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Oberschwäbische Gedichte - pfiffig, witzig, feinsinnig. Die Tettnanger Autorin Erika Walter steht mit beiden Beinen im Leben. Zutiefst heimatverbunden, wagt sie sich auch an große Themen wie die Modewelt, den Kunstbetrieb, die Medien oder die Konflikte zwischen den Generationen und den Geschlechtern. Ach ja, die Menschen sind doch auch bloß Menschen! Nachsichtig-ironisch ist ihr Blick, besonders liebevoll in einigen sehr persönlichen Porträts wie etwa in dem Gedicht über "Mei Dante Frieda". Auch ein gehöriger Schuss Selbstironie fehlt nicht, so in dem titelgebenden Gedicht über eine häusliche Auseinandersetzung zwischen putzwütiger Frau und ihrem Gatten, der seine Bequemlichkeit über alles schätzt. Erika Walters Gedichte sind höchst unterhaltsam; Sprach- und Wortspiele verleihen ihnen besonderen Reiz.
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Seitenzahl: 74
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Erika Walter
In Schlabba dabba
Erika Walter
Oberschwäbische Verse
Mit einem Vorwort von Bernhard Bitterwolf
Erika Walter ist in Ravensburg geboren und aufgewachsen. Nach einer Schneiderlehre besuchte sie die Modeschule und legte die Meisterprüfung ab. Bis zu ihrer Heirat arbeitete sie als Direktrice in der Modebranche. Es folgte der Umzug nach Tettnang, wo sie heute lebt. Schon früh schrieb sie erste Texte, vor etwa zehn Jahren begann sie aus Enttäuschung über das Verschwinden des Dialekts bei der jungen Generation Gedichte und Prosa in oberschwäbischer Mundart zu schreiben.
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins »Schwäbischer Dialekt« e. V.
© 2012 by Silberburg-Verlag GmbH,Schönbuchstraße 48, D-72074 Tübingen.Alle Rechte vorbehalten.Umschlaggestaltung: Anette Wenzel, Tübingen,unter Verwendung eines Aquarellsvon Lisa Kölbl-Thiele, Lindau.
E-Book im EPUB-Format: ISBN 978-3-8425-1548-2E-Book im PDF-Format: ISBN 978-3-8425-1549-9Gedrucktes Buch: ISBN 978-3-8425-1224-5
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Schwäbisch – lebendig und kraftvoll!
Hoimet
Mei Hoimet isch
Sommer am Molereck
A Fahrt mit em Zeppelin
En Feriengascht im Langearga
Dr Bürgermoischter von Kleinhinterletz
Dinna und dussa
Sommer im Schwobaland
Ruetatrommler
Aus em Leaba
’s Modediktat
Schönheitschirurgie
Näha lassa
Dr Kinderwunsch
’s bsondere Gschmäckle
Dr Kirschaklau
A Sackduech für alle Fäll
Wohngemeinschaft
Ohne Englisch
Mei Dante Frieda
Geldanlage
Der Jogger
Zwoi Jäger
Wenn drs nix meh ausmacht
Schappi für Pappi
Fußballmeisterschaft
Essa und Drinka
Epfel aus Tettnang
Dr Hefezopf
Kartoffelsalat
Läberkäs
Der Sternekoch
Kochen mit Biolek
Was ist das?
Alter
Die Zeit
Alter
Mutters Hände
Witwe
Rentnerschicksal
Kreuzfahrt oder Seniorenheim
Johreszeita
’s wird Frühling
Schneckablog
I bin a Julikind
Herbscht 1
Herbscht 2
Dezemberrose
Im Winter
Wintermorgen im Schlosspark
Der verliebte Schneemann
Das Weihnachtsgeschenk in letschter Minute
Weihnachtsbotschaft
Aschermittwoch
Wortspielereien
Limericks
Der Hammerkauf
Trinksprüche
Ma, mäh
Sei koin Frosch
Das Abkommen
Immobilien in Brasilien
In Schlabba dabba
Z’ oifach
Zungabrecher
Verleger verlegt Verlag
Konzertpause
Hotel Mama
Ebbes 1
Ebbes 2
En bsondera Dag
Einladung
Frohsinn
Faulheit
Vrschtand
Blöd
Karriere
Moderne Dichtkunst
Schilfgräser
Wortschpiele
Vrgilbte Erinnerunga
Du bisch it der
Tragik und Komik
Runzla
Gloga
Erfolg
»Totgesagte leben länger« – diese Aussage trifft voll und ganz auf unsere schwäbische Sprache zu. Wie oft war in den letzten Jahrzehnten vom Aussterben des Schwäbischen die Rede? Wie oft wurde das Schwäbische für überholt, antiquiert, unzeitgemäß erklärt?
Genau das Gegenteil ist der Fall! Mundartbücher sind gefragt wie nie, Lesungen in Mundart sind ein Publikumsmagnet, Liedermacher und Musiker jeglicher Couleur greifen schwäbische Texte auf, Politiker aus unserem Sprachraum stellen ihr muttersprachliches Licht nicht mehr unter den berühmten Scheffel und selbst im E-Mail-Verkehr, beim Versenden von SMS und bei der Kommunikation auf sozialen Plattformen im Internet finden sich zunehmend schwäbische Formulierungen. Theaterstücke, Kabarett, Sketche, Filme mit mundartlichen Anklängen erfreuen sich großer Beliebtheit. Wir sind also weit weg von der durch Schwarzmaler und Unkenrufer angedrohten Notwendigkeit, über Volkshochschulkurse sowohl Einheimischen als auch Reingeschmeckten die Schönheit der schwäbischen Sprache wieder nahezubringen. Wir sind weit weg von der Laborsituation eines Sprachkurses. Schwäbisch ist Alltagssprache, ist Verständigungsmittel der ersten Wahl, wenn es gilt, Wärme, Nähe, Harmonie und das Miteinander zu transportieren. Gerade in einer Welt, in der sich viele Menschen im beruflichen Umfeld der Einheitssprache oder einer Fremdsprache befleißigen müssen, gewinnt das heimische Idiom an Bedeutung. Der direkte Zugang zum Mitmenschen läuft nun mal über das Medium Sprache und jedem geht das Herz auf, wenn das Gegenüber die Mundart, die in der eigenen Heimat verwurzelt ist, nicht nur passiv versteht, sondern im Idealfall auch aktiv schwätzt.
Wir alle wissen um die Wahrheit:
Wer mit de Leit it schwätzt, verschtoht se it!Wer mit de Leit it schwätzt, den verschtont se it!Wer mit de Leit it schwätzt, der leabt it!
In einer zunehmend globalisierten Welt erwacht die Sehnsucht nach Bodenständigem. Wer seine sprachlichen Wurzeln kennt und sie pflegt, hat einen festen Stand, gewinnt an Sicherheit und kann die Herausforderung im Beruflichen wie Privaten guten Mutes angehen. Wer mit der Sprache spielen kann, wer die direkte sprachliche Auseinandersetzung sucht, wer sich sprachlich kreativ zeigt, gewinnt eindeutig an Lebensqualität. Das Menschsein ist untrennbar mit Sprache verbunden. Im entscheidenden Moment die richtige Sprachkarte zu ziehen, zeugt von sozialer Kompetenz. Im Klartext heißt dies: Ein eloquenter Nutzer der Einheits- oder einer Fremdsprache gewinnt weiteres Ansehen und Sympathie, ist er des Schwäbischen mächtig! Das Schwäbische ist eine Sprache mit Tradition und Zukunft! Und wahrlich, wir können stolz sein auf unsere Mundart, die einen schönen Klang, eine spezifische Satzmelodie, einen großen, über das Einheitsdeutsch hinausgehenden Wortschatz hat und auch einer eigenen Grammatik folgt.
Erwin Teufel, der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, formulierte: »In unserer Sprache, unserem Dialekt sind wir zuhause. ... Die Seele des Menschen liegt in der Mundart!«
Dem ist nichts hinzuzufügen außer der Feststellung: Erika Walter, die Autorin dieses Buches, ist eine beseelte Oberschwäbin mit großem Sprachwitz und einem offenen Herz für das Leben der Menschen in unserer Heimat!
Bernhard Bitterwolf
Mei Hoimet isch:
Wo d’ Hopfa ranket,
wo d’ Kornfelder schwanket,
wo de sei defsch, wia da bisch,
wo’ s hoimelig isch.
Mei Hoimet isch:
Wo d’ Kirscha gedeihet,
wo ma Wiesa heiet,
wo ma’s Bier selber braut,
wo oim d’ Schproch so vrtraut.
Mei Hoimet isch:
Wo d’ Epfel schee prall sind,
von de Berg kommet d’ Fallwind,
wo ma d’ Landschaft no hegt,
wo ma d’ Mundart no pflegt.
Mei Hoimet isch:
Wo dr Schpargel schpriaßt,
wo d’ Bürgerwehr schiaßt,
wo’s Barockschloss trohnt,
wo einseht d’ Montforter gwohnt.
Mei Hoimet isch:
Wo ma Larva schnitzt,
unterm Fasnetshäs schwitzt,
wo ma Saublodra schwingt,
wenn dr Narramarsch klingt.
Mei Hoimet isch:
Wo ma Gäula schtolz reitet,
wenns zum Bluetritt leitet,
wo ma Moscht selber macht,
wo ma Dinnete bacht.
Mei Hoimet isch:
Wo hinterem See
schimmret d’ Alpa im Schnee,
wo dr Zeppelin schweabt,
wo jeder gern leabt.
Z’ Langenarga schdod a Bänkle
unterm Baum am Molereck,
bei dem leicht bemoosta Bänkle
isch für mi dr schenschde Fleck.
Jo, do sitz i manchen Obend,
vor mir dr See, so golden-rot
und beim sanfta Wellaschlaga
ziehat vrbei a Segelboot.
Wenn rot dr Sonnaball vrschwindet
langsam hinterm Hügelland,
schtreichlet perlmuttfarbne Wella
leise d’ Kieselschtoi am Schtrand.
Mit de letschte Sonnaschtrahla
grüeßt dr Säntis zue mr her,
vis à vis am Schweizer Ufer
flimmret bald a Lichtermeer.
Au am Schloss erschtrahlet d’ Lichter,
Trauerweida rahmetsei,
und des liablich maurisch Türmle
ragt in Obedhimmel nei.
Dr See isch s ganze Johr im Wandel,
heit isch nix, wia’s geschtern war,
wenn dr Föhn von Süda bloset,
isch manchs Schiff schnell in Gefahr.
Dr Föhn isch en Kulissaschiaber,
jagt dicke Wolka vor sich her,
peitscht d’ Wella, dass se giftig grün sind,
und gischtet wia im Mittelmeer.
Schtill und vrtraimt sind d’ Vollmondnächt,
überm Wasser Silber pur
und a einsams Fischerbootle
gleitet sanft durch d’ Silberschpur.
Was soll i do in Süda fahra,
scheener isch’s dett sicher kaum?
Mir genügt des kleine Bänkle
unter dem Akazienbaum!
Dass i des no erleaba derf!
Se fliagt wieder, dia Riesazigarr,
dr Zeppelin!
Fliaga derf ma zwar it saga,
dr Zeppelin fahrt.
Lautlos gleitet er über unser Landschaft,
aber bloß scheinbar lautlos,
au er hot Motora und Propeller,
doch dia hört ma kaum,
allenfalls no e leichts Brumma.
Endlich erfüllt sich mein Kindheitstraum –
koschts, was es will!
Oimol unser scheene Gegend von oba agucka,
ohne Hascht und bei guetem Wetter.
It wia im Flugzeug, wo alles so schnell vrbeiflitzt,
dass ma’s gar it auf sich wirka lassa ka.
I vrtrau mi dem Riesaballon a,
schteig in d’ Gondel, guck aus em Fenschter
und bin wia vrzaubret:
Alles liegt wia a Modell-Landschaft unter mir,
dr See, ’s Land drumrum und weiter hinda d’ Berg.
Von do oba hot alles andere Dimensiona.
Ma moint, ’s gäb in unserer Gegend koin schteila Buckel,
alles isch flacher und sanfter,
au ’s Gebirge kommt oim nimme so hoch und drohend vor,
alles isch viel näher beianander.
D’ Schtroßa sind kürzer und durchschneidet d’ Landschaft manchmol scharf,
Lindau liegt wia a winzigs Insele im See
mit ma schmala Schteagle, wia mit ’ra Nabelschnur ans Feschtland nabunda.
Wia a Patchworkdecke mit ugleich große Blätz und Schpickel
lieget Obschtalaga, Hopfagärta, Wiesa und Felder do,
alles in vrschiedene Grüntön,
oifarbig oder mit Schtroifamuschtr,
manchmol a bissle Ocker und Gelb debei.
Bloß d’ Wälder hebet sich ab mit ihrem dunkla Grün
und schiabet sich zwischa d’ Ortschafta.
Wia von g’schmolzenem Silber übergossa
liegt dr grünliche See do.
A riesa Lacha.
Hinter de behäbige Dampfer sieht ma leichte Wellaschpura,
Segelbootla sind wia Schpielzeigschiffla
auf em Wasser vrdoilt,
und manchmol durchbricht a wilds Motorboot dia Idylle
und kerbt a riesige Gischtschpur in da See.
Weiße Wolka ziehet langsam über d’ Berg,
wia wandelnde Wattebäusch vor em azurblaua Himmel.
Alles sieht so friedlich aus von do oba,
ma könnt moina, do unda sei d’ Welt no in Ordnung.
En Feriengascht in Langenarga hot en Rausch,
en ganz en arga,
sein Freind isch au it hasarei,