Irans Töchter - Stefanie von Wietersheim - E-Book

Irans Töchter E-Book

Stefanie von Wietersheim

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Beschreibung

IN DIESEM EINZIGARTIGEN BUCH ERZÄHLEN AUSSERGEWÖHNLICHE FRAUEN mit iranischen Wurzeln von ihrer Herkunft, ihren Werten und ihrer Suche nach Freiheit. Die feministische Revolution unter dem Motto Frau, Leben, Freiheit im Iran hat seit dem Herbst 2022 weltweit Solidarität hervorgerufen und diese Frauen sind ein Symbol des Kampfes für ein eigenbestimmtes Leben in Würde geworden. Sie laden ein, ihre fesselnden Geschichten zu entdecken, ihre Häuser zu besuchen und von ihren persönlichen Ritualen, von Poesie und Musik zu erfahren. Dieses Buch vereint Lebenshaltung, Stil und politisches Momentum zu einer einzigartigen Verbindung. Die Leser:innen tauchen ein in die Welt der Stärke, Schönheit und Liebe zum Leben. Es ist eine Hommage an die Kraft der weiblichen Kreation, des freien Lebens und des geschliffenen öffentlichen Wortes. Initiiert wurde das Projekt von der deutsch-iranischen Modemacherin Leyla Piedayesh aus Berlin, die mit der Autorin Stefanie von Wietersheim und der Fotografin Neda Rajabi Lebensläufe iranischer Frauen in Deutschland zeigen möchte – als Signal des Freiheitswillens der Frauen im Iran und über seine Grenzen hinaus. "Ich arbeite seit über 25 Jahren als Journalistin. Aber eine solche Dichte an beeindruckenden Interviewpartnerinnen habe ich noch nie erlebt. Viele ihrer Geschichten haben mich nachts nicht schlafen lassen. Und ihre innere Stärke und ihr Lebensmut sind mir selbst Vorbild geworden." Stefanie von Wietersheim "Mir war bei der Zusage zu dem Projekt nicht bewusst, dass es auch eine Reise durch meine eigene Identität werden würde. Zu wissen, dass es in meinem Struggle der Identitäten zwischen Deutsch und Iranisch Frauen gibt, die genau meine Journey durchgemacht haben und meine Zerrissenheit verstehen." Neda Rajabi

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JIN JIYAN ANADÎ

WOMAN LIFE FREEDOM

IransTöchter

über Mut, Heimat und dieSchönheit des Lebens

LEYLA PIEDAYESHSTEFANIE VON WIETERSHEIMNEDA RAJABI

Inhaltsverzeichnis

ÜBER MUT, HEIMAT UND DIESCHÖNHEIT DES LEBENS

LEYLA PIEDAYESH

STEFANIE VON WIETERSHEIM

Einleitung

BIOGRAFIEN

IMPRESSUM

MARYAM KEYHANI

Künstlerin und Hutmacherin

JASMIN TABATABAI

Schauspielerin

LEYLA PIEDAYESH

Modemacherin

ISABEL NASRIN ABEDI

Autorin

MONA PIRZAD

Schauspielerin & DJ

SARAH SANDEH

Schauspielerin

ANAHITA SADIGHI

Galeristin und Künstlerin

SHERMINE SHAHRIVAR

Model und Schauspielerin

MELISSA KHALAJ

Sängerin und Moderatorin

SAHAR SODOUDI

Professorin für Stadtklima und Gründerin des Food Lab „Dr & Dr”

FOROUGH SODOUDI

Geophysikerin und Gründerin des Food Lab „Dr & Dr”

SHILA BEHJAT

Journalistin, Moderatorin, Verlegerin

APAMEH SCHÖNAUER

Architektin

NEDA RAJABI

Fotografin/Künstlerin

PARAMIDA

DJ

VIVIAN KOOHNAVARD

Tänzerin am Staatsballett Berlin

SHAHRZAD EDEN OSTERER

Journalistin

NARGESS ESKANDARI-GRÜNBERG

Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main

NATALIE AMIRI

Journalistin, Moderatorin und Buchautorin

DÜZEN TEKKAL

Journalistin

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Vorwort

LEYLA PIEDAYESH

„Ich bin eine Frau, die ihr Leben in Freiheit lebt. Das wünsche ich allen Frauen auf der Welt.”

Es ist gar nicht so lange her – es war der Herbst 2022 –, da wurde ich von meinen Gefühlen überrannt und eine Welle der Solidarität verband mich mit tausenden anderen iranischstämmigen Menschen und rief uns auf die Straße.

Wir standen in der Septembersonne, mit Tränen in den Augen und alle zusammen hatten ein gleiches, tiefes Gefühl der Verbundenheit und hörten den gleichen Ruf: ZAN ZENDEGI AZADI – Frau, Leben, Freiheit!

Frau, Leben, Freiheit – ich bin eine Frau, die ihr Leben in Freiheit lebt! Dank meiner Eltern, die sich 1979 zu Beginn der Revolution im Iran auf den Weg nach Deutschland machten, um mir genau dieses Privileg zu ermöglichen: sorglos in Freiheit zu leben, meinen Weg zu gehen und Entscheidungen zu treffen, wann und wie ich es vermag.

Dieses Leben in der Freiheit hat mir so vieles ermöglicht: die Wahl zu studieren, was ich will, eine Modefirma zu gründen und von Berlin aus meine Kreationen in die Welt hinauszutragen.

„Uns prägt alle eine tiefe Geschichte, eine alte Kultur - und aus dem Schicksal haben wir etwas aufgebaut, auf das wir stolz sein können.”

Was für mich in den letzten 40 Jahren eine Selbstverständlichkeit und die Normalität war, ist in dem Land, aus dem ich stamme, leider den Frauen verwehrt gewesen und ist es immer noch. Sie leben ein Leben in Unterdrückung und haben nach dem Gesetz keine Selbstbestimmung.

So war es keine Frage der Moral, auf die Straße zu gehen, um für die Rechte derer einzustehen, die unter Oppression leben müssen, sondern ein Bedürfnis und der Drang nach Gerechtigkeit. Ich fand mich wieder inmitten von Menschen mit ähnlichen, erlebten Geschichten und so fand ich den Kreis der starken Frauen aus dem Iran, die alle gemeinsam für etwas einstehen wollten, mit der Hoffnung auf Veränderung.

Als mich dann genau in dem Jahr der Callwey Verlag angesprochen hat, ein Buch über mich, mein Leben und meine Mode zu machen, war mir klar, dass dieser Platz allen Frauen gehört, die ich im Zuge der September-Demonstrationen getroffen hatte.

Ich wollte unsere Gemeinsamkeiten aufzeigen, den Teil unserer Kultur, der zumeist nicht zum Vorschein kommt: die Lyrik, die Musik, das Essen, die Feste, die Geselligkeit, die Heiterkeit und die Lust auf Leben – das, was uns verbindet.

Die einzelnen Geschichten, die ich in diesem Herbst hören und verstehen durfte, haben mir so viel Kraft und Stärke gezeigt, dass mir klar war, das Buch soll ein Buch über all die eindrucksvollen Frauen sein, die voller Zuversicht und Kraft für das Gleiche leben. Sie zeigten mir ihren Mut, von dem ich zehrte, aber auch ihre Schwächen und ihre Liebe.

Wir sind wie mit unsichtbaren Fäden verbunden und bereit, alles zu geben, um eine bessere Welt zu schaffen. Und das nicht nur für die Frauen im Iran, sondern für alle Frauen auf der Welt, die in Unterdrückung leben. Die nicht alleine Entscheidungen treffen können, die nicht frei sind als Mensch, sondern klassifiziert werden als ein Geschlecht, das weniger wert ist.

So war die Idee schnell geboren, den Kreis der Frauen, die mir nahestanden, mit denen ich mich in diesem Herbst 22 fast täglich im Austausch befand, unterschiedliche Aktivitäten geplant und umgesetzt habe, zu Leitfiguren des Buches zu machen.

Mein Porträt über mein Leben sollte den Querschnitt der Frauen zeigen, die alle eine tiefe Geschichte prägt, die alle aus dem Schicksal etwas aufgebaut haben, auf das man mit Stolz schauen kann. Es sind bewegende Geschichten.

Es ist gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. Dass es Gleichgesinnte gibt, die mit ihrer Kraft bereit sind, auch für andere einzustehen und etwas zu verändern.

Es ist mir eine Ehre, die Seiten dieses Buches mit all den außergewöhnlichen Frauen zu teilen und aus ihren Geschichten zu lernen.

Ich bin sehr stolz auf meine Herkunft, ich bin sehr stolz auf all die hier gezeigten Frauen und ihre Stimmen, denn sie haben alle so viel zu sagen, und es ist gut, ihnen zuzuhören – in der Hoffnung, dass unsere Geschichten inspirieren und beflügeln. Darauf, dass wir es gemeinsam schaffen, eine Veränderung herbeizuführen, die allen hilft, ein leichtes Morgen zu erleben, egal was gestern war.

EINLEITUNG

Lebensfreude in Zeiten des Freiheitskampfes

von

STEFANIE VON WIETERSHEIM

Ein Buch über Lebensmut und Lebensfreude zu machen, wenn es gleichzeitig um den Freiheitskampf der Iranerinnen, um Überleben und Tod in ihrem Land geht – darf man das, kann man das überhaupt?

Ja. Wir haben uns dazu entschieden, deutsche Frauen mit iranischen Wurzeln zu porträtieren – und zu zeigen, wie sie ihre ganz unterschiedlichen Lebensentwürfe gestalten, sich selbst und anderen Heimat geben. Und ja: zu zeigen, wie ihr persönliches Glück aussieht.

Wir möchten in Bildern und Texten erklären, welche Wege sie nach Deutschland geführt haben, wie sie ihre Herkunftskultur empfinden, was ihnen Vater- oder Mutterland ist. Wir sprechen über ihre Traumata und die ihrer Familie – und über die Frage, wie man sie überwindet. Über den pursuit of happiness in Deutschland. Einem Land, das mit Integration und dem Willkommen von Menschen aus anderen Kulturen nicht immer als einfach gilt. Über Mut in dunklen Zeiten und das Glück des äußeren und inneren Ankommens.

Manche der 19 hier porträtierten Frauen wurden in Deutschland als Töchter iranischer oder deutsch-iranischer Eltern geboren. Andere kamen erst in ihrer Schulzeit oder noch später nach Europa. Für alle Familien bedeutete das Jahr 1979 einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben, als die „Islamische Republik“ unter Ruhollah Chomeini gegründet wurde und der Schah Mohammad Reza Pahlavi mit seiner Familie ins Exil ging. Der zunehmende Terror des neuen Regimes, das Andersdenkende ins Gefängnis brachte, Frauenrechte beschnitt und den Alltag religiös motivierten Regeln unterwarf, ließ diese Familien ins Ausland fliehen. Eine weitere Zäsur bedeutete der Krieg zwischen Iran und Irak von 1980 bis 1988, in dem weitere Menschen das für sie unsichere Land verließen.

Worte auf die Gefühle von Zerrissenheit und Trauer zu setzen, über Liebe zu sprechen, über Unrecht und Recht, Freiheit und Unterdrückung, ist im Rahmen dieses Buches auch ein Zeichen der persönlichen Selbstbestimmung, die das Leben in einem Land mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bietet.

Ja, unsere Interviewpartnerinnen sind durchweg hochgebildete Frauen mit einem guten sozio-ökonomischen Hintergrund. Frauen, die es geschafft haben, sich einen Namen zu machen.

Es sind Schauspielerinnen wie Jasmin Tabatabai, Sarah Sandeh und Mona Pirzad, Journalistinnen wie Natalie Amiri, Shila Behjat und Shahrzad Eden Osterer oder Künstlerinnen wie Anahita Sadighi, Paramida, Maryam Keyhani, Vivian Assal Koohnavard und Neda Rajabi. Es sind Wissenschaftlerinnen wie die Zwillingsschwestern Sahar und Forough Sodoudi, die einen hochkultivierten Blick auf das Leben haben, wie auch die Architektin Apameh Schönauer. Die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und die Jugendbuchautorin Isabel Nasrin Abedi sind bekannte Persönlichkeiten, wie auch Model Shermine Shahrivar oder die Moderatorin Melissa Khalaj. Unsere Herausgeberin Leyla Piedayesh hat mit ihrer Modefirma Lala Berlin den kreativen Ruf der deutschen Hauptstadt in die Welt getragen. Schließlich öffnet die kurdisch-jesidische Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, deren Eltern aus der Südost-Türkei nach Deutschland kamen, als Nichtiranerin das Thema in unserem Interview inhaltlich über die Grenzen des Landes hinaus.

Gemeinsam ist allen 19 Frauen, dass sie in diesem Buch ihre Stimme erheben. Für „Frau, Leben, Freiheit“ – das kämpferische Motto, unter dem sich seit der Ermordung der iranischen Schülerin Jina Mahsa Amini am 16. September 2022 durch die iranische Sittenpolizei die Welt solidarisch mit der Gesellschaftsrevolution zeigt. „Frau, Leben, Freiheit“ – „zan, zendegi, azadi“ ist ein globaler Aufruf geworden, eine feministische Variante des französischen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Das Gefühl einer solidarischen Schwesterlichkeit kennen alle Interviewpartnerinnen in unterschiedlichen Formen, denn die deutsch-iranische Sisterhood-Community ist durch die feministische Revolution im Iran eng zusammengerückt. Gemeinsam ist diesen Frauen, dass sie die Erfahrung des Weggehens, Ankommens und Sich-Einfindens teilen und damit vielleicht auch prädestiniert sind für ein Leben mit empfindlichen Antennen für die Nöte anderer Menschen. Alle Protagonistinnen dieses Buches verfolgen die Entwicklungen in der Heimat ihrer Eltern voller Schmerz, Spannung, aber auch mit Hoffnung. Neben den analogen Netzwerken hat sich über Social Media eine weltumspannende Unterstützungs-Community gebildet, die die Inhaftierungen, die Säureattacken und das Niederschießen von Demonstrantinnen genau verfolgt und dokumentiert.

Es gibt keine Freiheit ohne die Freiheit der Frauen – deshalb ist die feministische Revolution im Iran auch entscheidend für die Menschenrechte auf der ganzen Welt. Insofern kämpfen die mutigen Frauen Irans – und an ihrer Seite auch Männer – gegen Versklavung, Entrechtung, Folter, Unterdrückung und Kontrolle von Frauen rund um den Globus. Sie kämpfen gegen die Reduzierung von Frauen auf den Status eines Sexobjekts, dessen Haar und Haut für einen Mann angeblich ein sündiger Anblick sein können. Sie kämpfen gegen das Auspeitschen und für die Gleichstellung vor dem Gesetz, für die Rechte der LGTBQIA+-Community und der Pressefreiheit.

Ich danke meinen Interviewpartnerinnen, die mir gezeigt haben, was es bedeutet, für die Freiheit in all ihren Formen zu leben.

Und so geht es in diesem Buch nicht nur um Familiengeschichten und Politik, sondern auch um Musik, Literatur, Bildende Kunst, Mode, köstliche Speisen, Farben und Gerüche: Schöpfungen, die unseren Seelen Nahrung geben, in hellen wie in düsteren Zeiten.

Beim Schreiben musste ich öfter an das Zitat der Philosophin Simone de Beauvoir denken: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen nichts.“

Als dann im Oktober 2023 angekündigt wurde, dass die iranische Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi den Friedensnobelpreis erhält – und bei Bekanntwerden dieser Nachricht der Ruf „zan, zendegi, azadi“ durch das Evin-Foltergefängnis hallte, in dem sie willkürlich inhaftiert ist – bekam dieses Buchprojekt für uns noch einmal eine größere Dimension.

Die mutigen Töchter Irans fordern in diesen Tagen alle Rechte, die Männern schon zustehen. Und ich wünsche ihnen, dass sie diese eines Tages bekommen werden. Und unbekümmert und frei durch ihr Leben gehen können.

Die Poesie der Sehnsucht: Ein Leitmotiv im Leben der Töchter Irans

portraits

SARAH SANDEH

Schauspielerin

SAHAR SODOUDI & FOROUGH SODOUDI

Wissenschaftlerinnen und Gründerinnen des Food Lab Dr & Dr

MARYAM KEYHANI

Künstlerin und Hutmacherin

PARAMIDA

DJ

SHERMINE SHARIVAR

Model und Schauspielerin

ISABEL NASRIN ABEDI

Kinder- und Jugendbuchautorin

VIVIAN ASSAL KOOHNAVARD

Tänzerin am Staatsballett Berlin

SHARZAD EDEN OSTERER

Journalistin

LEYLA PIEDAYESH

Modemacherin

MONA PIRZAT

Schauspielerin und DJ

SHILA BEHJAT

Journalistin, Moderatorin, Verlegerin

ANAHITA SADIGHI

Galeristin und Künstlerin

MELISSA KHALAJ

Sängerin und Moderatorin

NARGESS ESKANDARI-GRÜNBERG

Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main

NEDA RAJABI

Fotografin/Künstlerin

APAMEH SCHÖNAUER

Architektin

JASMIN TABATABAI

Schauspielerin und Sängerin

NATALIE AMIRI

Moderatorin

DÜZEN TEKKAL

Journalistin und Menschenrechtsaktivistin

MARYAM KEYHANI

Die wunderbare Welt der Maryam

KÜNSTLERIN UND HUTMACHERIN

Zuerst kommt der Hut. Ein riesengroßer, Hut. Ein schwebendes Monster-Soufflee, mit zwei Beinen darunter. Dann ertönt die Stimme einer Frau aus ihm – auf Englisch. Eine weiße, flauschige Perserkatze flitzt durch das helle Altbauzimmer mit seinen hohen Holztüren – und von der Wand leuchten Gemälde in rosa und rot, die Fruchtpyramiden, weiße Halskrausen und Frauensilhouetten zeigen. Schließlich hebt sich der Hut, und das strahlende Gesicht von Maryam Keyhani erscheint. Maryam ist visuelle Poetin, Performance-Künstlerin und Skulpteurin einer magischen, fast kindlich anmutenden Galaxie mitten in Berlin. Und sie zieht die Besucher ihres märchenhaften Universums damit in eine Parallelwelt, fernab von den Schrecklichkeiten dieser Erde und der Mühsal des Alltags.

Ein Leben wie aus dem Buch: Maryam liest in einem ihrer täglich geschriebenen Tagebücher aus Jugendzeiten.

„All I want is art“, sagt die 42-Jährige und erzählt, wie sie endlich, endlich nach dem kanadischen Schulabschluss auf der Kunsthochschule in Toronto ihre Seelengeschwister fand. Dass Schönheit essenziell für das Leben ist und dass sie sich eines wünscht: „A small business and a slow life.“ Je länger man ihr zuhört, umso mehr bedauert man, dass es nicht mehr Menschen wie sie gibt, die in ballonartigen Roben durch die Großstadt gehen, einen eigenen Koffer für einen Hut auf der Reise nach Rom brauchen und karierte Sonnenbrillen tragen, die an Peggy Guggenheim erinnern.

Tradition und Moderne: Ein Buch über alte iranische Textilien ruht unter Maryams selbst kreierten Hüten.

Der Lebensweg der 1981 in Teheran geborenen Künstlerin über Kanada, Paris und Buenos Aires in das für Berlin so typische Soziotop am Prenzlauer Berg lief über Stege, die allesamt mit Kunst zu tun hatten.

Sie war 13 Jahre alt, als ihre Eltern – ein Kunstmaler und eine Sozialarbeiterin – mit ihr aus dem Heimatland nach Toronto flohen. „Es war die komplette Desorientierung“, beschreibt Maryam Keyhani rückblickend ihren erzwungenen Umzug. „Das Ankommen in Kanada war für mich eine total verrückte Sache, denn ich konnte überhaupt nicht Englisch und wurde dort aber sofort in die Highschool geschickt“, erinnert sie sich. Sie kann sich heute nicht erklären, wie sie mit abstrakten, naturwissenschaftlichen Fächern in der fremden Sprache überhaupt zurechtkam. „But I had no choice.“ Der Bruch im Leben wurde jedoch durch die sofortige Aufnahme in die große iranische Community abgefedert. „Diese Bubble gab mir das Gefühl, Iran niemals wirklich verlassen zu haben“, sagt Maryam Keyhani. Nach dem schweren Anfang landete sie zwar auf den Füßen – fühlte sich aber immer irgendwie anders. „I was always different than the other kids.“ Das lag nicht etwa an ihrer anderen Herkunftskultur – Kanada ist ein Einwanderungsland mit über 70 Nationalitäten –, sondern daran, dass sie in der Seele immer Künstlerin war. Doch das fand sie erst heraus, als sie nach einem kurzen Psychologiestudium auf die OCAD Universität in Toronto ging, um Zeichnen und Malen zu studieren. „Auf der Kunstschule war für mich der erste Moment meines bisherigen Lebens, in dem ich dachte, ich habe meine Menschen gefunden“, sagt sie. „Ich wusste nicht, dass es Leute wie mich gab, obwohl mein Vater ja Maler war, denn er war der einzige Künstler, den ich kannte!“ Der Vater malte klassische Bilder im impressionistischen und präraffaelitischen Stil und schaffte es damit, die Familie zu ernähren. „Für ihn war das Malen wie ein Nine-to-Five-Job, er zog sich zum Malen zurück, arbeitete, verdiente damit Geld, das war unglaublich.“

„Ich war immer anders als andere Kinder.“

Nach der Kunsthochschule arbeitete Maryam Keyhani zuerst als Schmuckdesignerin – auch in Paris und Buenos Aires –, „aber diese Fashion-Welt ist nichts für mein Nervensystem.“ Sie ging zurück in ihre Welt der Skulpturen und Kunst und kam auf den Hut. Wie denn bitte das? „That’s a personal thing“, erklärt sie. „Es gibt entweder Hutmenschen oder Keine-Hutmenschen.“ Maryam trug schon als junges Mädchen immer Hüte und verliebte sich mit Anfang 20 in Vintage-Modelle in Paris. Die meisten Hüte, die ihr gefielen, waren meist zu teuer für ihr Budget. So begann sie, selbst welche zu entwerfen. Als sie immer häufiger auf ihre ausgefallenen Modelle angesprochen wurde, begann sie Hüte für Kundinnen zu produzieren. Und auf einmal war es ein Business: „Doing art and making hats.“ Ihr exzentrisches Universum – surreal, minimalistisch, theatralisch zugleich – erinnert an die Kreationen der Modemacherin Elsa Schiaparelli aus den 1930-er Jahren, die Formen ihrer Skulpturen an den Bildhauer Constantin Brancusi, ihre Kleider an neobarocken Überfluss. Da gibt es Hüte, die zu Türmen, übereinander gestapelt scheinen oder wie fette Wolken auf dem Kopf sitzen. Gürtel in Handform, die sich um die Taille schmiegen wie die Arme einer Freundin und Haarreifen mit Napoleon-Kappen. Sie entwirft zudem dramatische Roben aus Seidenmoiré und gestreifte Kaftane mit Lurexschimmer.

„In meinem Kopf sind so viele Gedanken, dass ich sie gar nicht alle einfangen kann.“

Mix & Match: Die Herrin der Fantasie hinter einer Fruchtschale, die sie bei eBay gefunden hat.

Maryam Keyhani ist froh, nicht nach dem richtigen Fashion-Kalender mit seinen Saisons arbeiten zu müssen. „Wenn ich eine Idee habe, setze ich sie um, aber ich habe kein großes Lager, sondern arbeite nach meinem Rhythmus.“ Neben Bildern, Hüten und Kleidern verkauft sie auch online Gläser, Keramik, Sonnenbrillen, Handtaschen und Gürtel. Seit 2022 führt sie zudem einen kleinen Laden an der Choriner Straße. Hergestellt werden ihre Hüte in Florenz und in Philadelphia sitzen Damen, die seit 20 Jahren ihre Kaftane und Capes aus Seide nähen. In Berlin arbeiten die Keramikerinnen und Glasmacher. „Vielleicht ist das kein ideales Business-Modell, die Textilien und Hüte nach Europa zu verschiffen, aber ich glaube an langjährige Beziehungen zwischen Menschen, die Schönheit erschaffen.“ In der letzten Zeit haben auch die Vogue- und ELLE-Redakteurinnen dieser Welt ihre Kreationen entdeckt und zeigen sie auf ihren Hochglanzseiten.

Großer Auftritt: Maryam Keyhani liebt opulente Roben auch im Alltag.

Für Maryam ist das tägliche Eintauchen in die Welt der Kunst eine Befreiung. „Ich weiß nur hier, wie ich navigieren kann“, erklärt sie. „Zum Glück habe ich im Studium meinen Ehemann getroffen, der mich immer verstanden hat.“ Wenn sie von ihrem Mann Ali Karbassi spricht, ist sie voller Liebe und Dankbarkeit dafür, dass er sie als Person so umfassend begreift und unterstützt. „Seit 20 Jahren lebt er auf dem Planeten Erde, ich hingegen bin eher woanders, aber er erlaubt es mir, in meiner Welt zu leben, während er sich um viele irdische Dinge kümmert“, sagt sie. „Er ist ein super Vater, übernimmt viele meiner Aufgaben mit den beiden Kindern und glaubt an mich – gar nicht selbstverständlich für ein iranisch geprägten Mann.“ Denn auch die Familie des Ehemanns stammt aus dem Iran, hat aber lange in Hamburg gelebt. Im Haus wird eine Mischung aus Farsi, Englisch und Deutsch gesprochen. „Wenn ich schimpfe oder extra sweete Dinge sage, spreche ich automatisch Farsi“, erklärt Maryam. „Farsi geht gut für Romantik und Ärger!“ Wie klingt denn „extra sweetes Farsi“? „Man sagt dann etwa, ‚ich werde mein Leben für dich geben!‘ – und wenn man jemanden beschimpft, haut man ‚dein Vater war ein Hund‘ raus.“

„Die Realität ist gerade ziemlich finster, deshalb ist die Schönheit als Gegenwelt so wichtig.“

Wie schafft sie es, sich inmitten des Familienlebens mit dem acht Jahre alten Rumi und der sechs Jahre alten Deli innere und äußere Räume für ihre Kreationen zu schaffen? An manchen Tagen 12 Stunden am Stück durchzumalen? „Ehrlich gesagt habe ich darauf keine Antwort, ich kämpfe damit die ganze Zeit, aber Berlin hilft mir dabei“, sagt die Künstlerin. „Berlin gibt mir Ruhe und ich komme hier weiter, denn ich habe den Raum, den ich brauche“, erklärt sie. „In Berlin ist es egal, was du machst, man wird nicht in einen Status-Kontext gesteckt, wenn man dich kennenlernt“, sagt sie. „Hier ist genug, was du hast und hier ist es egal, wer du bist. Du musst nicht immer mehr und mehr besitzen.“ Im Gegensatz zu Toronto, einer Stadt, in der Business, Karriere und Geld zählten, fühlt sie sich in Berlin ‚genug‘. „Ich bin dankbar für Kanada, aber Berlin hat diese Vibration.“ Karriereleitern zu erklimmen um des Geldes wegen – nichts für sie, auch wenn sie, seitdem sie Kinder hat, eine größere Notwendigkeit empfindet, den ganzen Laden auch materiell am Laufen zu halten und mehr zu verkaufen.

Ihre große Freude ist, dass fast alle ihre Gemälde von Frauen gekauft werden, und das in einer Zeit, in der der Kunstmarkt auf allen Seiten von Männern dominiert ist. „Zu Beginn war es unglaublich für mich zu sehen, dass Frauen meine Bilder für sich selbst kaufen, etwa zu einem Geburtstag oder nach einer Scheidung.“ Da die Einstiegspreise ihrer Bilder bei wenigen hundert Euro liegen, ist die Schwelle zum Kaufen nicht sehr hoch. Maryam Keyhani ist davon überzeugt, dass sich die Bilder ihre zukünftigen Besitzerinnen aussuchen – und nicht umgekehrt. „Da gibt es ein Match zwischen den Charakteren!“ Auch die Geschichten, die ihre Objekte mit ihren Besitzerinnen verbinden, erstaunen sie immer wieder. Da gab es etwa eine US-Anwältin, die mehrere ihrer auffallenden Cloud Hats kaufte („Wann trägt sie die nur?“) – oder die Ärztin einer Sterbehilfeorganisation, die mit ihren überdimensionalen Hüten Patienten am Lebensende besucht, um ihnen Freude zu bringen. Den Cloud Hat – eines ihrer Markenzeichen und Bestseller – hat Maryam ursprünglich für sich selbst entworfen. Er ist bequem, weich und ein Huhu-Teil, unter dem man sich verstecken kann.

Im Reich der Illusion: selbstgemachte Riesenkuchen aus Seide neben der Hut-Handtasche im Atelier

Versteckspiel mit Identitäten: Maryam Keyhani liest in einem Buch über den Iran.

Reich der Kinder: Eine auf eBay erstandene, rosa Vitrine steht neben einer Kinderküche im Berliner Familienappartement.

„Ich will nichts anderes tun als Kunst.“

Kunst an der Wand: Aus den Worten „Woman, Life, Freedom“ malte Maryam Keyhani ein „haargewordenes“ politisches Manifest.

Galerie-Schlafzimmer: Ein Riesenpilz aus Stoff wacht über Bücher und Bewohner aus zwei Generationen.

Maryam selber geht nie ohne Hut aus dem Haus – egal ob sie in Berlin, Paris, Rom oder am Strand flaniert. Hüte sind für sie viel mehr als ein Accessoire, sondern der Beginn einer poetischen Performance, ein emotionales Projekt. „Ich mag ja selber, dass ich beim Tragen der Hüte so viel Freude in meine Umgebung bringe – I make someone‘s day!“ Spaß ist für sie eine Universalsprache, eine kollektive Freude. „Ich kann herumgehen und Leute glücklich machen.“ Dass Menschen sie anstarren und mit dem Finger auf sie zeigen, gehört dazu. Das Huttragen ist für die Künstlerin eine Art, sich sicher zu fühlen und damit ihre Persönlichkeit auszudrücken. „Ich liebe Aufmerksamkeit, ich bin eine laute Person eigentlich, aber ich kann vom Leben nicht so sehr beansprucht werden.“

„Schönheit ist die Essenz der persischen Kultur.“

Im Iran war sie das letzte Mal vor 15 Jahren. „Das Land fehlt mir zwar, aber ich trage es ja in mir und ich lebe den Iran auch mit meinen Kindern, in den Mahlzeiten, die ich für sie zubereite, und in der Musik, die wir hören.“ Ihre Landsleute hält sie für Künstler des Lebensglücks. „Die Iraner haben die Gabe, Freude und Glück in den absurdesten Situationen zu finden“, sagt sie. Sie erzählt davon, wie die Iranerinnen trotz strenger Verbote, schön zurechtgemacht, nachts mit Autos zu Freunden fahren, Menschen auf kleinen Grünflächen direkt neben der Autobahn gemütlich picknicken oder die großartige Natur des Landes genießen. „Schönheit ist ja die Essenz der persischen Kultur“, sagt die Künstlerin leidenschaftlich. „Schönheit in Poesie und Freundschaft und bildender Kunst – und sie lebt, obwohl wir im Schmerz das Gewicht der Welt auf dem Herzen tragen.“

Skurril-poetisch: Ein von einer längst vergangenen Party stammender gelber Luftballon hat seinen Platz zu Füßen einer Gans gefunden.

Inspiration im Sonnenlicht: Drucke alter persischer Muster gehören zur Motivsammlung der Künstlerin.

PLAYLIST MEINES LEBENS

1

FARAMARZ ASLANI

AGE YE ROOZ

Ein klassischer Heartbreak-Song. Jede Trennung fühlte sich an wie genau für dieses Lied gemacht.

2

HAYEDEH

SHABEH ESHGH

Hayedeh ist die Königin meines Herzens. Sie ist da, wenn man sich traurig, glücklich, beschwipst, verliebt, entliebt fühlt. Es gibt immer einen Hayedeh-Song für die Stimmung deines Herzens.

3

ZIBA SHIRAZI

ZAN

Dieses Lied heißt „Frau“ und ist so mit weiblicher Energie und Mut aufgeladen, dass ich es immer wieder höre, seit ich 14 Jahre alt bin.

4

GOOGOOSH

MARHAM

Googoosh thront auf der höchsten Höhe meines Herzens für persische Musik. Worte können nicht die Zeit beschreiben, die wir zusammen verbracht haben.

5

GOOGOOSH

POL

Googooshs Songs sind kostbare Edelsteine, am liebsten würde ich Dutzende empfehlen. Hier sind eben erst einmal zwei.

WAS WIR NOCH WISSEN WOLLTEN

Meine Heimat liegt inIran und Kanada, immer ganz nah an meinem Herzen.

Mein Zuhause istBerlin.

Mein Buch für durchwachte Nächte ist„Daily Rituals: How Artists Work“ von Mason Currey. Es liegt neben meinem Bett.

Wenn ich ein perfektes Essen geben möchte, dannmache ich es ganz einfach, damit ich eine entspannte Energie habe. Letzte Woche hatte ich die beste Dinner Party mit einer Sardinendose.

Zur Tischgesellschaft meiner Träume kommenMenschen, die ich liebe, aus meiner Nachbarschaft und Community.

Männer sindin meinem Leben… Ich habe wirklich gute Männer in meinem Leben, meinen Mann und meinen Sohn. Mein Ehemann ist mein Fels.

Frauen-Freundschaften sind für michvital.

Ein Kleidungsstück, dasmich wirklich glücklich macht, sind Hüte, Hüte, Hüte, Hüte…

Mein größter Schmerz istmeine Kindheit.

Der Geruch meines Glücks hat den Duft nachKüche im Haus. Es erinnert mich daran, dass hier das Leben stattfindet, es gibt mir Sicherheit.

Der Tod ist für michein langer Schlaf, eine lange Siesta.

Leben nach eigenem Maßstab: Maryam Keyhani in Tunika in ihrem Berliner Refugium

REZEPT

Lubia Polo

Lubia Polo ist ein köstliches Pilaw-Gericht, das ich seit Kindertagen liebe. Ich koche es oft für meine eigenen Kinder und für große Nachbarschafts-Dinners. Da die persische Küche traditionell viel mit Fleisch arbeitet, ist es schön, hier einmal eine vegane Variante zu haben: Reis mit ausdrucksvoller Tomatensoße, grünen Bohnen und Tofu – der das Lamm oder Rind ersetzt.

Zutaten

500 gr. grüne Bohnen

250 gr. klein gehackte Champignons

250 gr. fester Tofu

1 gehackte Zwiebel

4 gehackte Knoblauchzehen

1 Teelöffel Kurkumapulver

einige Safranfäden, zermahlen

1 Teelöffel Advieh (persische Gewürzmischung)

100 gr. Tomatenmark

2 Becher passierte Tomaten

1-2 Becher Wasser

2 1/2 Becher gut gewaschener

Basmati-Reis

3 Esslöffel Olivenöl

Salz und Pfeffer

Vorbereitung Gemüse

1. Die Enden der Bohnen abschneiden, dann die Bohnen mit einer Schere in 1 bis 2 Zentimeter lange Stücke schneiden.

2. Die Zwiebeln in einer großen Pfanne im Olivenöl anbraten, Knoblauch hinzugeben. Für einige Minuten brutzeln lassen, dann Kurkumapulver, Salz und Pfeffer zufügen.

3. Champignons hinzugeben, für einige Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen und den zerbröckelten Tofu zufügen.

4. Nun die grünen Bohnen darauf geben, salzen, pfeffern und umrühren.

5. Tomatenmark einrühren und alles einige Minuten köcheln lassen. Die passierten Tomaten und einen Becher Wasser dazugeben.

6. Danach die zermahlenen und in 2 Esslöffel heißem Wasser aufgelösten Safranfäden sowie das Advieh zufügen und alles auf kleiner Flamme für 20 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Die Mischung sollte nicht zu dick oder trocken, aber auch nicht zu wässrig sein.

Zubereitung Reis

1. Reis mit 2 Teelöffeln Salz in Wasser kochen. Nach 10 bis 15 Minuten sollte er al dente/halb gekocht sein. Abgießen und mit kaltem Wasser abspülen.

2. Olivenöl in einen Topf geben und ein wenig Safranwasser darauf spritzen. Dann einige Schöpflöffel Reis auf dem Boden verteilen (etwa ein Viertel der Gesamtmenge), dann die Gemüsemischung (auch ein Viertel der Gesamtmenge) darauf schichten und dies gleichmäßig wiederholen.

3. Wenn die Schichttorte fertig ist, mit einem Löffelstiel Löcher in die Masse stechen, damit Lufttaschen entstehen.

4. Den offenen Topf mit einem Küchenhandtuch bedecken, den Deckel darauf setzen und bei niedriger Flamme 45 bis 60 Minuten sanft kochen lassen.

5. Vor dem Servieren nimmt man den Deckel ab, legt eine große Servierplatte auf den Topf, dreht ihn um und stürzt das Gericht auf die Platte. Tadaaa: hier ist der schöne Lubia Polo mit knusprigem Tahdig. Je länger man den Reis im Topf bei niedriger Temperatur kochen lässt, umso knuspriger wird die Kruste.

Dazu passt der Gurkenjoghurt Mast-o-khiar (siehe Seite 50)

Küche als Schutzraum von Seele und Leib: Die Künstlerin liebt es, Kinder, Freunde und Familie zu langen Essen in ihrer Wohnung zu versammeln.

JASMIN TABATABAI

„Iraner vergessen ihre Heimat nicht, egal, wo sie sind.“

SCHAUSPIELERIN UND SÄNGERIN

„Liebe Jasmin, Du bist 1967 in Teheran geboren, hast dort mit Deiner Familie in einem alten Haus mit einem riesigen Walnussbaum im Garten gewohnt, das Haus war oft voller Gäste, Du bist dort auf die deutsche Schule gegangen – wie erinnerst Du heute Deine Kindheit im Iran?“

„Ich hatte eine sehr unbeschwerte, behütete Kindheit mit meinen drei Geschwistern in Teheran – und am Land im Nordosten in Schodja-Abad, wo mein Vater auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb Baumwolle anbaute. Wir hatten eine ziemliche Sonderposition, weil meine Mutter Deutsche war und wir die deutschen Kids mit allen Privilegien waren. Auf der deutschen Schule, die wir besuchten, waren damals nur Kinder, die einen deutschen Elternteil hatten. Im Grunde war das eine sehr elitäre Angelegenheit. Normale Iraner konnten dort gar nicht hingehen, aber als Kind kriegst Du es ja gar nicht so mit. Wir haben in den iranischen Bergen Skifahren gelernt.“

Die deutsch-iranische Familie Tabatabai in Teheran 1969: Tochter Jasmin ist auf dem Foto knapp zwei Jahre alt.

Jasmin Tabatabai malte diesen Karton für ihre erste Aktion für „Frau, Leben, Freiheit“ und behielt ihn für weitere Demos und als Erinnerung.

Ein Stück Nahost für den Berliner Wintergarten: Orangenbäumchen im Sonnenlicht

„Wie habt Ihr zuhause gesprochen?“

„Wir haben mit der Mutter Deutsch geredet – das ist bis heute meine stärkere Sprache –, mit dem Vater Persisch und unter uns Geschwistern gemischt. Wir vier Geschwister hatten zudem eine Mischmasch-Geheimsprache untereinander, die unsere Eltern und Lehrer regelmäßig auf die Palme brachte. Das hörte sich dann so an: ‚Eh, Bleistiftam oftad sire Tischam‘ – ‚Oh, mein Bleistift ist unter meinen Tisch gefallen!‘“

Halbperser unter sich: Jasmin Tabatabai mit Kater Zuko

„Du hast Deine deutsch-iranische Familiensaga sehr eindrucksvoll in Deinem Buch „Rosenjahre“ beschrieben. In ihm erzählst Du, wie Deine Mutter Deinen Vater auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt hat, wie sie ihm in den Iran gefolgt ist und 1958 geheiratet hat. Sie erscheint als sehr couragierte Frau.“

„Meine Mutter ist begeistert eingetaucht in die iranische Kultur, hat perfekt Persisch gelernt, hat sich sehr für die Leute und das Land interessiert. Da mein Vater auf dem Land Baumwolle angepflanzt hat und wir neben Teheran viel Zeit dort verbrachten, hat mich das Leben am Land sehr geprägt. Der Respekt vor den einfachen Leuten, den unsere Eltern uns vermittelten. Wir lebten in einer sehr großen Familie, ständig war Besuch da.“

„War Religion ein Thema bei Euch?“

„Ich komme aus keiner strenggläubigen Familie, wir wuchsen säkular auf. Meine Eltern haben mich humanistisch geprägt. Wichtig war, ein guter Mensch zu sein. ‚Es ist egal, ob die anderen alle lügen, wir tun es nicht!‘, das waren einfache Wahrheiten, die sich uns Kindern einprägten. Es wurde zuhause extrem Wert darauf gelegt, dass wir nicht arrogant sind oder andere, besonders ärmere Menschen, herablassend behandeln. Als ich einmal frech zu einem Lehrer war, habe ich richtig Ärger von meinem Vater bekommen, der mich zurechtgewiesen hat, dass man gegenüber einer Lehrperson nicht respektlos sein darf.“

„Wie habt Ihr die Feiertage gefeiert?“