Jane Austen. Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt - Holly Ivins - E-Book

Jane Austen. Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt E-Book

Holly Ivins

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Beschreibung

Warum wir Jane Austen und ihre Bücher noch heute lieben - auf den Spuren unserer zeitlosen Lieblingsautorin

»Ich erkläre schlankweg, dass nichts so viel Freude macht wie Lesen! Wieviel schneller bekommt man alles andere satt als ein Buch!« Stolz und Vorurteil (1813)

Lassen Sie sich entführen in den Alltag der Regency-Zeit – treten Sie ein in die Welt von Jane Austen!

»Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit …«, dass Jane Austen eine der beliebtesten Schriftstellerinnen der Welt ist. Ihre Romane Stolz und Vorurteil, Mansfield Park, Verstand und Gefühl, Emma waren seit Erscheinen Anfang des 19. Jahrhunderts von Austen Fans geliebt und sind unzählige Male verfilmt worden mit Starbesetzungen wie Keira Knightley, Colin Firth, Anya Taylor-Joy, Anne Hatthaway und vielen weiteren Stars. Das ihre Bücher zu den Klassikern der Weltliteratur zählen, bedeutet nicht, dass sie einfach zu verstehen ist. Die Komplexität dieser Autorin zu verstehen, die sicherlich auch Pionierien für feministische Literatur und Vorbild vieler weiblicher Autorinnen, ist auch für bekennende Austen-Fans eine besondere Aufgabe.

Dieses Buch ist als Hilfestellung gedacht. Den Neulingen in Jane Austens Welt soll es helfen, sich inmitten all der ironischen Wendungen, der Beziehungsgeflechte, der Hüte und Hauben zurechtzufinden. Für die selbsterklärten »Janeites« hält es zusätzliche Fakten über die Romane sowie einen etwas anderen Blick auf die Liebesgeschichten bereit, die darin erzählt werden. Es liefert Hintergründe zur Autorin, ihrem Leben und ihrer Zeit und ermöglicht so ein tieferes Verständnis ihres Werks.

Am Ende dieses kleinen Leseführers sollten Ihnen Austens Romane nicht mehr als einschüchternde Klassiker vorkommen, sondern wie alte Freunde. Sie sollten so weit sein, dass Sie diese wunderbaren Bücher lesen und dabei nicht nur die Raffinessen der Handlung zu würdigen wissen, sondern auch Jane Austens Gesellschaftskritik und ihre hohe Schreibkunst.

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Seitenzahl: 239

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Zum Buch:

Austen-Kennerin Holly Ivins blickt hinter die Kulissen von Stolz und Vorurteil, Emma & Co.: Mit Freude am Detail schildert sie, wie man sich als Dame schicklich kleidete und wie ein Gentleman seiner Angebeteten formvollendet den Hof machte. Sie erzählt davon, was Mann durfte, Frau aber nicht (zum Beispiel Romane schreiben), und wie Jane es trotzdem schaffte, ihre Bücher an die Leserin zu bringen.

Lassen Sie sich entführen in den Alltag der Regency-Zeit – treten Sie ein in die Welt von Jane Austen!

Zur Autorin:

Holly Ivins studierte an der University of St Andrews englische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Romantik. Sie lebt in London, arbeitet im Verlagswesen und liest leidenschaftlich gern Jane Austen und andere Klassiker.

Holly Ivins

jane austen

Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt

Aus dem Englischen von Sabine Roth

Deutsche Verlags-Anstalt

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Originaltitel: The Jane Austen Pocket Bible

Originalverlag: Crimson Publishing, a division of Crimson Business Ltd, Bath, UK

Copyright © 2010 by Holly Ivins

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by

Deutsche Verlags-Anstalt, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln

Covermotive: iStockimages (kameshkova, A-digit); Fotolia/alesikka

Typografie und Satz: DVA/Andrea Mogwitz

ISBN 978-3-641-21205-6 V004

www.dva.de

Einleitung

»Ich erkläre schlankweg, dass nichts so viel Freude macht wie Lesen! Wieviel schneller bekommt man alles andere satt als ein Buch!«

Stolz und Vorurteil (1813)

»Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit …«, dass Jane Austen eine der beliebtesten Schriftstellerinnen im englischen Sprachraum ist. Ihre Romane waren seit Erscheinen Anfang des 19. Jahrhunderts unausgesetzt lieferbar und sind unzählige Male verfilmt worden. Das macht sie jedoch zu keiner geringeren Herausforderung für den Erstleser, und selbst der bekennende Fan kann sich mit dem einen oder anderen Detail schwertun.

Dieses Buch ist als Hilfestellung gedacht. Den Neulingen in Jane Austens Welt soll es helfen, sich inmitten all der ironischen Wendungen, der Beziehungs­geflechte, der Hüte und Hauben zurechtzufinden. Für die selbsterklärten »Janeites« hält es zusätzliche Fakten über die Romane sowie einen etwas anderen Blick auf die Liebesgeschichten bereit, die darin erzählt werden. Es liefert Hintergründe zur Autorin, ihrem Leben und ihrer Zeit und ermöglicht so ein tieferes Verständnis ihres Werks.

Am Ende dieses kleinen Führers sollten Ihnen Austens Romane nicht mehr als einschüchternde Klassiker vorkommen, sondern wie alte Freunde. Sie sollten so weit sein, dass Sie diese wunderbaren Bücher lesen und dabei nicht nur die Raffinessen der Handlung zu würdigen wissen, sondern auch Jane Austens Gesellschaftskritik und ihre hohe Schreibkunst.

1

»Das Leben scheint nichts als eine rasche Abfolge unbedeutender Geschäftigkeiten«

Janes Biografie

Ob Sie nun engstens vertraut sind mit Mr Darcy, Emma Woodhouse und Catherine Morland oder noch Mühe haben, die Bennet-Schwestern auseinanderzuhalten: Wie viel wissen Sie über die Frau, die diese unvergess­lichen Romanfiguren geschaffen hat? Das folgende Kapitel bietet einen kurzen Überblick über Jane Austens Leben und die Umstände, unter denen ihre Bücher entstanden sind, denn je mehr Sie über die Autorin selbst wissen, desto besser verstehen Sie ihr Werk.

Wie sah Jane Austen aus?

Es gibt nur zwei verifizierte Porträts von Jane ­Austen, beide aus der Hand ihrer Schwester Cassandra. Eins zeigt Jane von hinten, und das andere wurde von ­ihrer Nichte Anna als »Jane schauderhaft unähnlich« bezeichnet. In der Familie schien man sich uneins über Janes Aussehen: während ihre Tante Phila sie »in keiner Weise hübsch« nannte, hatten andere sie als »rank und wohlgestalt« in Erinnerung, und wieder andere sprachen von ihrem »klaren braunen Teint, dunklem Haar und einem Paar haselnussbrauner Augen«. Die Augen werden von fast allen erwähnt, sie scheinen das Eindrucksvollste an ihr gewesen zu sein.

Ein Porträtmaler fertigte im Auftrag des Jane-­Austen-Centre in Bath ein Bild von Jane an, in das er ­unter Zuhilfenahme forensischer Techniken des FBI neben Cassandras Zeichnung auch die Porträts anderer Familienmitglieder und die schriftlichen Aussagen über Janes Äußeres einfließen ließ. Das Ergebnis hat so gut wie keine Ähnlichkeit mit Cassandras Bild, sodass wir über Janes tatsächliches Aussehen nach wie vor nur spekulieren ­können.

Lebensstationen

Geburt und Kindheit (1775–1801)

Jane Austen kam am 16. Dezember 1775 im Pfarrhaus von Steventon in der Grafschaft Hampshire zur Welt. Sie war das siebte Kind ihrer Eltern, gefolgt nur noch von ihrem Bruder Charles. Sie hatte sechs Brüder und eine Schwester, Cassandra, der sie sehr nahestand. Janes Vater war Pfarrer in Steventon, ihre Mutter, eine intelligente, praktisch veranlagte Frau, führte den Haushalt und versorgte nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch die Jungen, die zu ihnen in Kost gegeben und von Mr Austen unterrichtet wurden.

Nach ihrer Taufe am 5. April 1776 kam Jane in Pflege zu ihrer Amme, Elizabeth Littlewood, der Frau eines benachbarten Bauern. Das mag herzlos klingen, aber ihren Geschwistern war es nicht anders ergangen. Mrs Austen hatte schlicht nicht die Zeit, sich neben fünf Kindern und dem Haus auch noch um einen Säugling zu kümmern. Die Familie besuchte sie jedoch oft, und mit zwei oder drei Jahren kehrte die kleine Jane ins Pfarrhaus zurück.

Jane verlebte eine glückliche Kindheit in Steventon, ausgefüllt mit Lesen und langen Spaziergängen. Wie Catherine Morland in Northanger Abbey spielte sie statt gesitteter »Mädchenspiele« lieber Kricket oder rollte mit ihren Brüdern Grashänge hinunter. Mit acht Kindern und nie weniger als vier bis fünf Jungen, die bei Janes Vater Unterricht erhielten, ging es im Hause Austen sehr lebhaft zu.

Apropos:

Janes Bruder Henry berichtet, dass Jane schon sehr früh lesen lernte und ein »infernalisch gutes Gedächtnis« hatte.

Die Familie Austen

Vater: Reverend George Austen (1731–1805)Janes Vater war Stipendiat am St. John’s College in Oxford und während seiner Zeit dort als »der fesche Examensauf­seher« bekannt. Er ermutigte Jane sehr in ihren Schreibversuchen, kaufte ihr die ersten Hefte und versuchte eine frühe Fassung von Stolz und Vorurteil an einen Verleger zu vermitteln.

Mutter: Cassandra Austen, geb. Leigh (1739–1827)Cassandra Leighs Onkel war Rektor am Oxforder Balliol College, und während eines Besuchs bei ihm lernte Cassandra George Austen kennen. Sie heirateten 1764, und Cassandra brachte acht Kinder zur Welt, führte den Haushalt, versorgte die Schüler, die im Pfarrhaus in Kost waren, und schrieb nebenbei noch Gedichte.

Geschwister: James Austen (1765–1819)James war der älteste Sohn der Austens und folgte seinem Vater als Pfarrer von Steventon nach. James’ Kindern Anne und James Edward verdanken wir den Großteil der biogra­fischen Informationen, die uns über Jane vorliegen.

George Austen (1766–1838)George war nach seinem Vater benannt, konnte aber, da er an Epilepsie litt, nicht bei der Familie aufwachsen, sondern lebte bei Nachbarn in Steventon. Möglicherweise war er taub, denn Jane erwähnt, sie beherrsche fließend »die Fingersprache«. Ansonsten ist über ihn nicht viel bekannt; er und Jane sind die einzigen Familienmitglieder, von denen kein offizielles Porträt angefertigt wurde.

Edward Austen (1767–1852)Edward wurde noch als Kind von Mr Austens wohlhabendem Vetter Thomas Knight adoptiert. Er nahm den Namen Knight an und erbte mehrere Güter, darunter Godmersham in Kent.

Henry Austen (1771–1850)Henry war Janes Lieblingsbruder und vertrat sie oft gegenüber ihren Londoner Verlegern. Henry schlug eine wechselvolle Berufslaufbahn ein, erst als Offizier beim Reserveregiment, dann als Bankier und schließlich als Landpfarrer. Er heiratete eine Kusine, Eliza de Feuillide, und lebte mit ihr in London. Henry war es auch, der Northanger ­Abbey und Überredung nach Janes Tod veröffentlichungsfertig machte.

Cassandra Elizabeth Austen (1773–1845) Cassandra war Janes beste Freundin, und die Schwestern lebten Janes ganzes Leben hindurch zusammen. Ihre Mutter meinte einmal, wenn Cassandra der Kopf abgeschlagen würde, dann würde sich Jane den ihren ebenfalls abschlagen lassen. Als Jane starb, sagte Cassandra: »Sie war die Sonne meines Lebens, sie hat mir jede Freude vergoldet, jedes Leid gemildert. Ich habe nicht einen Gedanken vor ihr geheim gehalten, und es ist, als hätte ich einen Teil meiner selbst verloren.« In den kurzen Phasen der Trennung korrespondierten die Schwestern eifrig. Etwa hundert Briefe sind erhalten geblieben, allerdings keine aus der Zeit, ehe Jane zwanzig war, denn die Mehrzahl ihrer Briefe wurde von Cassandra nach Janes Tod vernichtet. Dennoch war Cassandra diejenige, die das Vermächtnis ihrer Schwester an ihre Neffen und Nichten weitergab, und auch die beiden einzigen Bilder, die von Jane existieren, stammen von ihrer Hand.

Janes Briefe

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Jane ­Austen wirklich war, sollten Sie ihre Briefe lesen. Sie sind in verschiedenen Ausgaben erhältlich und bieten durchweg glänzende Kostproben ihres beißenden Witzes und ihrer ironischen Weltsicht.

Francis Austen (1774–1865) Francis, von seiner Fami­lie liebevoll Frank oder »Fly« genannt, kam im ­Alter von zwölf auf die Marineakademie in Portsmouth. 1863 wurde er zum Flottenadmiral ernannt (der höchste Rang der Royal Navy) und sogar in den Ritterstand erhoben. Seine zweite Frau Martha schrieb das Jane ­Austen Household Book.

Charles Austen (1779–1852) Charles, der Jüngste unter den Geschwistern, trat ebenfalls mit zwölf der Marine bei und stieg 1846 zum Konteradmiral auf. Er schenkte Jane ein Topaskreuz, ein Mitbringsel, das in Mansfield Park verewigt ist, wo auch Fannys Bruder ihr von seiner Fahrt ein Kreuz mitbringt.

Ein Haus voller Leser

Die Austens waren allesamt leidenschaftliche ­Leser, und Jane begann schon als Zwölfjährige zu schreiben. Die Werke aus dieser Anfangsphase (zwischen zwölf und achtzehn) sind meist kurze Prosastücke, mit denen sie ihre Familie beschenkte und die sie abends dann allen vorlas. Cassandra erinnert sich, dass Jane ihnen schon vor 1796 nicht nur Elinor und Marianne vorlas, sondern auch eine frühe Fassung von Stolz und Vorurteil; beides fand großen Anklang. Intellektuelle Diskussion wurde im Hause Austen großgeschrieben, und Janes Vater spornte sie beim Schreiben an und empfahl ihr Bücher zum Lesen.

Apropos:

Mr Austens Bücherschrank im Pfarrhaus nahm gute sechs Quadratmeter Wand ein und enthielt eine Fülle klassischer Werke wie auch moderne Romane.

Schulzeit

Als Siebenjährige wurde Jane zusammen mit ihrer Schwester auf Mrs Cawleys Pensionat in Oxford geschickt. Das endete in einem Fiasko, denn an der Schule brach Typhus aus, was beide Mädchen fast das Leben kostete. Zum Glück holten ihre Eltern sie rechtzeitig heim und pflegten sie wieder gesund. 1785 setzte die zehnjährige Jane durch, dass man sie wie Cassandra auf die Abbey School in Reading schickte. Diese Schule wurde von Madame la Tournelle geleitet, einer freundlichen Frau, die den Mädchen Nähen und Orthographie beibrachte. Jane fühlte sich sehr wohl dort; Mrs Goddards Pensionat in Emma hat aller Wahrscheinlichkeit nach die Abbey School zum Vorbild.

Apropos:

Jane war nicht die einzige Schriftstellerin in der Familie. Ihre Mutter schrieb ihr Leben lang Gedichte und immer wieder bissige kleine Porträts ihrer Nachbarn, die deutlich erkennen lassen, woher Jane ihren sarkastischen Witz hatte. James Austen gab eine Zeitschrift heraus, The Loiterer, die in London, Birmingham, Bath, Reading und Oxford erschien. Auch Henry Austen veröffentlichte in dieser Zeitschrift Artikel.

Janes Sozialleben

Im Kreis der Familie führte Jane mit ihren Geschwistern Theaterstücke auf, ganz ähnlich wie die Bertrams in Mansfield Park. In der Regel hielten sie sich an Komödien wie Sheridans Die Rivalen, aber 1788 wagten sie sich unter der Anleitung von Janes weltgewandter älterer Kusine Eliza de Feuillide an eine anspruchsvollere Inszenierung (mehr zu Eliza auf S. 36).

Jane genoss in Steventon ein erfülltes Sozialleben. Sie nahm an Bällen in den Gesellschaftsräumen von Basing­stoke sowie an Hausbällen teil. Auch nach London kam sie in dieser Phase öfter, um ihren Bruder Henry zu besuchen.

Apropos:

In den ehemaligen Gesellschaftsräumen von Basing­stoke ist heute eine Filiale der Barclays Bank untergebracht. Eine Plakette verkündet, dass hier Jane ­Austen getanzt hat.

Während dieser Zeit lernte Jane auch Tom Lefroy kennen, einen der Männer, zu denen ihr eine romantische Beziehung nachgesagt wird. (Mehr zu diesem Thema gibt es in Kapitel 6.)

1800 beschloss Janes Vater, der nun fast siebzig war, in den Ruhestand zu treten. Als er der Familie diesen Entschluss mitteilte, zusammen mit der Eröffnung, dass sie das Pfarrhaus würden räumen und nach Bath ziehen müssen, soll Jane in Ohnmacht gefallen sein.

Was hat sie in dieser Zeit geschrieben?

Zwischen 1787 und 1793 entstanden Jane Austens erste literarische Arbeiten. Sie feilte liebevoll an diesen Texten herum und übertrug neunundzwanzig verschiedene Werke in drei Hefte. Dazu gehört Liebe und Freundschaft, eine Persiflage auf die Empfindungsromane, die zu ­jener Zeit groß in Mode waren. Sie fasste auch ihre Version der GeschichteEnglandsab, ein 34 Seiten starkes Manuskript, das Cassandra mit Aquarellen illustrierte. Darin nahm sie die populäre Historienschreibung der Zeit aufs Korn, so etwa Oliver Goldsmiths Geschichte Englands. 1793 begann Jane ein Theaterstück mit dem ­Titel Sir Charles Grandison, das sie zwischendurch liegen ließ, aber im Jahr 1800 vollendete.

Apropos:

Mit die früheste Ermutigung zum Schreiben ­erfuhr Jane von ihrer Nachbarin Anne Lefroy, oder ­Madame Lefroy, wie sie genannt wurde, einer lebhaften und intelligenten Frau, die voll Begeisterung Milton, Pope und Shakespeare las und auch selbst Gedichte schrieb. Madame Lefroy war außerdem die Tante von Janes Jugendliebe Tom Lefroy.

Aus diesem Zeitraum (1795–1799) datieren auch die Frühfassungen einiger ihrer Romane: Aus Elinor und Marianne sollte später Verstand und Gefühl werden, Erste Eindrücke bildet die Grundlage für Stolz und Vorurteil, und Susan ist die Vorform von Northanger Abbey. Zwischen 1793 und 1795 schrieb Jane an ihrem bis dahin ehrgeizigsten Projekt, Lady Susan, das sie 1803 zum Abschluss brachte. Dieses Buch fällt insofern aus dem Rahmen, als es eine ältere Protagonistin in den Mittelpunkt stellt, die auf Männerfang aus ist und ihre Intelligenz und ­ihren Charme einsetzt, um ihre Umgebung zu manipulieren (mehr zu Lady Susan finden Sie auf S. 117).

1797 versuchte Janes Vater den Londoner Verleger Thomas Cadell für eine Veröffentlichung von Erste Eindrücke zu gewinnen, »ein Romanmanuskript in drei Bänden, in etwa so lang wie Miss Burneys Evelina«, wie er schrieb. Der Brief kam jedoch mit dem Vermerk »ABGELEHNT« zurück, worauf Jane ein weiteres Jahr auf Elinor und Marianne verwandte und das als Briefroman konzipierte Werk umarbeitete zu Verstand und Gefühl, wie wir es heute kennen.

1789 gilt als das Jahr, in dem Jane beschloss, das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen, wobei ihr Bruder Henry in seiner biografischen Notiz betont, dieser Entschluss sei ausschließlich aus Neigung erfolgt: »Ihre Beweggründe waren frei von jeglichem Streben nach Ruhm oder Geld.« Diese Behauptung scheint jedoch stark dem Mythos von der »heiligen Jane« geschuldet, den die ganze Familie nach ihrem Tod so emsig förderte. Tatsächlich war sich Austen des kommerziellen Erfolgs ihrer Bücher äußerst bewusst und hatte ein scharfes Auge auf den Profit, den ihre Werke abwarfen. So bemerkt sie in einem Brief an ihren Bruder Francis zu ihren Erträgen aus Verstand und Gefühl: »Das heißt, ich habe mir schon 250 Pfund erschrieben [heutzutage wären das ca. 20000 Euro] – was in mir nur das Verlangen nach mehr weckt.«

Bath (1801–1806)

1801 zogen Jane, Cassandra und ihre Eltern (die Brüder waren bereits alle aus dem Haus) nach Bath. Obwohl Jane ihr beschauliches Landleben in Steventon vorzog, pflegte sie doch in Bath ein reges Sozialleben.

Von Bath aus unternahm die Familie regelmäßige Ausflüge ans Meer, nach Dorset und speziell nach Lyme Regis. In Lyme Regis entspannen sich allem Anschein nach zarte Bande zwischen Jane und einem jungen Mann, der sehr eingenommen von ihr war, aber tragischerweise starb, bevor die Beziehung reifen konnte. In diese Zeit ihres Lebens, 1802, fiel auch der einzige Heiratsantrag, den Jane je erhalten hat (siehe S. 161).

1805 starb Janes Vater nach kurzer Krankheit. Das brachte Jane, ihre Mutter und Cassandra in finanzielle Bedrängnis. Sie mussten nun von einer sehr mageren Rente leben, die von Janes Brüdern auf jährlich 450 Pfund aufgebessert wurde (was einem heutigen Haushaltseinkommen von circa 37000 Euro entspricht). Janes Budget für das gesamte Jahr 1807 belief sich auf 50 Pfund (ca. 4000 Euro), von denen sie unter anderem Kleider kaufen, Postgebühren bezahlen und ihren sonstigen Unterhalt bestreiten musste. Nicht gerade ­üppige Verhältnisse für drei Frauen ohne jede andere Einkommensquelle. Die Frauen blieben zunächst in Bath, ­zogen aber in ein kleineres Haus um, wo sich bald Janes Schwägerin Martha zu ihnen gesellte.

Was hat sie in dieser Zeit geschrieben?

Während ihrer Zeit in Bath schrieb Jane sehr wenig. Es gelang ihr, ihr Manuskript Susan (jetzt Northanger Abbey betitelt) für 10 Pfund (heute etwas über 800 Euro) an einen Verleger zu verkaufen, aber das Buch erschien nie. Außerdem begann sie einen Roman mit dem Titel Die Watsons (siehe S. 155), gab die Arbeit daran aber kurz nach dem Tod ihres Vaters auf.

Sie war in Bath zu deprimiert, um zu schreiben, meinen manche; andere denken, sie war einfach zu beschäftigt. So oder so war dies unstreitig Jane Austens schriftstellerisch unproduktivste Phase.

Southampton und Godmersham (1806–1808)

Die Zeit nach dem Tod ihres Vaters war eine sehr wechselvolle für Jane, in der sie, ihre Mutter und ihre Schwester zwischen den Verwandten herumgereicht wurden und wohnten, wo gerade Platz war. Um diesem Nomadendasein abzuhelfen, lud Janes Bruder Francis die Frauen 1806 ein, mit ihm und seiner neuen Ehefrau in Southampton zu leben. Jane war froh, aus Bath wegzukommen, und Southampton hatte den zusätzlichen Vorteil, dass es nahe an Portsmouth lag, wo Francis und Charles stationiert waren.

Was hat sie in dieser Zeit geschrieben?

Durch die häufigen Umzüge und den unsteten Lebensstil war auch dies keine sehr produktive Zeit für Jane. 1809 versuchte sie, ihr Manuskript Susan zurückzukaufen, konnte aber die 10 Pfund nicht aufbringen, die der Verleger dafür haben wollte.

Chawton (1808–1817)

1808 starb Edward Austens Frau Elizabeth bei der Geburt ihres elften Kindes. Edward stellte seiner Mutter und den Schwestern daraufhin ein Cottage auf dem Gelände seines Landsitzes Chawton House in Hampshire zur Verfügung. Das mehrgeschossige Haus mit seinen sechs Schlafräumen lag unweit von Steventon, wo jetzt Janes Bruder James Pfarrer war, und so nahmen die drei Frauen das Angebot freudig an. Sie führten ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, und Janes Tage verliefen alle mehr oder weniger nach dem gleichen Muster: Sie stand auf, übte auf dem Pianoforte, bereitete das Frühstück für die Familie, um sich dann, nachdem ihre Haushaltspflichten erfüllt waren, dem Schreiben zu widmen.

Was hat sie in dieser Zeit geschrieben?

Die Jahre zwischen dreißig und vierzig sollten zu den schaffensreichsten in Jane Austens Leben werden. In dieser Zeit veröffentlichte sie vier Romane, schloss ­einen weiteren ab und begann einen nächsten. Zwischen 1808 und 1811 schrieb sie sowohl Elinor und Marianne als auch Erste Eindrücke um und änderte die Titel zu den heute gängigen Verstand und Gefühl und Stolz und Vorurteil. Verstand und Gefühl erschien 1811, Stolz und Vorurteil1813, beide bei Thomas Egerton (mehr zu diesen Romanen in Kapitel 5). Danach wechselte Jane zu dem Verleger John Murray und schrieb Mansfield Park, das 1814 herauskam (siehe S. 118), gefolgt 1815 von Emma (siehe S. 128). Mansfield Park wurde von der Kritik links liegengelassen, war aber beim Publikum äußerst beliebt, sodass es nach sechs Monaten vergriffen war und 1815 neu aufgelegt wurde. Diese Neuauflage fand kaum noch Abnehmer, ein Fehlschlag, der jedoch durch den Erfolg von Emma mehr als wettgemacht wurde.

Apropos:

2003 belegte Stolz und Vorurteil in der BBC-Umfrage zu den beliebtesten Büchern der Engländer Platz 2, gleich hinter Tolkiens Der Herr der Ringe. In Australien führte Stolz und Vorurteil2008 die Liste der »101 Best Books Ever Written« an.

Jane, die veröffentlichte Autorin

Jane Austens Romane erschienen alle anonym - »Von einer Lady« stand auf dem Einband, und nur die engste Familie wusste um ihre Autor­schaft. Das bot immer wieder Anlass zu Gelächter; so soll einmal Janes Nichte Anna bei einem Büchereibesuch mit Jane und Cassandra ein Exemplar von Verstand und Gefühl zur Hand genommen und bemerkt haben: »Oje, das kann ja nur Unfug sein, das sieht man schon am Titel«, was ihre beiden Tanten diebisch freute. Nachdem jedoch 1813 auch Stolz und Vorurteil erschienen war und bei Kritikern wie Lesern großen Anklang fand, konnte Henry, als ein Bekannter ihm von dem Buch vorschwärmte, nicht an sich halten und gab seine Schwester als die Autorin preis.

Apropos:

Schreiben galt zu jener Zeit als eine skandalöse Betätigung für Frauen. Die meisten Schriftstellerinnen wahrten ihren Ruf, indem sie anonym veröffentlichten. Janes Zeitgenossin Mary Brunton nannte als Grund, warum ihr Name niemals publik werden dürfe: »Es zulassen, dass man mit dem Finger auf mich zeigt … sich nach mir umdreht und an meinem Anblick delektiert … mich literarischer Allüren verdächtigt … einen Bogen um mich macht wie um all die anderen Schriftstellerinnen … noch eher, meine Liebe, würde ich als Seiltänzerin auftreten.«

Henry vertrat seine Schwester oft gegenüber ihren Londoner Verlegern, und wenn sie die Fahnen ihrer Bücher korrigierte, wohnte sie meistens bei ihm. 1813 erkrankte Henry und wurde vom Leibarzt des Prinz­regenten behandelt. Auf diesem Wege erfuhr Jane, dass der Prinzregent, George IV, ein großer Verehrer ­ihrer Kunst war und in jeder seiner Residenzen Exemplare ihrer Roma­ne stehen hatte. Jane wurde auch dem Hofbibliothekar vorgestellt, einem Mr Clarke, der ihr die Gunst gewährte (oder de facto befahl), ihr aktuelles Buch, Emma, dem Prinzregenten zu widmen. Einige Jahre später schrieb sie eine kurze Satire, »Plan für einen Roman«, in der Mr Clarkes Vorschläge für ihr nächstes Buch verarbeitet sind.

Krankheit

Emma (1815) war der letzte von Janes Romanen, der zu ihren Lebzeiten erschien. 1816 nahm sie die Arbeit an einem neuen Buch auf, Die Elliots (später als Überredung veröffentlicht), und im selben Jahr kaufte Henry das Manuskript Susan samt den Rechten von dem Verleger zurück, der es vierzehn Jahre zuvor erworben hatte. Die Veröffentlichung dieser Werke musste jedoch aufgeschoben werden, da die Familie in eine neue wirtschaftliche Notlage geriet. Die Bank, bei der Henry arbeitete – und bei der die anderen Brüder ihr Geld angelegt hatten –, wurde insolvent, was Henry in hohe Schulden stürzte und allen Austen-Brüdern schwere finanzielle Verluste bescherte. Henrys und Francis’ Lage war so prekär, dass sie ihre Unterhaltszahlungen an Mutter und Schwestern einstellen mussten.

In dieser düsteren Zeit begann Jane zu kränkeln. Sie zwang sich jedoch zum Weiterarbeiten, schrieb den Schluss der Elliots um und brachte das Buch 1817 zum Abschluss. Auch einen neuen Roman nahm sie noch in Angriff, Die Brüder (erschienen als Sanditon), war aber schon bald zu geschwächt, um mit der Arbeit fortzufahren. Sie schrieb jetzt mit Bleistift anstatt mit einem Federkiel, doch im März 1817 musste sie das Schreiben ganz aufgeben.

Winchester (1817)

Im März 1817 wurde Jane so schwach, dass an Arbeiten nicht mehr zu denken war, und im April setzte sie ihr Testament auf. Im Mai verschlechterte sich ihr Zustand so, dass sie nach Winchester zog, um näher bei ihrem Arzt zu sein, und am 18. Juli 1817 starb sie friedlich in Cassandras Armen. Über ihre Krankheit existieren viele Theorien, darunter Nebenniereninsuffizienz, Morbus Hodgkin und Rindertuberkulose, aber die genaue Dia­gnose bleibt unklar.

Dank der Verbindungen zum Klerus konnte die Familie Jane eine Grabstätte in der Kathedrale von Winchester verschaffen, wo sie am 24. Juli 1817 beigesetzt wurde.

Die Inschrift auf ihrer Grabplatte lautet:

»In Gedenken an JANEAUSTEN, jüngste Tochter des verstorbenen Rev. GEORGEAUSTEN, vormals Pfarrer von Steventon in dieser Grafschaft. Nach langer Krankheit, die sie mit der Geduld und der Hoffnung einer rechten Christin ertrug, verschied sie am 18. Juli 1817 im ­Alter von 41 Jahren.

Die Güte ihres Herzens, die Sanftheit ihres Gemüts und ihre außergewöhnlichen Geistesgaben gewannen ihr die Achtung aller, die sie kannten, und die innigste Zuneigung ihrer Nächsten. Deren Trauer ist so groß wie ihre Liebe, ihr Verlust durch nichts zu ersetzen, doch in ihrem tiefen Leid tröstet sie die so schlichte wie stetige Hoffnung, die Verstorbene möge in ihrer Nächstenliebe, ihrem Glauben, ihrer Frömmigkeit und der Reinheit ihrer Seele Gnade gefunden haben in den Augen des ERLÖSERS.«

Auch wenn dieses Epitaph von Austens »außergewöhnlichen Geistesgaben« spricht, verschweigt es die Tat­sache, dass sie Schriftstellerin war. Dagegen hieß es in der im Gentleman’s Magazine erschienenen Todesanzeige: »In Winchester: Miss Jane Austen, jüngste Tochter des Rev. George Austen, Pfarrer in Steventon, Hampshire, Verfasserin von Emma, Mansfield Park, Stolz und Vorurteil und Verstand und Gefühl.«

1872 fügte Janes Neffe James Edward Austen-Leigh eine weitere Gedenktafel hinzu, und im Jahr 1900 finanzierten öffentliche Gelder den Einbau eines Buntglasfensters, das den heiligen Augustinus sowie eine lateinische Inschrift zeigt, die übersetzt lautet: »Gedenket im Herrn an Jane Austen, verstorben am 18. Juli A.D. 1817.«

Apropos:

Bei der Abfassung ihres Testaments hielt Jane ­Austen fest, wie viel sie mit ihren Romanen verdient hatte. Die Summe betrug 84 Pfund und 13 Shilling.

Die postum erschienenen Romane

Noch im Jahr 1817 brachte Henry Überredung und Northanger Abbey als Doppelausgabe heraus. Man nimmt an, dass die Änderung von Janes Arbeitstiteln Die Elliots und Susan auf ihn zurückgeht. Die beiden Romane stellen Janes erstes und letztes vollendetes Werk dar. Zwar tauchte der Name der Autorin auch hier nicht in der ­Titelei auf, aber Henry fügte eine biografische Notiz bei, in der Jane erstmals offen als die Verfasserin ihrer veröffentlichten Werke benannt wurde.

Apropos:

Schon damals fragten sich viele Leser, ob Austens Figu­ren lebende Menschen zum Vorbild hatten – ob es einen echten Mr Darcy oder eine echte Elizabeth ­Bennet gab. Janes Familie wies derlei Spekulationen konsequent zurück: Sie wolle »erschaffen, nicht reproduzieren«, und sei zu stolz auf ihre Gentlemen, um sich mit dem bloßen Abbild eines Mr A oder Oberst B zu begnügen.

Nach ihrem Tod

Nach Austens Tod machte es Cassandra sich zur Aufgabe, ihren Nichten und Neffen möglichst viel über ihre Tante zu erzählen, und unterhielt sie mit zahlreichen Geschichten über Janes Leben und Schreiben. Unglücklicherweise dezimierte sie zugleich das Quellenmaterial für künftige Biografen drastisch, indem sie an die dreieinhalbtausend von Janes Briefen an sie verbrannte. Jane führte kein Tagebuch – eine weitere Hürde für Biografen auf der Suche nach der wahren Jane Austen –, sondern machte sich nur detaillierte Notizen zu ihren Romanen und hielt sämtliche Kommentare fest, die sie von Freunden und Angehörigen zu ihren Werken bekam. Dadurch stammen so gut wie all unsere Informationen über Janes Leben aus Familienüberlieferungen, die fast fünfzig Jahre nach ihrem Tod verfasst wurden.

Biografien

Die erste Denkschrift für Jane Austen war Henrys biografische Notiz in der Doppelausgabe von Northanger Abbey und Überredung. Darin nennt er das Leben seiner Schwester ein »der Nützlichkeit, der Literatur und der Frömmigkeit« geweihtes, das »alles andere als ­abwechslungsreich« war. Die nächste Biografie stammt von ihrem Neffen James Edward Austen-Leigh, dessen Memoir of Jane Austen im Dezember 1869 erschien. Auch er beschreibt Janes Leben als ruhig und »über die ­Maßen arm an Ereignissen«. Das Bild, das diese viktorianische Familienüberlieferung zeichnet, ist das der »heiligen Jane«, die nur in ihrem Glauben und ihrer ­Familie lebte. Diese Hochstilisierung zur Heiligen verträgt sich jedoch nicht immer ganz mit dem Sarkasmus und dem beißenden Witz, der so oft in ihren Briefen und Romanen aufblitzt.

Apropos:

Den Namen »Janeite« für Austen-Bewunderer prägte George Saintsbury bereits im Jahr 1894. ­Durchsetzen konnte sich die Bezeichnung aber erst 1924, als ­Rudyard Kipling sie in einer Kurzgeschichte aufgriff.

Janes Schreibbedingungen

Nicht nur hat Jane Austen einige der unvergänglichsten Geschichten in der Literatur geschaffen, auch die Umstände, unter denen sie schrieb, verdienen es, erwähnt zu werden.

In Steventon erbten Cassandra und sie, als genügend ihrer Brüder aus dem Haus waren, das an ihre Schlafkammer angrenzende Zimmer. In der Zurückgezogenheit dieses Raums entstanden Janes Jugendwerke sowie die Frühfassungen von Verstand und Gefühl, Stolz und Vorurteil und Northanger Abbey.

Apropos:

1794 bekam Jane von ihrem Vater einen Schreibtisch aus Mahagoni. Dieser »Tisch« war eigentlich ein ­Kasten mit schräg abfallendem Deckel, der sich als Schreibunterlage benutzen ließ und in dem man Papier, Feder­kiele und dergleichen mehr verwahren konnte. Auch ein gläsernes Tintenfass gehörte dazu. Der Tisch war tragbar, sodass Jane überall daran arbeiten konnte. Heute ist er in der Schatzkammer der British Library in London ausgestellt.

In dem Cottage, das Jane mit Mutter und Schwester in Chawton bewohnte, hatte sie den Luxus eines eigenen Arbeitsraums nicht, und ihr Neffe James Edward schildert in seiner Biografie, wie ängstlich sie über ihren Manuskripten wachte. Jane musste im Wohnzimmer schreiben, das alle im Haus nutzten, sodass sie häufig gestört wurde. Sie schrieb auf kleinen Zetteln, die sie schnell verschwinden lassen konnte, wenn jemand kam. Als Warnung vor diesen Störungen diente Jane die heute berüchtigte »knarzende Tür«. Eine der Türen auf dem Weg ins Wohnzimmer, so berichtet James, knarzte beim Öffnen. Jane weigerte sich, diese Tür richten zu lassen, damit sie einen Störenfried auch ja früh genug hören konnte, um ihre Seiten zu verstecken.