Dangerous Hearts – Die komplette Reihe - Romina Gold - E-Book
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Dangerous Hearts – Die komplette Reihe E-Book

Romina Gold

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Beschreibung

Drei knisternde und spannende Liebesgeschichten in einem Sammelband!

Seit Laurie ihren Mann durch einen tragischen Unfall verlor, führt sie das Gestüt in der rauen Bergwelt Montanas allein. Als ein Brandstifter ihren Stall anzündet, ist Lauries neues Leben plötzlich in Gefahr. Fire Fighter Ethan Bradley schafft es gerade noch, Laurie und ihre Tiere vor dem Flammeninferno zu retten. Schnell kommen die beiden einander näher. Doch dann brennt es wieder - und Ethan gerät unter Verdacht ...

Um den bitteren Erinnerungen an ihre Vergangenheit zu entfliehen, hat Nikki ihren Heimatort verlassen. Jetzt arbeitet sie im Glacier Nationalpark, wo sie auf den attraktiven Ranger Jared trifft. Schon bei der ersten Begegnung zieht er sie unwiderstehlich an. Aber irgendwas stimmt nicht im Park. Wilderer halten die Ranger in Atem, und ein Kollege benimmt sich auffällig merkwürdig. Jared und Nikki geraten immer tiefer in ein Netz aus Lügen - und schließlich sogar in tödliche Gefahr.

Faiths Leben als Polizistin im beschaulichen Kalispell wird heftig durcheinandergewirbelt, als der attraktive Kampfsportler Sheldon Farley in der Stadt Halt macht. Er geht ihr mit seinem losen Mundwerk zwar gehörig auf die Nerven, aber mit seiner selbstbewussten Art auch unter die Haut. Egal, wie sehr Faith sich dagegen zu wehren versucht: Sie kann ihm nicht widerstehen. Doch dann verschwinden plötzlich mehrere junge Frauen aus dem angrenzenden Indianerreservat, und Sheldon gerät unter Verdacht ... Er beteuert seine Unschuld, aber kann Faith ihm trauen?

Prickelnde Spannung bis zum Schluss. Ein Must-read für alle Romantic-Suspense-Fans!

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Sammlungen



Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Weitere Titel der Autorin:

Die komplette Reihe

Titel

Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Danksagung

Dangerous Hearts – Mit dir gegen jede Gefahr

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Epilog

Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Über die Autorin

Impressum

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Weitere Titel der Autorin:

Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer

Dangerous Hearts – Mit dir gegen jede Gefahr

Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm

Riskante Gefühle: Eine gefährliche Love-Story

Die komplette Reihe

Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer

Seit Laurie ihren Mann durch einen tragischen Unfall verlor, führt sie das Gestüt in der rauen Bergwelt Montanas allein. Als ein Brandstifter ihren Stall anzündet, ist Lauries neues Leben plötzlich in Gefahr. Fire Fighter Ethan Bradley schafft es gerade noch, Laurie und ihre Tiere vor dem Flammeninferno zu retten. Schnell kommen die beiden einander näher. Doch dann brennt es wieder – und Ethan gerät unter Verdacht ...

Dangerous Hearts – Mit dir gegen jede Gefahr

Um den bitteren Erinnerungen an ihre Vergangenheit zu entfliehen, hat Nikki ihren Heimatort verlassen. Jetzt arbeitet sie im Glacier Nationalpark, wo sie auf den attraktiven Ranger Jared trifft. Schon bei der ersten Begegnung zieht er sie unwiderstehlich an. Aber irgendwas stimmt nicht im Park. Wilderer halten die Ranger in Atem, und ein Kollege benimmt sich auffällig merkwürdig. Jared und Nikki geraten immer tiefer in ein Netz aus Lügen – und schließlich sogar in tödliche Gefahr.

Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm

Faiths Leben als Polizistin im beschaulichen Kalispell wird heftig durcheinandergewirbelt, als der attraktive Kampfsportler Sheldon Farley in der Stadt Halt macht. Er geht ihr mit seinem losen Mundwerk zwar gehörig auf die Nerven, aber mit seiner selbstbewussten Art auch unter die Haut. Egal, wie sehr Faith sich dagegen zu wehren versucht: Sie kann ihm nicht widerstehen. Doch dann verschwinden plötzlich mehrere junge Frauen aus dem angrenzenden Indianerreservat, und Sheldon gerät unter Verdacht ... Er beteuert seine Unschuld, aber kann Faith ihm trauen?

Romina Gold

Dangerous Hearts – Die komplette Reihe

Romina Gold

Dangerous Hearts – Mit dir durchs Feuer

Für meine Familie.

Danke, dass es euch gibt.

Kapitel 1

Judson Creek, Montana

Die Tür von Bens Saloon fiel hinter ihnen zu. Erleichtert sog Laurie die kühle Nachtluft in ihre Lungen. Der Gastraum war stickig und voller Qualm gewesen, denn in Judson Creek hielt sich niemand an das gesetzliche Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden.

»War rappelvoll wie selten«, brummte Bill.

»Kein Wunder bei den Neuigkeiten.«

»Was für eine verdammte Sch...«

»Mr. Gregory tut mir leid.«

»Mhm.« Bill zog noch einmal an seiner Zigarette, bevor er sie sorgfältig in dem Sandkübel neben der Tür ausdrückte. Es hatte seit Wochen nicht geregnet, und der Wald ringsum war trocken wie Zunder. Ein Funke würde genügen, um einen verheerenden Brand auszulösen. »Mir tun die Leute leid, die bald ohne ihre Jobs dastehen. Hier gibt's ja kaum Alternativen.«

»Natürlich. Mir auch. Aber die Vorstellung, alles zu verlieren, was man sich mühsam aufgebaut hat ...« Laurie verstummte bedrückt.

»Sei froh, dass du nicht mehr für Gregory arbeitest.« Bill setzte sich in Bewegung, sie gingen die Treppe hinab und blieben an Lauries Pick-up stehen.

»Bis morgen«, sagte sie.

»Nacht, Boss.« Er tippte an den Schirm seiner roten Baseballkappe, bevor er auf sein Fahrzeug zusteuerte.

Nachdenklich sah Laurie ihm hinterher. Trotz seiner sechzig Jahre bewegte er sich wie ein wesentlich jüngerer Mann. Der ehemalige Rodeoreiter war ihre größte Stütze und seit Logans Tod ihr engster Vertrauter und väterlicher Freund. Ohne seine Hilfe wäre ihr Gestüt vermutlich längst im Besitz der Bank. Sie stieg in ihren Wagen und drehte mit einem Stoßgebet den Schlüssel im Schloss. Zögerlich erwachte der Motor zum Leben.

Laurie rollte vom Parkplatz und bog in die Straße ein, die sich in engen Serpentinen den Berg hinaufwand. Die anspruchsvolle Strecke war die einzige Verbindung zwischen ihrem Tal und Judson Creek. Für die abgeschiedene Lage und die saftigen Weiden bezahlte sie mit langen Wegen und Einsamkeit.

Trotz ihrer Müdigkeit fuhr sie konzentriert, denn sie musste jederzeit mit Wild auf der Fahrbahn rechnen. Kurz unterhalb der Kuppe schreckte ein klopfendes Geräusch aus dem Motorraum sie auf. Die Nadel der Temperaturanzeige näherte sich dem roten Bereich.

»Na, mach schon, wir sind gleich da«, redete sie der alten Kiste zu, während sie die Geschwindigkeit verringerte. Logan hätte jetzt gelacht und gesagt, dass die Pferdestärken unter der Motorhaube keine Ohren besaßen. Wehmut überkam Laurie. Sie würde alles dafür geben, um noch einmal sein Lächeln zu sehen oder seine Stimme zu hören.

Der Baumbestand lichtete sich, je näher sie der Bergkuppe kam. Am sternenklaren Himmel hing ein fast voller Mond, das erste Morgenrot krönte bereits die Gebirgskämme im Osten. Diesmal hatte die monatliche Gemeindeversammlung besonders lange gedauert, weil Harvey Gregory, der Besitzer des Sägewerks, Entlassungen angekündigt hatte. Ein Konzern versuchte, ihn aus dem Geschäft zu drängen, und seitdem gingen die Aufträge kontinuierlich zurück.

In Judson Creek, einem ehemaligen Holzfällercamp, das im Lauf der Jahrzehnte zu einem kleinen Ort angewachsen war, lebten fast alle Einwohner von der Holzverarbeitung. Entsprechend groß war die Aufregung gewesen. Obwohl Laurie das Schicksal des Sägewerks nicht direkt betraf, hatte die allgemeine Anspannung auf sie übergegriffen, weshalb sie wesentlich länger geblieben war als geplant. Sie bedauerte Mr. Gregory, dessen Existenz auf der Kippe stand. Noch ein paar gute Jahre und er hätte sich sorgenfrei zur Ruhe setzen können.

Mit einem Blick auf die Temperaturanzeige überzeugte sie sich, dass diese nicht weiter gestiegen war. Dabei bemerkte sie die Uhrzeit – 2:19. Das war viel zu früh für den Sonnenaufgang, selbst jetzt im Hochsommer. Ein dumpfes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Angestrengt starrte sie durch die Frontscheibe und versuchte, zwischen den dicht stehenden Bäumen etwas zu erkennen. Der Widerschein am Horizont, den sie für Morgenrot gehalten hatte, war inzwischen zu einer rot glühenden Wand angewachsen. Lauries Herz setzte für eine Sekunde aus. Feuer! Meine Pferde! Sunny! Panisch trat sie aufs Gaspedal, quälend langsam beschleunigte der Pick-up. Als sie endlich freie Sicht über das Tal hatte, wurde ihre Befürchtung zur Gewissheit: Der Brand wütete auf ihrer Ranch!

In waghalsigem Tempo durchfuhr sie die letzten engen Serpentinen, schlitterte in die Zufahrt und raste auf den Stall zu, aus dessen Dach meterhohe Flammen loderten. Vier ihrer geliebten Araber standen darin, drei davon trächtige Stuten. Neben dem Wassertank stoppte sie und sprang aus dem Wagen. Trotz der dichten Qualmwolken erblickte sie zwei Ranger, die das Feuer bekämpften. Einer der Männer rief etwas, sie ignorierte ihn und stürzte auf das offene Stalltor zu. Glühend heiße Luft schlug ihr entgegen und brannte auf ihrer Haut. Instinktiv prallte sie zurück, die Angst um ihre Tiere trieb sie jedoch in das Gebäude hinein. Um sie herum knisterte und knackte es, Feuersäulen züngelten an den hölzernen Wänden hoch.

Salouk tobte in seiner Box, stieg, keilte aus und wieherte schrill. Laurie riss die Tür auf, der Hengst stürmte heraus und streifte sie dabei mit seiner Schulter. Der Zusammenstoß warf sie zu Boden. Sie landete neben einem Häufchen Stroh, aus dem gierige Flammen leckten. Stöhnend wollte sie sich aufrappeln, als eine kräftige Hand ihren Oberarm umfasste und sie auf die Beine zog.

»Raus hier! Schnell!«, brüllte ein hünenhafter Mann in Rangeruniform über das Prasseln hinweg und zerrte sie in Richtung Tor.

Energisch befreite sie sich aus seinem Griff. Der beißende Rauch reizte ihre Augen, heiße Luft brannte in ihren Lungen. Das Atmen fiel ihr mit jeder Sekunde schwerer, denn das Feuer fraß den restlichen Sauerstoff im Raum. Laurie packte den Riegel der nächsten Boxentür. Keuchend zuckte sie zurück, als sie sich an dem glühenden Metall die Finger verbrannte. An der gegenüberliegenden Wand schoss eine Feuerzunge in die Höhe, Black Velvet wieherte voller Todesangst. Der Ranger schob Laurie zur Seite und öffnete die Tür.

Wie eine Furie ging die Stute auf den Mann los, der sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Laurie näherte sich mit besänftigenden Worten dem panischen Pferd. Beim Anblick des Fohlens, das regungslos im Stroh lag, erstarrte sie. Es musste vor wenigen Minuten zur Welt gekommen sein.

Ein Teil des Dachs brach ein. Instinktiv duckte sich Laurie, als mehrere brennende Holzschindeln herunterfielen und sie nur knapp verfehlten. Black Velvet jedoch wurde an der Hinterhand getroffen. Wiehernd keilte sie aus, nur Zentimeter am Kopf des Neugeborenen vorbei. Laurie packte in die Mähne und schwang sich auf ihren Rücken.

»Nehmen Sie das Fohlen!«, rief sie dem Ranger zu und stieß der Stute ihre Fersen in die Flanken.

Zu beiden Seiten des Eingangs loderten Flammen empor, die Holzwände verfärbten sich bereits schwarz. Black Velvet scheute und drängte zurück in ihre Box, doch Laurie trieb sie energisch vorwärts. Sie jagten durchs Tor, ein Funkenregen ging auf sie nieder, die glühend heiße Luft streifte schmerzhaft über Lauries bloße Arme und ihr Gesicht.

In sicherem Abstand zum Brandherd brachte sie das Pferd zum Stehen. Krampfhaft schnappte sie nach Luft. Ihre Lungen fühlten sich an, als wären sie voller Rauch, Tränen rannen aus ihren gereizten Augen. Moonlight! Crystal! Das Fohlen! Mit letzter Kraft rutschte sie von Black Velvets Rücken und lief erneut auf den Stall zu.

Der Anblick des Rangers, der mit dem Neugeborenen in seinen Armen aus der Flammenhölle trat, lähmte sie für eine Sekunde, doch dann stürzte sie erleichtert zu ihm.

»Alle draußen«, keuchte er.

»Moonlight? Crystal?«

Nickend sank er auf die Knie und legte das Fohlen ab. »Es rührt sich nicht, wir müssen ...« Ein Hustenanfall schüttelte ihn.

Laurie tastete am Pferdehals nach dem Puls. »Es lebt!«

Rasch überzeugte sie sich davon, dass die Atemwege frei waren, dann begann sie mit einer Herzmassage. Die Anstrengung kostete sie fast übermenschliche Kraft. Sie rang nach Atem, blitzende Sternchen tanzten vor ihren Augen, trotzdem gab sie nicht auf. Plötzlich lief ein Beben durch den zierlichen Körper, gleich darauf riss das Fohlen den Kopf hoch. Laurie wurde es flau vor Erleichterung und Glück. Mit zitternden Händen streichelte sie das Pferdchen und gab beruhigende Laute von sich.

Das Getöse des einstürzenden Stalls ging ihr durch Mark und Bein. Fassungslos starrte sie auf die zischenden Flammen, denen das restliche Stroh neue Nahrung bot. Ohne die Hilfe der Ranger wären ihre Tiere qualvoll verbrannt. Die Vorstellung schnürte ihr das Herz ein und jagte eiskalte Schauder über ihre Haut. Rasch verdrängte sie den Gedanken, stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf das Fohlen, das mit weit geblähten Nüstern die Nachtluft einsog.

»Alles okay mit Ihnen?«, fragte der Mann, der noch immer neben ihr kniete. Sein aufmunterndes Lächeln wirkte tröstlich.

»Ja. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie haben meinen Pferden das Leben gerettet.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Laurie Gibson, mir gehört das Gestüt.«

»Ethan Bradley vom US Forest Service. Wir waren zufällig in der Nähe.« Er stemmte sich auf die Füße und zog sie mit hoch.

Die Forstverwaltung setzte jeden Sommer spezielle Teams ein, deren Aufgabe neben der Brandbekämpfung darin bestand, potenzielle Gefahren zu erkennen und zu beseitigen. Das Dröhnen des Hubschraubers, der regelmäßig das weitläufige Waldgebiet überflog, war für Laurie zu einem beruhigenden Alltagsgeräusch geworden.

Besorgt sah der Mann auf sie herunter. »Was ist mit Ihrer Hand?«

»Ich bin okay.«

Zu ihrem Erstaunen umfasste er ihr Handgelenk, betrachtete ihre geröteten Finger und die Handfläche. »Sie sollten das schnellstens reinigen und verbinden. Haben Sie Brandsalbe?«

»Ich kümmere mich gleich darum.« Sie entzog sich seinem Griff und starrte auf die brennende Ruine, um seinem mitfühlenden Blick auszuweichen. Seine Kollegen spritzten noch immer Wasser auf die Flammen. Zum Glück hatte Logan in starke Pumpen und einen großen Löschwasserspeicher investiert.

Verzweiflung überrollte sie. Das Stallgebäude war praktisch neu gewesen. Logan und sie hatten es vor rund drei Jahren errichten lassen und dafür ihre ersten Zuchterfolge verkaufen müssen. Fünf prachtvolle Pferde, die eigentlich den Grundstock für ihre Araberzucht hätten legen sollen. Doch sie brauchten einen neuen Stall, der alte wäre ihnen beinahe über den Köpfen zusammengebrochen. Laurie seufzte. Vielleicht war es besser, dass Logan das nicht mehr erleben musste.

Eine schwere Hand auf ihrer Schulter holte sie in die Realität zurück.

»Sehen Sie«, lenkte Ethan Bradley ihre Aufmerksamkeit auf Black Velvet, die ihren Nachwuchs ableckte und aufmunternd anstupste. Trotz ihrer Panik war die Stute nicht davongelaufen. In Lauries Kummer mischte sich ein schwaches Glücksgefühl bei diesem rührenden Anblick.

Einer der Ranger trat zu ihnen. »Der Brand ist jetzt unter Kontrolle, Ethan«, sagte er. »Ma'am.« Er nickte Laurie zu.

»Gute Arbeit, Jeremy.«

»Cole wird als Brandwache hierbleiben.«

Der dritte Mann spritzte weiterhin Wasser auf die schwelenden Holzbalken.

»Okay. Kannst du ...« Mr. Bradley verstummte, als das Funkgerät in einem der Jeeps ansprang, lief hinüber und meldete sich.

»Was für ein Glück, dass Sie in der Nähe waren«, wandte sich Laurie an den Ranger. »Allein hätte ich niemals alle Pferde rausholen können. Herzlichen Dank.«

»Stimmt, das war wirklich Glück. Wir überwachen eigentlich nur die Wälder, aber Ethan hat das Feuer zufällig entdeckt.«

Sie sah zu dem Mann hinüber, der unter Einsatz seines Lebens ihre Tiere gerettet hatte. Er lehnte mit angespanntem Gesichtsausdruck an der Fahrertür und sprach in das Funkgerät, wobei er Jeremy zu sich winkte.

»Die Burton-Farm und das Sägewerk brennen ebenfalls. Wir übernehmen die Farm.« Er suchte Lauries Blick. »Ich komme später noch mal bei Ihnen vorbei«, sagte er, bevor er seinem Kollegen zurief, dass Jeremy und er zu den Burtons fahren würden.

Zwei weitere Brände zur selben Zeit, das konnte kein Zufall sein. Entsetzt starrte Laurie dem davonrasenden Wagen hinterher, während sich ihre Gedanken überschlugen. Sollte jemand absichtlich ihren Stall angesteckt haben? Aber wieso? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Eine zentnerschwere Last legte sich auf ihre Schultern, sie begann zu zittern, und am liebsten hätte sie geweint.

Laurie hasste dieses Gefühl der Schwäche. Tränen waren ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Sie musste stark sein. Funktionieren. Ihre Tiere verließen sich auf sie. Entschlossen nahm sie ein Halfter vom Koppelzaun und streifte es Black Velvet über. Sie wartete, bis sich das Fohlen aufgerichtet hatte und halbwegs sicher auf den Beinen stand, bevor sie die Stute in das kleine Stallgebäude neben dem Wohnhaus führte. Dort versorgte sie die beiden Pferde und füllte frisches Wasser in die Tränke.

Anschließend betrat sie das Ranchhaus, um kurz nach Sunny zu sehen, deren aufgeregtes Bellen selbst im Innern des Stalls zu hören gewesen war. Obwohl sich die Golden-Retriever-Hündin im Haus befand, hatte sie den ungewohnten Tumult rund um den Brand mitbekommen und war völlig aufgedreht.

Sunny kam auf Laurie zugeschossen, umkreiste sie und schnüffelte an ihr. Der zusammengeschobene Flickenteppich, die durcheinandergepurzelten Schuhe und das restliche Chaos in der Diele verrieten ihr, wie viel Angst Sunny ausgestanden haben musste.

»Ist ja alles gut.« Sie kniete sich hin und streckte die Arme aus. Sunny schmiegte sich an sie, und Lauries mühsam gewahrte Fassung brach zusammen wie ein Kartenhaus. Schluchzend drückte sie ihr Gesicht in das seidige Fell. Mehr denn je wurde ihr bewusst, wie allein sie war. Seit Logans Tod kämpfte sie tagtäglich um ihre Existenz, und nun drohte ihr der Ruin! Wie viel Leid musste sie noch ertragen? Konnte sie ertragen ...? »Ach, Sunny«, schniefte sie. »Wenn dein Herrchen doch nur bei uns wäre!«

Sunny winselte leise.

Laurie drängte weitere Tränen zurück. Anstatt hier zu sitzen und ihr Schicksal zu bejammern, sollte sie sich um wichtigere Dinge kümmern. Drei ihrer Pferde waren panisch davongerannt, vielleicht hatten sie sich verletzt oder ... Sie zwang sich, den Gedanken nicht weiterzuspinnen. Stattdessen stemmte sie sich hoch und verließ das Haus.

Mit Halftern und Führstricken bewaffnet suchte sie nach Salouk, Crystal und Moonlight. Sie konnte keines der Tiere entdecken, auch nicht bei der Koppel, wo der Rest der Herde stand. Vermutlich waren sie in den Wald gelaufen.

Niedergeschlagen trat Laurie zu dem Ranger, der auf dem untersten Querbalken des Koppelzauns saß und die qualmenden Überreste anstarrte. Die Flammen waren erloschen, grauschwarzer Rauch lag wie ein Leichentuch über dem schwelenden Holz. Laurie blutete das Herz.

»Ich kenne Sie von den Gemeindeversammlungen«, äußerte er.

»Ja, ich erinnere mich auch an Sie.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Laurie Gibson.«

»Cole Elefson.«

»Möchten Sie was trinken?«

»Gern. Etwas zum Löschen wäre gut.«

»Dann kommen Sie rein.«

»Ich muss den Brandherd im Auge behalten.«

»Hier gibt es nichts mehr, was abbrennen könnte«, sagte sie hart.

»Falls der Wind auffrischt, kann es zu Funkenflug kommen. Der Wald ist in diesem Jahr so trocken, da braucht es nicht viel, um den ganzen Hang in Flammen zu setzen.« Mit einer Geste umfasste er das Tal.

»Okay, ich hole Ihnen was. Kaffee, Wasser oder lieber eine Coke?«

»Coke wäre gut.«

Im Badezimmer wusch sich Laurie das rußverschmierte Gesicht und spülte ihren Mund aus. In ihrem dunklen Haar hingen Ascheflocken, die bei jeder Bewegung wie grauer Schnee herabrieselten. Ihre Augen waren gerötet, Shirt und Jeans wiesen mehrere Brandlöcher auf, und sie stank widerlich nach Rauch. Sie wechselte die Kleidung, danach verarztete sie ihre Brandwunde. Jetzt, da die größte Anspannung allmählich von ihr abfiel, spürte sie den Schmerz. Anschließend nahm sie zwei Dosen Coke aus dem Kühlschrank. Sunny, die unbedingt mit hinauswollte, sperrte sie in die Küche. Sie konnte nicht riskieren, dass die Hündin in den Trümmern herumlief.

Als sie Cole Elefson sein Getränk brachte, entdeckte sie im matten Zwielicht der Morgendämmerung die beiden Stuten in dem kleinen Gemüsegärtchen. Crystal witterte nervös in Richtung der schwelenden Ruinen, und Moonlight hinkte stark. Laurie begutachtete die Verletzung an ihrer Flanke. Die Brandwunde war ein Fall für den Tierarzt. Dr. Gleeson musste ohnehin wegen des Fohlens vorbeikommen. Nachdem sie die unwilligen Stuten in den Stall geführt hatte, lief sie ins Haus und rief ihn an. Trotz der frühen Stunde meldete er sich nach dem zweiten Klingeln und versprach, sich sofort auf den Weg zu machen.

Sie hatte gerade die Kaffeemaschine eingeschaltet, als Bills mit Rodeoszenen bemalter Campingbus aufs Gelände rollte und in der Nähe des abgebrannten Stalls stoppte. Laurie verließ die Küche. Als sie ihren Mitarbeiter erreichte, stand dieser vor den verkohlten Überresten. »Holy shit ...« Er riss sich die Kappe vom Kopf und knautschte sie zusammen.

»Hi, Bill.«

»Morgen, Boss.« Bill vermied es, sie anzusehen. »Wie viele?«, nuschelte er.

»Wir konnten alle Pferde retten.«

Ungläubig blickte er sie an.

»Ich hatte Hilfe von drei Rangern.« Sie zeigte auf Cole Elefson, der an der Löschwasserpumpe hantierte.

Auf Bills wettergegerbtem Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Diese verfluchten Teufelskerle.« Er klopfte ihr kraftvoll auf die Schulter. »Das bauen wir wieder auf, Mädchen.«

Trotz ihres Kummers verspürte Laurie einen Hauch von Erleichterung. Bills unerschütterlicher Optimismus war wie ein wärmender Sonnenstrahl. »Salouk ist davongelaufen. Die Stuten stehen im kleinen Stall.«

»Der Hunger wird ihn nach Hause treiben.«

»Mir wäre es lieber, wenn du ihn suchst. Ich kann nicht weg, der Doc kommt gleich. Moonlight hat eine Verbrennung, und Black Velvets Fohlen ist da.«

»Die hatte es aber eilig.« Er machte kehrt und marschierte auf das Stallgebäude zu, um sich die Pferde anzusehen.

Laurie wollte ihm folgen, als sie das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs vernahm. Der Tierarzt! Endlich! Statt Dr. Gleeson fuhr jedoch der Jeep der Forstverwaltung aufs Gelände.

Ethan Bradley parkte neben Bills Campingbus und stieg aus. »Hier bin ich wieder, wie versprochen.«

Während sie ihn anlächelte, musterte sie ihn unauffällig.

Sein heldenhafter Kampf um das Leben ihrer Tiere hatte Spuren hinterlassen. Seine blauen Augen waren gerötet, sein hellbraunes, welliges Haar an einigen Stellen angesengt, und auf der rechten Wange prangte ein großer Rußfleck.

»Möchten Sie einen Kaffee?«, bot sie an.

»Den könnte ich jetzt tatsächlich vertragen. Ich will nur zuerst mit Cole sprechen.«

»Kommen Sie anschließend einfach in die Küche.« Sie betrat das Haus, füllte den Kaffee in eine Thermoskanne und stellte Milchkännchen und Zuckerdose auf den Tisch.

Minuten später erschien Mr. Bradley im Türrahmen. Sunny beschnüffelte ihn neugierig, und er kraulte sie hinter den Ohren. »Du bist ja eine Hübsche.«

»Das ist Sunny«, sagte Laurie. »Setzen Sie sich, bitte.« Sie deutete auf die Eckbank, und er nahm Platz.

»Der Brandherd ist immer noch sehr heiß. Cole wird ihn weiter abkühlen. Zum Glück haben Sie große Tanks. Nicht alle Rancher sind so gut ausgestattet.«

»Das war uns wichtig. Wegen der Nähe zum Wald.« Logans stete Mahnungen klangen ihr bis heute in den Ohren. Er war in Judson Creek aufgewachsen, hatte jahrelang im Forstbetrieb gearbeitet und einen Heidenrespekt vor Waldbränden gehabt.

Sie schenkte die Tassen voll und setzte sich dem Ranger gegenüber. »Wenn Sie das Feuer nicht bemerkt hätten, Mr. Bradley, wäre vermutlich das ganze Gestüt abgebrannt. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken kann.«

»Nennen Sie mich bitte Ethan.«

»Laurie.«

Er goss Milch in seinen Kaffee und rührte um. »Ich habe nur meinen Job gemacht.«

»Das war mehr als einen Job machen. Niemand hat von Ihnen verlangt, in den brennenden Stall zu laufen. Ich werde mir etwas einfallen lassen, um mich bei Ihnen und Ihren Kollegen zu bedanken.«

»Das ist nicht nötig.«

»Meiner Meinung nach schon.«

»Wie geht es dem Fohlen?«, lenkte er ab.

»Die Kleine scheint putzmunter zu sein. Dem Himmel sei Dank. Ich dachte, ich würde sie verlieren.« Sein mitfühlender Blick brachte Laurie kurz aus dem Takt. »Eigentlich hätte sie erst in ein paar Tagen zur Welt kommen sollen. Der Tierarzt wird sie sich gleich ansehen, dann kann ich sicher sein, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«

»Sie leben von der Pferdezucht?«

»Ja. Ich habe mich auf die Farbzucht von Arabern spezialisiert. Palominos und Rappen.«

»Deshalb der Gestütsname Golden Night Hill?«

»Gut kombiniert.«

Seine Mundwinkel hoben sich trotz seiner erschöpften Miene. »Was für eine Nacht! Drei Brände auf einmal! Das habe ich während meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt.«

Laurie überlief ein Schauder. »Das kann doch nur Brandstiftung gewesen sein?«

»Davon gehe ich aus. Bei den Burtons brannte die Halle mit den Erntemaschinen.«

»Oh nein! Die Familie lebt vom Verleih. Konnten sie etwas retten?«

»Sie hatten die meisten Maschinen rechtzeitig ins Freie gebracht, die Halle ist allerdings abgebrannt.«

»Und das Sägewerk? Ist es stark beschädigt?«

»Der Schaden lässt sich erst feststellen, wenn die Löscharbeiten beendet sind.« Er rieb sich seine gereizten Augen.

»Sie sehen aus, als könnten Sie eine Mütze Schlaf gebrauchen.«

»Wohl eher zwei«, seufzte er.

Seine Worte machten Laurie ihre tiefe Erschöpfung bewusst. Es waren weniger die fehlenden Stunden Schlaf, die ihr zusetzten, als die nervenaufreibenden Ereignisse der zurückliegenden Nacht.

Ethan betrachtete sie nachdenklich. »Haben Sie Feinde, Laurie?«

Obwohl die Frage nahelag, sah sie ihn irritiert an. »Ich lebe sehr abgeschieden, habe keine direkten Nachbarn, und unter den Dorfbewohnern ist niemand, mit dem ich im Streit liege.«

»Was ist mit Ihrem Mann?«

»Was hat das mit meinem Mann zu tun?«

»Gibt es vielleicht jemanden, der etwas gegen ihn hat?«

Er weiß nichts von dem Unfall. »Ich bewirtschafte das Gestüt allein.«

Ethans Brauen hoben sich. »Alle sprechen von Logan Gibsons Ranch, deswegen dachte ich, Sie wären verheiratet.«

»Sie sind neu in der Gegend?«

»Ja. Ich habe mich zu Beginn des Sommers in diesen Forstbezirk versetzen lassen.«

Laurie griff nach der Kaffeekanne und füllte ihre Tassen auf. »Logan war mein Mann. Er ist vor knapp zwei Jahren tödlich verunglückt.«

Ethan sparte sich eine dieser nichtssagenden Floskeln, die sie zur Genüge gehört hatte, stattdessen gab er Milch in seinen Kaffee und rührte langsam um. »Wollen Sie mir erzählen, wie es passiert ist?«

Sie empfand es als angenehm, dass er nicht einfach danach fragte, sondern ihr die Wahl ließ, ob sie darüber reden wollte. »Logan hatte während der Sommersaison für das Sägewerk gearbeitet. An diesem Tag sollte er geschlagenes Holz von einem Sammelplatz abtransportieren, doch es gab Probleme mit der Hydraulik des Ladekrans, wie die Spurensicherung feststellte. Anscheinend versuchte er, den Fehler zu beheben, dabei verrutschte die Ladung. Als man ihn fand, lag er unter einem Baumstamm. Sein Brustkorb war eingedrückt ... Er ist innerlich verblutet.« Laurie umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen. »Logan war allein dort draußen. Erst nach mehreren Stunden hat man ihn vermisst, aber da war es bereits zu spät. Mir will bis heute nicht in den Kopf, dass ausgerechnet ihm das passiert ist. Er war ein umsichtiger und vorausdenkender Mensch. Jahrelang hat er im Forstbetrieb gearbeitet, als Holzfäller und im Sägewerk. Er wusste über die Gefahren Bescheid.« Ein Beben durchlief sie, und nur mit Mühe konnte sie die Fassung wahren.

»Solche Unfälle geschehen in Sekunden. Manchmal reicht schon eine kurze Ablenkung. Oder ein falscher Handgriff.«

»Ja, vermutlich haben Sie recht. Genau das sage ich mir auch seit Jahren.«

Ethan sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, in dem sich Mitgefühl und Verständnis spiegelten. Normalerweise mochte Laurie es nicht, bedauert zu werden, doch in diesem Moment tat ihr seine Anteilnahme gut.

Ein Wagen stoppte vor dem Haus. »Das ist Doc Gleeson, der Tierarzt«, sagte sie nach einem Blick aus dem Fenster.

»Dann halte ich Sie nicht länger auf.« Ethan leerte seine Tasse und folgte ihr ins Freie, wo er sich mit dem Arzt bekannt machte.

»Mr. Bradley hat die Pferde gerettet«, sagte Laurie.

»Das war mutig.« Dr. Gleeson nickte dem Ranger zu. »Ich kenne niemanden, der sich in einen lichterloh brennenden Stall wagen würde.«

Ethan zuckte mit den Schultern. »Ich muss los. Danke für den Kaffee«, wandte er sich an Laurie.

»Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.«

Tadelnd hob er einen Finger. »Sie wiederholen sich, Mrs. Gibson.«

»Gewöhnen Sie sich dran. Das werden Sie noch eine ganze Weile von mir zu hören bekommen.«

»Sie sind eine hartnäckige Lady.« Er lächelte sie an. »Bye, Laurie.«

»Bye, Ethan.«

Ihr Blick folgte ihm, als er zu seinem Wagen ging. Seine Haltung und sein Gang verrieten, wie abgekämpft er war, trotzdem hatte er versucht, sie aufzumuntern. Laurie fühlte sich ebenfalls zu Tode erschöpft. Erneut traf sie die Einsamkeit mit voller Wucht. An Tagen wie diesem wurde ihr überdeutlich bewusst, welche Lücke Logan in ihrem Leben hinterlassen hatte. Am liebsten hätte sie sich in ihr Bett verkrochen, die Decke über den Kopf gezogen und ihre bitteren Gedanken ebenso ausgesperrt wie das Tageslicht. Stattdessen wandte sie sich dem Tierarzt zu, der gerade seine Tasche aus dem Kofferraum nahm.

Zusammen gingen sie hinüber zum Stall. Dr. Gleeson wollte zuerst das Fohlen untersuchen. Als er die Box betrat, stieß Black Velvet ein warnendes Schnauben aus. Laurie fasste die Stute rasch am Halfter und redete beruhigend auf sie ein.

»Ein kerngesundes Mädchen«, stellte der Arzt nach einigen Minuten fest.

»Trotz der Aufregung bei der Geburt. Ich dachte im ersten Moment, sie wäre tot.«

Auf seinen fragenden Blick hin berichtete Laurie, wie Ethan und sie die Pferde gerettet hatten.

Dr. Gleeson zeigte sich beeindruckt. »Mr. Bradley scheint mir ein echter Teufelskerl zu sein.«

»Das Gleiche hat Bill gesagt.«

Nachdem Black Velvets und Moonlights Brandwunden behandelt waren, verließen sie den Stall.

»Kann ich Sie erreichen, Doc, falls Salouk verletzt sein sollte?«, fragte Laurie. »Bill sucht gerade nach ihm.«

»Ich bin heute den ganzen Tag unterwegs. Am besten rufen Sie mich auf meinem Handy an.« Er nickte ihr zu und stieg in seinen Wagen.

Erschöpft betrat sie das Haus, um sich endlich den Rauchgestank abzuduschen.

Gegen Mittag kehrte Bill mit Salouk zurück. Der Hengst schien unverletzt zu sein. Erleichtert lief Laurie ihnen entgegen. Die wertvollen Zuchttiere waren ihr ganzes Kapital. Logan und sie hatten sämtliche Ersparnisse in die Ranch und die kleine Herde gesteckt. Laurie, die auf einem Arabergestüt in Scottsdale gearbeitet hatte, besaß das Wissen, um eine Pferdezucht aufzubauen, und Logan kannte sich mit der Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes aus. Sie waren das perfekte Team gewesen. Nach seinem plötzlichen Tod hatte sie vor der Entscheidung gestanden, allein weiterzumachen oder zu verkaufen. Bills Beistand und seine Unterstützung hatten ihr damals den nötigen Mut gegeben, die Ranch zu behalten.

»Wo hast du ihn gefunden?«, fragte sie und nahm Salouks Führleine.

»Auf der kleinen Lichtung. Er hat die halbe Wiese abgefressen.« Bill schwang sich aus dem Sattel seiner Stute. »Stell ihn erst mal in den Paddock am Haus, damit wir ihn beobachten können.«

Laurie führte den Hengst in den Auslauf und setzte sich auf den obersten Balken der Umzäunung. Sofort kam er zu ihr und schob sein Maul in ihre Hände, auf der Suche nach einem Leckerbissen. Nichts erinnerte mehr an die Furie, die er im brennenden Stall gewesen war. Sie zauberte ein Stück Würfelzucker aus der Hosentasche, das sie gestern in Bens Saloon eingesteckt hatte. Ungestüm reckte er den Kopf vor und ließ ihr kaum Gelegenheit, das Papier zu entfernen.

»Und so ein Leckermaul ist gerade Vater geworden«, murmelte sie amüsiert.

»Ich habe Fred Miller angerufen, damit er den Schutt wegräumt«, berichtete Bill, als sie beim Lunch saßen. »Cole hat mir gesagt, dass die Brandermittler morgen kommen. Sobald die durch sind, fängt Fred an.«

»Gut. Je schneller die Trümmer beseitigt werden, desto eher können wir den Stall wieder aufbauen. Danke, dass du dich darum gekümmert hast. Ich hatte mir darüber noch keine Gedanken gemacht.«

»Du hast im Moment auch andere Sorgen. Leg dich später was hin, du siehst aus wie ein Gespenst.« Bill sah sie besorgt an.

»Dafür bin ich viel zu aufgedreht.« Ihr steckte die Angst vor einem weiteren Brand in den Knochen. Seit Stunden zerbrach sie sich den Kopf, wie sie ihren Besitz und vor allem ihre Tiere schützen konnte.

Laurie trug die leeren Teller zur Spüle und begann mit dem Abwasch. Bill griff nach einem Geschirrhandtuch und trocknete ab.

»Kennst du Ethan Bradley?«, fragte sie. »Er arbeitet bei der Forstverwaltung.«

»Nein. Das muss ein Neuzugang sein. Ich kenne jeden Ranger.«

»Er lebt erst seit dem Sommeranfang in Judson Creek.«

»Wer hat dir das erzählt?«

»Er selbst.«

Bill pfiff durch die Zähne. »Ich bin platt. Du hast dich tatsächlich mit einem fremden Kerl unterhalten?«

Der süffisante Unterton in seiner Stimme ließ sie beim Spülen innehalten. »Wie meinst du das?«

»Höre ich da etwa ein gewisses Interesse an einem speziellen Herrn durchklingen?« Er wackelte mit seinen buschigen Brauen.

»Verdammt, Bill! Ethan Bradley hat meine Pferde gerettet.«

Sein Grinsen verblasste. »Du weißt, wie ich darüber denke. Eine Frau sollte nicht allein in dieser Abgeschiedenheit wohnen.«

Sie sparte sich eine Entgegnung, da er ihr bei jeder Gelegenheit seine Meinung zu dem Thema unter die Nase rieb, obwohl er wusste, dass sie davon nichts hören wollte. »Ich stehe tief in Mr. Bradleys Schuld und in der seiner Männer. Sie haben ihr Leben riskiert, um meinen Besitz zu retten. Hast du vielleicht eine Idee, wie ich mich angemessen bei ihnen bedanken könnte?«

»Wieso willst du dich bedanken? Sie haben ihren Job gemacht. Dafür werden sie bezahlt.«

An Tagen wie diesem ging ihr Bills unsensible Art gehörig auf die Nerven. »Du bist mal wieder äußerst einfühlsam«, schimpfte sie.

Er grunzte etwas Unverständliches und drückte sich die Kappe auf das schüttere graue Haar. »Ich fahre raus, das restliche Stroh holen.«

Laurie unterdrückte ihren Ärger. Er war aus einem anderen Holz geschnitzt als sie und würde sich auch nicht mehr ändern. Damit musste sie sich abfinden. Als Mitarbeiter war er allerdings der Beste, den sie jemals gehabt hatte.

Wenige Minuten nach ihm verließ sie ebenfalls das Wohnhaus, einen einstöckigen Holzbau, von dessen Fassade unaufhaltsam die ehemals weiße Farbe abblätterte, und holte Salouks Sattel und Trense aus der Sattelkammer. Es war Zeit für sein tägliches Trainingsprogramm, zugleich konnte sie auf diese Weise feststellen, ob tatsächlich alles mit ihm in Ordnung war.

Während sie den Hengst auf dem Reitplatz longierte, schweiften ihre Gedanken zu Ethan. Eine tiefe Dankbarkeit für seinen riskanten Einsatz erfüllte sie. Aber da war noch mehr. In seiner Gegenwart fühlte sie sich wohl. Und er gefiel ihr. Mit seinen markanten Gesichtszügen und seiner großen, athletischen Gestalt war er ein ausgesprochen attraktiver Mann. Erstaunt horchte sie in sich hinein. Es war das erste Mal, seit sie Logan kennengelernt hatte, dass sie wieder auf das Aussehen eines Mannes achtete.

Als sie abends vor Black Velvets Box stand, kam ihr endlich die zündende Idee, wie sie sich bei Ethan und seinen Kollegen bedanken konnte. Sie würde die Ranger zu einem Barbecue einladen. Und Ethan sollte Taufpate für das Fohlen werden, immerhin verdankte das Pferdchen ihm sein Leben. Sie würde ihn bitten, sich einen Namen einfallen zu lassen. Ja, das war ein guter Plan.

Kapitel 2

Am nächsten Morgen rief Laurie bei der Forstverwaltung an und fragte nach Mr. Bradley. Sekunden später meldete er sich.

»Hallo, Ethan, hier ist Laurie Gibson.«

»Guten Morgen, Laurie.« Er klang überrascht und erfreut. »Wie geht es Ihnen?«

»Danke, ich habe mich einigermaßen von dem Schreck erholt.«

»Was macht Ihre Hand?«

»Es ist nur eine Rötung, das wird schnell heilen.« Dass er sich um sie sorgte, tat ihr gut, brachte sie jedoch ein wenig aus dem Konzept. »Salouk ist inzwischen auch zurück. Zum Glück unverletzt«, sagte sie, um von ihrer Person abzulenken.

»Das freut mich. Sie hatten einen Schutzengel in dieser Nacht.«

»Nicht nur einen, sondern drei, die alle als Ranger verkleidet waren.«

Sein leises Lachen drang an ihr Ohr, und kurz verlor Laurie erneut den Faden. »Deswegen rufe ich an. Ich möchte Sie und Ihre Kollegen zu einem Barbecue einladen. Wäre Ihnen der nächste Samstag recht?«

»Machen Sie sich unseretwegen keine Umstände. Sie haben momentan doch bestimmt Wichtigeres zu tun.«

»Es ist mir aber ein Bedürfnis, mich für Ihre Hilfe zu bedanken. Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn Sie meine Einladung annehmen.«

»Ich schau mal in den Dienstplan.« Sie hörte Papier rascheln, Stimmengemurmel und kurz darauf wieder Ethan. »Samstag passt, da haben wir frei. Und Cole und Jeremy bedanken sich für die Einladung.«

»Wie schön! Das freut mich. Bitte bringen Sie auch Ihre Frauen mit.«

»Ja, gut, ich werde es den beiden sagen.«

»Ich habe noch einen Wunsch, Ethan.«

»Was denn?«

»An diesem Abend soll das Fohlen seinen Namen bekommen. Da Sie ihm das Leben gerettet haben, möchte ich, dass Sie sein Taufpate werden und sich einen schönen Pferdenamen ausdenken.«

Für einen Moment schwieg er. »Ihre Bitte ehrt mich, leider bin ich in solchen Dingen absolut talentfrei«, sagte er schließlich.

»Ihnen wird doch bestimmt etwas einfallen.«

»Mit Sicherheit. Die Frage ist nur, ob Ihnen meine Ideen gefallen.«

»Ich bin eine mutige Frau.«

»Allerdings.«

Sein dunkles Raunen versetzte ihre Nerven in angenehme Schwingungen, eine Empfindung, die sie überraschte und verwirrte.

»Ich weiß schon was«, holte er sie aus ihrem Gefühlsdurcheinander. »Wie wär’s mit Fury?«

»Oh nein, bitte nicht!«

Ethan lachte. »Das dachte ich mir. Es wäre bestimmt besser, wenn wir uns am Samstag gemeinsam einen Namen überlegen. Vielleicht fällt ja den anderen was Hübsches ein.«

»Ja, wieso nicht?« Seine Idee gefiel ihr.

»Machen Sie es gut bis dahin, Laurie, und nochmals vielen Dank für die Einladung.«

»Ich freue mich auf Ihren Besuch. Bye.«

In gelöster Stimmung trat sie ins Freie.

»Gute Nachrichten?«, fragte Bill.

Sie erzählte ihm von dem Telefonat und lud ihn ebenfalls ein, aber er winkte ab.

»Das ist nichts für mich. Ich mag keine Partys.«

»Ach, Bill. Es ist ein gemütliches Barbecue. Ich würde mich freuen, wenn du auch dabei wärst.«

»Na gut, es muss sich ja jemand um den Grill kümmern.«

»Klar, das ist Männersache. Ich weiß nämlich bis heute nicht, wie man ein anständiges Grillfeuer macht.« Sie zwinkerte ihm zu.

Laurie würde sich hüten, ihm zu sagen, dass sie ihn um seinetwillen dabeihaben wollte, denn er mochte solche Gefühlsbekundungen absolut nicht.

Am Samstagnachmittag baute Bill hinter dem Haus den Grill auf, während Laurie in der Küche letzte Vorbereitungen traf. Sie freute sich über seine Unterstützung. Wenn er auch meistens brummig war, konnte sie sich doch auf seine Hilfe verlassen.

Gerade als sie eine Salatschüssel in den Kühlschrank stellte, fuhren zwei Wagen auf den Hof. Ihre Gäste kamen! Aufgeregt lief sie hinaus. Es war ewig her, seit sie Besuch gehabt hatte. Sunny schoss an ihr vorbei und umsprang die Ankömmlinge bellend.

Cole Elefson und seine Frau Francis, die sie flüchtig von den Gemeindeversammlungen kannte, stiegen aus dem ersten Auto.

»Hallo, Laurie«, grüßte Francis. »Danke für die Einladung.«

»Ich habe zu danken. Ihr Mann hat meinen Besitz gerettet.«

Cole wollte etwas entgegnen, wurde jedoch von Nikki Patton, die soeben aus dem zweiten Fahrzeug stieg, unterbrochen.

»Laurie, hi! So sieht man sich wieder.«

»Hallo, Nikki.« In Lauries Erstaunen mischte sich Freude. Nikki und sie waren immer gut miteinander ausgekommen. Ob sie mit Ethan zusammen war? Bevor sie länger darüber nachdenken konnte, umarmte Nikki sie bereits überschwänglich.

»Es ist furchtbar, was hier passiert ist.« Theatralisch presste sie eine Hand aufs Herz. »Geht's dir gut, Liebes?«

»Ich habe mich inzwischen von dem Schock erholt. Zwei meiner Pferde sind leicht verletzt, doch es hätte wesentlich schlimmer ausgehen können, wenn die Ranger nicht gewesen wären.«

Ein Mann trat neben Nikki und umfasste besitzergreifend ihre Taille.

»Das ist Jeremy Landers, mein Freund«, stellte sie ihn vor.

Erfreut reichte Laurie ihm die Hand. Nikki und sie hatten sich im Sägewerk kennengelernt, wo Laurie stundenweise im Büro arbeitete, bevor sie mit ihren Arabern erste Zuchterfolge erzielte. Nikki war schon damals auf der Suche nach dem passenden Mann fürs Leben gewesen, und Laurie hatte Mühe gehabt, sich die Namen ihrer ständig wechselnden Begleiter zu merken.

»Ich freue mich über Ihren Besuch, Mr. Landers«, begrüßte sie den Ranger.

»Du bist aber förmlich. Das ist doch kein Staatsempfang.« Nikki kicherte. »Jeremy, Francis, Cole und Ethan«, sagte sie, wobei sie auf die Umstehenden deutete. »Laurie. Meine liebste Kollegin beim alten Gregory. Leider hat sie die Pferde mir vorgezogen.«

Sie lachten.

Ethan, der mit einem bunten Blumenstrauß zu ihr trat, lenkte Lauries Aufmerksamkeit auf sich.

»Das ist nett. Vielen Dank.«

Er grinste schief. »Eigentlich war der für mein Patenkind gedacht.«

»Ach ja. Apropos Patenkind! Weißt du inzwischen einen Namen?«

»Mir ist tatsächlich einer eingefallen.« Er setzte eine feierliche Miene auf.

Neugierig sah sie ihn an.

»Darf ich das Fohlen sehen?«, mischte sich Nikki ein. »Jeremy hat mir von seiner Rettung erzählt. Das muss hochdramatisch gewesen sein.«

»Kann man wohl sagen. Also dann kommt mit.« Laurie schlug den Weg zum Stallgebäude ein.

»Ich würde vor Angst sterben, müsste ich in einen brennenden Stall laufen.« Nikki berührte Ethans Arm. »Du warst so mutig.«

»Sagen wir lieber, ich hatte die Situation unter Kontrolle«, spielte er seinen Einsatz herunter.

Insgeheim stimmte Laurie Nikki zu, sie sparte sich jedoch einen Kommentar, um Ethan nicht in Verlegenheit zu bringen. Seine ausweichende Reaktion verriet ihr, dass er ungern im Mittelpunkt stand.

Sie betraten den Stall und versammelten sich vor der Pferdebox. Das Fohlen lugte neugierig zwischen den Hinterbeinen seiner Mutter hervor. Schließlich kam es zögernd näher.

»Oh mein Gott, was für ein süßer Schnuckiputz!«, entfuhr es Nikki.

Ethan und Laurie wechselten einen Blick. Um seine Mundwinkel zuckte es.

»Sie hat die Aufregung bei ihrer Geburt gut weggesteckt«, warf Cole ein.

»Es hätte mir sehr leidgetan, wenn ihr etwas zugestoßen wäre.« Laurie wandte sich an Ethan. »Nun, wie soll sie heißen?«

»Wie gefällt dir Black Smoke? Oder Smoky?«

Erleichtert atmete sie auf. »Viel besser als Fury.«

»Ich finde, Smoky klingt gut«, ergriff Francis das Wort.

»Ja, das passt zu der Nacht ihrer Geburt«, sagte Laurie. »Darauf sollten wir anstoßen. Im Haus habe ich Sekt, Wein und Bier.«

Bill, der auf einem Gartenstuhl im Schatten saß und den Grill überwachte, erhob sich, als sie die hintere Veranda betraten. Er schüttelte den Ankömmlingen die Hand und bedankte sich bei den Rangern ungewöhnlich wortreich für ihre Hilfe.

»Laurie hätte das allein nie geschafft«, sagte er zu Ethan. »Es ist nicht richtig, dass sie hier draußen ohne Mann lebt.«

Fing er schon wieder davon an? Und jetzt auch noch vor ihren Gästen! Laurie verkniff sich eine Bemerkung. »Was willst du trinken?«, wandte sie sich an Ethan.

»Ein Bier, bitte.«

Sie fragte die anderen nach ihren Getränkewünschen, betrat die Küche und kehrte wenig später mit einem Tablett zurück, auf dem sie Gläser und Flaschen balancierte. Ethan, der sich mit Bill unterhielt und dabei Sunny kraulte, unterbrach das Gespräch, kam zu ihr und nahm ihr das Tablett ab.

»Ich hätte gleich mitgehen sollen«, entschuldigte er sich.

»Das ist nett, aber wie du siehst, schaffe ich das sehr gut allein.« Ein Seitenblick traf Bill, der jedoch nur seine Kappe tiefer in die Stirn zog. »Du hast dich bereits mit Sunny angefreundet.«

»Ich liebe Hunde.«

»Ich könnte mir ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen.« Laurie streichelte ihre Hündin. »Die Süße ist meine einzige Gesellschaft hier draußen.«

»Bill hat recht, du solltest nicht allein wohnen, so weit vom Ort entfernt.«

Seine deutlichen Worte erstaunten sie, immerhin kannten sie sich kaum. »So ist es nun mal. Logans und meine Pläne sahen anders aus.«

»Das tut mir leid.« Mit einer Bierflasche nahm er in einem der Peddigrohrstühle Platz.

»Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.« Laurie setzte sich neben ihn. »Die Pferde halten mich tagsüber auf Trab, und abends leistet mir Sunny Gesellschaft. Ich bin also nicht so einsam, wie Bill meint.«

»Ich bewundere deinen Mut. Hast du nie ans Verkaufen gedacht?«

»Mehr als einmal. Doch es war unser Traum, eine Araberzucht aufzubauen. Logan und ich haben viele Entbehrungen auf uns genommen, um dieses Gelände und die Zuchttiere zu kaufen, da konnte ich nicht einfach die Flinte ins Korn werfen. Bill ist mir eine große Hilfe. Ohne ihn hätte ich vielleicht doch aufgegeben.«

»Warum lebt er nicht auf der Ranch?« Ethan nickte zu der Gemeinschaftsunterkunft für Cowboys hinüber, die sich an die Scheune anschloss.

»Er besitzt ein kleines Haus am Ortseingang von Judson Creek.« Laurie grinste. »Ich habe es ihm zwar angeboten, aber er hat abgelehnt. Vermutlich würde es auch nicht funktionieren mit uns. Wir sind beide ziemlich starrköpfig, und manchmal hält er sich für den Boss.«

»Laurie, die Steaks sind gleich gut. Bring mir mal die Teller!«, rief Bill in diesem Moment.

»Siehst du. Genau das meine ich.« Amüsiert stand sie auf.

Kurze Zeit später saßen alle um den großen Tisch.

»Der Hirtensalat ist lecker«, sagte Nikki. »Wie hast du den zubereitet?«

Laurie zählte die Zutaten auf. »Du kannst gern das Rezept haben.«

»Ach, lass mal. Das ist mir zu kompliziert.«

Ethans Blick lag auf Nikki, und um seine Lippen zuckte es belustigt. Mit ihren blonden Locken, den blauen Augen und ihrer weiblichen Figur wirkte sie auf viele Männer unwiderstehlich. Dazu kamen ihre Naivität und ihr mädchenhaftes Gebaren, die ebenfalls gewisse Urinstinkte beim anderen Geschlecht weckten. Ob sich Ethan für Nikki interessierte? Sie war mit Abstand die hübscheste Frau im Ort. Irritiert von ihren sonderbaren Gedankengängen richtete Laurie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Teller.

Ethan verwickelte Nikki in ein Gespräch über ihre Arbeit, und dadurch erfuhr Laurie Näheres über die Krisenstimmung im Sägewerk. Bereits im vergangenen Jahr war ein Konzern mit einem Kaufangebot an Harvey Gregory herangetreten, das er jedoch ausgeschlagen hatte. Seitdem häuften sich die Probleme. Bestellte Ware traf nicht termingerecht ein, Maschinen versagten ihren Dienst, Aufträge verschwanden aus dem Computer. Mr. Gregory hing inzwischen der Ruf an, unzuverlässig zu sein. Die Auftragslage war drastisch zurückgegangen, und die steigende Unzufriedenheit innerhalb der Belegschaft trug ihren Teil zum ständig schlechter werdenden Arbeitsklima bei.

Laurie hörte Nikki kopfschüttelnd zu. Mr. Gregory war ein freundlicher Chef gewesen, sie hatte sich mit ihren Kollegen gut verstanden, und die Saisonarbeiter waren bestrebt, jedes Jahr wieder für das Sägewerk zu arbeiten.

»Kaum zu glauben, dass sich seit meinem Weggang dermaßen viel verändert hat«, sagte sie.

Nikki verzog das Gesicht. »Wir dachten zuerst, der alte Gregory wird langsam senil, aber er ist fit wie immer. Keine Ahnung, was mit dem Laden los ist. Als kleine Angestellte erfährt man ja nichts von dem, was hinter den Kulissen abgeht.«

Da Nikki in Mr. Gregorys Vorzimmer arbeitete, saß sie praktisch an der Quelle der Informationen. Seit Laurie sie kannte, interessierte sie sich jedoch mehr für ihr Aussehen und ihre wechselnden Männerbekanntschaften als für ihren Job.

»Das hört sich fast nach Sabotage an«, warf Ethan ein.

»Sabotage?«, wiederholte Nikki.

»Der Ärger fing doch erst an, nachdem Mr. Gregory das Kaufangebot des Konzerns ausgeschlagen hatte?«, vergewisserte er sich.

Sie nickte.

»Folglich liegt es nahe, dass jemand dem Sägewerk bewusst Schaden zufügt, um den Eigentümer auf diese Weise zum Verkauf zu drängen.«

»Es kann auch ein Versuch sein, den Kaufpreis zu drücken«, gab Bill zu bedenken.

»Wahrscheinlich habt ihr beide recht«, warf Laurie ein. »Heutzutage werden viele kleine Betriebe von größeren geschluckt, und nicht immer geht es dabei fair zu.« Sie seufzte. »Tut mir leid, dass sich Mr. Gregory auf seine alten Tage damit herumschlagen muss.«

»Und wir bangen um unsere Jobs«, sagte Nikki.

Laurie bemerkte Bills finsteren Gesichtsausdruck. Sie ahnte, was ihm durch den Kopf ging. Eigentlich hatte sie bei Mr. Gregory das Holz für den Neubau bestellen wollen, aber unter diesen Umständen suchte sie sich wohl besser einen anderen Lieferanten. Das Gebäude musste vor dem Herbst stehen, denn der Stall direkt am Haus besaß nur vier Boxen und war zu klein für alle Tiere.

»Auf zur zweiten Runde«, riss Bill sie aus ihren Gedanken. »Würstchen oder Burger?«

Mehrere Teller wurden ihm entgegengestreckt, und Sunny ließ sich erwartungsvoll hechelnd neben dem Grill nieder.

Bald nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, verabschiedeten sich Nikki und Jeremy. Laurie begleitete sie zu ihrem Wagen.

»Richte Mr. Gregory bitte Grüße von mir aus«, sagte sie zu Nikki.

»Geht klar. Sollen wir uns demnächst mal treffen? Zum Lunch bei Ben vielleicht?«

Laurie zögerte. Eigentlich hatte sie keine Zeit, um tagsüber solchen Vergnügungen nachzugehen, außerdem vermied sie nach Möglichkeit unnötige Ausgaben. »Ich rufe dich an, wenn ich im Ort was zu erledigen habe«, sagte sie unverbindlich.

»Okay. Ich bin fast jeden Mittag bei Ben. Melde dich einfach. Gute Nacht.« Nikki küsste sie auf die Wangen, Jeremy gab ihr zum Abschied die Hand, dann stiegen beide in den Wagen.

Laurie kehrte zu ihren Gästen zurück. Cole und Francis saßen bei Bill, der im Schein mehrerer Windlichter etwas auf ein Stück Papier zeichnete, während er erklärende Kommentare abgab. Cole hatte ihn kurz zuvor gefragt, wie man einen Geräteschuppen baute. Bill war sehr geschickt in solchen Dingen und half gern mit Ratschlägen oder tatkräftiger Unterstützung.

Laurie schenkte sich ein Glas Rotwein ein und ging zu Ethan, der auf einer Gartenbank unterhalb der Veranda saß. In einer Hand hielt er eine Bierflasche, mit der anderen kraulte er Sunny, deren Kopf auf seinem Bein lag. Laurie bot der Hündin ein übrig gebliebenes Würstchen an. Sunny zögerte einen Moment, bevor sie sich entschloss, das wohlige Streicheln gegen die Leckerei einzutauschen.

»Na, du lässt dir aber Zeit heute. Ich habe selten einen verschmusteren Hund gesehen.«

Der dunkle Klang seines leisen Lachens sandte ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper. »Verschmust ... das trifft doch auf die meisten weiblichen Wesen zu.«

»Spricht da etwa Casanova aus dir?«

»Casanova?«

Grinsend gab Laurie Sunny das letzte Stückchen Wurst und wischte ihre Hände an der Serviette ab. Dabei wurde ihr bewusst, dass sie praktisch nichts über Ethan Bradley wusste. Weder wo er wohnte, noch wo er herkam, oder ob er Familie hatte.

»Hast du auch einen Hund?«, fragte sie in der Hoffnung, auf diese Weise mehr über ihn zu erfahren.

»Nein. Das ergibt keinen Sinn. Er wäre den ganzen Tag allein.«

»Gibt es denn niemanden, der ihn ausführen könnte?«

Ethan schüttelte den Kopf. »Ich habe das Apartment bei Mrs. McGill gemietet. Sie würde sich bedanken, wenn ich mit einem Hund ankäme.«

Laurie kannte die freundliche Witwe, deren Tochter vor Jahren aus Judson Creek weggezogen war. Seitdem vermietete Mrs. McGill die winzige Dachwohnung an Saisonarbeiter. Enttäuschung stieg in Laurie auf. »Dann bleibst du nur für den Sommer?«

»Ich habe einen Zweijahresvertrag mit der Forstverwaltung.« Er zwinkerte ihr zu. »Ganz so schnell wirst du mich nicht wieder los.«

Die Vorstellung, dass er weiterhin ein wachsames Auge auf die Wälder, die verstreut liegenden landwirtschaftlichen Betriebe und Judson Creek haben würde, hatte etwas Beruhigendes. »Ich will dich nicht loswerden. Wir bräuchten hier mehr Männer von deinem Format.«

Ethan schwieg sekundenlang. »Falls du noch ein Paar Hände beim Errichten des Stalls brauchst, packe ich gern mit an«, sagte er schließlich.

»Das ist ein großzügiges Angebot, aber ich stehe schon tief genug in deiner Schuld. Ich werde eine Firma damit beauftragen.«

»Solltest du trotzdem Unterstützung benötigen, sag mir Bescheid.«

Kurz fragte sie sich, ob er immer noch vom Stall sprach oder etwas ganz anderes meinte. »Danke, das ist nett von dir.«

»Wirst du das Baumaterial von Gregorys Sägewerk beziehen?«

»Eigentlich hatte ich das vor, doch Nikkis Bericht hat mich ziemlich verunsichert. Der Stall muss vor den ersten kalten Nächten fertig sein. Falls Mr. Gregory mit dem Liefertermin in Verzug käme, wäre ich komplett aufgeschmissen.«

»Wenn alle Kunden so denken, wird er bald Insolvenz anmelden müssen.«

»Das ist mir klar, und es tut mir wirklich leid für ihn, aber das Wohl meiner Tiere hat Vorrang. Sechs Stuten sind trächtig.«

»Bedeutet das etwa, dass sich irgendein armer Tropf weitere Namen ausdenken muss?«

»Yep. Wenn du magst, hast du den Job. Du kannst dir allerdings noch eine Weile Zeit lassen.«

»Wieso ich?«, stöhnte er.

Sein leidender Tonfall veranlasste Sunny, leise winselnd eine Pfote auf sein Bein zu legen. Lachend nahm Ethan ihren Kopf in die Hände. »Wenigstens du hast Mitleid mit mir.«

»Sie hat eindeutig einen Narren an dir gefressen«, sagte Laurie.

»Höre ich da etwa Eifersucht durchklingen?« Er sah sie mit schief gelegtem Kopf und übermütig funkelnden Augen an.

Hastig wich Laurie seinem Blick aus und trank einen Schluck von ihrem Wein, um sich von seiner verwirrenden Nähe abzulenken.

»Zeichnet Bill immer noch Baupläne?«, fragte er.

»Lass uns mal nachsehen.«

Als sie die Veranda betraten, warf ihnen Bill einen forschenden Blick zu. Laurie ignorierte seine offensichtliche Neugier. »Ihr sitzt ja auf dem Trockenen«, stellte sie fest. »Noch eine Runde Bier?«

»Für mich nicht, danke«, lehnte Cole ab.

»Wir wollten uns vorhin schon auf den Heimweg machen«, sagte Francis. »Ist das okay für dich?«, erkundigte sie sich bei Ethan, der mit ihnen nach Judson Creek zurückfahren würde.

»Ist mir recht. Ich habe morgen Dienst und muss früh raus.«

Laurie und Bill begleiteten ihre Gäste zur Tür. Im Flur blieb Ethan stehen. »Es war wirklich ein schöner Abend. Hat Spaß gemacht.«

»Das finde ich auch«, erwiderte Laurie. »Danke für euren Besuch und vor allem noch einmal danke für eure Hilfe.« Sie sah von Cole zu Ethan. »Ohne euch wäre ich ruiniert.«

Ethan trat einen Schritt vor, legte seine Hände auf ihre Arme und sah sie eindringlich an. »Ich sage es dir zum letzten Mal. Hör endlich auf, dich ständig zu bedanken. Wir haben nur unsere Pflicht getan.«

Sie hielt seinen Blick fest. »Sicher, aber niemand hat von dir verlangt, deine Gesundheit und sogar dein Leben für meine Pferde zu riskieren.«

»Das gehört zu meinem Job«, meinte er lapidar.

»Tut es nicht. Ich werde dir deinen Einsatz nie vergessen.«

Er sah Bill an. »Ist sie eigentlich immer so stur?«

»Schlimmer als ein Maulesel.«

Sie lachten, und Ethan zwinkerte ihr zu.

»Gute Nacht, Laurie! Gute Nacht, Bill!« Francis winkte zum Abschied.

»Kommt gut nach Hause.«

Gleich darauf fuhr der Wagen vom Hof. Gedankenverloren rieb sich Laurie über die Arme. Noch immer meinte sie, Ethans kräftige Hände zu spüren und wie seine Wärme durch den dünnen Stoff ihrer Sommerbluse drang.

»Netter Kerl«, brummelte Bill.

Insgeheim stimmte Laurie ihm zu, tat jedoch, als hätte sie ihn nicht gehört. Sie wusste, dass er nur auf eine entsprechende Bemerkung von ihr wartete, um das Thema Ethan Bradley weiterverfolgen zu können.

Während sie langsam ins Haus zurückkehrte und in der Küche mit dem Aufräumen begann, ließ sie den Abend noch einmal Revue passieren. Ethan schien alleinstehend zu sein, sonst hätte er seine Partnerin mitgebracht oder sie zumindest erwähnt. Es bestand allerdings immer noch die Möglichkeit, dass er eine Fernbeziehung führte. Diese Vorstellung versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Erstaunt horchte Laurie in sich hinein. Sie kannte ihn kaum, hatte ihn erst zwei Mal getroffen, und trotzdem zerbrach sie sich bereits den Kopf über ihn. Vermutlich fühlte sie sich zu Ethan hingezogen, weil er ihr Retter in der Not gewesen war. Ja, das musste es sein. Sie empfand Sympathie für ihn. Mehr nicht, denn schließlich gehörte ihr Herz für immer Logan.

Kapitel 3

Als Laurie am Montagmorgen Nikkis Büro betrat, unterhielt diese sich mit einem Mann in Holzfällerjacke und schweren Stiefeln.

»Guten Morgen«, grüßte sie in die Runde.

»Hey, Laurie. Lange nicht gesehen.« Nikki lachte laut über ihren Scherz, erhob sich und umarmte sie. »Was führt dich in unsere Weltstadt?«

»Ich wollte zu Mr. Gregory. Ist er da?«

»Ja. Warte, ich melde dich an.«

Nikki klopfte an die Verbindungstür zu Mr. Gregorys Büro und streckte den Kopf hinein.

Währenddessen wechselte Laurie einen Blick mit dem Unbekannten. Dieser starrte sie sekundenlang an, bevor er wortlos das Vorzimmer verließ. Konsterniert über sein unhöfliches Verhalten zog sie die Brauen hoch.

»Komm rein.« Nikki hielt ihr die Tür auf. »Mach dir nichts daraus, das war Mr. Gregorys Neffe, er ist ein unmöglicher Typ. Total unhöflich«, raunte sie, als Laurie an ihr vorbeiging. Offensichtlich stand ihr die Verstimmung deutlich ins Gesicht geschrieben.

Harvey Gregory empfing sie herzlich, bot ihr Kaffee an und setzte sich mit ihr an den Besprechungstisch.

»Ich hoffe, es geht Ihnen gut, trotz der ganzen Aufregung«, sagte er.

»Danke, ich habe den Brand relativ glimpflich überstanden. Zum Glück gab es nur Sachschaden und zwei leicht verletzte Pferde. Ist bei Ihnen so weit alles in Ordnung?«

»Ebenfalls nur Sachschaden, aber der Schreck sitzt natürlich tief.«

Laurie nickte. »Drei Feuer in derselben Nacht, das muss Brandstiftung gewesen sein.«

»War es auch, zumindest beim Sägewerk. Die Brandermittler haben zwei leere Benzinkanister gefunden, außerdem brach das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig aus. Ein Beweis, dass es vorsätzlich gelegt wurde.«

Schaudernd zog Laurie die Schultern hoch. »Wer macht so etwas? Wer hat ein Interesse daran, meine Pferde zu töten oder Ihre Firma niederzubrennen?«

»In meinem Fall vermutet man Sabotage. Ein Konzern will meinen Betrieb aufkaufen und schreckt augenscheinlich vor nichts zurück. Aber wieso man Ihnen und den Burtons Schaden zugefügt hat, will mir einfach nicht in den Kopf.«

»Vielleicht waren die Brände bei den Burtons und mir ein Ablenkungsmanöver, um die Feuerwehr zu beschäftigen.«

»Damit der Schaden bei mir möglichst groß wird ... Das kann durchaus sein.« Mr. Gregory rieb sich die Augen. Als er Laurie wieder anblickte, sah er müde und frustriert aus. Offensichtlich machte ihm das Thema mehr zu schaffen, als er sich anmerken lassen wollte. »Hoffentlich wird der Brandstifter bald gefasst.«

»Ja, das hoffe ich auch.« Sie kam auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs zu sprechen. »Ich brauche Holz für einen neuen Stall.«

»Wollen Sie das Material nicht lieber woanders bestellen? Sie haben doch sicher gehört, dass ich inzwischen als unzuverlässig gelte?«

Seine offenen Worte nötigten ihr Respekt ab. »Ich weiß von Ihren Lieferproblemen, Mr. Gregory. Trotzdem würde ich Ihnen den Auftrag gern erteilen, wenn Sie mir versprechen, das Holz zeitnah zu besorgen. Der Stall muss unbedingt vorm Wintereinbruch fertig sein.«

Er seufzte. »In meiner Firma gibt es irgendwen, der mich ruinieren will. Seit Monaten werde ich sabotiert, und nun auch noch dieser Brand ... Ich kenne jeden Mitarbeiter und dachte immer, alle wären zufrieden mit ihrer Arbeit.« Schwerfällig stützte er die Ellbogen auf den Schreibtisch und vergrub das Gesicht in den Händen. »Entschuldigen Sie«, sagte er nach einem Moment und straffte die Schultern. »Ich kümmere mich persönlich darum, dass Sie das Material pünktlich erhalten. Was genau brauchen Sie und bis wann?«

Sie nahm den Bauplan aus ihrer Tasche und faltete ihn auseinander.

Um die Mittagszeit verließ Laurie Harvey Gregorys Büro. Sie fuhr zu dem Gemischtwarenhandel und einzigen Lebensmittelgeschäft in Judson Creek, wo sie neben einem Jeep der Forstverwaltung parkte. Als sie den Laden betrat, bezahlte Ethan gerade seine Einkäufe. Für einige Sekunden beobachtete sie ihn. Die Rangeruniform betonte seinen breiten Rücken und seine muskulösen Beine, und die verhaltene Kraft in seinen ruhigen Bewegungen erinnerte sie daran, wie er ihr in der Brandnacht mit festem Griff auf die Füße geholfen hatte. Unversehens beschleunigte sich ihr Puls.

Er schien ihr Starren zu spüren, denn er warf einen Blick über die Schulter. »Guten Tag, Laurie«, begrüßte er sie lächelnd.

»Hallo, Ethan.«

Der warme Schimmer in seinen Augen und seine offensichtliche Freude über ihr unverhofftes Treffen weckten Schmetterlinge in ihrem Bauch.

Er wandte sich wieder dem Ladenbesitzer zu und nahm das Wechselgeld entgegen, während Laurie nach einem Einkaufskorb griff und zwischen zwei Regale trat. Wahllos legte sie diverse Artikel in den Korb. Was war nur mit ihr los, dass allein seine Anwesenheit genügte, um sie dermaßen aus dem Takt zu bringen? Sie fand ihn sympathisch, und er sah ansprechend aus, ihre heftige Reaktion verwirrte sie dennoch.

»Wie geht es meinem Patenkind?«

Vor Schreck fiel ihr fast die Dose mit den Kidneybohnen aus der Hand. »Schleichst du dich immer so an?«

Ethan lachte. »Das sind meine Indianer-Gene. Ich stehe schon seit einer Weile hinter dir, aber du warst dermaßen vertieft in den Anblick dieser Köstlichkeiten, dass ich nicht stören wollte.«

Amüsiert stellte sie die Bohnen auf ihren Platz zurück. »Man sollte nicht hungrig einkaufen gehen.«

»Was hältst du von einem Mittagessen bei Ben? Heute gibt es Irish Stew.«

Sein Vorschlag überraschte und freute sie. »Das klingt gut. Ich erledige nur schnell meine Einkäufe«, stimmte sie spontan zu.

»Lass dir Zeit. Ich habe vorher noch einen kurzen Termin bei Mr. Gregory.« Wieder schenkte er ihr sein unwiderstehliches Lächeln. »Sollen wir uns in zwanzig Minuten bei Ben treffen?«

»Einverstanden.« Sie sah ihm nach, bis die Ladentür hinter ihm zufiel.

Ethan saß an einem der rustikalen Holztische, als sie Bens Saloon betrat. Er hob die Hand, um sie auf sich aufmerksam zu machen, doch das hätte er sich sparen können. Mit seiner Größe und seinem guten Aussehen stach er aus der Menge heraus. Sie glitt auf die gepolsterte Sitzbank gegenüber von ihm.

»Konntest du alles erledigen?«, fragte er.

»Ja, ich habe heute Morgen bei Mr. Gregory das Holz für den neuen Stall bestellt.«

»Es freut mich, dass du ihm den Auftrag gegeben hast. Viele seiner Kunden haben leider das Vertrauen in ihn verloren.«

»Das hat er mir erzählt. Ich hoffe, er steht zu seinem Wort und liefert pünktlich. Immerhin hat er mir versprochen, sich persönlich darum zu kümmern.«

»Dann würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen.«

»Du scheinst große Stücke auf ihn zu halten.«

»Ich habe ihn als kompetenten Geschäftsmann und geradlinigen Menschen kennengelernt, der sich der Verantwortung für seine Angestellten und das Sägewerk bewusst ist. Es macht mich wütend, dass man ihm so übel mitspielt. Mit den Anschlägen schädigt der Brandstifter ja nicht nur das Unternehmen. Spätestens, wenn Mr. Gregory keine Gehälter mehr zahlen kann, wird der halbe Ort die Auswirkungen zu spüren bekommen.«

Die Bedienung unterbrach sie. Nachdem sie bestellt hatten, nahm Laurie das Thema wieder auf. »Mr. Gregory sagte etwas von Sabotage und Brandstiftung.«

»Das mit der Brandstiftung ist korrekt. Die Brandermittler haben einige Benzinkanister gefunden.«