In Israel sprechen die Steine - Hanna Klenk - E-Book

In Israel sprechen die Steine E-Book

Hanna Klenk

4,8

Beschreibung

Gehen Sie mit Hanna Klenk auf eine archäologische Pilgerreise durch das Heilige Land. Die Autorin hat selbst an zahlreichen Ausgrabungen teilgenommen und ihre Erfahrungen und Erlebnisse in den beliebten Artikeln der Zeitschrift "Faszination Bibel" geschildert. In diesem Buch präsentiert noch viele weitere Kapitel, in denen sie biblische Orte des Alten und Neuen Testamentes aufsucht, um dort die archäologischen Funde mit einer biblisch-geistlichen Betrachtung zu verknüpfen. Diese interessante Verbindung wird durch zahlreiche Farbfotos noch eindrücklicher, und die Erkenntnisse sind zudem hervorragend verwendbar für Andachten und Themenabende.

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22848-9 (E-Book)ISBN 978-3-417-26718-1 (Lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

erscheint in Zusammenarbeit zwischen SCM R.Brockhaus, Witten und dem SCM Bundes-Verlag, Witten. Herausgeber: Dr. Ulrich Wendel

© 2016 SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 58452 Witten Internet: www.scmedien.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten.

Weiter wurden verwendet: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT) Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten. (ELB) Die Heilige Schrift übersetzt von Hermann Menge. (HM) Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB) Hoffnung für alle® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (HFA)

Umschlaggestaltung: Miriam Gamper-Brühl, Essen, www.dko-design.deTitelbild: shutterstock/Anton Kudelin Satz: Christoph Möller, Hattingen

Inhalt

Über die Autorin

Karte | Heiliges Land

Vorwort

 1   Jerusalem:Meine höchste Freude!

 2   Jerusalem zur Zeit von Jesus:Kein Stein bleibt auf dem anderen

 3   Jerusalem:Jüdische, christliche und muslimische Pilgerstätten

 4   Cäsarea Maritima:Was ist rein, was soll gemieden werden?

 5   Karmel, Tabor & Co.:Auf Höhen und Bergen wird Gott verherrlicht

 6   Bet Schearim:Die jüdische Totenstadt und die gestörte Ruhe

 7   Akko:Nach den Krümeln schnappen

 8   Megiddo:Schlachtenlärm und Hufgetrappel

 9   Nazareth:Was kann schon Gutes von dort kommen?

10   Tell Dan:Götzendienst und Jordanquelle

11   Cäsarea Philippi:Ort der Entscheidung

12   Hazor:Der Versuch, Gott in den Griff zu bekommen

13   Kapernaum:Ort der Fischer, Ort der Heilung

14   Tiberias:Kulturmix am See Genezareth

15   Bet-Schean:Die Beharrlichkeit einer Mutter

16   Samaria:Wo sich „Fenster des Himmels“ öffneten

17   Jericho:Sehen und gesehen werden

18   Qumran:Lesen, verstehen und handeln

19   En-Gedi:Leben und leben lassen am Toten Meer

20   Masada:Die Fluchtburg

21   Timna:Kupfer, Bronze und die Frage: Was siehst du?

22   Arad:Wo sollen wir anbeten?

23   Mamschit und Schibta:Spuren von Nabatäern und Christen

24   Beerscheba:Wasserstreit und Friedensstifter

25   Hebron:Begräbnisplatz der Erzväter

26   Aseka und Socho:Feuer- und Rauchzeichen damals und heute

27   Khirbet Qeiyafa:„Ordnung ist das halbe Leben“ – und die andere Hälfte?

28   Lachisch:Prävention und Krisenbewältigung

29   Tell es-Safi:Von Furcht, Ehrfurcht und Verantwortung

30   Aschkelon:Das Tor zum Mittelmeer

31   Aschdod und Aschdod-Yam:Grabungsalltag im schützenden Schatten

32   Geser:Verlockende Steinmale

33   

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Über die Autorin

 

Hanna Klenk hat einen Masterabschluss der Universität Bern in der Archäologie Vorderasiens und des Mittelmeers. Sie lebt im Berner Oberland und ist eine beliebte Autorin des Magazins FASZINATION BIBEL.

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Vorwort

 

Was Sie hier in den Händen halten, ist die Einladung zu einer Pilgerreise. Ein Pilger – oder lateinisch peregrinus – ist eine Person, die aus religiösen Gründen in die Fremde geht. Das Heilige Land Israel eignet sich dazu für jeden Menschen aus dem christlichen Abendland. Solche Pilgerfahrten haben eine lange Tradition. Als sich im vierten nachchristlichen Jahrhundert die Nachricht verbreitete, Kaiserin Helena habe in Jerusalem die Kreuzreliquien aufgefunden, brachen viele Gläubige zu Wallfahrten auf. Darunter sind viele Frauen zu finden, die uns ihre Reisetagebücher mit den vielfältigen Erfahrungen hinterlassen haben. Das Itinerarium Burdigalense aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. ist das älteste dieser Dokumente.

Reiseführer in Form von Büchern oder Filmen, Informationen von Reiseveranstaltern und örtliche Guides gibt es in Hülle und Fülle. Dieses Buch möchte die Schwerpunkte etwas anders setzen. Als Archäologin beschäftige ich mich mit den alten Kulturen des Nahen Ostens und des Mittelmeerbereiches, als Christin aber auch mit der Bibel. Unterwegs durch das Heilige Land, auf Grabungen, bei der Lektüre und beim Studium suchte ich nach Zusammenhängen und vertieften Einsichten. Wie lebten die Menschen, deren Hinterlassenschaften wir heute betrachten? Welche Vorstellungen verbergen sich hinter Figurinen1 | *1, Altären und Tempeln*1? Wie veränderten sich Landschaften im Laufe der Zeit? Welche Fragen stellen sich mir persönlich, welchen Einfluss haben die Antworten auf mein jetziges Leben?

Begleiten Sie mich durch das Land, beginnend natürlich in Jerusalem. Lassen Sie sich hineinversetzen in die Aufregung der Ausgräber der ausgewählten Orte. Überlegen Sie mit mir, wie Menschen in alter Zeit auf die Herausforderungen des Lebens reagierten. Natürlich kann dabei nicht jedes Thema erschöpfend behandelt werden. Die Fülle ist einfach zu groß!

Wandern Sie mit mir an die Küste nach Cäsarea, hinauf zum Karmelgebirge, ins Land hinein nach Galiläa, durch die Heimat des Jesus von Nazareth, bis hinauf nach Dan. Dann folgen wir dem Jordan, machen einen Abstecher nach Samaria und gelangen in Etappen zum Toten Meer. Auf dem Weg nach Beerscheba entdecken wir alte Siedlungen in der Wüste, kommen nach Hebron und anderen jüdischen Städten, beschäftigen uns mit den Philistern und beschließen die Reise in Bethlehem.

Mit den Worten des Psalms 122 machen wir uns auf den Weg:

„Ein Lied für die Pilgerfahrt nach Jerusalem. Ein Psalm Davids. Ich freute mich, als sie zu mir sagten: ‚Wir wollen zum Haus des HERRN gehen!‘ Nun stehen wir hier in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem ist eine herrliche Stadt, in wunderbarer Schönheit angelegt. Alle Stämme Israels – die Stämme des HERRN – kommen als Pilger hierher. Sie kommen, um den Namen des HERRN zu loben, wie das Gesetz es vorschreibt. Hier stehen die Throne, von denen Recht gesprochen wird, die Throne des Königshauses David. Betet um Frieden für Jerusalem! Gut gehen soll es allen, die dich lieben. Friede herrsche in deinen Mauern, Jerusalem, und Wohlstand in deinen Palästen. Um meiner Familie und meiner Freunde willen sage ich: ‚Friede sei mit dir.‘ Um des Hauses des HERRN willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen, Jerusalem.“

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1

 

Jerusalem: Meine höchste Freude!

 

„Wenn ich dich jemals vergesse, Jerusalem, soll meine rechte Hand gelähmt werden. Meine Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich nicht mehr an dich denke, wenn Jerusalem nicht mehr meine höchste Freude ist.“ Das war das Lied der Verbannten, die fernab der geliebten Stadt leben mussten (Psalm 137,5-6). Während Jahrhunderten, ja Jahrtausenden bedeutete die Stadt Jerusalem für viele Menschen enorm viel. Manche wagten für sie ihr Leben – wie der Staatsdiener Daniel, der öffentlich an seinem Fenster in Richtung Jerusalem betete. Viele verloren Hab und Gut, Freiheit und Leben im Kampf der Kreuzzugsheere um die heiligen Stätten in Israel. Auch heute hat die Stadt nichts von ihrer Faszination, aber auch von ihrer Problematik verloren. Völkerschaften streiten sich um Privilegien, um ungehinderten Zugang, um fast jeden Stein.

Am deutlichsten zeigen sich die aufeinanderprallenden drei monotheistischen Religionen jeweils am Freitag. Setzt man sich auf dem Ölberg in den Schatten, so hört man zunächst die lautstarke Einladung zum Freitagsgebet vom Tempelberg her schallen. Gegen Mittag strömen dann die Gläubigen durchs Löwentor zu ihren Autos. Nun erhebt sich eine volltönende Kakofonie von Hupen, denn die Straßen im Kidrontal sind schmal. Begibt man sich am Nachmittag hinein in die Altstadt, stößt man auf eine christliche Prozession, die sich durch die Via Dolorosa bewegt. Jeweils vorne und hinten trägt ein Priester einen Lautsprecher, um die Pilger im Gebet zu leiten. Die mitgeschleppten Holzkreuze wechseln ihre Träger, damit jeder zum Zug und zum Fotografieren kommt. Ziel ist die Grabeskirche, die als „Nabel der Welt“ betrachtet wird (siehe Seite 30). Ganz andere Klänge ertönen am Freitagabend vor der Klagemauer. Festlich gekleidete Männer, Frauen, Kinder, Soldaten und Studenten singen, tanzen, beten und begrüßen die Königin Schabbat.

Keine Beschreibung wird dieser „Tochter Zion“ gerecht. Fast jeder Tag bringt neue Erkenntnisse. Sei es, dass in den zahlreichen Schulen, Instituten, Universitätsabteilungen geforscht wird, sei es, dass nur eine Wasserleitung zu reparieren ist, denn dort stehen die Archäologen „bei Fuß“. Dieses und die folgenden beiden Kapitel versuchen, einige Details aus der großen Fülle Jerusalems herauszuheben und archäologische Funde zu beschreiben:

• die Stadt Davids,

• Jerusalem zur Zeit von Jesus,

• jüdische, christliche und muslimische Pilgerstätten.

Die Stadt Davids

„Danach führte der König seine Truppen nach Jerusalem, um gegen dessen Einwohner, die Jebusiter, zu kämpfen. ‚Hier werdet ihr nie hereinkommen‘, höhnten die Jebusiter. ‚Selbst Blinde und Lahme könnten euch abwehren!‘ Sie hielten sich für sicher. Doch David eroberte die Festung Zion, die heutige Stadt Davids. An diesem Tag sagte David: ‚Kriecht durch den Wassertunnel in die Stadt hinauf und bringt diese Jebusiter um, die mir so verhasst sind, auch die Lahmen und Blinden‘ “ (2. Samuel 5,6-8). Schauen wir uns diese Davidsstadt etwas genauer an. Das Gebiet ist strategisch günstig auf einem Felssporn gelegen und auf drei Seiten von Tälern umgeben. Seit dem Chalkolithikum*1, der Kupfersteinzeit, war die Festung bewohnt, was Keramikscherben und Felsabarbeitungen belegen. Von der Spätbronzezeit*1 zeugen Pfeilspitzen und Tontafeln mit akkadischer Keilschrift*1. Die Herrscher der damaligen Siedlung und die der Ägypter standen miteinander in brieflichem Austausch.

›   Die charakteristische Lage der damaligen Stadt Davids ist auch heute noch zu erkennen: Sie war auf einer Art Felssporn oder „Landzunge“ erbaut und von drei Tälern umgeben. Diese „Zunge“ reicht vom Tempelberg bis zur linken vorderen Ecke des Bildes.

Mauern und Häuser

Aus der Zeit der Jebusiter sind Teile einer Befestigung und ein Tunnelsystem erhalten. Diese Schächte wurden nach dem Forscher Charles Warren benannt und sind heute für Besucher erschlossen. Kathleen Kenyon, die berühmte Archäologin, die 1961–67 in Jerusalem tätig war, legte die sogenannte stepped stone structure frei, einen treppenartigen Steinmantel. 55 Bruchsteinlagen bilden eine Abstützung und Verstärkung von Befestigungs- oder Palastmauern. Die Anlage war ursprünglich ca. 27 Meter hoch und 40 Meter breit. Als David die Stadt übernahm, baute er sie um und auf. In der Bibel wird der Ort als „Millo“ bezeichnet, der im archäologischen Befund aber nicht einfach zu lokalisieren ist. In den letzten Jahren gräbt Eilat Mazar und fragt, ob nicht die monumentalen Steinlagen den Palast Davids darstellen könnten. Die Funde werden noch kontrovers diskutiert.

›   Die sogenannte stepped stone structure in der Davidsstadt, eine Abstützung und Verstärkung von Befestigungs- oder Palastmauern, vermutlich aus der Jebusiterzeit.

Häuser wurden im Laufe der Zeit in die Befestigung hineingebaut. Das am besten erkennbare und teilweise restaurierte „Achiel-Haus“ besteht aus vier Räumen. Den Namen erhielt es von zwei Ostraka*1, beschrifteten Tonscherben. Auf einem ist zu lesen: „Sohn von Achiel, der Lumpen zerreißt (?) … Sohn von Chasdijahu, der Silber sammelt … Sohn von Jedajahu, der Gold (?) sammelt.“2 37 gestempelte Vorratskrüge aus dem 7. Jahrhundert v.Chr. deuten auf einen regen Handel mit Öl und Getreide hin. Die Menschen müssen damals recht bequem gelebt haben, was eine private Toilette mit sorgfältig ausgehauenem Sitz aus Kalkstein und darunterliegender Sickergrube in Haus 3 belegt. Die Fäkalien wurden regelmäßig mit Asche und Kalk überdeckt. Die Analyse von Abfall- und Sickergruben ergibt nicht nur ein Bild über solche hygienischen Vorkehrungen, sondern auch, dass die Menschen damals Fisch vom Jordantal und aus dem Mittelmeer sowie Importe aus Ägypten konsumierten. Auch Krankheiten lassen sich erkennen: Band- und Spulwürmer müssen die Bewohner Jerusalems geplagt haben.

Andere Spuren weisen auf kriegerische Handlungen hin. Im Zuge der babylonischen Eroberung der Stadt im 6. Jahrhundert v.Chr. verbrannten im Haus vier Balken aus einheimischen Pistazienbäumen, geschnitzte Möbel aus Buchsbaum von Nordsyrien und Gegenstände mit Elfenbein- und Knochenschnitzereien. Im Haus 5 fanden sich zahlreiche Bullae*1. Das sind Siegelabdrücke auf Tonklumpen. Sie stellen aufschlussreiche Urkunden dar und helfen uns, Namen, Art der Transaktionen und religiöse Vorstellungen zu erkennen. Unter anderem wurde der Siegelabdruck eines Gemarjahu ben Schafan entziffert, der in Jeremia 36,10 erwähnt wird.

Tunnel und Teiche

Tauchen wir nun in das Tunnelsystem der Davidsstadt ein. Als Lebensnerv der Siedlung kann die Gichonquelle bezeichnet werden. Sie spendet heute noch frisches Wasser und war für die Bewohner lebenswichtig. Ihrem Schutz wurde große Aufmerksamkeit geschenkt – sie musste unbedingt stets zugänglich bleiben! Aus dem 3. Jahrtausend stammen Wohnhöhlen. Von 1750–1550 v.Chr. wurde ein stark befestigtes Wassernutzungssystem in den Felsen gehauen. Der Warren-Tunnel bietet einen unterirdischen Zugang zu einem Speicherbecken, das über den Gichon-Kanal mit Quellwasser versorgt wurde. Die Quelle selbst war durch Türme und Mauern geschützt. Im Laufe der Zeit besserte man das System wiederholt aus, und auch natürliche Felsschächte wurden mit einbezogen.

Unter König Hiskia entstand dann ein 533 Meter langer Tunnel, der heute noch Wasser führt und vielen Tausenden Besuchern ein besonderes Erlebnis beschert. Er mündet in den Teich Siloah. An den Wänden sind die Hackspuren noch deutlich zu erkennen und erzählen von der Arbeit unter Tage. Zwei Teams waren von beiden Seiten her an der Arbeit. Sie trafen passgenau aufeinander, wie auf einer im Tunnel angebrachten Tafel (heute im Museum in Istanbul) zu lesen ist: „(Der Tag [oder der Abschluss]) der Durchbohrung. Und dies war die Geschichte der Durchbohrung: Als noch (die Arbeiter) die Hacke (schwangen), einer auf den anderen zu, und als noch drei Ellen durchbohrt (werden mussten, hörte) man, wie einer dem anderen zurief, dass ein Loch (oder: ein irreführendes Echo) im Felsen entstanden sei nach rechts und (nach links [?]). Und am Tag des Durchbruchs schlugen die Tunnelarbeiter einer dem anderen entgegen, Hacke gegen Hacke. Da strömten die Wasser aus der Quelle in den Teich über 1200 Ellen hin. Und die Höhe des Felsens über den Köpfen der Tunnelarbeiter betrug 100 Ellen.“3

›   Ein Teil des warrens shaft, einem unterirdischen Zugang zu einem Speicherbecken der Gichonquelle.

›   Blick in den Hiskiatunnel.

Bis vor wenigen Jahren galt das Becken oder die Zisterne einer byzantinischen Basilika als Teich Siloah. Im Jahr 2004 wurden im Zuge von Bauarbeiten einige Hundert Meter weiter weg Stufen gefunden. Die Archäologen Ronny Reich und Eli Shukron konnten eine Seite und zwei Ecken eines sehr großen Teiches freilegen und so die Anlage rekonstruieren. Es wird sich dabei – wie beim Teich Bethesda – um ein Reinigungsbad gehandelt haben. Die Pilger, die zu den großen Tempelfesten nach Jerusalem zogen, führten dort rituelle Waschungen durch, bevor sie zum Tempel hinaufstiegen.

›   Neue Ausgrabungen haben Teile des großen Teichs Siloah ans Licht gebracht. Hierhin schickte Jesus einen Blindgeborenen, damit er wieder sehen konnte.

Inzwischen ist auch ein langes Stück einer Abwasserleitung und der darüberliegenden Treppenstraße erforscht und dem Publikum zugänglich. Diesen Weg werden zur Zeit des zweiten Tempels die Priester genommen haben, wenn sie anlässlich des Laubhüttenfestes in einer feierlichen Prozession Wasser vom Teich Siloah hinauf zum Brandopferaltar brachten. Interessant sind die Vertiefungen in den Steinstufen am Beckenrand. Dort konnten die Frauen Jerusalems ihre Amphoren, die im Haus auf Ständern ruhten, abstellen. In den mannshohen Abwasserkanälen fanden sich Hinweise auf die Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n.Chr. Frauen und Kinder hielten sich dort verborgen. Keramikscherben, Münzen, im Schlamm erhaltene Textilreste und auch menschliche Skelette zeugen von der furchtbaren Situation der in der Stadt eingeschlossenen Juden.

Die Stadt Davids liegt heute außerhalb der Altstadt. Die Grabungen dauern an, allerdings unter schwierigen Bedingungen, denn das politische Gleichgewicht ist labil. Man darf gespannt sein, was die Zukunft an neuen Erkenntnissen bringt.

›   Der unterirdische Abwasserkanal führte vom Tempelberg hinunter zum Teich Siloah. Hier suchten vor allem Frauen und Kinder während der Belagerung von Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. Zuflucht.

Schuld und Reue

David gilt als der große König Israels. Von vielen heutigen Forschern wird bezweifelt, ob er überhaupt gelebt habe – oder zumindest, ob er einen solchen Einfluss auf die Geschichte des Volkes Israel hatte, wie ihm in der Bibel zugeschrieben wird. Die Figur und die Legenden um das Königtum seien zu einem späteren Zeitpunkt als in der Bibel angegeben „erfunden“ worden, um Israel größeren Glanz zu verleihen. Aber gerade die Tatsache, dass David nicht als unfehlbarer Übermensch gezeichnet wird, macht den Lebensbericht glaubwürdig. Die folgende Begebenheit aus Jerusalem zeigt auch die dunklen Seiten des Mannes und belegt damit die Zuverlässigkeit des biblischen Berichtes. Der Prophet Nathan kam zum König und erzählte ihm eine Geschichte (2. Samuel 12,1-13): „In einer Stadt lebten zwei Männer. Der eine war reich, der andere arm. Der Reiche besaß viele Schafe und Rinder. Der Arme hatte nichts außer einem kleinen Lamm, das er gekauft hatte. Er zog es zusammen mit seinen Kindern auf. Es aß vom Teller des Mannes, trank aus seinem Becher und es schlief in seinen Armen. Er behandelte es wie eine Tochter. Eines Tages kam ein Gast in das Haus des reichen Mannes. Doch statt ein Lamm oder ein Rind aus seiner eigenen Herde für den Gast zu schlachten, nahm er das Lamm des Armen, schlachtete es und setzte es seinem Gast vor.“

So weit das Gleichnis. Wie reagierte der König? „David wurde sehr zornig über diesen Mann. ‚So wahr der HERR lebt‘, schwor er, ‚wer so etwas tut, verdient den Tod!‘ “ Nathan hatte durch sein kluges Vorgehen David dazu gebracht, ein Urteil über sich selbst zu sprechen. Nathan sagte: „Du bist dieser Mann!“, und es bedurfte keiner weiteren Worte. Der König sah seine Schuld ein. Er hatte vom Dach seines Palastes aus eine Frau beim Baden beobachtet und sie zu sich holen lassen. Als Bathseba, so hieß die Frau, schwanger wurde, lieferte er ihren Ehemann auf hinterlistige Weise dem Tod aus. Auf die Worte Nathans hin bekannte er nun: „Ich habe gegen den HERRN gesündigt.“

Hier erweist sich Davids Größe. Er versucht nicht, sich herauszureden. In Psalm 51 ruft er und hofft auf die Gnade des Herrn: „Gott, sei mir gnädig um deiner Gnade willen und vergib mir meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Schuld und reinige mich von meiner Sünde. Denn ich bekenne meine Sünde, die mich Tag und Nacht verfolgt … Gott, erschaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen, aufrichtigen Geist. Verstoße mich nicht aus deiner Gegenwart und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir … Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz wirst du, Gott, nicht ablehnen. Hilf und erbarme dich über Zion, baue die Mauern Jerusalems wieder auf.“

Jerusalem – für David war es der Ort seiner Versuchung, als er von seinem Palast herab Stielaugen machte. Es war die Stadt der Reue und Reinigung: Aus späteren Jahrhunderten sehen wir die verschiedenen Reinigungsbäder, aber schon zu seiner Zeit betete David, Gott möge ihn von seiner Schuld reinwaschen. Und mit ihren Mauern ist Jerusalem noch heute Sinnbild der Gnade Gottes für ein reuiges Herz.

›   Dem vielseitig begabten König David ist dieses Denkmal in Jerusalem gewidmet.

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2

Jerusalem zur Zeit von Jesus: Kein Stein bleibt auf dem anderen

Die Heilige Stadt zur Zeit von Jesus verdankt ihr „Gesicht“ vor allem dem König Herodes. Er ist die große Figur in Jerusalem unter der Herrschaft der Römer. Die Bauwerke aus seiner Zeit – soweit sie noch zu sehen sind – erkennt man leicht an den typischen „Rahmen“, den die Bausteine aufweisen. In der Zitadelle rund um den sogenannten Davids-Turm sind noch viele solche Steine erhalten. Um die Zeitenwende beherrschte Rom die Provinz Judäa. Die Stadt Jerusalem hatte aber bis zur Zerstörung 70 n.Chr. noch nicht die typisch römischen Merkmale. Die heutigen Mauern und Tore der Altstadt folgen nicht dem antiken Muster. Die wichtigste christliche Gedenkstätte, die Grabeskirche, lag damals außerhalb der ummauerten Stadt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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