Jerry Cotton 2151 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2151 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Sie waren die Helden der Nation, die Männer und Frauen des Spaceshuttles "Phönix". Mit ihrem Flug sollte eine neue Ära in der Raumfahrt anbrechen. Doch der Tod der Besatzung war schon von finsteren Mächten beschlossen...

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Inhalt

Cover

Impressum

Countdown zur Hölle

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Sea of Love«/PWE – defd, HM

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1203-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Countdown zur Hölle

Der Mann rannte um sein Leben.

Schweiß stand auf seiner fliehenden Stirn, sein Atem ging heftig.

Seine Augen blickten gehetzt, spähten nach allen Seiten durch die dicken Gläser der Hornbrille, während der Mann über den Bürgersteig eilte.

»Ihr kriegt mich nicht!«, rief er immer wieder und zog damit die verwunderten Blicke der Passanten auf sich, die an diesem Morgen auf der 35. Straße unterwegs waren. »Ihr kriegt mich nicht, hört ihr?«

Die Leute kümmerten sich nicht um den Mann mit dem verwahrlosten Äußeren – sie hielten ihn für einen der unzähligen Spinner, die in einer Großstadt wie New York nun mal herumlaufen.

Doch die Todesangst des Mannes mit der Brille gründete nicht auf Wahnvorstellungen. Sie hatte eine äußerst reale Ursache …

Der Mann rannte weiter, stieß eine Gruppe älterer Damen, die gerade aus dem Kaufhaus Macy’s kamen, grob zur Seite.

»Was fällt Ihnen ein?«, rief eine der mit zahllosen Einkaufstaschen beladenen Frauen hinter ihm her, doch der Flüchtende schenkte ihr keine Beachtung.

Immer wieder blickte er sich um, spähte an den Fassaden der umliegenden Häuser empor.

Entsetzen befiel ihn, wenn sich irgendwo etwas hinter den Fensterscheiben regte und mehrmals warf er sich auf dem Bürgersteig zu Boden oder ging hinter den am Straßenrand aufgestellten Zeitungscontainern in Deckung, um vor eventuellen Kugeln Schutz zu suchen.

Irgendwo dort oben musste er sein – der Killer, der ihm nach dem Leben trachtete.

Der Killer, den sie ihm auf den Hals gehetzt hatten, der in ihrem Auftrag arbeitete …

Die Menschen reagierten mit Gleichgültigkeit auf den Mann, der schreiend vor Angst die Straße entlangrannte, dem Portal des 17. Polizeireviers entgegen, das jetzt in der Ferne zu erkennen war.

Der Brillenträger beschleunigte seine Schritte.

Mit einer Schnelligkeit, die einem Mann seiner Körpergröße und Statur kaum zuzutrauen war, hetzte er die Straße entlang, hielt dem einzigen Ziel entgegen, das ihm Rettung versprach.

Der Polizei!

Er musste sich ihr stellen, musste alles sagen, was er wusste. Alles andere war zwecklos.

Allein konnte er ihnen keinen Einhalt bieten, konnte er sie nicht bekämpfen, ihr böses Vorhaben nicht verhindern …

Das Portal des Präsidiums kam näher.

Der Atem des Flüchtenden ging stoßweise, seine dünnen Beine schmerzten unter der Last seines massigen Körpers, den sie mit Windeseile über den Asphalt trugen.

Gleich, nur noch wenige Meter …

Die Nackenhärchen des Mannes stellten sich auf, als er sich vorstellte, dass der Killer in eben diesem Augenblick vielleicht auf ihn anlegte und zielte.

Vielleicht krümmte sich in diesem Moment gerade der Finger am Abzug …

»Nein!«, rief der Mann aus und schlug einen plötzlichen Haken – die erwartete Kugel blieb jedoch aus.

Stattdessen lief der Flüchtende gegen das lose Gestell eines Obststandes, den ein Händler auf dem Bürgersteig errichtet hatte. Es gab ein hässliches Knacken, als das Holz brach – und im nächsten Augenblick ergossen sich Unmengen glänzend roter Äpfel über den Bürgersteig.

»Verdammter Idiot! Kannst du nicht aufpassen?«

Der Besitzer des Standes war außer sich, wusste nicht, ob er dem offenbar geistig Verwirrten an die Kehle springen oder erst mal dem quer über die Straße kullernden Obst nachjagen sollte.

Der Flüchtende nahm davon keine Notiz – er rannte weiter, dem Eingang des Police Precincts entgegen.

Mit zwischen die Schultern gezogenem Kopf erreichte er endlich die Stufen, nahm sie mit zwei, drei großen Schritten, riss die schwere Eichenholztüre auf – und atmete auf, als ihn als das kühle Innere des Polizeireviers empfing.

»Ihr kriegt mich nicht …«

***

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«

Der Officer, der hinter dem Schalter stand, blickte auf, als der kleinwüchsige Brillenträger im Aufnahmebüro erschien.

Der Mann war völlig außer Atem und wirkte abgekämpft. In seinen kleinen Augen blitzte es unruhig.

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, wiederholte der Polizist.

»Sie kriegen mich nicht«, keuchte der Mann mit der Brille. »Ich bin ihnen entkommen.«

»Sir?«, fragte der Officer, der kein Wort verstand und den seltsamen Besucher skeptisch musterte.

Der rechte Ärmel der Jacke, die sich der Fremde in aller Eile übergeworfen haben musste, war zerrissen. Das Hemd des Mannes hing über der Hose und schlotterte um seinen gedrungenen Körper.

Das Bemerkenswerteste aber war, dass der Kerl zwei verschiedene Schuhe trug – einen auf Hochglanz polierten Slipper am rechten Fuß, einen Joggingtreter, an dem noch Erdreich aus dem Central Park klebte, am linken.

Der innere Alarm des Polizisten erwachte und er winkte zwei Kollegen heran, die an ihren Schreibtischen Dienst taten.

»Alles in Ordnung, Sir?«, erkundigte er sich möglichst ruhig.

»Jetzt ja«, gab der kleine Mann zurück und gönnte sich ein erleichtertes Lächeln. »Ich bin sehr froh, es lebend bis zu Ihnen geschafft zu haben. Man wollte mich töten.«

»Sie töten?« Der Polizist hob die Brauen. »Wer wollte das?«

»Sie«, gab der Andere zurück. »Sie sind inzwischen schon überall.« Er blickte sich argwöhnisch um. »Hier etwa auch schon?«

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir«, erklärte der Ordnungshüter distanziert. »Wie ist Ihr Name?«

»Mein Name ist Alex McBride«, gab der Besucher zurück und zückte seinen Ausweis, den der Polizist auch entgegennahm und überprüfte.

»Bitte, Officer«, sagte McBride. »Sie müssen mich sofort zu Ihrem Vorgesetzten bringen! Ihrem Captain – oder gleich zum Commissioner!«

»Was wollen Sie vom Commissioner?«, fragte der Polizist verblüfft.

»Ich habe streng geheime Informationen, die sofort weitergegeben werden müssen«, erklärte der untersetzte Mann. »Bitte, verständigen Sie ihn.«

»Langsam«, bat der Officer, der nun von seinen beiden Kollegen flankiert wurde. »Was sind das für Informationen? Worum geht es?«

»Das kann ich Ihnen unmöglich sagen«, beharrte McBride. »Bitte, bringen Sie mich zu Ihrem Vorgesetzten!«

Die Polizisten hinter dem Schalter tauschten Blicke und der schwitzende Besucher erntete ein einhelliges Kopfschütteln.

»Kommt nicht in Frage«, erklärte der Polizist, der bisher gesprochen hatte, in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Unser Captain hat keine Zeit, sich mit Wichtigtuern wie Ihnen abzugeben. Und der Commissioner erst recht nicht. Verlassen Sie augenblicklich das Revier, ehe wir Sie festnehmen lassen!«

»Mich … festnehmen?« Die Augen hinter der Hornbrille wurden groß. »Aber wieso denn? Ich habe doch nichts getan! Im Gegenteil – ich bin hier, um Sie zu warnen! Etwas Schreckliches wird geschehen!«

»Darauf können Sie Gift nehmen«, bestätigte der Officer. »Und zwar, wenn Sie nicht auf der Stelle Ihren Hintern in Bewegung setzen und …«

»Aber nein, so hören Sie doch!« McBride fuchtelte verzweifelt mit den Armen. »Ein schlimmes Unglück steht bevor! Noch können wir es verhindern, aber bald schon wird es zu spät sein!«

»Na klar, Mann«, meinte der Polizist nickend, der den kleinen Brillenträger jetzt vollends für ausgelastet hielt.

»Aber so hört doch auf mich!« McBrides Stimme überschlug sich. »Sie wollen mich töten, weil ich ihr Geheimnis kenne!«

»So?« Der Officer grinste amüsiert. »Und was ist das für ein Geheimnis?«

McBrides aufgedunsene Miene wurde kreidebleich.

»Der Spaceshuttle«, sagte er leise. »Er wird explodieren …«

***

Quarantänezone, Kennedy Space Center, Florida

6.45 a.m.

Das helle Summen des Wecktons riss Captain Hogan Carter aus dem Schlaf.

Der ehemalige Offizier der US-Luftwaffe brauchte nur ein paar Sekunden, um sich zu orientieren, dann war er sofort hellwach.

Er schwang sich aus der schmalen Koje, die man ihm zugewiesen hatte und massierte sich die Schläfen. Die unzähligen Pflaster und Kontakte, die über seinen Körper verteilt und über Dutzende von dünnen Kabeln mit den elektronischen Apparaturen oberhalb der Koje verbunden waren, nahm er schon kaum mehr wahr.

Sie gehörten zur Routine.

Carter hatte sich daran gewöhnt, dass im Kontrollzentrum jedermann über seine Körperfunktionen Bescheid wusste.

Nicht, dass es ihm besonders gefallen hätte – es war mehr ein notwendiges Übel.

Schließlich würde nur ein vollkommen gesunder Mann in der Lage sein können, die Mission erfolgreich auszuführen.

Der Blick des Captains glitt hinüber zur anderen Seite des kleinen Zimmers, wo eine Reihe von Fotos mit Klebefilm angebracht waren. Seine Frau und seine beiden Kinder waren darauf zu sehen, seine Eltern und sein Haus in Kentucky.

Daneben hing eine Fotografie der gewaltigen Maschine, die er in wenigen Stunden besteigen und die ihn und seine Kollegen zu den Sternen tragen würde.

Der Tag war gekommen.

Der Tag des Starts.

***

17. Polizeirevier, Manhattan

7.04 a.m.

»Sagen Sie das noch mal!«

Police Lieutenant Jeff Doheny, ein breitschultriger Mann Mitte 40, der in seiner dunklen Uniform noch um vieles respektgebietender wirkte, reckte auffordernd sein kantiges Kinn vor.

»Wie ich schon sagte«, erklärte Alex McBride seufzend. »Es ist ein Anschlag auf den Spaceshuttle geplant, der heute Nachmittag starten soll!«

»Die Phoenix?« Doheny hob seine buschigen Brauen.

»Ja, genau.« Der kleinwüchsige Mann mit der Brille wich dem prüfenden Blick des Polizisten aus und blickte unsicher zur Decke des Vernehmungszimmers auf. »Er ist ein Wunderwerk der Technik, Sir – aber er wird explodieren.«

»Aha«, brummte Doheny. »Und Sie wollen von der Sache Wind bekommen haben?«

»So ist es, Sir. Man jagte mich deswegen, wollte mich sogar töten, um mich daran zu hindern, Ihnen diese Informationen zu überbringen. Aber ich bin dem Killer entkommen, der mir auf den Fersen war.«

»Dem Killer?«

»Ja, Sir.« McBride nickte eifrig. »Man hat ihn auf mich angesetzt.«

»Wer hat das getan?«

Im aufgedunsenen Gesicht des kleinen Mannes zuckte es unruhig, aber er blieb eine Antwort schuldig.

Jeff Doheny taxierte sein Gegenüber einen Augenblick lang.

Als Officer Fergusson und seine Kollegen behauptet hatten, sie hätten einen entlaufenen Irren aufgefischt, hatte er ihnen zunächst nicht glauben wollen. Aber sie hatten wohl Recht gehabt.

»Mr. McBride«, begann Doheny ruhig, »der Spaceshuttle Phoenix wird heute Nachmittag starten – ob es Ihnen nun passt oder nicht.«

»Hören Sie, ich will doch nur ein Unglück verhindern!«

»Wie auch immer.« Der Lieutenant schüttelte den Kopf. »Der Start der Phoenix findet nicht hier statt, sondern viele Meilen entfernt in Florida. Verstehen Sie das?«

»Natürlich verstehe ich das«, gab McBride entnervt zurück. »Was tut das zur Sache?«

»Ich will damit sagen, dass Sie sich nicht über Dinge Gedanken machen sollten, die sich weit weg von hier ereignen, okay?«

McBride biss sich auf seine wulstigen Lippen.

Er verstand.

Man hielt ihn für durchgedreht.

Für einen Verrückten.

Kein Wunder.

Er hätte damit rechnen müssen, dass die Polizei ihm nicht glaubte. Um sie zu überzeugen, würde er mit allen Informationen herausrücken müssen …

»Da ist noch etwas«, bekannte er leise.

»Ach ja?« Der Polizist seufzte.

»Allerdings.« Der Mann mit der Brille nickte triumphierend. »Ich weiß, wer hinter dem Anschlag steckt.«

»Tatsächlich?« Dohenys Interesse schien sich tatsächlich zu regen. »Dann mal raus mit der Sprache! Nennen Sie mir ein paar Namen und wir überprüfen die Sache.«

McBride blickte sich argwöhnisch in dem kleinen Vernehmungszimmer um, ehe er mit verschwörerischer Stimme fortfuhr.

»Es sind sie«, sagte er leise. »Die anderen, verstehen Sie?«

»Wie bitte?« Doheny runzelte die Stirn. »Was soll der Blödsinn?«

»Sie stecken hinter allem«, beharrte der kleine Mann unbeirrbar. »Sie sind unter uns. Sie beobachten uns – und sie kommen von sehr weit her …«

Der Lieutenant brauchte noch einige Augenblicke, bis er begriff. Dann endlich begann es ihm zu dämmern.

»Moment mal«, meinte er kopfschüttelnd. »Wovon reden Sie? Sprechen Sie etwa von«, er musste sich überwinden, das Wort auszusprechen, »Außerirdischen?«

»Genau!« McBride schien erleichtert. »Sie sind hier und unterwandern uns. Es sind die Grauen, diese Kerle, die man immer wieder im Fernsehen sieht!«

»Aha.« Doheny nickte. Jetzt war er im Bilde.

Die ganze Zeit über hatte er geglaubt, in Alex McBride lediglich einen harmlosen Spinner vor sich zu haben.

Jetzt war er sicher, dass seine Kollegen Recht gehabt hatten – McBride war ein Irrer, der irgendwo entlaufen sein musste. Man würde alle Anstalten abtelefonieren müssen …

»Sie glauben mir nicht«, stellte der kleine Mann enttäuscht fest, als er den Gesichtsausdruck des Polizisten sah.

»Doch, natürlich«, beeilte sich der Lieutenant zu versichern. »Es ist nur …«

Doheny kam nicht dazu, weiterzusprechen, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Zimmers und eine junge Polizistin kam herein, die ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Und ihm einen Gegenstand überreichte.

Es war ein Buch.

»Mr. McBride«, begann der Lieutenant, nachdem seine Kollegin das Zimmer wieder verlassen hatte, »kommt Ihnen das hier bekannt vor?«

»Das?« McBride starrte auf das Buch. »Natürlich! Das habe ich geschrieben!«

»So ist es.« Doheny schürzte die Lippen. »Wissen Sie noch, worum es darin geht?«

»Es ist ein spannender Roman, der mir gut gelungen ist«, freute sich der Mann mit der Brille. »Darin geht es um eine Horde Aliens, die die Erde unterwandern und die Menschheit unterjochen wollen, weil …«

Er unterbrach sich, als er Dohenys vernichtenden Blick bemerkte.

»Was ist?«, fragte er unschuldig.

»Mr. McBride«, erklärte der Polizist seufzend, »Sie sind Autor! Sie schreiben Sciencefiction-Romane! Fast alle Ihre Bücher handeln von Außerirdischen und ihren Umtrieben auf der Erde. Wissen Sie, was ich glaube?«

»Was?«

»Ich glaube, dass die Phantasie diesmal einfach mit Ihnen durchgegangen ist. Wahrscheinlich schreiben Sie gerade wieder an einem neuen Buch und als Sie von dem bevorstehenden Start der Phoenix hörten, ist es passiert. War’s nicht so?«

»Nein«, verteidigte sich McBride entrüstet. »Bitte glauben Sie mir doch. Die Aliens sind wirklich hier! Und sie planen einen Anschlag!«