Illustration - Steven Heller - E-Book

Illustration E-Book

Steven Heller

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Beschreibung

Von den großen Illustratoren unserer Zeit zu lernen ohne diese zu kopieren: Mit diesem Band lässt sich anschaulich und sehr analytisch nachvollziehen, wie die Meister ihres Fachs an unterschiedliche Schlüsselelemente in der Illustration herangehen. Wie entstehen ausdrucksstarke Charakter? Wie werden Karikaturen lebendig? Wie erschafft man mit unverkrampftem Strich Symbole und Metaphern? Mit unzähligen Arbeiten international erfolgreicher Kreativen wie Christoph Niemann, Lorenzo Petrantoni, Lotta Niemien, Noma Bar oder Olimpia Zagnoli widmen sich die einzelnen Kapitel verschiedenen Elementen in der Illustration. So präsentiert sich nicht nur eine reichhaltige Inspirationsquelle - durch diesen spannenden Aufbau wird auch für den ganz persönlichen Strich ein konzeptioneller Zugang zu den alltäglichen Herausforderungen ermöglicht. Ob illustratives Lettering, die Entwicklung fantasievoller Welten oder aber Datenvisualisierung: Der Blick über die Schulter etablierter Illustratoren hilft immens, seinen ganz eigenen Stil zu entwickeln.

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Seitenzahl: 80

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ILLUSTRATION.

DAS IDEENBUCH

Vollständige E-Book-Ausgabe

der im Stiebner Verlag erschienenen

Printausgabe (ISBN 978-3-8307-1447-7)

Text © 2018 Steven Heller und Gail Anderson Steven Heller and Gail Anderson have asserted their right under the Copyright, Designs and Patent Act 1988, to be identified as the Authors of this Work.

First published in 2018 by Laurence King Publishing Ltd., London.

Bildredaktion: Peter Kent

Lektorat: Felicity Maunder

Design (Printausgabe): Alexandre Coco

Titel der Originalausgabe: The Illustration Idea Book

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2018 der deutschen Ausgabe

Stiebner Verlag GmbH, Grünwald

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.

www.stiebner.com

Übersetzung aus dem Englischen: Mareike Weber

Satz und Redaktion der deutschen Printausgabe: Verlags- und Redaktionsbüro München, www.vrb-muenchen.de

ISBN 978-3-8307-3028-6

ILLUSTRATION.

DAS IDEENBUCH

INSPIRATION VON 50 MEISTERN

Steven Heller und Gail Anderson

Inhalt

Einleitung: Illustration – das Beste herausholen

Mit Schriftarten spielen

Stimmungen erzeugen

Erfinderische Ziffern

Unerwartete Materialien

Typografisches Wirrwarr

Sprechblasen

Hand Lettering

Figuren schaffen

Emotional ansprechende Tiere

Voll auf die Zwölf

Liebenswerte Kreaturen

Verwandlung

Unheimlich gut

Mit Proportionen spielen

Einen Konflikt erzeugen

Infantilisieren

Nostalgische Parodie

Neue Welten erfinden

Urbane Landschaften

Sich auf Chaos einlassen

Die Vielfalt der Natur

Reale Fantasien

Ein optisches Paradox

Geister heraufbeschwören

Style noir

Mit Karikaturen experimentieren

Das Gesicht als Symbol

Berühmte Vorbilder

Verzerrung

Gesichtserkennenung

Recycelte Materialien

Natürliche Wesensmerkmale

In der dritten Dimension

Mit Klischees spielen

Das Offensichtliche untergraben

Neue Kunst mit Altbekanntem

Humor mit ernstem Hintergrund

Intuitives Denken

Porträts variieren

Stereotypen auswählen

Zeichenobjekte

Symbole und Metaphern

Ideen von gestern

Interpretationsmöglichkeiten

Verblüff es Nebeneinander

Sinnlichkeit erzeugen

Rational romantisch

Unpräzise Präzision

Optische Pointen

Masken

Vieldeutig

Das Alltägliche transformieren

Daten visualisieren

Ironische Information

Vereinfachte Komplexität

Vielsagende Icons

Personalisierte Daten

Glossar

Literaturhinweise

Danksagungen & Bildnachweis

Einleitung:

Illustration – das Beste herausholen

________   Es ist nicht einfach, markante Konzepte für Illustrationen zu entwerfen, die genau ins Schwarze treffen. Während manche Illustratoren ihre Aufgabe scheinbar mit spielerischer Leichtigkeit erfüllen, verbringen andere viel Zeit damit, immer neue Ideen aufs Papier zu bringen und sie anschließend wieder zu verwerfen. »Etwas auszuprobieren« ist die Grundlage jedes kreativen Prozesses – eine intellektuelle und intuitive Fähigkeiten vereinende kreative Übung.

Bei einer guten Auftragsillustration geht es darum, die anvisierte Ziel-gruppe auf vielen Wahrnehmungs- und Verständnisebenen zu erreichen – erklärend oder kommentierend, unterhaltsam, erfinderisch oder reflektierend. Dabei konzentriert man sich auf das Wesentliche, spitzt zu, formuliert klar verständliche Botschaften – und bringt lange Geschichten genau auf den Punkt. Oft greift dabei auch ein Art Director in den Arbeitsprozess ein – aber ein guter Illustrator weiß selbst, wann ihm etwas gelungen ist (und ein guter Art Director weiß, wann er sich besser zurückhalten sollte).

Talent, Geschick und Übung machen aus einem guten Zeichner einen guten Illustrator. Wie in jeder Kunstform gibt es auch beim Illustrieren Regeln, und wie bei jeder guten Kunst kommt es auch in der Illustration darauf an, diese Regeln zu kennen, um sie anwenden und – kreativ brechen zu können. Denn: Eine Illustration, die alle Regeln befolgt, ist noch nicht zwangsläufig auch eine gute Illustration.

Vor allem aber: Kunst braucht Inspiration. Das gilt auch für die in diesem Buch vorgestellten Illustratoren. Sie sind alle Meister ihres Fachs, die sich selbst in ihrer ganzen Karriere immer wieder neu inspirieren ließen – und deren Arbeiten nun auch Ihnen eine wertvolle Inspirationsquelle sein werden: Holen Sie das Beste aus sich heraus!

Mit Schriftarten spielen

Yuko Shimizu / Andy Gilmore / Jon Gray / Lorenzo Petrantoni / Martha Rich / Maurice Vellekoop

Stimmungen erzeugen

Wenn die Hand mächtiger ist als der Buchstabe

________   Illustrierte Buchstaben werden bei der Gestaltung von Buchcovern oft als symbolischer Ausdruck des Inhalts verwendet, der über die eigentliche Bedeutung der Wörter hinausgeht. So ist es bei Yuko Shimizus Cover für »A Wild Swan«, Michael Cunningshams 2017 auch auf Deutsch (»Ein wilder Schwan«) erschienener Sammlung düsterer Märchen, die für die Erwachsenen von heute modernisiert und – ebenfalls von Yuko Shimizu – neu illustriert wurden. Das Cover der Originalausgabe sollte diese fantastische Stimmung übermitteln, gleichzeitig aber deutlich machen, dass es kein Kinderbuch ist.

Das an sich schon unheimliche Märchen der eingesperrten Rapunzel ist eine dieser düsteren Geschichten. Art Director Rodrigo Corral traf die Entscheidung, den Fokus des Covers der Originalausgabe auf ein Detail der Rapunzelgeschichte als das Wesentliche zu legen. Er beauftragte die in New York lebende Japanerin Yuko Shimizu damit, das Lettering zu gestalten und Rapunzels Haar als Grundelement zu verwenden. »Rodrigo wusste, dass ich viele Bilder gezeichnet habe, auf denen Frauenhaar zu sehen ist«, erklärt Shimizu, deren Stil ein bisschen an den britischen Illustrator Aubrey Beardsley (1872–1898) erinnert.

Der nächste Schritt war die Kreation des ungewöhnlichen Lettering, das grazil, feminin und klassisch, dabei aber auch modern und etwas düster angelegt werden sollte. Die Schrift in Schwarz auf Weiß zu zeichnen, trug zum gewünschten Look bei, ebenso der feine und doch wilde Stil ihrer Gestaltung. Neben dem drahtigen Haar ist ein Schwan auf den Schutzumschlag geprägt, der nur dann ganz sichtbar ist, wenn der Leser den Umschlag abnimmt und ausklappt. »Wir hofften, die Leser würden die Message verstehen«, sagt Shimizu. »Die Geschichten sind sehr subtil, und das repräsentiert das Cover.«

Corrals Team stellte die Basis-Schrifttype zur Verfügung, und Shimizu zeichnete ihre Haarmuster darüber. Sie selbst ist keine Typografin, hat aber schon oft mit begabten Typographen zusammengearbeitet, um ein Lettering zu gestalten: »Ich glaube, dass sich der Einzelne ganz auf seine Stärken konzentrieren und sich bei seinen Schwächen von anderen helfen lassen sollte, die genau da ihre Stärken haben. In der Kombination lässt sich so das Beste herausholen.«

Verschiedene Wege zu finden, Ideen durch ein geschicktes Lettering zu illustrieren, kann gut Stimmungen erzeugen und bietet eine kluge Möglichkeit, Wort und Bild eins werden zu lassen.

  Yuko Shimizu, 2015

A Wild Swan, Buchumschlag Farrar, Straus and Giroux

Art Director: Rodrigo Corral

Erfinderische Ziffern

Zahllose Wege, Zahlen zu zeichnen

________   Zahlen sind im Leben und in der Literatur ebenso wichtig wie Buchstaben. Und doch haben gezeichnete Ziffern aus irgendeinem Grund nicht den gleichen Stellenwert wie gezeichnete Buchstaben. Komisch. Das Gestalten von Zahlen ist ebenso sinnlich und konzeptionell außergewöhnlich wie das Gestalten egal welchen Alphabets, und die Möglichkeiten sind unendlich.

Als der in Rochester, New York, lebende und arbeitende Illustrator Andy Gilmore den Auftrag bekam, eine Zeichnung für die Ausgabe Nr. »25.04« des Magazins »Wired« zu kreieren, machte man ihm keinerlei konzeptionelle Vorgaben. Man kannte seine meist geometrisch angelegten, eine perfekte Synchronisation von Farbe und Form erzielenden Arbeiten, von denen oftmals eine geradezu hypnotische Wirkung ausgeht, und ermutigte ihn, seinem ganz persönlichen Stil treu zu bleiben.

Gilmore erklärt dazu: »Ich lasse mich nicht vom bereits Vorhandenen beeinflussen, wenn ich Buchstabenformen gestalte – ich lege einfach los und sehe, was dabei herauskommt.« Ein bisschen erinnern seine Zahlen an die Werke von Paul Klee, insbesondere in ihrer lebhaften Farbgebung. Neben der linearen Komposition ist es vor allem diese Farbgebung, die diesen Ziffern ihren Charakter und ihre Ausstrahlung verleiht.

  Andy Gilmore, 2017

»WIRED 25.04 Splash Page« Magazin Wired

Art Director: Mike Ley

Unerwartete Materialien

Den gezeichneten Buchstaben personalisieren

________   Wir neigen dazu, beim Hand Lettering an klassische Buchillustrationen oder Variationen davon zu denken. Man stelle sich ein Gewölbe mit mittelalterlichen Schreibern in Mönchskutten vor, die sich mit Feder oder Pinsel in der Hand über Tische beugen, um dekorative Initialen auf alte Manuskripte zu zeichnen und sie anschließend zu kolorieren und zu schattieren. Man kann sich beim Lettering aber auch ganz von der traditionellen Buchmalerei entfernen. Jon Grays Pseudo-Typografie für dieses Taschenbuchcover ist aus Post-it-Notizzetteln gemacht – eine Collage aus gleich großen Schnipseln bunten Papiers.

Es gab einen logischen Grund für diese Lösung. Sie spielt auf die 388 Fußnoten an, die eine Schlüsselrolle beim Lesen von »Infinite Jest« (deutsch: »Unendlicher Spaß«), David Foster Wallaces tausendseitigem literarischen Meisterwerk von 1996 einnehmen, außerdem nimmt es Bezug auf die ursprünglich himmelblau gestalteten Cover früherer Buchausgaben.

»Das Konzept wurde genau auf dieses eine Buch zugeschnitten«, sagt der britische Design-Guru und Buchgestalter Jon Gray. »Ich würde diese Idee für kein anderes Projekt verwenden.« Es demonstriert die Vorstellungskraft und technische Bandbreite des Illustrierens – nicht nur als Bildmedium, sondern auch als Annäherung ans Lettering, insbesondere bei der Verwendung ungewöhnlicher Materialien. »Alle Formen stehen in engem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buchs.«

Ein weiterer Grund, warum Gray diese besondere Herangehensweise wohl für kein anderes Projekt mehr wählen möchte, ist, dass das Kunstwerk zwei Meter hoch wurde und er drei Tage brauchte, um es herzustellen. Doch das Ergebnis überzeugt: Auch auf Buchcovergröße verkleinert hat sein Werk immer noch etwas Monumentales.

  Jon Gray, 2016

Infinite Jest, Buchumschlag Little, Brown and Company

Art Directors: Mario Pulice und Nico Taylor

Typografisches Wirrwarr

Je mehr Durcheinander, desto besser

________   Poster aus dem 19. Jahrhundert zeigten oft eine Anhäufung verschiedenster typografischer Stile und Bilder, die meistens als Kupferstich oder Holzschnitt gefertigt wurden. Warum? Damals war die Drucktechnik noch so aufwendig und kostenintensiv, dass ein Drucker häufig nicht genug Material für alle Buchstaben hatte. Was also im späten 20. Jahrhundert ein modischer Trend wurde – das Wiederverwenden gebräuchlicher Formen –, war in früheren Jahren schlicht eine Notwendigkeit.

Von diesen Postern ließ sich der italienische Künstler Lorenzo Petrantoni für (s)einen (Un-)Kalender inspirieren, den er für eine Druckerei gestalten sollte. Mit einer Vielfalt von Schriftarten und Clip-art-Gravuren schuf er eine zeitgenössische Hommage an die historischen Gestaltungsformen.