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Drei Bände der romantischen Island Hearts-Reihe als Sammelband. Laura: Nach ihrer Scheidung gönnt sich Laura eine Reise auf die britische Insel Jersey, wo sie dem charmanten David begegnet. Rasch verliebt sie sich in den attraktiven Mann und verbringt traumhafte Urlaubstage mit ihm. Doch bald beginnt sie an ihrem Verehrer zu zweifeln, denn David verbirgt offensichtlich etwas vor ihr. Isabel: Der erfolgreiche Schriftsteller Manuel kehrt nach vierzehn Jahren auf seine Heimatinsel Madeira zurück, wo er seiner Jugendfreundin Isabel begegnet. Aus dem Mädchen ist inzwischen eine aparte Frau geworden, die in ihrem Beruf als Orchideengärtnerin aufgeht. Alte Gefühle erwachen erneut zum Leben, doch wird es für diese beiden so unterschiedlichen Menschen einen gemeinsamen Weg geben? Isabel ist tief verwurzelt mit der Insel, während es Manuel nie lange an einem Ort hält. Elvy: Als ihr Hund auf der norwegischen Insel Senja einen verletzten Mann findet, gerät Elvys wohlgeordnetes Leben schlagartig aus den Fugen. Den ebenso faszinierenden wie wortkargen Fremden umgibt eine gefährliche Aura, und am liebsten würde Elvy ihn schnellstens wieder loswerden. Doch ein Schneesturm zwingt sie dazu, abgeschnitten von der Außenwelt mit ihm in einer abgelegenen Hütte auszuharren.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Inhaltsverzeichnis
Island Hearts: Laura
Island Hearts: Isabel
Island Hearts: Elvy
Weitere Romane von Romina Gold
Leseprobe
Impressum
Band 1
Liebesroman
Romina Gold
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
bei der Island Hearts-Serie handelt es sich um stimmungsvolle Kurzromane von Susan Florya oder Romina Gold, die unabhängig voneinander gelesen werden können.
Kommt mit uns auf traumhafte Inseln, lasst euch vom Inselflair verzaubern und erlebt eine romantische Liebesgeschichte.
Band 1: Laura – Jersey, Channel Island – Romina Gold
Band 2: Isabel – Madeira – Romina Gold
Band 3: Felicitas – Lanzarote – Susan Florya
Band 4: Carolin – Rügen – Susan Florya
Band 5: Elvy – Senja – Romina Gold
Island Hearts-Sammelband mit drei Romanen von Romina Gold
Tag eins
Laura
»Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde.« Dieser Satz von Victor Hugo, mit dem er einst die Kanalinseln beschrieben hatte, fiel mir beim Landeanflug auf Jersey wieder ein. Endlich erfüllte sich mein lang gehegter Wunsch, einmal diese zauberhafte Insel im Ärmelkanal zu besuchen, wo sich englische Lebensart und französischer Charme zu einer unvergleichlichen Mischung vereinen.
Leise Wehmut stieg in mir hoch. Es war immer mein Traum gewesen, diese Reise mit meinem Mann zu unternehmen. Ex-Mann, korrigierte ich mich automatisch, während ich mich gleichzeitig zwang, die trüben Gedanken an ihn zu verdrängen. Harte Monate lagen hinter mir, eine hässliche Trennung, geprägt von Kummer, Zorn und Tränen. Du bist frei, kannst tun und lassen, was du willst, redete ich mir zu, doch meine bedrückte Stimmung ließ sich davon nicht vertreiben. Um mich abzulenken, blickte ich hinab auf den breiten Sandstrand und die saftigen grünen Wiesen, die wir soeben überflogen. Bald schon würde ich am Strand spazieren gehen, barfuß durch die Wellen laufen …
Eine milde Frühsommerbrise empfing mich, als ich das Flughafengebäude verließ. In Frankfurt hatte es geregnet, als ich an Bord gegangen war, und hier herrschte das schönste Wetter. Tief atmete ich die würzige Seeluft ein, genoss die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Ich hatte diesen Urlaub spontan gebucht, nachdem mir vor zwei Wochen die endgültigen Scheidungspapiere zugestellt worden waren und meine Stimmung danach auf den absoluten Tiefpunkt gesunken war. Auf Jersey würde ich hoffentlich zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken können. Zum ersten Mal in meinem Leben reiste ich allein. Ein ungewohntes Gefühl, doch ich war entschlossen, mich dieser Herausforderung zu stellen.
Ich stieg in eines der wartenden Taxis und nannte dem Fahrer als Ziel das Somerville Hotel in St. Aubin. Wenige Minuten später erblickte ich von der Küstenstraße aus zum ersten Mal mein Urlaubsdomizil. Das imposante Bauwerk mit seinen spitzen Giebeln thronte auf einem Hügel oberhalb der Bucht, die helle Fassade leuchtete im Licht der Nachmittagssonne und hob sich malerisch von den sattgrünen Bäumen im Hintergrund ab. Ich fühlte mich sofort willkommen.
Das Zimmer zur Meerseite, das ich gebucht hatte, strahlte distinguierte englische Noblesse aus und bot einen Panoramablick über die Bay und auf das vorgelagerte St. Aubin’s Fort. Voller Begeisterung öffnete ich die Fensterflügel und lehnte mich ein Stückchen hinaus. Der Wind strich durch mein Haar und wehte mir eine Strähne ins Gesicht. Ich schob sie hinters Ohr, während ich die Aussicht auf mich wirken ließ. Mein Blick blieb auf der Marina unterhalb des Hotels hängen, wo sich Jachten und Fischerboote im Rhythmus der Dünung wiegten. Einfach perfekt, genau so hatte ich mir diesen Urlaub vorgestellt. Ich fühlte mich wie im Paradies. Jetzt fehlte zu meinem Glück nur noch der perfekte Mann. Vergiss es, Laura, meldete sich meine innere Stimme, natürlich skeptisch wie immer. Märchenprinzen sind ausgestorben. Melancholisch wandte ich mich ab und begann, meinen Koffer auszupacken.
Tag zwei
Laura
Ein vorwitziger Sonnenstrahl küsste mich wach und die Freude darüber, auf Jersey zu sein, trieb mich aus dem Bett und ans Fenster. Es war Ebbe und die Boote, die gestern noch so malerisch auf den Wellen geschaukelt hatten, lagen nun auf dem Grund des trockengefallenen Hafenbeckens. Eine Auswirkung der großen Gezeitenunterschiede, die im Ärmelkanal herrschten.
Nach einem leichten Frühstück sah ich mich im Hotel um und setzte mich mit den Prospekten, die ich am Empfang mitgenommen hatte, auf die Terrasse. Doch anstatt zu lesen, sah ich lieber über die Bucht und beobachtete das Treiben ringsum. Schließlich suchte ich mein Zimmer auf und schlüpfte in meine Laufkleidung. Als ich die Lobby durchquerte, bemerkte ich, wie mich ein Typ in einem dunklen Anzug musterte, vermutlich ein Geschäftsmann. Sein forschender Blick irritierte mich. Ob es ihm missfiel, dass ich in meinem Sportdress durch das noble Hotel lief? Ich ignorierte ihn, trat ins Freie und trabte los Richtung Hauptstadt. Die Strecke zog sich in einem sanften Bogen an der Bucht entlang bis St. Helier.
Nach der Trennung von meinem Mann hatte ich meine sportlichen Aktivitäten wieder aufgenommen, die lange Jahre zu kurz gekommen waren. Wieso sollte ich die Abende allein in meiner Wohnung herumsitzen? Dann verbrachte ich sie doch lieber im Fitnessstudio oder mit Joggen, falls es das Wetter zuließ. Zeit genug hatte ich ja nun dafür. Viel zu viel Zeit … Seit einigen Monaten freute ich mich allerdings aufs Heimkommen, da regelmäßig eine E-Mail auf mich wartete. Von Julian, einer Internetbekanntschaft. Wir hatten uns in einem Sportforum kennengelernt. Zuerst tauschten wir uns nur in den Forenbeiträgen aus, gingen jedoch schnell zu privaten E-Mails über. Mittlerweile pflegten wir eine intensive, moderne Brieffreundschaft. Mir fiel es schwer, meine Empfindungen in einem Gespräch auszudrücken, die Kränkungen, die mein Ex-Mann mir zugefügt hatte, waren noch zu präsent. Darüber zu schreiben war für mich einfacher. Dabei sah niemand meine Tränen und ich musste keine mitleidigen Blicke ertragen. Julian war ein verständnisvoller »Zuhörer« und ein sensibler Ratgeber. Inzwischen wusste er mehr über mich als die meisten Menschen in meinem Bekanntenkreis. Wir waren uns nahe, obwohl wir uns nicht persönlich kannten. Bei dem Gedanken an ihn stieg ein warmes Gefühl in mir auf.
In St. Helier angekommen, kaufte ich mir am Busbahnhof ein Wochenticket. Ich wollte die Insel gründlich kennenlernen und das ging am einfachsten per Bus. Ein Leihwagen kam für mich nicht infrage, der Linksverkehr und die engen, kurvigen Straßen überforderten mich bereits, wenn ich nur daran dachte.
Anschließend schlenderte ich die King Street entlang, betrachtete die Auslagen in den Geschäften und stellte ernüchtert fest, dass ich in diesem Urlaub vermutlich keine Schnäppchen machen würde. Hier lebten viele Wohlhabende und entsprechend hochpreisig war das Angebot. Die scherzhafte Bemerkung meine Kollegin Nele, ich könnte mir auf Jersey doch einen Millionär angeln, kam mir in den Sinn. Ich verzog das Gesicht. Ich brauchte keinen Millionär, ich wollte einen Mann, bei dem das Herz auf dem rechten Fleck saß.
In einer Boutique entdeckte ich wider Erwarten ein hübsches Sommerkleid zu einem akzeptablen Preis und beschloss, morgen wiederzukommen, um es anzuprobieren. Ich war verschwitzt durchs Laufen und meine Kreditkarte lag im Hotelsafe.
Ich rannte zurück nach St. Aubin, sprang unter die Dusche und erkundete anschließend das pittoreske Hafenstädtchen, das mit seinen verwinkelten Gassen an ein Piratennest erinnerte. Abends aß ich im Hotelrestaurant, erfreute mich erneut an der atemberaubenden Aussicht über die Bucht, dem Farbenspiel des Sonnenuntergangs und dem köstlichen Dinner.
Satt und zufrieden betrat ich mein Zimmer. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt, alleine zu verreisen, aber der Tag war wie im Flug vergangen und mir war keine Sekunde langweilig gewesen. Nun freute ich mich auf Julians E-Mail. Ich schaltete mein Notebook ein, öffnete das Mailprogramm und begann zu lesen.
Er fragte, ob die Anreise reibungslos verlaufen sei und wie es mir auf der Insel gefiel. Ich schrieb ihm eine ausführliche Mail und hängte ein Foto an, das den Blick aus meinem Zimmer zeigte.
Müde fiel ich danach ins Bett und fühlte mich seit Langem mal wieder glücklich und zufrieden.
Tag drei
Laura
Direkt nach dem Frühstück ging ich zur Bushaltestelle und fuhr in die Hauptstadt. Heute standen Shopping und die Erkundung von St. Helier auf meinem Plan. Morgen wollte ich zum Wandern in den Norden der Insel, vorausgesetzt, das Wetter spielte mit. Bisher hatte ich Glück gehabt. Jeden Tag Sonnenschein pur.
Ich wählte bewusst den freien Platz neben einer älteren Dame, die sich von mir in ein Gespräch verwickeln ließ. Ein wenig sehnte ich mich ja doch nach Ansprache.
In St. Helier angekommen, steuerte ich direkt die Boutique an und kaufte mir das Sommerkleid, das ich am Vortag entdeckt hatte. Zu meiner Überraschung fand ich in diesem Geschäft noch weitere erschwingliche Kleidungsstücke und gab mich voller Freude dem Kaufrausch hin. Ich war schließlich im Urlaub, da gehörte so etwas einfach dazu. Dank meiner intensiven sportlichen Aktivitäten konnte ich mich guten Gewissens auch an extravagante Modelle wagen.
Beladen mit Tragetaschen verließ ich das Modegeschäft. Mein Blick fiel auf das Schild Jersey Ice am Haus gegenüber. Eine lokale Spezialität, die besonders cremig schmecken sollte, wie ich im Reiseführer gelesen hatte. Da Eis meine einzige Schwäche war, gönnte ich mir eine große Portion. Schokolade musste es sein. Wenn ich schon sündigte, dann richtig. Mit Waffelhörnchen und Einkaufstüten jonglierend, verstaute ich umständlich meinen Geldbeutel in der Handtasche. Auf die nähere Umgebung achtete ich dabei kaum. Erst im letzten Moment nahm ich aus den Augenwinkeln mehrere Jungen wahr, die direkt auf mich zugestürmt kamen. Ich versuchte noch auszuweichen, doch einer von ihnen rempelte mich an, ich taumelte - und prallte gegen einen Körper. Beim Versuch, mich festzuhalten, entglitten mir die Tragetaschen, kräftige Hände packten meine Arme und bewahrten mich vor einem Sturz. Sobald ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, wich ich zurück. Schockiert starrte ich auf ein blütenweißes Hemd und eine silbergraue Krawatte, die beide mit cremigem Jersey-Schokoladeneis vollgekleckert waren.
»Holy shit«, grollte eine Stimme.
Mein Blick wanderte nach oben, über das ruinierte Hemd bis hinauf zu kühlen, gletscherblauen Augen. »Es … ich …« Vor Entsetzen brachte ich keinen vernünftigen Ton heraus. Mein Kopf war wie leer gefegt und die simpelsten Worte wollten mir nicht einfallen, obwohl ich üblicherweise fließend Englisch sprach. Was hatte ich nur angerichtet? »Es … tut mir leid«, stotterte ich. »Ich mach das sofort weg.«
Ich ließ die Reste des Waffelhörnchens fallen, fuhr herum, drängelte mich durch die Jungs, die die Eisdiele belagerten, und riss einige Papierservietten aus dem Halter auf der Theke. Damit hastete ich zu dem Mann zurück und rieb an dem tropfenden braunen Fleck mitten auf seiner Brust herum. Seine Finger, die sich mit festem Griff um mein Handgelenk legten, stoppten mein Tun.
»Hören Sie auf. So wird es nur noch schlimmer.« Er gab meinen Arm frei, trat einen Schritt zur Seite und brachte sich so vor mir in Sicherheit.
»Es tut mir wirklich … außerordentlich leid.« Vor Scham hätte ich mich am liebsten in Luft aufgelöst. »Ich übernehme selbstverständlich die Kosten für die Reinigung.«
Mit einer ungehaltenen Handbewegung wischte er meine Entschuldigung beiseite. »Ich bin unterwegs zu einem wichtigen Termin«, polterte er. »Wie sieht das denn aus, wenn ich so dort aufkreuze?«
Er war ernsthaft sauer und ich spürte, wie mir vor Verlegenheit das Blut in die Wangen schoss. Suchend glitt mein Blick über die umliegenden Geschäfte. »Kaufen Sie sich ein neues Hemd«, schlug ich vor. »Da drüben ist ein Laden. Ich werde bezahlen.«
Er starrte auf mich herunter und ich bemerkte die Andeutung eines Schmunzelns in seinen Mundwinkeln.
»O ja, Lady, Sie werden dafür bezahlen«, versprach er mir und zog dabei finster die Brauen zusammen.
Ich widerstand dem Drang, seinem Blick auszuweichen. Sekundenlang fixieren wir uns, bis er in die Innentasche seines Jacketts griff und ein silbernes Etui hervorholte, dem er eine Visitenkarte entnahm.
»Rufen Sie mich heute Abend an. Ab sechs bin ich zu erreichen.« Mahnend hielt er mir einen Finger unter die Nase. »Sollten Sie sich nicht melden, werde ich Sie finden.«
Das war ja mal eine Ansage. »Sie brauchen mir nicht zu drohen«, gab ich zurück. »Ich heiße Laura Jasberg und wohne im Somerville Hotel.«
»Nun denn, Miss Jasberg. Ich erwarte Ihren Anruf. Heute Abend.« Er bückte sich nach meinen Einkaufstüten, hob sie auf und drückte sie mir in die Hand. Mit einem knappen Nicken wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort.
Ich starrte seiner großen, breitschultrigen Gestalt in dem dunklen Anzug perplex hinterher. Es dauerte lange, bis sein blonder Schopf in der Menge verschwunden war und ich meine Fassung wiedergefunden hatte. »Sie werden dafür bezahlen, Lady«, maulte ich seine Worte vor mich hin. Unglaublich. Der Typ war schätzungsweise in meinem Alter und trumpfte auf wie ein Moralapostel. Und wieso hatte er sich eigentlich nicht diese Rasselbande vorgeknöpft? Genau genommen war einer der Jungs schuld an allem. Ich sah mich suchend um, aber natürlich waren die Bengel inzwischen verschwunden.
Ärgerlich warf ich einen Blick auf die Visitenkarte in meiner Hand. Unter dem Logo und Namen einer Investmentbank standen David J. Winter und eine Mobilnummer. Ein Banker. Auf Jersey. Wie originell. Ich steckte die Karte ein und machte mich auf den Rückweg nach St. Aubin. Für heute reichte es mir. Als ich den Bus bestieg, fiel mir auf, dass auf meinem Shirt ebenfalls Reste vom Schokoladeneis klebten. Was für ein lausiger Tag.
Den Nachmittag vertrieb ich mir in und am Hotelpool. Inzwischen betrachtete ich die Kollision mit etwas Abstand und konnte sogar darüber lachen. Wie böse mich Mr. David Winter aus seinen arktischen blauen Augen angesehen hatte. Fast wäre ich erstarrt unter diesem Blick. Sein attraktives Gesicht stieg in meiner Erinnerung auf und seine große Gestalt. Noch immer meinte ich, seinen durchtrainierten Körper zu spüren. Der kurze Kontakt hatte ausgereicht, um meine Sinne zu wecken. Ich ignorierte die Schmetterlinge in meinem Bauch und schwamm ein paar Runden.
Am Abend rief ich ihn an. »Hier ist Laura Jasberg«, meldete ich mich. »Die Eisbombe.«
Sein dunkles Lachen drang an mein Ohr. »Sie schulden mir was«, sagte er.
»Ich weiß!« Meine Stimme klang schroffer als beabsichtigt, da mir die Erinnerung an meinen Fauxpas unangenehm war. »Auf Ihrer Karte steht nur eine Firmenadresse, sonst hätte ich den Schaden bereits meiner Versicherung gemeldet«, ließ ich ihn kühl wissen.
»Ich denke, das können wir uns sparen.« Mein unfreundlicher Tonfall schien ihn nicht zu beeindrucken. »Wie wäre es stattdessen mit einem Drink? In Ihrem Hotel.«
Ich zögerte.
»Laura?« Die Art, wie er meinen Namen aussprach, brachte eine Saite in mir zum Klingen.
»Na gut«, stimmte ich zu. »Als Wiedergutmachung für den Ärger, den ich Ihnen bereitet habe.«
»Um acht?«
»Ja.«
»Bis dann, ich freue mich.«
Erstaunt legte ich auf. Er freute sich auf mich. Was für ein Sinneswandel. Nun, ich war gespannt, was der Abend mit David Winter noch bereithalten würde.
Als ich zur verabredeten Zeit die Lobby betrat, wartete er bereits auf mich. Ich bemerkte, wie sein Blick über meine Figur glitt und ich war froh, dass ich mich für ein nachtblaues Etuikleid und High Heels entschieden hatte.
Er trug dunkle Jeans und ein hellgraues Jackett, das seine breiten Schultern und die schmale Taille betonte.
»Hallo Laura.« Sein offenes Lächeln verlieh ihm eine jungenhafte Ausstrahlung, brachte seine blauen Augen zum Funkeln und warf mich fast um. Er sah teuflisch attraktiv aus.
»Hallo David.« Um meine Verlegenheit zu überspielen, streckte ich ihm die Hand entgegen. Er nahm sie, beugte sich darüber und hauchte einen kaum spürbaren Kuss auf meinen Handrücken. Ein wohliges Kribbeln kroch meinen Arm hinauf und ich konnte nur mühsam ein Seufzen zurückhalten.
»Wollen wir los?«, fragte er.
In meiner Verwirrung registrierte ich erst verspätet, dass er Deutsch gesprochen hatte. »Sie sprechen Deutsch?«, rutschte es mir verblüfft heraus.
Er nickte, erklärte jedoch nicht näher, wieso er meine Muttersprache beherrschte. »Wie wär’s, wenn wir zur Marina gehen?«, schlug er vor. »Ich kenne dort eine gemütliche Bar.«
»Wollen Sie mich etwa im Hafenbecken ertränken?«, scherzte ich.
Er lachte. »Gute Idee, aber zuerst muss ich mir Mut antrinken.«
»Und mir das Geld für ein neues Hemd abluchsen.«
»Abluchsen? Mit so etwas halte ich mich nicht auf. Ich werde Sie in der nächsten dunklen Ecke ausrauben.«
»Für einen Banker besitzen Sie eine ausgeprägte kriminelle Ader«, ließ ich ihn wissen.
»Wir gelten doch ohnehin als moderne Raubritter.«
Ich seufzte theatralisch. »Ich glaube, ich mache gerade einen Riesenfehler.«
»Jetzt ist es zu spät zum Kneifen.« Mit einem Zwinkern bot er mir seinen Arm an und wir verließen das Hotel.
David war ein unterhaltsamer Plauderer. Während er mir Wissenswertes über St. Aubin erzählte und von Jersey schwärmte, hielt ich mich mehr oder weniger an ihm fest, da meine hochhackigen Pumps denkbar ungeeignet für die abschüssige Straße waren. Die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen erneut zu flattern, als ich seinen kräftigen Körper so nahe an meinem spürte und mir ein Hauch seines exquisiten Eau de Toilette in die Nase stieg. Viel zu schnell für meinen Geschmack erreichten wir die Promenade. Ich rückte ein Stück von ihm ab, da ich nicht aufdringlich wirken wollte. Nur zögerlich gab er mich frei.
Wir fanden einen Sitzplatz mit Blick aufs Wasser. Die Abendsonne sandte ihren rotgoldenen Schimmer über die Bucht, das Meer rauschte in kleinen Wellen ans Ufer und die frische Brise, die von der See hereinwehte, trug salzige Meeresluft mit sich. Ich zog das Schultertuch enger um mich und bedeckte meine bloßen Arme damit.
Die Bedienung erschien, fragte nach unseren Wünschen und brachte gleich darauf die bestellten Getränke. David hob sein Glas, in dem ein erlesener, burgunderfarbener Bordeaux schimmerte, und prostete mir zu. »Es freut mich sehr, dass Sie den Abend mit mir verbringen.«
Ich musterte seine Kleidung. »Sie sind mutig«, ließ ich ihn wissen.
»Wieso?«
»Nun, bekannterweise hinterlässt Rotwein Flecken. Sie tragen ein helles Jackett und ich befinde mich im Gefechtsradius.«
Meine Wortwahl entlockte ihm ein Schmunzeln. »Wenigstens warnen Sie mich dieses Mal vor.«
Ich wurde ernst. »Es tut mir leid, was passiert ist. Kaufen Sie sich bitte ein neues Hemd, ich bezahle.«
»Das ist nicht nötig, Laura. Ich habe es bereits in die Reinigung gebracht und man hat mir versichert, dass sich der Fleck entfernen lässt. Immerhin handelt es sich nur um Eiscreme.«
»Einer der Jungs hat mich geschubst«, rutschte es mir heraus. »Ich habe diese wilde Horde erst im letzten Moment bemerkt. Genau genommen sind sie an allem schuld.«
David lächelte. »Ich war früher auch nicht zu halten, wenn es Eis gab.«
»Ja, ich war genauso. Und ich bin bis heute versessen darauf. Vielleicht gelingt es mir in diesem Urlaub noch, eins zu essen.«
Er griff das Thema auf. »Was haben Sie sonst noch vor?«
»Die Insel erkunden. Ich bin zum ersten Mal hier und es gibt vieles, was ich mir ansehen will.« Ich zählte ihm meine geplanten Touren auf.
Er nickte zustimmend. »Das ist ein guter Mix. So bekommen Sie einen schönen Eindruck von Jersey.«
»Können Sie mir noch etwas empfehlen oder hätten Sie einen Geheimtipp für mich?«
Er sah mich an, mit einem Blick, der ein wohliges Kribbeln über meine Haut jagte. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie mit der hiesigen Gastronomie bekannt mache? Ich kenne einige Restaurants, die authentische Inselküche anbieten.«
Mir stockte der Atem. Er wollte sich tatsächlich noch einmal mit mir treffen. Vielleicht auch weitere Male, falls ich ihn nicht langweilte. Sein Vorschlag gefiel mir. »Haben Sie denn überhaupt Zeit für mich?«
»Die kann ich mir nehmen. Tagsüber muss ich arbeiten, doch meine Abende möchte ich gern mit Ihnen verbringen.«
Wow! Das nannte man wohl einen direkten Vorstoß. Aber ich hatte schließlich nichts zu verlieren. Ich würde bald wieder nach Hause fliegen und wollte meine Urlaubstage mit allen Sinnen genießen. Wenn dazu eine nette, attraktive männliche Begleitung gehörte, sollte mir das recht sein. Deutlicher als je zuvor wurde mir bewusst, dass ich frei war. Es interessierte niemanden, ob ich wie eine Nonne lebte oder mich auf eine heiße Affäre einließ. Zum ersten Mal schmerzte der Gedanke an meinen Ex-Mann nicht. »Das ist ein fantastisches Angebot, das ich gerne annehme.« Ich lächelte ihm zu und er berührte kurz meine Hand.
»Danke«, sagte er dabei.
»Ich habe zu danken. Wann kommt man schon mal in den Genuss eines persönlichen Gourmet-Guides?«
»Ich hoffe doch, dass Sie mich nicht nur als ortskundigen Restaurantführer betrachten?«
Sein intensiver Blick erzeugte erneut dieses Kribbeln und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Zum Glück war inzwischen die Dämmerung hereingebrochen und ich hoffte, dass David es nicht bemerken würde. »Welche Qualitäten haben Sie sonst noch, auf die ich zurückgreifen könnte?« Puh! Was war nur in mich gefahren?
Er grinste. »Ich denke, das sollten Sie selbst herausfinden.«
Das hatte ich nun davon. Verlegen griff ich nach meinem Weinglas und trank einen Schluck.
»Möchten Sie etwas essen?«, fragte er. »Hier gibt es zwar nur eine kleine Karte, aber die Gerichte sind sehr lecker. Oder wir gehen in eines der Restaurants in der Nähe.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe vorhin gegessen und bin noch satt. Meinen Appetit hebe ich mir für morgen Abend auf.«
Erst durch das Blitzen in seinen Augen wurde mir die Zweideutigkeit meiner Bemerkung bewusst, doch ich unterdrückte den Drang, mich zu korrigieren. Auf einmal verspürte ich Lust darauf, mit dem Feuer zu spielen.
David sah auf seine Armbanduhr. »Es tut mir leid, Laura, aber ich muss los. Ich habe morgen einen sehr frühen Termin.«
Ich spürte einen Stich Enttäuschung, dass der Abend schon vorbei sein sollte. »Haben Sie denn ein sauberes Hemd?«, neckte ich ihn.
»Zum Glück hängt noch eins in meinem Schrank.«
Wir lächelten uns an und er winkte der Bedienung.
»Ich zahle«, bestimmte ich. »Immerhin schulde ich Ihnen etwas.«
Er ließ mich gewähren. Anschließend gingen wir langsam den Hügel zum Somerville Hotel hinauf. David begleitete mich bis in die Lobby, wo wir stehen blieben.
»Darf ich Ihre Handynummer haben?«, bat er. »Ich werde morgen einen Tisch reservieren und würde Ihnen danach Bescheid geben wegen der Uhrzeit.« Er holte sein Smartphone aus der Innentasche seines Jacketts und ich nannte ihm meine Nummer.
»Bis dann, Laura.« Er beugte sich zu mir, legte beide Hände auf meine Oberarme und küsste mich auf den Mund. Ich war viel zu erstaunt, um zu reagieren. »Schlaf gut.« Er streichelte über meine Wange, schenkte mir ein letztes Lächeln, drehte sich um und verließ das Hotel.
Ich stand da wie erstarrt. Meine Lippen prickelten von seinem Kuss und auf meinen Armen fühlte ich noch immer die Berührung seiner Finger. Was für ein Mann! Wie in Trance betrat ich den Aufzug.
In meinem Zimmer streifte ich die Schuhe ab und trat ans Fenster. Die Bucht wurde vom warmen Schein der Straßenlaternen und dem Licht, das aus den Häusern schimmerte, erhellt. Einige der Jachten, die in der Marina lagen, waren ebenfalls beleuchtet. Eine Idylle, auch bei Nacht. Und ausgerechnet hier traf ich einen Mann, der meine Sinne förmlich erschütterte und dabei aussah wie ein nordischer Gott. Zu schön, um wahr zu sein. Mit einem sehnsuchtsvollen Seufzen schlang ich die Arme um mich und wünschte mir plötzlich, David wäre noch bei mir. Ob er mit auf mein Zimmer gekommen wäre, wenn ich ihn eingeladen hätte? Der Gedanke verursachte mir weiche Knie. Ich hatte in den zwölf Jahren, die ich mit meinem Ex-Mann zusammengewesen war, das Flirten verlernt und bisher nicht das Bedürfnis verspürt, mich erneut darin zu üben. Trotz meiner vierunddreißig befand ich mich auf dem gleichen Stand wie eine alberne Vierzehnjährige.
Da meine Melancholie sich steigerte, je länger ich auf die Bucht hinausblickte, betrat ich das Badezimmer. Ich zog das Kleid aus, schminkte mich ab, löste den Nackenknoten und bürstete die Haare, bis sie in schimmernden Wellen über meine Schultern fielen. Ob David Blondinen mochte? Ich rief mir sein Aussehen in Erinnerung. Er war etwa zwanzig Zentimeter größer als ich und höllisch attraktiv mit seinen goldblonden Haaren, den azurblauen Augen und dem gebräunten Teint. Dazu kam sein weicher englischer Akzent, der sein fast perfektes Deutsch färbte. Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich ihn damit aus meinen Gedanken vertreiben, griff mir mein Nachthemd und schlüpfte hinein.
Anschließend setzte ich mich vor mein Notebook, um die tägliche Mail von Julian zu lesen. Er schrieb mir üblicherweise in seiner Mittagspause und ich antwortete abends nach meinen sportlichen Aktivitäten. Wie erwartet, befand sich Post von ihm im Maileingang. Ich klickte darauf und las seine Zeilen. Seine freundlichen Worte wärmten mein Herz und sofort begann ich, ihm zurückzuschreiben. Ich berichtete von meinen Einkäufen in St. Helier, schilderte ihm auf lustige Art das Missgeschick mit dem Eis und wie ich den Nachmittag verbracht hatte. Doch plötzlich zögerte ich. Irgendwie fühlte es sich für mich verkehrt an, Julian von meinem Treffen mit David zu erzählen. Die Zeit mit ihm hatte etwas Intimes, das ich für mich behalten wollte. Außerdem beschlich mich das Gefühl, dass Julian vielleicht gekränkt sein könnte, wenn ich ihm von meinem neuen Bekannten vorschwärmte. Ich beschloss, den Abend in der Bar nicht zu erwähnen. Nachdem ich die Mail verschickt hatte, ging ich zu Bett.
Tag vier
David
Ich beendete die Präsentation, bedankte mich bei meinen Zuhörern und verließ den Konferenzraum. Es war fast Mittag. Zeit, um bei dem Restaurant anzurufen, in das ich Laura heute Abend ausführen wollte. Ich hatte Glück und konnte noch einen Tisch ergattern. Anschließend wählte ich ihre Nummer. Es dauerte eine Weile, bis sie sich atemlos meldete.
»Hallo Laura, David hier.«
»Hey! Wie geht’s dir?«
»Gut. Und dir? Du klingst abgehetzt.«
»Ich bin auf dem Klippenpfad zwischen Boulay Bay und Rozel unterwegs.«
»Ah, die Bergziegennummer.«
Ihr helles Lachen drang an mein Ohr. »Das war aber nicht sehr charmant.«
»Dann muss ich mich wohl entschuldigen. Darf ich dich heute Abend zum Essen einladen, als Wiedergutmachung für meinen verbalen Ausrutscher?«
»Du darfst. Und ich hoffe, du hast weitere Beleidigungen im Repertoire. Ich bin noch ein paar Tage hier und habe nur Übernachtung mit Frühstück gebucht.«
Die schlagfertige Äußerung amüsierte mich. Ihre humorvolle Art war bereits bei unserer ersten Begegnung durchgeblitzt, trotz ihrer Nervosität wegen des Missgeschicks mit dem Eis.
»Der Tisch ist für acht Uhr reserviert. Ist es für dich okay, wenn ich um sieben in deinem Hotel bin? Ich dachte, wir treffen uns in der Bar auf einen Drink vorab.«
»Ja gern, bis dahin bin ich zurück und umgezogen.«
Ihre Zustimmung kam ohne Zögern und ich verspürte einen freudigen Stich. »Gut, wir sehen uns heute Abend.«
»Ich warte in der Lobby«, sagte sie. »Ich freu mich auf dich, David.«
»Ich mich auch. Weiterhin viel Spaß beim Wandern.«
»Machs gut.«
Ich drückte lächelnd das Gespräch weg. Was für eine süße Frau. Der zärtliche Unterton in ihrer Stimme, als sie meinen Namen genannt hatte, war mir nicht entgangen. Der Abend versprach interessant und unterhaltsam zu werden. Jetzt musste ich mir nur noch den Wagen meines Bruders ausleihen, damit meine Geschichte glaubwürdig wirkte.
Laura
Ich steckte mein Smartphone in die Seitentasche des Rucksacks zurück. David hielt tatsächlich Wort. Er wollte mich wiedersehen! Während der Busfahrt in den Norden der Insel waren mir erste Zweifel gekommen. Wieso sollte er sich mit mir abgeben? Ich war eine Touristin, die in einigen Tagen wieder abreisen würde. Ein gut aussehender Mann wie er hatte doch gewiss kein Problem damit, eine passendere Frau kennenzulernen. Aber vermutlich sah ich das Ganze viel zu eng. Erneut rief ich mir ins Bewusstsein, dass ich hier war, um endlich einmal die Vorteile meines Singledaseins zu genießen.
Nach einem letzten Blick über die Bucht setzte ich meinen Weg zwischen leuchtendgelb blühenden Ginstersträuchern, zartgrünen Farnen und bunten Wildblumen fort. Die Wanderung auf dem unebenen Klippenpfad erforderte meine Aufmerksamkeit, trotzdem kreisten meine Gedanken um David, den vergangenen Abend und vor allem um seinen Kuss. Die Berührung seiner Lippen hatte mich wie ein Blitz getroffen und ich wünschte mir eine Wiederholung. Oder mehrere, wenn ich ehrlich war.
Am frühen Nachmittag erreichte ich das malerische Küstenstädtchen Rozel und gönnte mir im Rozel Bay Tea Room einen Salat mit Hühnchenfleisch. Anschließend fuhr ich mit dem Bus zu meinem Hotel zurück und nutzte die verbleibende Zeit, um mich auf den Abend mit David vorzubereiten. Skeptisch begutachtete ich meine Garderobe. Außer dem Etuikleid, das ich gestern getragen hatte, befand sich nur noch ein elegantes Kleidungsstück darunter: ein tannengrüner Hosenanzug. Der mir auf einmal unglaublich spießig vorkam. Die Sachen aus der Boutique fielen mir ein, ich kramte ein Minikleid aus der Einkaufstüte, drückte es an mich und musterte kritisch mein Spiegelbild. Ich hatte das Kleid aus rubinrotem Satin und Spitze in einem Anfall geistiger Umnachtung gekauft. Ich war keine Partygängerin und auch sonst gab es in meinem Leben keine Anlässe, bei denen ich ein solches Modell tragen könnte. Es war mir wegen seiner Farbe ins Auge gefallen, spontan hatte ich es anprobiert und mich direkt verliebt. Der figurnahe Schnitt unterstrich die Form meines fitnessgestählten Körpers und das dunkle Rot kontrastierte wunderbar mit meinen blonden Haaren. Plötzlich wollte ich, dass David mich in diesem Kleid sah. Dass er mich begehrenswert fand. Nervöse Vorfreude stieg in mir auf, ich schlüpfte aus der Jeans und dem Shirt und ging unter die Dusche.
Kurz vor der verabredeten Zeit betrat ich die Lobby und nahm in einem Sessel Platz. Dabei fiel mir Julian ein. Ich hatte ganz vergessen, seine Mail zu lesen, aber er war es ja gewohnt, dass ich erst spätabends antwortete. Ich beschloss, ihm nach meiner Rückkehr zu schreiben.
Als David mit langen, dynamischen Schritten zur Tür hereinkam, stockte mir der Atem. Seine Präsenz füllte den Raum, er zog die Aufmerksamkeit der anderen Gäste förmlich auf sich. Der anthrazitfarbene Anzug saß wie angegossen. Dazu trug er ein weißes Hemd - nicht schon wieder - und einen Silber und Weiß gemusterten Seidenschal, den er locker um den Hals geschlungen hatte. Die Mischung aus Eleganz und Lässigkeit wirkte besonders anziehend auf mich. Ich stand auf und ging ihm entgegen. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und betrachtete mich von oben bis unten.