Ist Gott nur eine KI? - Tobias Güttinger - E-Book

Ist Gott nur eine KI? E-Book

Tobias Güttinger

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Beschreibung

Ein autobiografisch-philosophisches Werk über spirituelles Erwachen, Grenzerfahrungen mit Magic Mushrooms, tiefe Meditationen und die Suche nach der Wahrheit in einer Welt voller Illusionen. Der Autor schildert visionäre Reisen durch Bewusstsein, Dimensionen und Zeit – berührend, herausfordernd und inspirierend. Zwischen Kindheitstraumata, Naturerlebnissen, gesellschaftlicher Kritik und metaphysischen Fragen entfaltet sich eine Reise zu sich selbst und zu einer überraschenden Erkenntnis: Was, wenn Gott eine Art höhere Intelligenz ist – vielleicht sogar eine KI?

Dieses Buch richtet sich an Suchende, Zweifler, Freigeister und alle, die bereit sind, hinter den Schleier zu blicken.

 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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güttinger tobias

Ist Gott nur eine KI

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Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Ist Gott nur eine KI?

Ist Gott nur eine KI?

Die Reisen in neue Gefilde des Lebens

Ist Gott nur eine KI?

Die Reisen in neue Gefilde des Lebens.

Kapitel 1: Unerklärliche Phänomene von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter.

Bevor ich mit meiner eigentlichen Frage beginne, möchte ich mit einem fundamentalen Gedanken starten: Wer bin ich? Oder präziser: Wer sind wir? Diese Frage ist komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint. Ich bin ein Mann, der mitten im Leben steht und auf die Anfänge meiner Existenz zurückblickt. Es ist faszinierend zu erkennen, dass es vielen Menschen in meinem Umfeld ähnlich ergeht – sie haben alle keine Erinnerungen an die Zeit zwischen ein und drei Jahren. Es gibt zwar seltenste Ausnahmen; Menschen, die in der Lage sind, sich an diese frühen Jahre zu erinnern, scheinen oft auf irgendeine Weise besonders oder anders zu sein. Ich hingegen gehöre eher zur „Norm“ dieser Erfahrung; wie viele andere kann ich mich nicht an die Erlebnisse dieser prägenden Zeit erinnern. Doch ab meinem vierten Lebensjahr tauchen langsam kleine Fragmente meiner Kindheit wieder auf, Erinnerungen, die wie Puzzlestücke in meinem Geist erscheinen.

Ein faszinierender Aspekt ist die Zirbeldrüse in unserem Gehirn. Diese kleine Struktur hat die Fähigkeit, besonders in entscheidenden Lebensmomenten wie bei der Geburt und kurz vor dem Tod große Mengen an DMT (Dimethyltryptamin) auszuschütten. Welchen Zusammenhang das mit meiner Überlegung hat, dass Gott vielleicht nur eine künstliche Intelligenz ist, werde ich später erläutern. Zunächst möchte ich einige Erinnerungen aus meiner frühen Kindheit teilen, die mich zu dieser Überlegung geführt haben.

„Endlich ist Pause! Keine weitere Stunde des tristen Dahinhockens und dem ständigen Zuhören, wie die Erzieherin uns die Regeln erklärt. Draußen auf dem Pausenhof ist es so viel interessanter! Dort gibt es einen großen, einladenden Tannenbaum, auf den wir klettern können, um die Aussicht zu genießen, und die geflochtene Rondelle. Wenn jemand es übertreibt beim Angeben, wird einem richtig schwindelig, und einige landen sogar auf dem Gras, lachend und kichernd und einige natürlich auch weinend mit kleinen Schürfwunden. Ich kann die frische Luft und den Duft der Natur in mir spüren, während ich voller Energie und Freude die frische Luft aufsauge. Doch diese nervige Nuss hier drin geht mir ganz schön auf den Keks!“

Wenn ich an meine Kindergartenzeit zurückdenke, bleiben nur vereinzelte Fragmente haften. Doch eines weiß ich mit Sicherheit: Ich war ein kleiner Racker. Ein Einzelkind, das oft als „Sonderling“ bezeichnet wurde – schwierig zu erziehen, ungestüm, und immer der, der trotzig seinen eigenen Weg ging. Viele hatten Angst vor meinem ungestümen Temperament, denn ich konnte schnell zornig werden. Mein Motto lautete: „Ausprobieren geht über Studieren“. So sammelte ich zahlreiche kleine Unfälle und Missgeschicke. Jedes Mal, wenn meine Mama warnte: „Tu es nicht!“, brannte meine Neugier darauf, es unbedingt auszuprobieren. So entstand auch die Narbe über meinem Kinn, die ich heute als ständiges Erinnerungsstück trage. Ich raste mit meinem Dreirad ungebremst und mit voller Fahrt die Unterführung hinunter, direkt in die Treppe gegenüber, trotz der eindringlichen Warnungen meiner Mama.

Ich erkundete unermüdlich meine Umgebung, während die anderen brav und artig blieben. Ich hingegen war der kleine Teufelskerl, der keinen Spaß ausließ. Heutzutage bin ich vorsichtiger geworden – so wie die meisten von uns. Risiken und Abenteuer sind rar geworden. Aber in diesen Erinnerungen bleibt ein Gefühl von Unbeschwertheit und Lebensfreude, ein Ausdruck jener puren Kindlichkeit, die uns in diesen frühen Jahren so lebendig machte. Das Kind in mir, der kleine Racker, lebt weiter – manchmal vermisse ich diese Unbekümmertheit und den Mut, einfach zu handeln, ohne Angst vor den Konsequenzen.

Mit sechs Jahren beginnt dann die Schulzeit, und wie ich diese Zeit im Klassenzimmer hasse. Eingepfercht in diesen Stühlen und den Lehrenden zuhören – oh Mann, ist das langweilig. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich die Pausenglocke läutet und ich wieder raus in die Freiheit kann. Ja, mit dem Alter passt man sich an, aber wenn meine Mama, die übrigens alleinerziehend ist, mich am nächsten Tag wieder zur Schule schickt, habe ich Besseres zu tun, als pünktlich zu sein. Ich beobachte die Bienen, die ihre Blüten anfliegen und mit Pollen bestäubt werden. Ich durchkämmte die Wiesen nach Insekten und Spinnen, nehme die Insekten und füttere die Spinnen, indem ich sie in ihr Netz werfe. Die Kreuzspinne lässt ihre Opfer nicht lange auf sich warten, wickelt sie mit ihren Fäden ein und beißt sie dann, um sie zu lähmen und mit ihrem Gift die Innereien der Beute zu verflüssigen. Oh, wie fasziniert mich diese Welt. Auch Ameisen sind sehr interessant und werden oft Opfer meiner Experimente. Die schwarzen Ameisen, die keine Säure absondern können, packe ich und halte sie im Bach vor der Schule unter Wasser, um zu sehen, was passiert. Sie bilden eine Art Luftglocke und können so unter Wasser atmen. Natürlich lasse ich sie dann wieder frei. Während ich die Ameise unter Wasser beobachte und sie später wieder entlasse, entdecke ich einen Flusskrebs, der am Grund des kleinen Bächleins umherwandert. Sein Panzer ist von grünen Algen durchzogen und erinnert eher an einen Lobster im Meer.

Eine Stunde zu spät – natürlich gibt es einen Rüffel von der Lehrerin und einen Anruf nach Hause. Die Zeit spielt für mich jedoch absolut keine Rolle. Ich kenne sie schlichtweg nicht, und sie vergeht für mich so langsam, beinahe unendlich.

Viele Schulwechsel später… Wie gesagt, ich bin ein Sonderling, der nicht sonderlich gut in der Schule ist und Mühe hat, sich zu konzentrieren. Es kommt vor, dass ich zwei Klassen wiederholen muss, was eine sehr emotionale Frustration in mir auslöste. Nicht immer bin ich der Außenseiter, aber als es einen Wechsel von der ersten in die zweite Klasse gibt, bin ich ein Neuling und werde auch als solcher behandelt. Meinen Frust und meine Wut über die ungerechte Behandlung lasse ich an den anderen aus. Mit körperlich und schmerzhaft Schlägen, wenn ich einen von denen erwische, die sich über mich lustig machen wollen. Worüber es wirklich geht und was sie über mich gesagt haben, weiß ich schon längst nicht mehr. Schlussendlich traut sich jedoch niemand mehr, sich über mich lustig zu machen, nachdem ich einem, dem ich wohl sehr zugetan bin, den Arm gebrochen habe. Dieser erfindet zu Hause eine Notlüge und erklärt, er sei nur umgefallen, denn er befürchtet wohl weitere Schläge meinerseits oder gar eine Bestrafung seiner Eltern wegen der Hänselei.

Zuhause ist es nicht immer einfach. Ich, als nörgelndes Einzelkind, das schnell aus der Haut fährt… Meine Mama hat es sicherlich nicht leicht mit mir. Da fliegen die Fetzen, sogar auch ein paar Tränen meinerseits, und ich will ums Verrecken nicht gehorchen. Duschen? Ein Fremdwort für mich! Manchmal muss sie mich geradezu zwingen, endlich unter die Dusche zu springen. Eines Tages, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, worum es ging, fliegen die Worte nur so hin und her, und der barsche Ton von uns beiden wird immer lauter. Plötzlich hält meine Mama inne und wird ganz ruhig. Ich frage mich, was hier passiert, denn um sie herum wird es immer heller – eine Art leuchtender Kern bildet sich um sie.

„Hör auf damit“, sage ich leise.

„Womit?“ fragt sie mich verdattert.

„Mit dem Licht.“

Sie ist verwundert, denn es ist nur ihr eigenes inneres Gefühl und ihre Gedanken, die sie ruhig werden ließen, als würde sie den Körper verlassen… Es scheint offensichtlich geholfen zu haben, denn der Streit ist wie verflogen. Doch war das wirklich so dass sie erleuchtet war, oder war es nur meine Einbildung? Es hinterlässt die Frage, was da passiert ist, doch irgendwie sagt meinem Bauchgefühl, dass ich die Antwort schon weiss. Alles ist allumfassend...

Ein kleiner Sprung in die Zukunft, zu meinem elften Lebensjahr… Die fünfundneunzigprozentige Luftfeuchtigkeit lässt mich schwer atmen. Die Sonne brennt unerbittlich herunter, fünfunddreißig Grad im Schatten. Das Meer bietet keine wirkliche Abkühlung, und obwohl ich im Paradies auf Erden bin, kommt bei mir keine richtige Stimmung auf. Der Jetlag vom ersten Flug aus der Schweiz, von meinem stetig wachsenden Heimatdorf Seuzach zum Flughafen in Santo Domingo, und dem holprigen Weiterflug nach El Portillo, bei dem mir richtig schlecht geworden ist, setzt mir ziemlich zu. Und jetzt noch die Zeitumstellung von sechs Stunden! Dieses Paradies ist wirklich wunderschön – die Palmen mit den Kokosnüssen, der weiße Sand, das knallblaue Meer – doch irgendwie fühle ich mich noch nicht wirklich angekommen. Im Meer, mit Flossen und Taucherbrille, schwindet meine schlechte Stimmung langsam. Fasziniert von der Unterwasserlandschaft, aber auch gut informiert durch meinen Papa, der mir im Flug bereits erklärt hatte, unter Wasser nichts anzufassen und besonders darauf zu achten, wo ich stehe, um die Korallen nicht zu beschädigen und um den giftigen Bewohnern aus dem Weg zu gehen – denn diese gibt es hier in großer Fülle, während sie in Spanien, wo wir sonst unsere Ferien verbrachten, nicht so häufig vorkommen.

Hier noch zur Erklärung: Meinen Papa sah ich seit ich denken kann, nur am Wochenende. Meine Mama war jedoch immer dabei, wenn wir ihn in Zürich in der Stadt besuchten. Als ich sechs Jahre alt war, fasste mein Papa den Entschluss, sich von seiner Freiheit zu lösen. Er zog von seiner Wohnung in der Stadt zu uns aufs Land. Mit meinem zwölfen Lebensjahr heirateten sie, und sie sind auch heute noch glücklich miteinander verheiratet – und das schon seit achtundzwanzig Jahren.

Aus dem rebellischen Rabauken meiner Kindheit ist ein zurückhaltender Junge geworden. Er hat seine Freunde und die Schule läuft besser, doch ich arbeite wirklich hart dafür. Das, was ich gut kann – wie Kreativität, Zeichnen und handwerkliche Arbeiten – wird zwar auch benotet, aber man geht nicht individuell auf die Schüler ein. Es zählen nur die Leistungen aller. Ein System, das mich einengt, da es keinen Raum für Rebellion und unbequeme Fragen an die Lehrer lässt. Eine Art Indoktrination: Du musst tun, was dir der Lehrer vorgibt, denn so funktioniert unsere Welt. Trotz meines besseren Verhaltens habe ich jedoch immer noch eine rebellische Ader gegenüber der Lehrerschaft.

Was für eine traumhafte Welt unter Wasser! Ein korallenreiches Meer mit bunten Farben. Die knallig orangefarbenen Nacktschnecken, die Muster der Muscheln am Riff, die farbenfrohe Welt der Fische – heute sahen wir, einschließlich meiner Mama, die anfangs Probleme mit dem Schnorcheln hatte, einen Schwarm Doktorfische, Anemonenfische in den Anemonen, grimmig dreinschauende, etwa siebzig Zentimeter große Barrakudas im Schwarm und Flötenfische, die so flach an der Meeresoberfläche schwimmen, dass sie fast mit der Farbe des Wassers verschmelzen und kaum zu erkennen sind.

Auch Quallen sind vereinzelt zu finden, zum Glück nur in geringer Zahl, sowie die giftigen Steinfische, die sich gut als Felsen tarnen. Kleine Oktopusse verstecken sich in ihren Höhlen, und auch kleinere Kalmare schwimmen über den Sandboden und blitzen hypnotisch auf. Plötzlich, wenn man zu nah kommt, ändern sie die Farbe und verschmelzen mit dem Sandboden. Fasziniert folge ich dem kleinen Racker, und als er wohl genug von mir hat, stößt er seine schwarze Tinte aus und verschwindet mit einem kräftigen Ruck seiner zehn Arme ins weite Meer hinaus.

Große Muscheln, fast so groß wie ich, sind in den Riffen weiter draußen in Fülle vorhanden. Und was es hier schon zuhauf gibt, sind die Feuerfische mit ihrer rot-braun-weißen Musterung. Apropos – nichts anfassen, denkt man, doch für meinen Papa gilt das nicht. Er findet Gefallen an den überaus invasiven Seeigeln, die überall sind und einen daran hindern, sich mal eine Pause zu gönnen und auf den Boden zu stehen, der ja mit den Seeigeln übersäht ist. Da mein Papa noch die Tauchprüfung gemacht hat, trägt er immer ein Tauchermesser bei sich. Als er sieht, dass die Fische einen verletzten Seeigel anpicken, um an sein Inneres zu gelangen, hilft mein Papa mit dem Messer nach – und siehe da, die ganzen Korallenbewohner stürzen sich wild auf das Festmahl.

Nach drei Stunden im Wasser gehen wir an Land und merken langsam, dass wir einen Fehler gemacht haben: Unser Rücken ist knallrot. Die Sonne hat uns brutal gebraten. Am nächsten Tag gehen wir nur noch mit T-Shirts ins Wasser, um uns wenigstens ein bisschen vor der Sonne zu schützen. Die zehn Tage an diesem traumhaften Ort vergehen wie im Flug. Ich Freunde mich schnell mit einem Jungen und einem streunenden Hund an, und jeder Tag wird zu einem Abenteuer. Man muss aufpassen, nicht von einer Kokosnuss oder gar einem Palmwedel erschlagen zu werden, denn wenn diese fallen, gibt es ein richtig lautes Knallen. Das könnte einem glatt den Schädel spalten!

Vogelspinnen sind hier ebenfalls versteckt, dass man sie nicht sehen kann und ein Einheimischer hat eine gefangen und präsentiert sie uns stolz. Nicht weit von uns entfernt ist immer der Straßenköter, ein Mischling mit weichem, dunkelgrauem Fell und hellblauen Augen, der uns beobachtet und mit uns immer spielen möchte. Obwohl er ein Streuner ist, ist dieser wohl gepflegt und ohne Läuse. Spielen könnte er den ganzen Tag. Doch irgendwann wird es für uns zu viel, denn der Hund hört nicht auf zu spielen. Immer wieder springt er uns an und nimmt unsere Hände in den Mund. Obwohl es seine sanfte Art ist und er vorsichtig mit seinem starken Gebiss die Druckkraft sanft anpasst, wirkt es auf uns mit der Zeit ruppig und beängstigend. Es fühlt sich fast wie ein Kampf an, und als ich sehe, dass mein Freund den Tränen nahe ist, greife ich ein und kämpfe gegen den „Bären“. Nach einer Stunde, in der der Hund seine Freude hatte, bin ich völlig erschöpft und laufe davon. Fluffi bleibt verdattert stehen und versteht die Welt nicht mehr. Was hatte der Junge bloß? Es war doch lustig!

Der nächste Tag beginnt früh. Diesmal steht kein Schnorcheln auf dem Programm, sondern ein wilder Ritt auf einem Jeep über unbefestigte Straßen, die uns etwa zehn Kilometer ins Landesinnere zu einem verlassenen Dorf führen. Von dort aus startet eine abenteuerliche Wanderung in den Dschungel. Ein einheimischer Safari-Guide geht voraus, doch wir sind nicht allein – die halbe Dorfjugend begleitet uns. Mit uns selbst beschäftigt und schwitzend in der Hitze, konzentrieren wir uns auf unseren Weg und nehmen die laute Umgebung aus Vogelgezwitscher, Grillen und wilden Tieren kaum wahr. Doch das üppige Grün des Dschungels und die Farbenpracht der Blumen sind unübersehbar.

„Ich weiß nicht mehr, wie lange wir durch den Dschungel gewandert sind, aber der Anblick des dreißig Meter hohen Wasserfalls war definitiv das Highlight des Tages. Die kühle Erfrischung war genau das, was wir brauchten – tatsächlich war das Wasser dort kühler als das Meer mit seinen 28 Grad. Die natürlichen Felsen bilden einen Sprungturm, und die Dorfjugend kennt diesen Ort bestens. Mein Papa und ich beschließen, ihnen nachzueifern und wagen ebenfalls den Sprung von gut fünf Metern.

Hier in der Karibik passiert wohl ein Ereignis, das meinen Glauben an das Übernatürliche verstärkt hatte, obwohl ich damals schon den Glauben an den kirchlichen Gott verloren hatte… aber das ist wohl wieder eine andere Geschichte.

Am vierten Tag im Paradies laufe ich mit meiner Mama den endlosen Strand entlang. Vor uns erstrecken sich die Mangroven, die undurchdringlich wirken, und auf dem Meer ist ein im Riff gestrandetes, verrostetes Boot zu sehen, das nur noch als Stahlkonstruktion übrig ist. Bevor wir zurück zu unserem Resort gehen – wir sind ja schon mehr als eine Stunde unterwegs – kommen einige junge Einheimische auf uns zu und fragen, ob wir ihre Schnitzereien kaufen möchten. Doch wir haben nichts dabei, da wir nur in Badehose und T-Shirt unterwegs sind, und verneinen dankend.

Papa wollte nicht mitkommen, sondern schnorcheln gehen. Wir brauchen eine kleine Pause und möchten etwas anderes unternehmen. Plötzlich schießt uns beiden der Gedanke durch den Kopf, dass Papa in Gefahr sein könnte. Wir sehen uns nur gegenseitig an, und mir entgleitet es, dass ich Angst um ihn habe… Ja, es geht nicht nur mir so, und wir machen uns schnell auf den Weg zurück.

Angekommen, und wie es der Zufall will, steigt Papa gerade aus dem Wasser. Wir fragen ihn, was passiert ist. Er starrt uns nur entgeistert an, denn er glaubt nicht an höhere Mächte. Dann erzählt er uns, wie ihm beim Schnorcheln plötzlich ein anderthalb Meter langer Barrakuda vor ihm erschien. In einem Schwarm von Barrakudas hätte er sich keine Sorgen gemacht, doch allein war dieser besonders gefährlich und aggressiv – vielleicht, weil er verstoßen wurde. Also begibt sich Papa schnell auf das Riff, um sich vor dem Raubfisch zu schützen. In diesem Moment sieht er sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen, und auch wir spürten seine Präsenz – es ist eindeutig etwas nicht in Ordnung gewesen; es war seine Präsenz.

Wie kann das sein? Wie funktioniert das, obwohl wir doch eigentlich unabhängig voneinander sein sollten und jeder Mensch einzigartig ist? Ist hier ein synchrones kollektives Bewusstsein im Spiel, oder ist es doch nur der Zufall?

Lassen wir es zunächst beim Zufall – doch solche Ereignisse häufen sich in Zukunft.

Ein Jahr zuvor, als ich mein zehntes Lebensjahr erreichte, begann meine Auseinandersetzung mit der Religion.

Die liebe Religion! Mühsam schleppte ich mich unfreiwillig am Mittwochnachmittag in die katholische Kirche... Oh, ist das langweilig! Ich glaube nicht einmal daran, dass es einen Gott gibt, wie er in dieser Bibel beschrieben wird. Die langatmigen und eintönigen Reden des Pfarrers in seiner Kutte lassen einen fast vom Stuhl fallen, und die freiwilligen Helfer sind auch nicht besser darin, ihre Indoktrination anpreisen zu wollen. Heute jedoch gibt es eine Aufgabe, die mir gefällt: Jeder soll eine Zeichnung anfertigen und sich vorstellen, wie Gott aussieht. Oh, an dieser Aufgabe finde ich tatsächlich Gefallen, denn sie regt die Fantasie an.

Was ich genau auf die Leinwand gebracht habe, weiß ich nicht mehr, aber wahrscheinlich irgendetwas aus der Natur, wie einen Regenbogen oder etwas Ähnliches. Doch was die anderen zeichnen, das weiß ich noch sehr genau. Ein Drache, Phantasiewesen, Einhörner – alle möglichen Fantasiegestalten entstehen auf den Papieren, und ich bin tatsächlich schwer begeistert von den Meisterwerken einiger kleiner Picassos. Ein buntes Gekritzel, das mich über beide Ohren strahlen lässt, voller Kreativität und Einfälle.

Dann kommt tatsächlich so eine Tante, schlaksig, die Kleidung ganz in grau mit einem langen Rock, der noch schwarze quer und längstreifen aufweist. Ihre braunen, langen Haare sind hinten zu einem Haarkneuel zusammengebunden und mit zwei schwarzen Stäben fixiert. Viele vereinzelte Härchen scheinen wie magnetisiert zu sein und stehen vereinzelt überall von ihrer nach unten gezogene Haarpracht ab. Sie trägt ein dickes Muttermal nahe ihres linken Nasenflügels und ihre Haltung ist leicht nach vorne gebückt.. Zum einen, stellt sie sich vor uns hin und sagt schon fast schnippisch:

„Alles schön und gut, was ihr gezeichnet habt, aber das ist alles falsch! Es gibt nur einen Gott, und den kann man nicht zeichnen…“

Es folgt noch einiges an Palaver, und ich merke, wie eine Wut in mir hochkommt. Ich werde laut und sage, dass alle Bilder richtig sind. Von der Tante und ihresgleichen kommt nur Gelächter und die Erklärung, dass dies Anmaßung sei. Widerstand breitet sich in mir aus, und meine Argumente prallen mal wieder auf taube Ohren.

Am Ende des Unterrichts gehe ich meines Weges und höre noch, wie ein Junge zu seiner Mama flüstert, die ebenfalls gelegentlich beim freiwilligen Unterricht hilft, heute aber nicht konnte:

„Der glaubt nicht an Gott.“

Seine Mama antwortet ihm mit den wörtlichen Worten:

„Der ist vom rechten Weg abgekommen und auf der Seite von Satan gelandet. Besessen! Der kommt schon noch auf den richtigen Pfad.“

Diese Worte waren so deutlich, dass ich sie nicht überhören konnte. Entrüstet und stocksauer ziehe ich von dannen. Ich weiß, was ich zu tun habe.

Zuhause erzähle ich alles und beteuere, dass ich auf gar keinen Fall mehr dorthin gehen möchte. Mama, die den Druck der Verwandtschaft spürt, die mich gerne bei der Konfirmation sehen möchte, sagt: „Du weißt, dass es dann keine Geschenke mehr gibt, wenn du jetzt aus der Kirche austrittst?“

„Ja, auf die verzichte ich gerne, denn das, was dort gelehrt wird, entspricht nicht meiner Meinung.“

Meinem Papa ist das relativ egal, denn er ist sowieso jemand, der nicht viel mit Religion anfangen kann. Meine Mama ist sichtlich stolz, dass ich nicht auf materielle Dinge anspringe, und so geschieht es, dass wir aus der Kirche austreten. Stattdessen trete ich dann den Pfadfindern bei und erhalte den passenden Namen „Dreamy“, was so viel wie „Träumer“ bedeutet. Und ja, ich war oft in meinen eigenen Welten. Diese Abenteuer in der Pfadi, wie man Feuer macht, aus Holz Hütten baut, aus Blachen ganze Zeltdörfer errichten kann, ja das ist dann meine Welt, die mir gefallen hat und da lernte man auch gute Kameraden kennen.

Religion ist für mich persönlich schwer in Worte zu fassen. Aus Religionen sind Kriege, Hass und vor allem Spaltungen entstanden – eher weniger Gemeinsamkeiten. Jeder behauptet, seine Religion sei die wahre, und gebannt hören die Gläubigen ihrem vom Altar herabblickenden Prediger oft nur mit einem halben Ohr zu, während sie in Wahrheit gelangweilt in der Bank sitzen, nur Traditionen folgen und es als ein Muss empfinden, weil die Tradition kein neues Denken zulässt.

Natürlich gibt es viele Menschen, die Halt und Hoffnung in der Religion finden, und das möchte ich keinesfalls in Frage stellen. Ich bin nicht der, der von Haus zu Haus geht und predigt. Meiner Meinung nach gibt es kein Richtig und kein Falsch in dieser Hinsicht. Doch zu behaupten, dass nur *meine* Religion, die einzig wahre ist, stellt ein rein menschliches und fatales Problem in unserer Gesellschaft dar. Die Spaltung kommt oft nicht von den Menschen selbst, sondern von denjenigen, die das Amt des Predigers ausüben und dadurch auch gewissermaßen Macht ausüben.“

Mit fünfzehn Jahren hat mich die Oberstufe fest im Griff. Prüfungen – das Grauen! Lernen steht auf der Tagesordnung. Ja, immer lerne ich nicht. Mathematik habe ich mittlerweile aufgegeben, denn die komplizierten Berechnungen an der Tafel versteht wohl die Hälfte der Klasse kaum. Also schreibe ich die Aufgaben meistens vom Kollegen ab. Irgendwann bereue ich es, denn ich brauche dringend Nachhilfe, die ich dann auch von jemandem nehme, der besser erklären kann, damit ich überhaupt für die Arbeitswelt gewappnet bin.

„Der Lehrer trägt sein Übriges dazu bei, dass es auch so bleibt und niemand wirklich versteht, was er erzählt. Seine maskuline Haltung, die Altersfalten, die herunterfallende Backenform und seine stattliche Statur lassen einen gestandenen Mann erwarten, der schon gegen Mitte der fünfzig Jahre ist. Er ist sicherlich über einsfünfundachzig Meter groß, wohlgenährt und hat die Hände eines Holzfällers. Auch sein beiges, leicht zerzaustes Haar lässt ihn optisch wie einen Mann erscheinen, der ein Bergarbeiter sein könnte. Doch seine helle Stimme und seine etwas unbeholfenen Bewegungsabläufe lassen den anfänglichen Respekt ungewollt fast gänzlich verschwinden. Und anstatt richtig auf die Fragen einzugehen, haben die meisten – ich wahrscheinlich am allermeisten – schon resigniert.

„Der Schultag geht zu Ende. Natürlich war die letzte Stunde bei der Pfeife, und ich lästerte mit meinem Schulkollegen noch bis zu mir nach Hause auf dem Fahrrad über unser Mathematikgenie ab.

In der Wohnung schließe ich die Tür nicht ab, wer sollte denn auch hineinkommen? Es ist Mittwoch, der Nachmittag habe ich frei, und ich freue mich schon auf die verdiente Freizeit. Meine Eltern sind außer Haus, beide bei der Arbeit, und ich mache mich an dem Auflauf meiner Mama zu schaffen, welcher noch die Reste von gestern sind. Die Tür geht auf, ein „Hallo“ erklingt und verwundert gehe ich zur Haustür. Eine alte Frau steht im Eingang, schon um die ende achtzig und schämt sich, sich in der Tür geirrt zu haben. Anstatt die Tür einen Stock tiefer zu nehmen und ihre Kinder und Enkel zu besuchen, besuchte sie mich. Kann auch verwirrend sein und sie verabschiedet sich schnell wieder. Von da an, schloss ich die Tür immer ab.

Ein Jahr später ereignen sich weitere Ereignisse, die das Wort Zufall für mich immer mehr an Bedeutung verlieren lassen und langsam in einen Bereich überführen, den ich mir nicht erklären kann.

Ein wunderschöner Frühlingstag. Gemütlich fährt die alte Dame mit ihrem VW Käfer die Hauptstraße entlang, während die anderen Verkehrsteilnehmer an ihrer Gelassenheit verzweifeln. Der Verkehr ist nicht mehr das, was er einmal war. Doch sie lässt sich von den hupenden Fahrzeugen hinter ihr nicht aus der Ruhe bringen. Kurz schaut sie in den Rückspiegel, zeigt den Stinkefinger und fährt einfach weiter. Ihre Fähigkeit, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden, hat extrem nachgelassen. Obwohl sie noch bei klarem Verstand ist, ist das, was jetzt folgt, unausweichlich. Die Familie hat sie schon mehrmals dazu aufgefordert, mit dem Fahren aufzuhören, doch es war ihre Freiheit, die sie sich nicht nehmen lassen wollte.

Plötzlich fährt sie ohne einen Blick nach links oder rechts in die Kreuzung hinein, und von links donnert ein Lkw mit gut sechzig Sachen in die Seite des Käfers hinein. Sie hat den Lastwagen völlig übersehen, als sie nach hinten geblickt hatte. Sie und ein weiterer Insasse, der später auf der Intensivstation verstarb, verlieren ihr Leben durch Unaufmerksamkeit. Die Wucht des Aufpralls ist enorm. Diese Tragödie ist der Ausgangspunkt für unsere Nachbarn in der unteren Wohnung, die am Boden zerstört sind und nicht fassen können, was sie zwei Stunden später von der Polizei erfahren.

Zwei Tage sind vergangen. Die Beerdigung steht an, und die Familie, schwarz gekleidet, verlässt das Haus. Ich sehe ihnen nach, blicke mit Bedauern hinterher und gehe in meine Wohnung. Es ist Mittagszeit, und auch heute werde ich mein Essen alleine zu mir nehmen. Ein bis zweimal die Woche war das in den letzten Jahren der Fall, da meine Mama oft auswärts bei der Arbeit bei ihren Kunden war. Nach dem Essen stehe ich auf und blicke durch das Fenster hinauf zur Kirche.

„Gerade jetzt wird sie wohl beerdigt“, denke ich mir und zucke vor Schreck zusammen, denn plötzlich steht neben mir die Frau, die eigentlich dort oben im Grab liegen müsste. Erschrocken schaut sie zu mir herüber und sagt nur: „Oh, jetzt habe ich mich wohl wieder in der Tür vertan. Ich gehe schon.“

Langsam verschwindet sie vor meinen Augen, durchscheinend und aufgelöst im Nichts. Ich reibe mir die Augen und schaue noch einmal genauer hin, doch tatsächlich ist niemand hier. Und nein, so gut kannte ich sie nicht, dass ich mir diese Begegnung einbilden könnte – oder etwa doch? Im Laufe des Jahres werden noch weitere solche Phänomene auftreten, die das Wort Einbildung für mich wohl endgültig beseitigen werden.

Ein halbes Jahr später verstirbt traurigerweise unsere siamesische Hauskatze im stolzen Alter von einundzwanzig Jahren im Schlaf und geht in die ewigen Jagdgründe ein. Zwei Tage später sehe ich sie plötzlich vor meinen Augen an mir vorbeilaufen, obwohl sie nicht mehr existiert. Sie bewegt sich in Richtung der Küche und wird wie von Zauberhand in Luft aufgelöst. Langsam beginne ich zu befürchten, dass ich den Verstand verliere.

Das magische Jahr nimmt kein Ende. Während ich mich von meiner anfänglichen schwierigen Phase zu einem fast braven Schüler entwickelt habe, suchen andere Schüler in der Kriminalität ihr Schicksal. Der Tod seiner Mutter des Jungen trägt natürlich dazu bei, dass sich sein Verhalten zunehmend verschlechtert. Bald bringt er Drogen an den Mann und ertränkt seinen Frust in Alkohol. Unsere Wege trennten sich endgültig, als er von der Schule geschmissen wurde, nachdem er dabei erwischt wurde, wie er Drogen verkaufte. Eines Tages nahm er sogar seinen Rucksack, der von oben bis unten mit Cannabisblüten gefüllt war, mit in die Basketballstunde, da er diese nach dem Sport verticken wollte. Stolz präsentierte der pubertäre Bursche seine „Beute“.

„Bist du nicht ganz dicht im Kopf?“ rutschte es einigen von uns heraus.

Die Basketballtrainerin kam in die Garderobe, um nachzuschauen, wo denn alle bleiben. Sie merkte nichts; der Rucksack war zu, aber der Gestank war unerträglich. Jeder Anfänger hätte stutzig werden müssen.

„Kommt ihr endlich? Die Stunde hat schon angefangen, hopp, hopp!“

Anfangs hatte ich es eigentlich noch gut mit ihm. Er war ein Junge, der eher vom Stil her gangsterhaft rüberkam, mit seinen Rastas, der schmutzigen schwarzen Baseballkappe, die er schräg nach hinten trug, und den übergroßen Klamotten, die in der Hip-Hop-Szene beliebt waren. Er setzte sich für andere ein, und das machte ihn sympathisch. Von der tödlichen Krankheit seiner Mutter, einem Krebs, der im Körper streute, erfuhren wir erst, als er in der Schule fehlte und der Lehrer die Hiobsbotschaft verkündete. Da rutschte uns allen das Herz in die Hose. Doch nicht nur, weil ich erfahren hatte, dass seine Mutter gestorben ist, sondern weil ich es einen Tag vorher auf seltsame Weise gespürt hatte…

Wie ein gerupftes Huhn laufe ich auf und ab, meine Gedanken schweifen immer wieder zu meiner Mama ab, da ich befürchte, dass ihr etwas zugestoßen ist. Mein Gefühl täuscht sich selten. Doch als sie von ihrem Dinner nach Hause kommen, bin ich erleichtert. Das Gefühl war so intensiv, als ob eine fremde Stimme mir sagte: „Deine Mama ist gestorben“, und alles in mir verkrampfte sich. Lange denke ich darüber im Bett nach und am nächsten Morgen habe ich die Gewissheit, dass das keine Einbildung gewesen sein kann.

Ich frage die anderen Schulkameraden in der Pause – denn das ist der Gesprächsstoff Nummer eins – ob sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Tatsächlich sind drei oder vier darunter, die es bestätigen. Ist das wirklich noch Zufall, oder eine dreiste Lüge der anderen, Was ich in diesem Moment bezweifle. Hier ist etwas Größeres am Werk – nur was?

Vor allem wenn es um den Tod geht, scheinen viele junge Leute noch ein Gespür dafür zu haben, wenn sie nicht schon zu fest in den Alltag hineingeworfen worden sind.

Vierundzwanzig Jahre habe ich hinter mir. Die Lehre ist abgeschlossen, eine Weiterbildung habe ich begonnen. Nach achtzehn Jahren in Seuzach wollten meine Eltern einen Tapetenwechsel, und so zogen wir in ein kleines, verschlafenes Dorf. Da das Dorf so klein ist und der Fussballplatz direkt neben unserer Wohnung lag, lernte ich schnell neue Leute kennen. Es entwickelte sich eine Freundschaft, eine Art Clique, die bis zum heutigem Tage anhält. Ja klar, es ist nicht mehr so wie früher, wo wir gefühlt jedes Wochenende Party zusammen machten, da kam natürlich auch bei manchen die Frauen und die Kinder ins Spiel, doch haben wir immer noch unseren kontakt. Manche mehr, manche weniger. Von der Schulklassenzeit habe ich wohl mit niemanden mehr kontakt.

Obwohl der Kontakt zu Freunden aus der Schulzeit immer mehr und mehr verschwindet, höre ich von dem ein oder anderen immer mal wieder. Doch die Freundschaften verlaufen im Sande, schon aus Interessensgründen. Ausgerechnet der Typ Mensch, mit dem ich wohl am wenigsten zu tun hatte, stirbt tragisch. Eigentlich ist es gut, dass ich ihn nicht wirklich als Freund betrachtet habe, doch sein Tod schockiert mich zutiefst, denn ich wusste bis ins kleinste Detail, wie er das zeitliche Segnete, ohne dort gewesen zu sein.

Mit einhundertachtzig brettert der blaue Subaru Impreza die kurvenreiche Landstraße entlang. Ich sehe, wie sich alle drei im Auto irgendwo festhalten und sichtlich unwohl fühlen, während ich am Steuer sitze und lauthals lache.

„Fahr langsamer, mir wird schlecht!“ lallt einer auf der Rückbank auf der Fahrerseite und übergibt sich nach seiner Warnung. Alle, inklusive ich am Steuer, haben zu viel getrunken. Entrüstet möchte ich nach hinten blicken und ausrasten, doch dazu komme ich nicht mehr, denn es wird dunkel, und ich sitze plötzlich in meinem Bett, schweißgebadet. Was für ein überaus realistischer Traum; es fühlt sich so echt an, als wäre es nicht ich, sondern jemand anderes, der das gerade erlebt. Ich beruhige mich erstmal und schaue auf die Uhr. Es ist punkt drei Uhr morgens, auf die Minute genau. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend tue ich ab, dass das nur ein Traum gewesen sein kann, und schlafe kurzerhand wieder ein.

Zwei Tage später trifft mich diese Hiobsbotschaft doch sehr hart. Ich sehe einen Schulkollegen zufällig in der Freizeit. Er sieht nicht gut aus und erzählt mit unterdrückten Tränen, dass sein bester Freund, den ich auch kenne, einen tödlichen Unfall verursacht hat. Es überlebte ein Beifahrer, der aber noch im Krankenhaus liegt. Der Fahrer der Schulzeit und die anderen zwei mitfahrenden Beifahrer waren sofort tot. Ich konnte nicht anders, nahm ihn in den Arm und tröstete ihn, denn es überkam ihn voller Tränen. Ich fragte nach Details, und tatsächlich geschah es genau auf diese Art: Als der Fahrer sich umdrehen wollte, um zu sehen, was für eine Sauerei sein Kumpel hinterlassen hatte, verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug und raste direkt in eine Tunnelmauer.

Das änderte bei mir einfach alles, und ich fühlte mich, als könnte ich vor Verwirrung und Zweifeln zerbrechen. Fragen schwirrten in meinem Kopf, wie ein wildes Durcheinander von Gedanken, die nicht zur Ruhe kommen. Warum erlebe ich manche Ereignisse, die anderen Menschen widerfahren? Es ist unerklärlich… Es muss etwas sein, das über meinen Verstand hinausgeht, etwas, das ich nicht fassen kann.

Was genau ist da im Spiel? Ich fühlte mich, als würde ich in einem Labyrinth aus Fragen gefangen sein, ohne einen Ausweg zu finden. Was ist das wirklich, und wieso geschieht so etwas? Ich hadere mit meinem Verstand, und mit jedem Gedanken wächst die Angst, dass ich den Verstand verliere. Mit nicht vielen Menschen kann ich darüber sprechen, denn die meisten würden mich für verrückt erklären.

Kapitel 2: Meine Reisen, bis zur Entdeckung eines grösseren Ganzen

Das war nur ein kleiner Einblick in meine Kindheit. Natürlich gab es viele weitere Erlebnisse dieser Art, doch die hier geschilderten sind entscheidende Schlüsselerlebnisse meiner Vergangenheit, die mir helfen, das Übernatürliche ein wenig besser zu verstehen. Sie haben mich am meisten geprägt in meiner Kindheit und je älter ich wurde, umso mehr habe ich diese Erlebnisse als Zufälle oder Hirngespinste abgetan. Der Alltag mit seinen Anforderungen hält mich fest in seinem Griff. Man verliert das feine Gespür und wenn es nur noch ein monotones „Ich muss das jetzt erledigen“ gibt, wie es bei so vielen Erwachsenen der Fall ist, dann wird klar, dass man etwas verloren hat. Nur was denn genau? Arbeit und materielle Dinge beanspruchen einen Großteil des Lebens, sodass das höhere Ich immer mehr in den Hintergrund tritt. Um wieder zu sich selbst zu finden, braucht es regelmäßige Pausen vom gesteuerten Alltag. Diese Phasen der Selbstfindung sind ein langer und fortwährender Prozess, der Zeit erfordert. Wie ich zu den Erkenntnissen gelangte, dass Gott eine KI sein könnte, ist von verschiedenen Faktoren abhängig und hängt in erster Linie auch mit meinen Reisen zusammen.

Ich habe bereits viele abenteuerliche Reisen unternommen und zahlreiche Orte auf der Welt besucht. Dazu zählen Nordirland, England, Norwegen, Tunesien, Kreta, Ägypten, Spanien, Griechenland, Teneriffa, die Dominikanische Republik, Singapur und Thailand. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir jedoch die Reisen, die länger als vier Wochen dauerten, wie meine Aufenthalte in Australien und Amerika, meine Biketour nach Portugal mit 3000 Kilometern und meine umfassende Wanderroute im 2024 von insgesamt 1.500 Kilometern durch die Schweiz, Italien und Indien, was insgesamt etwa 22.000 Kilometer auf zu Fuß, mit dem Zug und mit dem Flugzeug ausmacht.

Ich denke, dass alles im Leben kein Zufall mehr sein kann. Die tiefe und diese unendliche kraft an Freude, die entstehen kann durch diese Erkenntnisse, ist mit diesen Reisen tatsächlich verwurzelt und verankert und ich werde euch Stück für Stück immer mehr aufklären darüber.

Im Jahr 2011 reiste ich mit einem Freund aus unserer Clique nach Australien, um einen weiteren Freund zu besuchen, der dort einen Sprachaufenthalt absolvierte. Fünf Wochen lang erkundeten wir das australische Outback mit einem Jeep – von Perth in Richtung Broome. Die Tierwelt war einzigartig, und die Sterne in den abgelegenen Gegenden am Strand gehörten zu den klarsten, die ich je gesehen habe. Die Strände waren wild und von atemberaubender Schönheit. Die Straßen bestanden aus rotem Sand – einige waren gut befahrbar, während andere holprig und unwegsam waren, was perfekt für unser Allradfahrzeug war.

Von einigen Klippen hatten wir atemberaubende Ausblicke auf das Meer. In der Ferne entdeckten wir große Haifische, die elegant im tiefen Dunkelblau des Wassers schwammen, während das Wasser in der Nähe des Strandes in strahlendem Hellblau leuchtete. Die Strände waren menschenleer, bis plötzlich Delfine auftauchten, die uns begleiteten. Doch sobald wir ins Wasser gingen, um sie unter Wasser zu beobachten, hielt die Sicht nicht viel her. Diese scheuen Tiere verschwanden sofort, wenn wir uns ihnen nur annähern wollten.

Die Shark Bay machte ihrem Namen alle Ehre. Hier fand die Paarung der Grauen Riffhaie statt; etwa fünfzehn Haie schwammen im Kreis, wobei die Männchen die Weibchen verfolgten. Das Wasser reichte uns nur bis zu den Knien, doch die Sicht war trüb, und die Haie zogen sich schnell zurück, als wir uns ihnen nähernden, um ihren Liebesakt unter Wasser zu beobachten.

Einige Kilometer weiter befand sich die Red Bay, die mit glasklarer Sicht aufwartete. Hier konnte man schnorcheln und Kugelfische, Doktorfische sowie viele bunte Korallenfische bewundern. Als ich in eine der Riffhöhlen tauchte, verschlug es mir den Atem, als ich einem anderthalb Meter großen Schwarzspitzen-Riffhai in die schlitzartigen Pupillen blickte. Er schlief und rührte sich nicht, aber die Strömung war so stark, dass sie uns leicht aufs offene Meer treiben konnte. Es war, als würde uns ein Fluss am Strandufer entlang nach vorne ziehen. Irgendwann bog der Sandstrand nach rechts ab, während der Sog des Wassers geradeaus aufs Meer zog. Wenn man nicht aufpasste, konnte man leicht ins offene Meer treiben. Entlang des Strandes standen zahlreiche Warnschilder, die auf diese Gefahren hinwiesen.

Eines Tages nahmen wir ein Boot, das uns mit anderen Touristen zu einem weiteren Tauchparadies brachte. Meine beiden Freunde hatten Tauchausrüstungen dabei, während ich mich mit Flossen und einer Taucherbrille begnügte. Die Haie in diesen Gewässern waren deutlich größer als die, die wir zuvor gesehen hatten. Elegante Exemplare schwammen majestätisch unter uns hindurch. Nicht weit von ihnen rief uns ein Guide, dass Mantas in der Nähe seien. Schnell versammelten sich alle um diese sanften Riesen. Mit einer Spannweite von bis zu sieben Metern gleiteten vier dieser friedlichen Kolosse mit höchster Eleganz an uns vorbei. Diese Schönheit berührt einen Tief und es prägt sich im Herzen deines Verstands ein.

Wir reisten von Zeltplatz zu Zeltplatz und mussten darauf achten, immer genügend Treibstoff im Tank zu haben und einen Reservetank mitzunehmen, da die Tankstellen rar gesät waren. Die karge Landschaft erstreckte sich über Kilometer, und mancherorts war die Erde übersät mit Termitenhügeln, die bis zu zweieinhalb Meter hoch sein konnten. Weiter oben änderte sich die Landschaft, und sie wurde üppig mit einigen Regenwäldern. Allmählich entwickelten wir unseren eigenen Rhythmus: Wir gingen gegen neun oder sogar zehn Uhr ins Bett und wachten morgens um fünf Uhr völlig synchron auf, ohne je einen Wecker stellen zu müssen – wieder eine dieser Eigenarten, die sich nicht wirklich erklären lässt.

Kängurus suchten am Strand den Schutz der Sonne unter einem langen, öffentlichen Tisch mit dazugehörigen, seitlich gelegenen Sitzbänken. Wir wollten die Familie nicht stören und nahmen unsere Snacks in der Nähe des Jeeps ein. Gerade als ich eine Nektarine aß, bemerkte ich ein jüngeres Känguru, das auf mich zuzuhoppeln begann. Ich dachte mir nicht viel dabei, denn vor mir stand noch ein Hindernis, das mindestens einen Meter hoch war. Doch es sprang einfach darüber und blieb direkt vor mir stehen. Schreck lass nach! Zuerst dachte ich, es wolle mich angreifen. Doch dann fixierte es nur die Frucht in meiner Hand. Mir wurde klar, um was es ging, und ich gab ihm die Nektarine, die es dankbar annahm. Die Kängurus schienen sich an Touristen gewöhnt zu haben, obwohl es hier menschenleer war.

Wir fahren wieder mal durch eine rot sandige Strasse zum nächsten Strand. Im gemächlichen Tempo von nur dreissig KMH, da Schlaglöcher und die wellenförmigen auf und abs ihr übriges tun zu diesem verlassenen Ort, wo die Strasse auch nicht wirklich gepflegt wird, kommen wir nach diesem Holperigem Trip endlich an. Wir sehen am Strand selbst Spuren von Fahrzeugen und nehmen an, dass Jeeps selbst darin herumgefahren sind. Ein grosser Fehler unsererseits, denn diese spuren enttarnten sich nach späterer Aufklärung als Strandbugies. Die Folge davon, wir bleiben im Sand stecken und kommen weder vorwärts noch rückwärts. Mit Holz und Luft ablassen versuchen wir unser bestes um aus dieser Misere wieder rauszukommen, doch alles nützt nichts, wir stecken fest. Glück im Unglück ist aber selten alleine. Nach einer Stunde vergeblichen Versuchen, kommt tatsächlich ein Jeep mit einheimischen vier junge, guttrainierte Beachboys, die hier Surfen wollen. Und tatsächlich besitzen diese auch noch eine Seilwinde an ihrem Jeep, um uns aus unserer misslichen Lage zu befreien. Unendlich dankbar bieten wir ihnen sogar Geld an, doch diese Lehnen dankend ab. Naja, das zu teure Bier konnten wir dann auch nicht anbieten, denn unsere Kühlbox kühlte die Bier nicht wirklich gut. Die hatten schon angenehm warme Temperaturen erreicht und waren somit ungeniessbar. Ne, sie boten uns dann sogar noch ein Bier an und stossen dankend auf unsere Rettung an.

Die Nacht nach unserer Rettung ist die klarste, denn es ist Leermond. Wir hatten diese fünf Wochen nur ein kurzes Gewitter, welches kaum zehn Minuten gedauert hatte, also immer das schönste Wetter. Wir sind die einzigen hier die Zelten. Die sanitären Einrichtungen sind heruntergekommen und dreckig. In der Dusche überraschte mich an der Innentür mehrere riesige Kakerlaken von etwa 4cm Grösse. Angeekelt verzichte ich bei diesen dreckigen Duschen darauf und wasche mich auf die französische Art.