Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer - Romina Gold - E-Book
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Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer E-Book

Romina Gold

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Beschreibung

Er geht durchs Feuer, um sie zu retten

Lauries Leben war perfekt - bis sie ihren Mann durch einen tragischen Unfall verlor. Nun lebt sie den gemeinsamen Traum allein: Sie hat sich ein eigenes Gestüt in Judson Creek aufgebaut, einem kleinen Ort inmitten der malerischen, aber rauen Bergwelt Montanas.
Doch plötzlich ist Lauries neues Leben in Gefahr. Denn ein Brandstifter treibt sein Unwesen in Judson Creek und hat es auch auf das Gestüt abgesehen. Als in einer Nacht gleich drei Feuer in der Stadt ausbrechen, ist es Fire Fighter Ethan Bradley, der es gerade noch schafft, Laurie und ihre Tiere vor dem Flammeninferno zu retten. Die junge Frau fühlt sich auf Anhieb zu ihrem schweigsamen Retter hingezogen. Schnell kommen die beiden einander näher. Doch dann brennt es wieder - und Ethan gerät unter Verdacht ...

Eine knisternde Liebesgeschichte, ein perfider Brandstifter und ein spannender Showdown. Romina Gold vereint gekonnt Romantik und Spannung!

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Danksagung

Über dieses Buch

Lauries Leben war perfekt – bis sie ihren Mann durch einen tragischen Unfall verlor. Nun lebt sie den gemeinsamen Traum allein: Sie hat sich ein eigenes Gestüt in Judson Creek aufgebaut, einem kleinen Ort inmitten der malerischen, aber rauen Bergwelt Montanas.

Doch plötzlich ist Lauries neues Leben in Gefahr. Denn ein Brandstifter treibt sein Unwesen in Judson Creek und hat es auch auf das Gestüt abgesehen. Als in einer Nacht gleich drei Feuer in der Stadt ausbrechen, ist es Fire Fighter Ethan Bradley, der es gerade noch schafft, Laurie und ihre Tiere vor dem Flammeninferno zu retten. Die junge Frau fühlt sich auf Anhieb zu ihrem schweigsamen Retter hingezogen. Schnell kommen die beiden einander näher. Doch dann brennt es wieder – und Ethan gerät unter Verdacht ...

Über die Autorin

Bereits als Jugendliche fand Romina Gold ihre selbsterschaffene Fantasiewelt spannender als das reale Leben. Damals begann sie, ihre Lieblingsgeschichten aufzuschreiben. Ihre Träume hat sie sich bis heute ebenso bewahrt wie die Leidenschaft fürs Schreiben.

Rominas Bücher sind eine Mischung aus Romantik und Abenteuer, mit der sie ihren Lesern eine unterhaltsame Auszeit schenken möchte. Ihre schriftstellerische Bandbreite reicht von rasanten Thrillern über dramatische Beziehungsromane bis hin zu zauberhafter Fantasy, jedoch immer garniert mit einer wundervollen Liebesgeschichte.

Die freiberufliche Autorin und Lektorin lebt mit Mann und Hund im sonnigen Südwesten Deutschlands. Ihr Erlebnishunger sowie ihr Faible für fremde Länder finden sich in ihren Romanen ebenso wieder wie ihr Glaube an die wahre Liebe.

Romina Gold

Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Johanna Voetlause

Covergestaltung: Christin WIlhelm, www.grafik4u.de unter Verwendung von Motiven © jenifoto / Getty Images, © Serge_Bertasius / Getty Images, © Peter Llewellyn / Getty Images, © elenavolkova / Getty Images, © schankz / Getty Images, © nakornkhai / Getty Images

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7325-8747-6

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Für meine Familie.

Danke, dass es euch gibt.

Kapitel 1

Judson Creek, Montana

Die Tür von Bens Saloon fiel hinter ihnen zu. Erleichtert sog Laurie die kühle Nachtluft in ihre Lungen. Der Gastraum war stickig und voller Qualm gewesen, denn in Judson Creek hielt sich niemand an das gesetzliche Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden.

»War rappelvoll wie selten«, brummte Bill.

»Kein Wunder bei den Neuigkeiten.«

»Was für eine verdammte Sch…«

»Mr. Gregory tut mir leid.«

»Mhm.« Bill zog noch einmal an seiner Zigarette, bevor er sie sorgfältig in dem Sandkübel neben der Tür ausdrückte. Es hatte seit Wochen nicht geregnet, und der Wald ringsum war trocken wie Zunder. Ein Funke würde genügen, um einen verheerenden Brand auszulösen. »Mir tun die Leute leid, die bald ohne ihre Jobs dastehen. Hier gibt's ja kaum Alternativen.«

»Natürlich. Mir auch. Aber die Vorstellung, alles zu verlieren, was man sich mühsam aufgebaut hat …« Laurie verstummte bedrückt.

»Sei froh, dass du nicht mehr für Gregory arbeitest.« Bill setzte sich in Bewegung, sie gingen die Treppe hinab und blieben an Lauries Pick-up stehen.

»Bis morgen«, sagte sie.

»Nacht, Boss.« Er tippte an den Schirm seiner roten Baseballkappe, bevor er auf sein Fahrzeug zusteuerte.

Nachdenklich sah Laurie ihm hinterher. Trotz seiner sechzig Jahre bewegte er sich wie ein wesentlich jüngerer Mann. Der ehemalige Rodeoreiter war ihre größte Stütze und seit Logans Tod ihr engster Vertrauter und väterlicher Freund. Ohne seine Hilfe wäre ihr Gestüt vermutlich längst im Besitz der Bank. Sie stieg in ihren Wagen und drehte mit einem Stoßgebet den Schlüssel im Schloss. Zögerlich erwachte der Motor zum Leben.

Laurie rollte vom Parkplatz und bog in die Straße ein, die sich in engen Serpentinen den Berg hinaufwand. Die anspruchsvolle Strecke war die einzige Verbindung zwischen ihrem Tal und Judson Creek. Für die abgeschiedene Lage und die saftigen Weiden bezahlte sie mit langen Wegen und Einsamkeit.

Trotz ihrer Müdigkeit fuhr sie konzentriert, denn sie musste jederzeit mit Wild auf der Fahrbahn rechnen. Kurz unterhalb der Kuppe schreckte ein klopfendes Geräusch aus dem Motorraum sie auf. Die Nadel der Temperaturanzeige näherte sich dem roten Bereich.

»Na, mach schon, wir sind gleich da«, redete sie der alten Kiste zu, während sie die Geschwindigkeit verringerte. Logan hätte jetzt gelacht und gesagt, dass die Pferdestärken unter der Motorhaube keine Ohren besaßen. Wehmut überkam Laurie. Sie würde alles dafür geben, um noch einmal sein Lächeln zu sehen oder seine Stimme zu hören.

Der Baumbestand lichtete sich, je näher sie der Bergkuppe kam. Am sternenklaren Himmel hing ein fast voller Mond, das erste Morgenrot krönte bereits die Gebirgskämme im Osten. Diesmal hatte die monatliche Gemeindeversammlung besonders lange gedauert, weil Harvey Gregory, der Besitzer des Sägewerks, Entlassungen angekündigt hatte. Ein Konzern versuchte, ihn aus dem Geschäft zu drängen, und seitdem gingen die Aufträge kontinuierlich zurück.

In Judson Creek, einem ehemaligen Holzfällercamp, das im Lauf der Jahrzehnte zu einem kleinen Ort angewachsen war, lebten fast alle Einwohner von der Holzverarbeitung. Entsprechend groß war die Aufregung gewesen. Obwohl Laurie das Schicksal des Sägewerks nicht direkt betraf, hatte die allgemeine Anspannung auf sie übergegriffen, weshalb sie wesentlich länger geblieben war als geplant. Sie bedauerte Mr. Gregory, dessen Existenz auf der Kippe stand. Noch ein paar gute Jahre und er hätte sich sorgenfrei zur Ruhe setzen können.

Mit einem Blick auf die Temperaturanzeige überzeugte sie sich, dass diese nicht weiter gestiegen war. Dabei bemerkte sie die Uhrzeit – 2:19. Das war viel zu früh für den Sonnenaufgang, selbst jetzt im Hochsommer. Ein dumpfes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Angestrengt starrte sie durch die Frontscheibe und versuchte, zwischen den dicht stehenden Bäumen etwas zu erkennen. Der Widerschein am Horizont, den sie für Morgenrot gehalten hatte, war inzwischen zu einer rot glühenden Wand angewachsen. Lauries Herz setzte für eine Sekunde aus. Feuer! Meine Pferde! Sunny! Panisch trat sie aufs Gaspedal, quälend langsam beschleunigte der Pick-up. Als sie endlich freie Sicht über das Tal hatte, wurde ihre Befürchtung zur Gewissheit: Der Brand wütete auf ihrer Ranch!

In waghalsigem Tempo durchfuhr sie die letzten engen Serpentinen, schlitterte in die Zufahrt und raste auf den Stall zu, aus dessen Dach meterhohe Flammen loderten. Vier ihrer geliebten Araber standen darin, drei davon trächtige Stuten. Neben dem Wassertank stoppte sie und sprang aus dem Wagen. Trotz der dichten Qualmwolken erblickte sie zwei Ranger, die das Feuer bekämpften. Einer der Männer rief etwas, sie ignorierte ihn und stürzte auf das offene Stalltor zu. Glühend heiße Luft schlug ihr entgegen und brannte auf ihrer Haut. Instinktiv prallte sie zurück, die Angst um ihre Tiere trieb sie jedoch in das Gebäude hinein. Um sie herum knisterte und knackte es, Feuersäulen züngelten an den hölzernen Wänden hoch.

Salouk tobte in seiner Box, stieg, keilte aus und wieherte schrill. Laurie riss die Tür auf, der Hengst stürmte heraus und streifte sie dabei mit seiner Schulter. Der Zusammenstoß warf sie zu Boden. Sie landete neben einem Häufchen Stroh, aus dem gierige Flammen leckten. Stöhnend wollte sie sich aufrappeln, als eine kräftige Hand ihren Oberarm umfasste und sie auf die Beine zog.

»Raus hier! Schnell!«, brüllte ein hünenhafter Mann in Rangeruniform über das Prasseln hinweg und zerrte sie in Richtung Tor.

Energisch befreite sie sich aus seinem Griff. Der beißende Rauch reizte ihre Augen, heiße Luft brannte in ihren Lungen. Das Atmen fiel ihr mit jeder Sekunde schwerer, denn das Feuer fraß den restlichen Sauerstoff im Raum. Laurie packte den Riegel der nächsten Boxentür. Keuchend zuckte sie zurück, als sie sich an dem glühenden Metall die Finger verbrannte. An der gegenüberliegenden Wand schoss eine Feuerzunge in die Höhe, Black Velvet wieherte voller Todesangst. Der Ranger schob Laurie zur Seite und öffnete die Tür.

Wie eine Furie ging die Stute auf den Mann los, der sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Laurie näherte sich mit besänftigenden Worten dem panischen Pferd. Beim Anblick des Fohlens, das regungslos im Stroh lag, erstarrte sie. Es musste vor wenigen Minuten zur Welt gekommen sein.

Ein Teil des Dachs brach ein. Instinktiv duckte sich Laurie, als mehrere brennende Holzschindeln herunterfielen und sie nur knapp verfehlten. Black Velvet jedoch wurde an der Hinterhand getroffen. Wiehernd keilte sie aus, nur Zentimeter am Kopf des Neugeborenen vorbei. Laurie packte in die Mähne und schwang sich auf ihren Rücken.

»Nehmen Sie das Fohlen!«, rief sie dem Ranger zu und stieß der Stute ihre Fersen in die Flanken.

Zu beiden Seiten des Eingangs loderten Flammen empor, die Holzwände verfärbten sich bereits schwarz. Black Velvet scheute und drängte zurück in ihre Box, doch Laurie trieb sie energisch vorwärts. Sie jagten durchs Tor, ein Funkenregen ging auf sie nieder, die glühend heiße Luft streifte schmerzhaft über Lauries bloße Arme und ihr Gesicht.

In sicherem Abstand zum Brandherd brachte sie das Pferd zum Stehen. Krampfhaft schnappte sie nach Luft. Ihre Lungen fühlten sich an, als wären sie voller Rauch, Tränen rannen aus ihren gereizten Augen. Moonlight! Crystal! Das Fohlen! Mit letzter Kraft rutschte sie von Black Velvets Rücken und lief erneut auf den Stall zu.

Der Anblick des Rangers, der mit dem Neugeborenen in seinen Armen aus der Flammenhölle trat, lähmte sie für eine Sekunde, doch dann stürzte sie erleichtert zu ihm.

»Alle draußen«, keuchte er.

»Moonlight? Crystal?«

Nickend sank er auf die Knie und legte das Fohlen ab. »Es rührt sich nicht, wir müssen …« Ein Hustenanfall schüttelte ihn.

Laurie tastete am Pferdehals nach dem Puls. »Es lebt!«

Rasch überzeugte sie sich davon, dass die Atemwege frei waren, dann begann sie mit einer Herzmassage. Die Anstrengung kostete sie fast übermenschliche Kraft. Sie rang nach Atem, blitzende Sternchen tanzten vor ihren Augen, trotzdem gab sie nicht auf. Plötzlich lief ein Beben durch den zierlichen Körper, gleich darauf riss das Fohlen den Kopf hoch. Laurie wurde es flau vor Erleichterung und Glück. Mit zitternden Händen streichelte sie das Pferdchen und gab beruhigende Laute von sich.

Das Getöse des einstürzenden Stalls ging ihr durch Mark und Bein. Fassungslos starrte sie auf die zischenden Flammen, denen das restliche Stroh neue Nahrung bot. Ohne die Hilfe der Ranger wären ihre Tiere qualvoll verbrannt. Die Vorstellung schnürte ihr das Herz ein und jagte eiskalte Schauder über ihre Haut. Rasch verdrängte sie den Gedanken, stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf das Fohlen, das mit weit geblähten Nüstern die Nachtluft einsog.

»Alles okay mit Ihnen?«, fragte der Mann, der noch immer neben ihr kniete. Sein aufmunterndes Lächeln wirkte tröstlich.

»Ja. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie haben meinen Pferden das Leben gerettet.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Laurie Gibson, mir gehört das Gestüt.«

»Ethan Bradley vom US Forest Service. Wir waren zufällig in der Nähe.« Er stemmte sich auf die Füße und zog sie mit hoch.

Die Forstverwaltung setzte jeden Sommer spezielle Teams ein, deren Aufgabe neben der Brandbekämpfung darin bestand, potenzielle Gefahren zu erkennen und zu beseitigen. Das Dröhnen des Hubschraubers, der regelmäßig das weitläufige Waldgebiet überflog, war für Laurie zu einem beruhigenden Alltagsgeräusch geworden.

Besorgt sah der Mann auf sie herunter. »Was ist mit Ihrer Hand?«

»Ich bin okay.«

Zu ihrem Erstaunen umfasste er ihr Handgelenk, betrachtete ihre geröteten Finger und die Handfläche. »Sie sollten das schnellstens reinigen und verbinden. Haben Sie Brandsalbe?«

»Ich kümmere mich gleich darum.« Sie entzog sich seinem Griff und starrte auf die brennende Ruine, um seinem mitfühlenden Blick auszuweichen. Seine Kollegen spritzten noch immer Wasser auf die Flammen. Zum Glück hatte Logan in starke Pumpen und einen großen Löschwasserspeicher investiert.

Verzweiflung überrollte sie. Das Stallgebäude war praktisch neu gewesen. Logan und sie hatten es vor rund drei Jahren errichten lassen und dafür ihre ersten Zuchterfolge verkaufen müssen. Fünf prachtvolle Pferde, die eigentlich den Grundstock für ihre Araberzucht hätten legen sollen. Doch sie brauchten einen neuen Stall, der alte wäre ihnen beinahe über den Köpfen zusammengebrochen. Laurie seufzte. Vielleicht war es besser, dass Logan das nicht mehr erleben musste.

Eine schwere Hand auf ihrer Schulter holte sie in die Realität zurück.

»Sehen Sie«, lenkte Ethan Bradley ihre Aufmerksamkeit auf Black Velvet, die ihren Nachwuchs ableckte und aufmunternd anstupste. Trotz ihrer Panik war die Stute nicht davongelaufen. In Lauries Kummer mischte sich ein schwaches Glücksgefühl bei diesem rührenden Anblick.

Einer der Ranger trat zu ihnen. »Der Brand ist jetzt unter Kontrolle, Ethan«, sagte er. »Ma'am.« Er nickte Laurie zu.

»Gute Arbeit, Jeremy.«

»Cole wird als Brandwache hierbleiben.«

Der dritte Mann spritzte weiterhin Wasser auf die schwelenden Holzbalken.

»Okay. Kannst du …« Mr. Bradley verstummte, als das Funkgerät in einem der Jeeps ansprang, lief hinüber und meldete sich.

»Was für ein Glück, dass Sie in der Nähe waren«, wandte sich Laurie an den Ranger. »Allein hätte ich niemals alle Pferde rausholen können. Herzlichen Dank.«

»Stimmt, das war wirklich Glück. Wir überwachen eigentlich nur die Wälder, aber Ethan hat das Feuer zufällig entdeckt.«

Sie sah zu dem Mann hinüber, der unter Einsatz seines Lebens ihre Tiere gerettet hatte. Er lehnte mit angespanntem Gesichtsausdruck an der Fahrertür und sprach in das Funkgerät, wobei er Jeremy zu sich winkte.

»Die Burton-Farm und das Sägewerk brennen ebenfalls. Wir übernehmen die Farm.« Er suchte Lauries Blick. »Ich komme später noch mal bei Ihnen vorbei«, sagte er, bevor er seinem Kollegen zurief, dass Jeremy und er zu den Burtons fahren würden.

Zwei weitere Brände zur selben Zeit, das konnte kein Zufall sein. Entsetzt starrte Laurie dem davonrasenden Wagen hinterher, während sich ihre Gedanken überschlugen. Sollte jemand absichtlich ihren Stall angesteckt haben? Aber wieso? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Eine zentnerschwere Last legte sich auf ihre Schultern, sie begann zu zittern, und am liebsten hätte sie geweint.

Laurie hasste dieses Gefühl der Schwäche. Tränen waren ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Sie musste stark sein. Funktionieren. Ihre Tiere verließen sich auf sie. Entschlossen nahm sie ein Halfter vom Koppelzaun und streifte es Black Velvet über. Sie wartete, bis sich das Fohlen aufgerichtet hatte und halbwegs sicher auf den Beinen stand, bevor sie die Stute in das kleine Stallgebäude neben dem Wohnhaus führte. Dort versorgte sie die beiden Pferde und füllte frisches Wasser in die Tränke.

Anschließend betrat sie das Ranchhaus, um kurz nach Sunny zu sehen, deren aufgeregtes Bellen selbst im Innern des Stalls zu hören gewesen war. Obwohl sich die Golden-Retriever-Hündin im Haus befand, hatte sie den ungewohnten Tumult rund um den Brand mitbekommen und war völlig aufgedreht.

Sunny kam auf Laurie zugeschossen, umkreiste sie und schnüffelte an ihr. Der zusammengeschobene Flickenteppich, die durcheinandergepurzelten Schuhe und das restliche Chaos in der Diele verrieten ihr, wie viel Angst Sunny ausgestanden haben musste.

»Ist ja alles gut.« Sie kniete sich hin und streckte die Arme aus. Sunny schmiegte sich an sie, und Lauries mühsam gewahrte Fassung brach zusammen wie ein Kartenhaus. Schluchzend drückte sie ihr Gesicht in das seidige Fell. Mehr denn je wurde ihr bewusst, wie allein sie war. Seit Logans Tod kämpfte sie tagtäglich um ihre Existenz, und nun drohte ihr der Ruin! Wie viel Leid musste sie noch ertragen? Konnte sie ertragen …? »Ach, Sunny«, schniefte sie. »Wenn dein Herrchen doch nur bei uns wäre!«

Sunny winselte leise.

Laurie drängte weitere Tränen zurück. Anstatt hier zu sitzen und ihr Schicksal zu bejammern, sollte sie sich um wichtigere Dinge kümmern. Drei ihrer Pferde waren panisch davongerannt, vielleicht hatten sie sich verletzt oder … Sie zwang sich, den Gedanken nicht weiterzuspinnen. Stattdessen stemmte sie sich hoch und verließ das Haus.

Mit Halftern und Führstricken bewaffnet suchte sie nach Salouk, Crystal und Moonlight. Sie konnte keines der Tiere entdecken, auch nicht bei der Koppel, wo der Rest der Herde stand. Vermutlich waren sie in den Wald gelaufen.

Niedergeschlagen trat Laurie zu dem Ranger, der auf dem untersten Querbalken des Koppelzauns saß und die qualmenden Überreste anstarrte. Die Flammen waren erloschen, grauschwarzer Rauch lag wie ein Leichentuch über dem schwelenden Holz. Laurie blutete das Herz.

»Ich kenne Sie von den Gemeindeversammlungen«, äußerte er.

»Ja, ich erinnere mich auch an Sie.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Laurie Gibson.«

»Cole Elefson.«

»Möchten Sie was trinken?«

»Gern. Etwas zum Löschen wäre gut.«

»Dann kommen Sie rein.«

»Ich muss den Brandherd im Auge behalten.«

»Hier gibt es nichts mehr, was abbrennen könnte«, sagte sie hart.

»Falls der Wind auffrischt, kann es zu Funkenflug kommen. Der Wald ist in diesem Jahr so trocken, da braucht es nicht viel, um den ganzen Hang in Flammen zu setzen.« Mit einer Geste umfasste er das Tal.

»Okay, ich hole Ihnen was. Kaffee, Wasser oder lieber eine Coke?«

»Coke wäre gut.«

Im Badezimmer wusch sich Laurie das rußverschmierte Gesicht und spülte ihren Mund aus. In ihrem dunklen Haar hingen Ascheflocken, die bei jeder Bewegung wie grauer Schnee herabrieselten. Ihre Augen waren gerötet, Shirt und Jeans wiesen mehrere Brandlöcher auf, und sie stank widerlich nach Rauch. Sie wechselte die Kleidung, danach verarztete sie ihre Brandwunde. Jetzt, da die größte Anspannung allmählich von ihr abfiel, spürte sie den Schmerz. Anschließend nahm sie zwei Dosen Coke aus dem Kühlschrank. Sunny, die unbedingt mit hinauswollte, sperrte sie in die Küche. Sie konnte nicht riskieren, dass die Hündin in den Trümmern herumlief.

Als sie Cole Elefson sein Getränk brachte, entdeckte sie im matten Zwielicht der Morgendämmerung die beiden Stuten in dem kleinen Gemüsegärtchen. Crystal witterte nervös in Richtung der schwelenden Ruinen, und Moonlight hinkte stark. Laurie begutachtete die Verletzung an ihrer Flanke. Die Brandwunde war ein Fall für den Tierarzt. Dr. Gleeson musste ohnehin wegen des Fohlens vorbeikommen. Nachdem sie die unwilligen Stuten in den Stall geführt hatte, lief sie ins Haus und rief ihn an. Trotz der frühen Stunde meldete er sich nach dem zweiten Klingeln und versprach, sich sofort auf den Weg zu machen.

Sie hatte gerade die Kaffeemaschine eingeschaltet, als Bills mit Rodeoszenen bemalter Campingbus aufs Gelände rollte und in der Nähe des abgebrannten Stalls stoppte. Laurie verließ die Küche. Als sie ihren Mitarbeiter erreichte, stand dieser vor den verkohlten Überresten. »Holy shit …« Er riss sich die Kappe vom Kopf und knautschte sie zusammen.

»Hi, Bill.«

»Morgen, Boss.« Bill vermied es, sie anzusehen. »Wie viele?«, nuschelte er.

»Wir konnten alle Pferde retten.«

Ungläubig blickte er sie an.

»Ich hatte Hilfe von drei Rangern.« Sie zeigte auf Cole Elefson, der an der Löschwasserpumpe hantierte.

Auf Bills wettergegerbtem Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Diese verfluchten Teufelskerle.« Er klopfte ihr kraftvoll auf die Schulter. »Das bauen wir wieder auf, Mädchen.«

Trotz ihres Kummers verspürte Laurie einen Hauch von Erleichterung. Bills unerschütterlicher Optimismus war wie ein wärmender Sonnenstrahl. »Salouk ist davongelaufen. Die Stuten stehen im kleinen Stall.«

»Der Hunger wird ihn nach Hause treiben.«

»Mir wäre es lieber, wenn du ihn suchst. Ich kann nicht weg, der Doc kommt gleich. Moonlight hat eine Verbrennung, und Black Velvets Fohlen ist da.«

»Die hatte es aber eilig.« Er machte kehrt und marschierte auf das Stallgebäude zu, um sich die Pferde anzusehen.

Laurie wollte ihm folgen, als sie das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs vernahm. Der Tierarzt! Endlich! Statt Dr. Gleeson fuhr jedoch der Jeep der Forstverwaltung aufs Gelände.

Ethan Bradley parkte neben Bills Campingbus und stieg aus. »Hier bin ich wieder, wie versprochen.«

Während sie ihn anlächelte, musterte sie ihn unauffällig.

Sein heldenhafter Kampf um das Leben ihrer Tiere hatte Spuren hinterlassen. Seine blauen Augen waren gerötet, sein hellbraunes, welliges Haar an einigen Stellen angesengt, und auf der rechten Wange prangte ein großer Rußfleck.

»Möchten Sie einen Kaffee?«, bot sie an.

»Den könnte ich jetzt tatsächlich vertragen. Ich will nur zuerst mit Cole sprechen.«

»Kommen Sie anschließend einfach in die Küche.« Sie betrat das Haus, füllte den Kaffee in eine Thermoskanne und stellte Milchkännchen und Zuckerdose auf den Tisch.

Minuten später erschien Mr. Bradley im Türrahmen. Sunny beschnüffelte ihn neugierig, und er kraulte sie hinter den Ohren. »Du bist ja eine Hübsche.«

»Das ist Sunny«, sagte Laurie. »Setzen Sie sich, bitte.« Sie deutete auf die Eckbank, und er nahm Platz.

»Der Brandherd ist immer noch sehr heiß. Cole wird ihn weiter abkühlen. Zum Glück haben Sie große Tanks. Nicht alle Rancher sind so gut ausgestattet.«

»Das war uns wichtig. Wegen der Nähe zum Wald.« Logans stete Mahnungen klangen ihr bis heute in den Ohren. Er war in Judson Creek aufgewachsen, hatte jahrelang im Forstbetrieb gearbeitet und einen Heidenrespekt vor Waldbränden gehabt.

Sie schenkte die Tassen voll und setzte sich dem Ranger gegenüber. »Wenn Sie das Feuer nicht bemerkt hätten, Mr. Bradley, wäre vermutlich das ganze Gestüt abgebrannt. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken kann.«

»Nennen Sie mich bitte Ethan.«

»Laurie.«

Er goss Milch in seinen Kaffee und rührte um. »Ich habe nur meinen Job gemacht.«

»Das war mehr als einen Job machen. Niemand hat von Ihnen verlangt, in den brennenden Stall zu laufen. Ich werde mir etwas einfallen lassen, um mich bei Ihnen und Ihren Kollegen zu bedanken.«

»Das ist nicht nötig.«

»Meiner Meinung nach schon.«

»Wie geht es dem Fohlen?«, lenkte er ab.

»Die Kleine scheint putzmunter zu sein. Dem Himmel sei Dank. Ich dachte, ich würde sie verlieren.« Sein mitfühlender Blick brachte Laurie kurz aus dem Takt. »Eigentlich hätte sie erst in ein paar Tagen zur Welt kommen sollen. Der Tierarzt wird sie sich gleich ansehen, dann kann ich sicher sein, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«

»Sie leben von der Pferdezucht?«

»Ja. Ich habe mich auf die Farbzucht von Arabern spezialisiert. Palominos und Rappen.«

»Deshalb der Gestütsname Golden Night Hill?«

»Gut kombiniert.«

Seine Mundwinkel hoben sich trotz seiner erschöpften Miene. »Was für eine Nacht! Drei Brände auf einmal! Das habe ich während meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt.«

Laurie überlief ein Schauder. »Das kann doch nur Brandstiftung gewesen sein?«

»Davon gehe ich aus. Bei den Burtons brannte die Halle mit den Erntemaschinen.«

»Oh nein! Die Familie lebt vom Verleih. Konnten sie etwas retten?«

»Sie hatten die meisten Maschinen rechtzeitig ins Freie gebracht, die Halle ist allerdings abgebrannt.«

»Und das Sägewerk? Ist es stark beschädigt?«

»Der Schaden lässt sich erst feststellen, wenn die Löscharbeiten beendet sind.« Er rieb sich seine gereizten Augen.

»Sie sehen aus, als könnten Sie eine Mütze Schlaf gebrauchen.«

»Wohl eher zwei«, seufzte er.

Seine Worte machten Laurie ihre tiefe Erschöpfung bewusst. Es waren weniger die fehlenden Stunden Schlaf, die ihr zusetzten, als die nervenaufreibenden Ereignisse der zurückliegenden Nacht.

Ethan betrachtete sie nachdenklich. »Haben Sie Feinde, Laurie?«

Obwohl die Frage nahelag, sah sie ihn irritiert an. »Ich lebe sehr abgeschieden, habe keine direkten Nachbarn, und unter den Dorfbewohnern ist niemand, mit dem ich im Streit liege.«

»Was ist mit Ihrem Mann?«

»Was hat das mit meinem Mann zu tun?«

»Gibt es vielleicht jemanden, der etwas gegen ihn hat?«

Er weiß nichts von dem Unfall. »Ich bewirtschafte das Gestüt allein.«

Ethans Brauen hoben sich. »Alle sprechen von Logan Gibsons Ranch, deswegen dachte ich, Sie wären verheiratet.«

»Sie sind neu in der Gegend?«

»Ja. Ich habe mich zu Beginn des Sommers in diesen Forstbezirk versetzen lassen.«

Laurie griff nach der Kaffeekanne und füllte ihre Tassen auf. »Logan war mein Mann. Er ist vor knapp zwei Jahren tödlich verunglückt.«

Ethan sparte sich eine dieser nichtssagenden Floskeln, die sie zur Genüge gehört hatte, stattdessen gab er Milch in seinen Kaffee und rührte langsam um. »Wollen Sie mir erzählen, wie es passiert ist?«

Sie empfand es als angenehm, dass er nicht einfach danach fragte, sondern ihr die Wahl ließ, ob sie darüber reden wollte. »Logan hatte während der Sommersaison für das Sägewerk gearbeitet. An diesem Tag sollte er geschlagenes Holz von einem Sammelplatz abtransportieren, doch es gab Probleme mit der Hydraulik des Ladekrans, wie die Spurensicherung feststellte. Anscheinend versuchte er, den Fehler zu beheben, dabei verrutschte die Ladung. Als man ihn fand, lag er unter einem Baumstamm. Sein Brustkorb war eingedrückt … Er ist innerlich verblutet.« Laurie umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen. »Logan war allein dort draußen. Erst nach mehreren Stunden hat man ihn vermisst, aber da war es bereits zu spät. Mir will bis heute nicht in den Kopf, dass ausgerechnet ihm das passiert ist. Er war ein umsichtiger und vorausdenkender Mensch. Jahrelang hat er im Forstbetrieb gearbeitet, als Holzfäller und im Sägewerk. Er wusste über die Gefahren Bescheid.« Ein Beben durchlief sie, und nur mit Mühe konnte sie die Fassung wahren.

»Solche Unfälle geschehen in Sekunden. Manchmal reicht schon eine kurze Ablenkung. Oder ein falscher Handgriff.«

»Ja, vermutlich haben Sie recht. Genau das sage ich mir auch seit Jahren.«

Ethan sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, in dem sich Mitgefühl und Verständnis spiegelten. Normalerweise mochte Laurie es nicht, bedauert zu werden, doch in diesem Moment tat ihr seine Anteilnahme gut.

Ein Wagen stoppte vor dem Haus. »Das ist Doc Gleeson, der Tierarzt«, sagte sie nach einem Blick aus dem Fenster.

»Dann halte ich Sie nicht länger auf.« Ethan leerte seine Tasse und folgte ihr ins Freie, wo er sich mit dem Arzt bekannt machte.

»Mr. Bradley hat die Pferde gerettet«, sagte Laurie.

»Das war mutig.« Dr. Gleeson nickte dem Ranger zu. »Ich kenne niemanden, der sich in einen lichterloh brennenden Stall wagen würde.«

Ethan zuckte mit den Schultern. »Ich muss los. Danke für den Kaffee«, wandte er sich an Laurie.

»Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.«

Tadelnd hob er einen Finger. »Sie wiederholen sich, Mrs. Gibson.«

»Gewöhnen Sie sich dran. Das werden Sie noch eine ganze Weile von mir zu hören bekommen.«

»Sie sind eine hartnäckige Lady.« Er lächelte sie an. »Bye, Laurie.«

»Bye, Ethan.«

Ihr Blick folgte ihm, als er zu seinem Wagen ging. Seine Haltung und sein Gang verrieten, wie abgekämpft er war, trotzdem hatte er versucht, sie aufzumuntern. Laurie fühlte sich ebenfalls zu Tode erschöpft. Erneut traf sie die Einsamkeit mit voller Wucht. An Tagen wie diesem wurde ihr überdeutlich bewusst, welche Lücke Logan in ihrem Leben hinterlassen hatte. Am liebsten hätte sie sich in ihr Bett verkrochen, die Decke über den Kopf gezogen und ihre bitteren Gedanken ebenso ausgesperrt wie das Tageslicht. Stattdessen wandte sie sich dem Tierarzt zu, der gerade seine Tasche aus dem Kofferraum nahm.

Zusammen gingen sie hinüber zum Stall. Dr. Gleeson wollte zuerst das Fohlen untersuchen. Als er die Box betrat, stieß Black Velvet ein warnendes Schnauben aus. Laurie fasste die Stute rasch am Halfter und redete beruhigend auf sie ein.

»Ein kerngesundes Mädchen«, stellte der Arzt nach einigen Minuten fest.

»Trotz der Aufregung bei der Geburt. Ich dachte im ersten Moment, sie wäre tot.«

Auf seinen fragenden Blick hin berichtete Laurie, wie Ethan und sie die Pferde gerettet hatten.

Dr. Gleeson zeigte sich beeindruckt. »Mr. Bradley scheint mir ein echter Teufelskerl zu sein.«

»Das Gleiche hat Bill gesagt.«

Nachdem Black Velvets und Moonlights Brandwunden behandelt waren, verließen sie den Stall.

»Kann ich Sie erreichen, Doc, falls Salouk verletzt sein sollte?«, fragte Laurie. »Bill sucht gerade nach ihm.«

»Ich bin heute den ganzen Tag unterwegs. Am besten rufen Sie mich auf meinem Handy an.« Er nickte ihr zu und stieg in seinen Wagen.

Erschöpft betrat sie das Haus, um sich endlich den Rauchgestank abzuduschen.

Gegen Mittag kehrte Bill mit Salouk zurück. Der Hengst schien unverletzt zu sein. Erleichtert lief Laurie ihnen entgegen. Die wertvollen Zuchttiere waren ihr ganzes Kapital. Logan und sie hatten sämtliche Ersparnisse in die Ranch und die kleine Herde gesteckt. Laurie, die auf einem Arabergestüt in Scottsdale gearbeitet hatte, besaß das Wissen, um eine Pferdezucht aufzubauen, und Logan kannte sich mit der Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes aus. Sie waren das perfekte Team gewesen. Nach seinem plötzlichen Tod hatte sie vor der Entscheidung gestanden, allein weiterzumachen oder zu verkaufen. Bills Beistand und seine Unterstützung hatten ihr damals den nötigen Mut gegeben, die Ranch zu behalten.

»Wo hast du ihn gefunden?«, fragte sie und nahm Salouks Führleine.

»Auf der kleinen Lichtung. Er hat die halbe Wiese abgefressen.« Bill schwang sich aus dem Sattel seiner Stute. »Stell ihn erst mal in den Paddock am Haus, damit wir ihn beobachten können.«

Laurie führte den Hengst in den Auslauf und setzte sich auf den obersten Balken der Umzäunung. Sofort kam er zu ihr und schob sein Maul in ihre Hände, auf der Suche nach einem Leckerbissen. Nichts erinnerte mehr an die Furie, die er im brennenden Stall gewesen war. Sie zauberte ein Stück Würfelzucker aus der Hosentasche, das sie gestern in Bens Saloon eingesteckt hatte. Ungestüm reckte er den Kopf vor und ließ ihr kaum Gelegenheit, das Papier zu entfernen.

»Und so ein Leckermaul ist gerade Vater geworden«, murmelte sie amüsiert.

»Ich habe Fred Miller angerufen, damit er den Schutt wegräumt«, berichtete Bill, als sie beim Lunch saßen. »Cole hat mir gesagt, dass die Brandermittler morgen kommen. Sobald die durch sind, fängt Fred an.«

»Gut. Je schneller die Trümmer beseitigt werden, desto eher können wir den Stall wieder aufbauen. Danke, dass du dich darum gekümmert hast. Ich hatte mir darüber noch keine Gedanken gemacht.«

»Du hast im Moment auch andere Sorgen. Leg dich später was hin, du siehst aus wie ein Gespenst.« Bill sah sie besorgt an.

»Dafür bin ich viel zu aufgedreht.« Ihr steckte die Angst vor einem weiteren Brand in den Knochen. Seit Stunden zerbrach sie sich den Kopf, wie sie ihren Besitz und vor allem ihre Tiere schützen konnte.

Laurie trug die leeren Teller zur Spüle und begann mit dem Abwasch. Bill griff nach einem Geschirrhandtuch und trocknete ab.

»Kennst du Ethan Bradley?«, fragte sie. »Er arbeitet bei der Forstverwaltung.«

»Nein. Das muss ein Neuzugang sein. Ich kenne jeden Ranger.«

»Er lebt erst seit dem Sommeranfang in Judson Creek.«

»Wer hat dir das erzählt?«

»Er selbst.«

Bill pfiff durch die Zähne. »Ich bin platt. Du hast dich tatsächlich mit einem fremden Kerl unterhalten?«

Der süffisante Unterton in seiner Stimme ließ sie beim Spülen innehalten. »Wie meinst du das?«

»Höre ich da etwa ein gewisses Interesse an einem speziellen Herrn durchklingen?« Er wackelte mit seinen buschigen Brauen.

»Verdammt, Bill! Ethan Bradley hat meine Pferde gerettet.«

Sein Grinsen verblasste. »Du weißt, wie ich darüber denke. Eine Frau sollte nicht allein in dieser Abgeschiedenheit wohnen.«

Sie sparte sich eine Entgegnung, da er ihr bei jeder Gelegenheit seine Meinung zu dem Thema unter die Nase rieb, obwohl er wusste, dass sie davon nichts hören wollte. »Ich stehe tief in Mr. Bradleys Schuld und in der seiner Männer. Sie haben ihr Leben riskiert, um meinen Besitz zu retten. Hast du vielleicht eine Idee, wie ich mich angemessen bei ihnen bedanken könnte?«

»Wieso willst du dich bedanken? Sie haben ihren Job gemacht. Dafür werden sie bezahlt.«

An Tagen wie diesem ging ihr Bills unsensible Art gehörig auf die Nerven. »Du bist mal wieder äußerst einfühlsam«, schimpfte sie.

Er grunzte etwas Unverständliches und drückte sich die Kappe auf das schüttere graue Haar. »Ich fahre raus, das restliche Stroh holen.«

Laurie unterdrückte ihren Ärger. Er war aus einem anderen Holz geschnitzt als sie und würde sich auch nicht mehr ändern. Damit musste sie sich abfinden. Als Mitarbeiter war er allerdings der Beste, den sie jemals gehabt hatte.

Wenige Minuten nach ihm verließ sie ebenfalls das Wohnhaus, einen einstöckigen Holzbau, von dessen Fassade unaufhaltsam die ehemals weiße Farbe abblätterte, und holte Salouks Sattel und Trense aus der Sattelkammer. Es war Zeit für sein tägliches Trainingsprogramm, zugleich konnte sie auf diese Weise feststellen, ob tatsächlich alles mit ihm in Ordnung war.

Während sie den Hengst auf dem Reitplatz longierte, schweiften ihre Gedanken zu Ethan. Eine tiefe Dankbarkeit für seinen riskanten Einsatz erfüllte sie. Aber da war noch mehr. In seiner Gegenwart fühlte sie sich wohl. Und er gefiel ihr. Mit seinen markanten Gesichtszügen und seiner großen, athletischen Gestalt war er ein ausgesprochen attraktiver Mann. Erstaunt horchte sie in sich hinein. Es war das erste Mal, seit sie Logan kennengelernt hatte, dass sie wieder auf das Aussehen eines Mannes achtete.

Als sie abends vor Black Velvets Box stand, kam ihr endlich die zündende Idee, wie sie sich bei Ethan und seinen Kollegen bedanken konnte. Sie würde die Ranger zu einem Barbecue einladen. Und Ethan sollte Taufpate für das Fohlen werden, immerhin verdankte das Pferdchen ihm sein Leben. Sie würde ihn bitten, sich einen Namen einfallen zu lassen. Ja, das war ein guter Plan.