Je süßer der Mord - Rhys Bowen - E-Book
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Je süßer der Mord E-Book

Rhys Bowen

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Beschreibung

Hohe französische Küche und verdorbene Absichten …
Constable Evans ermittelt wieder vor der Kulisse des idyllischen Wales

Die Bewohner des walisischen Dörfchens Llanfair sind hellauf begeistert, als die glamouröse Madame Yvette ein französisches Restaurant eröffnet. Der ein oder andere beäugt die Errungenschaft allerdings kritisch und die charismatische Besitzerin muss sich Mühe geben, alle Dorfbewohner für sich zu gewinnen. Gerade als sich die Harmonie gut zu entwickeln scheint, erschüttert eine Reihe von Feuern Llanfair – eines Nachts brennt auch das Restaurant nieder und in den Trümmern findet sich … eine Leiche. Natürlich ist Dorfpolizist Constable Evans den Hinweisen sofort auf der Spur. Sie führen ihn über Südengland bis nach Frankreich und wieder zurück nach Llanfair …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Mord à la Carte.

Alle Bände dieser Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Erste Leser:innenstimmen
„Eine der besten Cosy-Crime-Reihen, die ich bisher gelesen habe!“
„Spannend, sprachlich einwandfrei, mit viel britischem Flair, sympathischen Protagonisten und einem Hauch Humor.“
„Constable Evans ermittelt wieder in einem höchst unterhaltsamen Fall.“
„Die Dorfbewohner von Llanfair muss man einfach lieben. Meine liebste Krimi-Reihe!“

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Seitenzahl: 365

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Über dieses E-Book

Die Bewohner des walisischen Dörfchens Llanfair sind hellauf begeistert, als die glamouröse Madame Yvette ein französisches Restaurant eröffnet. Der ein oder andere beäugt die Errungenschaft allerdings kritisch und die charismatische Besitzerin muss sich Mühe geben, alle Dorfbewohner für sich zu gewinnen. Gerade als sich die Harmonie gut zu entwickeln scheint, erschüttert eine Reihe von Feuern Llanfair – eines Nachts brennt auch das Restaurant nieder und in den Trümmern findet sich … eine Leiche. Natürlich ist Dorfpolizist Constable Evans den Hinweisen sofort auf der Spur. Sie führen ihn über Südengland bis nach Frankreich und wieder zurück nach Llanfair …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Mord à la Carte.

Alle Bände dieser Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Impressum

Erstausgabe 2000 Überarbeitete Neuausgabe August 2022

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98637-725-0 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-731-1

Copyright © 2000 by Rhys Bowen Titel des englischen Originals: Evan and Elle

Veröffentlicht nach Absprache mit Janet Quin-Harkin c/o JANE ROTROSEN AGENCY LLC, 318 East 51st Street, NEW YORK, NY 10022 USA.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Copyright © 2019, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2019 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Mord à la Carte (ISBN: 978-3-96087-694-6).

Übersetzt von: Lennart Janson Covergestaltung: Miss Ly Design unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com © SScott514, © Stuart Monk Korrektorat: Martin Spieß

E-Book-Version 26.01.2023, 13:37:40.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Je süßer der Mord

Jetzt auch als Hörbuch verfügbar!

Je süßer der Mord
Rhys Bowen
ISBN: 978-3-98637-731-1

Hohe französische Küche und verdorbene Absichten …Constable Evans ermittelt wieder vor der Kulisse des idyllischen Wales

Das Hörbuch wird gesprochen von Omid-Paul Eftekhari.
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Kapitel 1

Hochwürden Tomos Parry Davies, Pastor der Bethel-Kapelle im Dorf Llanfair, sang laut vor sich hin, während er die Passstraße von Caernarfon hinauffuhr. Der Himmel lachte heute auf ihn herab! Was für ein Glücksfall, dass er die Reklame für eine Auktion von öffentlichen Überschüssen entdeckt hatte. Dieser Kleinbus war die Antwort auf seine Gebete – natürlich hatte er einen hohen Kilometerstand und war in deprimierendem Behördengrau lackiert, aber er hatte Platz für fünfzehn Passagiere und entsprach exakt seinen Bedürfnissen.

Er war sich schon lange bewusst, dass seine Gemeinde dahinschwand. Man interessierte sich dieser Tage nur wenig für Religion und fürchtete das Höllenfeuer nicht, von dem er so eloquent predigte. In ganz Wales wurden Kapellen aufgegeben und in Schönheitssalons, Werkstätten oder noch schlimmer: New-Age-Heilzentren verwandelt. Tomos Parry Davies erschauderte.

Die Ebenezer-Kapelle, von Llanfair aus nur ein paar Kilometer die Passstraße hinunter, war im vergangenen Jahr aufgegeben worden. Tomos fürchtete um die Seelen seiner ehemaligen Herde. Wenn man nur eine Möglichkeit finden könnte, sie nach Llanfair hinauf zu bringen ... aber viele ältere Gemeindemitglieder konnten nicht selbst fahren und sonntags fuhren auch keine Busse. Da war ihm die Idee mit dem Kleinbus gekommen. Um es in nicht-christliche Worte zu fassen: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommen kann, musste der Berg eben zum Propheten kommen. Außer seiner Frau hatte er niemandem davon erzählt, abgesehen von Pumpen-Roberts von der Tankstelle, der immer auf dem Laufenden war, was den Verkauf von Gebrauchtwagen anging – dann hatte er gewacht, gewartet und gebetet. Und jetzt waren seine Gebete erhört worden!

Er schloss die Augen und stellte sich die vielen neuen Kirchgänger vor, die sich aus seinem Bus in die Bethel-Kapelle ergießen würden, während sein Rivale, Hochwürden Powell-Jones von der Beulah-Kapelle auf der anderen Straßenseite, nur ungläubig zuschauen könnte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem rundlichen, in die Jahre gekommenen Gesicht aus. Und er war auch noch so günstig gewesen. Ein echter Glücksfall – oder eher Gottes Werk. Der Herr wusste, welche Kapelle Er gedeihen sehen wollte!

Und das war nur der Anfang, sagte sich Hochwürden Parry Davies. Eine größere Gemeinde würde auch mehr Geld einbringen. Dann könnte er den Ölofen in der Ecke durch eine richtige Zentralheizung ersetzen, und vielleicht auch die Soundanlage erneuern, um jüngere Menschen anzusprechen. Er könnte Diashows oder Filmvorführungen benutzen, um seine Predigt aufzuwerten. Er würde den Glauben im großen Stil nach Llanfair zurückbringen.

Er fuhr durch Llanberis hindurch und manövrierte dabei vorsichtig um die letzten Feriengäste herum, die über die Straße eilten, um die Bergbahn zum Yr Wyddfa zu erwischen, den die Engländer stur Mount Snowdon nannten. Gleich hinter Llanberis stieg die Straße steil an. Er trat aufs Gas und vernahm das befriedigende Brüllen des kraftvollen Motors. Den schwarzen Qualm, der hinter ihm in der klaren Bergluft hing, ignorierte er lieber.

Das Dorf Nant Peris zog verschwommen an ihm vorbei. Er wusste, dass er auf fünfzig hätte abbremsen sollen, aber er war von der Kraft seines neuen Gefährts so begeistert, dass er nicht langsamer werden konnte. Außerdem war der nächste Polizist Constable Evans oben in Llanfair. Hier war niemand, der ihm einen Strafzettel verpassen konnte.

Er passierte die letzten, verstreuten Häuser, ehe die Passstraße schmaler wurde und wieder gen Llanfair anstieg. Er drehte den Kopf um einen Blick auf die verlassene Kapelle zu werfen, deren Gemeinde er jeden Sonntag abholen wollte. Sie bot einen traurigen Anblick, mit den zugenagelten Fenstern und der verbarrikadierten Tür. Er war schon fast daran vorüber, als er bemerkte, dass dort etwas vor sich ging. Er bremste und legte die schwere Gangschaltung begleitet von Knirschen und Klirren unter einiger Anstrengung in den Rückwärtsgang. Der Lastwagen eines Bauunternehmers parkte vor der Tür und zwei Männer trugen eine Marmorplatte hinein.

Die Wut stieg Tomos ins Gesicht. Welchen üblen Streich spielte ihm der Herr da? Die Kapelle wurde wiedereröffnet, als er gerade seine Ersparnisse für den neuen Bus ausgegeben hatte! War sein schöner Plan jetzt zum Scheitern verurteilt?

Dann bemerkte er das Schild über dem gewölbten Eingang:

CHEZ YVETTE. RESTAURANT FRANÇAIS. Erstklassige, französische Küche.

Darüber hing ein Banner mit der Aufschrift: Morgen große Eröffnung! Tomos spürte, dass sein Blutdruck bis zum Siedepunkt hinaufschoss.

Ein Gotteshaus – oder das, was bis vor Kurzem noch ein Gotteshaus gewesen war – wurde zu einem Restaurant umgebaut! Und nicht nur irgendein Restaurant, ein französisches Restaurant. Chez Yvette. Selbst der Name klang eindeutig frevlerisch.

Tomos Parry Davies trat aufs Gas und fuhr mit brüllendem Motor den Pass hinauf, um diese entsetzliche Neuigkeit zu verbreiten.

Kapitel 2

Constable Evans von der Polizei Nordwales kam den steilen Bergpfad herab. Es war ein frischer Herbstabend. Der Snowdon und die umgebenden Gipfel zeichneten sich schon als schwarze Silhouetten vor dem klaren, rosaroten Himmel ab. Die letzten Schwalben schossen über seinen Kopf hinweg, bereit in den Süden zu fliegen. Unter ihm lag das Dorf Llanfair eingerahmt von Herbstnebel. Evan hielt inne und atmete zufrieden den Geruch der Holzfeuer ein  – ganz anders als der Gestank der Kohlefeuer, den er noch aus den Cottages seiner frühen Kindheit kannte. Es war ein beißender Geruch gewesen, der sich in der Nase festsetze und ihn jeden Winter mit einer Bronchitis ins Bett schickte. Jetzt hatten die meisten Cottages Heizkörper und der Kamin samt Holzfeuer war zum Statussymbol geworden.

Es war ein weiterer herrlicher Tag gewesen – der jüngste eines anhaltenden Altweibersommers, den manche schon als Dürre bezeichneten. Natürlich gingen in Nordwales bereits eine Woche ohne Regen als Dürre durch. Evan konnte den Windbrand in seinem Gesicht spüren, die Folge eines langen Klettertages auf dem Glyder Fawr, dem Gipfel auf der dem Snowdon gegenüberliegenden Seite des Tals. Seine schmerzenden Muskeln erinnerten ihn daran, dass er nicht mehr die Kondition zum Klettern hatte. Seine Arbeit als Dorfpolizist in Llanfair konnte man nicht gerade als anstrengend bezeichnen, aber es fiel ihm schwer, zur ständig anfallenden Freiwilligenarbeit nein zu sagen.

Und dann war da natürlich auch noch Bronwen. Die junge Lehrerin der Dorfschule teilte seine Liebe zur freien Natur und erwartete, die Wochenenden mit ihm zu verbringen. Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte, seine Freizeit mit Bronwen zu verbringen, aber das bedeutete, dass er seit einer Weile nicht mehr ernsthaft Klettern war, und er vermisste es.

Das Bein seiner Cordhose strich durch vertrocknendes Farnkraut, als er weiter abstieg. Zu seiner Rechten unterbrach das dunkle Rechteck einer Schonung von Rotfichten den gleichmäßigen Schwung der Bergweiden. Evan sah sie voller Abneigung an. Noch ein Schandfleck in der Landschaft, wie das Everest Inn, dachte Evan. Niemand fragte die Einheimischen, ehe die Leute herkamen und ihre Weihnachtsbäume pflanzten!

In Llanfair gingen die Lichter an. Er sollte sich besser beeilen, wenn er vor der Dunkelheit zurück sein wollte. Dezente Scheinwerfer umrissen bereits die riesigen Konturen des Everest Inn, das wie ein übergroßes Schweizer Chalet oben am Pass stand. Wie alle anderen Dorfbewohner fand er, dass es an einer walisischen Bergflanke völlig fehl am Platz wirkte.

Das Dorf selbst bestand aus verstreuten und bis auf den Red Dragon schlecht beleuchteten Cottages. Pub-Harry hatte in diesem Sommer in einen Scheinwerfer investiert, jetzt, da mehr Touristen nach Llanfair kamen. Nicht jedem gefiel das hell erleuchtete Schild des Pubs. Die beiden Pfarrer der Bethel-Kapelle und der Beulah-Kapelle, sonst Todfeinde, hatten sich zusammengeschlossen, um diese schamlose Propaganda für den Dämon Alkohol anzuprangern – besonders, wenn es an Sonntagen beleuchtet war. Fleischer-Evans war noch einen Schritt weitergegangen und hatte eine offizielle Beschwerde eingereicht, weil das Licht öffentliches Ärgernis erregen würde und direkt in sein Schlafzimmer schien. In Llanfair machte der Scherz die Runde, dass Fleischer-Evans bloß den Schock nicht ertragen könne, Mrs. Fleischer-Evans mit Gesichtscreme und Lockenwicklern zu sehen. Aber sonst hatte sich niemand beschwert. Tatsächlich war man sogar der Meinung, dass das zusätzliche Licht auf der Dorfstraße schon lange überfällig war.

Schafe stoben auseinander, als Evan sich ihnen näherte, und ihr Blöken hallte durchs ganze Tal. Jetzt, da die Sonne untergegangen war, blies ein kalter Wind vom Atlantik herüber. Er fuhr seufzend durchs Gras, ließ die trockenen Farne rascheln und heulte über die Klippen. Plötzlich hatte Evan das Gefühl, eine Spannung würde sich in die friedliche Szenerie drängen. Mit seinen geschulten Sinnen war er sich fast sicher, beobachtet zu werden. Er hielt an und sah sich um.

Er hörte das Plätschern des Baches, der hier in der Nähe entsprang, und das entfernte Dröhnen eines Autos, das die Passstraße heraufkam. Rechts von ihm zeichnete sich die dunkle Silhouette eines verfallenen Schafstalls ab. Er blickte angestrengt in die Richtung und redete sich ein, er habe eine flüchtige Bewegung gesehen. Er hatte seine Taschenlampe im Rucksack, doch er wollte jetzt nicht anhalten, um sie herauszuholen – nicht, während im Red Dragon ein Pint Bier auf ihn wartete. Wenn hier oben am Berg jemand Unterschlupf suchte, war es wahrscheinlich nur ein vorbeiziehender Landstreicher oder ein balzendes Pärchen aus dem Dorf, was die Anspannung und Wachsamkeit erklären würde, die er spürte.

Er war erst ein paar Schritte gegangen, als er hinter sich auf dem Pfad die Schritte schwerer Stiefel vernahm. Er wirbelte herum.

„Noswaith dda. Guten Abend, Constable Evans“, rief eine tiefe Stimme.

„Ach, Sie sind’s, Mr. Owens.“ Evan stieß ein erleichtertes Seufzen aus, während der Landwirt zu ihm aufschloss. „Sie sind spät unterwegs. Stimmt etwas nicht?“

„Nein, alles in Ordnung. Ich wollte nur einen Blick auf Rhodris Cottage werfen – um sicherzugehen, dass diese Engländer dieses Mal das Tor geschlossen haben, damit sie meinen Schafen nicht vorwerfen können, ihre verdammten Blumen zu fressen!“

„Dann sind sie weg?“, fragte Evan und blickte zum gedrungenen Umriss des Cottages des Schäfers hinüber, das oberhalb des Dorfes lag.

„Meine Frau sah sie heute Nachmittag abreisen. Auf Nimmerwiedersehen, sage ich da.“ Evan sah ihn überrascht an. Mr. Owens war sonst der sanftmütigste Mensch im Dorf.

„Wir haben nur Ärger, seit sie dieses Haus gekauft haben.“ Er trat näher an Evan heran. „Ich werfe dem alten Rhodri nicht vor, dass er zu seiner Tochter gezogen ist ... er wird alt, der arme Kerl. Aber er hatte kein Recht, sein Cottage an Außenstehende zu verkaufen, oder?“

„Ich habe gehört, dass sie ihm einen sehr guten Preis gezahlt haben“, sagte Evan. „Und niemand aus dem Dorf war interessiert.“

„Na ja, niemand aus dem Dorf war blöd genug, all sein Geld in das alte Cottage eines Schäfers zu stecken, was? Sie sollten es jetzt mal sehen, Mr. Evans. Meine Frau geht dort hinauf, um für sie zu putzen, und sie sagt, dass sie dort sämtlichen Komfort haben, sogar ein Badezimmer mit einem dieser französischen Bidet-Dinger. Das muss ein Vermögen gekostet haben, allerdings hatten die Engländer ja schon immer mehr Geld als Verstand.“

Evan grinste. „Aber Besucher sind doch trotzdem gut fürs Geschäft, oder nicht, Mr. Owens?“

„Wären sie, wenn sie irgendwas aus der Gegend kaufen würden. Meine Frau sagt, sie kommen jedes Wochenende mit Kühlboxen voller Lebensmittel her. Sie glauben wahrscheinlich, dass die guten, walisischen Erzeugnisse sie vergiften könnten.“ Sein keuchendes Lachen entlarvte ihn als langjährigen Raucher und endete in rasselndem Husten. „Ich weiß nicht recht, warum sie herkommen. Sie scheinen uns nicht wirklich zu mögen.“

„Viele Engländer kaufen Cottages in Wales“, sagte Evan. „Sie wollen übers Wochenende der Stadt entfliehen und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich konnte es nicht erwarten, aus Swansea abzuhauen, kaum dass ich dort hingezogen war.“

„Wissen Sie Mr. Evans, ich habe nichts gegen Engländer“, sagte der Landwirt und lehnte sich vertraulich zu ihm. „Der alte Colonel Arbuthnot, der immer bei uns Urlaub machte, war das Salz der Erde, oder nicht? Aber er war auch von der alten Schule ... er hatte Manieren. Ich mag es einfach nicht, wenn sie herkommen und sich so hochnäsig benehmen, als wären sie die Gutsherren und wir die Bauern.“

„Benehmen sich diese Leute so?“, fragte Evan. „Ich kann nicht behaupten, dass ich viel von ihnen zu Gesicht bekommen habe, abgesehen von ihrem Jaguar.“

„Der garantiert zu schnell fuhr“, kommentierte Mr. Owens. „Er hat neulich beinahe meine Hündin angefahren. Sie ist nicht an Autos gewöhnt. Dieser Engländer kam wie ein Verrückter die Zufahrt raufgebrettert und im selben Moment entscheidet sich meine Hündin, einem Schaf nachzujagen, das sich von der Herde entfernt hatte. Er hat sie fast überfahren, und mir dann gesagt, dass ich besser auf sie aufpassen müsse, statt sich zu entschuldigen. Solche Leute sind das, Mr. Evans. Benehmen sich, als würde ihnen das ganze Land gehören.“

„Zum Glück sind sie nur am Wochenende hier, was, Mr. Owens?“, fragte Evan. „Und ich gehe nicht davon aus, dass wir noch viel von ihnen zu Gesicht bekommen werden, wenn es kälter wird.“

„Nun, aber es scheint dieses Jahr einen langen Sommer zu geben, nicht wahr, Mr. Evans?“ Mr. Owens sprach mit stolzerfüllter Stimme, als wäre er höchstpersönlich für das Wetter verantwortlich. „Ich hab Heu für den ganzen Winter eingelagert, und das kann ich in den meisten Jahren nicht behaupten.“ Er betrachtete das Seil, das von Evans Rucksack baumelte. „Sie waren heute klettern, wie ich sehe.“

„In der Tat. Oben am Glyder Fawr.“

„Da gibt es gute Kletterstellen ... sehr anspruchsvolle Felsen.“

„Ein wenig zu anspruchsvoll“, gestand Evan. „An einem Punkt dachte ich, ich würde feststecken. Ich fürchte, ich bin aus der Übung. Ich glaubte schon, die Bergrettung rufen zu müssen.“

Owens klopfte ihm auf die Schulter. „Sie brauchen ein Pint im Dragon.“

„Genau das habe ich auch gedacht“, sagte Evan mit einem Lächeln. „Ein Pint Robinson’s wäre genau richtig. Sind Sie auch auf dem Weg dorthin?“

Der Landwirt blickte zu den Lichtern seines Gehöfts, das direkt oberhalb der Häuser von Llanfair lag. „Mrs. Owens erwartet mich leider, und sie mag es nicht, wenn das Abendessen im Ofen austrocknet.“ Sein Gesicht strahlte. „Aber es ist Sonntag, oder? Wir essen sonntags immer kalt! Und sie wird nicht genau wissen, wie lange ich brauche um hoch zum Cottage und wieder zurück zu kommen, oder?“

Als die Stimmen erstarben, trat eine Gestalt aus dem verfallenen Schafsstall und sah sich um. Das wäre beinahe ins Auge gegangen, fast hätte ihn der Dorfpolizist entdeckt. Die gute Sache war ... er wusste jetzt, wo der Dorfpolizist steckte. Er würde gewiss im Pub bleiben, bis es zu spät war.

Er spürte das Blut in seinen Schläfen pochen, als das Adrenalin durch seinen Körper rauschte. Er folgte dem Pfad über die Weide bis zum Tor des Cottage. Eine Bewegung in der Hecke zu seiner Linken ließ ihn zusammenzucken, ehe er ein altes Schaf ausmachte, das in die Dunkelheit davontrottete. Offensichtlich in der Hoffnung, wieder an diese Blumen ranzukommen, dachte er grinsend. Nun, dafür war es jetzt zu spät. Wenn er fertig war, würde es keine Blumen mehr geben.

Das Gartentor quietschte, als er es öffnete. Er näherte sich über den vor Kurzem mit Steinplatten ausgelegten Pfad zur Tür. Dann hielt er inne und setzte seinen Rucksack ab. Der Kanister machte ein lautes Geräusch, als er ihn auf der Stufe abstellte und sein Herzschlag setzte kurz aus. Beruhige dich, sagte er sich. Hier ist niemand im Umkreis von mehreren Kilometern. Du hast alle Zeit der Welt.

Er nahm die Lappen aus seinem Rucksack und legte sie neben den Pfad, um sie zu durchtränken. Dann warf er sie einen nach dem anderen durch den Briefschlitz.

Danach ging er zur Rückseite des Hauses. Die Fenster waren alle verschlossen, aber es war nicht schwer, eine Scheibe zu zerschmettern, um mehr Benzin hineinzugießen.

Dann goss er den restlichen Inhalt des Kanisters über die Kletterpflanze an der Vorderseite des Hauses und die Büsche unter den Fenstern. Es würde seine Zeit brauchen, in so einem alten Steincottage einen vernünftigen Brand zu entfachen.

Schließlich holte er eine Zündschnur hervor. Es war eine, wie man sie auch in den alten Schieferminen benutzte – extra langsam brennend, um den Kumpels genug Zeit zu geben, an die Oberfläche zurückzukehren. Bis die Zündschnur vom Briefschlitz bis zu den Lappen am Boden abgebrannt war, würde er weit weg sein.

Er befestigte die Zündschnur im offenen Briefschlitz, dann zündete er sie mit vor Aufregung zitternden Fingern an. Es gab ein leichtes Zischen, wie ein Ausatmen, und das Ende der Zündschnur glühte rot. Er stopfte den leeren Kanister und anderen verräterischen Kram in seinen Rucksack und eilte den Pfad hinunter. Am Tor hielt er inne und holte ein Stück Papier aus seiner Tasche. Die Nachricht bestand aus Worten, die er aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte. Sie lautete:

GEHT ZURÜCK NACH HAUSE. IHR SEID HIER UNERWÜNSCHT.

Er fand einen Nagel, der aus dem Tor herausragte und hängte die Botschaft daran. Als er zurückblickte, glomm die Zündschnur wie ein rotes Auge in der Dunkelheit. Dann floh er den Berg hinunter.

Kapitel 3

Die Bar des Red Dragon war voll, als Evan die schwere Eichentür aufstieß und sich unter dem Balken hinwegduckte, um einzutreten. Ein Feuer brannte im großen Kamin an der gegenüberliegenden Wand. Die Luft war schwer vor Zigarettenrauch.

„Sieh mal einer an ... da ist er ja endlich!“ Eine hohe Stimme hob sich über das Gemurmel im Pub. Das Gesicht von Betsy der Barfrau erhellte sich, als sie Evan entdeckte. „Noswaith dda, Evan bach!“

Köpfe wandten sich ihnen zu.

„Wir haben uns schon gefragt, wo Sie stecken, Evan bach“, rief Charlie Hopkins. „Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich, die Öffnung der Bar zu verpassen. Betsy war schon drauf und dran einen Suchtrupp loszuschicken ...“

„War ich gar nicht!“, sagte Betsy mit geröteten Wangen. Evan war überrascht, Betsys Haar an diesem Abend in einem dunklen, kräftigen Rotbraun zu sehen. Seit sie sich beinahe von einem berühmten Opernsänger hatte verführen lassen, der dunkelhaarige Frauen bevorzugte, experimentierte sie mit ihrer Haarfarbe. Sie trug ein Trägertop aus Velours mit Leoparden-Druck und einem tiefen Ausschnitt. Das Ergebnis war gelinde gesagt verwirrend.

„Ich weiß sehr wohl, dass Evan Evans allein auf sich aufpassen kann“, fuhr Betsy fort und warf ihm ein herausforderndes Lächeln zu. „Ich meine, er hat die Statur dafür, oder nicht?“

„Es sei denn, er wird eines Tages von dir in die Enge getrieben“, sagte Charlie Hopkins und sein magerer Körper zitterte vor stiller Freude, während er die Vorderzähne entblößte. „Ich würde gerne sehen, wie er sich da herauskämpft!“

Betsy zog ihr Trägertop glatt, wodurch sich der Ausschnitt in beinahe nicht mehr jugendfreie Tiefen hinabzog. „Wenn ich Evan Evans allein erwische, wird er keinen Grund zum Kämpfen haben!“, verkündete sie der versammelten Menge. „Und wir werden auch nicht mit Vogelbeobachtungen beschäftigt sein ... es sei denn, ich entscheide mich für diese Tattoos, über die ich schon länger nachdenke.“

Gelächter hallte von der niedrigen Decke zurück. Evan zeigte ein gutmütiges Grinsen und beschloss, dass er nichts sagen konnte, was Betsy nicht als Zuspruch auffassen würde.

„Was darf’s denn heute Abend sein, Evan bach? Dein übliches Guiness?“

„Ich denke, ich werde mich heute Abend dem Herrn Schäfer-Owens anschließen und ein Robinson’s trinken“, sagte Evan. „Ich habe mir einen mächtigen Durst erarbeitet.“

Betsys Hände zapften geschickt zwei Pints Robinson’s Bitter mit perfekten Schaumkronen. „Hier, trink die aus und dann kannst du uns erzählen, wo du warst.“

„Ich habe dir schon gesagt, dass er heute Klettern war“, sagte Pumpen-Roberts. „Ich habe ihn auf dem Weg zum Glyder Fawr gesehen.“

Es gab nichts, was dem Buschfunk von Llanfair entging.

„Ich hörte, dass Bronwen Price ein Lehrertreffen an der Universität in Bangor hatte“, sagte Milchmann-Evans mit einem wissenden Zwinkern.

„Die verdammte Bronwen Price!“, murmelte Betsy und stellte unsanft ein Pint ab. Evan lockerte seinen Kragen. Hier drinnen war es heute Abend wirklich warm.

„Die kleine Betsy hat Ihre Ankunft sehnlichst erwartet, Evan“, sagte Charlie Hopkins, „damit Sie sie in dieses neue französische Restaurant einladen können.“

Betsy schenkte Evan ein herausforderndes Lächeln. „Ich würde einen Abend mit Evan Evans nicht ausschlagen, aber ich stehe nicht auf französische Restaurants, danke. Die servieren Schnecken und Froschschenkel, oder? Und kleine Vögel, an denen noch der Kopf dran ist ...“

Aus der Menge kamen gemischte Reaktionen von Abscheu und Gelächter.

„Wirklich“, beharrte sie. „Ich habe im Fernsehen mal eine Reisesendung gesehen.“

„Einen Moment mal ... von welchem französischen Restaurant sprechen wir?“, unterbrach Evan.

„Das neue, das in der alten Kapelle oberhalb von Nant Peris eröffnet“, sagte Charlie Hopkins. „Hochwürden Parry Davies hat es heute Nachmittag entdeckt, nicht wahr, Hochwürden?“

„Das habe ich in der Tat, Mr. Hopkins. Es brachte mein Blut zum Kochen, sehen zu müssen, dass ein Gotteshaus in einen Sündenpfuhl verwandelt wird.“ Die Stimme kam von einem Tisch in einer abgedunkelten Ecke. Anders als sein Amtskollege der Beulah-Kapelle lag ein gelegentlicher Besuch im Pub nicht unter der Würde von Hochwürden Parry Davies – damit meine Gemeinde weiß, dass ich auch ein Mensch bin, war seine Erklärung dafür. Tatsächlich nahm er häufig die Hintertür der Kapelle und den Pfad hinter den Häusern, um am Sonntagabend mit anderen männlichen Gemeindemitgliedern zum Red Dragon zu gelangen.

„Es ist ein Restaurant, Hochwürden“, stellte Milchmann-Evans klar, „kein Bordell.“

„Woher willst du das wissen, Junge?“, kicherte Eimer-Barry, der junge Planierraupen-Fahrer. „Vielleicht ist das nur Fassade. Ich denke, ich werde das besser persönlich überprüfen. Chez Yvette, der Klang gefällt mir ... ich wette, sie ist ’ne heiße Braut. Trägt bestimmt ein schwarzes Spitzenkorsett ... französische Frauen kleiden sich so, wisst ihr.“

„Und woher willst du das wissen, Eimer-Barry?“ Betsys Stimme klang beleidigt.

„Ich hab Erfahrung.“

„Du warst noch nie weiter südlich als Birmingham“, sagte Betsy triumphierend.

„Ich hätte nichts dagegen, dich in einem schwarzen Korsett zu sehen, Betsy.“ Barry grinste sie an.

„Und ich hätte nichts dagegen, im Lotto zu gewinnen. Die Chancen stehen ungefähr gleich, würde ich sagen.“

Evan lachte zusammen mit den anderen Männern. Er hatte Betsys Schlagfertigkeit schon immer bewundert.

„Also ich gehe nicht mal in die Nähe irgendeines französischen Restaurants“, sagte Fleischer-Evans laut. „Hier gibt es schon genug Fremde. Pflanzen dämliche Tannen und verschandeln die Hügel, kaufen all unsere Cottages ... Wenn ich das Sagen hätte ...“

„Du würdest eine verdammte Mauer um Llanfair ziehen und Besucher einen walisischen Pass vorweisen lassen, ehe sie eingelassen werden“, kicherte Milchmann-Evans und erntete allgemeines Gelächter.

„Das würde ich tatsächlich“, stimmte Fleischer-Evans zu. „Dasselbe noch mal bitte, Betsy-Maus.“

Betsy füllte das Pint-Glas wieder auf. „Erzählen Sie Evan Evans von Ihrem Bus, Reverend“, sagte sie. „Er hat sich einen riesigen Bus gekauft ...“

„Um die Leute aus dem Tal hier hoch zu holen“, sagte der Pastor. „Ich habe mir um diese armen Menschen Sorgen gemacht, die im vergangenen Jahr keine Kapelle hatten und keine Möglichkeit, sonntags hier rauf zu kommen, weil der Bus nicht fährt. Der Kleinbus war die Antwort auf meine Gebete.“

„Sie bitten besser den Landwirt Owens hier, Ihr Fahrer zu sein“, sagte Eimer-Barry. „Er ist gut darin, Schafe zusammenzutreiben. Vielleich leiht er Ihnen seine Hunde.“

„Wo wir gerade von Hunden sprechen, wie geht es Ihrer Hündin, Mr. Owens?“, fragte Pumpen-Roberts. „Ist sie in Ordnung?“

„Zum Glück, ja“, sagte Mr. Owens.

„Warum, was ist ihr passiert?“, fragte Betsy, lehnte sich über die Bar und dehnte ihren Ausschnitt damit weit genug, um ihre Gäste vom Trinken abzuhalten.

„Dieser Engländer hätte sie beinahe überfahren, oder?“, fragte Pumpen-Roberts. „Und das war nicht mal auf der Straße, sondern auf der Zufahrt zum Cottage.“

„Und er besaß auch noch die Frechheit, mir zu sagen, ich solle sie unter Kontrolle halten“, sagte Mr. Owens. „Auf meinem eigenen Land!“

„Ich wusste, dass Ärger auf uns zukommt, als Rhodri sein Cottage an Außenstehende verkaufte“, sagte Fleischer-Evans wütend. „Ich hab’s euch gesagt, oder nicht? Da kommt nichts Gutes bei rum, wenn man Fremde in die Gemeinde lässt. Es ist ja nicht so, als würden sie die hiesigen Läden unterstützen, oder? Sie war, glaube ich, nur ein Mal in meinem Laden und war dann so dreist, mich zu fragen, ob ich Englisch sprechen würde, während sie mit den Armen herumwedelte, als würde sie sich mit einem Idioten unterhalten.“

„Vielleicht dachte sie, du wärst der Bruder von Briefträger-Evans“, kicherte der Milchmann. „Vielleicht dachte sie, dass Beschränktheit in der Familie liegt.“

Fleischer-Evans stellte mit einem Knall sein Glas ab. „Wenn irgendjemand mit diesem Bekloppten verwandt ist, dann du!“

Evan hatte an der Bar gestanden und sein Bier geleert, zu erschöpft und entspannt, um sich dieser Unterhaltung anzuschließen. Jetzt trat er zwischen die beiden Männer, als Fleischer-Evans gerade seine Fäuste erhob.

„Ganz ruhig, Gareth bach. Denken Sie dran, ich bin auch ein Evans“, sagte er gutgelaunt.

Fleischer-Evans ließ die Fäuste sinken. „Ich hätte nur gerne gewusst, dass Rhodris Cottage zum Verkauf steht. Dann hätte ich es selbst gekauft.“

„Um oben in den Bergen zu leben? Red doch keinen Quatsch, Junge.“

„Wenn es die Fremden davon abhält, sich hier einzukaufen!“

„Dafür ist es jetzt ohnehin zu spät“, sagte Owens der Landwirt. „Sie haben viel Geld in das Haus gesteckt und haben es sicher nicht eilig, wieder zu verschwinden.“

„Es sei denn, jemand bringt sie dazu“, murmelte Fleischer-Evans.

„Na ja, sie sind jetzt für eine Weile fort“, fügte Owens der Landwirt hinzu. „Und sie werden nicht so häufig herkommen, wenn das Wetter schlechter wird. Ein paar ordentliche Regengüsse und die Zufahrt wird zu einem rauschenden Bach. Dann will ich sehen, wie er seinen Jaguar da hochbekommt!“

„Ich verstehe nicht, was der ganze Wirbel soll“, sagte Betsy. „Sie stören uns nicht. Sie waren nicht ein Mal hier.“

„Da habt ihr’s, das sage ich doch die ganze Zeit“, sagte Fleischer-Evans triumphierend.

Alle blickten auf, als die Eingangstür plötzlich aufgestoßen wurde. Ein junger Mann kam herein, er hatte sandfarbenes, zerzaustes Haar und seine mit Sommersprossen übersäten Wangen glühten vom Wind.

„Na, wenn das nicht der junge Bryn ist“, rief Charlie Hopkins. Er wandte sich den anderen Männern zu. „Ihr kennt doch den Jungen meiner Tochter, oder? Er ist gerade der Feuerwehr beigetreten. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn jetzt Sirenen-Bryn nennen müssen.“

„Wo brennt’s denn, Junge?“, rief Eimer-Barry und kicherte lautstark.

„Steh da nicht so rum. Komm her und gönn dir ein Pint“, setzte Charlie an und hob den Arm, um seinem Enkel auf den Rücken zu klopfen.

Der junge Mann schüttelte ihn ab. „Nicht jetzt, Taid. Ich brauche ein Telefon. Ich muss sofort die Feuerwache anrufen. Es brennt oben auf dem Berg!“

Kapitel 4

Der Pub leerte sich schlagartig und die Gäste drängten in ihren polierten Sonntagsschuhen den steilen Bergpfad hinauf.

„Das ist Rhodris Cottage!“, brüllte Fleischer-Evans. „Um was wetten wir, dass diese verdammten Engländer das Gas angelassen haben?“

Die Flammen verzehrten das Cottage bereits, schossen aus geborstenen Fenstern und durch das teilweise eingebrochene Dach. Funken stoben in die klare Nachtluft.

„Was für ein Anblick. Das ist besser als die Guy-Fawkes-Nacht!“, rief Eimer-Barry.

„Hoffentlich ist die Feuerwehr bald hier, sonst geht der ganze Berg in Flammen auf.“ Owens der Landwirt blickte nervös zu seinen Schafen auf den Weiden hinauf.

„Also gut, niemand geht zu nah ran“, überschrie Evan das Brüllen der Flammen und die aufgeregten Rufe der Männer. „Haltet die Zufahrt frei, damit das Feuerwehrauto hier hochkommt. Kommt schon. Bewegt euch bitte.“ Er führte die Gaffer auf eine Seite.

„Sollten wir nicht anfangen zu löschen, Mr. Evans?“, fragte Owens der Landwirt. „Ich habe Schaufeln im Haus ...“

Evan zögerte. Es bestand die akute Gefahr, dass der ganze Hang in Flammen aufgehen konnte, aber er wollte unerfahrene Leute nicht einer solchen Gefahr aussetzen.

„Lasst mich mal machen.“ Bryn drängelte sich an Evan vorbei. „Keine Sorge. Ich bin für so etwas ausgebildet, Constable Evans.“ Auf halbem Weg über den Pfad zum Haus rief er. „Constable Evans, sie haben hier einen Wasserhahn mit Schlauch. Jetzt müssen wir nur hoffen, dass sie das Wasser nicht abgedreht haben.“

Ein schwacher Wasserstrahl kam aus dem Schlauch. Evan glaubte nicht, dass man damit auch nur das Geringste gegen das Flammeninferno ein paar Meter weiter ausrichten könnte, aber Bryn stand da und wässerte gleichmäßig den Boden um das Cottage, bis der Klang von Sirenen den Pass heraufhallte. Dann schlingerte das Feuerwehrauto die Zufahrt hinauf, gefolgt von einem Tankwagen, dessen mächtige Schläuche den Brand bald gelöscht hatten.

„Immerhin hat es sich nicht ausgebreitet.“ Ein grauhaariger Feuerwehrmann kam zu Evan herüber, als die Männer ihre Schläuche von dem zerstörten Cottage wegzogen. „Danke, dass Sie die Schaulustigen zurückgehalten haben.“ Er streckte eine Hand aus. „Geraint Jones. Ich bin der Kopf dieser Meute. Sie müssen Constable Evans sein.“

„Ganz richtig.“ Evan schüttelte die ihm angebotene Hand. „Wir hatten Glück, dass Sie so schnell hier waren. Und wir hatten Glück, dass der junge Bryn hier oben zufällig seine Großmutter besuchte. Er hat verhindert, dass sich das Feuer ausbreitet, bis Sie hier ankamen.“

Captain Jones nickte. „Er ist ein guter Junge. Etwas zu eifrig, aber ich schätze, ich war in seinem Alter auch so.“ Er tippte Evan auf den Arm. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie Ihre Jungs von dieser Sache unterrichten wollen, oder? Das war definitiv ein verdächtiges Feuer.“

„Glauben Sie, dass es absichtlich gelegt wurde?“

Der Feuerwehrmann sog Luft zwischen seinen Zähnen hindurch. „Als wir eintrafen, stand das ganze Haus schon in Flammen, also kann ich Ihnen nicht sagen, wo das Feuer ausgebrochen ist, aber aus Erfahrung weiß ich ... es braucht schon einiges, damit eines dieser alten Cottages so brennt. Steinmauern, Steinböden, da breitet sich ein Feuer nicht ohne eine gewisse Mithilfe aus. Ich würde eine Meldung machen, nur um Ihren Hintern abzusichern.“

„Danke, werde ich machen“, sagte Evan.

„Und ich würde die Leute von dem Haus fernhalten, bis Ihre Brandermittler bei Tageslicht einen Blick darauf werfen konnten. Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, was manche als Souvenirs wegschleppen.“

„Danke. Dann werde ich für den Abend alles absperren“, sagte Evan. „Ich rufe besser im Hauptquartier an, um zu hören, ob sie über Nacht jemanden als Wache raufschicken wollen.“

„Ich lasse noch ein paar meiner Männer hier oben, sie müssen vielleicht noch einige heiße Stellen ablöschen. Wir wollen ja nicht, dass der Hang in Flammen aufgeht, sobald der Wind auffrischt, nicht wahr?“

„Ich werde diese Leute nach Hause schicken.“ Evan bewegte sich auf die Menge zu, sie beobachteten noch immer fasziniert das Geschehen. „Hört mal zu. Die Show ist vorbei. Geht nach Hause. Und ich will niemanden in der Nähe sehen, bis wir hier oben fertig sind.“

Er war ein wenig überrascht von der Kraft seiner Stimme, und weil sie widerspruchslos den Heimweg antraten.

„Kommt schon, Jungs. Der Red Dragon hat noch geöffnet“, rief Charlie Hopkins. „Wo ist der kleine Bryn? Ich will ihm jetzt sein Pint ausgeben.“

Evan beobachtete, wie der alte Mann den Hügel hinabstieg, den Arm um die Schultern seines Enkels gelegt.

Als die Menge sich auflöste, erhob sich der Schrei einer Frau über die gemurmelten Unterhaltungen: „Er ist nicht hier! Oh Gott ... wo ist er?“

Evan bahnte sich einen Weg durch die Menge und erblickte eine verzweifelte Frau, die sich in blankem Entsetzen umsah. Er erkannte sie als Eigentümerin des Cottage neben Bronwens Schule. Sie hieß Ellie Jenkins und arbeitete als Zimmermädchen im Everest Inn.

„Was ist los, Mrs. Jenkins?“ Er fasste sie am Arm.

„Mein Terry. Haben Sie ihn gesehen? Er ist nicht da.“ Sie brachte die Worte fast nicht über die Lippen.

„Der kleine Terry? Nein, ich habe ihn nicht gesehen.“

„Er muss hier oben sein.“ Ihr Blick zuckte nervös umher, während sie sprach. „Wo könnte er sonst sein?“

Evan legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie zu bremsen. „Alles wird gut, Mrs. Jenkins. Kleine Jungs machen ständig Dummheiten, das wissen Sie. Jetzt atmen sie tief durch ... wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“

Ihr Atmen bestand aus zitternden Seufzern. „Ich dachte, er wäre im Bett. Dann hörte ich die Feuerwehrautos vorbeifahren und war überrascht, dass er nicht aufstand um zu sehen, was los ist. Er ist ganz verrückt nach Feuerwehrautos. Da bemerkte ich, dass sein Bett leer war. Ich war mir sicher, dass er hier heraufgekommen sein musste und ...“

Evan versuchte, sie beruhigend anzulächeln. „Ich bin mir sicher, dass wir ihn finden werden, Mrs. Jenkins. Keine Sorge. Kommen Sie. Ich helfe Ihnen beim Suchen.“

Die Menschenmenge strömte jetzt den Berg hinab. Evan hielt alle kleinen Jungs an, die er sah, und fragte sie nach Terry Jenkins, aber niemand schien ihn bemerkt zu haben.

„Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll, Mr. Evans“, seufzte Mrs. Jenkins, als sie zu dem Feuerwehrauto neben der schwelenden Ruine hinaufgingen. „Er ist so ungestüm, seit sein Vater uns im Stich gelassen hat. Ich kann ihn nicht mehr zur Vernunft bringen. Alles, was gefährlich ist ... das gefällt ihm. Feuer, Explosionen, Bomben. All diese Actionfilme im Fernsehen und Menschen, die in die Luft gejagt werden. Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll ...“

„Einen Moment“, unterbrach Evan. Er hatte gehört, wie einer der Feuerwehrleute schrie: „Aus dem Weg, Junge, sonst verletzt du dich noch.“

Evan erblickte eine kleine Gestalt, die zwischen den großen Gestalten mit dem Schlauch umher flitzte.

„Terry?“, rief er.

Der Junge sah auf.

„Terry Jenkins, komm sofort hierher!“ Die Stimme seiner Mutter verdrängte jedes andere Geräusch.

Evan ging zu dem Jungen hinüber, der einen roten Anorak über seinem Schlafanzug trug. „Komm mit Terry. Deine Mutter hat nach dir gesucht.“

Terry blickte zu Evan hinauf und wischte sich mit einer rußverschmierten Hand übers Gesicht. „Jetzt kann ich mich auf was gefasst machen, oder, Constable Evans?“ Er grinste. „Aber das war es wert. Haben Sie gesehen, wie das Wasser aus diesem Schlauch kam? Das war toll. Und diese Flammen ... die müssen hundert Meter in den Himmel geschossen sein! Ich will eines Tages auch Feuerwehrmann werden und solche Feuer löschen.“

„Terry Jenkins, du bringst mich noch ins Grab.“ Seine Mutter trat vor und packte ihn am Arm. „Warum schleichst du dich nachts raus? Du hättest bei lebendigem Leib verbrennen können!“

„Ach, Mum.“ Terry sah beschämt aus. „Ich musste mir doch das Feuer ansehen, und ich wusste, dass du mich nicht gehen lassen würdest. Du hättest es sehen müssen ... das Dach ist eingestürzte und die Flammen haben wusch gemacht! Es war atemberaubend!“

„Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll“, wiederholte Mrs. Jenkins. „Wenn doch nur dein Papa hier wäre ...“

„Ja, ist er aber nicht, oder?“, sagte Terry wütend. „Ihm ist egal, was ich mache.“

Dann riss er sich los und rannte vor ihr die Zufahrt hinunter. Evan sah ihr nach und hatte Mitleid mit der Frau. Terry kam gerade in dieses schwierige Alter und er war schon von Anfang an kein einfaches Kind gewesen. Evan hatte ihn vor ein paar Wochen bei dem Versuch erwischt, Schokoriegel aus dem Automaten an der Tankstelle von Pumpen-Roberts zu klauen. Er schien nicht zu glauben, irgendetwas falsch gemacht zu haben – nur die schlimmsten Verbrecher hatten diese Eigenschaft.

Evan stellte sicher, dass die letzten Nachzügler mit ihm vom Berg herunterkamen. Er war auf dem Weg zur Polizeistation, um telefonisch seinen Bericht abzugeben, als er Bronwen die Dorfstraße hinabrennen sah, ihr langer, roter Umhang wehte wie Flügel hinter ihr her.

„Evan, geht es dir gut?“, rief sie. „Ich habe gerade von dem Feuer gehört.“

„Alles bestens“, sagte er und lächelte, als sie näherkam. „Das Cottage vom alten Rhodri ist abgebrannt. Keine Verletzten. Die Feuerwehr beendet gerade ihre Arbeit.“

„Ich weiß nicht, was mit dir ist“, sagte sie und stand dabei so nah, dass sie zu ihm hochschauen musste. „Ich kann dich nicht einen Tag alleine lassen, ohne dass hinter meinem Rücken ein großes Drama passiert.“

„Dann lässt du mich besser nicht mehr allein, oder?“, neckte Evan. Er streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange, obwohl er sich bewusst war, dass diese Tat am nächsten Morgen schon im ganzen Dorf die Runde gemacht haben würde. „Du machst dir zu viele Sorgen. Und ich habe dir schon oft genug gesagt, dass die Arbeit eines Polizisten nicht nur aus Biertrinken und Kegeln besteht, nicht wahr?“

Bronwen nickte. „Du hast recht. Ich bin schon besorgt zur Welt gekommen. Ich bin froh, dass niemand verletzt wurde. Weiß man schon, wie es ausgebrochen ist?“

Evan schüttelte den Kopf. „Die Engländer waren schon Stunden zuvor abgereist und alles war verschlossen. Wir müssen uns das bei Tageslicht anschauen.“

Bronwen schlang ihre Arme um ihn, während sie zu den Scheinwerfern des Feuerwehrautos am Hang hinaufblickte. „Das gefällt mir nicht, Evan.“

„Was gefällt dir nicht?“

„Dass gerade dieses Cottage abgebrannt ist ... das erst vor Kurzem von Außenstehenden gekauft wurde. Ich hoffe nicht, dass es hier jetzt so losgeht.“

Kapitel 5

„Also sind Sie schon wieder an einer Sache dran“, rief Sergeant Watkins, als er am nächsten Morgen aus seinem Polizeiauto stieg. „Sie sind ein verdammtes Ärgernis, das wissen Sie, oder?“

„Hallo, Sarge.“ Evan lächelte, als er die ausgestreckte Hand des Sergeants schüttelte. „Die Feuerwehr hat mir gesagt, dass sie den Brand als verdächtig einstufen, also musste ich Meldung machen. Es tut mir leid, dass Sie deshalb hier raufkommen mussten.“

„Das sollte es auch“, sagte Watkins, aber er lächelte ein wenig. „Ich hatte ein wunderbares, entspanntes Wochenende mit der Familie. Ich gehe zur Arbeit, erpicht darauf, am Montagmorgen weiterzumachen, und was erzählt mir Detective Inspector Hughes? Er sagt: ‚Watkins, ich ziehe Sie von dem Fall ab.‘“

„Was für ein Fall ist das?“, fragte Evan.

„Bloß das Interessanteste, was hier in der Gegend für eine lange Zeit passieren wird. Erinnern Sie sich an diese Yacht, die mit einem verdammt großen Loch im Rumpf vor Abersoch gefunden wurde? Nun, der Besitzer wurde ermittelt und sie scheint Teil einer Flotte zu sein, die benutzt wird, um über Irland Drogen vom Festland einzuführen. Davor kamen sie hauptsächlich über Holyhead, aber die Abteilung aus Anglesey hat dort zusätzliche Überwachung eingerichtet. Also scheinen sie es jetzt übers Festland zu versuchen.“

„Abersoch?“, grübelte Evan. „Das wäre ideal, oder? Auf der Llyn-Halbinsel gibt es zu dieser Jahreszeit nicht viele Touristen.“

„Ideal, wie Sie sagen. Ich hätte vielleicht bei einer richtig großen, internationalen Drogenrazzia dabei sein können. Aber was passiert stattdessen? Der Detective Inspector meint: ‚Ich schicke Sie nach Llanfair, Watkins, weil Sie mit dem Revier da oben vertraut sind.‘Also werde ich geschickt um ein Cottage zu überprüfen, das vergangene Nacht abgebrannt ist, wahrscheinlich weil der Besitzer Pommes frittiert und gleichzeitig ferngesehen hat.“

„Die Besitzer waren nicht hier, Sarge“, sagte Evan. „Das Cottage wurde erst kürzlich an Engländer verkauft.“

„Oh, Tatsache?“ Watkins’ Gesichtsausdruck wurde ernst. „Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Sagen Sie mir nicht, dass das schon wieder losgeht.“

„Aber hier oben ist schon lange kein Feriencottage mehr abgebrannt, oder?“, fragte Evan. „Zumindest nicht, seit ich hier bin.“

„Nein, tatsächlich nicht, aber das heißt nicht, dass es nicht wieder losgehen könnte. Wir haben gehört, dass eine neue Gruppe in der Gegend operiert. Sie nennen sich Meibion Gwynedd – die Söhne von Gwynedd – und sie sind ziemlich radikal. Sie werden nicht aufhören, ehe sie die vollständige Unabhängigkeit von Wales erreichen.“

„Das ist ganz schön bescheuert“, rief Evan. „Walisische Unabhängigkeit? Glauben die wirklich, dass wir ohne Unterstützung aus England existieren könnten?“

Watkins schüttelte den Kopf. „Ich gehe nicht davon aus, dass sie das so weit durchdacht haben. Die meisten Extremisten wollen das Beste aus beiden Welten, oder? Unabhängigkeit für Wales, aber vollen Schutz von Großbritannien.“

„Haben wir denn irgendwelche Namen?“

„Wir haben mehrere ihrer Mitteilungsblätter in die Hände bekommen und wissen jetzt, dass sie Treffen in einer Kapelle in Bangor abgehalten haben. Ich würde sagen, dass das wirklich Extremisten sind – die Art Menschen, die Cottages niederbrennen würden, um etwas zu beweisen.“

Evan legte die Stirn in Falten. „Dann muss ihnen jemand hier oben von den Engländern erzählt haben, die kürzlich eingezogen sind ...“

Watkins nahm diesen Gedanken auf: „Was bedeutet, dass jemand hier oben irgendwie mit der Gruppe zu tun hat?“

Evan versuchte, nicht an Fleischer-Evans zu denken, aber er kam nicht umhin. Er erinnerte sich daran, dass der Metzger gemurmelt hatte: „Es sei denn, jemand bringt sie dazu.“ Er war so extrem nationalistisch und auch hitzköpfig ... genau so, wie man sein musste, um von einer radikalen Extremistengruppe wie den Meibion Gwynedd angelockt zu werden. „Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit“, sagte er.

„Vielleicht ist das etwas, was Sie heimlich untersuchen könnten“, sagte Watkins. „Ich weiß, wie es in einem Dorf läuft. Jeder kennt jeden, oder?“

Evan blickte zur Metzgerei hinüber. „Aber Sie kommen besser mit und werfen selbst einen Blick auf die Sache, ehe wir vorschnelle Schlüsse ziehen. Wie Sie sagten, wir könnten feststellen, dass jemand eine brennende Zigarette in den Müll geworfen hat, dann wären all die Sorgen umsonst.“ Während er sprach, kam ihm ein Gedanke. „Was ich noch sagen wollte, Sarge, ich kam nicht lange vor dem Brand an dem Cottage vorbei.“

„Und? Haben Sie jemanden gesehen?“

„Nur Owens, den Landwirt. Er kam von dem Cottage und schloss sich mir an.“

„Owens der Landwirt, wie? Ist er für radikale Tendenzen bekannt?“

Evan lachte. „Im Gegenteil. Er folgt dem Motto ‚leben und leben lassen‘, wobei ...“ Wobei er eindeutig klargestellt hatte, was er davon hielt, dass Engländer das Cottage gekauft hatten, dachte Evan. Und er hatte zugegeben, dort gewesen zu sein ... Evan erinnerte sich an die plötzliche Anspannung und Wachsamkeit, die er verspürt hatte. Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es Owens der Landwirt gewesen sein kann, aber ich werde mit ihm sprechen, wenn Sie wollen. Vielleicht hat er etwas Interessantes beobachtet.“

Die beiden Männer machten sich auf den Weg den Hügel hinauf. Der Morgennebel lag wie Schafswolle im Tal, doch als sie aufstiegen, sahen sie bald den blauen Himmel und hörten den Ruf einiger Lerchen.

„Mensch, an dieses Wetter könnte ich mich gewöhnen“, sagte Watkins mit einem Seufzen. „Es heißt doch, dass sich das Weltklima verändert. Vielleicht wird Wales die nächste Riviera.“

„Erzählen Sie das nicht Fleischer-Evans“, lachte Evan, dann entglitt ihm sein Lächeln, als er sah, wie Watkins ihn anstarrte. „Sie glauben doch nicht, dass er etwas hiermit zu tun hat, oder? Nicht dieses Mal, Sarge ... es ist einfach unmöglich. Er war mit uns im Pub, als Alarm geschlagen wurde.“

„Es gibt Mittel, um einen Brand zu verzögern, wie Sie wissen. Ein guter Brandstifter kann meilenweit entfernt sein, ehe das Feuer ausbricht.“