

»Ach, nix von Bedeutung. Ich ärger’ mich nur ein bissel, weil ich vorhin die Katharina getroffen und sie zu einer Bergtour auf die Zugspitz’ eingeladen hab’.«

»Die Mannert-Kathi?«

»Ja.«

»Warum ärgert dich das?«

»Weil s’ abgelehnt hat. Die viele Arbeit in der Pension lässt’s net zu, hat s’ gemeint. Ich halt’s für eine Ausred’.«

Klara Brauen hoben sich ein wenig. »Du bist net verärgert, Bub, du bist frustriert.«

Er presste einen Moment lang die Lippen zusammen. »Ich wollt’ ihr halt eine Freud’ machen. Wenn ich gewusst hätt’, dass sie mich abblitzen lässt, hätt’ ich nix gesagt.«

»Du magst die Kathi sehr, gell?«

Benjamin druckste ein wenig herum. »Ja«, gestand er schließlich. »Aber sie scheint an mir net das geringste Interesse zu haben.« Er ließ seinen Kopf hängen und stocherte in seinem Essen herum. Ihm schien der Appetit vergangen zu sein.

Klara verkniff sich jeden Kommentar, wenn Liebeskummer schmerzte, konnte ohnehin kein Wort trösten.

*

Benjamin fuhr am folgenden Morgen wieder nach Garmisch, erledigte ohne große Begeisterung seinen Job, denn seine Stimmung hatte den Nullpunkt erreicht, und kehrte am Abend nach St. Johann zurück. Als er die Küche betrat, saß seine Mutter nicht allein am Tisch. »Herr Pfarrer«, stieß er überrascht hervor. »Guten Abend. Was führt Sie denn zu uns?« Sein fragender Blick wechselte vom Pfarrer zu seiner Mutter und wieder zu Sebastian.

»Servus, Benjamin«, erwiderte der Bergpfarrer den Gruß. »Deine Mutter hat mich um Rat gefragt. Und weil ich euch schon lang’ nimmer besucht hab’, dacht’ ich mir, ich schau mal wieder persönlich vorbei bei euch.«

»Du brauchst Rat?«, kam es verblüfft von Benjamin. »Das ist ja was ganz Neues. Bisher hast du dir doch immer selbst geholfen, Mama.«

Klara lächelte. »Es geht ja auch gar net um mich, Bub.«

»Net um dich? Um wen dann?«

»Um dich. Du bist unglücklich, Benny, das hab’ ich gestern Abend deutlich heraushören können, als du mir von dem Korb berichtet hast, den dir die Kathi gegeben hat. Ich weiß auch net, was man in deinem Fall tun kann, um das Interesse des Madels für dich zu wecken. Darum hab’ ich mir gedacht, ich frag’ mal den Herrn Pfarrer. Er hat immer einen guten Rat parat, und ich denk’, er wird auch dir raten können.«

»Aber Mama, das ist doch gar net so wichtig.«

»Für mich ist es sehr wichtig, Bub«, versetzte Klara. »Denn ich will net, dass du unglücklich bist. Unser Hochwürden hat schon vielen Menschen zum Glück verholfen. Warum sollt’ er net auch dir helfen können?«

»Weil der Herr Pfarrer sicher was Besseres zu tun hat, als sich um meinen Kram zu kümmern.«

»Das stimmt so net«, mischte sich nun Sebastian ein. »Wenn einer ein Problem hat, dann bin ich stets bereit, es mit ihm zu lösen. Und Liebeskummer ist ein großes Problem, Benny. Man kann deswegen krank werden. Als du noch zur Schule gegangen bist, war ich dein Religionslehrer, und du hast mir immer vertraut. Bist du net damals schon mit deinen kleinen Problemen zu mir gekommen? Und dann hab’ ich mir immer Zeit für dich genommen.«

Benjamin knetete verlegen die Hände. »Damals war ich ein Kind, Herr Pfarrer.«

»Und jetzt bist du ein junger Mensch, der an Liebeskummer leidet. Du hast dich also in die Mannert-Katharina verliebt.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Benjamin setzte sich an den Tisch. »Schon vor längerer Zeit, Hochwürden. Ich hab’ allerdings nie den Mut aufgebracht, es ihr zu sagen.« Er suchte nach Worten. »Sobald ich sie aber zu Gesicht bekomm’, überkommt es mich wie … wie ein Rausch. Dann möcht’ ich sie am liebsten in die Arme nehmen, sie küssen und ihr meine Liebe gestehen.«

Sebastian nickte. »Geliebt zu werden ist ein Bedürfnis, das wir Menschen wahrscheinlich schon ab der Geburt verspüren. Liebe ist eine magische Verbindung zwischen zwei Menschen und beinhaltet den Wunsch, akzeptiert zu werden. Sie ist der Garant, dass sich die tiefsten Sehnsüchte nach Hingabe, Geborgenheit und Glück erfüllen.«

»Für mich bleibt’s wohl ein Wunschtraum, Herr Pfarrer.«

»Hast du’s denn die Kathi wenigstens schon mal merken lassen, dass du in sie verliebt bist?«

»Na ja, ich hab’ sie gestern Abend zu einer Bergtour auf die Zugspitz’ eingeladen. Sie aber hat mich sofort abgewimmelt, ohne überhaupt darüber nachzudenken.«

»Hat sie einen Grund genannt?«

»Die Arbeit in der Pension.«

»Das war sicherlich net gelogen«, erklärte der Bergpfarrer. »Jetzt fehlt dir wahrscheinlich der Mut, das Madel ein weiteres Mal einzuladen.«

»Ich will mir keinen zweiten Korb holen, Herr Pfarrer. Ein bissel Stolz hab’ ich schließlich auch. Wenn es sich herumspricht, mach’ ich mich zum Gespött der Leut’.«

»Ich glaub’ zwar net, dass irgendjemand über dich spotten tät’«, meinte Sebastian, »aber ein bissel kann ich deine Befürchtungen schon nachvollziehen. Ich könnt’ dir anbieten, mit der Kathi zu sprechen. Allerdings bin ich der Meinung, dass sie davon überhaupt nix halten würd’, wenn du jemand vorschickst, um ihr den Hof zu machen.«

»Das wär’ freilich nix«, pflichtete Benjamin bei. »Eins dürfen S’ mir glauben, Herr Pfarrer. Um die Kathi zu fragen, ob s’ mit mir einen Tag auf der Zugspitz’ verbringen möcht’, hab’ ich all meinen Mut zusammengenommen. Vielleicht bin ich auf diesem Gebiet ein Feigling, wahrscheinlich mach’ ich mir schon im Vorfeld immer viel zu viele Gedanken. Jetzt ist mein Mut verraucht. Ich bin halt nun mal net der Typ, der die Madeln anmacht, lockere Sprüch’ vom Stapel lässt und eine Abfuhr einfach so wegsteckt.«

»Du warst doch in der Schul’ net so schüchtern«, wandte Sebastian ein. »Im Gegenteil. Ich erinner’ mich, dass du ein ziemlich aufgewecktes Bürscherl warst.«

»Damals war ich halt unbekümmerter, Herr Pfarrer«, lächelte Benjamin, aber das Lächeln wirkte etwas schmerzvoll.

»Wenn du bei der Kathi was erreichen willst«, sagte der Bergpfarrer, »dann musst du dich ein weiteres Mal überwinden. Du darfst dabei net dran denken, was die Leut’ reden könnten. Es geht einzig und allein um dich. Vielleicht solltest du ein bissel den Romantiker herauskehren. Das gefällt der Kathi ganz sicher. Lad’ sie zu einem schönen Abendessen in ein gutes Restaurant ein, bei Kerzenschein. Bereite ihr einen schönen, romantischen Abend, der ihr unvergesslich sein wird, und du wirst sehen, die Kathi sieht dich mit völlig anderen Augen.«

»Das ist eine gute Idee«, pflichtete Klara dem Bergpfarrer bei. »Mehr als nein sagen kann die Kathi ja net. Wenn Sie’s ablehnt, dann weißt du wenigstens, dass du dir keine Hoffnung zu machen brauchst.«

»Das wär’ sicherlich hart für dich«, fügte Sebastian hinzu. »Aber es ist immer besser, Bescheid zu wissen, als sich mit Ungewissheiten herumschlagen zu müssen. Wenn die Kathi deine Einladung ablehnt, musst du’s akzeptieren und natürlich auch respektieren.«

In Benjamin arbeitete es. Er wusste nicht, ob er es noch einmal wagen sollte, Kathi einzuladen. Ihm war aber auch klar geworden, dass es ihn auf die Dauer krank machen würde, einer Liebe nachzuhängen, die sich nicht erfüllen konnte, weil er nicht das Herz besaß, darum zu kämpfen.

»Im Moment stehen deine Chancen fünfzig zu fünfzig«, ermunterte ihn Sebastian. »Wenn du weiter den Zurückhaltenden gibst, reduzierst du deine Chance, Kathis Herz zu erobern, auf Null.«

»Vielleicht hat sie wirklich so viel Arbeit …«

»In der Pension sind sie am Nachmittag fertig. Abendessen bieten sie net an. Also dürft’ einer Verabredung am Abend nichts net im Weg stehen.«

Benjamin fasste sich ein Herz. »Okay!«, stieß er entschlossen hervor. »Ich frag’ die Kathi. Sie haben recht, Herr Pfarrer, mehr als nein kann s’ net sagen, und dann weiß ich wenigstens endgültig, woran ich bin.«

»Das ist eine gute Einstellung«, lobte Sebastian. »Ich kenn’ die Kathi ja schon, seit sie auf der Welt ist. Ihre Eltern sind prima Leut’, und ich glaub’ mich erinnern zu können, dass du und das Madel mal der gleichen Clique angehört habt. Warum sollt’ aus Freundschaft net Liebe werden?«

»Sie machen mir Mut, Herr Pfarrer«, versetzte Benjamin. »Die Kathi und ich waren uns schon immer sympathisch. In der Tat, warum sollt’ sich daraus net Liebe entwickeln können? Ich werd’ die Kathi fragen, ob sie mit mir schön Essen gehen mag.«

»Sprich sie an. Nur so kannst du ans Ziel kommen, Benny«, erwiderte der Bergpfarrer, dann verabschiedete er sich von dem Burschen.