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So einen Fall hatten wir noch nie - und keiner durfte etwas erfahren: Der Präsident der USA persönlich bat uns um unsere Hilfe. Ein sexueller Fehltritt, und jetzt war der Frieden der ganzen Welt bedroht ...!
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2015
Cover
Impressum
Sex-Skandal im Weißen Haus
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Johnny Cris
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1207-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Sex-Skandal im Weißen Haus
Washington, D.C.
Freitag, 18. September 1998
9.38 p.m.
Die Beleuchtung in dem kleinen Hotelzimmer war spärlich.
Fäden von blauem Dunst kräuselten sich im fahlen Licht der tiefhängenden Lampe, die einen kreisrunden Schein auf den Tisch warf.
Die Züge des Mannes, der dahinter saß, blieben im Dunkel. Nur das glühende Ende der Zigarette, die in seinem Mundwinkel steckte und an der er nervös sog, war zu sehen, glomm wie das einsame Auge eines Zyklopen in der Düsternis.
Auf dem Tisch, inmitten des Lichtkegels, lag eine Videokassette, die der Raucher eine Weile lang schweigend betrachtete.
Ihm war klar, daß das Material auf diesem Band über das Schicksal des ganzen Landes entscheiden konnte, ja, der ganzen Welt – doch der Raucher kümmerte sich nicht darum.
Alles, worum es ihm ging, war die Belohnung.
Fünf Millionen Dollar in bar – damit konnte er sich endgültig zur Ruhe setzen. Sollte nach ihm die Sintflut kommen, er hatte ausgesorgt.
Entschlossen steckte der Mann die Kassette in das bereitliegende Kuvert.
Der Zeitpunkt der Übergabe war gekommen …
Luftraum über Kuwait
18.September 19981)
7.52 OZ
»Gothic Tower, hier Ghostrider one. Haben Sichtkontakt.«
»Verstanden, Ghostrider«, kam die Bestätigung schnarrend aus dem Kopfhörer, der im Helm des Piloten integriert war. »Nehmen Sie Tuchfühlung auf!«
»Verstanden, Gothic Tower. Ghostrider Ende.«
Captain Wayne Garrett, der Pilot der F-16, die an der Spitze der pfeilförmig angeordneten Staffel flog, schaltete sein Funkgerät auf Intercom. »Jungs, wir haben Befehl, den Kerl in die Zange zu nehmen.«
»Schön«, kam die Stimme seines Flügelmanns Luther McLusky begeistert über den Äther. »Ich hab’ den Mistkerl im Visier. Soll ich ihn vom Himmel pusten?«
»Negativ, Ghostrider two«, entgegnete der Staffelführer. »Wir sollen den Kerl nur beschatten und dafür sorgen, daß er keinen Schaden anrichtet.«
»Verstanden, Ghostrider one. Bestätige.«
»Na, dann los!«
Garrett drückte den Hebel seiner Maschine nach vorn und gab mehr Schub. Sofort fühlte er, wie ihn die Andruckkräfte in den Sitz seines Fliegers preßten.
Die Staffel teilte sich.
Garrets und McLuskys Maschinen brachen nach links weg, während Ghostrider three und four nach rechts zogen.
In einem routinierten Anflugschema, das sie auf der Trainingsbasis in Miramar Hunderte von Malen geübt hatten, näherten sich die Kampfflugzeuge dem Düsenjet, der einsam am stahlblauen Himmel zu kleben schien.
Garrett überprüfte die Radaranzeigen.
Es befanden sich keine anderen Maschinen in der Nähe. Die MIG war weit und breit das einzige Feindflugzeug, das am Himmel zu sehen war.
Was, zum Henker, hatte das zu bedeuten?
Die vier F-16-Flieger erreichten den feindlichen Düsenjet, eine russische Maschine vom Typ MIG, die auf ihren Flügeln die Hoheitsabzeichen der irakischen Luftwaffe trug.
»Typisch«, kommentierte McLusky über Funk. »Diese Kerle machen immer wieder Ärger.«
»Ruhe jetzt, Ghostrider two!« mahnte Garrett und ging auf die Frequenz, die die irakischen Piloten gewöhnlich benutzten.
»Achtung!« sagte er kühl und sachlich. »An den unbekannten irakischen Piloten. Sie sind widerrechtlich in kuwaitischen Luftraum eingedrungen! Ändern Sie unverzüglich Ihren Kurs und drehen Sie ab. Andernfalls müssen wir Ihr Vorgehen als einen feindlichen Akt werten!«
Der Captain beendete die Verbindung, ließ seine Worte wirken.
Mißtrauisch blickte er hinüber zur MIG, die in träger Langsamkeit neben seiner Maschine zu schweben schien – dabei rasten sie alle mit Mach-Geschwindigkeit über der endlos gelben Wüste dahin.
Garrett fragte sich, was in diesen Augenblicken hinter dem spiegelnden Kanzelglas der MIG vor sich gehen mochte.
Hatte der fremde Pilot seine Aufforderung verstanden?
Würde er sie befolgen?
Sekunden vergingen, ohne daß eine Reaktion erfolgte.
»Ich wiederhole«, sprach der Captain in sein Helmcom. »Drehen Sie unverzüglich ab. Andernfalls werden wir Ihr Eindringen als kriegerischen Akt werten und entsprechend handeln!«
Wieder keine Reaktion.
»Alle Achtung, Garrett«, kam McLuskys Organ über Funk. »Das hat ihn echt beeindruckt.«
»Klappe, Ghostrider two!« brachte Garrett seinen vorlauten Flügelmann zum Schweigen.
»Ghostrider-Staffel«, meldete sich der Stützpunkt wieder. »Was ist los da oben?«
»Gute Frage, Gothic Tower«, gab Garrett zurück. »Wir haben den Kerl zweimal verwarnt, aber er reagiert nicht. Scheint, als ob …«
Der Captain unterbrach sich – denn in diesem Moment geschah es!
Plötzlich und unerwartet gab der irakische Pilot Schub.
Der Nachbrenner schaltete ein, und auf einem glühenden Strahl von Abgasen und Feuer schoß die MIG nach vorn.
»Captain?« fragte McLusky nur.
»Den holen wir uns«, gab Garrett kurz und bündig zurück. »Gothic Tower?«
»Wir haben ihn auf dem Schirm«, kam die Bestätigung. »Das ist ein eindeutiger Akt der Aggression. Holen Sie den Mistkerl runter!«
»Verstanden, Gothic Tower. Also, Jungs – ihr habt’s gehört. Die Jagdsaison ist eröffnet!«
Die anderen Piloten bestätigten – und sie setzten der MIG hinterher.
Auf lohenden Flammen ritten die F-16-Kampfflieger durch den azurblauen Himmel, holten das feindliche Flugzeug ein – das in diesem Moment in einem unerwarteten Manöver zur Seite ausbrach.
»Wow!« entfuhr es Garrett, über dessen Kanzel die MIG mit donnernden Triebwerken hinwegzog. »Der Bursche ist verdammt fix.«
»Und das ist noch nicht alles«, erwiderte McLusky. »Der Kerl hat seine Bordwaffen scharf gemacht …!«
Im selben Moment löste sich auch schon ein länglicher Körper vom Rumpf der MIG, raste durch den Himmel, eine dünne Linie aus Rauch hinter sich herziehend – geradewegs auf eines der F-16-Flugzeuge zu!
»Ghostrider four, er hat Sie am Arsch! Weichen Sie aus!«
»Bestätigt«, kam es über Funk – und geistesgegenwärtig ließ der Kampfpilot seine Maschine zur Seite abschmieren. Die Luft-Luft-Rakete der MIG ging ins Leere und explodierte.
»Das reicht«, verkündete Garrett entschieden. »Ghostrider three, Sie haben Feuererlaubnis. Wir halten Ihnen den Bären vom Schwanz.«
»Verstanden, Ghostrider one.«
Die benannte Maschine brach aus der Formation aus, stieg senkrecht in den Himmel, um dann in einem gewagten Manöver jäh abzufallen und sich ans Heck der MIG zu heften.
»Friß das!« kam es über den Helmfunk – dann preschte eine der Sidewinder-Raketen vor.
Der irakische Pilot reagierte unverzüglich. Mit meisterhafter Präzision ließ er seine Maschine um ihre Längsachse rollen und wich der Rakete aus. Im nächsten Augenblick riß er seinen Kampfjet hoch und eröffnete seinerseits das Feuer.
Gleißende Garben von Leuchtspurmunition stachen aus den Mündungen der Bug-MGs, verwandelten den Himmel in eine Hölle aus Glut und Flammen.
Lieutenant McLusky versuchte, den todbringenden Geschossen auszuweichen, indem er seine Maschine wild herumwirbeln ließ – vergeblich.
Eine der Garben sengte in den rechten Flügel, durchlöcherte die Tanks.
»Verdammt!« kam es über Funk. »Der Mistkerl hat mich getroffen. Ich verliere Treibstoff und … Verdammte Scheiße!«
Garrett warf seinen Kopf herum – und sah es: Eine weitere Rakete löste sich vom Rumpf der MIG, wurde auf einem glühenden Schweif getragen.
»McLusky!« konnte der Captain gerade noch rufen – zu spät.
Vergeblich versuchte McLusky, seine beschädigte Maschine aus der Schußlinie zu bringen. Schwerfällig weigerte sich der Jet, der Steuerung zu gehorchen – und wurde im nächsten Moment von der Rakete erfaßt!
Es gab eine furchtbare Explosion, als die F-16 mit Urgewalt zerrissen wurde. Ein greller Feuerball leuchtete am Himmel, glühende Trümmer wurden nach allen Seiten davongeschleudert, die schließlich, schwarze Rauchfahnen hinter sich herziehend, in die Tiefe regneten.
»Ghostrider, was ist da oben los?« wollte die Basis wissen.
»Wir haben McLusky verloren!« erklärte Garrett bitter, den in diesem Moment unsägliche Trauer um seinen besten Freund überkam – aber auch unbändiger Haß auf den Feind.
Obwohl er wußte, daß er sich als Kampfpilot von solchen Gefühlen nicht leiten lassen durfte, riß er den Steuerknüppel seiner Maschine zurück, ließ sie steil in den Himmel steigen.
Die MIG kippte aus seinem Fenster, blieb unter ihm zurück.
Die beiden anderen F-16-Jäger eröffneten wieder das Feuer auf den irakischen Flieger, der sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen ihren Geschossen hin und her bewegte.
»Na warte, du Hund …!« knurrte Garrett.
Er brachte seine Maschine zur Wendung – und stach wie ein zorniger Blitz herab, kam geradewegs aus der Sonne.
Die Zielautomatik erfaßte die MIG, gab grünes Signal – und Garrett betätigte den Abzug.
Zischend löste sich die Rakete aus ihrer Verankerung unter dem Flügel, raste auf die MIG zu – und zerriß sie in einer grellen Explosion!
»Das ist für Luther«, sagte Garrett bitter – dann drehte er ab, um sich mit seiner verbliebenen Staffel wieder zu vereinen.
»In Ordnung, Ghostriders«, kam die belegte Stimme von Colonel Gates über den Äther. »Ihr Job ist erledigt. Kehren Sie unverzüglich zurück zur Basis.«
»Bestätige, Gothic Tower«, sagte Garrett, während Luther McLuskys lachendes Gesicht vor seinem geistigen Auge auftauchte. »Haben verstanden …«
***
Hafen, Washington, D.C.
Freitag, 18. September 1998
10.45 p.m.
Die Bar hieß ›Iwo Jima‹.
Irgendwer war auf die geschmacklose Idee gekommen, die Bar im Hafenviertel von Washington nach einer der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs zu benennen.
Angehörige der U.S. Marines hatten die japanische Insel am 19. Februar 1945 unter hohem Blutverlust eingenommen und damit die Wende im Pazifikkrieg herbeigeführt – drüben in Arlington hatten sie den Soldaten dafür ein Denkmal errichtet, das die Marines beim Aufstellen des Sternenbanners zeigt.
Mit Kriegsverklärung und heroischen Taten hatte die Bar in der Straße jedoch nichts gemein – im Gegenteil.
Sie war das Stammlokal all jener, die durch das Raster der bürgerlichen Gesellschaft gefallen waren – Obdachlose und Penner, die hier am Abend das versoffen, was sie tagsüber in den Straßen der Stadt zusammengebettelt hatten.
Die meisten von ihnen waren Kriegsveteranen – kaputte Existenzen, die sich in Washington niedergelassen hatten, um die Regierung immer wieder an die Fehler der Vergangenheit zu erinnern. Für sie, die der Krieg entwurzelt und aus dem bürgerlichen Leben gerissen hatte, war das ›Iwo Jima‹ eine Art Zuflucht.
Hierher kamen sie, wenn die Ordnungskräfte sie von den öffentlichen Denkmälern vertrieben und aus den Parkanlagen, damit sie das schöne Bild der Hauptstadt, das Touristen und Diplomaten bekommen sollten, nicht störten.
Hier trafen sie sich, um zu reden – und zu vergessen.
Als Raymond Spencer die Bar betrat, durchlief ihn das Gefühl von Abscheu, das er den verwahrlosten Kriegsheimkehrern gegenüber empfand.
All diese Kerle, die jetzt mit zottigen, verlausten Haaren, aufgedunsenen Gesichtern und zerschlissener Kleidung herumhingen und sich in Selbstmitleid ergingen, widerten ihn an.
Warum waren sie auch so dämlich gewesen, sich zum Dienst nach Vietnam oder an den Golf zu melden?
Über so viel Dummheit – manche nannten es wohl Patriotismus – konnte Spencer nur den Kopf schütteln. Er selbst wußte verdammt genau, was er wollte – und in einem fremden Land für irgendwelche verschwommenen Ideale kämpfen, das gehörte ganz sicher nicht dazu.
Spencer hatte schon immer den richtigen Riecher gehabt, wenn es darum ging, sich zu drücken.
Und wenn es darum ging, die große Kohle zu machen …
Der junge Mann, der sich mit seinem gepflegten Äußeren von den übrigen Bargästen abhob wie ein Ferrari auf einem Schrottplatz, schaute sich um.
Er musterte die Typen, die drüben an der Bar lungerten, die leichtbekleideten Mädchen, die mit den heruntergekommenen Gästen herumschäkerten und offensichtlich auf Crack waren.
An den schäbigen Billardtischen trieb sich eine weitere Horde der grobschlächtigen Kerle herum, noch mehr verwahrloste Typen hockten an den Tischen und dröhnten sich mit billigem Fusel und billigen Joints voll.
Es war der Bodensatz der Gesellschaft, der in diesem Lokal verkehrte – Spencer sehnte den Augenblick herbei, in dem er es wieder verlassen und in sein sauberes Hotelzimmer zurückkehren konnte.
Er war ganz offiziell in Washington – seine Firma hatte ihn wegen eines Kongresses hierher geschickt, der gerade in diesem Augenblick begann. Spencer bedauerte es wirklich zutiefst, an dem Symposium über die Vorteile der Glasfasertechnik in der modernen Kommunikation nicht teilnehmen zu können – aber diese Sache hier ging nun einmal vor.
Wenn er sie erfolgreich zum Anschluß brachte, brauchte er sein Leben lang nicht mehr in sein miefiges Büro in Baltimore zurückkehren …
»Hey, Junge!« rief ihm einer der Veteranen zu, ein hünenhafter Kerl mit hochrotem Kopf und schulterlangem Haar, der ein zerrissenes Harley-Davidson-T-Shirt trug. »Hast aber feine Sachen an – darf ich sie mal anprobieren?«
Ein paar andere lachten grölend. Spencer kümmerte sich nicht darum. Suchend drang er weiter in das Dickicht aus nach Schweiß und Alkohol stinkenden Leibern vor, bahnte sich mit sanfter Gewalt einen Weg durch die torkelnde Masse.
Dann, als er am Tresen anlangte, erblickte er ihn endlich.
Er saß an einem der kleinen Tische, in einer Nische, die ihn den Blicken vom Eingang her entzog. Er trug abgetragene Armeeklamotten und eine Sonnenbrille – genau wie es vereinbart war.
Spencer atmete auf, als er seinen Kontaktmann endlich inmitten all dieses Abschaums ausgemacht hatte. Je eher er diesen Laden wieder verlassen konnte, desto besser.
Hastig arbeitete er sich auf den Tisch des anderen zu, blieb unschlüssig davor stehen.
Der Mann, der am Tisch saß, regte sich zunächst nicht, doch schließlich blickte er auf und musterte den Besucher von Kopf bis Fuß durch die Gläser seiner Sonnenbrille.
»Hallo, Spencer«, sagte er schlicht. »Warum haben Sie nicht gleich ein Kleid angezogen? Wollen Sie unbedingt auffallen?«
»Lassen Sie meinen Namen aus dem Spiel!« zischte der andere und nahm am Tisch Platz.
»Was soll’s?« Der Kerl mit der Sonnenbrille zuckte mit den Schultern. »Kein Schwein interessiert sich hier dafür, wer Sie sind. Für die Jungs hier ist das Leben schon gelaufen.«
»Mag sein.« Spencer warf verstohlene Blicke in die Runde. »Aber ich bitte Sie trotzdem, vorsichtig zu sein.«
Ein Kellner kam heran, und Spencer bestellte sich einen Bourbon, um nicht aufzufallen. Während er auf den Drink wartete, sprachen er und sein Gegenüber kein Wort.
Dann hatte Spencer das Glas vor sich stehen, er ergriff es und genehmigte sich einen kräftigen Schluck.
»Haben Sie es dabei?« kam der andere jetzt ohne weitere Umschweife auf den Punkt.
»N-natürlich.« Spencer nickte, blickte sich noch einmal um und griff dann unter seinen Mantel.
Das braune Kuvert, das er hervorzog, hatte in etwa die Größe eines Taschenbuchs. Verstohlen schob er es seinem Gegenüber zu.
»Danke«, sagte der Mann mit der Sonnenbrille grinsend, während er das Päckchen entgegennahm. »Wir sind Ihnen sehr verbunden.«
»Ihre Verbundenheit kann mir gestohlen bleiben«, erklärte Spencer ungeduldig. »Ich will mein Geld. Fünf Millionen – so war es abgemacht.«
»Natürlich«, entgegnete der andere ruhig, »und so wird es auch geschehen.«
»Wann?«
»Erwarten Sie etwa, daß ich die Kohle mit mir rumtrage? Hier?« Der Mann mit der Sonnenbrille grinste. »Nicht mal Sie können so naiv sein. Sie werden Ihre Belohnung draußen auf der Straße bekommen. Verlassen Sie das Lokal und wenden Sie sich nach links. Nach etwa fünfzig Yards gelangen Sie an eine Kreuzung. Dort wartet unser Mittelsmann auf Sie. Er hat das Geld.«
»Na schön.« Spencer nickte. »Das klingt vernünftig.«
Er erhob sich, warf einen Schein für den Whisky auf den Tisch, strich seinen Mantel glatt und wandte sich zum Gehen. »Auf Wiedersehen, Sir – es war ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
»Ganz meinerseits«, versicherte der Mann mit der Sonnenbrille, das Päckchen in seinen Händen, »ganz meinerseits …«
Damit hielt Spencer die Sache für erledigt.
Mit pochendem Herzen bahnte er sich einen Weg zurück zum Ausgang, erleichtert darüber, der miefigen Spelunke endlich den Rücken kehren zu können.
Adrenalin pumpte durch die Adern des jungen Mannes. Jetzt, da er die Ware übergeben hatte, noch mehr als zuvor.
In seiner Eigenschaft als Vertreter für multimediale Kommunikationstechnik hatte er schon viele Verträge geschlossen und zahllose Geschäfte unter Dach und Fach gebracht, aber keines davon war so wie dieses hier gewesen.
Nur eine Videokassette, und man hatte ausgesorgt – konnte das Leben noch einfacher sein?
Spencer passierte die morsche Tür und trat nach draußen, sog gierig die frische, kühle Nachtluft in seine Lungen.
Die schmutzigen Neonlettern des ›Iwo Jima‹-Schriftzugs, dessen Vokale sich schon vor langer Zeit verabschiedet hatten, blinkten, tauchten die Straße und die gegenüberliegende Hausfassade in flackerndes Licht.
Zwielichtige Typen lungerten vor dem Eingang der Bar herum, bedachten Spencer mit undeutbaren Blicken.
Nach links, rief sich der Vertreter die Worte seines Kontaktmanns ins Gedächtnis zurück. Danach etwa fünfzig Yards …