Jerry Cotton 2980 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2980 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ich war ein Mörder - der Mörder von Frank Brown, dem Sohn des Mafia-Bosses Alfonso Brown. So jedenfalls sah es der Vater des Opfers.

Dass Frank Brown eine Frau vergewaltigen wollte und bei meinem Auftauchen sofort das Feuer auf mich eröffnet hatte, spielte keine Rolle. Aber Alfonso Brown war mächtig und eine gekaufte Zeugin brachte sogar einen Inspector des FBI aus Washington auf den Plan. Ich verlor meine Marke, wurde suspendiert und Alonso Brown setzte auf mich eine halbe Million Kopfgeld aus ...

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Tod zahlt den letzten Drink

Jerry Cotton aktuell

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Kidnapped – 13 Tage Hoffnung«/ddp images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-7483-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Tod zahlt den letzten Drink

»Du bist echt charmant«, sagte Mariah Pertrano und nahm einen Schluck von dem Drink, den ihr Gegenüber ihr bestellt hatte, als sie kurz in der Toilette des Clubs gewesen war.

»Und du bist wirklich zuckersüß«, erwiderte der Mann mit dem vollen, dunklen Haar und lächelte.

Es dauerte nicht lange, da wurde Mariah schwindlig, sie wurde müde und gähnte. »Oh verdammt, ich habe letzte Nacht nicht viel Schlaf gekriegt, jetzt rächt sich das.«

»Wenn du willst, können wir zu mir fahren, da können wir Spaß haben und du kannst dich anschließend ausschlafen.«

Sie lächelte. »Nicht so schnell, Cowboy, wir haben uns ja gerade erst kennengelernt. Ich würde lieber …«

Sie hielt inne, schwankte. Er stand auf, kam ihr zu Hilfe und stützte sie. »Besser, wir gehen jetzt.«

Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und stützte sie, während beide in Richtung Ausgang gingen.

»Alles okay?«, fragte eine Kellnerin, die gerade vorbeikam.

»Ja, geht schon, sie braucht nur etwas frische Luft«, antwortete der Mann und brachte sein Opfer nach draußen, vor den Club.

Phil und ich waren undercover unterwegs, um einen Drogenkurier zu beschatten. Um nicht aufzufallen, saßen wir an verschiedenen Tischen im Devil’s Inn, einem exklusiven Nachtclub im Norden von Manhattan. Unser Mann war keine große Nummer, würde uns aber, so hofften wir, zu seinem Lieferanten führen, über den wir dann der Hierarchie der Drogendealer weiter nach oben folgen wollten, um den Kopf der Organisation zur Strecke zu bringen.

Unsere Zielperson amüsierte sich gerade mit einer jungen Frau und war nicht sehr aufmerksam. Allerdings galt das Devil’s Inn als Ort der Kontaktaufnahme und wurde auch von Swingern frequentiert. Das führte dazu, dass ich nicht lange ohne Begleitung an meinem Tisch sitzen blieb. Eine dunkelhaarige Schönheit von Anfang dreißig kam auf mich zu, lächelte charmant und sprach mich an.

»Hallo, schöner Mann«, sagte sie. »Zu so später Stunde noch allein?«

»Wie es scheint, nicht mehr lange«, erwiderte ich.

Ich hatte nichts gegen etwas Gesellschaft, wenn es für meine Tarnung vorteilhaft war. Außerdem gefiel sie mir.

»Ich heiße Sheila«, sagte sie und nahm mir gegenüber Platz.

»Ben«, sagte ich. »Ben Borg.«

»Oh«, meinte sie. »Gab es da nicht mal einen Tennisspieler?«

»Ja, den gab es«, erwiderte ich. »Bin aber nicht mit ihm verwandt. Und mein Aufschlag ist nicht so gut wie der seine.«

Sheila lächelte. »Ach, was soll’s, es gibt viele Qualitäten, die ich an einem Mann schätze, und Tennis gehört nicht unbedingt dazu. Aber Sie treiben doch Sport, oder? Sie sehen recht durchtrainiert aus.«

»Sicher, man muss sich ja fit halten«, führte ich den Smalltalk weiter und fragte: »Und Sie? Was führt Sie um diese Zeit an einen solchen Ort wie diesen hier?«

»Das Abenteuer«, lächelte sie charmant. »Und die Aussicht, einen Mann wie Sie kennenzulernen.«

Wir flirteten ein wenig, sie war eine angenehme Person, also machte es mir nichts aus. Ich versuchte das Gespräch in die Länge zu ziehen, bestellte ihr etwas zu trinken und beobachtete unsere Zielperson unauffällig weiter so.

Eigentlich hätte an dem Abend alles nach Plan laufen können, doch dann sah ich etwas, das alles veränderte. Gut zehn Meter von uns entfernt saßen ein Mann und eine Frau an einem der kleinen Tische. Sie stand auf, ging weg und verließ mein Gesichtsfeld. Dann kam eine Kellnerin und brachte den beiden etwas zu trinken. Bis dahin nichts Besonderes.

Doch dann schaute der Mann sich vorsichtig um und streckte seinen Arm aus, sodass sich seine Hand über ihrem Glas befand. Nicht lange, aber lange genug, dass ich den Verdacht hatte, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Da ich mir nicht sicher war, dass er wirklich etwas in ihren Drink gegeben hatte, und die Observation nicht wegen einer Vermutung gefährden wollte, unternahm ich zunächst nichts, sondern beobachtete weiter.

»Ziemlich warm hier drin«, sagte Sheila und zog ihre kurze Jacke aus, sodass ihre unbedeckten Arme und Schultern zur Geltung kamen.

Sie sah wirklich gut aus und wenn ich nicht gerade am Arbeiten gewesen wäre, hätte ich sie gerne näher kennengelernt. Aber so musste ich schauen, wie weit ich gehen konnte.

»Ja, ganz schön heiß«, sagte ich. »Die haben wohl Probleme mit der Klimaanlage.«

»Angeblich sind die Clubs ja deshalb so warm, damit die Leute mehr trinken«, bemerkte meine Gesprächspartnerin. »Aber ich glaube, das ist nicht der einzige Grund. Wahrscheinlich wollen die Clubbesitzer auch, dass die Frauen sich wohl fühlen und mehr Haut zeigen. Das ist dem Umsatz sicher ebenso zuträglich.«

»Keine schlechte Idee«, sagte ich. »Sie wissen ja viel über die geheimen Regeln der Clubbesitzer. Kennen Sie einen persönlich?«

Sie nahm ihr Glas, trank einen Schluck und holte tief Luft. »Oh ja, das ist eine der Perioden aus meinem Leben, an die ich eigentlich nicht so gerne erinnert werde. Ein Ex von mir hatte einen ähnlichen Laden wie den hier, nur etwas kleiner, auf der Lower East Side. Mit dem Club lief es gut, mit der Beziehung leider nicht.«

»So ist das Leben«, sagte ich und sah, wie die Frau, in deren Drink der dunkelhaarige Mann gerade etwas hineingetan hatte, zurückkam.

Sie wirkte fröhlich, etwas ausgelassen, hatte wohl schon etwas getrunken. Ich konnte nicht hören, was die beiden sprachen, sah aber, wie sie flirteten. Während ich noch ein paar Worte mit meiner Gesprächspartnerin wechselte und die Zielperson unserer Observation im Auge behielt, schaute ich hin und wieder zu dem Pärchen hinüber.

Es dauerte nur ein paar Minuten, da lachte sie nicht mehr, es schien ihr nicht gut zu gehen. Das bestätigte meinen Verdacht. Er redete mit ihr, stand dann auf und half ihr hoch. Zusammen gingen sie, nachdem er Geld für die Drinks auf den Tisch gelegt hatte, in Richtung Ausgang.

Eine Kellnerin sprach die beiden an. Einen Moment lang hatte ich die Hoffnung, dass man die beiden aufhalten würde und ich nicht gezwungen war, einzugreifen und die Observation zu unterbrechen. Aber so viel Glück hatte ich an diesem Abend nicht. Die beiden gingen weiter zum Ausgang, wobei sie mehr torkelte als ging.

Ich wusste, was folgen würde. Er hatte ihr eine Droge verabreicht, wahrscheinlich würde sie gleich bewusstlos werden. Dann konnte er mit ihr machen, was er wollte, seine wenig ehrbaren Fantasien ausleben. Das durfte ich nicht zulassen.

Ich nahm mein Handy heraus und schickte Phil eine Nachricht. Dann stand ich auf, zog ein paar Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch, wobei ich meiner Gesprächspartnerin sagte: »Sorry, ein Notfall, ich muss in die Klinik. Das ist der Fluch meines Lebens – wenn ich eine charmante Frau kennenlerne, ruft die Pflicht.«

»Oh, Sie sind Arzt?«, fragte sie, griff in ihre Tasche und zog eine Karte heraus. »Rufen Sie mich doch an, wenn Sie wieder frei haben.«

Sie fasste mich am Sakko, zog mich langsam, aber bestimmt herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange.

»Hört sich vielversprechend an«, sagte ich, lächelte und ging dann zum Ausgang.

Kurz bevor ich ihn erreicht hatte, drehte ich mich noch einmal um und schaute zu Sheila. Wir lächelten uns an, dann ging ich weiter.

***

Draußen war es dunkel, die Sonne war schon vor mehr als einer Stunde untergegangen. Ich schaute mich um, um den Mann und die Frau zu finden. Links war niemand zu sehen, rechts auch nicht – doch, ich konnte die Silhouette der beiden gerade noch erkennen, bevor sie hinter einem Haus verschwunden waren.

Mit schnellen Schritten ging ich los, in die Richtung, in der ich die beiden ausgemacht hatte. Ich erreichte einen schlecht beleuchteten Parkplatz. Ich strengte mich an, die Dunkelheit zu durchdringen. Plötzlich hörte ich, wie die Tür eines Autos geöffnet wurde. Schnell eilte ich in die Richtung und konnte sehen, wie sich der Mann in den Wagen beugte. Von ihr war nichts zu sehen, wahrscheinlich befand sie sich schon im Fahrzeug.

»Hey, Mister, FBI, bleiben Sie stehen!«, rief ich in seine Richtung.

Ich sah ihn zusammenzucken. Und dann machte er eine Bewegung, die ich schon so oft gesehen hatte, dass ich genau wusste, was sie bedeutete.

Geistesgegenwärtig sprang ich zur Seite. Das war mein Glück, denn Sekundenbruchteile später flog eine Kugel an mir vorbei. Hätte ich mich nicht bewegt, wäre ich getroffen worden.

Fast automatisch zog ich meine Waffe.

»Ergeben Sie sich und legen Sie Ihre Waffe auf den Boden!«, rief ich und wiederholte noch einmal, dass ich vom FBI war.

Die Reaktion war eine Salve von Kugeln, die schlecht gezielt abgefeuert wurden und mich ebenfalls verfehlten. Ich überlegte blitzschnell, wie ich vorgehen sollte. Verstärkung anzufordern würde zu lange dauern. Es war schnelles Handeln gefragt, bevor er flüchtete oder – schlimmer noch – seinem Opfer etwas antat.

Ohne ein Geräusch zu verursachen, veränderte ich meine Position. Mein Plan war, einen Warnschuss auf ihn abzugeben und ihn so zur Vernunft zu bringen. Sollte die Warnung nicht funktionieren, blieb mir immer noch Plan B.

»Komm raus, du FBI-Bulle!«, rief der Mann, wobei er ziemlich aufgeregt klang.

Ich verfolgte weiter meinen Plan, suchte mir eine gute Position, stand blitzschnell auf, visierte den Boden vor seinen Füßen an und schoss.

Offenbar hatte der Mann damit gerechnet, dass ich direkt auf ihn zielte, und sich genau im gleichen Augenblick zu Boden geworfen, wo er jetzt regungslos liegen blieb.

Auf den Knall meines Schusses folgte eine unangenehme Stille. Ich wusste nicht, ob ich ihn getroffen hatte oder nicht. War er wirklich verletzt oder stellte er sich nur so, um mich näher an sich heranzulocken und dann zu schießen? Ich konnte seine Waffe nicht genau sehen, nur den dunklen Umriss seines Körpers. Sicherheitshalber ging ich in Deckung, beobachtete ihn aber weiter.

»Was ist los?«, hörte ich Phils Stimme aus der Dunkelheit.

»Ich glaube, ich habe ihn erwischt, bin aber nicht sicher«, sagte ich.

Phil ging neben mir in Deckung. »Wer ist er? Und warum gab es ein Feuergefecht?«

»Er hat seiner Begleitung irgendwas ins Glas getan und sie abgeschleppt, als sie bewusstlos wurde«, antwortete ich. »Als ich ihn hier auf dem Parkplatz stellen wollte, hat er auf mich geschossen.«

»Date Rape«, sagte Phil.

Ich nickte. »Wobei es dazu nicht gekommen ist.«

»Wollen wir nachschauen, was mit ihm ist?«, fragte Phil. »Wenn du mir Deckung gibst, schleiche ich mich von der Seite an ihn heran.«

»Gut, geh los, ich richte seine Aufmerksamkeit auf mich, du hast eine Minute«, sagte ich.

Phil setzte sich leise in Bewegung, verschwand hinter den parkenden Autos. Ich schaute auf die Uhr. Eine Minute – konnte eine ziemlich lange Zeit sein, wenn man wartete.

Nachdem die Minute vergangen war, schaute ich zu dem Mann, der weiterhin bewegungslos auf dem Boden lag, und rief: »Geben Sie auf, hier ist das FBI!«

Als keine Reaktion erfolgte, leuchtete ich ihn mit meiner kleinen Taschenlampe an. Ich sah, wie eine dunkle Gestalt von der Seite auf ihn zukam – Phil. Er schob die Waffe, die auf dem Boden lag, zur Seite und drehte den Kopf des Mannes ein Stück zur Seite.

»Er ist tot«, rief Phil mir zu.

»Verdammt!«, fluchte ich. »Das hat mir noch gefehlt!«

Ich stand auf und ging zu den beiden. »Und was ist mit der Frau? Lebt sie noch?«

Phil ging zu ihr, fühlte ihren Puls und nickte. »Ja, sie ist nur bewusstlos. Wir sollten einen Krankenwagen kommen lassen – und die Crime Scene Unit.«

»Ja, das wäre besser«, sagte ich und nahm mein Handy, um das FBI Field Office zu informieren und die entsprechende Unterstützung anzufordern.

Ich sprach auch mit Mr High, um ihm mitzuteilen, dass die Observierung eine unplanmäßige Unterbrechung erfahren hatte.

»Sind Sie in Ordnung?«, war seine erste Frage, nachdem ich ihm erzählt hatte, was vorgefallen war.

»Ja, Sir, ich schon«, antwortete ich. »Im Gegensatz zu dem Mann.«

»Haben Sie ihn schon identifiziert?«, fragte Mr High.

»Einen Augenblick, Phil durchsucht gerade seine Kleidung«, antwortete ich.

Phil fand die Brieftasche des Mannes, öffnete sie und schaute mich ernst an. »Das ist Frank Brown, der Sohn von Alfonso Brown.«

Mein Hals schnürte sich zu. Verdammt, das bedeutete Ärger.

»Wer ist es?«, fragte Mr High, der Phil wohl nicht gehört hatte.

»Frank Brown«, antwortete ich. »Der Sohn des Mafia-Bosses Alfonso Brown!«

Mr High schwieg einen Augenblick. Er wusste ebenso gut wie ich, dass das Ärger bedeuten würde. Die Brown-Familie war eine der letzten italienischer Abstammung, die in New York ihr Unwesen trieb. Sie hatten ihre ursprünglichen Geschäftsfelder der Prostitution, des Glücksspiels und des Drogenhandels inzwischen heruntergefahren und verdienten viel Geld mit Grundstücksspekulationen. Offiziell handelte es sich um ehrbare Immobilienmakler, die allerdings auch vor Körperverletzung und Mord nicht zurückschreckten, um ihre Ziele zu erreichen. Dazu beschäftigten sie eine Reihe von Schlägern und Hitmen.

»Ich schicke Joe und Les vorbei, sie sollen den Vorfall untersuchen«, sagte Mr High. »Bleiben Sie vor Ort und warten Sie auf sie. Danach sollten Sie ins Field Office kommen. Dort können Sie Ihren Bericht erstellen, ebenso Phil.«

»Wird erledigt, Sir«, bestätigte ich.

»Das wird bestimmt Ärger geben«, meinte Phil. »Alfonso Brown ist nicht gerade für sein Verständnis berühmt.«

»Ja, er wird das sicher nicht einfach auf sich beruhen lassen«, stimmte ich Phil zu. »Sobald das hier bekannt wird, muss ich auf der Hut sein. Die Tatsache, dass ich für das FBI arbeite, wird ihn in diesem speziellen Fall nicht davon abhalten, seine Bluthunde auf mich zu hetzen.«

Phil schaute nachdenklich drein. »Vielleicht wäre es besser, wenn du erst einmal ein paar Tage von der Straße verschwindest.«

»Das werde ich wohl müssen«, erwiderte ich. »Wobei mir das nicht gefällt. Ich habe keine Lust, irgendwo herumzusitzen und darauf zu warten, dass ich mir von irgendeinem Hitman eine Kugel einfange. Es wäre sicher besser, in die Offensive zu gehen.«

»Sicher, aber dazu brauchen wir einen Plan«, sagte Phil. »Und den sollten wir in Ruhe ausarbeiten können. Aber wie auch immer, was hat Mister High gesagt?«

»Joe und Les übernehmen die Ermittlungen und wir sollen ins Field Office fahren«, antwortete ich. »Mann, ich hatte schon so ein komisches Gefühl, als ich den Kerl zum ersten Mal im Club gesehen habe.«

»Das wird schon«, versuchte Phil mich zu beruhigen. »Die Frau macht ihre Aussage, wir finden das Betäubungsmittel in ihrem Blut und vielleicht auch in seiner Tasche, die Crime Scene Unit bestätigt deine Aussage und peng – alles klar. Dann nehmen wir uns Alfonso Brown vor.«

Ich nickte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht so einfach laufen würde. Gerade hatte ich einen Mann erschossen, aus Notwehr zwar, aber das Resultat war dasselbe. Er war tot. Auch wenn er der Sohn eines Mafia-Bosses war. Frank Brown war durch einen dummen Zufall gestorben, eigentlich, weil er meinem Warnschuss ausweichen wollte.

Es dauerte nicht lange, bis der Rettungswagen kam. Phil notierte sich den Namen der bewusstlosen Frau – Mariah Pertrano. Dann wurde sie vom Rettungsarzt versorgt und in den Wagen gebracht, der sie in das nächste Krankenhaus fahren würde.

»Sie sollte Polizeischutz haben«, sagte ich zu Phil. »Es könnte sein, dass die Familie Brown nicht will, dass sie etwas Negatives über Frank Brown aussagt.«

»Darum kümmere ich mich schon«, versprach Phil und nahm sein Handy heraus, mit dem er Mr High den Namen des Krankenhauses mitteilte, in das Miss Pertrano gebracht wurde.

Mr High hatte bereits den gleichen Gedanken gehabt wie ich und zwei Agents abgestellt, die sich um den Schutz der jungen Frau kümmern würden.

»Dann sollten wir jetzt auf Joe, Les und die Crime Scene Unit warten«, sagte Phil.

Ich schaute ihn an. »Hast du von deinem Platz im Club Frank Brown und Miss Pertrano sehen können?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Entsprechend kann ich dazu nichts sagen. Gab es im Club jemanden, der es gesehen haben könnte?«

»Eine der Kellnerinnen«, erinnerte ich mich. »Ihr ist wohl aufgefallen, dass es Miss Pertrano schlecht ging, als sie mit Brown den Club verlassen hat – sie sollte auf jeden Fall befragt werden. Sonst wüsste ich niemanden.«

Phil nickte. »Gut, wir sagen Joe und Les Bescheid, damit sie sich darum kümmern können. Hoffentlich brauchen sie nicht zu lange.«

»Ja, hoffentlich«, sagte ich.

***

Als Erstes traf das Team der Crime Scene Unit ein. Es wurde von Dr. Hammertson geleitet, einem älteren Pathologen, der erst vor ein paar Monaten von Boston nach New York versetzt worden war. Für seine fast sechzig Jahre war er körperlich gut drauf, was aber nicht unbedingt für seine geistige Einstellung galt. Phil und er hatten sich schon einmal in die Haare gekriegt, weil sie bezüglich des Vorgehens bei einem Mordfall nicht einer Meinung waren.

»Irgendwie scheinen wir heute eine kleine Pechsträhne zu haben«, meinte Phil. »Warum muss denn ausgerechnet der hier auftauchen?«

»Ganz ruhig«, sagte ich. »Lass uns professionell bleiben, dann läuft das schon.«