Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
"Managen, verstanden als das Sichtbarmachen von Unsichtbarem, ist in der Tat eine Kunstform - wenn auch als solche bis heute unerkannt geblieben." Martin Kornberger beschreibt den Manager als Autor des big picture: Die Welt ist sein Rohmaterial, das unter seiner Hand zur Ressource formatiert und in Grafiken diszipliniert wird. Seinen Monopolanspruch und Teile seines Einflusses verliert er allerdings durch Auftreten des Internets, das zu einer grundlegenden Veränderung der Verhältnisse geführt hat.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 20
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Martin Kornberger Ist Managen eine Kunst?
Wege, das Unsichtbare sichtbar zu machen
§ 1. Ist Managen eine Kunst? Eine erste Antwort: Kommt ganz darauf an, was man unter Kunst versteht. Zielt man mit dem Begriff auf eine Tätigkeit ab, die man dem rationalen, rechnenden Geist entgegensetzt? Stellt man das Erlernbare dem Talent gegenüber? Dann wird Kunst zu einem Charakteristikum der Person, einer Zuschreibung, die man nun vom Künstler auf den Manager zu übertragen versucht. Damit landet man wohl oder übel in einem altbekannten Dualismus: Steuert man die Dinge mit Gefühl und Geschick, oder aber gibt die kalte Logik des Marktes dem Betrieb sein Gesetz, dem Manager seine Rationalität? Was zählt: Kopf oder Bauch?
So gestellt ist die Frage, ob Managen eine Kunst sei, schal. Denn wer würde nicht einräumen, man bräuchte eben von beidem etwas – Rechenschieber und Staffelei, big picture und balance sheet? Beide bedingen sich, und wer sie nicht unter einen Hut zu bringen vermag, der hat in der arbeitsteiligen Organisation immer noch die Möglichkeit, sie auf zwei Schreibtische zu verteilen.
§ 2. Vielleicht sollte man die Frage, ob Managen eine Kunst sei, anders herum angehen. Was, wenn man Kunst nicht als subjektive Zuschreibung abgeleitet von »Können« versteht, sondern als einen Akt, der auf einen und nur einen Zweck hin ausgerichtet ist: nämlich darauf, Dinge sichtbar zu machen, die bisher unsichtbar waren. Diese Definition geht auf Paul Klee zurück, der in den 1920er-Jahren des vorigen Jahrhunderts schrieb, dass es die Aufgabe der Kunst sei, »Unsichtbares sichtbar zu machen«.
Mit Klee entgeht man der müßigen Aufgabe, Kunst als Begabung, Talent oder Können (miss)verstehen zu müssen. Und in der Tat ist eine solche Definition der Kunst spätestens seit Marcel Duchamp problematisch: Was sind denn seine Readymades, wenn nicht ein Akt des Herausgreifens, des Hervorhebens, des Hinausstellens – kurz des Sichtbarmachens einer Wirklichkeit, die wir nicht mehr oder noch nicht wahrnehmen?1
§ 3. Managen, verstanden als das Sichtbarmachen von Unsichtbarem, ist in der Tat eine Kunstform – wenn auch als solche bis heute unerkannt geblieben. Einer der ersten Managementautoren, Frank Gilbreth,