Jerry Cotton 2135 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2135 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Totaler Stromausfall in New York City. Natürlich gab es für einen solchen Fall Katastrophenpläne. Wir glaubten vorbereitet zu sein, doch niemand hatte vorausgesehen, was jetzt wirklich passierte und unsere Stadt zur Hölle machte. Die Ratten der Unterwelt waren auf einmal die Könige der Nacht. Und mitten darin ein Triebmörder, der sich im Blutrausch befand ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 122

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

BLACKOUT – eine Stadt stürzt ins Verderben

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Vertrauter Feind«/PWE-defd, HM

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1200-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

BLACKOUT – eine Stadt stürzt ins Verderben

10.48 p.m.

Der dunkle Mantel der Nacht hatte sich über die Stadt gelegt, die sich mit Millionen Lichtern gegen die Rabenschwärze wehrte, die aus dem mondlosen Himmel fiel.

Neonbeleuchtung, die unruhig über dem Broadway flackerte, Straßenlicht, das die breiten Avenues erhellte, kaltes Schimmern, zurückgeworfen von den gläsernen Fassaden der Wolkenkratzer.

Hinter den Fenstern der Apartmenthäuser und Mietblocks bewegten sich die schemenhaften Gestalten der Bewohner – ein Rentner, der vor dem blauen Flackern seines TV-Geräts saß, ein Ehepaar beim gemeinsamen Abendessen, eine Geburtstagsparty, die in vollem Gange war, eine junge Frau, die sich in ihrem Schlafzimmer entkleidete.

Keiner der Bewohner des Hauses an der Ecke First Avenue/68. Straße ahnte, dass ein grausamer Tod in der tiefen Schwärze lauerte, die jenseits des warmen Lichts ihrer Wohnungen lag …

Stella Finch betrachtete sich im Spiegel, nachdem sie den Reißverschluss ihres Kleides geöffnet und den dünnen Stoff langsam zu Boden hatte gleiten lassen.

Was sie sah, gefiel ihr nicht besonders – sie hatte zugenommen.

Besonders an den Hüften und am Bauch.

Missbilligend kniff sie ihre weiche Pfirsichhaut und wünschte die kleinen Fettpölsterchen fort, die sich dort gebildet hatten. Andere Frauen hätten wer weiß was drum gegeben, Stellas Figur zu haben – aber für sie, die Perfektionistin, war jedes zusätzliche Pfündchen schon zu viel.

Die junge Frau mit dem langen roten Haar arbeitete in einer Boutique in der Fifth Avenue. Es gehörte zu ihrem Job, gut auszusehen – und da zählte jedes Gramm.

Unwillig entledigte sich Stella ihrer Wäsche und schlüpfte in ein hautenges Sporttrikot. Dann ging sie zu dem Heimtrainer. Er stand vor dem breiten Fenster ihres Schlafzimmers, jenseits dessen sich das gleißende Lichtermeer Manhattans erstreckte.

Sie stieg auf das Gerät, das ein wenig wie ein zum Gerippe abgemagertes Pferd wirkte und begann, an ihren Problemzonen zu arbeiten, während aus dem Radio leise Musik drang.

She works hard for the money, so hard for the money …

Stella summte die Melodie des Songs mit, dessen Text ihr irgendwie passend erschien und sie schloss die Augen, während ihre Muskeln das Gerät rhythmisch betätigten.

Sie sah nicht den roten Lichtpunkt, der aus der Dunkelheit durch das Fenster fiel und wie ein lauerndes Reptil über den Boden kroch, bereit zum tödlichen Biss …

***

Der schlanke Lauf der Waffe ragte hinaus in die Dunkelheit.

Es war ein langläufiges Scharfschützengewehr, wie Profikiller es verwenden.

Die Gestalt, die im Dunkel des Raumes saß, blickte durch das Zielfernrohr, beobachtete, wie der rote Lichtpunkt des Laservisiers die Wohnung von Stella Finch durchwanderte.

Der gebündelte Lichtstrahl markierte den Punkt, den die Kugel treffen würde.

Unfehlbar.

Präzise.

Tödlich.

Der Mann im Dunkel grinste.

Er hatte zugesehen, wie sich die junge Frau vor dem Spiegel ausgezogen hatte und er genoss es jetzt, ihren in seinen Augen perfekten Körper mit dem Lichtpunkt zu berühren.

Durch die Vergrößerungsoptik der Zielvorrichtung konnte er sehen, wie die Muskeln sich unter Stellas Trikot bewegten, während die rothaarige Frau an dem Trimmer arbeitete.

Er sah den Schweiß auf ihrer Stirn, sah die schillernden Perlen, die ihr den Hals hinab in den Ausschnitt mit den wohlgerundeten Brüsten rannen – und lenkte den roten Punkt, um sie aufzufangen.

Langsam, drohend, wanderte das rote Licht an Stellas Beinen empor, über ihren flachen Bauch und ihre üppigen Brüste hinweg – und kam schließlich auf ihrer Stirn zur Ruhe, wo die Schweißtropfen glänzten.

Die junge Frau ahnte nicht das Geringste.

Sie trainierte weiter, als hinge ihr Leben davon ab und hatte nichts anderes im Sinn, als ihre winzigen Fettpölsterchen loszuwerden, die schon in wenigen Augenblicken keine Rolle mehr spielen würden.

Der Killer lächelte wieder.

Es bereitete ihm sadistisches Vergnügen, in die Wohnungen seiner Opfer einzudringen, sie zu beobachten und genau dann zuzuschlagen, wenn sie sich am sichersten fühlten …

Der Mann im Dunkel hielt den Atem an.

Langsam krümmte sich sein Finger am Abzug, während der rote Lichtpunkt über dem Gesicht der jungen Frau schwebte und das Ziel markierte …

***

Die Dunkelheit brach urplötzlich über Stella Finch herein und die junge Frau stieß einen überraschten Schrei aus.

Zuerst glaubte sie, ein Kurzschluss oder eine durchgebrannte Sicherung hätte die plötzliche Finsternis verursacht – doch ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass die Dunkelheit nicht nur in ihrem Schlafzimmer herrschte: Die blinkenden Neonreklamen, die Lichter der Straßenbeleuchtung, die eisweißen Fenster der umliegenden Häuser waren plötzlich verschwunden, verschlungen vom finsteren Rachen der Nacht.

Geblieben waren nur die matten Lichtkegel der Autos, die sich tief unten durch die dunklen Häuserschluchten schnitten …

Stromausfall.

Blackout.

Ganz Manhattan schien davon betroffen zu sein, nicht eine einzige Glühbirne, die ihren Strom aus der Public Power Plant bezog, tat mehr ihren Dienst.

»Auch das noch …«

Seufzend stieg Stella von ihrem Horse-Trainer und tastete sich vorsichtig durch die Finsternis ihrer Wohnung.

Die Batterien der Taschenlampe, die in der Küchenschublade lag, waren leer, aber es mussten doch noch irgendwo ein paar Kerzen zu finden sein, übrig geblieben vom letzten Dinner mit Jack.

Stellas Laune war auf dem Nullpunkt angelangt.

Zuerst ihre Fettpölsterchen – nun auch noch das!

Sie hatte sich so darauf gefreut, die neueste Folge von ›Friends‹ im Fernsehen zu sehen – nun würde wohl nichts daraus werden.

Misslaunig suchte die junge Frau ihren Weg durch die unerwartete Dunkelheit – nicht ahnend, dass diese ihr das Leben gerettet hatte.

***

Auch der rote Punkt war erloschen, nur einen Sekundenbruchteil nach Ausfall des Stroms. Von einem Augenblick zum anderen war Stella Finchs Wohnung in plötzlicher Dunkelheit versunken.

Auch das Licht in den Fenstern der umliegenden Hochhäuser war mit einem Mal erloschen, das gesamte Viertel lag nun in Dunkelheit.

Der Mann mit dem Gewehr fluchte und schaltete die Zieloptik aus.

Zwar hätte er Stella mit Hilfe des Laservisiers noch immer treffen können, aber es war nicht mehr dasselbe.

Sein krankes Hirn verlangte danach, dass er sah, wie sie zusammenbrach, wie ihre letzten Blicke ungläubig danach fragten, wie jemand sie in ihrer Wohnung, ihrer Burg, ihrem Allerheiligsten hatte ermorden können.

Die Dunkelheit würde ihm all das vorenthalten – und er mochte nicht darauf verzichten.

Der Mann mit dem Gewehr war ein Psychopath, sein Geist war krank. Er wusste das, doch es kümmerte ihn nicht.

Dem Schicksal zürnend, das ihm einen so hässlichen Streich gespielt hatte, zog sich der Killer vom Fenster zurück und begann, im Schein der Taschenlampe sein Gewehr zu zerlegen und die Bauteile wieder in die Sporttasche zu packen.

Ein dummer Zufall hatte Stella Finchs Leben gerettet – aber dabei wollte der Mann im Dunkel es nicht bewenden lassen.

Wenn er sich ein Opfer ausgesucht hatte, blieb er so lange daran, bis er sein Vorhaben ausgeführt hatte.

Stella Finch würde keine Ausnahme sein – sie würde sterben wie alle anderen, inmitten der Geborgenheit ihrer vier Wände …

Der Killer schaltete die Taschenlampe ab und zog sich mit einem teuflischen Grinsen in die Dunkelheit zurück.

Er würde wiederkommen …

***

»… zu einem totalen Stromausfall in Manhattan gekommen. Wie der verantwortliche Schichtleiter der Public Power Plant mitteilt, handelt es sich dabei um eine unbedeutende Funktionsstörung, die mit Hilfe einer computergestützten Systemanalyse innerhalb weniger Minuten wieder unter Kontrolle gebracht werden wird. In den meisten Teilen Manhattans ist bereits wieder Strom verfügbar. Die Triple P-Werke entschuldigen sich für den Zwischenfall und …«

»Was die nicht sagen.« Phil Decker beugte sich vor und stellte das Autoradio ab. »Hast du das gehört, Jerry? Eine unbedeutende Funktionsstörung – die haben vielleicht Nerven!«

»Beruhige dich, Alter«, gab ich zurück – aber auch mir war nicht gerade zum Scherzen zumute.

Wir befanden uns inmitten des Verkehrsgewühls, das auf der Third Avenue herrschte. Obwohl der Stromausfall nur 15 Minuten gedauert hatte, hatte es genügt, um ein kleines Chaos zu verursachen.

Die Straßen waren überfüllt, Menschen kamen aus ihren Häusern, Kerzen und Taschenlampen schwenkend, zu Hunderten strömten Passanten aus den Zugängen der Subway-Tunnels, winkten Taxis heran, die sie anstelle der ausgefallenen U-Bahnen befördern sollten.

Nur allmählich begann sich das Durcheinander wieder aufzulösen.

»New York City, die Stadt, die niemals schläft«, kommentierte Phil lakonisch. »Ein kleiner Stromausfall und schon spielen alle verrückt.«

»Tja«, gab ich zurück, während ich damit beschäftigt war, unseren Buick durch die überfüllte Straße zu manövrieren, »offenbar waren wir nicht die Einzigen, die der Blackout überrascht hat.«

»Überrascht?« Phil grunzte verächtlich und rollte mit den Augen. »Das ist noch reichlich untertrieben, Partner. Zwei Wochen saubere Polizeiarbeit den Bach runter, einfach so. Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um diesen verdammten Malcolm zu kriegen. Und als wir ihn endlich fassen wollen, gehen mir nichts dir nichts die Lichter aus – einfach so. Wie findest du das?«

»Schlechtes Timing«, erwiderte ich schlicht, den Zorn und die Enttäuschung zügelnd, die auch durch meine Adern wallten.

Phil murmelte eine unverständliche Erwiderung und starrte durch die Windschutzscheibe auf die nächtliche Straße, deren dichter Verkehr sich langsam lichtete.

Ich setzte den Blinker und bog in Richtung Federal Plaza ab, wo Mr. High uns zum Rapport erwartete.

Zehn Minuten später standen wir im Büro unseres Chefs, der wie immer hinter seinem mächtigen Schreibtisch saß und uns mit wachen Blicken anschaute.

»Nun?«, fragte er nur.

»Die Aktion war ein Fehlschlag, Sir«, gestand ich ohne Umschweife. »Durch den plötzlichen Stromausfall gelang es dem Verdächtigen, uns zu entwischen.«

»Hm.« Mr. High kniff die Lippen zusammen und bedeutete uns, in den beiden Besuchersesseln Platz zu nehmen.

»Das ist eine böse Sache, Gentlemen«, meinte er schließlich. »Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, schließlich konnte niemand mit dem Blackout rechnen. Aber die Tatsache, dass Ihnen der einzige Informant entwischt ist, der einen Hinweis auf die Identität des Killers hätte geben können …«

»Wem sagen Sie das?« Phil schnaubte. »Jerry und ich haben uns Nächte um die Ohren geschlagen, um an diesen Malcolm heranzukommen und als wir ihn fast haben …«

Ich nickte grimmig.

Phil hatte Recht.

Seit einem halben Monat arbeiteten wir nun an dem Fall des brutalen Serienkillers, der die Stadt in Atem hielt und noch immer tappten wir im Dunkeln. Der Informant mit Decknamen ›Malcolm‹, auf dessen Spur wir durch einen Tipp gekommen waren, war unsere einzige konkrete Spur gewesen.

Nun war er uns entwischt.

Schon achtmal hatte der Killer zugeschlagen – und noch immer wussten wir nicht, wer der Kerl war, der wehrlose Menschen durch die Fenster ihrer Wohnungen erschoss. Auch hatten wir noch immer keine Ahnung, was den Mörder zu seinen grausamen Taten trieb – alles, was er am Tatort zurückließ, waren Leichen.

Und die Kugeln aus dem Lauf seiner Waffe.

Laut ballistischer Untersuchung handelte es sich um ein hochmodernes Präzisionsgewehr, wahrscheinlich mit Laserzielvorrichtung, wie es auch von Profikillern verwendet wird. Die Sensationspresse hatte sich ihren eigenen Reim darauf gemacht und den Mörder effektheischend ›Laserkiller‹ getauft.

Die Zeitungen waren voll von Berichten über seine Bluttaten und versetzten die Stadt in Angst und Schrecken – nicht umsonst hatte Bürgermeister Giuliani persönlich um den Einsatz des FBI gebeten …

»Nun«, meinte Mr. High schließlich, »bleibt nur zu hoffen, dass unser anonymer Killer von dem Stromausfall ebenso überrascht war wie Sie, Jerry und Phil. Vielleicht schlägt er heute Nacht nicht zu.«

»Schön wär’s«, entgegnete ich freudlos. »Aber ich fürchte, dieser Kerl lässt sich durch nichts davon abhalten, seinem Hobby nachzugehen. Bislang hat er an jedem ungeraden Kalendertag zugeschlagen. Heute ist der dreizehnte.«

»Wenn man noch nicht abergläubisch ist, könnte man’s fast werden«, meinte Phil. »Man hat den Eindruck, dieser Kerl wird vom Schicksal besonders begünstigt. Jeder Versuch, ihm auf die Schliche zu kommen, war bislang erfolglos.«

»Und dabei könnten wir einen Erfolg gut gebrauchen«, entgegnete Mr. High. »Die Bevölkerung wird allmählich unruhig …«

»Wen wundert’s?« Phil schnaubte. »Die Vorstellung, dass dort draußen ein Wahnsinniger umgeht, der wahllos Leute tötet, versetzt mich auch nicht gerade in Ekstase. Wir müssen diesen Psychopathen stoppen, ehe er noch mehr Unheil anrichtet – aber wo, zum Henker, sollen wir weitermachen? Unsere beste Chance ist zum Teufel.«

»Vielleicht gibt es ja eine Reaktion auf Ihren Aufruf im Mirror«, hoffte unser Chef. »Es war eine gute Idee, eine Hotline für sachdienliche Hinweise einzurichten. Wer immer dieser Kerl ist – er ist schließlich nicht unsichtbar.«

Ich nickte. »Phil und ich werden die Nacht über im Büro bleiben und Telefonwache halten, damit wir im Ernstfall sofort zur Stelle sind.«

»Tun Sie das. Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Die Vorstellung, dass dieser Mörder gerade in diesem Augenblick unterwegs ist, um sich ein neues Opfer zu suchen, ist mir unerträglich.«

»Ich weiß, Sir«, erwiderte ich düster. »Mir geht es ebenso …«

***

Der zweite Versuch.

Und diesmal würde kein dummer Zufall Stella Finch zu Hilfe kommen.

Der Mann im Dunkel war in sein Versteck zurückgekehrt, das Stella Finchs Apartment genau gegenüber lag.

Die junge Frau, die den Stromausfall offenbar mit ein paar Kerzen überbrückt hatte, war unmittelbar nach Ende des Blackouts hinter der Tür ihres Badezimmers verschwunden.

Der Killer zählte die Minuten, blickte immer wieder unwillig auf seine Uhr, deren Zeiger über die Leuchtanzeigen des Zifferblatts zu kriechen schienen.

Was, zum Henker, hatte dieses Weibsbild so lange im Badezimmer zu schaffen?

Dann, endlich, öffnete sich die Tür zum Bad wieder und im fahlen Lichtschein war Stella Finchs Silhouette zu sehen.

Der Killer riss das Zielfernrohr an sein Auge. Er stieß ein lüsternes Keuchen aus, als er erkannte, dass die junge Frau jetzt völlig nackt war.

Er beobachtete, wie sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, ihr langes rotes Haar vor der Spiegelkommode bürstete und sich dann anschickte, zu Bett zu gehen.

Der Mann im Dunkel aktivierte die Zieloptik und sofort erschien wieder der rote Lichtpunkt, der sich in trägem Zickzackkurs auf das Bett zubewegte, dann über den schimmernden Satin der Bettdecke wanderte, unter die die junge Frau jetzt schlüpfte.

Und wieder krümmte sich der Finger am Abzug.

***

Stella Finch sah den roten Lichtpunkt nicht wirklich.

Das Einzige, was sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, war etwas wie eine schnelle Bewegung.

Sie handelte, noch ehe sie begriff, was geschah – und ein jäher Reflex rettete ihr das Leben.

Mit einem leisen Laut des Erschreckens fuhr die junge Frau hoch, ließ sich seitwärts aus dem Bett fallen.

Im gleichen Moment wurde das Glas des Fensters mit leisem Klirren durchschlagen und etwas sengte fauchend in die Matratze des Bettes – genau dort, wo sich eben noch Stellas Kopf befunden hatte.

Das Projektil durchschlug die Matratze und nagelte sich in den Boden unter dem Bett. Fassungslos starrte Stella auf das fingerdicke Loch, das nun im Parkett klaffte. Ein eigenartiges Gluckern drang an ihr Ohr, als die Füllung des Wasserbettes durch das entstandene Loch sickerte – und plötzlich begriff die junge Frau.

Man hatte auf sie geschossen!