Jerry Cotton 2084 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2084 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Jagd auf einen Killer in der Karibik. In New York war ich zu Hause und hatte tausendfach den Kampf gegen das Verbrechen bestanden, und meistens hatte Phil Decker mir beigestanden und schon so oft mein Leben gerettet. Hier war ich allein auf mich gestellt. Nicht nur der Killer war mein Feind, mörderisch war auch der Inseldschungel. Gegen das karibische Ferienparadies stand die karibische Hölle ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Sie warfen mich den Haien vor

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Johnny Cris

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1190-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Sie warfen mich den Haien vor

»Schon etwas Neues?«

»Nein, Sir.«

Die Hände des Fluglotsen begannen zu schwitzen, während er wie gebannt auf den Radarschirm starrte, dessen leuchtend grüner Zeiger im Kreis rotierte, ohne auf Widerstand zu treffen.

»Tut mir Leid, Sir. Maschine 1401 ist nicht wieder aufgetaucht.«

»Verdammt.« Der Flugoffizier biss sich auf die Lippen. »Wir haben sie verloren.«

Er griff nach der Kladde, die er unter dem Arm trug und ging die Passagierliste des vermissten Flugzeugs durch.

»Alwin, Mike

Armbruster, Henry

Benton, Joanna

Cotton, Jerry …«

»Was?«

Phil Deckers Gesicht verfärbte sich, als er aufsprang und sich über den großen Schreibtisch beugte, an dem John D. High ihm gegenüber saß.

»Sie haben richtig gehört, Phil«, bestätigte der Chef leise.

Mr. Highs Stirn wurde oft von tiefen Sorgenfalten zerfurcht – die Verantwortung, die er in seiner Position als FBI-Chef des Distrikts New York zu tragen hatte, brachte dies mit sich. Aber so besorgt wie im Augenblick hatte Phil seinen Vorgesetzten selten erlebt. Mr. Highs Gesicht war aschfahl, seine Züge wirkten welk und eingefallen.

Auch Phil fühlte sich elend. Seine Knie begannen zu zittern und er setzte sich wieder.

»Wann ist es passiert?«, erkundigte er sich tonlos.

»Gestern nacht, Phil. Die Maschine verschwand plötzlich von den Radarschirmen. Die Luftkontrolle in Miami gab sofort Alarm, aber in der Dunkelheit konnte keine Suchaktion eingeleitet werden. Seit dem Morgengrauen sind sämtliche, verfügbaren Einheiten im Einsatz.«

Phil nickte wie in Trance.

Er wollte es nicht glauben.

Noch vor Tagen hatte Jerry neben ihm gesessen, hier, im Büro von Mr. High.

Er hatte diesen Auftrag bekommen – reine Routinesache – und war nach Jamaica geflogen.

Und nun sah es so aus, als würde er nie wieder von dort zurückkehren.

»Ich muss nach Miami, Sir«, erklärte Phil unvermittelt. »Jerry ist mein Partner. Wenn die geringste Chance besteht, dass er noch lebt, will ich bei der Suchaktion dabei sein.«

Mr. High nickte und ein mildes Lächeln huschte über seine Züge. »Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden, Phil – deshalb habe ich Ihnen einen Platz auf der nächsten Maschine nach Miami buchen lassen. Das Ticket ist am Flughafen für Sie hinterlegt.«

»Danke, Sir«, sagte Phil traurig. »Ich weiß das sehr zu schätzen.«

»Es … ist nicht nur wegen Jerry, Phil«, erklärte Mr. High ein wenig zögernd. »Sie wissen, welchen Auftrag er hatte …«

Phil nickte. »Ich weiß.«

»Falls es Überlebende gibt und Jerry nicht dazugehört …«

Phil schnitt eine Grimasse. »Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun, Chef. Ich werde nach Miami fliegen und mich dort umsehen. Und wenn nötig, werde ich Jerrys Mission zu Ende führen. Das bin ich ihm schuldig.«

Mr. High nickte und für einen kurzen Augenblick schienen seine Augen feucht zu werden.

»Viel Glück, Phil«, meinte er dann, »und damit meine ich nicht nur Ihren Auftrag …«

***

Das erste, das ich hörte, als heftiger Wind mich aus der Bewusstlosigkeit fegte, war das Brausen des Meeres, dessen Brecher heranbrandeten und mit lautem Getöse zusammenschlugen.

Ich erwachte.

Meine Arme, meine Beine – ich konnte sie fühlen. In grotesker Verrenkung lagen sie um mich im Sand, während Sonnenlicht und verkrustetes Salz auf meiner Haut brannten.

Ich versuchte, mich zu bewegen und war fast überrascht, als es mir tatsächlich gelang.

Halb richtete ich mich auf, halb blieb ich liegen, während ich meine gebeutelten Glieder zu sortieren versuchte und gleichzeitig ein Dankgebet sprach, dass ich am Stück geblieben war.

Ich schlug die Augen auf.

Das gleißend helle Licht blendete mich und schmerzte in meinen Augen.

Dann, nach Sekunden, verschwand der Schmerz – und wich einem Bild des Schreckens.

Ich war an einem Strand.

Blendend weißer Sand umgab mich, türkisblaues Wasser brandete mit schöner Regelmäßigkeit an das von Palmen gesäumte Ufer.

Nur die Schneise, die vom Wasser her den Strand überquerte und ein klaffendes Loch in den üppigen Wald geschlagen hatte, störte den Eindruck vom unberührten Paradies – und das Wrack des Flugzeugs, das wie ein waidwundes Tier im zerborstenen Unterholz lag.

Einer der Flügel war abgebrochen und am Strand völlig ausgebrannt. Der andere ragte fast senkrecht in die Luft, ein weißes Mahnmal der Vergänglichkeit.

Ich versuchte mich zu erinnern.

Jamaica … der Abflug … der Ausfall der Maschinen … die Durchsage des Piloten … der Versuch einer Notlandung …

Ich wusste noch, wie ich in den Sitz gepresst wurde, als das Flugzeug an Höhe verlor – ab diesem Augenblick fehlte mir jede Erinnerung.

Fassungslos sah ich zum Wrack des Flugzeugs hinüber und erst jetzt wurde mir klar, welch großes Glück ich gehabt hatte,

Die Bugseite des Learjets war so gut wie nicht mehr vorhanden. Ein spitzer Fels, der im Dickicht des Dschungels Wache hielt, war der heranrasenden Maschine zum Verhängnis geworden. Er hatte das Cockpit der Länge nach aufgeschlitzt.

Die Nottreppe des Jets war ausgefahren – offenbar hatte ich das Flugzeug auf diesem Weg verlassen …

Ich zwang mich auf die Beine und wollte meine zitternden Muskeln auf das Wrack des Fliegers zubewegen, um nach weiteren Überlebenden zu suchen, als ich zu meiner Linken verhaltenes Stöhnen vernahm.

Ich fuhr herum – und sah einen Mann, der erschöpft am Strand lag.

Schnell eilte ich zu ihm.

Der Mann – ein sportlicher Typ von etwa vierzig Jahren, dessen Khaki-Anzug in Fetzen an seinem Körper hing, hatte Sand geschluckt. Ich schüttelte ihn und er erbrach sich.

Keuchend kam er wieder zu Atem.

»Danke«, stieß er hervor und sein französischer Akzent war unüberhörbar.

»Keine Ursache«, gab ich zurück. »Wird es gehen?«

Der Franzose nickte. »Was … ist geschehen?«

»Wir sind abgestürzt«, gab ich mit knappen Worten bekannt. »Irgendwie ist es uns gelungen, aus der Maschine zu kommen – fragen Sie mich nicht, wie.«

»Ich kann mich auch nicht erinnern«, sagte der andere, richtete sich auf und streckte mir seine Hand entgegen.

»Alain Lasalle. Ich war in Guyana und wollte von Kingston nach Miami …«

»Daraus wird wohl vorerst nichts. Ich weiß nicht mal, wo wir hier sind.« Ich ergriff seine Hand und drückte sie herzlich. »Jerry Cotton aus New York.«

»Schön, dass wir noch leben …«

»Ganz meine Meinung. Wir sollten nachsehen, ob jemand unsere Hilfe braucht …«

»Natürlich.« Lasalle richtete sich auf und kam schwankend auf die Beine. »Ich bin Arzt. Ich kann …«

Drüben im Dickicht bewegte sich etwas. Das Gebüsch teilte sich und eine junge Frau tauchte auf, deren blondes Haar in matten Strähnen auf ihr zerschlissenes Kleid herunterhing.

»Hallo!«, schrie sie, während sie uns durch den Sand entgegenwatete. »Bin ich froh, Sie zu sehen, ich dachte schon …«

»Ging mir zuerst auch so«, bestätigte ich.

Die junge Frau langte atemlos bei uns an.

»Was ist nur geschehen?«, fragte sie verwirrt. »Sind wir abgestürzt?«

»Sieht ganz danach aus«, bestätigte Lasalle, »obwohl ich mich ehrlich gesagt, nicht an alles erinnern kann.«

»Ich auch nicht«, stimmte die junge Frau ihm zu, während ihr Blick sich plötzlich verfinsterte.

»Was ist? Stimmt etwas nicht?«

»Ich war nicht allein im Flugzeug«, antwortete sie leise. »Jemand war bei mir …« Sie blickte suchend umher, während sie ihre verwirrten Gedanken zu ordnen versuchte. Es war offensichtlich, dass sie noch unter Schock stand.

»Meine Schwester«, rief sie plötzlich, »meine Schwester war bei mir! Elaine – wo ist sie …?«

»Vielleicht noch im Flugzeug«, meinte Lasalle, »sehen wir doch nach …«

Wir eilten dem verbeulten Wrack entgegen, das aus der Nähe betrachtet noch schlimmer aussah als aus der Ferne.

Das Hecktriebwerk des Jets war abgerissen worden, ebenso Höhen- und Seitenruder. Zahllose Schrammen und Beulen übersäten den Rumpf, das Cockpit selbst war beim Aufprall auf den Felsen förmlich zerschmettert worden.

»O nein«, keuchte die junge Frau, als sie die blutige Hand entdeckte, die aus dem zerbrochenen Kanzelglas ragte.

»Ich werde nachsehen«, erklärte ich. »Lasalle – gehen Sie mit ihr in die Passagierkabine.«

»In Ordnung.«

Der Arzt und die blonde Frau setzten sich in Bewegung, um die verbeulten Stufen der Nottreppe zu erklimmen. Ich umrundete das Wrack, kletterte auf den verbliebenen Flügel und stieg über Trümmer und aufgerissenes Metall hinweg zum Cockpit, dessen Vorderseite im massigen Fels zu stecken schien.

Ich erreichte den Notausstieg, der oberhalb der Kanzel eingelassen war und hoffte, dass er sich noch öffnen ließ. Meine schmerzenden Muskeln zogen am Verschluss, zischend brach die Versiegelung.

Mit den Beinen voraus ließ ich mich ins Halbdunkel hinab, das darunter herrschte.

Es war ein schlimmer Anblick.

Beide Piloten waren bei dem furchtbaren Aufprall ums Leben gekommen. Die Felsnadel hatte die Kanzel gespalten und die Körper der beiden Männer zerschmettert. Blut war überall zwischen den zertrümmerten Instrumenten …

»Sind Sie da drin, Mister?«, fragte jemand durch das geschlossene Schott des Cockpits. Ich erkannte die Stimme der jungen Frau.

»Ja, ich bin hier«, bestätigte ich.

Ich öffnete die Notverriegelung des Schotts und schob es beiseite.

»Sie sollten da nicht reingehen«, wies ich die Blondine an, die sich an mir vorbei ins Cockpit drängen wollte.

»Sind sie …?«

Ich nickte. »Kein sehr schöner Anblick, fürchte ich. Wie sieht’s im Passagierraum aus?«

Eine Antwort erübrigte sich.

Das Innere der Passagierkabine glich einem Schlachtfeld.

Die Seitenwände waren eingedrückt, einzelne Sitze aus ihren Verankerungen gerissen worden. Dazwischen lagen zahllose Gepäckstücke verstreut. Und überall waren Blut und die leblosen Körper von Fluggästen, die weniger Glück gehabt hatten als wir.

»Ici!«, hörte ich Lasalle auf Französisch rufen – er schien sehr aufgeregt zu sein. »Hier lebt noch jemand!«

Ich setzte über die Überreste eines First-Class-Sessels hinweg und stieß zu dem Arzt, der mit blutverschmierten Händen ein Trümmerstück der Plastikverkleidung beiseite räumte. Darunter kam die säuerliche Miene eines hageren Mitvierzigers heraus, der uns vorwurfsvoll ansah.

»Wird auch Zeit, dass endlich jemand kommt. Ich dachte schon, ich müsste die ganze Zeit hier liegen.«

»Immer mit der Ruhe«, sagte ich. »Sind Sie verletzt?«

»Sehe ich so aus? Helfen Sie mir auf, dann bin ich wieder wie neu …«

Ich packte die Hände des unduldsamen Zeitgenossen und zog ihn auf die Beine.

»Sie haben verdammtes Glück gehabt«, meinte Lasalle bewundernd.

»Sieht ganz so aus«, bestätigte der Hagere, während er mit kühlem Blick das Ausmaß der Zerstörung erfasste.

»Meine Schwester! Hier ist meine Schwester!«, schrie die junge Frau plötzlich. »Sie lebt!«

Wir fuhren herum und halfen ihr, Trümmer und Gepäckstücke beiseite zu räumen.

»Los doch! Schneller! Sie ist da drunter! Sie atmet …«

Ein zerbrechlich wirkender Körper kam zum Vorschein, der sich unmerklich bewegte. Lasalle und ich befreiten die Frau, die von herabgestürzten Koffern am Kopf getroffen und von dem Schlag bewusstlos geworden war.

Lasalle beugte sich über sie und untersuchte die blutverkrustete Wunde an ihrer Stirn.

»Was ist mit ihr?« fragte ihre Schwester besorgt.

Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Kein Grund zur Besorgnis, Madame – nur eine kleine Gehirnerschütterung. Wenn Sie mir helfen, Jerry, können wir sie nach draußen bringen …«

Behutsam hoben wir die Frau auf, die allmählich aus ihrem Dämmerzustand erwachte. Sie war etwas kleiner und stärker gebaut als ihre Schwester – trotzdem war die Ähnlichkeit unübersehbar.

Vorsichtig verließen wir den Ort des Grauens und stiegen über die schmale Ausstiegsleiter ab, unsere Last dabei so gut wie möglich stützend.

»Es ist schrecklich«, stieß Lasalle atemlos hervor. »Vierzehn Passagiere und zwei Piloten – und nur fünf Menschen haben überlebt.«

»Sechs«, meldete eine brummige Stimme – und wir wandten uns überrascht um.

»Ich wäre froh, wenn Sie mich nicht jetzt schon zu den Toten zählen würden, Mister«, gab ein breitschultriger Koloss bekannt, der im Schatten einer Palme stand und anscheinend nur auf uns gewartet hatte. »Sieht ganz so aus, als säßen wir auf dieser verdammten Insel fest …«

***

Als die Maschine der Southeast Airlines um 14.02 Ortszeit vom La Guardia Airport startete, krallten Phils Hände sich in die Lehnen seines Sessels.

Selten zuvor war er so beunruhigt gewesen, hatte er das Ende des Fluges so sehr herbeigesehnt.

Die wenigen Stunden, die der Flieger braucht, um die Strecke zwischen New York und Miami zurückzulegen, erschienen Phil wie eine Ewigkeit.

Er brannte darauf, die Küstenwache aufzusuchen und sich über den Stand der Dinge zu erkundigen.

War Jerrys Maschine inzwischen gefunden worden?

War sie abgestürzt?

Gab es irgendwelche Hinweise?

Überlebende?

Phil zog sich den Kopfhörer über die Ohren, den eine freundliche Stewardess ihm gegeben hatte. Aber die klassischen Geigentöne, die aus den kleinen Lautsprechern dudelten, wollten ihn nicht recht beruhigen.

Er winkte die Stewardess herbei und bestellte einen doppelten Scotch.

»Auf dein Wohl, alter Junge«, flüsterte er, als er das feurige Gesöff ansetzte und auf einen Zug hinunterkippte.

Es war nicht nur die Sorge um seinen Freund und Partner, die Phil umtrieb – auch der Auftrag, mit dem Mr. High ihn betraut hatte, bereitete ihm Kopfzerbrechen.

Jerrys Mission … Fred Walker zu beschatten, hatte nach einem Routineauftrag geklungen – und nun war alles ganz anders gekommen.

Und wenn – was der Schöpfer verhindern mochte – Jerry tatsächlich etwas zugestoßen war, dann würde es Phils Aufgabe sein, Walker zu fassen und ihn unschädlich zu machen.

Wenn Jerry jedoch noch lebte und den Absturz der Maschine heil überstanden hatte, lauerte in der Gestalt von Fred Walker eine tödliche Gefahr auf ihn …

***

Der hünenhafte Mann, der vor dem Flugzeug auf uns gewartet hatte, hieß McCay.

Und McCay hatte Recht.

Wir saßen tatsächlich fest – auf einer Insel mitten im Nirgendwo.

Ein Aufstieg auf den kleinen Berg, dessen flache Kuppe sich nur wenige hundert Meter vom Ufer entfernt erhob, schaffte schnell Gewissheit: Wir waren von Wasser umgeben.

Von allen Seiten brandete das glasklare Türkis heran, umspülte die Felsen der Bucht und den hellen Sand, während beständiger Wind die Wellen ans Ufer trieb und die Kronen der Palmen wippen ließ.

Die Insel mochte etwa einen Kilometer im Durchmesser besitzen – eines jener winzigen Eilande, die die Karibik zu hunderten übersäen. Bis uns hier eine Rettungsmannschaft entdecken würde, konnten Tage vergehen.

Mein erster Gedanke war, einen Notruf an die Küstenwache abzusetzen – aber das Funkgerät im Cockpit war beim Aufprall zerstört worden und das dürftige Überlebensset, das ich im Laderaum des Learjet fand, enthielt nicht einmal einen Notsender. Mein Handy war in dieser Situation ebenfalls keine Hilfe – einsame Inseln in der Karibik gehören nicht zu den Gegenden, die von Kommunikationssatelliten bedient werden …

»Können Sie etwas entdecken, Jerry?«

Lasalle, der französische Arzt, kam den schmalen Pfad heraufgestiegen, den ich ins üppig wuchernde Unterholz getreten hatte.

Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Nur Wasser, soweit das Auge reicht.«

»Mince alors.« Der Franzose schürzte die Lippen.

»Wie geht es Ihrer Patientin?«