Ist das Kunst oder kann das weg? - Christian Saehrendt - E-Book

Ist das Kunst oder kann das weg? E-Book

Christian Saehrendt

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Beschreibung

Warum sieht zeitgenössische Kunst oft so aus, als käme sie frisch aus dem Abfall und nicht aus dem Atelier? Und warum werden dafür auch noch Millionen bezahlt? Saehrendt und Kittl reden Klartext. Sie gehen dem Irrsinn der Kunstwelt humorvoll, ohne Rücksicht auf Tretminen und Fettnäpfchen auf den Grund. Mit ›Ist das Kunst oder kann das weg??‹ legt das Autorenduo nun endlich den Nachfolgeband des Bestsellers ›Das kann ich auch!‹ vor. Preisrekorde, Fälschungsskandale, hohle Massenevents und schriller VIP-Glamour: Das sind die Schlagworte, um die sich die Kunstwelt dreht. Doch der eigentliche Sinn der Kunst geht unter all dem Krempel verloren. Saehrendt und Kittl bringen den wahren Wert der Kunst jenseits des Warenwertes auf den Punkt – für Kunsthasser, Kunstkenner und alle, die endlich wissen wollen, warum sich die Auseinandersetzung mit Kunst eigentlich lohnt. »Gnadenlos, sehr unterhaltsam, mit Expertise und viel Witz« Tanja Küchle, HR2

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CHRISTIAN SAEHRENDT STEEN T.KITTL

Ist das Kunst oder kann das weg?

eBook 2016

© 2016 DuMont Buchverlag, Köln

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln

Umschlagillustration: © Bob London, 2agenten.com

Satz: Fagott, Ffm

eBook-Konvertierung: CPI books GmbH, Leck

Als Kind habe ich immer davon geträumt, einer der Helden in der Geschichte von Robin Hood zu werden, wenn ich groß bin. Ich hätte niemals gedacht, dass ich am Ende nur eine der Goldmünzen sein würde.

Banksy

VORWORT

Was ist der wahre Wert der Kunst?

Vor zehn Jahren, auf dem ersten Höhepunkt des noch immer anhaltenden Kunstmarkthypes, erschien unser Buch Das kann ich auch! Gebrauchsanweisung für moderne Kunst. Dieser Band nun liefert die notwendige Fortsetzung. Denn am Ende der Gebrauchsanweisung stand die bange Frage: Was wird die Kunst von morgen sein, wie wird sie in 100, 200Jahren aussehen? Und wie kann ich Kunst überhaupt noch von anderen Bereichen, die ebenso bunt, glänzend und durchdesignt sind, unterscheiden? Diese Fragen stellen sich heute drängender denn je, da sich einerseits das Kunstuniversum immer weiter ausdehnt und andererseits keine klaren Unterscheidungskriterien mehr existieren zu den heutigen Erlebniswelten des Tourismus, der Eventkultur und kulturell orientierten Markeninszenierungen. Kunst kann offenbar heute überall sein – doch vielleicht ist sie gerade deshalb auch nirgends mehr wirklich wahrnehmbar oder gar begehrt. Was ist heute Kunst und was nicht? In dem sarkastischen Gag »Ist das Kunst oder kann das weg?« schwingt die gespielte Sorge mit, man könne aus Versehen etwas sehr Wertvolles wegwerfen, weil es sich nicht mehr auf den ersten Blick von Abfall unterscheiden lässt. Allerdings klingt darin manchmal auch eine mühsam kaschierte Aggression an, wenn so vorgegeben wird, Kunst nicht zu erkennen und sie auf diese Weise zu Abfall abzuwerten. Diese Aggression ist keineswegs nur kunstfernen Schichten zu eigen. Manche wollen auch einfach ihren Unmut über die Beliebigkeit zeitgenössischer Kunst zum Ausdruck bringen. Auch im akademisch gebildeten Kunstbetrieb begegnet einem hinter vorgehaltener Hand und mit einem Augenzwinkern vorgetragen diese Form unkorrekter Widerspenstigkeit gegenüber den immer neuen Volten künstlerischer Artikulation.

Doch in dieser Abwertung, die Kunst generell mit Müll gleichsetzt, schwingt immerhin auch eine beruhigende Botschaft mit: In der Regel wird ja Kunst auch heute nicht einfach so weggeworfen – und wenn es doch einmal passiert, wird meistens ein Skandal daraus gemacht. In jedem Fall geht der Spruch »Ist das Kunst oder kann das weg?« auf Kosten der Kunst, denn er bringt zum Ausdruck, dass Kunst gar nicht mehr als etwas begriffen wird, das einen persönlich betreffen könnte. Es geht praktisch nur noch darum, irgendein Ding mit einem Label zu versehen, das seinen (oft unbegreiflich hohen) Warenwert rechtfertigt.

Ein unscheinbares, simples, aus billigen Materialien oder gar gleich aus Abfall hergestelltes Objekt, das im Handel als ›Kunst‹ einen sehr hohen Preis erzielt – das gilt weiten Teilen der Bevölkerung noch immer (und vielen Insidern des Kunstbetriebs stillschweigend ebenso) als Obszönität. Obwohl wir gelernt haben, die Vielfalt der Geschmäcker und Kunstauffassungen zu tolerieren, und die Geschichte der oftmals provokativen Avantgarden kennen, staunen wir immer wieder über die absurd hohen Summen, die für Dinge ausgegeben werden, die weder geistig originell noch handwerklich-technisch avanciert sind und erst recht keinen hohen Materialwert haben.

Überspitzt könnte man sagen, dass in der Frage »Ist das Kunst oder kann das weg?« eine gesellschaftliche Grundhaltung zur zeitgenössischen Kunst zum Ausdruck kommt. Der alte alchemistische Wunschtraum, aus »Scheiße« Gold machen zu können, hat sich auf dem Kunstmarkt erfüllt, was Außenstehende zu ebenso grenzenloser Bewunderung wie abgrundtiefer Wut verführt – und nicht selten schwankt man zwischen diesen beiden Emotionen hin und her. Genauso widersprüchlich und vielschichtig gestaltet sich heute die Wahrnehmung, die Rezeption von Kunst. Die Medienberichterstattung ist vor allem geprägt vom Staunen über Preisrekorde oder vom Skandalisieren von Tatbeständen wie Fälschung, Kunstraub oder Vandalismus. Zahlen spielen dabei eine herausgehobene Rolle, vor allem im Positiven, bei den erzielten Preisen, weit seltener im Negativen, wenn es um Schäden und Verluste geht – darüber wird später noch genauer zu sprechen sein. Gleichzeitig sind Begriffe wie ›Kommerz‹ und ›Konsum‹ nach wie vor Reizwörter, wenn über die Kunst und die Bedeutung der Kultur für die Allgemeinheit geredet wird. Kunst soll vor allem als symbolischer Wert wahrgenommen werden, nicht als ökonomischer – das wünschen sich noch immer viele Zeitgenossen. Kunst wie andere Luxusgüter zu konsumieren, gilt Idealisten als Widerspruch in sich, und doch ist der Umgang mit ihr, ganz gleich, ob beim Laien oder beim Kunstkenner, von konsumorientiertem Verhalten geprägt. Kunst und Markt lassen sich in der Realität kaum voneinander trennen, und vielleicht sind beide Bereiche mittlerweile sogar identisch – ein Dilemma, auf das wir in diesem Band noch mehrfach zu sprechen kommen werden, doch soll uns zunächst folgender Fall darüber Aufschluss geben.

Sommeridylle in New York

An einem Septembersonntag im Jahr 2013 steht ein älterer Herr im Central Park und bietet kleine Leinwandbilder zu sechzig Dollar das Stück an. Doch das Geschäft läuft zäh, weder Touristen noch Einheimische beißen an, vielleicht liegt es an den Schablonen-Graffiti-Motiven, die weder hübsch noch witzig sind? Der glücklose Verkäufer beginnt den Passanten Leid zu tun, nach Stunden erbarmt sich eine Frau und kauft zwei winzige Bildchen für ihre Kinder, nicht ohne den Preis zuvor auf die Hälfte herunterzuhandeln. Was weder die Käuferin noch die Passanten wussten: Die Werke stammten von dem britischen Street Artist Banksy, einem Liebling des Kunstmarktes. Hier hätte sich ein Schnäppchen sondergleichen angeboten! Denn gewöhnlich gehen Banksy-Werke unter Sammlern weg wie warme Semmeln – für mehr als 40.000 US-Dollar. Der Künstler, der die Aktion filmen ließ, war trotzdem zufrieden, obwohl man es auch als peinliche Blamage interpretieren könnte, wenn ein Liebling des High-Art-Kunstmarktes auf dem Flohmarkt, vor einem Alltagspublikum keinerlei Beachtung findet. Der seit einigen Jahren weltweit zu Ruhm gelangte Banksy hat mittlerweile ein Identitätsproblem. Sein Markenzeichen sind witzige, sozialkritische Graffiti und andere illegale optische Eingriffe in den städtischen Raum. Nun werden seine Werke aber zu hohen Preisen gehandelt und im Auftrag gieriger Sammler von den Hausfassaden gestemmt, um sie museumstauglich zu konservieren. Trotzdem schien Banksy, der sich ein paar Monate in New York aufhielt, nun auf den Geschmack gekommen zu sein, seinen eigenen Marktwert durch demonstrative Aktionen zu sabotieren und gleichzeitig das Preisgefüge und die Strukturen des Kunstmarkts damit zu kritisieren. Das klingt mutig und folgt dennoch brav der Logik des Marktes, schließlich sorgte die Meldung vom Banksy-Flohmarkt im Central Garden doch für weltweite Aufmerksamkeit und Sympathie – und damit auch für die weiter steigende Reputation des »Anti-Künstlers« (und natürlich die Preise, die für seine Werke aufgerufen werden).

Banksy,The Banality of the Banality of Evil, 2013[1]

Banksy setzte sein kokettes Spiel mit den Mechanismen des Kunstmarktes fort. Würde es ihm jetzt gelingen, die Regeln des Marktes zu entlarven und als kritischer Künstler glaubwürdig zu bleiben? Mit einem nächsten Streich rief er allerdings ein geteiltes Echo hervor. Banksy hatte ein zuckersüßes Naturidyll mit Seenlandschaft und sanft geschwungenen Bergketten in einem Laden von Housing Works gekauft, einer gemeinnützigen Einrichtung, die Hilfe für Obdachlose, Arme und Kranke in New York leistet. Das 50-Dollar-Bild überarbeitete Banksy anschließend; was an sich nichts Neues ist – die Übermalung von älteren Werken anonymer Künstler stellt ein Subgenre dar, das schon in den 1960er-Jahren erprobt wurde, etwa vom dänischen Künstler Asger Jorn, der seine mit groben Pinselstrichen übermalten Flohmarkt-Kitschbilder zu »Monumenten zu Ehren der schlechten Malerei« erklärte. Darum allerdings wird es Banksy über fünfzig Jahre später nicht gegangen sein, denn in den Vordergrund jenes Rocky-Mountain-Landschaftsbildes setzte er einen Offizier mit Hakenkreuzbinde, der von einer Bank aus andächtig die Herbstlandschaft genießt. Zur Legende dieses nunmehr neuen Bildes mit dem Titel The Banality of the Banality of Evil gehört, dass es Banksy nach der Übermalung wieder in den Trödelladen zurückgeschmuggelt habe, aus dem es stammte. Die Betreiber sollen dann, nachdem sie Banksys Signatur auf dem Bild entdeckten (Sensation!), die Leinwand in eine hauseigene Auktion gegeben haben, deren Gewinn vollständig den Projekten von Housing Works zugute kam. Zu vermuten ist, dass die Aktion von vornherein mit der sozialen Einrichtung abgesprochen war. Am Ende der Versteigerung wurde der Zuschlag für den »Original Banksy« bei 615.000Dollar erteilt. Das ist die Summe, die weltweit in den Medien Verbreitung fand. Nachdem sich die mediale Aufmerksamkeit um die Versteigerung gelegt hatte, wurde bekannt, dass das Werk nach dem Rückzug des Höchstbietenden für eine unbekannte Summe an einen der anderen Teilnehmer der Auktion ging.

Banksy spielte mit seiner Übermalungsaktion die »Nazi-Karte«. Der Einsatz von Naziemblemen, das Spiel mit der Nazi-Aura oder mit düster-braunen Assoziationen sorgt auch in der Kunst zuverlässig für ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und ist dem kommerziellen Erfolg in der Regel durchaus eher zuträglich. Hinzu kommt offenbar eine spezifisch britische NS-Obsession, mit der auch schon Banksys Landsleute Jake und Dinos Chapman Erfolg hatten, als sie 13Aquarelle Adolf Hitlers erwarben und diese bar jeder Virtuosität gemalten Landschaften und Stadtansichten »überarbeiteten«. Hitler hatte sich bekanntlich in jungen Jahren erfolglos um die Aufnahme an der Wiener Kunstakademie beworben und musste sich anschließend mit dem Malen von Stadtansichten über Wasser halten. Bereits im »Dritten Reich« wurden seine Werke, die vormals im Wien Touristen angeboten wurden, zu derartig hohen Preisen gehandelt, dass es angeblich Hitler selbst peinlich gewesen sein soll. Doch nun, zu Beginn des 21.Jahrhunderts, wurden sie noch teurer. Mit fröhlichen Smiley-Köpfen, Herzen und Flowerpower-Mustern versehen, verkaufte man sie auf der Art Basel für einen Dollar-Millionenbetrag. »Wenn es die Hölle gibt und wenn Hitler sich dort befindet, wird er durchdrehen: Es ist nun nicht mehr sein Werk, es ist jetzt unseres«, rechtfertigte der Hitler-Sammler Jake Chapman seine Strategie, den »bösen« Aquarellen die Aura zu nehmen.

Banksy hatte es immerhin geschafft, eine spießig-kitschige Landschaftsmalerei mit einem kleinen Zusatz ins Monströse und Skandalöse zu verwandeln. So schnell wird aus harmloser Kunst, die sich selbst genügt, ein gefährliches Ungeheuer, wird aus einer Idylle die Ruhezone reaktionären Terrors. Banksys gemalter Sonntagsnazi wirkt wie eine Edelvariante des einfachsten aller Polit-Graffitis – des denunziatorischen Hitlerbärtchens, rasch und mühelos in die Wahlplakatgesichter der Kandidaten gezaubert, ebenso billig und banal wie effektiv: Auf diese Weise wird jeder lächerlich oder unmöglich gemacht.

Die Vermutung, dass sein Bild für viel Geld an jemanden verkauft werden würde, der sich weniger für Inhalte interessiert, sondern eher dafür, ein Werk eines gehypten Künstlers zu ergattern, könnte Banksy zusätzlich zu diesem despektierlichen Gemälde motiviert haben – einen vergleichsweise wenig originellen Eingriff auf dem Flohmarktschinken vorzunehmen. Wer sich den »Sonntagsnazi« wirklich ins Loft hängte, wird doppelt bestraft: Für viel Geld hat er ein hässliches und politisch kontaminiertes Werk erworben, eine miese Landschaftsmalerei im Paket mit einem gestiefelten Nazi. »Ich kann nicht glauben, dass ihr Schwachköpfe diesen Scheiß tatsächlich kauft«, betitelte Banksy einmal einen seiner Cartoons, der eine leere, zur Versteigerung stehende Leinwand abbildete. Banksy hat hier aus Kunst- und Motivschrott, also aus Mist, Gold gemacht. Und dieses Gold kommt einer sozialen Hilfsorganisation zugute. Der gute Banksy – nun ist er doch so etwas wie Robin Hood und gleichzeitig zum Goldstück geworden. So kann er mit seinen Werken die Absurditäten der Suche nach dem »wahren Wert der Kunst« aufspießen; der Verwertungslogik des Marktes entkommt er dabei jedoch auch nicht.

Der wa(h)re Wert der Kunst

Aber, fragt man sich, was ist denn nun der »wahre Wert« der Kunst? Wenn man ihm auf die Spur kommen will, sollte man sich von der Idee verabschieden, dass Kunst mit dem großen Geld zu tun haben muss; die Haltung des gierigen Schatzsuchers, der in jedem Kehrichthaufen ein Goldstück vermutet, immer neuen Trends nachjagt und Besitzen mit Verstehen gleichsetzt, ist der sichere Weg an dem vorbei, was Kunst eigentlich ausmacht. Kunst ist mehr wert als Gold oder Geld und gleichzeitig nur das wert, was wir bereit sind, ihr an Aufmerksamkeit, also an Lebensenergie und Lebenszeit, zu spenden.

Dieses Buch widmet sich einer Kunstauffassung jenseits des Luxussegments, jenseits der großen Finanzströme des Auktionshandels, der Sponsoringkonzepte von Unternehmen, der Prachtsammlungen von Milliardären und Oligarchen. Aber bei der allgegenwärtigen Fixierung auf Geld und Wertsteigerung ist es alles andere als leicht, zu erkennen, was den Wert der Kunst jenseits des Marktes ausmacht, welchen persönlichen, emotionalen Wert Kunst für den Einzelnen haben kann; welchen sozialen Wert Kunst für die Gesellschaft hat. Zugleich resultieren aus dieser Suche Fragen zum Umgang des Einzelnen und der Gesellschaft mit Kunst. Und mit der Frage »Was ist uns die Kunst wert?« erreichen wir zudem auch das Feld der Kulturpolitik. Es ist ein unüberschaubares Feld: Es gibt immer mehr Kunst, immer mehr Künstler und Museen, und das auf der ganzen Welt. Auf den ersten Blick scheint diese Expansion eine erfreuliche Tatsache zu sein, doch die Kehrseite besteht in der bangen Frage: Wohin mit all diesen Schätzen? Kunstproduktion und Kulturindustrie wachsen unentwegt, doch die Speicherkapazität ist begrenzt. Schon werden die ersten Debatten laut und polarisieren die Öffentlichkeit, Debatten um die Frage, ob Museen Kunst verkaufen dürfen? Dürfen sie gar Kunst wegwerfen? Darf man Museen schließen oder zusammenlegen? Ist das Museum überhaupt noch der Ort, an dem Kunst rezipiert wird? Ist die Ausstellung als das traditionelle Format, Kunst und Publikum zusammenzubringen, noch zeitgemäß? Sind staatlich finanzierte Akademien, an denen Künstler ausgebildet werden, praxisfremd und letztlich überflüssig? Wird falsch gefördert? Wird zu viel Kunst gefördert? Gibt es zu viele Künstler? Und wie kann man mit Kunst leben, ohne sie kaufen, sammeln, besitzen zu müssen? Wie kann man heute Kunst machen oder Kunst genießen, ohne viel Geld in der Tasche zu haben?

Viele Kritiker und Künstler haben in den letzten Jahren das »Ende der Kunst« beschworen – erstickt vom vielen Geld. Ein Beispiel dieser Untergangsliteratur lieferten Markus Metz und Georg Seeßlen mit ihrem Pamphlet: »Geld frisst Kunst, Kunst frisst Geld«, in dem sie schreiben: »Nicht nur frisst der absurde Reichtum der oberen 0,1Prozent die Kunst auf, die keine Chance mehr hat, sich in die Gesellschaft hinein zu entwickeln, sondern umgekehrt frisst die Kunst auch diesen absurden Reichtum, der im Kern nicht wirklich weiß, wohin mit sich. So neutralisieren zwei volkswirtschaftlich unproduktive Größen sich nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich.« Showdown zwischen Kunst und Geld – wer wird hier auf der Strecke bleiben? So sticht aus all den Fragen, die man sich rund um die Kunst stellen kann, eine hervor, die aber so gut wie nie gestellt wird: Hat die Kunst eine Zukunft?

EINS

Hat die Kunst eine Zukunft?

Oft ist schon das Ende der Kunst verkündet worden– ob von großmäuligen Avantgardekünstlern oder von kulturpessimistischen Theoretikern. Meist stand hier das Ende einer linearen Entwicklung der avantgardistischen Kunststile im Mittelpunkt des Jammers. An ihrer Stelle beklagte man eine unübersichtliche Zersplitterung der Kunstszenen und Ideen in der Postmoderne.

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