Jerry Cotton 2455 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2455 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ein Mitarbeiter des FBI hatte in einem Supermarkt einen Selbstmordanschlag verübt und sich in die Luft gesprengt. Dabei riss er mehrere Menschen mit sich in den Tod. Für uns undenkbar und während Sarah und ich noch ermittelten wurde ich selbst zum Attentäter. Ich wurde zum Mann mit der Bombe und das Ziel meines Anschlags war das Field Office New York...

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Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Ich – der Mann mit der Bombe

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Del Nido/Agt. Norma

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1243-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ich – der Mann mit der Bombe

»Und?«

Die Stimme am Telefon klang ungeduldig.

»Der Job ist erledigt«, versicherte der Anrufer, »keine Sorge. Alles wird sich so entwickeln wie geplant.«

»Wir werden sehen. Wenn dieser Test erfolgreich ist, werden wir weitergehen zur nächsten Stufe – und wie immer wird es niemand ahnen, noch wird es jemand verhindern können. Sie werden völlig ahnungslos sein, und am Ende werden sich alle fragen, wie es dazu kommen konnte …«

__

Als der Wecker rappelte, hatte ich das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein.

Mit einem Auge warf ich einen Blick auf das Zifferblatt. Halb sieben. Tatsächlich. Verdammter Mist.

Okay, es war spät geworden. Aber, verdammt noch mal, früher hatte ich vier Stunden Schlaf und ein paar Fläschchen Bud wesentlicher besser weggesteckt. Einmal mehr bewahrheitete sich, was mein Freund und ehemaliger Kollege Phil Decker einst so süffisant bemerkt hatte: Ich war eben keine zwanzig mehr …

Stöhnend wälzte ich mich aus der Falle, blieb mit brummendem Schädel auf der Bettkante sitzen.

Wir waren in Sandy’s Bar gewesen und hatten gefeiert. Nach den dramatischen Ereignissen um die Entführung ihrer Schwester1) hatte meine Partnerin Sarah Hunter ein paar Kollegen und mich dorthin eingeladen – als kleines Dankeschön und Entschuldigung für ihr eigenmächtiges Handeln.

Es war ein netter Abend gewesen, an dem ich einmal mehr das Gefühl hatte, dass Sarah und ich allmählich zu einem Team zusammenwuchsen. Natürlich war es nicht so wie damals mit Phil. Aber Sarah hatte alle Eigenschaften, die ich an einem Partner schätzte: Sie war intelligent, mutig und zuverlässig (meistens jedenfalls) und ließ es nie an Einsatzwillen mangeln. Nur ihr Temperament ging ab und zu mit ihr durch, aber ich hatte die Hoffnung, dass sich das noch bessern würde.

Endlich konnte ich mich dazu durchringen, aufzustehen und ins Bad zu schleichen. Im Vorbeigehen drehte ich das Radio an, vielleicht würde mir das helfen, ein wenig auf Touren zu kommen.

Einen Augenblick später war ich tatsächlich hellwach – allerdings anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Denn statt morgendlicher Rhythmen drang die aufgebrachte Stimme eines Außenreporters aus dem Gerät …

»… vor Ort eine unüberschaubare Situation. Mehrere Einsatzwagen des NYFD sind bereits eingetroffen und versuchen, den Brand unter Kontrolle zu bringen, Beamte des Police Department haben die umliegenden Straßen gesperrt. Wegen der Schaulustigen, die sich entlang der Absperrungen versammelt haben, haben die Rettungswagen der Ambulanz Schwierigkeiten durchzukommen.«

»Ich verstehe, Lewis«, sagte die Sprecherin im Studio. »Liegen bislang denn schon Informationen darüber vor, was das Unglück ausgelöst hat?«

»Noch keine offiziellen Informationen – wie gesagt bietet sich uns hier vor Ort ein sehr unübersichtliches Bild. Allerdings war vorhin aus Kollegenkreisen zu hören, dass es eine böse Überraschung geben könnte.«

»Inwiefern, Lewis?«

»Nun, bislang unbestätigten Gerüchten zufolge soll es sich bei der Explosion, die zur Zerstörung des Supermarkts in Brooklyn geführt hat, doch nicht wie zunächst angenommen um eine Gasexplosion gehandelt haben, sondern vielmehr um einen Bombenanschlag. Und der Grund, weshalb die Polizei diese Information bislang zurückhält, könnte mindestens ebenso brisant sein – denn der mutmaßliche Täter, der bei der Explosion den Tod gefunden hat, soll selbst ein Polizist gewesen sein …«

Ich stand wie versteinert.

Ein Bombenanschlag auf einen Supermarkt in Brooklyn?

Und der Täter ein Polizist?

Das schlug mir mächtig auf den Magen.

Ich hatte die Nachricht noch nicht verdaut, als plötzlich das Telefon klingelte. Ich ahnte, dass der Anruf mit den jüngsten Ereignissen in Verbindung stand.

»Hier Cotton«, krächzte ich mit belegter Stimme.

»Jerry, bitte kommen Sie sofort in mein Büro«, vernahm ich die vertraute Stimme meines Vorgesetzten und Mentors John D. High. »Sarah und Sie haben einen neuen Fall …«

***

Die Zeiten, in denen ich meinen Partner an unserer Ecke abgeholt und er mir Kaffee und frische Donuts mitgebracht hatte, waren mit Phils Ausscheiden aus dem FBI-Dienst zu Ende gegangen.

Sarah Hunter, meine neue Partnerin, war eine junge Frau Anfang zwanzig, die vor Lebensenergie nur so strotzte. Ihr Lieblingsgetränk waren vitaminreiche Fruchtsäfte, und sie pflegte ihren Tag damit zu beginnen, einmal quer durch Manhattan zu rennen. Abzuholen brauchte ich sie nicht, denn Sarah pflegte selbst zum FBI-Gebäude zu kommen, unter Benutzung sämtlicher Sportgeräte, die das moderne Citylife zu bieten hat.

An diesem Morgen hatte sie ihre Roller Blades benutzt, mit denen sie – das schwor sie Stein und Bein – jedes New Yorker Taxi abhängen konnte (und irgendwie glaubte ich ihr das sogar). Sie hatte die Dinger noch an, als sie in Mr. Highs Büro saß – sie war wenige Sekunden vor mir eingetroffen. Dass unser SAC kein Wort über ihr Schuhwerk verlor, ließ erahnen, wie dringend die Sache war, deretwegen er uns gerufen hatte …

»Nehmen Sie Platz, Jerry«, forderte Mr. High mich auf – ein ›Guten Morgen‹ schien es heute nicht zu geben. »Haben Sie schon gehört, was sich heute Morgen in Brooklyn ereignet hat?«

»Nur die Hälfte davon«, antwortete ich. »Offensichtlich gab es eine Explosion in einem Supermarkt. Der Typ im Radio sagte etwas von einem Selbstmordanschlag – und dass ein Polizist der mutmaßliche Täter sei.«

»Was?«, fragte Sarah.

»Wir wissen nicht, wie diese Information nach außen dringen konnte, aber es ist leider wahr«, bestätigte Mr. High, »sowohl das eine als auch das andere. Nicht nur, dass alles darauf hindeutet, dass es sich bei der Explosion, die sich heute Morgen gegen fünf Uhr ereignete, um einen Anschlag gehandelt hat – der Täter scheint tatsächlich ein Polizist gewesen zu sein.«

»Ein Cop?«, fragte Sarah ungläubig. »Ein Beamter des PD?«

»Nein.« Mr. High schüttelte den Kopf. »Es war ein Mitarbeiter unserer Behörde, Sarah.«

Das war zu viel.

Es war schon schwer genug zu glauben, dass ein Polizist so etwas Schreckliches tun könnte – aber ein vereidigter Mitarbeiter der obersten Bundesbehörde …?

»Wer?«, wollte ich wissen.

»Glen Shumaker.«

Ich überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf. »Den Namen kenne ich nicht, Sir. Dabei hätte ich gedacht, die meisten G-men in New York zumindest dem Namen nach …«

»Er war kein G-man, sondern als Verbindungsmann beim Police Department eingesetzt. Er nahm am CopCo-Programm teil, das Bürgermeister Bloomberg unlängst ins Leben gerufen hat.«

»CopCo«, wiederholte Sarah, »Förderungsprogramm für interbehördliche Kooperation und Kommunikation, gegründet aufgrund der Erfahrungen des elften September.«

»So ist es. Auf dem Papier existiert diese Zusammenarbeit schon längst, aber da es gerade in New York vielfach Rivalitäten und Reibereien zwischen den städtischen Behörden und der Bundesbehörde gibt, hat der Bürgermeister dieses Programm gestartet. Agent Shumaker wurde von Washington als Verbindungsmann zum Department eingesetzt. Er hatte erst vor wenigen Monaten die Arbeit aufgenommen.«

»Und nun soll er eine Supermarktfiliale in die Luft gesprengt haben?«, fragte ich. »Das ergibt keinen Sinn.«

»Das tun solche Anschläge niemals, oder? Jedenfalls hat sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlags ein Kollege von Shumaker gemeldet. Er sagte, Shumaker hätte des Öfteren damit gedroht, dass er diesen Supermarkt irgendwann in die Luft sprengen würde.«

»Aber doch sicher nur im Scherz …?«

»Ich weiß nicht, Jerry – das hier kommt mir nicht sehr scherzhaft vor …«

Mr. High legte uns die Kopie eines Briefes vor, der von Hand und offenbar in großer Eile geschrieben worden war. Von einem schweren Schicksalsschlag war darin die Rede und davon, dass es keinen Ausweg mehr gäbe. Dass Vernichtung der einzig mögliche Weg sei, und dass die Supermarktkette büßen müsse. Unterzeichnet war der Brief mit G. Shumaker.

»Ist das Ding echt?«, wollte Sarah wissen.

»Soweit wir das bis jetzt sagen können, ja. Shumakers Handschrift wurde einwandfrei identifiziert.«

»Verdammt«, knurrte ich. »Was ist da nur passiert?«

»Eben das sollen Sie beide herausfinden«, sagte Mr. High. »Die Presse scheint über einen guten Informanten zu verfügen, denn sie hat bislang sehr schnell geschaltet. Wenn erst herauskommt, dass der mutmaßliche Täter FBI-Beamter gewesen ist, ist das ein gefundenes Fressen für sie. Bis dahin brauchen wir Antworten.«

Ich wusste nur zu gut, wovon Mr. High sprach. Die Hetzkampagne, die auf meinen Freund Phil Decker eröffnet worden war und die erst aufgehört hatte, als Phil seinen Dienst beim FBI quittiert hatte, war mir noch in denkbar schlechter Erinnerung.

»Dieser Fall hat Priorität. Es geht um das Ansehen und die Sicherheit unserer Behörde. Ich setze mein ganzes Vertrauen in Sie beide.«

»Danke, Sir«, sagte Sarah. »Wir werden Sie nicht enttäuschen.«

Daraufhin verließen wir das Büro des SAC. Auf dem Gang war aufgeregtes Geschrei zu hören, das aus dem Bereitschaftsraum drang. Die Kollegen, die die Nacht über Bereitschaft gehabt hatten – unter ihnen Joe Brandenburg, Les Bedell, June Clark und Annie Geraldo – hatten sich dort um den Fernseher versammelt, auf dem die neuesten Bilder aus Brooklyn zu sehen waren.

Zum ersten Mal bekam ich jetzt das Ausmaß der Katastrophe zu Gesicht. Es war verheerend.

Von dem Supermarkt stand so gut wie nichts mehr.

Die Bombe, die unmittelbar vor dem Gebäude detoniert war, hatte die Frontfassade zerfetzt und einen wahren Feuersturm durch das Innere geschickt, der alles vernichtet hatte. Auf den Bildern, die über den Äther gingen, waren nur noch verkohlte Trümmer zu sehen, abgebrannte Supermarktregale, die wie Gerippe umherstanden. An vielen Stellen brannte es noch, sodass die Löschfahrzeuge des Fire Department noch immer im Einsatz waren.

Der ganze Straßenzug sah aus, als hätte dort ein Krieg stattgefunden. Die meisten Autos, die entlang der Straße geparkt gewesen waren, waren ausgebrannt, einige von der Druckwelle erfasst und fortgeschleudert worden. Bei den Gebäuden der gegenüberliegenden Straßenseite waren die Fensterscheiben zu Bruch gegangen, Ambulanzen waren unterwegs, um die zahlreichen Verwundeten zu versorgen.

»Wie viele Todesopfer?«, raunte ich Joe Brandenburg zu, der neben mir stand und wie gebannt auf den Fernseher starrte.

»Glücklicherweise nur zwei«, gab Joe zurück. »Zwei Müllmänner, die gerade unterwegs waren, als das Ding hochgegangen ist. Der Supermarkt selbst war noch geschlossen. Stell dir nur vor, wenn der Sprengsatz zur Mittagszeit hochgegangen wäre …«

Joe hatte Recht. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass das die Hinterbliebenen der beiden Müllmänner nicht sehr trösten würde.

Plötzlich wechselte das Bild, und die Nachrichtensprecherin war zu sehen. Hinter ihr war die Fotografie eines etwa vierzigjährigen Mannes eingeblendet.

»Und wieder liegt uns eine neue Meldung vor, meine Damen und Herren. Wie wir soeben aus noch unbestätigter Quelle erfahren, könnte dieser Mann der Urheber dieses schrecklichen Anschlags sein, der New York einmal mehr bis ins Mark erschüttert. Sein Name ist Glen Shumaker, und wenn sich bewahrheitet, was unser Außenreporter erfahren haben will, so könnten uns schwere Zeiten bevorstehen – denn Gerüchten zufolge soll Glen Shumaker ein Mitglied des Federal Bureau of Investigation gewesen sein. Was sagt man dazu, meine Damen und Herren? Werden die Leute, die uns eigentlich beschützen sollen, nun selbst zu Terroristen …?«

Der Rest von dem, was die blonde Dame mit der Betonfrisur erzählte, ging in den lauten Pfiffen und Protestrufen unserer Kollegen unter.

»Na großartig«, knurrte ich. »Mr. High hatte Recht. Die Jungs von der Presse sind heute Morgen tatsächlich ziemlich schnell.«

»Ja«, erwiderte Sarah grimmig, »wir sollten sehen, dass wir in die Gänge kommen …«

***

Der Mann, der in der Abgeschiedenheit seines Domizils vor dem Fernseher saß, betrachtete genüsslich die Bilder, die der Satellit übertrug.

Es hatte funktioniert.

Genauso, wie er es geplant hatte.

Es war wie bei einem dieser Computerspiele, die die Kids so liebten: Man drückte auf verschiedene Knöpfe, und auf dem Bildschirm passierte etwas.

Mit dem Unterschied, dass die Bilder im Fernsehen wirklich waren – und dass er viele tausend Meilen vom Schauplatz entfernt war.

»Du wirst staunen, Cotton«, murmelte er leise vor sich hin, »du wirst staunen …«

***

Die nächsten zwei Stunden brachten wir damit zu, Daten über Glen Shumaker zu sammeln.

Zunächst forderten wir seine Personalakte aus Washington an, später dehnten wir unsere Recherche auch auf private Bereiche aus. Dabei lernten wir den Mann, der sich angeblich heute Morgen vor einem Supermarkt in Brooklyn in die Luft gesprengt hatte, ein wenig näher kennen.

Shumaker, Jahrgang 1959, war gebürtiger New Yorker; nach dem Highschool-Abschluss ging er zur Polizei und arbeitete fünf Jahre lang als Officer beim NYPD. Dort belegte er diverse Abendkurse und studierte danach Kriminalistik am Newark City College. Später bewarb er sich beim FBI und wurde 1985 zum Lehrgang in Quantico zugelassen.

Seine Laufbahn beim FBI umfasste vielfältige Stationen – nach zwei Jahren Innendienst im FBI-Hauptquartier in Washington wurde er ins Field Office Denver versetzt, wo er sechs Jahre lang in der Fahndungsabteilung arbeitete. Anschließend war er weitere sechs Jahre in Los Angeles, wo er die Leitung der Fahndungsabteilung übernahm. Ende 1999 wurde er auf eigenen Wunsch nach Washington zurückversetzt – aus familiären Gründen, wie es hieß.

Vor einem halben Jahr war Shumaker dann wieder zurück nach New York gekommen. Da er aufgrund seiner Vergangenheit sowohl mit der Arbeit des NYPD als auch mit der des FBI vertraut war, hatte man ihn für das CopCo-Programm der Stadt New York ausgewählt. In dieser Eigenschaft hatte Shumaker die letzten Monate gearbeitet, ruhig und unauffällig – bis heute Morgen.

Die wenigen privaten Details, die wir in Erfahrung brachten, halfen, das Bild ein wenig zu vervollständigen. So erfuhren wir, dass Shumaker ein engagierter Sportler gewesen war und zweimal die FBI-interne Leichtathletik-Meisterschaft gewonnen hatte.

Der Mensch Glen Shumaker aber blieb farblos. Ich wollte eine Stellungnahme über ihn, nicht aus einer Akte oder von einem x-beliebigen Zeugen, sondern von jemandem, den ich selbst kannte und dem ich vertraute.

Hatte Shumaker nicht sechs Jahre lang beim FBI in Los Angeles gearbeitet? Und war er nicht bis Ende 1999 dort gewesen?

Kurz entschlossen griff ich zum Telefon und wählte die Nummer, die ich schon seit einiger Zeit nicht mehr gewählt hatte. Und das aus gutem Grund – die letzten Wochen und Monate waren schließlich schon aufgeregt genug gewesen. Auch ohne dass mein Neffe Will Cotton dabei seine Finger im Spiel gehabt hatte …

»Yip?«, meldete sich der Sohn meines sehr viel jüngeren Bruders auf gewohnt flapsige Art.

»Hallo, Kleiner«, knurrte ich. »Ich bin’s!«

»Onkelchen?«, fragte Will und prustete – er wusste genau, dass ich es nicht mochte, wenn er mich so nannte. »Das ist ja eine Überraschung. Wie geht’s, wie steht’s? Steht überhaupt noch was in deinem Alter?«

Ich verdrehte die Augen. Es war eine bescheuerte Idee gewesen, Will anzurufen. Aber da ich nun schon mal A gesagt hatte, musste ich auch B sagen …