In Stücke gerissen - Miklós Bánffy - E-Book

In Stücke gerissen E-Book

Miklós Bánffy

4,7

Beschreibung

Als im Juli 1914 Zeitungen die Mobilisierung der Habsburgermonarchie gegen Serbien verkünden, kehrt der Idealist Bálint Abády nach Siebenbürgen zurück. Er kümmert sich um seine Genossenschaften, bringt die Korrespondenz in Ordnung und geht noch einmal durch Herrenhaus und Schloss. Den Flügel, den er mit der Liebe seines Lebens bewohnen wollte, meidet er. Wenig später, im Feldgrau des Regiments, lässt sich Bálint von einem Wagen zu seinem Regiment der Vilmos-Husaren bringen. Zerbrochene Pläne, vernichtete Träume, verblichene Erinnerungen: In Stücke gerissen werden in Miklós Bánffys Trilogie der Traum vom Glück zweier Menschen und die lange als unumstößlich geltende Welt von gestern.

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Seitenzahl: 612

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Zsolnay E-Book

Miklós Bánffy

In Stücke gerissen

Roman

Aus dem Ungarischenund mit einem Nachwortvon Andreas Oplatka

Paul Zsolnay Verlag

Die Originalausgabe erschien erstmals 1940 unter dem Titel »Darabokra szaggattatol«.

»In Stücke gerissen« ist der dritte Teil der Siebenbürger Geschichte.

Mit freundlicher Unterstützung von

ISBN 978-3-552-05726-5

Originaltext © Miklós Bánffy 1940

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe

© Paul Zsolnay Verlag Wien 2015

Schutzumschlaggestaltung: David Hauptmann, Hauptmann & Kompanie

Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung eines Fotos von © IMAGNO/Austrian Archives

Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen

finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de

Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/ZsolnayDeuticke

Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

… Und die feurige Menschenhand holte

weiter aus, und der Finger schrieb einen dritten

Satz auf die getünchte Wand des Palastes:

»In Stücke wirst du gerissen!«

Doch dies sah keiner von den Menschen am

Gelage, denn sie waren betrunken, und sie

verschleuderten die von ihren Ahnen erworbenen

goldenen und silbernen Gefäße und stritten

sich wegen ihrer aus Holz, Stein und Lehm

verfertigten falschen Götter, bis sich ihre Kräfte

erschöpften …

Das Heer der Perser aber stand schon vor den

Toren der Stadt, und sie alle wurden in derselben

Nacht getötet …

Erster Teil

I.

Bálint Abády betrat leise die dunkle Loge. Ihre Familienloge war die dritte rechts. Es galt nämlich in Klausenburg als eine alte Tradition, dass jeder, der sich dies erlauben konnte, einen Platz – stets den gleichen – mietete.

Tastend hängte er seinen Mantel auf, ging, vom Bühnenlicht leicht geblendet, nach vorne und setzte sich. Er nahm den mittleren Platz der Bühne gegenüber ein, denn die Mutter war in Dénestornya geblieben. Bálint hatte den Weg von dort mit dem Auto gemacht, gerade nur, um der Vorstellung beizuwohnen, da dies ein großer, festlicher Abend war: die Premiere der »Madame Butterfly«. Die Titelrolle sang keine Geringere als Yvonne de Tréville, die berühmte Sopranistin der Opéra Comique, die damals in Klausenburg oft auftrat. Er hatte sich ein wenig verspätet. Die Vorstellung war schon fortgeschritten. Eben begann das letzte, große Duett im ersten Akt – eine von Leidenschaft pulsierende Melodie, ein wild sehnsüchtiger Zwiegesang der Liebe. Die Violinisten und Bratschisten beugten sich weit vor, sie übernahmen so den pochenden Sechs-Viertel-Rhythmus, und über ihnen stieg, süß wie Honig, die Stimme der Pariser Künstlerin empor. Doch kaum hatte sich Bálint der Musik überlassen, als er von einem Gefühl wundersamer Unruhe ergriffen wurde, einer Unruhe, als gebe es in seiner Nähe irgendeine gewaltige Kraft. Etwas, das mächtiger war als diese mächtige Musik. Etwas, das seine Nerven durchströmte. Wie von einem Magneten gezogen, musste er sich jäh umdrehen. Unmittelbar hinter ihm saß Adrienne Milóth.

Unerwartet, dass sie sich hier befand. Es hatte geheißen, sie sei nicht in der Stadt, sondern weile mit ihrer Tochter in der Schweiz. Unerwartet, dass sie schon zurückgekehrt war, und ein Zufall, dass sie und ihre Schwester, die kleine Margit, als Gäste der guten, alten Adelma in der benachbarten Gyalakuthy-Loge saßen. Sie hatte ihren Platz ganz nahe bei ihm, und doch wirkte sie unwahrscheinlich, wie eine Vision. Nur der Mondschein, den die Kulissen zurückwarfen, beleuchtete ihre dünne, kaum gebogene Nase, ihre Wangen und vollen Lippen und die matte Haut am Hals und an den Schultern über dem tief ausgeschnittenen, silbernen Kleid. Alles andere ertrank in der Dunkelheit des Zuschauerraums. Sie blickte bewegungslos vor sich hin. Starr. Der Bühnen-Mondschein überzog mit smaragdgrünem Schmelz die Iris ihrer weit geöffneten Augen. Wie eine Statue, so regungslos verblieb sie. Dabei gab es keinen Zweifel, dass sie Bálint bereits bemerkt haben musste, als er so vorsichtig eingetreten war, denn sie saß ihm zugewandt, während der Blick vom Lehnstuhl auf dem mittleren Platz, den der Mann schleichend eingenommen hatte, direkt auf die Bühne ging. Und nun befanden sie sich einander so nahe, dass ihre Arme sich mit der kleinsten Bewegung hätten berühren können. Unmöglich, länger hierzubleiben! Unmöglich, so nebeneinander zu sitzen, als wären sie einander fremd. Zusammen diese leidenschaftliche Musik voller verzweifelter Sehnsucht, Liebe und Begierde zu hören. Nein! Hier durfte er nicht bleiben! Er brächte es auch nicht fertig.

Die Vergangenheit ihrer Liebe brach über Bálint mit solcher Wucht herein, dass ein Zittern über seinen ganzen Leib lief. Lautlos erhob er sich; in Eile und beinahe torkelnd verließ er die Loge. Doch er schaffte es nicht, gleich wegzugehen. Er stieg die Treppe hinunter, begab sich auf die andere Parterreseite, und so, im Mantel, betrat er durch eine der Türen den Saal. Hier, unter den Balkonlogen, im tiefschwarzen Schatten, würde ihn niemand bemerken. Hier wollte er den Aktschluss abwarten; ins Freie flüchten würde er erst müssen, bevor sich der Kronleuchter erhellte. Adrienne, die er seit mehr als einem Jahr nicht mehr getroffen, nur einmal von weitem erblickt hatte, durfte er von hier betrachten.

Sie hatte sich nicht verändert, ihr Gesicht nur mochte ein wenig schmaler sein, und vielleicht gab es auch einen bitteren Zug um ihre Mundwinkel. Doch sie wirkte ebenso königlich wunderbar wie damals, als sie noch ihm angehört hatte, Lebensgefährtin seiner Seele und seines Leibs, die von ihm zur Gattin erwählte Frau gewesen war, bevor das Geschick sie auseinandertrieb. Seine Einbildungskraft riss von ihr das wie ein Harnisch glänzende Kleid, und er sah sie so vor sich wie einst in Venedig – es war nun viereinhalb Jahre her – und dann in der Waldhütte oder hier in der Stadt in der Villa Uzdy oder auf dem Land in Mezővarjas und einige Male auch in Budapest – überall, wo ihre heimatlose Liebe eine Bleibe hatte finden können. Und Bitterkeit ergriff sein Herz. Auf diese Frau hatte er verzichten müssen! Auf ihren Befehl hätte er eine andere, die kleine Lili Illésváry, heiraten sollen. Addy selber hatte sie für ihn bestimmt. Ohne diese Ehe sollten sie sich nicht mehr treffen dürfen. Dies hatte Adrienne damals verfügt, und er war nicht imstande, die Bedingung zu erfüllen. Deshalb hatte er ihr seither nicht begegnen können.

Das Duett tönte fort. Die stürmische Melodie der Liebessehnsucht entfaltete sich immer mächtiger. Aus der Tiefe des Orchesters erklang dazwischen etwa zweimal dunkel das Fluchmotiv des schintoistischen Oberpriesters, es unterbrach das honigsüße Lied. Bálint schien, die Musik verkörpere ihr Schicksal, sie beschwöre ihre Vergangenheit. Doch auf der Bühne erhob sich nun wieder der Gesang der Sehnsucht, alles überflügelnd, fordernd und triumphierend – Frühling, Mondschein, blühende Bäume und eine erhabene Melodie –, die Stimmen rauschten tosend, und in der spannungsgeladenen Flut des Ensembles riss die Macht der Sinne stürmisch alles mit sich. Ja! Diese Musik kündete von ihrer Vergangenheit, von der versunkenen Vergangenheit …

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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